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PSORIASIS-ARTHRITIS UND AXIALE SPA
FORTSCHRITTE IN DER RHEUMATOLOGIE
Neue Erkenntnisse zu Secukinumab bei Psoriasis-Arthritis und axialer Spondyloarthritis
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Bei Psoriasis-Arthritis (PsA) und ankylosierender Spondylitis (AS) zeichnet sich der Interleukin (IL)-17A-Inhibitor Secukinumab durch ein breites Wirkspektrum und eine langfristige Effektivität aus. Aktuelle Erkenntnisse zur Therapie der PsA, insbesondere der axialen PsA aus der MAXIMISE-Studie, sowie der AS und nicht-röntgenologischen axialen Spondyloarthritis (nr-axSpA) – bei letzterer standen vor allem die Ergebnisse der Phase-III-Studie PREVENT im Fokus – wurden kürzlich auf den 5. Rheumatologentagen in Berlin beleuchtet.
Für die Transition einer Plaque-Psoriasis zur PsA gilt die Enthesitis als entscheidendes Bindeglied in Kombination mit mechanischer Reizung als Trigger. Als Schlüsselzytokine gelten hierbei IL-23 und IL-17, berichtete eingangs Dr. Frank Behrens, Universitätsklinikum der Universität Frankfurt/M. Die IL-17A-Blockade mit z. B. Secukinumab kann bei PsA neben Gelenkbeschwerden und Hautbefall auch Enthesitis und Daktylitis lindern. (1) Bei PsA hat sich die IL-17A-Inhibition längst als gleichwertige Alternative zu Tumornekrosefaktor (TNF)-Inhibitoren etabliert und Einzug in die EULAR-Leitlinie gehalten. (2) Zum Einsatz kommen IL-17A-Inhibitoren ebenso wie TNFHemmer (oder auch IL-12/23-Hemmer) bei unzureichender Effektivität konventioneller (cs)DMARDs wie Methotrexat (MTX).
PsA: Wann hat die IL-17A-Inhibiton besondere Vorteile?
Die Frage, welches der beiden wichtigsten Therapieprinzipien – TNF- oder IL-17A-Inhibition – bei welchen Patienten mit csDMARD-Versagen besonders sinnvoll ist, adressiert eine Head-to-head-Studien mit Adalimumab als aktivem Komparator. Take home-message der Studie ist laut Behrens, dass die IL-17A- gegenüber der TNF-Inhibition beim Gelenkansprechen
100
ASAS20-Ansprechen (%)
60
40
20 Secukinumab 300 mg s.c. (n=164) Secukinumab 150 mg s.c. (n=157) Placebo (n=164)
66,3
63,1
31,3
0
4
Zeit (Wochen) 8 12
Abb. 1: ASAS20-Ansprechen von Patienten mit axialer PsA auf Secukinumab 300 oder 150 mg oder Placebo in der MAXIMISEStudie (4) numerisch gleichwertig und beim Hautansprechen überlegen ist, was die gute Evidenz der IL-17A-Inhibition wiederholt belegt. (3)
Axiale PsA: Secukinumab erweist sich als effektiv
Bislang lagen nur wenige Daten zur „axialen PsA“ vor, auch fehlen Klassifikationskriterien, so Behrens. Einen Fortschritt bedeutet nun die erste doppelblinde, placebokontrollierte PhaseIIIb-Studie MAXIMISE, die für 52 Wochen 498 Patienten mit aktiver PsA und klinisch diagnostizierter axialer Beteiligung (Wirbelsäulen-Schmerz VAS >40/100) sowie BASDAI ≥4 trotz Vortherapie mit ≥2 NSAR einschloss. Die Studienteilnehmer wurden gleichmäßig auf die Therapie mit Secukinumab 300 mg bzw. 150 mg oder Placebo randomisiert.
Der primäre Endpunkt eines ASAS20-Ansprechens in Woche 12 wurde signifikant erreicht: So betrug in Woche 12 das ASAS20- Ansprechen 63,1 % unter der 300 mg- und 66,3 % unter der 150 mg-Dosis (je p<0,0001) sowie 31,3 % im Placebo-Arm (Abb. 1). Eine Linderung der Beschwerden konnte unter Secukinumab bereits in Woche vier beobachtet werden. Das Ansprechen war unabhängig vom Geschlecht der Patienten, ihrer ursprünglichen Krankheitsaktivität oder einer Begleittherapie mit MTX. 80
(4) Genauere Rückschlüsse werden die 52-Wochen-Daten erlauben, ein erster Schritt bei axialer PsA ist aber gemacht.
AS: Langfristige Wirksamkeit von Secukinumab über 5 Jahre nachgewiesen
Der axialen SpA widmete sich im Anschluss Priv.-Doz. Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne. Sie berichtete über die weiter bestehenden Probleme bei der Auswahl von Kriterien für die Überweisung von Verdachtspatienten an Rheumatologen. Auch bei der Diagnosestellung durch den Rheumatologen selbst gilt es, ein Bündel klinischer Parameter im Auge zu behalten. Eine Sakroilitis im MRT muss ebenso sorgfältig differentialdiagnostisch abgeklärt werden, da ein positives MRT mit Knochenmarködem auch bei Gesunden nicht selten ist – MRT-Befunde müssen also stets im Verbund mit der Klinik bewertet werden.
In puncto Therapie kommen bei AS nach dem Versagen von NSAR wiederum TNF-Inhibitoren oder der IL-17A-Inhibitor Secukinumab in Frage, eine spezielle Präferenz für das eine oder andere Wirkprinzip geben weder die ASAS/EULAR- noch die aktuelle S3-Leitlinie der DGRh. (5, 6) Laut Kiltz zeigte Secukinumab in der MEASURE 2-Studie auch langfristig über 5 Jahre ein hohes ASAS20/40-Ansprechen von 66,7 bzw. 50 %. (7) Bisläufen. Dazu zählen sowohl die ankylosierende eine Frühform der AS dar. (6)
lang war der Einsatz von Secukinumab im Gegensatz zu fast allen TNF-Inhibitoren auf die AS limitiert. Seit kurzem ist der IL-17A-Inhibitor ebenfalls für die nr-axSpA zugelassen. (1)
IL-17A-Inhibitoren zeigen auch bei nr-axSpA gute Wirksamkeit
In die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte PREVENT-Studie zu Secukinumab wurden laut Kiltz 555 Erwachsene mit diagnostizierter axialer SpA eingeschlossen, die die ASAS-Klassifikationskriterien (aber nicht die modifizierten New York-Kriterien) erfüllten und einen BASDAI ≥4 sowie objektive Zeichen der entzündlichen Aktivität (Knochenmarködem im MRT der Sakroiliakalgelenke oder erhöhtes CRP) hatten. (8)
Die Patienten (ca. 90 % bDMARD-naiv) wurden im Verhältnis 1:1:1 randomisiert auf Secukinumab 150 mg (mit Aufsättigung), 150 mg (ohne Aufsättigung) oder Placebo. Die Gruppe mit Aufsättigung erhielt Secukinumab 150 mg zu Studienbeginn, in Woche 1, 2, 3 und 4, dann alle 4 Wochen bis Woche 52. Der Arm ohne Aufsättigung erhielt Secukinumab 150 mg zu Baseline und Placebo zu Woche 1, 2 und 3, und dann Secukinumab 150 mg alle 4 Wochen ab Woche 4. Primärer Endpunkt ist das 37,5
ASAS40-Ansprechen zu Woche 16 und zu Woche 52.
Auf dem ACR-Kongress 2019 waren zunächst die 16-WochenErgebnisse berichtet worden, die 52-Wochen-Daten stehen noch aus, so Kiltz. Der primäre und alle sekundären Endpunkte wurden erreicht. Zu Woche 16 war das ASAS40-Ansprechen mit 41,5 bzw. 42,2 % in beiden Secukinumab-Gruppen signifikant höher als in der Placebo-Gruppe mit 29,2 % (p<0,05).
Auch in den sekundären Endpunkten wie dem BASDAI50-Ansprechen (37,3 und 37,5 vs. 21,0 %) (Abb. 2), der ASAS partiellen Remission (21,6 und 21,2 vs. 7,0 %), sowie im Verlauf von BASDAI (-2,43 bzw. -2,35 vs. -1,46), BASFI, SF-36 PCS oder der Lebensnumab als signifikant überlegen (alle p<0,05), ohne relevantem Unterschied mit oder ohne vorherige Aufsättigung. (8) Auch bei der axialen SpA dürfte der Stellenwert der IL-17A-Inhibition nach Zulassung von Ixekizumab, das ebenfalls positive PhaseIII-Daten bei nr-axSpA und AS geliefert hat (9), noch weiter steigen. m
Krankheitsbild axSpA
Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) umfasst entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule mit unterschiedlichen Krankheitserscheinungen und -verSpondylitis (AS) als auch die nicht-röntgenologische axSpA (nr-axSpA). Dabei stellt die nr-axSpA
In beiden Ausprägungen ist die Krankheitslast vergleichbar hoch. Etwa 10–40 % der Patienten mit nr-axSpA entwickeln über einen Zeitraum von 2-10 Jahren eine AS. (10)
Quelle: 5. Novartis Rheumatologentage, Berlin, 28.-29. Februar 2020
Report mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH
50
BASDAI50-Ansprechen (%) 40
30
20
10
0 20 qualität (ASQoL) von Baseline bis Woche 16 erwies sich Secuki37,3
21,0
Secukinumab 150 mg s.c. mit Aufsättigung (n=185) Secukinumab 150 mg s.c. ohne Aufsättigung (n=184) Placebo (n=186)
4 6 8 Zeit (Wochen) 10 12 14 16
Abb. 2: BASDAI50-Ansprechen von Patienten mit nr-axSpA auf Secukinumab 150 mg (mit oder ohne Aufsättigung) oder Placebo in der PREVENT-Studie (8)
Literatur: 1 European Medicines Agency. Cosentyx Summary of Product Characteristics 2020; URL: https://www.ema.europa.eu/ en/documents/product-information/cosentyx-epar-product-information_de.pdf | 2 Gossec L et al., Ann Rheum Dis 2016; 75(3): 499- 510 | 3 Mease PJ et al., Ann Rheum Dis 2020; 79(1): 123-131 | 4 Baraliakos X et al., Ann Rheum Dis 2019; 78(Suppl2): OP0235 | 5 van der Heijde D et al., Ann Rheum Dis 2017; 76(6): 978-991 | 6 Kiltz U & Braun J et al., https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/060- 003k_S3_Axiale-Spondyloarthritis-Morbus-Bechterew-Fruehformen-2019-10.pdf | 7 Marzo-Ortega H et al., Ann Rheum Dis 2019; 78(Suppl2): Poster FRI0379 | 8 Deodhar A et al., ACR/ARP Annual Meeting 2019; Abstract L21 | 9 Deodhar A et al., ACR/ARP Annual Meeting 2019; Abstract 2729 | 10 Protopopov M et al., Expert Rev Clin Immunol 2018; 14(6): 525–533