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COVID-19 UND RHEUMATOLOGIE
COVID-19 UND RHEUMATOLOGIE Neue Studiendaten zu Tocilizumab
Laut der aktuellen S3-Leitlinie zur stationären Therapie von COVID-19-Patienten kann jetzt auch – primär auf Basis von Daten der RECOVERY (und REMAP-CAP)-Studie – der Interleukin (IL)-6-Rezeptorinhibitor Tocilizumab bei Patienten mit progredient schwerer Erkrankung gegeben werden, nicht aber bei fehlendem oder niedrigen O2-Bedarf sowie invasiver Beatmung. Das Fenster für dessen Einsatz ist also eher eng, was auch an diskrepanten Ergebnissen bisheriger Studien liegt. Bessere Ergebnisse scheinen mit hohem CRP assoziiert zu sein, auch die Kombination mit Dexamethason ist vielversprechend. Neue Langzeitdaten der CORIMUNO-TOCI-1-Studie legten jetzt französische Experten um Xavier Mariette, Paris, vor.
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In der randomisierten, kontrollierten Studie zu hospitalisierten Patienten (O2Zufuhr ≥3 ml/min., keine mechanische Beatmung) war der primäre Endpunkt (Bedarf für nicht-invasive Beatmung oder Intubation, Tod) an Tag 14 erreicht worden, jedoch ohne Überlebensvorteil durch Tocilizumab gegenüber einer Standardtherapie (SoC) an Tag 28.
Besser gestaltet sich das Therapieergebnis zugunsten des IL-6-Rezeptorinhibitors nach einem erweiterten Follow-up über 90 Tage (n=63 vs. n=67) – vor allem bei zu Beginn hohen CRP-Spiegeln. An Tag 90 waren weniger Patienten unter Tocilizumab verstorben (11 vs. 18 %; adj. Hazard ratio, HR 0,64; 95% KI 0,25-1,65). Das Erreichen des primären kombinierten Endpunkts an Tag 14 und Tod an Tag 90 war signifikant mit dem CRP-Spiegel assoziiert. Bei Patienten mit einem CRPSpiegel >15,0 mg/dl zeigte sich ein deutlicher Vorteil im primären Endpunkt von Tocilizumab (18 vs. 57 %, HR 0,18; 95% KI 0,06-0,59), nicht aber bei niedrigeren CRP-Werten darunter. Das gleiche Bild zeigte sich bei der 90-Tages-Mortalität (9 vs. 35 %, HR 0,18; 95% KI 0,04-0,89).
Schwächen der Studie waren die engen Eingangskriterien, der seltene Einsatz von Steroiden (im Gegensatz etwa zur RECOVERY-Studie) und die niedrige Patientenzahl, was allgemeingültige Aussagen nicht zulässt. Die Autoren folgern dennoch, dass Tocilizumab bei mittelschwerer bis schwerer COVID19-Pneumonie und hohem CRP-Spiegel seinen Platz haben könnte. Noch genauer zu klären sind potenzielle Vorteile einer Kombination aus Tocilizumab und Dexamethason. m
Quelle: JAMA Intern Med 2021; doi: 10.1001/jamainternmed.2021.2209
Positive Phase-III-Ergebnisse zu Anakinra
Gemäß den aktuellen Top-line-Ergebnissen der SAVE-MORE-Studie reduzierte der frühzeitige und gezielte Einsatz des IL-1-Rezeptorantagonisten Anakinra zusätzlich zu einer Standardtherapie bei hospitalisierten Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COVID-19-Pneumonie und schlechter Prognose die Mortalität sowie die Progression zu schwerem Atemversagen Überdies konnten mehr Patienten ohne Anzeichen einer COVID-19-Infektion aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Bereits frühere Fallserien und kleinere Beobachtungsstudien hatten auf positive Effekte von Anakinra hoffen lassen, auch wenn es in der randomisierten, kontrollierten CORIMUNO-ANA-1-Studie letztlich enttäuschte.
Bei SAVE-MORE handelt es sich nun um eine laufende große, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie, in die speziell COVID19-Patienten eingeschlossen wurden, die noch nicht intensivpflichtig waren, aber ein erhöhtes Risiko für schweres Lungenversagen hatten. Als Anhaltspunkt hierfür diente die Bestimmung eines erhöhten suPAR-Wertes (löslicher Urokinase-Plasminogen-Aktivator-Rezeptor) ≥6 ng/ml. Anakinra wurde zusätzlich zur SoC in einer Dosis von 100 mg/Tag s.c. für bis zu 10 Tage verabreicht. Von 1.060 untersuchten Patienten wurden schließlich 606 an 40 Standorten in Griechenland und Italien randomisiert.
Die Analyse des primären Endpunkts, der 11-Punkte WHO Clinical Progression Ordinal Scale (CPS) an Tag 28, zeigte eine signifikante Verbesserung bei Patienten, die eine SoC plus Anakinra erhielten, im Vergleich zu Patienten, die nur die SoC plus Placebo erhielten (Odds Ratio, OR 0,36; p<0,001). Die Anzahl der Patienten, die verstarben oder eine schwere Ateminsuffizienz entwickelten, verringerte sich, während die Anzahl der Patienten stieg, die ohne Zeichen einer COVID-19-Infektion aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Diese Veränderungen waren evident an Tag 14 und zeigten ebenfalls eine statistisch signifikante Differenz (OR 0,59; p=0,001). Studienleiter Evangelos J. Giamarellos-Bourboulis, Athen, betonte vor allem die gute Effektivität in der Prävention schwerer Verläufe bei Patienten, die noch nicht auf eine Intensivstation verlegt werden mussten. m
Quelle: Pressemitteilung Swedish Orphan Biovitrum AB, Hellenic Institute for the Study of Sepsis, 3. Mai 2021