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OSTEOPOROSE
Neue Therapieoption bei manifester Osteoporose ermöglicht starke Senkung des Frakturrisikos
Nachdem Romosozumab von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) am 9. Dezember 2019 zur Behandlung der manifesten Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit deutlich erhöhtem Frakturrisiko zugelassen wurde (1), ist der Sklerostin-Inhibitor seit dem 15. März in Deutschland erhältlich. Der humanisierte monoklonale Antikörper wird mittels Fertigpen in einer Dosis von 210 mg (zwei s.c.-Injektionen von je 105 mg) 1x monatlich über 12 Monate injiziert, danach ist eine antiresorptive Therapie angebracht, um den erzielten Nutzen langfristig zu erhalten.
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Romosozumab (EVENITY®) bindet und hemmt das Protein Sklerostin. Durch die Aktivierung von Saumzellen, eine gesteigerte Knochenmatrixproduktion durch Osteoblasten und die Rekrutierung von Osteoprogenitorzellen stärkt es den Knochenaufbau. Zusätzlich kommt es über Veränderungen in der Expression von Osteoklastenmediatoren zu einer Hemmung des Knochenabbaus. Dieser duale osteoanabole und antireund einem signifikant niedrigeren Frakturrisiko. Die BehandOsteoporose und deutlich erhöhtem Frakturrisiko eine neue
sorptive Wirkmechanismus führt zu einem raschen Anstieg der trabekulären und kortikalen Knochenmasse sowie einer Verbesserung der Knochenstruktur und -festigkeit. (1)
Signifikante Überlegenheit versus Alendronat
Die Zulassung von Romosozumab basiert auf den Ergebnissen eines internationalen Phase-III-Programms mit den Studien ARCH (2), FRAME (3) und STUCTURE (4), in denen bei über 11.000 Patienten eine Erhöhung der Knochendichte (BMD) sowie signifikante Reduktion des Frakturrisikos nach 12 Monaten belegt wurde. Besonders relevant ist die mit 4.093 postmenopausalen Frauen mit Osteoporose und Vorfrakturanamnese (99 %) durchgeführte Phase-III-Studie ARCH: Durch eine 12-monatige Romosozumab-Therapie, gefolgt von 12 Monaten Alendronat 70 mg, wurde im Vergleich zu einer 24-monatigen Alendronat-Therapie das relative Risiko neuer vertebraler Frakturen signifikant um 48 % (6,2 vs. 11,9 %; p<0,001) reduziert (Abb.) (2).
Zum Zeitpunkt der Primäranalyse (mediane Beobachtungszeit 33 Monate) war bei jenen Frauen, die in den ersten 12 Monaten Romosozumab erhalten hatten, die Inzidenz von klinischen, Hüft- und non-vertebralen Frakturen um 27, 38 und 19 % verringert. (2) Voraussetzung für die Reduktion des Frakturrisikos war eine deutliche Erhöhung der BMD: Nach 12 an der Lendenwirbelsäule (LWS) gegenüber dem Ausgangswert um durchschnittlich 13,7 % (p<0,001) erhöht. Der in den ersten 12 Monaten mit Romosozumab erzielte signifikante Unterschied bei der BMD blieb bei der Umstellung auf bzw. der Fortsetzung mit Alendronat bis Monat 36 erhalten. (2) Insgesamt waren die Nebenwirkungen und schwerwiegenden Nebenwirkungen zwischen beiden Gruppen ausgewogen. In den ersten zwölf Monaten wurden mehr schwerwiegende kardiovaskuläre Nebenwirkungen im Romosozumab-Arm beobachtet. (2)
Fazit: In der Zulassungsstudie führte die Behandlung mit Romosozumab gefolgt von Alendronat im Vergleich zu Alendronat allein zu einem deutlich höheren Anstieg der Knochendichte lung mit Romosozumab gefolgt von einer antiresorptiven Therapie stellt für postmenopausale Frauen mit manifester Monaten hatte Romosozumab bei den Patientinnen die BMD
Option dar, um das Risiko für weitere Frakturen zu senken. m
Report mit freundlicher Unterstützung der UCB Pharma GmbH
Inzidenz neuer vertebraler Frakturen nach 24 Monaten (%) 12
10
8
6
4
2
0 11,9
RRR 48 %*
6,2
p<0,001
243/2.047 127/2.046
* Relative Risikoreduktion (RRR) nach 24 Monaten basierend auf der Last observation carried forward-Methode (LOCF): 50 % (nominal p<0,001): Romo – Aln: 4,1 % (74/1.825) vs. Aln – Aln: 8,0 % (147/1.843)
Alendronat –Alendronat Romosozumab – Alendronat
Abb.: ARCH-Studie: Relative Risikoreduktion (RRR) für neue vertebrale Frakturen in Monat 24 nach 12 Monaten Romosozumab (Romo) gefolgt von 12 Monaten Alendronat (Aln) gegenüber 24-monatiger Alendronat-Therapie (mod. nach 2)
SYSTEMISCHE UND POLYARTIKULÄRE JIA Tocilizumab jetzt auch als Fertigpen zugelassen
Die subkutane (s.c.) Darreichungsform des IL-6-Rezeptorinhibitors Tocilizumab wurde im April 2020 um einen Fertigpen zur einmaligen Anwendung erweitert. Für Patienten mit systemischer bzw. polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis (sJIA/pJIA) bietet der Fertigpen mehr Flexibilität bei der Anwendung und einen erleichterten Alltag. Tocilizumab war als Infusionslösung seit 2011 respektive 2013 für Patienten mit sJIA bzw. pJIA sowie seit 2018 als Fertigspritze für beide Indikationen verfügbar.
Gemäß EU-Zulassung kann Tocilizumab (RoActemra®) s.c. künftig mit einem Fertigpen (ACTPen) zur einmaligen Anwendung bei Patienten mit aktiver sJIA ab 12 Jahren verabreicht werden, wenn diese nur unzureichend auf eine Vortherapie mit NSAR und systemischen Kortikosteroiden angesprochen haben. Für Patienten mit pJIA ab 12 Jahren ist es in Kombination mit MTX angezeigt, die nur unzureichend auf eine Vortherapie mit MTX angesprochen haben. Tocilizumab kann bei sJIA und pJIA als Monotherapie verabreicht werden, falls eine MTX-Unverträglichkeit vorliegt oder MTX unangemessen erscheint. Jeder Fertigpen enthält 162 mg TocilizumabInjektionslösung in 0,9 ml. Es wird empfohlen, dass die erste Injektion unter Aufsicht von qualifiziertem medizinischen Fachpersonal durchgeführt wird, das in der Behandlung von sJIA, pJIA und/oder rheumatoider Arthritis (RA) und Riesenzellarteriitis (RZA) erfahren ist. Patienten oder Eltern/Erziehungsberechtigte können die Injektion von Tocilizumab mittels Fertigpen selbst vornehmen, nachdem der behandelnde Arzt die Zustimmung erteilt hat und sie in der Injektionstechnik angemessen geschult wurden. Der Fertigpen sollte nicht bei Kindern und Jugendlichen jünger als 12 Jahre angewendet werden. Die Zulassung beruht auf Daten zweier Studien mit gesunden Probanden bzw. erwachsenen RA-Patienten, die die Bioäquivalenz und Sicherheit der beiden Darreichungsformen als Pen und als Spritze belegt hatten. Die beiden Studien hatten bereits zur EU-Zulassung des ACTPens für Patienten mit RA und RZA im Mai 2018 geführt. m
Quelle: Pressemitteilung Roche Pharma AG, Chugai Pharma Germany GmbH, 8. April 2020
ENTZÜNDLICH-RHEUMATISCHE ERKRANKUNGEN Update zu Herpes zoster-Totimpfstoff
Für viele Rheumatologen und ihre Patienten war die Zulassung des Herpes zoster-Totimpfstoffs Shingrix eine Erleichterung, leider etwas getrübt durch die mitunter schlechte Verfügbarkeit. Einen Überblick zu den bisherigen Erfahrungen mit der Vakzine im Behandlungsalltag bot Prof. Dr. Tino F. Schwarz, Würzburg.
Nach zwei Jahren wurden laut Schwarz weltweit über 26 Millionen ShingrixDosen verimpft und knapp 29.000 unerwünschte Wirkungen gemeldet. Die klinischen Beobachtungen aus der routinemäßigen Anwendung hinsichtlich der Reaktogenität, Verträglichkeit und Sicherheit entsprechen den Ergebnissen der klinischen Phase-III-Studien.
Häufigste lokale bzw. systemische Impfreaktionen in einer Post-MarketingSurveillance waren Schmerzen an der Einstichstelle (10,9 %), Fieber (10,6 %), Schmerzen im Arm (9,4 %) oder allgemein (8,5 %), Schüttelfrost (7,9 %), Erytheme an der Einstichstelle (7,8 %), Fatigue und Kopfschmerzen. In 5,4 % der Fälle trat ein Herpes zoster auf, ob dies kausal mit der Impfung in Verbindung steht oder ein Zufallsbefund bei Patienten mit ohnehin erhöhtem Zoster-Risiko ist, ist allerdings noch völlig unklar, so Schwarz. Da auch in Deutschland mehrere Zoster-Verdachtsfälle oder solche mit bullöser Hautreaktion gemeldet wurden, hat das Paul-Ehrlich-Institut am 20. April eine Beobachtungsstudie gestartet, um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen.
Wichtig für die Praxis sind laut Schwarz vor allem folgende Punkte: Die ShingrixImpfung ist auch bei Personen mit anamnestischem Zoster möglich. Bislang wurden auch keine unerwünschten Reaktionen bei Koadministration mit anderen Totimpfstoffen (Influenza, Tdap, Pneumokokken sowie FSME) berichtet, möglichst sollten diese aber nicht im gleichen Arm injiziert werden. Shingrix sollte stets (wie empfohlen) i.m. verabreicht werden, s.c. ist mit erhöhten lokalen Nebenwirkungen zu rechnen.
Die Liefersituation bleibt leider auch 2020 unbefriedigend: Es gibt regelmäßige Lieferungen von 10er- und 1er-Packungen in limitierter Menge, vor Verabreichung der ersten Impfdosis sollte die zweite besser bereits in der Arztpraxis vorhanden sein. m
Quelle: Impf-Webinar GlaxoSmithKline Deutschland GmbH & Co. KG, 28. April 2020