risControl 08 2022 plus Vertrieb im Zentrum

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risControl Das Nachrichtenmagazin für Versicherungs- und Finanzinformation Nr. 08 - 2022 | Heft 516 | 43. Jahrgang

Mein Leben ist gut so Interview mit Mag. Toni Innauer über Goldmedaillen, Leistungsfähigkeit, Scheitern und Lebenszeit

Der persönliche Kontakt Interview mit Jörg Illing, Leiter Vertriebspartner der Hannoverschen Lebensversicherung AG

Mit der passenden AssetAllocation ruhig durch Krisenzeiten von Michael Kordovsky

Gesund bleiben Österreich ist ein Land der Gesunden, über 70 Prozent der Österreicher beurteilen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut oder sehr gut.


Auf das Glück vertrauen? Karriere. Wünsche. Ziele. Um all Ihre Pläne zu finanzieren, verlassen Sie sich auf Ihre Arbeitskraft. Doch was, wenn Arbeitskraft Sie verlässt? Pflegevorsorge nachdie Maß. Durch Unfall, Krankheit oder andere Schicksalsschläge? Verschließen Sie nicht die Augen, sorgen Sie vor – mit Plan B, der Berufsunfähigkeitsversicherung der NÜRNBERGER.

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REVIVAL

Liebe Leserin, lieber Leser, Seit 43 Jahren erscheint risControl als Print-Ausgabe. Die Themen haben sich verändert, weil sich auch die Zeit verändert hat. Risikosparten sind dazugekommen, daran hätte 1976 nicht einmal ein Zukunftsforscher gedacht. Nehmen Sie das Cyber-Risiko: Was damals Einbruch in das Gassenlokal war, ist heute der Einbruch in das Computernetzwerk. Für Kriminelle einfacher, sie brauchen keinen Hammer, sondern einen Trojaner, den sie platzieren. Was mehr Schaden anrichtet, steht auf einem anderen Blatt. Risk Management war damals schon wichtig und heute umso mehr. Aber es geht nicht um die Veränderung der Versicherungsbranche, sondern um die Veränderung unserer Medien. Damals gab es risControl als Print-Magazin, nur teilweise in Farbe und unter „riskKontroll“ bekannt. Heute gibt es neben dem Print-Magazin das wöchentliche PDF-Magazin und die nicht wegzudenkende Website mit den täglichen Informationen, die man über sein elektronisches Endgerät jeden Tag zur Frühstückszeit empfangen kann. Um nochmals in die Vergangenheit zu blicken: Vor zehn Jahren haben wir zum letzten Mal die Statue für den servicefreundlichsten Versicherer verliehen und auch unsere Ära der Versicherungsfachmessen damit beendet. Nun folgt für uns ein Revival, weil die Bezeichnung eines wöchentlichen PDFMagazins als „Online“-Magazin nicht mehr zeitgemäß ist. Online ist online und kann nicht die Bezeichnung eines PDFMagazins bedeuten.

risControl Premium ist die Bezeichnung von etwas Besonderem und lässt nicht klar erkennen, dass dahinter der tägliche Nachrichtenkanal von risControl steckt. Und damit werden nicht nur unsere Medien einem Revival unterzogen werden, sondern wir haben uns dazu entschlossen, uns mit der „Vertrieb im Zentrum“-Convention, nächstes Jahr am 4. Mai in Salzburg, wieder in den Reigen der Veranstalter einzureihen. Damit Neues seinen Platz hat, wird die Convention mit nichts anderem vergleichbar sein. Ein neues, schlankes Konzept, welches den Fokus auf das Wesentliche legt, nämlich die Kommunikation, ob digital oder persönlich. Kein Schaulaufen der Werbebudgets, sondern die Fokussierung auf Information und Neuigkeit. Es wird alles vertreten sein. Damit auch Altes wieder neu wird, werden wir anlässlich der Convention den Preis des servicefreundlichsten Versicherers wieder auferstehen lassen. Natürlich nicht mehr mit handschriftlich auszufüllendem Fragebogen, sondern mit Hilfe neuester Technologien und einem österreichweit tätigen erfolgreichen Partner www.meineweiterbildung.at. risControl Online wird zu risControl Weekly und risControl Premium zu risControl Daily, damit es zu keinen Verwechslungen und Unverständnissen kommt. Einfach, klar und sicher – wir bleiben unabhängig und nur unseren Leserinnen und Lesern verpflichtet. Wir bieten weiterhin die Informationen über und in der Branche. risControl Print wird sich ab Jänner 2023 mit einem noch attraktiveren Layout präsentieren. Ihre Doris Wrumen

Wir lieben alle Menschen!

Wir legen großen Wert auf geschlechtliche Gleichberechtigung. Aufgrund der Lesbarkeit der Texte wird bei Bedarf nur eine Geschlechtsform gewählt. Dies impliziert keine Benachteiligung der anderen Geschlechter. rC 08/2022 | 03 | EDITORIAL


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16 Editorial 03

Revival

News 06 06 06 07 07 08 08 08 09 09 10 10 11 11

Director Cyber Solution Aon Österreich

Neue CFO

FINABRO GmbH

Studie

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Creditreform

„Health & Benefits”-Spezialist GrECo

Verbot von Lösegeldzahlungen Geneva Association

Neue Geschäftsführung Allianz Partners

Weiterführung Gütesiegel ARISECUR

Expansionskurs ÄrzteService

Vorstandswechsel Gitzmairische Versicherung VVaG

Nachhaltigkeitspreis

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Generali Versicherung

Auszeichnung für Umweltschutz

Coverstory

DONAU Versicherung

Leitbetrieb

D.A.S. Rechtsschutz AG

Neuer Vorstand

Helvetia Versicherung

Ehrung

Fachverband Versicherungsmakler

26 30 32

Gesund bleiben Digitale Gesundheit Berufsunfähigkeit: „Man denkt immer, es trifft die anderen.“ von Ornella Wächter

rC 08/2022 | 04 | INHALT


36 26 Interview 16 38

Der persönliche Kontakt Jörg Illing, Leiter Vertriebspartner der Hannoverschen Lebensversicherung AG

Mein Leben ist gut so

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Mag. Toni Innauer von Mag. Christian Sec

Markt 15 18 19 20 20 20 21 22 22 23 24

Kolumne

Steuerliche Anreize für die Zukunftsvorsorge in Österreich Courtage Control baut Portalanbindungen weiter aus Stimmen für Versicherungspflicht

42 44 48

Mit Sisyphus ins Glück von Mag. Christian Sec

Ausstieg, Einstieg von Mag. Christian Sec

VVO

Erfolgreiches Halbjahr

Vermittlung nachhaltiger Versicherungsanlageprodukten – ein grüner, steiniger Weg

Allianz Österreich

von Mag. Martin Pichler und Mag. Philip Windischer

Neue Risikolebensversicherung NÜRNBERGER

Finanzen

Zwei akkreditierte Prüfstellen Fachverband Versicherungsmakler

Expansion nach Südosteuropa

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Merkur Gruppe

Insolvenzstatistik

46

Creditreform

Betriebsversicherung neu

Mit der passenden Asset-Allocation ruhig durch Krisenzeiten von Michael Kordovsky

Crowdinvestments haben ein Risiko von Michael Kordovsky

DONAU Versicherung

Sicher und bequem durch die BU-Gesundheitsprüfung Die Renaissance der Betriebsunterbrechungsversicherung für technische Versicherungen

Kommentar 36

„Ein fairer Handel“ von Fritz Rabensteiner

rC 08/2022 | 05 | INHALT


Director Cyber Solution Aon Österreich

Der Risikoberater und Versicherungsmakler Aon reagiert auf die rasante Entwicklung von Cyber-Risiken und verstärkt seine Specialty-Einheit Cyber mit der langjährigen Branchenexpertin Kerstin Keltner. „Aon unterstützt bei der Beherrschung von Unternehmensrisiken neben der klassischen Risikoverlagerung vor allem auch im Cyber-Riskmanagement durch Inhouse-Experten. Das differenziert Aon klar von allen Marktbegleitern und war für mich der ausschlaggebende Grund dafür, zu Aon zu wechseln“, sagt Kerstin Keltner, die seit Mitte Juli das Cyber-Team in Österreich verstärkt. „Aufgrund der angespannten Lage am Cyber-Versicherungsmarkt bedürfen die Kunden keiner klassischen Versiche-

rungsberatung mehr, sondern einer allumfassenden Risikoberatung, sowohl in rechtlicher als auch in technischer Hinsicht“, ergänzt die Expertin. Keltner (34) ist seit neun Jahren in der Versicherungsbranche tätig, zuletzt als Mitglied der erweiterten Geschäftsführung der KOBAN SÜDVERS GROUP GmbH. Im Fokus ihrer Tätigkeit stehen die Beratung und die Vermittlung von CyberVersicherungen und Cyber-Riskmanagement. Sie arbeitet darüber hinaus als Lektorin an der Donau-Universität Krems, ist Vortragende bei verschiedenen Fortbildungseinrichtungen in der Versicherungsbranche und publiziert Fachartikel in den Bereichen Cyber-Risiken,

Kerstin Keltner

Datenschutz und Vermittlerrecht. Keltner ist Auditorin bei Austrian Standards, als Zertifizierungseinrichtung nach dem Code of Conduct für Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten, sowie Cofounder Women in Insurance Austria (Netzwerk für Frauen aus der Versicherungswirtschaft).

Neue CFO

FINABRO GmbH Mit 1. Juni 2022 wurde Elisabeth Heiserer zum CFO bei FINABRO bestellt. Sie ist damit für alle Finanzthemen des Unternehmens zuständig. Die erfahrene Managerin bringt neben Corporate-Finance- und Berater-Know-how, unter anderem aus ihrer Tätigkeit bei Deloitte, auch umfassende Kenntnisse der Start-

up-Szene mit. Sie war beim Hightech-Inkubator INiTS als Start-upConsultant tätig und zuletzt CFO bei Klaiton. Dort hat sie bereits mehrere erfolgreiche Finanzierungsrunden inkl. Teilexit, ManagementBuy-Out und Carve-Out eines Geschäftsbereichs begleitet.

Studie

Creditreform Univ.-Prof. Dr. Walter S. A. Schwaiger, Leiter des Forschungsbereichs „Finanzwirtschaft und Controlling“ am Institut für Managementwissenschaften (IMW) an der TU Wien, hat anhand der Daten der Creditreform Wirtschaftsdatenbank,

die alle Unternehmen und selbständig Tätige mit Sitz in Österreich umfasst, die Ausfälle der heimischen Unternehmen in den Pandemiejahren 2020 und 2021 analysiert. Das Ziel der vorliegenden Ausfallstudie (Statistical Default Study) besteht rC 08/2022 | 06 | NEWS

Elisabeth Heiserer

darin, die Auswirkungen der Beendigung der außerordentlichen Stützungsmaßnahmen und damit das aktuelle Ausfallsrisiko der österreichischen Unternehmen zu bestimmen. Die Ausfallsraten der letzten beiden Jahre (2021 und 2020) sind mit 0,76 Prozent und 0,81 Prozent auf historische Tiefstände gesunken. Dementsprechend sind die Firmeninsolvenzen um 40 Prozent zurückgegangen. Es zeigt laut Studie


aber nur ein verzerrtes Bild der Realität. Denn die staatlichen Hilfsmaßnahmen laufen aus und die neuen wirtschaftlichen „Gewitterwolken“ – wie Lieferengpässe und Arbeitskräftemangel sowie explodierende Energie- und Rohstoffpreise, der Ukraine-Krieg und seine Folgen, die seit Jahrzehnten höchsten Inflationsraten und die auch in Europa nunmehr anstehenden Zinserhöhungen – werden die künftigen Ausfallraten wieder stark ansteigen lassen. Dazu Univ.-Prof. Walter Schwaiger: „Durch den Wegfall der staatlichen Hilfsmaßnahmen kommt es nicht notwendigerweise zu einem Platzen der ‚Corona-Blase‘. Der disruptive Schock ist ausgeblieben. Vielmehr hängt es davon

ab, wie die Polykrisen und deren Auswirkungen auf die allgemeine Wirtschaftslage und auf die Situation der Unternehmen abgefedert werden können.“ Mit dem (vorläufigen) Anstieg der Konjunktur werde sich auch die Ausfallrate langsam wieder dem „Normalniveau“ von 1,20 Prozent anpassen. Für das laufende Jahr 2022 rechnet Univ.-Prof. Schwaiger damit, dass das Ausfallrisiko auf 1,60 Prozent steigen werde. Dieses setzt sich aus dem Normalniveau von 1,20 Prozent und der „Corona-Blase“ von 0,40 Prozent zusammen. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass rund 5.700 Unternehmen stark insolvenzgefährdet sind. Österreich kehrt somit auf das Vorpandemie-Niveau zurück. Zur Messung von Unternehmens-

ausfällen wurden in der vorliegenden Studie nicht die Insolvenzen, sondern – wie im Bankenbereich üblich – die Ausfallsereignisse nach der Definition von „Basel III“ (Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht) herangezogen. Demnach gilt ein Unternehmen als ausgefallen, wenn es über 90 Tage im Zahlungsverzug ist bzw. wenn es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen wird können. Diese Messung von Kreditausfällen korrespondiert mit den Sachverhalten, welche mit dem Creditreform-Bonitätsindex gemessen werden. Dieser reicht von 100 (hervorragende Bonität) bis 600 (Insolvenz). Ab einem Bonitätsindex von 500 gilt eine Forderung als ausgefallen.

„Health & Benefits”-Spezialist GrECo

GrECo hat Adam Riley zum Group Practice Leader Health & Benefits ernannt. In dieser neu geschaffenen Führungsposition wird er das „Health & Benefits“-Speciality-Geschäft von GrECo in 17 Ländern in Mittel- und Osteuropa (CEE) verantworten, gestalten und entwickeln. Riley wechselt von der Howden Group, wo er als Director of Global Sales, Employee Benefits Teil der spezialisierten Global Employee Benefits Practice Group war. Er war außerdem der Howden One International Network Global Employee Benefits Manager für das in-

ternationale Netzwerk von Howden. Zuvor hatte Adam leitende Positionen bei Aon, Portus Consulting und Pannells in Großbritannien inne. Georg Winter, CEO der GrECoGruppe, kommentiert: „Wir heißen Adam bei GrECo herzlich willkommen und freuen uns, dass er zu einem so wichtigen Zeitpunkt unseres Wachstums zu uns gestoßen ist. Adam ist im ‚Health & Benefits‘-Bereich hoch angesehen und respektiert. Er bringt viel Erfahrung und Wissen mit und vor allem, wie wir bereits ge-

Verbot von Lösegeldzahlungen Geneva Association

Der Bericht der Geneva Association unterstreicht die wichtige Rolle der Cyberversicherer, sieht aber auch Regierungen in der Pflicht, sich mehr im Kampf gegen cyberkriminelle Geschäftsmodelle einzubringen. Dass die Häufigkeit der Ran-

somware immer mehr zunimmt, ist nicht wegzudiskutieren. Bereits 75 Prozent aller Cyberversicherungsschäden entfallen auf Ransomware-Angriffe. Ein Verbot von Lösegeldzahlungen ist laut der Internationalen rC 08/2022 | 07 | NEWS

Adam Riley

sehen haben, eine neue Perspektive zu GrECo. Im Namen des Vorstands wünsche ich Adam persönlich viel Erfolg in dieser Funktion."

Vereinigung für Forschung in der Versicherungswirtschaft keine Lösung, sondern ist eher ein ineffektives politisches Instrument, das Transaktionen in den Untergrund treibt und RansomwareAngreifer ermutigt, sich neue, bösartigere Formen der Erpressung zu überlegen. Auch würde es die Möglichkeit der Behörden, Vorfälle zu analysieren und Kriminelle strafrechtlich zu verfolgen, einschränken.


Neue Geschäftsführung Allianz Partners

Silke Zettl übernimmt ab 1. August die Geschäftsführung von Allianz Partners Österreich und folgt damit Erik Heusel, der künftig als „Head of Global Client Segments“ für die Gruppe tätig sein wird. Zettl startete ihre berufliche Laufbahn im Bereich Marktforschung und Kundenzufriedenheit. In den letzten 16 Jahren sammelte sie Erfahrung in verschiedenen Positionen bei der Allianz Elementar Versicherungs-AG in Öster-

reich, wo sie als Bereichsleiterin im Market Management auch die digitale Agenda auf den Weg brachte. Seit April 2022 ist sie als Chief Sales Officer bei Allianz Partners tätig und entwickelte in dieser Funktion bedarfsgerechte Innovationen im Travel- wie im Assistance-Bereich. Ihr Ziel ist es insbesondere, das B2B2CSegment zu stärken und Innovationen voranzutreiben.

Silke Zettl

Weiterführung Gütesiegel ARISECUR

Weiterbildung ist ARISECUR nicht nur für ihre eigenen Kooperationspartner sehr wichtig. Demzufolge wurde dem Unternehmen nach Prüfung das Gütesiegel zur Weiterbildung von Versicherungsmaklern und Beratern in Versicherungsangelegenheiten und Versicherungsagenten für die nächsten drei Jahre wieder verliehen. Im letzten Jahr wurden von Kooperationspartnern und Interessierten mehr als 7.500 Weiterbildungsstunden kostenlos konsumiert. Das Weiterbildungsprogramm für den Herbst

steht schon und die Termine für die Fachvorträge sowie die österreichweite Roadshow sind bereits unter www.arisecur.com online. „Uns war die Anerkennung als unabhängiger Weiterbildungsanbieter seit Umsetzung der IDD ein großes Anliegen. Durch diese Gütesiegel sind wir in der Lage, unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern auch weiterhin ein interessantes Angebot an jährlicher IDDkonformer Weiterbildung zu bieten“, so

Andreas Büttner

Andreas Büttner, Geschäftsführer der ARISECUR.

Expansionskurs ÄrzteService

Die ÄrzteService, Teil der AsseproGruppe, hat die Reinthalerfinanz übernommen. Diesem ersten Schritt sollen weitere Akquisitionen in den kommenden Jahren folgen. Gerhard Ulmer, Geschäftsführer der Ärzteservice GmbH, kommentierte: „Diese Übernahme ist die logische Konsequenz unserer Unternehmensausrich-

tung und die Antwort auf das derzeitige Wirtschaftsgeschehen. Wir wollen beste Produkte und beste Services für unseren Zielmarkt, das garantieren wir seit mehr als 30 Jahren. Um dies weiterhin zu gewährleisten, verfolgen wir eine nachhaltige Wachstumsstrategie und integrieren kompetente Partner.“ rC 08/2022 | 08 | NEWS

Gerhard Ulmer


Vorstandswechsel

Gitzmairische Versicherung VVaG Im Jahre 1824 wurde der Gitzmairische Versicherungsverein gegründet. In den letzten Jahren entwickelte sich der reine Feuerversicherer zu einem Versicherungsunternehmen mit einer breiten Angebotspalette. Nach einem Jahrzehnt in der Funktion des Vorstandes hat Franz Langlehner seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten. Zu seiner Nachfolgerin wurde einstimmig Barbara Zielke gewählt. Die ge-

bürtige Kremsmünsterin ist seit 2014 im Versicherungsverein tätig. Zu Vorstandstellvertretern wurden Mag. Barbara Bleimschein und Ing. Karl Neubauer bestellt.

Ing. Karl Neubauer, Barbara Zielke und Mag. Barbara Bleimschein

Nachhaltigkeitspreis Generali Versicherung

Die Generali hat die Gewinner des Nachhaltigkeitspreises gekürt. Mit Hedy Production aus Wr. Neustadt – das Unternehmen unterstützt Produzenten in Europa dabei, ihre Maschinen auszulasten, KMU können damit wirtschaftlich nachhaltiger, ressourcenschonender und effizienter arbeiten; die lokale Fertigung sichert wichtige Arbeitsplätze in diesem

Bereich und Betriebsstandorte von KMU in Europa –, Reprotex aus Linz – Reprotex reinigt mit mobilen Anlagen industrielle Abwasser direkt vor Ort und führt diese als Klarwasser wieder in den Kreislauf zurück, das schont nicht nur die Umwelt nachhaltig, sondern hilft wasserverarbeitenden Unternehmen, Kosten erheblich zu senken – und R.U.S.Z. Fran-

chising* aus Wien wurden Unternehmen ausgezeichnet, die Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und soziale Kompetenz in den Fokus ihres Geschäftsmodells stellen. Als Lifetime-Partner unterstützt das Unternehmen die Gewinner bei ihren weiteren nachhaltigen Projekten. Die Siegerehrung fand im Rahmen des Generali Open Kitzbühel statt. Die Erstplatzierten jeder Kategorie erhalten neben einem Geldpreis von jeweils 10.000 Euro auch eine einjährige Mitgliedschaft bei Glacier, einem österreichischen GreenTech-Start-up, das Unternehmen bei der Absenkung ihres CO2-Abdrucks unterstützt. Eine der drei Gewinner wird Österreich beim internationalen Abschlussevent der Generali im Oktober in Brüssel vertreten. Dort treffen einander die nachhaltigsten Unternehmen und lokalen SME EnterPRIZE Heroes aus neun europäischen Ländern. * Das R.U.S.Z. bietet Reparaturdienstleistungen für Elektrogeräte. Jährlich werden bei rund 12.000 Geräten Fehler behoben. Die Nutzungsdauer wird so erheblich verlängert. Das Reparatur- und Service-Zentrum leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein großer sozialer Mehrwert entsteht auch durch die Ausbildung von langzeitarbeitslosen Mechatroniker zu Spitzentechniker.

Die Gewinner des Generali SME EnterPRIZE

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Auszeichnung für Umweltschutz DONAU Versicherung

Die Stadt Linz zeichnet in Sachen Umweltschutz besonders engagierte Personen, Familien und Gruppen für ihr Engagement im Rahmen der städtischen Mitmachaktion „Linz macht sauber“ aus. Mehr als 2.000 Linzer nahmen im Frühling 2022 daran teil. Die von einer Jury ausgewählten fleißigsten Sammler wurden am 30. Juni von der Initiatorin der Aktion, Stadträtin Eva Schobesberger, und dem für die Abfallwirtschaft zuständigen Stadtrat Dietmar Prammer ausgezeichnet. Zu

den Gewinnern zählt ein Team aus der DONAU LD Oberösterreich, das sich im Rahmen des Social Active Day, einem

Corporate-Volunteering-Programm des Unternehmens, unter dem Motto „Lebensader DONAU“ einen Tag lang dem Sammeln von Müll entlang von Straßen, Wegen und des Donau-Ufers in Linz gewidmet hat. DONAU-Mitarbeiterin Simone Überwimmer hat den Preis für das Team entgegengenommen.

Leitbetrieb

D.A.S. Rechtsschutz AG Die D.A.S wurde zum dritten Mal als Leitbetrieb Austria zertifiziert. „Die Auszeichnung gebührt all unseren engagierten Mitarbeitenden, die tagtäglich zur Weiterentwicklung und zum Erfolg unseres Unternehmens beitragen. Mit vereinten Kräften haben wir es Jahr für Jahr geschafft, vielfältige Herausforderungen zu meistern und somit auch den anspruchsvollen Anforderungen der Leitbetriebe Austria gerecht zu werden“, so Johannes Loinger, Vorsitzender des D.A.S.-Vorstandes. Jene Unternehmen werden als Leitbetriebe ausgezeichnet, die sich zu nachhaltigem Unternehmenserfolg, Innovation und gesellschaftlicher Verantwortung bekennen. Im Rahmen einer feierlichen Zertifikatsverleihung in der Schlumberger Sektkellerei überreichte Leitbetriebe-Austria-Geschäftsführerin Monica Rintersbacher die Auszeich-

Mag. Monica Rintersbacher (Geschäftsführerin Leitbetriebe Austria), Mag. Christoph Pongratz (Bereichsleiter Marketing & Kommunikation, D.A.S. Rechtsschutz AG)

nung an Christoph Pongratz, Bereichsleiter Marketing und Kommunikation der D.A.S. Rechtsschutz AG. „Die dritte Zertifizierung als Leitbetrieb unterstreicht für mich den Status der D.A.S. als Synonym für den Rechtsschutz in Österreich. Wir haben es über rC 08/2022 | 10 | NEWS

Jahrzehnte geschafft, auf Basis einer wirtschaftlich starken Leistung eine ebenso starke und bekannte Marke aufzubauen. Kundinnen und Kunden vertrauen uns und unabhängige Auszeichnungen bestätigen den hohen Zufriedenheitsgrad“, so Pongratz im Rahmen der Verleihung.


Neuer Vorstand Helvetia Versicherung

Das Ressort Schaden-Unfall hat mit MMag. Andreas Gruber einen neuen Vorstand bekommen. Er übernimmt die Funktion von Dr. Kaspar Hartmann, der zukünftig eine Führungsfunktion bei der Helvetia Gruppe in St. Gallen einnehmen wird. Seine Karriere in der Versicherungsbranche startete Andreas Gruber nach dem Magisterstudium „Management & International Business“ und dem Zweitstudium „Financial & Industrial Management“ an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Er kann bereits auf zehn Jahre

Helvetia zurückblicken. Ab 2012 bekleidete Gruber die Teamleitung Kfz im Bereich Schaden-Unfall vier Jahre. Ab 2016 leitete er die Abteilung Schaden-Unfall Privatkunden bis zu seinem Wechsel in den Vorstand. „Helvetia befindet sich konstant im Wachstum – ein wesentlicher Aspekt für mich ist, unseren Erfolgskurs weiterzuführen. Einerseits durch eine weiterhin hervorragende Zusammenarbeit mit unserem Vertrieb und andererseits als attraktive Arbeitgeberin,

Ehrung

Fachverband Versicherungsmakler Den Fachgruppenobmännern des Burgenlands und der Steiermark wurde eine besondere Ehrung zuteil. Beide erhielten den Berufstitel „Kommerzialrat“ verliehen. Mit Entschließung des Bundespräsidenten wurde Helmut Bauer, Obmann der Fachgruppe der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsange-

legenheiten in der Wirtschaftskammer Burgenland sowie Inhaber des Versicherungsmaklerbüros Bauer Hartmann Stögerer GmbH, der Berufstitel „Kommerzialrat“ verliehen. Hon. Kons. Ing. Peter Nehmet, Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland, übernahm am 31. Mai 2022 die feierliche Überreichung der Ur-

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MMag. Andreas Gruber

die Mitarbeitenden ein wertschätzendes und respektvolles Arbeitsumfeld bietet“, so Andreas Gruber.

kunde. Der ehemalige Volksanwalt und Abgeordnete zum Nationalrat, Werner Amon, MBA, hat Akad. Vkfm. Gunther Riedlsperger, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes und Obmann der Fachgruppe der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten in der Wirtschaftskammer Steiermark sowie Inhaber des Versicherungsmaklerbüros STYRIAWEST Versicherungsmakler und Schadenservice GmbH & Co KG, am 3. Juli 2022 den Berufstitel „Kommerzialrat“ verliehen.


Mehr als nur Aktien und Anleihen

Mit der passenden Asset-Allocation ruhig durch Krisenzeiten Mit der herkömmlichen Kombination Anleihen und Aktien stoßen die Anleger auf zunehmende Herausforderungen. Einerseits drücken steigende Zinsen die Bondpreise und auf der anderen Seite geraten die Aktienkurse wegen eines Wirtschaftsabschwungs und zunehmend negativer Quartalsnachrichten immer wieder unter Druck. Um in so einem Umfeld die Verluste zu minimieren oder vielleicht noch bescheidene Renditen zu erzielen, ist eine besondere Portfolio-Ausrichtung erforderlich, deren Erfolg die Universitätsstiftungen von Harvard und Yale belegten. von Michael Kordovsky Wir sind derzeit mit einer der unsichersten Marktsituationen der vergangenen Jahrhunderte konfrontiert. Die alten Spielregeln des Kalten Krieges mit Russland gelten nicht mehr. Dies macht das Verhalten auf beiden Seiten unberechenbar. Während Russland derzeit mit der Drosselung von Erdgaslieferungen droht, besuchte die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Taiwan und sicherte US-Unterstützung zu. China antwortete mit Militärmanövern und drohte „nicht tatenlos zuzusehen“. Eine militärische Annektion Taiwans durch China kann nun jederzeit erfolgen, zumal die NATO und vor allem die USA noch mit dem Ukrainekrieg beschäftigt sind. Sollte ein Taiwan-Krieg ausbrechen, dann drohen erneut massive Lieferkettenunterbrechungen, die eine globale Rezession auslösen könnten, zumal alleine Chinas BIP-Wachstum wegen der Corona-Lockdowns in Peking und Shanghai vom ersten auf das zweite Quartal von 4,8 auf 0,4 Prozent abkühlte.

Kurzlaufende High Yield Bonds Zwar spricht die Konjunkturabkühlung dafür, dass früher oder später die Notenbanken geldpolitisch wieder zurückrudern, doch es könnte durch neue Lieferkettenunterbrechungen und stärkere Lohnrunden weitere Inflationswellen geben. Das wäre schlecht für die Bondpreise, weshalb man im kurzen Anleihenspektrum derzeit wohl eher besser aufgehoben ist. Nachdem die High Yield Spreads bereits auseinandergingen und sich beispielsweise in den USA bei rund 4,5 bis 5 Prozentpunkten befinden, sind vor allem kurzflaufende High Yield Bonds interessant. Bei europäischen High Yield Bonds liegen die Risikoaufschläge gegenüber laufzeitkongruenten Staatsanleihen, gemessen am ICE BoFA Euro High Yield Index OptionAdjusted Spread per 2. August 2022 bei 5,75 Prozentpunkten. Ein Beispiel für einen passenden ETF ist der PIMCO Euro Short-Term High Yield Corporate rC 08/2022 | 12 | FINANZEN

Bond Index Source UCITS ETF (ISIN: IE00BD8D5G25). Nach einer Performance von je 1,2 bzw. 3,3 Prozent in den Jahren 2020 und 2021 folgte in den ersten sechs Monaten 2022 ein stärkerer Rückschlag. Doch ab Juli setzte ein kräftiger Rebound ein. Die effektive Laufzeit des Portfolios liegt zwischen 2,5 und 3 Jahren und die erwartete Rendite bis Laufzeitende bei 6,12 Prozent. Als ethisch orientiertere Alternative mit ähnlichen Performance-Tendenzen dient beispielsweise der Lyxor ESG Euro High Yield (DR) UCITS ETF (ISIN: LU1812090543).

Defensive Aktien Bei den Aktien sollte auf die Branchenrotation im Konjunkturzyklus geachtet werden. Diesbezüglich untersuchten der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, Sven Lehmann, die relative Wertentwicklung von 17 Industrien vor, während und nach 11 Rezessionen, die das National Bureau of Economic Research seit dem Jahr 1951 bestimmt hat.


Vor allem ist interessant, was während einer Rezession läuft, denn in den USA und Europa zeigten Einkaufsmanager-Indizes für Juli eine Kontraktion der Privatwirtschaft: Die drei besten Sektoren lieferten bereits schon in den sechs Monaten davor eine Mehrrendite zu allen 17 Industrien, wobei Einzelhandels-Aktien am besten abschnitten. In 9 von 11 Rezessionen lagen sie über dem Durchschnitt – im Mittel lag die Mehrrendite bei 1,44 Prozentpunkten pro Monat. Nummer Zwei ist der Bereich „Medikamente, Seife, Parfüm und Tabak“ mit einer Überrendite 1,31 Prozentpunkten, gefolgt von Lebensmitteln mit 0,90 Prozent. Hingegen während der Rezession am schlechtesten schnitten die Branchen Stahl, Transport sowie Erdöl & Erdölprodukte ab. Daraus lässt sich ein ganz klarer Portfolio Fokus im Aktienbereich ableiten. Interessant erscheinen somit der Supermarktriese Walmart, die Deepest Discounter Dollar Tree und Dollar General, die britische Supermarktkette Tesco und der Naturkostmarkt Sprouts Farmers Market, der ein potenzieller Übernahmekandidat ist. Als Dividendenbringer beigemischt werden können die Tabakwerte Philip Morris International und British American Tobacco. Bei Pflegeprodukten sollte ein Blick auf Colgate Palmolive und Procter & Gamble geworfen werden, während der Nahrungsmittelbereich mit Coca-Cola, Hormel Foods und General Mills abgedeckt werden kann.

Jenseits von Aktien und Anleihen – Lernen von den Universitätsstiftungen Doch mit Aktien und Anleihen alleine erzielen Anleger keine ausreichende Risikostreuung. Hinzukommen neue Aspekte in der Ertragsgenerierung, nämlich Geduldsprämien durch nicht an der Börse gehandelte Assets, wie Private-Equity Fonds, also Buyout Funds, Expansionskapital-Fonds und VentureCapital-Fonds oder auch geschlossene Waldfonds und Immobilien- und Inf-

rastruktur-Beteiligungsfonds. Diese Investments können nicht jederzeit veräußert werden. Als Entschädigung für die höhere Illiquidität winken entsprechend höhere Renditen, meist in zweistelliger Größenordnung. Das hat Wirkung. Die Harvard Stiftung erzielte in den kritischen Fiskaljahren 2020 und 2021 (enden per 30. Juni) jeweils 7,3 bzw. 33,6 Prozent und seit 1974 rund 11 Prozent p.a.. und im ebenfalls per 30.06.2021 endenden Fiskaljahr brachte es die Yale Stiftung sogar auf ein Plus von 40,2 Prozent. In den vergangenen 20 Jahren waren es 11,2 Prozent p.a..

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Vermögensaufteilung Harvard Endowment per 30. Juni 2021:

34% Private Equity 33% Hedge Funds 14% Aktien 5% Immobilien 4% Bonds/TIPS 1% Rohstoffe 1% Sonstige Immobilien 8% Cash und Sonstiges

Vermögensauteilung Yale Endowment per 30. Juni 2020:

22,6% Ventures Capital 21,6% Absolute Return 15,8% Leveraged Buyouts 13,7% Cash und Anleihen 11,4% Ausländische Aktien (aus US-Sicht) 8,6% Immobilien 3,9% Rohstoffe 2,3% US-Aktien

Diese Beispiele der Vermögensaufteilung sollen in erster Linie zeigen, dass es jenseits von Aktien und Anleihen noch jede Menge an Anlagealternativen gibt. Natürlich kann ein durchschnittlicher Retailkunde so ein Portfolio nicht 1:1 umsetzen, aber trotzdem sich daran orientieren.

6 Summenverläufe, 3 Beitragsarten Bis zu 9 verbundene Leben Vollständig digitaler e-Antrag Einschluss Motorradfahren ohne Aufpreis Dread Disease-Zusatzversicherung Preisgekrönt

Alternative Investments für Retail-Kunden Im AI-Fondsbereich sind in Österreich vereinzelt Managed Futures Funds, Optionsstrategien und Long/Short Equity

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für durchschnittliche Privatanleger zugänglich. Der smn Diversified Futures Fund, der mit Hilfe von mittel- bis langfristiger Trendfolgesysteme in Währungen, Bonds, Aktienindizes und diverse Rohstoffe investiert, überzeugt vor allem durch besondere Performance in Krisenzeiten. Im Finanzkrisenjahr 2008 brachte er es auf 58,5 Prozent. In den Jahren 2020 und 2021 waren es je 12,1 bzw. 39,4 Prozent und bis Juli 2022 sind es bereits 13,9 Prozent. Seit Auflage im November 1996 brachte es der Fonds auf 6,5 Prozent p.a.. Bei den Optionsstrategien eine mögliche Beimischung wäre der Kepler Put Write Strategy Fonds T, der Prämien aus Put-Optionen auf Aktienindizes, nämlich S&P 500, Eurostoxx 50 und Nikkei 225 vereinnahmt. Die Optionen werden etwa am Geld bis leicht aus dem Geld geschrieben. Rückläufige Volas nach Vereinnahmung der Prämie und gemächliche Aufwärtsbewegungen sind gut für den Fonds, hingegen rasche Rückschläge und V-Formationen schlecht. Hingegen Private-Equity ist in Österreich auf breiter Basis lediglich über eine Lebensversicherung zugänglich, die dabei noch Aktien-ETFs beimischt. Die langfristig lukrativen Dachfondsprodukte, deren Wertzuwächse durchaus 7 Prozent p.a. und mehr ausmachen können, werden von RWB nur an In-

vestoren mit unbelasteten liquiden Finanzvermögen von mindestens 250.000 Euro vertrieben. Anleger, die improvisieren möchten, können in Warren Buffett´s Beteiligungsgesellschaft, Berkshire Hathaway investieren. Das mag vielleicht abgedroschen klingen, macht jedoch Sinn, denn: Die Gesellschaft hält auch Anteile an nicht börsennotierten Gesellschaften und der Private-EquityFaktor ist auch für eine gewisse Outperformance des Aktienmarktes mitverantwortlich. Konkret in Zahlen: Während es der S&P 500 Index von 1965 bis 2021 inklusive Dividenden auf 10,5 Prozent p.a. brachte, überzeugte Berkshire Hathaway mit 20,1 Prozent p.a..

Immobilien bleiben ein Thema Die üblichen offenen Immobilienfonds in Österreich zeigen eine ruhige Performance und mit dem Wegfall der Negativzinsen auf Cashreserven und der Anpassung von Mieteinnahmen an den derzeit schnell steigenden Verbraucherpreisindex sind jetzt ab der zweiten Jahreshälfte 2022 durchaus Performance-Verbesserungen zu erwarten. Wertentwicklungen von 3,0 bis 3,5 Prozent p.a. könnten – je nach Produkt – zwischenzeitlich durchaus denkbar sein. Deshalb stellt diese Produktkategorie weiterhin eine defensive Anlagevariante dar.

Asset-Allocation-Vorschlag bei 100.000 bis 200.000 Euro (Veranlagungshorizont mind. 10 Jahre) 20%Defensive Einzelaktien oder Branchenfonds 15% Managed Futures Funds, Optionsstrategien u. Long/Short-Equity 15% Kurzlaufende High Yield Bonds via ETFs u. Fonds sowie Einlagen bei Online-Banken 15% Offene Immobilienfonds oder Anzahlung für günstige Wohnungen 10% Private-Equity im Lebensversicherungsmantel plus ein Investment in Berkshire Hathaway 9% Gold 5% Cash reserviert für Minentitel und Ölwerte 5% Cash reserviert für Rohstoff-ETCs 3% Silber 3% Farbedelsteine

rC 08/2022 | 14 | FINANZEN

Wer hingegen ohne Verwaltungskosten, wie sie bei offenen Immofonds anfallen, in Immobilien investieren möchte und dabei die Chance auf eine mögliche weitere Fortsetzung der Aufholjagd von Immobilien in ländlichen Gegenden wahrnehmen möchte, sollte in der Südsteiermark, im Waldviertel (NÖ) oder in manchen Gegenden Kärntens in kleine Wohneinheiten investieren, sofern der Kaufpreis unter 80.000 Euro liegt. Dann bestehen Chancen, auch in den kommenden Jahren inklusive Mieterträge und abzüglich Kosten auf eine Performance von über 5 Prozent p.a. zu kommen. Angezahlt werden sollten aber dabei 50 bis 60 Prozent des Kaufpreises, denn mittlerweile sind die Zinskosten stark gestiegen.

Vorsicht bei Rohstoffen Rohstoffe hingegen sind eine sensible Angelegenheit. Deren Anstiege sind Vorläufer der Inflation. Wer investiert, wenn die Inflationsraten bereits für schockierende Schlagzeilen quer durch die Medien sorgen, kommt zu spät. Der 38 Commodity-Futures enthaltende Rogers International Commodity Index hat in der ersten Junihälfte 2022 sein Hoch erreicht und bröckelt seither ab. Die Eisenerz-Preise haben sich auf Jahresbasis sogar halbiert und auch das Konjunkturmetall Kupfer steht unter Druck, während die Erdölpreise bereits ihren Scheitel gebildet haben könnten und Weizen auf 3-Monats-Sicht 27 Prozent verlor. Erst im Falle eines Totalabverkaufs in einer Rezession werden die diversen Rohstoff-IndexETFs und Einzelrohstoff-ETCs wieder interessant. Edelmetalle hingegen sollten als Grundsatzentscheidung in Form von physisch besicherten ETCs und/ oder Münzen und Barren erworben werden. Auch Zollfreilager sind eine Möglichkeit. 9 Prozent Gold und 3 Prozent Silber sind dabei eine optimale Mischung, um das Portfolio gegen geldpolitisches Versagen und Extremszenarien wie die Hyperinflation von 1923 abzusichern.


Steuerliche Anreize für die Zukunftsvorsorge in Österreich Die Senkung der Versicherungssteuer in Österreich ist längst überfällig. Da sind sich alle Experten aus der Versicherungsbranche einig. Corona samt gravierender Folgen hat nicht nur das Wirtschaftsleben in unserem Land geändert, sondern auch das persönliche Zukunftsbild der Österreicher. Eine Studie zum „Vorsorgeverhalten 2022“ des Meinungsforschungsinstituts IMAS Austria hat diese Veränderungen erhoben und in spannende Fakten zusammengefasst.

Der Blick auf die Zukunft ändert sich Laut Studie ist das Thema Zukunftsvorsorge aktuell für 89 % der Befragten wichtig. Damit ist dieser Wert im Vergleichszeitraum um 9 % gestiegen. Die dafür investierten Beiträge stiegen 2021 gar um 40 %. Gleich 26 % der Österreicher wollen ihre Anlagestrategie laut Studie völlig neu überdenken. Die Bereiche Gesundheit (68 %), Krisenfälle (68 %), Pension (64 %) und Unfallversicherung (46 %) sind hier die Felder, die am öftesten genannt wurden. Zwei Drittel der

Befragten beschäftigten sich erstmals im Alter von 16 bis 35 Jahren mit diesen Themen. Die beliebteste Vorsorgeform ist mit 53 % zwar immer noch das Sparbuch, doch die Lebensversicherung folgt mit 42 % gleich dahinter. Ökologische und soziale Nachhaltigkeitsfaktoren nehmen dabei einen immer höheren Stellenwert ein, wenn es um die Auswahl der entsprechenden Produkte geht. Das Thema „Sustainable Finance“ ist damit in der Mitte der Kunden voll angekommen und folgt dem allgemeinen Trend der Ökologisierung auch abseits klassischen Umweltschutzthemen. Auswirkung daraus ist die kontinuierlich steigende Nachfrage nach grünen Produkten, was auch die EU-Kommission mit ihrem diesbezüglichen Maßnahmenpaket unterstützt. Mit möglichst vielen nachhaltigen Anlageprodukten und anlageorientierten Versicherungsprodukten sollen Investitionen in grüne Projekte und Unternehmen gefördert werden.

Die immer junge Zukunftsvorsorge Die Zukunftsvorsorge ist immer ein Thema, wenn es um langfristige Lösungen im Bereich der Veranlagung bzw. langfristigem Sparen geht. Daher ist sie auch im aktuellen Regierungsprogramm fix verankert. „Gerade jetzt wäre der ideale Zeitpunkt für regulatorische Maßnahmen, um die private Vorsorge zu stärken. Auf das gewachsene SicherrC 08/2022 | 15 | MARKT

heitsbedürfnis der Bevölkerung müssen Taten folgen. Die Versicherungssteuer, insbesondere bei Lebensversicherungen, hat derzeit einen Versicherungssteuersatz von 4 %. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist das viel zu hoch. Eine Gleichstellung mit der Versicherungssteuer bei der Krankenversicherung in Höhe von einem Prozent wäre ein zielführender Ansatz für mehr Spielraum bei der Vorsorgeentscheidung“, ist KommR Horst Grandits, Bundesgremialobmann der Versicherungsagenten, überzeugt. Eine Senkung der Versicherungssteuer würde dabei nicht nur dem sozialpolitischen Ziel zu mehr Risikovorsorge dienen oder einfach nur die Versicherungsumsätze ankurbeln. Das sind nur die vordergründigen Vorteile für Menschen und Wirtschaft. Vielmehr aber schafft sie im Umfeld der aktuellen und auch weiter andauernden Preissteigerungen auch mehr finanzielles Polster für die Verbraucher, um sich unabhängig von staatlicher Hilfe zu machen. Mit Produkten wie der Zukunftsvorsorge ist es möglich, aus eigener Kraft Vermögen aufzubauen und sich auch auf diese Weise gegen Risiken abzusichern. Das schafft ein gutes Gefühl in der Bevölkerung und macht die Menschen resilient gegen spontan auftretende Krisen wie Corona. Privatversicherungen müssen daher erschwinglich bleiben. Das kann mit einer deutlichen Senkung der Versicherungssteuer gelingen. Aus diesem Grund setzt sich das Bundesgremium der Versicherungsagenten nachhaltig für dieses Ziel ein.


Der persönliche Kontakt Seit 2018 ist die Hannoversche Lebensversicherung mit einem kleinem starken Vertriebssteam auf dem österreichischen Markt tätig. Wir haben mit Jörg Illing, Leiter Vertriebspartner der Hannoverschen Lebensversicherung AG, über Kommunikation, Absicherungsbedarf und Leidenschaft für seine Tätigkeit gesprochen. Die Hannoversche Lebensversicherung ist ein traditioneller Lebensversicherer in Deutschland, warum ist man nur mit einem kleinen Portfolio auf den österreichischen Markt gekommen?

obachten und das Geschäft Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.

Illing: Die Hannoversche bietet ihren

Illing: Ich kann sagen, dass wir uns

Kunden seit über 145 Jahren Sicherheit. Bereits knapp eine Million Kunden vertrauen auf ihre leistungsstarken Produkte zu einem günstigen Preis. Die Hannoversche ist spezialisiert auf Biometrieprodukte und Marktführer in der Ablebensversicherung in Deutschland. Ausgezeichnete Platzierungen in unabhängigen Vergleichstests bestätigen immer wieder sowohl die Produkt- als auch die Servicequalität. Die sehr niedrige Stornoquote in der Lebensversicherung unterstreicht die exzellente Beratungsqualität unserer Vertriebspartner. Das Analysehaus Assekurata bewertet die Hannoversche seit Jahren mit der Bestnote A++ (exzellent) und auch Standard & Poor’s hat das A+ Rating für die Hannoversche 2022 erneut bestätigt. 2018 haben wir uns dann entschlossen, mit unserer Ablebensversicherung auch auf dem österreichischen Markt aktiv zu werden. Das war ein logischer Schritt. Dank unserer Konzerntochter VAV konnten wir von ihrer Kompetenz im Maklermarkt profitieren. Die Rahmenbedingungen waren also gut. So entschieden wir uns vorerst mit einem kleinen Portfolio am österreichischen Markt aktiv zu werden, die Entwicklung zu be-

Wie geht es der Hannoversche Lebensversicherung in Österreich?

langsam, aber sicher in Österreich etablieren. Wir verzeichnen bisher in jedem Jahr ein zweistelliges Wachstum. Die Vermittler verstehen, dass wir ein verlässlicher und kompetenter Partner für sie sind. Mit den österreichischen Kollegen, ­Mario Woltsche und Martin Kaiser, haben Vermittler sehr erfahrene Ansprechpartner auch vor Ort. Welche Alleinstellungsmerkmale hat die Hannoversche in Österreich? Illing: Mit unseren Produkten bie-

ten wir für jeden Absicherungsbedarf die individuell passende Lösung. Unsere neue Ablebensversicherung (sowohl mit gleichbleibender als auch fallender Versicherungssumme) wird es weiterhin in den drei bewährten Tarifklassen Basis, Plus und Exklusiv geben. Neue Leistungsmerkmale sorgen dabei für ein noch attraktiveres Angebot an passgenauer Vorsorge durch flexible Nachversicherungs- und Erhöhungsoptionen oder Sofort-Leistungen, wie beispielsweise die vorgezogene Todesfallleistung bei schweren Krankheiten, Erhöhungsmöglichkeiten ohne Mehrbeitrag, z.B. bei Hausbau, Hochzeit, und Geburt in den rC 08/2022 | 16 | INTERVIEW

Wir haben die ehrliche und fachlich sehr fundierte Arbeit der Vertriebspartner hier in Österreich schätzen gelernt.

Tarifen Plus und Exklusiv. Und: Die Ablebensversicherung mit fallender Versicherungssumme kann jetzt auch mit konstanten Beiträgen abgeschlossen werden. Dient die Versicherung einer Praxisoder Immobilienabsicherung bietet die Hannoversche eine vereinfachte Gesundheitsprüfung mit nur zwei Gesundheitsfragen. Darüber hinaus bieten wir noch einen verkürzten Antrag für junge Leute. Vermittler werden maximal bei Ihrer Arbeit durch die schlanken Prozesse der Hannoversche entlastet. Wir bieten einen individuellen Angebotsservice per Telefon, Fax, und E-Mail. Was sind Ihre Ziele in Österreich? Illing: Natürlich möchten wir zusammen

mit unseren Vertriebspartnern organisch weiterwachsen. Eine sehr gute Betreuung der Vertriebspartner ist dabei für uns essenziell. Daran arbeiten wir ständig. Wir leben vom Austausch mit ihnen. Nur so können wir immer besser werden. Des-


wegen kann ich an dieser Stelle nur dazu aufrufen: Sagt uns, wo der Schuh drückt. Gibt es Unterschiede zwischen den Märkten? Illing: Ich bin viel mit meinen Kolle-

gen durch Österreich gefahren, war auf Messen und anderen Veranstaltungen und habe sehr viele Gespräche mit Vermittlern durchgeführt. Ich habe gesehen, dass der persönliche Kontakt, das Gespräch auf Augenhöhe, ist noch wichtiger als in Deutschland. Und wenn ich das als „Piefke“ noch sagen darf: Ich wurde überall freundlich aufgenommen. Deswegen

fahre ich immer wieder gerne hierhin. Im Markt selbst beobachte ich keinen großen Unterschied. Ich habe lediglich den Eindruck aus meinen Gesprächen bekommen, dass die Todesfallabsicherung von Familien noch stärker in den Fokus rücken könnte. Wenn dem so ist, könnte es hier also noch Vertriebspotential geben. Zum Abschluss, ist Ihnen persönlich etwas besonders wichtig im Umgang mit den Vertriebspartner in Österreich? Illing: Ja, eine offene und ehrliche Kom-

munikation hat die oberste Priorität. DesrC 08/2022 | 17 | INTERVIEW

halb ist der regelmäßige Austausch mit den Vertriebspartnern in Österreich sehr wichtig. Dabei ist es egal, ob es sich um einen großen oder kleinen Vertriebspartner handelt. Wir haben die ehrliche und fachlich sehr fundierte Arbeit der Vertriebspartner hier in Österreich schätzen gelernt. Insofern sind wir gerne regelmäßig vor Ort und stehen immer auch für ein Gespräch zur Verfügung. Wir können sicher nicht alles sofort ändern und verbessern, aber wir arbeiten jeden Tag mit Leidenschaft und Engagement daran dieses Ziel zu erreichen. Wir danken für das Gespräch.


Courtage Control baut Portalanbindungen weiter aus Vom Single Sign-On über Wünsche und Bedürfnisse zum Onlineabschluss in wenigen Minuten. Die Courtage Control bietet ab sofort all ihren Kunden einen direkten Zugang zur Europäischen Reiseversicherung und optimiert damit die IDD konforme Abschlussmöglichkeit inkl. automatischen Dokumentenversand an Kunden und Vermittler. Nur ein Klick auf das Logo der Europäischen und schon geht es los. Rund um die Uhr verfügbar, völlig ortsunabhängig. Tablet und Internetanschluss sind ausreichend. Ein direkter Zugang in das Business Portal des Versicherers ist dabei nicht mehr notwendig. Das Suchen von Zugangsdaten bzw. Passwörtern erübrigt sich. Der Vorteil ein einfacher und sicherer Zugang zum Abschluss der Reiseversicherung für Jahresreise oder Einmalreise Produkte. Die Abschlüsse können für Privatpersonen und auch für Unternehmer erfolgen. Die neue Anbindung bietet somit eine wesentliche Erleichterung in der Zusam-

menarbeit mit der Europäischen gerade im Bereich der Firmenkunden. Nach Angabe der „Wünsche und Bedürfnisse“ erfolgt die Produktfestlegung sowie die Eingabe der Kunden,- Zahlungs- und individuellen Betreuerdaten für die Polizzenerstellung. Der Polizzenversand erfolgt an den Versicherungsnehmer und an den Vermittler. Im Abschlussprozess erhält der Kunde und der Vermittler die vorvertragliche Information inkl. Beratungsprotokoll gemäß den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen und folgend nach Abschluss ebenso die entsprechenden Unterlagen. Die Europäische bietet einen Top Reiseschutz inklusive COVID Deckung und der Reisedoc ist auch mit an Bord. KommR Arno Slepice, Geschäftsführer Courtage Control Consulting GmbH: "Wir freuen uns, dass wir mit

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dieser technischen Anbindung einen weiteren wertvollen Schritt für unsere Kunden realisieren konnten. An weiteren Projekten arbeiten wir gerade und werden zeitnahe berichten."


Stimmen für Versicherungspflicht VVO

Der Klimawandel ist evident, Extremwetterereignisse nehmen stark zu. Immer deutlicher ist die österreichische Bevölkerung mit den Folgen von Extremwetterereignissen konfrontiert. Schlagzeilen wie „Hitzewelle erreicht ihren Höhepunkt“ oder „Hitzerekord in Österreich wird gebrochen“ erreichen uns medial nunmehr fast täglich. Hinzu kommt, dass diese Risiken noch immer stark unterschätzt werden, wobei die Ereignisse der letzten Jahre bestätigen, dass Österreich von Extremwetterereignissen bzw. Naturkatastrophen durchaus nicht verschont bleibt. Gefährdet sind dabei nicht nur einzelne Regionen, sondern alle Bundesländer. Es handelt sich zudem leider nicht mehr um Jahresphänomene, vielmehr ist hier ein

langfristiger Trend in der Zunahme von Extremwetterereignissen klar feststellbar. Hierzulande sind es vor allem Stürme, Hochwasser, Schnee und Hagel, Hitzewellen sowie Erdbebengefahren. Die österreichische Versicherungswirtschaft weist bereits seit vielen Jahren daraufhin, dass eine flächendeckende Versicherbarkeit von Naturgefahren nur dann möglich ist, wenn auch die Politik ihren Beitrag hierzu leistet. Die österreichischen Versicherungen sind jedoch bestens vorbereitet, Schäden aus Extremwetterereignissen schnell und kompetent abzuwickeln. Um die Versicherbarkeit von Naturgefahren in Österreich in Zukunft allerdings flächendeckend gewährleisten zu können, bedarf es dringend noch weiterer politischer Schritte,

um die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen zu können. „Nur eine gemeinschaftliche Lösung kann die Versicherung von Elementarereignissen ermöglichen. Die Politik muss sicherstellen, dass es geeignete rechtliche Vorschriften gibt, die eine entsprechend große Risikostreuung für die österreichischen Versicherer ermöglicht. Dann können Versicherungsprodukte gegen Naturgefahren zu einem für den Kunden leistbaren Preis angeboten werden. Dies könnte beispielsweise durch die gesetzlich verpflichtende Integration der Naturkatastrophendeckung in die bestehende Feuerversicherung – wie beispielsweise in Belgien – realisiert werden. Zum anderen ist aber auch jeder Einzelne gefordert: Je besser die Präventionsmaßnahmen sind, desto geringer ist das Schadensausmaß im Einzelfall“, so Dr. Othmar Ederer, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.

Rendite im Fokus mit nachhaltigen Fonds − setzen Sie jetzt ein Zeichen In der Welt geht es gerade drunter und drüber. Einerseits. Andererseits wendet sich auch Vieles zum Guten. Immer mehr Firmen richten ihr Geschäftsmodell nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien aus. Viele unserer Fonds bündeln ausschließlich solche Unternehmen und erschließend Ihrer Kundschaft so auf nachhaltige Art attraktive Renditechancen. Helfen Sie, Altersvorsorge zukunftsfähig zu gestalten – mit grünen Fonds in Produkten von Standard Life.

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Erfolgreiches Halbjahr Allianz Österreich

Die Allianz Österreich konnte im Vergleich zum Vorjahresvergleichszeitraum die Prämieneinnahmen im ersten Halbjahr über alle Geschäftsbereiche um 6,7 Prozent auf 910,2 Millionen Euro steigern. In der Schaden/Unfall und in der Krankenversicherung beträgt der Zuwachs 5,7 Prozent. Die Prämien aus der Lebensversicherung konnten um 10,5 Prozent gesteigert werden. Der Trend hielt sowohl in der laufenden Prämie als auch bei den Einmalerlägen an. Die Combined Ratio ist auf 85,7 Prozent gesunken. Das operative Ergebnis wurde um 22,9 Prozent auf 112,1 Millionen Euro erhöht. „Die robusten Ergebnisse bestätigen unsere Strategie und stärken

unsere Wettbewerbsfähigkeit. Unser Fokus auf Kundenzentrierung und Digitalisierung sowie Maßnahmen zur Effizienzsteigerung greifen – das sehen wir gerade in volatilen Zeiten wie diesen ganz besonders“, kommentiert Rémi Vrignaud, CEO der Allianz Österreich, die Halbjahresergebnisse und ergänzt: „Gleichzeitig ist es uns gelungen, die Inflation infolge der verheerenden Situation in der Ukraine und nach wie vor unterbrochener Lieferketten bislang wirtschaftlich gut abzufedern sowie dem steigenden Margendruck entgegenzuwirken.“ Der Ausblick auf das gesamte Jahre 2022: „Unter der Voraussetzung, dass sich

Rémi Vrignaud

die makroökonomischen Prognosen sich nicht deutlich verschlechtern, bleibt die Allianz vorsichtig optimistisch“.

Neue Risikolebensversicherung NÜRNBERGER

Die NÜRNBERGER hat ihre Risikolebensversicherung um eine zusätzliche Variante erweitert. „Ergänzend zum bestehenden Tarif mit konstanter Versicherungssumme bieten wir ab sofort eine Risikoversicherung mit fallender Versicherungssumme an. Diese fällt über die Laufzeit linear – monatlich um einen gleichbleibenden Betrag“, erläutert Mag. Stephanie Harant, Leiterin Produktmanagement. Prä-

mienrelevant sind – bei einem insgesamt attraktiven Prämienniveau – Raucher-/Nichtraucher-Status sowie Beruf und Körperbau. Der Tarif ist mit einem Sofortschutz bis 100.000 Euro ausgestattet und kann durch Einschluss von diversen Zusatzversicherungen wie BUZ, Pflegerenten-Zusatz etc. flexibel an die jeweiligen Kundenbedürfnisse angepasst werden.

Zwei akkreditierte Prüfstellen Fachverband Versicherungsmakler Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat bei der Versicherungsvermittlung, insbesondere im Umgang mit personenbezogenen Daten, zu gro-

ßer Rechtsunsicherheit geführt. Daher hat der Fachverband der Versicherungsmakler in Zusammenarbeit mit der Bundesparte Information und Consulting rC 08/2022 | 20 | MARKT

Mag. Stephanie Harant

der WKÖ und anderen Vertretern der Branche die „Codes of Conduct“ (CoC) für Versicherungsmakler gemäß Artikel 40 DSGVO im Herbst 2020 erarbeitet. 2021 wurden diese Verhaltensregeln von der Datenschutzbehörde genehmigt. Sie unterstützen Maklerunternehmen praxisnah bei der verpflichtenden Umsetzung der DSGVO-Regeln. In einem


nächsten Schritt erfolgte die Akkreditierung unabhängiger Überwachungsstellen im Sinne des Art. 41 DSGVO durch die Datenschutzbehörde. Mit Bescheid vom 10. Juni 2022 wurden seitens der Datenschutzbehörde folgende Unternehmen als derartige Überwachungsstellen des Code of Conduct für Versicherungs-

makler akkreditiert: Austrian Standards plus GmbH und IDR Datenschutz Compliance e.G. Alle Unternehmen und Organisationen, die ihren Sitz in Österreich und eine Gewerbeberechtigung nach § 94 Z 76 GewO als Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten haben, können sich ab sofort für ein Überwachungsverfahren anmelden. Dadurch hat das Maklerunternehmen die Möglichkeit, ein offiziell anerkanntes Zertifikat und ein Gütesiegel durch eine unabhängige Prüfinstanz zu erwerben, das die ordnungsgemäße Einhaltung des Code of Conduct, insbesondere den DSGVO-konformen Umgang mit Adressen und personenbezogenen Daten, bescheinigt. „Als Interessenvertretung ist

KommR Christoph Berghammer, MAS

es uns 2021 gelungen den Code of Conduct für Versicherungsmakler von der Datenschutzbehörde genehmigen zu lassen. Mit der Akkreditierung von externen Überwachungsstellen ist nun auch der nächste Schritt zum rechtssicheren Umgang mit personenbezogenen Daten getan. Mit dem Zertifikat und Gütesiegel haben Sie absolute Rechtssicherheit und sind auch für den Fall der Fälle bestens abgesichert“, erklärt KommR Christoph Berghammer, MAS, Fachverbandsobmann der Versicherungsmakler.

Expansion nach Südosteuropa Merkur Gruppe

Die Merkur Gruppe übernimmt 100 Prozent der Anteile an der Wüstenrot životno osiguranje d.d. Die seit 1996 am kroatischen Markt erfolgreich tätige Merkur osiguranje d.d. und die 2012 gegründete Wüstenrot životno osiguranje d.d. gehen künftig, vorbehaltlich der rechtlichen Genehmigungen, gemeinsame Wege. Der Kaufvertrag wurde am 15. Juli 2022 unterzeichnet. Fest steht bereits, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wüstenrot životno osiguranje d.d. übernommen werden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 konnte die kroatische Wüstenrot-Tochter abgegrenzte

Prämien in der Höhe von 7,3 Millionen Euro erwirtschaften. Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung: „Wir freuen uns über einen Schritt, der internationale Kraft beweist und dabei hilft, unsere strategische Positionierung weiter voranzutreiben. Mit dem Schwerpunkt der Wüstenrot Versicherung Kroatien im Bereich der Lebensversicherung gewinnen wir wertvolles Know-how, neue Vertriebsimpulse und unterstreichen eine Entwicklung, die länderübergreifend wirkt und vor allem ein Ziel hat, nämlich unsere rC 08/2022 | 21 | MARKT

Ingo Hofmann

Kundinnen und Kunden wie auch Partner weiter zu begeistern.“


Insolvenzstatistik Creditreform

Das erste Halbjahr ist von einem eklatanten Anstieg der Insolvenzen geprägt. Mit 20 Insolvenzen pro Tag sind die Insolvenzen im Firmenbereich um 121,2 Prozent gestiegen und erreichen damit annähernd das Vorkrisenniveau 2019. Besonders betroffen sind Branchen wie Kredit- und Versicherungswesen, gefolgt von Handel und Transportwesen. Die größte Insolvenzbetroffenheit herrscht im Transportwesen mit fast 20 von 1.000 Branchenunternehmen. „Zurzeit stürzen zahlreiche Krisen zeitgleich auf die heimischen Unternehmen herein: Ukraine-Krieg, Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme, steigende Zinsen, Arbeitskräftemangel u.v.m. Dadurch steigt die Verunsicherung und drückt auf die Konjunkturlage. Viele Klein- und Mittelunternehmen, die durch die Pandemie getragen

wurden, haben nun keine Luft mehr und müssen aufgeben“, erklärt Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform, die aktuelle Situation. Das Ende der Fahnenstange ist aber seiner Meinung nach noch nicht erreicht, da sich die „Corona-Blase“ nur langsam auflöst. Die Privatinsolvenzen sind im ersten Halbjahr um 36,1 Prozent gestiegen. Die Inflation wird laut Creditreform den Trend in Richtung 10.000 Privatinsolvenzen pro Jahr beschleunigen. Zu den Gründen Weinhofer: „Die schnelleren Entschuldungsmöglichkeiten seit der Reform 2021 finden immer größeren Anklang. Hinzu kommen nun vermehrt Probleme mit den steigenden Preisen und dem Bestreiten des Lebensunterhaltes.“ Generell lassen sich die In-

Gerhard M. Weinhofer

solvenzursachen nicht an einem Faktor festmachen, sondern liegen im Zusammentreffen vieler Probleme, die sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut haben: im Job-Verlust, in der gescheiterten Selbstständigkeit sowie allgemein im sorglosen Umgang mit Geld. Gut ein Drittel der Schuldner sind gescheiterte Selbstständige. Die Durchschnittsverschulden liegt bei rund 60.000 Euro.

Betriebsversicherung neu DONAU Versicherung

Die DONAU Versicherung hat die Betriebsversicherung neu strukturiert. Die Betriebsversicherung deckt im Rahmen der Sachversicherung das Risiko von Betriebsunterbrechung, Einbruchdiebstahl, Sturm, Leitungswasser-Schäden und Glasbruch ab, enthält eine Betriebshaftpflichtversicherung, eine Betriebsrechtsschutzversicherung, eine Technik- sowie eine Technik-Betriebsunterbrechungsversicherung, eine Kühlgut- und eine Transportversicherung. Mit der inkludierten Cyberversicherung werden die Unternehmen vor den finanziellen Folgen von Kriminalität im Netz geschützt. Im Rahmen der Haftpflichtversicherung runden individuelle Zusatzdeckungen für bestimmte Branchen, zum Beispiel Gastronomie, Kfz-Service und -Reparatur, Baugewerbe und ähn-

liche Sparten, Personalleasing etc., das Angebot ab. Neu ist unter anderem, dass in der Grunddeckung zu 100 Prozent die grobe Fahrlässigkeit enthalten ist und die Pauschalversicherungssumme in der Betriebshaftpflicht bis zehn Millionen Euro deckt. Im Rechtsschutzversicherungspaket im Betriebsbereich ist neben dem klassischen Datenund Steuer-Rechtsschutz auch die Deckung bei Immaterialgüterrechtsstreitigkeiten und Streitigkeiten in Zusammenhang mit unlauterem Wettbewerb aufgenommen worden. „Die mehr als 350.000 österreichischen Klein- und Mittelunternehmen sind zentrale Säulen der heimischen Wirtschaft. Sie beschäftigen über zwei Millionen Menschen, gelten als wichtigste Lehrlingsausbildner rC 08/2022 | 22 | MARKT

Wolfgang Petschko

des Landes und tragen maßgeblich zur Wertschöpfung des Landes bei. So zahlreich die Unternehmen sind, so individuell sind ihre Bedürfnisse in Sachen Risikovorsorge. Mit ihrer neu strukturierten Betriebsversicherung bietet die DONAU passgenaue Deckung und umfassenden Versicherungsschutz für KMU“, erklärt DONAU-Vorstand Wolfgang Petschko.


Sicher und bequem durch die BU-Gesundheitsprüfung Der Gang zum Arzt erübrigt sich. Die medizinische Untersuchung dauert maximal eine Stunde – und kann sogar zu Hause stattfinden. Mit dem Medical Home Service (MHS) lässt sich die Arbeitskraft bei der Continentale Lebensversicherung jetzt noch einfacher absichern. Bei der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsvorsorge empfinden viele Antragsteller einen notwendigen Arztbesuch als Hürde. „Daher halten wir für unsere Kunden ein besonderes Angebot bereit. Der Medical Home Service ist für sie kostenlos und in vielen Regionen Österreichs verfügbar“, sagt Mag. Gerfried Karner, Geschäftsführer der Continentale Assekuranz Service GmbH. Die Gesellschaft vertreibt in Österreich die Produkte der Lebensversicherer Continentale und EUROPA.

Kein Arztbesuch, keine Wartezeiten Mit dem MHS kann der Interessent seinen Gesundheitszustand komfortabel erfassen lassen. Den Termin mit dem medizinischen Dienstleister kann er kurzfristig vereinbaren. So erspart er sich den Gang zum Arzt samt langer Wartezeiten. Das versicherungsmedizinisch geschulte Fachpersonal kommt – je nach Wunsch des Kunden – zum Beispiel nach Hause oder an den Arbeitsplatz. Durch die Untersuchung braucht der Kunde zusätzliche Gesundheitsfragen im Antrag nicht mehr zwingend auszufüllen. Das Angebot ist bereits ab einer versicherten Rente von mehr als 2.500 Euro verfügbar. Es gilt für den Abschluss einer Absicherung für den Fall der Berufs- wie auch Erwerbsunfähigkeit (BU/EU).

Mag. Gerfried Karner, Geschäftsführer der Continentale Assekuranz Service GmbH

Darüber hinaus unterstützt der MHS den Kunden auch im Leistungsfall: Auf Wunsch hilft er als Support-vor-Ort dabei, alle notwendigen Unterlagen für den Leistungsantrag auszufüllen.

Continentale PremiumBU – stets verlässlich und jetzt noch günstiger Nicht nur den Service, auch die Produkte zur Absicherung der Arbeitskraft verbessert die Continentale kontinuierlich weiter. So konnte sie in der Continentale rC 08/2022 | 23 | MARKT

PremiumBU aktuell mehrere Berufsgruppen günstiger einstufen. Für bis zu 25 Prozent weniger Beitrag erhalten Ingenieure, Informatiker mit HochschulAbschluss sowie zahlreiche Medizinberufe dadurch vollen Schutz. Dieser wurde Anfang des Jahres durch etliche Leistungsbausteine erweitert. Außerdem können sich Continentale-Kunden seit mehr als 60 Jahren auf stabile Nettobeiträge bei ihrer BU-Vorsorge verlassen. In Österreich war die Continentale 1996 Wegbereiter für diese existenzielle Absicherung.


Die Renaissance der Betriebsunterbrechungsversicherung für technische Versicherungen von Ing. Werner Blaschke Ressortleitung Firmengeschäft, VAV Versicherung Die Absicherung technischer Risiken im industriellen Umfeld ist in Österreich bereits integrierter Bestandteil von Risikokonzepten geworden. Aufholbedarf gibt es hierbei allerdings im Bereich der KMUs. Die durch die Corona-Pandemie ausgelöste und nach wie vor anhaltende Unterbrechung der Lieferketten führt bei KMUs zu einem starken Umdenken und einem deutlich erhöhten Bedarf nach Risikoabsicherung, vor allem in Richtung Betriebsunterbrechung. Warum? Die „Renaissance“ eben dieser Betriebsunterbrechungsversicherung ist vor allem auf die aktuell langandauernden Lieferzeiten zurückzuführen. In Vergangenheit waren bei einem großen Anteil von Fertigungsmaschinen noch tolerierbare Lieferzeiten gegeben, heute sind diese bei weitem nicht mehr vergleichbar und nehmen sogar Zeiträume in Anspruch, die einen ernsthaften Be-

Werner Blaschke, Ressortleitung Firmengeschäft, VAV Versicherung

triebsstillstand verursachen können. So hat beispielsweise noch vor wenigen Jahren eine durchschnittliche Lieferzeit für Ersatzteillieferungen im Serienmaschinenbau für europäische Produkte vier Tage betragen. Je nach Ersatzteiltyp belaufen sich aktuelle Lieferzeiten auf bis zu drei Monate. Die sich daraus ergebenden Betriebsstillstände sind in den meisten Betrieben (KMUs) mit wesentlichen Deckungsbeitragseinbußen verbunden. Solche veränderten Marktgegebenheiten führen zur steigenden Nachfrage nach einer Risikoabdeckung aber auch zur Bereitschaft, Ersatzteile für Schlüsselmaschinen anzuschaffen.

Risiken richtig einschätzen – aber wie? Um vorhandene Risiken in betroffenen KMUs überhaupt einschätzen zu können empfiehlt es sich, gemeinsam mit Ihren KundInnen die sogenannten Schlüsselmaschinen im Betrieb zu identifizieren. Dabei handelt es sich um jene Maschinen und elektronische Anlagen, die einen wesentlichen Einfluss auf den Umsatz bzw. den Deckungsbeitrag haben. Bei diesen Maschinen sollte die Lieferzeit für Neuanschaffungen, aber auch die Lieferzeit von kritischen Bauteilen hinterfragt werden. Beide Zeitwerte können zur Festlegung bzw. Adaptierung von bestehenden Haftzeiten herangezogen werden. So kann die Lieferzeit für NeulierC 08/2022 | 24 | MARKT

ferung ein Indikator für die Mindesthaftzeit in der Feuer- bzw. ElementarBetriebsunterbrechung sein. Wenn die Möglichkeit einer oder mehrerer Kooperationen mit anderen Betrieben besteht, ist neben der klassischen Betriebsunterbrechungsversicherung auch eine Mehrkostenversicherung eine geeignete Risikovorsorge um im Schadenfall die bestehenden Aufträge ohne Deckungsbeitragsverlust durch Dritte produzieren zu lassen.

VAV Best Advice-Deckung Die VAV bietet für die Kundengruppe der KMUs sowohl im Sachversicherungsbereich als auch im Betriebsunterbrechungsbereich individuelle Problemlösungen im Zusammenhang mit technischen Risiken nach dem Prinzip der „VAV Best Advice-Deckungen“ an. Als Spezialist für Klein- und Mittelunternehmen ist die VAV der ideale Partner, um mit passgenauen Versicherungslösungen, welche sich vor allem durch die Flexibilität von verschiedenen Einschlussmöglichkeiten ergeben, den größten Schutz zu dauerhaft günstigen Preisen zu garantieren. „Turbulente Zeiten benötigen klare und durchdachte Lösungen um die entstehenden existenzbedrohenden Risiken von Unternehmen abzuwenden. Flexible Lösungen sind die richtige Antwort auf die zukünftigen Herausforderungen. Wir unterstützen unsere Vertriebspartner in jeder Hinsicht um diese Ziele zu erreichen“, so Werner Blaschke, Ressortleitung Firmengeschäft, VAV Versicherung.


Familie

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Gesund bleiben Österreich ist ein Land der Gesunden, über 70 Prozent der Österreicher beurteilen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Tendenziell nimmt die positive Beurteilung des eigenen Gesundheitszustandes von Westen nach Osten ab. Dass neun Prozent der über 60-Jährigen ihren körperlichen Gesundheitszustand als „schlecht/sehr schlecht“ bezeichnen, ist wenig überraschend. Erstaunlich ist jedoch, dass auch sieben Prozent der 18bis 29-Jährigen die gleiche Beurteilung haben. Betrachtet man den seelischen Zustandsbefund, ist das Ergebnis noch überraschender. Nur sieben Prozent der über 60-Jährigen fühlen sich demnach „schlecht/sehr schlecht“, während es bei den 18- bis 29-Jährigen 17 Prozent sind. Bestätigt wird das scheinbar paradoxe Ergebnis durch die „Sehr gut“-Nennungen mit 32 Prozent (über 60-Jährige) zu 19 Prozent (18- bis 29-Jährige). Der Schluss liegt nahe, dass die CoronaPandemie Jugendliche in Österreich psychisch mehr als ältere Personen belastet hat. Besonders Frauen haben durch die Corona-Pandemie eine anhaltende Belastung wahrgenommen. Mehr als 40 Prozent haben eine dauerhafte Krankheit oder ein chronisches Gesundheitsproblem. 14 Prozent befinden sich in medizinischer Behandlung oder nehmen regelmäßig Medikamente ein. Die Auswirkungen der Pandemie hat auch den Umgang der Menschen mit der eigenen Gesundheit verändert. Knapp 40 Prozent geben an, jetzt mehr als früher auf ihre Gesundheit zu achten, und 32 Prozent planen, in der Zukunft weniger zu konsumieren und bescheidener zu leben. Zufrieden mit dem öffentlichen Gesundheitssystem sind noch 68 Prozent. Vor allem Männer und Personen ab Mitte 50 sprechen dem Gesundheitssystem ein gutes Zeugnis aus. Im Jahr 2021 betrugen die laufenden Gesundheitsausgaben des Staates Österreich 12,2 Prozent des BIP oder 49,02 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2020 erhöhten sich die Ausgaben für Gesund-

heitsleistungen und -güter deutlich um 5,5 Milliarden bzw. 12,6 Prozent. Die laufenden Gesundheitsausgaben der privaten Haushalte, freiwilligen Krankenversicherungen, privaten Organisationen und Unternehmen beliefen sich auf 10,48 Milliarden Euro. Von den öffentlichen Ausgaben wurden Spitäler, niedergelassene Hausärzte bis zum Internisten und Zahnarzt bezahlt. Insgesamt wurde 100 Millionen Mal die E-Card der Österreicher zum Einsatz gebracht.

Private Gesundheitsvorsorge Das Prämienvolumen der privaten Krankenzusatzversicherungen in Österreich lag im Jahr 2021 bei rund 2,49 Milliarden Euro. Die ausbezahlten Leistungen betrugen knapp über zwei Milliarden bei über drei Millionen Schadens- und Leistungsfällen. Die Prämienentwicklung zum Jahr 2020 stieg um 3,7 Prozent und die Leistungen um 47,3 Prozent. Über 2,8 Millionen Menschen in Österreich haben einen Einzelversicherungsvertrag, in einer Gruppenversicherung sind nochmals 621.544 Menschen abgesichert. Trotz der guten Zahlen bei der privaten Gesundheitsvorsorge ist für jeden vierten Österreicher eine private Krankenversicherung zu teuer. Die Corona-Pandemie hat den Wunsch der Österreicher auf freie Arztwahl, kürzere Wartezeiten bei Operationen und sicheres Krankenhausbett gesteigert. Als der Entscheidungsgrund für den Abschluss einer privaten Krankenversicherung wird die freie Arztwahl angegeben. Laut einer Umfrage ist es auch in der Corona-Zeit und den damit einhergehenden angespannten FinanzverrC 08/2022 | 26 | COVERSTORY

hältnissen nur bei zwei Prozent zu einer Kündigung des privaten Krankenversicherungsvertrages gekommen. Wie sehen die in Österreich tätigen privaten Krankenversicherungen die Entwicklung der Sparte? Bei einem Punkt sind sich alle einig: Die Corona-Pandemie hat den Trend zur privaten Gesundheitsvorsorge deutlich verstärkt. Die Wiener Städtische hat im Jahre 2021 ein Prämienplus von über drei Prozent verzeichnet und auch im ersten Halbjahr 2022 hält der Trend an. Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin Wiener Städtische Versicherung: „Wir sind überzeugt, dass die Nachfrage nach privater Gesundheitsvorsorge auch in den nächsten Jahren anhalten wird.“ Nicht nur die Nachfrage nach privater Versicherung ist gestiegen. Peter Eichler, Mitglied des Vorstandes UNIQA Personenversicherung und Asset Management: „Die Pandemie hat die Weiterentwicklung in der Medizin beschleunigt. Der Trend zur ambulanten

Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin Wiener Städtische Versicherung


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riger machen. Es gibt neben den umfassenden Deckungsvarianten auch solide Grundabdeckungen als Alternative für alle, die sich keine komplette Sonderklasseversicherung leisten können oder wollen.

Peter Eichler, Mitglied des Vorstandes UNIQA Personenversicherung und Asset Management

Medizin bzw. zu kürzeren Aufenthalten in Krankenanstalten hat sich verstärkt und wird aller Voraussicht nach anhalten. Wie weit sich die seit einigen Monaten stark steigende Inflation auf die Sparte Krankenversicherung auswirken wird, kann man noch nicht sicher bewerten.“ Dr. Edeltraud Fichtenbauer, Vorstandsdirektorin Ressort Lebens- und Krankenversicherung DONAU Versicherung, sieht das erhöhte Interesse an der individuellen Vorsorge, vor allem bei Jüngeren, die sich vor der Pandemie eher weniger mit dem Thema beschäftigt haben. Fichtenbauer: „Das spiegelt sich in der Entwicklung der Sparte Krankenversicherung wider, bei der wir 2021 eine Steigerung des Prämienvolumens von fast 13 Prozent im Vergleich zu 2020 verzeichnen. Im Zuge der gleichzeitigen finanziellen Herausforderungen, vor welche die Pandemie viele Menschen gestellt hat, konnte man aber auch einige Ruhendstellungen beobachten.“ Dr. Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer Leben/Kranken Generali Versicherung, ist ebenfalls von der weiterhin großen Nachfrage nach Gesundheitsvorsorge überzeugt, das zeigt auch die Steigerung bei den Privatarzttarifen von mehr als fünf Prozent. Wie schon vermerkt, ist für jeden vierten Österreicher eine umfassende private Krankenversicherung zu teuer. Die steigende Inflation könnte das noch schwie-

Welche Tendenzen hinsichtlich der verschiedenen Tarife und Leistungsangebote werden besonders nachgefragt? Der Trend geht, laut UNIQA, in Richtung ambulanter Vorsorge. Peter Eichler: „Der Grund dafür ist: Bei niedergelassenen Ärzten steigt stetig der Anteil an Wahlärzten und somit auch die Ausgaben privater Haushalte an Gesundheitsleistungen im ambulanten Bereich (Wahlarzthonorare, Rezeptgebühren, Heilbehelfe etc.).“ Mag. Michael Inthaler, Bereichsleiter Merkur Krankenversicherung, sieht auch eine Steigerung bei den stationären Tarifen, wobei hier zunehmend Privatkliniken eine wesentliche Rolle einnehmen. Dr. Dragan Dokic, Fachexperte Gesundheitsversicherung der Allianz Österreich, sieht tendenziell ein immer früheres Einstiegsalter in die private Gesundheitsvorsorge. Die Wiener Städtische sieht die Nachfrage nach Sonderklasse- und ambulanter Versicherung gleich stark, es gibt aber eindeutig einen Trend zur Rundum-Gesundheitsvorsorge, die vor allem bei jüngeren Kunden beliebt ist. Thomas Ackerl, Vorstandsvorsitzender muki Versicherungsverein: „Wir stellen eine Tendenz zu den muki-Wahlarzt-Ambulant-Tarifen fest, die wir im vergangenen Jahr erweitert und um Premium-Produkte ergänzt haben, während wir die erfolgreichen Standard-Produkte unverändert weiter anbieten. Die Premium-Varianten decken bis zu 100 Prozent der eingereichten RechnunrC 08/2022 | 28 | COVERSTORY

Mag. Michael Inthaler, Bereichsleiter Merkur Krankenversicherung

gen ab. Der Vorteil: Wir leisten bei den meisten Leistungspositionen bis zum Jahreshöchstbetrag – ohne Sublimits.“ Dr. Fichtenbauer erkennt ebenfalls eine Tendenz in Richtung ambulanter Tarife. Was auch sicherlich damit erklärbar sei, dass die Anzahl der Wahlarztordinationen besonders im ländlichen Bereich steige, und viele Kassenordinationen einfach nicht nachbesetzt würden. Dr. Sturzlbaum bestätigt die starke Nachfrage nach günstigen Einstiegsprodukten für die Kombination von ambulanter und stationärer Heilbehandlung, auch die Möglichkeit auf Pakete mit Optionen auf den Ausbau der Kranken-

Dr. Edeltraud Fichtenbauer, Vorstandsdirektorin Ressort Lebensund Krankenversicherung DONAU Versicherung


Thomas Ackerl, Vorstandsvorsitzender muki Versicherungsverein

hauskostenversicherung sowie auf den Abschluss einer Privatarztversicherung und einer Pflegegeldversicherung würden nachgefragt. Die Corona-Pandemie hat die digitale Entwicklung beschleunigt, nicht nur im Onlinehandel, sondern auch im Bereich Telemedizin. Es ist das Bewusstsein und die Sensibilisierung der „neuen“ medizinischen Leistung in der Bevölkerung gestiegen. Bei der Wiener Städtischen Versicherung können Versicherungsnehmer über die eedoctors-App Allgemeinärzte virtuell sieben Tage die Woche ohne Terminvereinbarung oder Wartezeit und ortsunabhängig konsultieren und von vergünstigten Tarifen profitieren. Die Kosten werden im Rahmen der Jahreshöchstleistung bei der Privatarztversicherung zu 100 Prozent rückerstattet. Peter Eichler: „Wir bieten ergänzend zum Post-Covid-Check gemeinsam mit dem Wiener Start-up enlivio das erste digital gestützte Post-CovidProgramm – das ‚Post-COVID-eCoaching‘ an. Nach erfolgtem Post-CovidCheck erhalten Versicherungsnehmer auf Wunsch eine digitale Physiotherapie via Smartphone-App. Das Post-COVID-eCoaching hilft nach einer Covid19-Infektion die körperliche Aktivität zu steigern und das Wohlbefinden wiederherzustellen. Generell bevorzugen Kunden die direkte Konsultation von Ärzten

oder Gesundheitseinrichtungen gegenüber der Telemedizin.“ Auch bei der Allianz Versicherung ist man der Meinung, dass die Telemedizin in Zukunft eine sinnvolle Ergänzung zu etablierten Gesundheitsdienstleistungen darstellen wird. Dr. Dokic: „Sowohl die Nachfrage als auch das Angebot hat sich in den letzten beiden Jahren vervielfacht.“ Die Merkur sieht im Bereich der Telemedizin noch einiges Potenzial nach oben, es brauche aber noch mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Dr. Sturzlbaum: „Mit der Meine-Generali-App können Kunden Video-Sprechstunden buchen und Arztbesuche bequem von zu Hause aus erledigen, ohne eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. Daneben gibt es noch die telemedizinischen Gesundheitsservices aus dem GesundheitsCoaching. Diese Services werden von unseren Kunden sehr gerne angenommen.“

Long Covid und die Erfahrung der privaten Krankenversicherer Long Covid beschreibt laut dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz die gesundheitlichen Langzeitfolgen nach einer Covid-19-Erkrankung. Symptome sind unter anderem Kurzatmigkeit, Erschöpfung, verminderte Leistungsfähigkeit. Sonja Steßl: „Die Wiener Städtische verzeichnet eine rege Nachfrage nach dem individuellen Long-Covid-Screening, das sich an Kunden mit privater Gesundheitsvorsorge richtet, die ihren Verdacht auf Long Covid beim Arzt des Vertrauens abklären wollen. Welche Befunde zu erheben sind, legt der Arzt individuell fest. Besonders oft durchgeführt werden beispielsweise Herzultraschall, Lungenfunktionstest inkl. Sauerstoffsättigung und Ruhe-EKG.“ Bei der UNIQA gibt es die oben beschriebenen Post-Covid-Checks, für rC 08/2022 | 29 | COVERSTORY

Dr. Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer Leben/Kranken Generali Versicherung

Kunden, die nach vier oder mehr Wochen noch an Folgebeschwerden leiden. Peter Eichler: „Die hohe Frequenz ist ein Hinweis darauf, dass Erkrankten noch zu wenig öffentliche Einrichtungen zur Verfügung stehen. Aus Einzelfällen wissen wir, wie sehr Spezialambulanzen in öffentlichen Krankenhäusern gefragt sind, zeitnahe Termine aber kaum zu bekommen sind. Wir registrieren auch eine deutliche Nachfrage bei Rehabilitationsaufenthalten aufgrund von Post-Covid-Symptomen.“ Die Generali sieht ebenfalls eine Akzeptanz der Kunden von angebotenen Post-Covid-Checks bei ärztlichen Kooperationspartnern. Gemeinsam mit der Therme Wien wird das Programm „Fit wie früher“ angeboten. Dr. Sturzlbaum: „Das Trainingsprogramm richtet sich an Menschen, die sich nach einer Covid-19-Erkrankung sportlich betätigen wollen. Es umfasst nach medizinischer Erstuntersuchung Fitnesstrainings mit sportmedizinischer Betreuung im Zeitraum von sechs Monaten und wird zur Hälfte von der Generali übernommen.“ Bei den anderen Versicherungsunternehmen sind die Leistungsfällen durch Long-Covid-Erkrankungen noch nicht spürbar angestiegen. Quellen: durchblicker, IFES, BMS


Digitale Gesundheit Dass Telemedizin im Vormarsch ist, haben die österreichischen Krankenversicherer schon bestätigt. Aber die Digitalisierung macht auch nicht vor dem Bereich der Rehabilitation halt. Vom Smartphone als Ganglabor über die Matratze mit automatisiertem Bewegungsablauf bis zum treppensteigenden Rollstuhl gibt es viele Innovationen. Ende Juni wurden auf der 21. REHAB – der Europäischen Fachmesse für Rehabilitation – viele interessante Neuigkeiten vorgestellt. Das Wiener Start-up „reha Buddy“ hat ein medizinisches Ganglabor für die Hosentasche entwickelt. Die digitale Innovation soll die Rehabilitation von Patienten beschleunigen. Verwendet wird bei dem zertifizierten Medizinprodukt die Sensorik des Smartphones zur Bewegungsanalyse. Die App sammelt wertvolle Daten zum Fortschritt der Rehabilitation und wertet diese für das medizinische Personal automatisiert aus. „Die von uns entwickelte Technologie verwandelt einen Alltagsgegenstand in ein Hightech-Ganglabor für die Hosentasche. Die gewonnenen Daten erleichtern die Arbeit der Therapeuten und ermöglichen eine effizientere Therapieplanung“, erklärt „reha buddy“-Gründer DI Dr. Harald Jagoš. Mehr als 1000 Pa-

tienten hat das 2019 gegründete Startup bereits erfolgreich durch die Rehabilitation begleitet, aktuell arbeitet man mit fünf Kliniken zusammen. Seit Mai werden über die österreichische Crowdfinancing-Plattform zmartup Investoren gesucht, um den Sprung auf den internationalen Markt zu realisieren. Das norwegische Unternehmen Tidewave präsentierte auf der REHAB eine innovative Matratze mit automatisierten Bewegungsabläufen. Die Matratze besteht aus einer ergonomischen Kaltschaummatratze im oberen und Luftzellen im unteren Bereich. Auf Knopfdruck beziehungsweise über vorab individuelle Einstellungen krümmt sich die Matratze um den Körper des Patienten, wodurch die Kontaktfläche für die Druckver-

teilung erhöht und gleichzeitig Sturzsicherheit geboten wird. Anschließend beginnt sie damit, sich langsam und kontinuierlich von einer Seite zur anderen zu bewegen. Diese innovative Technologie bietet automatisierte Bewegungsabläufe zur Prävention und Behandlung von Druckgeschwüren (Dekubitus) bis einschließlich Kategorie vier. Sie ermöglicht es Pflegenden, das manuelle Umlagern mehrmals pro Nacht zu vermeiden und gibt gleichzeitig die Gewissheit, dass der Patient sicher im Bett liegt. Paragym – die Fitness-App für querschnittgelähmte Menschen: Das Ziel der App ist, einen virtuellen Fitnesscoach für Menschen mit Querschnittslähmung anzubieten. ParaGym ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Verbundprojekt des Unternehmens Kernwerk mit der Deutschen Sporthochschule Köln, dem Fraunhofer IAIS und der ITP GmbH. Im Frühjahr 2023 soll der erste Prototyp erhältlich sein. Das Projekt besteht aus einer Fitness-App für Smartphones, einer dazugehörigen ServerAnwendung zur Datenanalyse und einem neuartigen Sensorshirt.

Das norwegische Unternehmen Tidewave präsentierte auf der REHAB eine innovative Matratze mit automatisierten Bewegungsabläufen.

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Quellen: REHAB, Deutsche Sporthochschule Köln


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Berufsunfähigkeit: „Man denkt immer, es trifft die anderen.“ Das Risiko, seinen Beruf wegen eines Unfalls oder einer Krankheit nicht mehr ausüben zu können, wird meist unterschätzt. Laut Studien wird jeder vierte Österreicher im Laufe seines Lebens vorübergehend berufsunfähig. von Ornella Wächter Das Stabilitätsgesetz 2012 mit Wirkung zum 1.1.2014 hat wesentliche Änderungen im Bereich Berufsunfähigkeit gebracht. Unter anderem die Abschaffung der befristeten Berufsunfähigkeitspension für alle nach dem 31.12.1963 geborenen Personen, die davor geborenen erhalten eine für maximal zwei Jahre befristete BU-Pension. Der Zugang zu dieser ist aber alles andere als leicht. Was ist die Alternative des Staates? Ein Rehabilitationsgeld beziehungsweise ein Umschulungsgeld. Wobei nicht zu vergessen ist, Berufsschutz bzw. Qualifikationsschutz gilt nur für Angestellte, denn Selbstständige sind bis zum Alter von 50 Jahren gänzlich davon ausgenommen. Eine Umschulung führt zwar zu einem Berufswechsel, eine Garantie für einen Job gibt es selbstverständlich nicht. Sollte es zu keiner Anstellung kommen, führt der Weg zum Arbeitslosengeld und unter Umständen zur Notstandshilfe und diese beträgt 92 Prozent des vorher bezogenen Arbeitslosengeldes maximal jedoch 964,10 Euro pro Monat. Dennoch ist und bleibt die Berufsunfähigkeitsversicherung in Österreich ein noch selten abgeschlossener Versicherungsvertrag. Der Begriff „geminderte Arbeitsfähigkeit“ wird in den unterschiedlichen Berufsgruppen unterschiedlich definiert. Von Invalidität bei Arbeitern bis Erwerbsunfähigkeit bei Landwirten und Selbstständigen, Dienst-

unfähigkeit bei Beamten bis hin zum am meisten gebrauchten Terminus „Berufsunfähigkeit“ bei Angestellten. Wir verwenden im Artikel für alle Bereiche den Begriff „Berufsunfähigkeit“ bzw. „berufsunfähig“.

Beispiel Tizian Bei Tizian war es ein Unfall beim Mountainbiken im Frühling. Die Euphorie ließ den jungen Tischler die ersten Anzeichen eines bereits schmerzenden Rückens ignorieren. „Ich habe mir nicht viel dabei gedacht. Bei 10- bis 11-Stunden-Tagen ist es normal, dass sich der Rücken meldet“, sagt der 25-Jährige, der heute nicht mehr als Tischler arbeitet. Am Tag nach dem Bike-Ausflug im Wald konnte Tizian morgens vor Schmerzen nicht mehr aufstehen. Wahrscheinlich hatte eine zu starke Erschütterung zu einer Bandscheibenvorwölbung geführt. „Zwei Wochen ließ ich mich krankschreiben. Ich hätte eine längere Pause gebraucht, aber der Betrieb war sehr klein und mein Verantwortungsgefühl hat mich dazu gebracht, recht schnell wieder voll einzusteigen.“ Dass der Beruf eines Tischlers mit vielen Verletzungsrisiken verbunden ist, lernte Tizian schon während seiner Ausbildung. Klassiker sind Verletzungen an Fingern, Handgelenken oder Rücken. „Sicherheit am Arbeitsplatz war in der rC 08/2022 | 32 | COVERSTORY

Ausbildung ein großes Thema, nur in der Praxis ist das oft schwer umzusetzen. Generell hebt und schleppt man viel. In meinem früheren Betrieb war die Ausstattung sehr alt. Es gab keine hydraulischen Hebetische, die einem das Hochheben schwerer Platten erleichtert hätten. Um andere nicht bei der Arbeit zu stören, hat man Gegenstände oft selbst getragen.“ Nach dem Radunfall folgten tägliche Schmerzen in und nach der Arbeit in der Tischlerei. Mit 24 konnte Tizian nicht mehr. „Wenn ich weitergemacht hätte, wäre mein Körper mit 40 Jahren kaputt.“ Er hat sich umorientiert. Ab September wird er auf einem Kolleg in Wien Interior- und Surface-Design studieren. Wäre es zu einer Berufsunfähigkeit in der Zeit der Ausbildung oder knapp nach der Ausbildung kommen, dann wäre es für Tizian fatal gewesen. Denn auch wenn es einen Anspruch auf Pension wegen geminderter Arbeitsfähigkeit geben würde, muss eine Mindestzahl an Versicherungszeiten vorliegen und zur Berechnung kommt der Durchschnitt der Vergangenheit zum Tragen. Das würde im Fall Tizian sicherlich nicht ausreichend für seinen weiteren Lebensweg sein, außer die Verletzungen haben zu einem – so umgangssprachlich – „menschlichen Totalschaden“ geführt, dann würde das Pflegegeld in der ihm zustehenden Stufe zum Einsatz kommen.


Risiko eines beruflichen Ausfalls meist unterschätzt Fakt ist, dass in Österreich die meisten das Risiko eines ungeplanten beruflichen Ausfalls unterschätzen. Jeder vierte Österreicher wird im Laufe seines Lebens – wenn auch nur vorübergehend – berufsunfähig. Das sind rund 25 Prozent der Bevölkerung. Aber nur rund fünf Prozent der Erwerbstätigen haben diesbezüglich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, zeigt eine Erhebung des Onlineversicherungsmanagers Clark. Experten empfehlen, sich so früh wie möglich gegen Berufsunfähigkeit absichern zu lassen. Bestenfalls schon vor dem Berufseinstieg. Die Versicherungsprämien fallen für junge Menschen nämlich deutlich günstiger als bei älteren aus. Die Höhe der Prämie hängt dabei vom Beruf, dem Höhe der Rente, der Laufzeit, Alter und Gesundheit ab. Junge haben den Vorteil, ihren Gesundheitszustand einfrieren zu können. Egal, ob sie später eine Verletzung an der Bandscheibe oder am Knie haben – es gilt ihr Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss. Wer die Versicherung später abschließt, kann manche Dinge vielleicht nicht mehr oder nur teurer versichern.

„Die Auswirkung einer Berufsunfähigkeit wirken sich bei Jüngeren gravierender als zu einem späteren Zeitpunkt aus“, erklärt Florian Märzendorfer, Geschäftsführer von fip-s.at, einem Unternehmen, das Jungakademiker und Absolventen bei ihrer Finanzplanung berät. „Wer gerade frisch mit dem Studium fertig geworden ist und im ersten Job nach ein paar Monaten berufsunfähig wird, hat viel Geld in seine Ausbildung investiert und das dann praktisch umsonst. Schlimm wird es auch, wenn man gerade dabei ist, eine Immobilie abzuzahlen und dann ausfällt. Wer mit 55 Jahren ausfällt, hat meistens schon mehr Rücklagen generiert.“

men mehr zu haben und auf die staatliche Versorgung angewiesen zu sein.“

Beispiel Amelia „Ich hätte ziemliche Existenzängste, wenn ich nicht mehr meinen Beruf ausüben könnte“, sagt Amelia, 24, die im dritten Lehrjahr in einer Gärtnerei arbeitet. „Ich habe nur diese Ausbildung, das ist mein Beruf. Ich kann nicht einfach etwas anderes arbeiten.“ Obwohl

Geringe Nachfrage nach einer Berufsunfähigkeitsversicherung Aber gerade unter jungen Menschen ist die Nachfrage verschwindend gering. Märzendorfer fasst die Gründe folgendermaßen zusammen: „Das fehlende Bewusstsein für das Thema Berufsunfähigkeit erschwert die Beratung. Die Menschen müssen auch verstehen, was es heißt, nicht mehr arbeiten zu können, kein EinkomrC 08/2022 | 33 | COVERSTORY

Florian Märzendorfer


bereits ihr erster Tag im Job mit einem geprellten Handgelenk begann, weil sie über einen Gartenschlauch stolperte, hat auch Amelia bis jetzt keine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. „Ich bin überzeugt, über meine Arbeitgeberin ausreichend abgesichert zu sein. Aber privat habe ich keine weitere Versicherung abgeschlossen. Das war bis jetzt nie ein Thema für mich, auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen nicht.“ Dabei beinhaltet ihre Ausbildung recht viel körperliche Arbeit. „Es fängt mit dem Verrücken von Pflanzen an, da sind auch schon mal Bäume, die drei bis vier Meter hoch sind. Auch die Erdsäcke und Töpfe können einiges wiegen. Ich achte während der Arbeit auf die richtige Haltung, wenn man etwas Schweres trägt. Aber wenn der Tag lang ist, vergisst man das oft.“ Psychische Erkrankungen Hauptursache für Ausfälle Tatsächlich sind es weniger Unfälle oder berufsbedingte Krankheiten, die zu einem langfristigen Ausfall führen können, sondern psychische Erkrankungen. Laut dem Statistischen Handbuch der österreichischen Sozialversicherung leidet mehr als ein Drittel (37,4 Prozent) der Betroffenen, die eine Pension wegen geminderter Arbeitsfähigkeit erhalten, an psychischen Krankheiten wie Burn-out oder Depressionen, gefolgt von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (19,8 Prozent) und Krebserkrankungen (12,9 Prozent). Die Zahlen der häufigsten Ursachen für eine private Berufsunfähigkeit sind fast gleichlautend, so erhalten 32,7 Prozent eine BU-Leistung wegen Nerven- und psychischen Erkrankungen, 19,7 Prozent wegen der Erkrankung des Skelett- und Bewegungsapparates, 16,1 Prozent aufgrund einer Krebserkrankung.

Beispiel Lukas Bei Lukas hätte sein schmerzendes Sprunggelenk irgendwann zu einem Problem bei seiner Arbeit in der Produktion in einem Steyrer Betrieb geführt. Eine Verletzung, die sich der 28-Jährige in der Kindheit beim Fußballspielen zugezogen

hatte. „Ich hätte mich operieren lassen müssen, aber ich wollte nie riskieren, dass ich wegen der Operation länger nicht arbeiten kann. Ich war erst im ersten Berufsjahr im Betrieb.“ Obwohl auch seine Arbeit körperlich anstrengend war, in Nachtschichten Schweißarbeiten erledigt werden mussten, schloss Lukas keine private Berufsunfähigkeitsversicherung ab. Er verließ sich stattdessen auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen im Betrieb. Am Ende war es nicht das Sprunggelenk, die Lukas seine Arbeit verlieren ließ, sondern die Corona-Pandemie und die anschließende große Kündigungswelle. Die Operation holte er in seiner Zeit als Arbeitsloser nach. Über das AMS bekam er eine Umschulung zum IT-Betriebstechniker beim Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) vermittelt. Im Oktober 2023 wird er die Umschulung abgeschlossen haben und seinen neuen Job ausüben können. Lukas hatte Glück im Unglück. „Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, mich ernsthaft zu verletzen. Ich habe immer geschaut, dass ich meine monatlichen Fixkosten niedrig halte.“ Dieses Beispiel zeigt, wie sehr wir Österreicher unserem sozialen System trauen. Eine Umschulung durch das AMS ist möglich, doch unterliegt es einigen Voraussetzungen. Aus gesundheitlichen Gründen, hier steht die medizinische Rehabilitation im Fokus der Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Bei der Umschulung wegen Umorientierung, gibt es entweder die Möglichkeit einer Bildungsteilzeit, wobei das Förderangebot zwischen vier und maximal 24 Monaten besteht. Eine Bildungsteilzeit ist aber nur mit Zustimmung des Arbeitgebers möglich. Eine Umschulung wegen Jobverlust ist auch gegeben, liegt aber auch in der Entscheidungskraft des AMS. Wäre Lukas bei seiner beruflichen Tätigkeit berufsunfähig geworden, dann wäre für die Leistung einer BU-Versicherung entscheidend, dass er seine Vorerkrankung bei Vertragsabschluss bekanntgegeben hat. rC 08/2022 | 34 | COVERSTORY

Arno Slepice

Expertenmeinungen Laut fip-s.at-Geschäftsführer Florian Märzendorfer hält noch ein Grund viele junge Menschen vom Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ab: „Auch wenn sie alle Fakten kennen, denken die meisten: ‚Es trifft immer die anderen, aber nicht einen selbst‘.“ Arno Slepice, Geschäftsführer business-point gmbh, Vortragender zahlreicher Seminare und Webinare im Bereich der gesetzlichen Sozialversicherung, bemerkt laufend, wie verblüfft selbst die Versicherungsvermittler über die oftmals sehr geringen Leistungen des österreichischen Systems sind. Es ist auch kaum zu glauben, dass ein Unternehmer, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, seine Tätigkeit weiterhin auszuüben, auf alle selbständigen und unselbständigen Tätigkeiten auf dem gesamten Arbeitsmarkt verwiesen werden kann, die mit den gesundheitlichen Einschränkungen noch möglich sind. Dabei spielt das erzielbare Einkommen keine Rolle und es wird auch kein Mindesteinkommen berücksichtigt. Ein Verweis auf leichte Portiertätigkeiten mit 20 Wochenstunden ist nur eines von zahlreichen Beispielen, wie schnell es gehen kann, dass sich das aktuelle Einkommen fast zur Gänze in Luft auflöst. Quellen: business-point, Clark, Sozialversicherung


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„Ein fairer Handel“ „Du brauchst eine neue Hose“, sagt meine Frau. „Keinesfalls“ entgegne ich lächelnd, „ich verfüge über ausreichend Beinkleider. Sie sind der Umwelt angepasst, aus robustem Material und zeichnen sich durch hohen Tragekomfort aus.“ Sie gibt nicht auf. „Geh zu H&M.“ „Bist du verrückt geworden? Bevor ich etwas von H&M kaufe, ziehe ich einen Kartoffelsack an.“

Sie weiß, dass ich manchmal zu Übertreibungen neige, will aber trotzdem den Grund meiner Ablehnung wissen. „Erstens: Mir passt nix von der Stange. Es muss alles geändert werden. Und ich habe keine Lust, mir von einem Schneider mit Kreidestaub an den Händen im Schritt herumfummeln zu lassen. Hatten wir alles schon. Inklusive der Frage, wo ich denn üblicherweise meine Natur trage. Und zweitens: Für meine Hose schuften in Bangladesch Frauen und Kinder rund um die Uhr für einen Hungerlohn. Und nur damit das klar ist: Ich kauf auch nichts bei C&A, Primark und KiK. Auch nichts bei Tchibo.“

von Fritz Rabensteiner

Wussten Sie eigentlich, dass Tchibo auch Kaffee verkauft? War mir neu. Bei denen hängen im Schaufenster doch nur Unterhosen, Badetücher, Taucherflossen und so Zeugs. Aber egal. Jedenfalls wird

Fairtrade ist super

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es langsam eng bei der Auswahl an Lieferanten, die mir fair getradete Kleidung verkaufen könnten. Ich war vor ein paar Jahren in Indien. Da habe ich mir in Jaipur zwei Hemden machen lassen. Direkt vom Schneider vor Ort. Reine Seide. 40 Euro, das Stück. Lieferung noch am selben Abend. Dieses Fairtrade ist schon super. Da habe ich gleich viel besser geschlafen. Andererseits kann ich wegen einer Hose nicht extra nach Delhi reisen. Das wäre ethisch zwar korrekt, wirft aber umgehend ein neues Problem auf. Nehme ich ein Flugzeug, schmelzen die Polkappen und die Eisbären sterben aus. Fahre ich mit der Bahn, bin ich Monate unterwegs. Meine Frau könnte nebenher mit dem Auto fahren, um das fehlende Schienennetz zu überbrücken, so wie das Bundespräsident van der Bellen kürzlich seinen Chauffeur machen ließ, während er gemeinsam mit dem niederländischen Königspaar mit der Bahn von Wien nach


Über den Autor Fritz Rabensteiner ist Autor, Satiriker und Kolumnist, der unter anderem für die von Peter Pilz gegründete Online-Zeitung zackzack.at arbeitet.

Graz fuhr. Verstehen Sie mich nicht falsch, derzeit liegen Schienen von Wien nach Graz. Aber es könnte natürlich passieren, dass plötzlich auf Höhe von Bruck an der Mur Schienen fehlen, es wird ja so viel gestohlen, von rumänischen Banden hört man da immer wieder, jedenfalls würde dann der Chauffeur…egal.

Klimaticket: Nichts für Indian Railways Und mein Klimaticket wird in Indien nicht akzeptiert. Das hat mir Indian Railways schon bestätigt. Das war wieder so ein Fehlkauf von mir. Und das alles nur wegen einer Hose. Irgendwo liegt zu Hause noch eine Strickliesel herum. Das wäre zumindest einen Versuch wert. Oder ich buche einen dieser Selbstfindungskurse, wo einem Vortragende in Birkenstocksandalen ökologisch korrekt erklären, wie man töpfert und webt. Ich sehe mich schon eine Hose basteln, die nach einem Aschenbecher aussieht. Das hat schon in der Schule nicht funktioniert. Meine Vogelhäuser hätten sie sehen sollen. Vögel, die dort eingezogen sind, haben den Winter nicht überlebt. Sorry, ich kann das nicht. Einmal mussten wir einen Christuskopf herstellen, als Furnier-Einlegearbeit. Der Dornenkranz sah aus wie ein Mopedreifen. Demütigend. Die Situation ist verfahren. Also recherchiere ich im Netz und bleibe bei KiK hängen. Der Geschäftsführer betont in einem Interview, dass er alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um die Situation der Näherinnen in Bangladesch zu verbessern. Das ist sehr lobenswert. Wenn die jetzt, sagen wir mal großzügig 15 Cent in der Stunde bekommen, dann ist das doch fair und marktgerecht. Danach muss aber Schluss sein. Denn wenn diese Weiber auch noch einen 8-Stunden-Tag bei einer 5-Tage-Woche verlangen, dann kann sich bei uns niemand mehr eine Hose leisten. Die Armut im Osten ist wichtig für uns im Westen. Wer daran rüttelt, muss damit rechnen, dass die Produktion ausgelagert wird. In ein Land, wo noch billiger gearbeitet wird. Zum Beispiel in den Kongo, wo Kindersklaven für eine Handvoll Reis in Kobaltminen schuften, damit wir uns ein E-Auto kaufen können. Und nachdem sie schon Löcher gegraben haben, entsorgen wir dort später die alten Batterien. Die Kinder selbst werden zwar nie ein E-Auto haben, aber hey, sie leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Und das ist doch das Wichtigste.

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Mein Leben ist gut so Wir haben mit Mag. Toni Innauer über Goldmedaillen, Leistungsfähigkeit, Scheitern und Lebenszeit gesprochen. von Mag. Christian Sec

Wie haben Sie es geschafft, nachdem Sie in Innsbruck 1976 als überlegen Führender nach dem ersten Durchgang im Zweiten Durchgang dem Druck nicht standgehalten haben, in Lake Placid 1980 in derselben Situation, wohl wissend, dass es vielleicht die letzte Chance ist, die Nerven zu behalten? Innauer: Zuerst habe ich nach dem Ver-

lust der Goldmedaille in Innsbruck 1976 ein Jahr gebraucht, die Wirklichkeit anzuerkennen, und erst dann eingesehen, dass es meine eigene Schuld war. Die mentale Vorbereitung auf Lake Placid 1980 hat bereits Monate zuvor stattgefunden. Daran habe ich hart gearbeitet. Ich wollte noch einmal in die Situation kommen, die ich damals verhaut habe. Das war mein größter Wunsch. Natürlich war es mir nicht wurscht, ob ich dann gewinne oder nicht, aber ich wollte das, was ich steuern kann, besser steuern als

Ich wollte mit Freude und Spaß das umsetzen, was ich kann und mich nicht kleinmachen lassen von der Versagensangst, der Erinnerung und dem Trauma.

vier Jahre zuvor. Ich habe über Monate darauf vorbereitet, wie ich mich fühlen werde bei den Spielen. Ich wollte mit Freude und Spaß das umsetzen, was ich kann und mich nicht kleinmachen lassen von der Versagensangst, der Erinnerung und dem Trauma. Ich wollte mich wohlfühlen, wie an einem Tag, wo es um nicht viel geht, und das kann man tatsächlich programmieren, wenn man sich bereits lange zuvor die Situation imaginiert. Die Niederlage und Enttäuschung zu überwinden, dabei half auch mein Trainer Baldur Preiml, der mir immer wieder gesagt hat, der an mich glaubte und mir versicherte, du wirst auch einmal Olympiasieger. Das ist das Tolle an einem Leistungssportteam, dass die Trainer dir helfen Oberwasser zu behalten. Gab es eine psychologische Betreuung, um die Traumata des verpassten Olympiasieges 1976 zu überwinden? Innauer: Nein, ich habe einen gu-

ten Instinkt gehabt dafür, was mir fehlt. Ich habe nach dem Verlust der Goldmedaille in Innsbruck 1976 ein Jahr gebraucht, die Wirklichkeit anzuerkennen, und erst dann eingesehen, dass ich es selbst vergeigt hatte. Entscheidend für Lake Placid 1980 war die mentale und körperliche Voraussetzung, weil die konnte ich beeinflussen. Wie der andere springt oder wie der Wind ist, liegt nicht meiner Hand. Dieser Gedanke hat rC 08/2022 | 38 | INTERVIEW

Ich habe nach dem Verlust der Goldmedaille in Innsbruck 1976 ein Jahr gebraucht, die Wirklichkeit anzuerkennen, und erst dann eingesehen, dass ich es selbst vergeigt hatte.

mich auch beruhigt, weil ich wusste, dass ich mich optimal vorbereitet hatte. Die Windverhältnisse beim entscheidenden Sprung waren wahnsinnig schwierig. Nach dem Absprung hatte ich keinen guten Wind. Aber ich habe mir gesagt, wenn ich ruhig bleibe, kann es mich im letzten Teil, wo es Aufwind gab, noch weit runtertragen, und genauso war es auch. Während andere versucht früher panisch geworden sind, bin ich einfach cool geblieben, auch dank der langfristigen Vorbereitung. Verrückt war auch, dass ich zwei Tage vorm Springen noch die Schuhmarke gewechselt habe, und zwar von Adidas zu Dachstein. Der AdidasSchuh ist bei der Kälte in Lake Placid zu steif geworden und daher habe ich den Schi nicht gut genug in der Luft gespürt. Dabei habe ich mir die Schuhe von meinem Teamkollegen Tuchscherer ausgeborgt, der Ersatzspringer war. Der neue


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Der Olympiasieg war zwar eine riesige Erleichterung, aber ich habe dabei nicht das Gefühl gehabt, jetzt habe ich alles geschafft, und ich bin der Größte. Schuh war mir jedoch eineinhalb Nummern zu groß. Trotzdem habe ich beim ersten Sprung bemerkt, mit dem Schuh spüre ich mehr und daher bin ich das Risiko eingegangen damit zu springen. Es war eine verrückte Entscheidung aber letztendlich eine Goldrichtige. Durch ihr Leben zieht sich eine gewisse Affinität zum Risiko und zur Innovation? Wobei ihr Risiko oft belohnt wurde? Innauer: Ja ich möchte zumindest so viel

davor wissen, dass ich es überlebe. Ich bin ein neugieriger Mensch, und je mehr ich mich in einem Bereich auskenne, umso neugieriger macht es mich. Gerade im Spitzensport ist es wahnsinnig spannend zu sehen, welche Erkenntnisse mit Neuigkeitsgehalt gibt es noch für mich noch. Der ganze Schmarrn, Gerüchte und Mutmaßungen interessieren mich nicht. So war es auch mit dem Schuh. Ich wusste mit dem alten Schuh bin ich nicht wettbewerbsfähig und mit dem neuen Schuh kann es entscheidend besser, aber auch schlechter laufen, das bringt Energie ins Spiel! Wie kann man nach einem Erfolg wie dem Olympiasieg noch Bodenhaftung behalten, vor allem wenn man wie Sie, erst 21 Jahre alt war? Innauer: Der Olympiasieg war zwar eine

riesige Erleichterung, aber ich habe dabei nicht das Gefühl gehabt, jetzt habe ich alles geschafft, und ich bin der Größte.

Es passierten drei Dinge: Der riesige Glücksmoment und die Leere. Und dann kam eine Verletzung dazu. Ich bin in ein Loch gefallen. Ich war berühmt aber hab kein Geld gehabt und keine Ausbildung. Mir ist es ein halbes bis dreiviertel Jahr psychisch schlecht gegangen. Es war eine Art Entlastungsdepression kombiniert mit einer schweren Verletzung und echten körperlichen Problemen und mit dem Gefühl ein halber Invaliden zu sein. Alle diese Dinge haben zugeschlagen. Wenn man bislang von seinem Körper gelebt hat, und dann sind plötzlich 30 Prozent Leistungsfähigkeit weg, dann ist das schon hart. Aber mit dem Studieren sind plötzlich wieder Interessen und Neugier erwacht. Durch das Studium habe ich mich selbst analysieren können, und zwar in einer schonungslosen Art und Weise gegenüber mir selbst, wie es mit 30 vielleicht nicht mehr möglich ist. Den eigenen Sportler-Promi-Status habe ich mit Psychologie auseinandergeklaubt. Dann sieht man was übrig bleibt und das ist verdammt wenig. Aber alles gehört zu meinem Leben ist gut so. Ich habe angenommen mit einem Sport und Psychologie-Lehramt eher als Trainer statt Lehrer leben zu können. Studieren hat mich bereichert und meine Erfolge als Sportler waren eine gute Empfehlung. Sie sind danach nicht nur erfolgreicher Athlet, sondern auch sehr erfolgreicher Trainer gewesen. Das kommt selten vor. Was war ihr Erfolgsgeheimnis? Innauer: Bei mir war es auch der

Konstellation geschuldet. Ich war Olympiasieger, mit Erfahrungsschatz und Sportwissenschaftler. Das allein hat schon Überzeugungskraft. Es ist nicht dasselbe, wenn zwei das Gleiche sagen. Wenn ich meinen Athleten etwas erzählt habe, war das für sie greifbarer und glaubwürdiger. Dabei muss man auch ein guter Geschichtenerzähler sein. Und weil ich besessen war vom Skispringe und neugierig, konnte ich begeistern, so war meine Person auch ein MotivationsrC 08/2022 | 40 | INTERVIEW

faktor. In den Teams ist es aber auch wichtig die richtige Mitarbeiter-Mischung zu finden und abzustimmen. In Falle der Umstellung auf den V-Stil habe ich den Stein ins Rollen gebracht. Weil wir schon zuvor systematisch und viel experimentiert haben, ist der Reiz des Experimentierens auf meine Schützlinge übergesprungen. Als Cheftrainer waren Sie der Erste, der eine gesamte Mannschaft auf VStil umgestellt hat und das, obwohl die Mannschaft schon zuvor sehr erfolgreich war. Marktführer sind nicht gerade bekannt änderungswillig zu sein? Innauer: Die Umstellung auf den V-Stil,

war natürlich ein hohes Risiko. Wir haben uns einerseits vorgestellt, im schlechtesten Fall „die Trottel der Nation“ zu sein, ich wäre nicht mehr Trainer und die Athleten können sich auf mich ausreden. Damit wurde den Springern schon Druck von den Schultern genommen. Im besten Fall aber überholen wir alle, auch die Besten, wie Weißflog und Nykänen, weil sie sich, quasi als Branchenführer, nicht umstellen werden. Die Veränderungsbereitschaft hat vielleicht mit meiner Geschichte zu tun, die immer von Veränderungen geprägt war. Mit 12 Jahren habe ich beschlossen, die Sportart zu wechseln. Ich wollte eigentlich Skifahrer werden und war dann plötzlich Skispringer. Als junger Springer bin ich vom Bregenzer Wald nach Stams gekommen, das war für mich ein Riesen-

Wir haben uns einerseits vorgestellt, im schlechtesten Fall „die Trottel der Nation“ zu sein, ich wäre nicht mehr Trainer und die Athleten können sich auf mich ausreden.


sprung. Und ich bin oft in Dinge hineingeworfen worden und habe bemerkt, dass dabei besondere Sachen passieren. Aber natürlich muss man auch der Typ dafür sein. Schon in der Schule haben sie zu mir immer gesagt: „Dich interessiert das Normale nicht“. Ich habe möglicherweise in der Schule ein ganzes Jahr nichts gesagt, aber wenn es irgendwann ganz knifflig wurde, dann bin ich plötzlich munter geworden. Das ist genau das, was mich gereizt hat. Lernen und Entdeckungen zu erleben ist mir wichtiger als das Etablierte. Gilt dieses Prinzip für Sie auch in anderen Lebensbereichen? Innauer: Das gilt auch beim Thema Geld:

Ich hätte vermutlich die Möglichkeiten gehabt, wohlhabender oder mächtiger zu werden, z.B. als Präsident des ÖSV. Aber für mich hatte dies wenig Reiz. Ich habe gewusst da sind viele Dinge, die getan werden müssen, aber langweilig sind. Dafür muss ich mich überwinden und das kostet Kraft und nimmt mir Lebenszeit für Dinge, die für mich spannend sind und für andere Leute weniger zählen. Das ist Leben. Wie nehme ich es wahr und welche Kategorien will ich erfahren und welche ignoriere ich, solange ich mich auf diesen Planeten befinde. Ich wäre auch gerne Forscher geworden, daher habe ich auch brennend gerne studiert, nach meiner Karriere. Viele andere erfolgreiche Athleten sind als Trainer gescheitert, warum? Innauer: Eine nicht so erfolgreiche Ath-

letenkarriere hat die Sportler später im Trainerberuf flexibler gemacht, in der Art wie sie mit den Athleten umgehen,

Lernen und Entdeckungen zu erleben ist mir wichtiger als das Etablierte.

ein paar Beispiele im Skisprung sind Werner Schuster, Alexander Stöckl oder Alexander Pointner. Diese Trainer waren nicht so fixiert auf die eigene Art erfolgreich zu sein. Wenn erfolgreiche Sportler Trainer werden ist es sehr oft so, dass sie zu sehr ihrem Erfolgsrezept verhaften bleiben und dazu neigen zu erklären, „so musst du denken und ticken, um erfolgreich zu sein“, dazu zähle ich auch Thomas Muster. Durch mein Studium konnte ich beide Seiten verbinden, indem ich durch das erworbene Wissen kritische Distanz bekam. Dadurch war ich weniger in meiner eigenen Geschichte verhaftet, hatte dann einfach mehr Repertoire. Sie haben viele Talente kommen und gehen gesehen. Ist Talent wichtiger oder harte Arbeit, um erfolgreich zu sein? Innauer: Im Skisprungsport war frü-

her Talent wichtiger als heute. Heute weiß man so viel über die Sportart und hat so ausgeklügelte Methoden entwickelt, dass auch weniger Talentierte mit viel Arbeit Weltmeister werden können, das war früher nicht möglich. Ein Beispiel ist der Deutsche Severin Freund, der Weltmeister und Weltcupsieger wurde. In Österreich hätten wir ihn möglicherweise übersehen, weil wir in dem Alter einige Auffälligere gehabt haben. Ausdauer schlägt Talent, wenn die Arbeitsmethodik und die Theorien dahinter sehr gut sind. Talent fasziniert immer, Begabte lässt man hochleben. Aber wir haben auch gesehen, dass dies zu einem Problem wird, weil das Engagement der Betroffenen nachlässt. Das ist eine andere Version des Dramas des begabten Kindes, weil sie weniger investieren. Aber Hochbegabte, wie alle Menschen, die in einer Kultur vorwärtskommen wollen, müssen die Fähigkeit haben, von der Kultur und vom Besseren zu lernen und zu warten, bis das eintritt was man ihnen verspricht. Wenn einer ein Talent ist, der sich nur darin gefällt, dass er weniger Zeit als die anderen braucht, rC 08/2022 | 41 | INTERVIEW

Wenn einer ein Talent ist, der sich nur darin gefällt, dass er weniger Zeit als die anderen braucht, um zu lernen und sich von diesem Selbstbild nicht lösen kann, dann geht die Entwicklungskurve nach unten. um zu lernen und sich von diesem Selbstbild nicht lösen kann, dann geht die Entwicklungskurve nach unten. Und die Pläne für die Zukunft? Innauer: Ich werde mit nächstem Jahr

beim ZDF als Experte aufhören, als Sportagentur im Geschäft bleiben. TVExperte war immer nur Nebenbeschäftigung. Ich werde sicher wieder ein Buch schreiben, dabei soll es darum gehen, wie wir mehr gute als abträgliche Gewohnheiten prägen. Es ist z.B. gut, wenn man sich täglich bewegt und sich das auch zur Gewohnheit macht. Es kann eine Gewohnheiten werden, dass jeder Lift und jede Rolltreppe für mich zum Auslöser wird, den Eingang für die Treppe zu suchen und zu Fuß zu gehen. Das macht bei einem Menschen mit 80 Kilogramm 0,8kg Fettverbrennung pro Jahr aus, d.h. in zehn Jahren hat man dann acht Kilo weniger. Das geht mit der Willenskraft aber nicht, man muss daraus eine Gewohnheit machen. Aber zuerst braucht man ja den Willen, um es zur Gewohnheit zu machen? Innauer: Es ist noch ein wenig raffinier-

ter, aber dazu mehr im Buch.

Vielen Dank für das Gespräch.


Mit Sisyphus ins Glück „Es ist alles absurd und deswegen ist das Leben schön“ erklärte mir ein ehemaliger Schulfreund der heute Uniprofessor für Philosophie ist, als wir in einem Kaffeehaus saßen. „Du meinst, wenn wir sinnbefreit dahinvegetieren ist alles super“, entgegnete ich süffisant. Er sah mich eine Sekunde fast mitleidig an. „Hast du noch nie versucht deine Perspektive zu ändern?“, fragte der Philosoph von Mag. Christian Sec

Er sprach von Neil Armstrong, der als er am Mond stand, erkannte, wie unendlich klein und unbedeutend er und wir als Menschheit insgesamt waren. Er konnte mit seinem Daumen die Erde zudecken, meinte Armstrong damals. Dieser Perspektivenwechsel veränderte sein Leben. „Auf dem Mond würde ein Krieg auf der Erde einfach nur lächerlich wirken, oder? Ein paar punktgroße Völker, die sich gegenseitig vernichten.“ Er erzählte von Charlie Chaplin, der einen Film über die Hitler-Diktatur machte aus dem fernen Hollywood, wo der Hitler-Kult einfach nur lächerlich wirkte. „Je wichtiger sich jemand nimmt, und je größer die Distanz zu ihm, umso lächerlicher wirkt diese Person“, konkludierte er. Natürlich haben all die Menschen einen Grund für ihr Handeln und aus ihrer Perspektive macht das auch Sinn, erzählte mir der Philosoph. Er kam dann auf Sisyphus zu sprechen, der unaufhörlich seinen Stein auf den Berg hinaufwälzt, bis ihm der Stein immer kurz vor dem Gipfel entgleitet und wieder ins Tal rollt. Während dies für Menschen, die Sisyphus von der Distanz aus beobachten, eine völlig absurde Beschäftigung ist, macht Sisyphus seinen Stein zu seinem Lebensinhalt. Er optimiert den Weg hinauf zum Gipfel, er erforscht die Trajektorie des Steins beim Herunterrollen und findet immer schnelrC 08/2022 | 42 | KOLUMNE

lere Wege wieder ins Tal, um keine Zeit für seinen nächsten Anlauf zu verlieren. Für Sisyphus ist das Hinaufrollen des Steins auf den Berg zur Leidenschaft geworden. Er erzählte mir, dass Albert Camus dazu meinte: „Wir müssen uns Sisyphus als einen glücklichen Menschen vorstellen“. Und zwar nicht, weil er eine sinnlose Tätigkeit ausführt, sondern weil ihn diese Tätigkeit erfüllt und zwar ganz ohne sich wichtig zu nehmen. Im Prinzip, so meinte der Philosoph, würden wir in dem sinnlosen Raum, alle nur so tun, als hätte alles einen Sinn.

Der absurde Mensch „Alles recht schön und gut“ meinte ich zum Philosophen, „aber was bringt uns das?“ Der Philosoph rollte ein wenig mit den Augen. Er glaubte ich hätte bereits verstanden, was ich ganz offensichtlich jedoch nicht tat, was mir in diesem Moment auch ein wenig peinlich war. „Du kennst doch Nietzsches Ausruf: „Gott ist tot“. Nietzsche war sich der Gefahren bewusst, die die Vernichtung Gottes durch die Aufklärung für die Menschen haben wird. Aber der Tod Gottes geht einher mit einem Sinnverlust. Daher suchen die Menschen nach etwas anderem, einem Religionsersatz fürchtete Nietzsche schon damals. „Wir gegen Sie“, heißt das sinn-


er dann die Liebe zu der Person als absurd erkennt. Ich wusste er sprach aus Erfahrung. „Wenn wir also durch die Mittel des Perspektivenwechsels alles als absurd erkennen, dann wird es niemals einen Sinn machen zu töten oder gar Selbstmord zu verüben, verstehst du?“, fragte er schon ein wenig flehend. Egal ob Religionen oder all die Ismen des 20. Jahrhunderts. Es würde keinen Sinn mehr machen, dafür zu kämpfen oder zu sterben. Es würde auch keinen Sinn machen, für eine große Idee, Menschenleben zu opfern. Der absurde Mensch wächst über sich hinaus, indem er neugierig, leidenschaftlich, intensiv bleibt, weil er nichts hat, woran er sich festhalten kann und niemanden, der ihn mit einer Ideologie verführen kann. Die einzige Verantwortung, die er hat, ist sein Leben in vollen Zügen zu genießen, wobei er allein bestimmt, wo es lang geht. Wir sind verantwortlich für unser Glück, denn wir müssen alle unseren Stein finden, um Sisyphus zu wer-

stiftendste Programm, dass die Menschheit entwickelt hat, erklärte er mir. Immer wieder versuchen wir der Absurdität und damit der Eigenverantwortung zu entfliehen und erfinden dafür Pseudoreligionen, die meist mit -ismus enden. „Das allein ist schon absurd“. Er kam mir immer mehr, wie Sisyphus vor, während er sprach. Sein Tick war in allem das Absurde zu entdecken. Trotzdem wusste ich noch immer nicht, ob er auf irgendetwas hinauswollte, denn schön langsam kam mir all das selbst absurd vor. Er schien meinen Unglauben zu spüren, wahrscheinlich lächelte ich auch ein wenig süffisant. „Nehmen wir den unglücklich Verlassenen her“ – er sprach gerne theoretisch abstrakt, wenn er persönliche Tragödien verarbeiten wollte. Die einzige Rettung für ihn ist ein Perspektivenwechsel. Der Unglückliche versucht mit dem Trick der Perspektivenänderung den Engel zu einem Teufel zu machen. Er kämpft um den neuen Blickwinkel, bis sich dieser irgendwann durchsetzt und ihn rettet, weil

den. Der absurde Mensch setzt seine Standards selbst weil Moral und Wahrheit nichts Absolutes sind. Weil Regeln, Pflichten und Sorgen bedeutungslos werden, ist sein Wirken auf Revolte ausgelegt. „In dieser revoltierenden Haltung bestehe die einzige Würde des Menschen“, zitierte der Philosoph Albert Camus. Ein wenig von dieser Philosophie haben wir schon in unsere Standards aufgenommen erklärte er mir. So ist man laut dem Völkerrecht seit den Nürnberger Prozessen als Bürger verpflichtet, nationale Gesetze zu brechen, um Verbrechen gegen Frieden und Menschlichkeit zu verhindern. Edward Snowden berief sich angeblich darauf. Man wird also moralisch gezwungen auch die Perspektive zu wechseln, so der Philosoph. „Dann sollten wir also alle Menschen einmal auf den Mond schicken, damit sie ihre Perspektive radikal verändern“, konkludierte ich freudig. Der Philosoph schaute mich hoffnungslos an und meinte „Du verstehst einfach nicht“.

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Ausstieg, Einstieg Schon hat man geglaubt, dass Kohlekraft ein Relikt der Vergangenheit sei. Die globalen Versicherer bekannten sich einhellig zum Ausstieg, doch durch den krisenbedingten geplanten Wiedereinstieg in Kohle könnten die Ausstiegsstrategien der Versicherer aufgeweicht werden. von Mag. Christian Sec

Die Europäische Kommission hat in ihrer im Mai 2022 veröffentlichten Energiestrategie „REPower EU“ unterstrichen, dass bestehende Kohlekapazitäten auch länger als ursprünglich erwartet genutzt werden könnten. Ein Wiederaufleben von Kohlekraftwerken muss jedoch auch von der Finanzindustrie, und dabei vor allem von der Versicherungswirtschaft mitgetragen werden. Denn kein Kohlekraftwerk könnte ohne umfangreiche Versicherungspakete und ohne Investitionen gebaut oder instandgehalten werden. Daher nehmen die Versicherer eine Schlüsselrolle für den Kohleausstieg ein. Sie entscheiden mit über den Klimaschutz, der für nachfolgende Generationen zwingend ist. Während man sich im Bereich der Investments weiterhin rigoros zeigt, und Kohle weiterhin kategorisch ausschließt, weichen sich die Vorsätze im Bereich des Underwritings bereits auf. „Wir beobachten die aktuellen Entwicklungen auf den europäischen Energiemärkten genau, auch die Reaktivierung von Kohlekraftwerken, um die zunehmenden Engpässe bei der Erdgasversorgung auszugleichen“, betont die VIG auf Anfrage. Die VIG orientiert sich beim Underwriting von Kohle an der nationalen Energiestrategie des jeweiligen LanrC 08/2022 | 44 | KOLUMNE

des, wobei die Klimastrategie des Unternehmens grundsätzlich vorsieht, das Engagement im Versicherungsgeschäft mit Kohleenergie nicht auszuweiten. Auch die UNIQA hat schon 2019 beschlossen keine neuen Risiken als Versicherer in der Kohleindustrie wie auch Kohleminen und Kohlekraftwerken zu zeichnen. Hört man sich in der Branche um, dann zeigt sich aber ein wenig Frustration, ob der strengen selbstauferlegten Regularien.

Last Resort Versicherer „In Polen kommen noch immer zwei Drittel der Energie aus Kohlekraftwerken, wenn man sich daraus zurückzieht, dann kommt Ping An und macht das Geschäft“, erklärt ein hochrangiger Versicherungsmanager, der nicht genannt werden will. Die NGO-Kampagne „Insure our Future“ hat vertrauliche kommerzielle Daten veröffentlicht, die die Namen der Versicherer und die von ihnen gezeichneten Kohlekraftwerkprojekte enthalten. „Geschäftsgeheimnisse machen es normalerweise unmöglich, die Versicherer von Kohle- oder anderen Projekten zu identifizieren, heißt es in dem Bericht „The Coal Insurers of Last Resort“.


Geleakte Informationen brachten ans Tageslicht, dass nicht nur asiatische oder US-Versicherer an der Versicherung von Kohlekraftwerken in Vietnam, China oder den Philippinen interessiert sind. Auch große börsennotierte Marken wie Hannover Rück, QBE, SCOR und Helvetia versichern weiterhin den Betrieb von Kohleversorgern, die keinen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen planen“, so die Autoren des aktuellen Berichts. Die Helvetia Gruppe kommentierte auf Anfrage von risControl den Sachverhalt diesbezüglich, dass sie laufend ihren Underwriting-Ansatz überprüft, „als Teil ihrer Verpflichtung, die langfristigen Risiken des Klimawandels angemessen zu managen. Weiters erklärt die Helvetia in ihrem Statement: „Helvetia hat gruppenweit bereits Maßnahmen ergriffen und versichert keine neuen Kohlekraftwerke mehr“. Der Report von Insure our Future zeigt, dass sich viele globale Player wahrhaftig aus dem Geschäft zurückgezogen haben und nur noch ein paar global operierende Klimanachzügler, wie z.B. Berkshire Hathaway, Lloyd´s oder Allied World gemeinsam mit kleinen Spezialversicherern und Versicherern der Schwellen- und Entwicklungsländer, den letzten Ausweg für Kohleprojekte darstellen. Wenn die Versicherer also weiterhin auf ihren strengen Vorgaben beharren, wäre das eine Chance für Versicherer aus den Schwellenländern nicht nur den europäischen Wiedereinstieg in Kohle mitzutragen, sondern gleichzeitig den Markteintritt in den europäischen Markt zu forcieren und das könnte nicht

nur die CO2-Werte in der Luft, sondern auch die europäische Versicherungslandschaft kräftig durcheinanderwirbeln.

Alternativen zur Kohle Während das Gewissen der Unternehmen durch den gesellschaftlichen Druck immer stärker geschult wird, gibt es auch für viele Experten viel bessere Alternativen als den Kohle-Wiedereinstieg. Prof. Helga Kromp-Kolb vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Universität für Bodenkultur in Wien, meint gegenüber risControl, dass in Österreich noch kein ernsthafter Versuch gemacht wurde, zum Einsparen von Energie, insbesondere fossiler Energie aufzurufen – selbst wenn man nicht die Impfkampagne als Referenz heranzieht, sondern nur betrachtet, was sonst von einzelnen Ressorts an Werbung ausgegeben wird. „Anders als der Herr Bundeskanzler sehe ich auch im Sommer zahlreiche Sparmöglichkeiten für die Einzelnen, die Wirtschaft sowie Gemeinden, Städte und Behörden“. Diese Potentiale sollten zuerst gehoben werden. Gleichzeitig schlägt die Expertin vor, wäre eine massive Kampagne zur Wärmedämmung der Häuser nötig, was zugleich ein Konjunkturpaket für Klein- und Mittelbetriebe wäre. Ähnliches gilt für den Ausbau erneuerbarer Energien. Parallel fordert Kromp-Kolb die Sicherstellung von Ausbildungsoffensiven, sodass die erforderlichen Arbeitskräfte in Schnellverfahren angelernt und dann berufsbegleitend weiter ausgebildet werden. „Diese Schiene sollte allen in Österreich lebenden Menschen offenstehen,

auch denen die auf positive oder negative Aufenthaltsbescheide warten, denn somit könnten auch diese Menschen ihre Wartezeit sinnvoll nutzen“, so Kromp-Kolb. „Erst wenn all diese Möglichkeiten ernsthaft auf dem Weg sind, sollte man anfangen über Kohle nachzudenken - wenn man sie dann noch braucht“. Bei der COP 2021 in Glasgow gelang es nur mit Mühe Staaten, die sich stark auf Kohle stützen, wie Polen in der EU, oder Indien und China auf internationaler Ebene, zur Zustimmung zu einem Ausstieg, wenn auch in verwässerter Form, zu bringen. So unterschrieben Länder wie Indonesien, Vietnam und Polen, eine Verpflichtung zum Auslaufen der Kohlekraft. „Diesen Ländern jetzt zu signalisieren: „Wir kommen auch nicht ohne aus“, ist absolut kontraproduktiv“, so Kromp-Kolb.

Kurzfristigkeit abschwören Nicht zuletzt geht es darum, aus dem Teufelskreis kurzfristigen Denkens auszusteigen, der dauerhafte Lösungen der zugrundeliegenden Probleme erschwert, wenn nicht verhindert, so Kromp-Kolb weiter. Wir sollten nicht weiterhin durch weitere, kurzfristig erfolgversprechende Lösungen, die aber vom Pfad langfristiger Lösungen wegführen, die Situation verschlimmern. Abgesehen davon sieht Kromp-Kolb auch die Gefahr, dass sich immer wieder ein Grund finden wird, die Kraftwerke, die jetzt mit großem Aufwand wieder in Betrieb genommen werden, so lange wie möglich weiterlaufen zu lassen.

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Crowdinvestments haben ein Risiko Es gibt laufend Erfolgstories und vorbildhafte Unternehmensgründer. Aber es gibt auch die andere Seite, nämlich viele Unternehmen, die kurz nach Gründung scheitern. Zwar nahmen mit dem Vormarsch der Immobilien-Crowd-Investments in den vergangenen Jahren die Erfolgsquoten im Crowd-Investing zu, doch die Immobilienpreise sind –historisch betrachtet - keine Einbahnstraße nach oben und bei steigenden Zinsen bleibt die weitere Entwicklung im Bauträgergeschäft spannend. von Michael Kordovsky In Österreich gibt es das Crowdinvesting bereits seit 10 Jahren. Anfänglich gab es Genussrechtsbeteiligungen an Unternehmen. Nach ersten Schieflagen ging dann die Stoßrichtung immer mehr in die Zwischenfinanzierung von BauträgerProjekten mittels Treuhand-Kommanditbeteiligung oder Nachrangdarlehen. Nachrangige Gläubiger werden im Insolvenzfall des Emittenten erst nach den nicht-nachrangigen Gläubigern bedient und haben somit wesentlich schlechtere Aussichten auf Wiedergewinnung ihres Einsatzes. Für dieses Risiko werden sie mit höheren Zinsen von 5 bis 10 Prozent kompensiert. Lag das Crowdinvesting-Volumen 2014 lediglich bei 4,1 Mio. EUR, so ist es nicht weiter verwunderlich, dass 2021 das Volumen um 51,6 Prozent auf 111,6 Mio. EUR wuchs, denn davon flossen 102,9 Mio. EUR in Immobilienprojekte, die im Schnitt mit einer jährlichen Brutto-Rendite von 8,70 Prozent lockten. Gemessen am finanzierten Volumen die Marktführer der Immo-Crowd-Plattformen sind: Rendity (36% Marktanteil), Dagobertinvest (28,7%) und Home Rocket (25,0%) bzw. in Kombination mit Green Rocket & Lion Rocket 32,2 Prozent - so die Daten von crowdcircus.Bis dato gab es nur vereinzelte Zwischenfälle

bei Immo-Crowd-Projekten. Die überwiegende Mehrheit im deutschsprachigen Raum verlief reibungslos. Vor allem Wohnimmobilien in Österreich sind bereits seit der Corona-Krise eine „aufgelegte Partie“. So steigen laut dem von der OeNB veröffentlichten Wohnimmobilienpreisindex die Preise in Österreich seit dem vierten Quartal 2020 in zweistelliger Größenordnung, zuletzt im ersten Quartal 2022 um 12,3 Prozent.

Fette Jahre für Bauträger vorbei? Doch Bauträger haben neue Herausforderungen, nämlich explodierende Baugrundstückspreise und zwischenzeitlich stark steigende Baukosten. Kommen nun höhere Zinsen und möglicherweise fallende Immobilienpreise hinzu, könnte dies in den kommenden Jahren negative Auswirkungen in punkto Ausfallsquoten haben. Wirft man einen Rückblick auf vergangene Immobilienkrisen wie Norwegen 1987 bis 1993, Schweden 1991, Japan 1991 bis 2002, Finnland 1991 bis 1994 und USA 2006 bis 2012 so lagen bei Wohnimmobilien die Preisrückgänge zwischen 26 Prozent (Schweden 1991) und 65 Prozent ( Japan). Geraten vereinzelte Bauträger in Schieflage, rC 08/2022 | 46 | FINANZEN

könnten deren Abverkäufe in Kombination mit vermehrten Notverkäufen von finanziell schwächeren Immobilienkreditkunden und einem Rückzug mehrerer reicher internationaler Immobilieninvestoren eine längeranhaltende Immobilienbaisse einleiten. Für so ein Szenario gibt es in punkto Immo-Crowd-Investments noch keine Erfahrungswerte. Doch es ist aus der Perspektive des gesunden Hausverstands zu erwarten, dass so eine Entwicklung alles andere als förderlich ist.

Deutsche Daten für crowdfinanzierte Start-ups sind ernüchternd In Deutschland machen Immobilieninvestments zwar seit 2016 den Löwenanteil aus, aber die Deutschen sind nicht ganz so eingefleischte Immobilienfetischisten wie die Österreicher. Beispielsweise 2020 machten bei einem gesamten Crowdinvestvolumen von 327,8 Mio. EUR, Immobilien-Crowdinvestments 254,9 Mio. EUR aus, gefolgt von Unternehmen (54,5 Mio. EUR) und Energieprojekten (13,4 Mio. EUR) wie z.B. Solarparks. Früher war der Unternehmensanteil tendenziell höher und in diesem Kontext sind nachfolgende Fakten zu betrachten. Laut einer Online-Pu-


blikation von Springer Professional mit dem Titel: „Jedes dritte crowdfinanzierte Start-up geht pleite“ ergab eine detaillierte Analyse für den deutschen Markt von 2011 bis 2019 kumulierte Ausfallsraten von 30 Prozent. O-Ton: „Von den bis Mitte 2019 über Crowd-InvestingPlattformen finanzierten 306 jungen Unternehmen sind bisher 89 Totalausfälle zu verzeichnen, mithin fast jedes dritte Startup. Die durchschnittliche Überlebensdauer der Zusagejahrgänge 2011 bis 2013 lag dabei bei jeweils 4,08; 2,97 bzw. 2,22 Jahren.

Woran viele junge Unternehmen scheitern Business-Plan vs. Wirklichkeit: Die Gründer, wollen natürlich so viel Geld wie möglich von Investoren einsammeln und präsentieren sich daher von ihrer besten Seite. So lange die Finanzierungsrunde auf der Plattform läuft, gibt es Zugang zu verschiedenen Unterlagen und perfekt aufbereiteten Präsentationen. Bits und Bytes sind dabei geduldig. Doch wie der Name „Business-Plan“ schon verrät, ist dies nur ein Plan. In der Praxis verläuft aber selten etwas nach Plan. Im freien Markt herrschen eigene Gepflogenheiten, die Newcomer aus ir-

gendwelchen Marktstatistiken nie ablesen können, aber Praktikern mit langjähriger Erfahrung sehr wohl bekannt sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass vor allem Startups sich an die Crowd wenden, während der alteingesessene Filial-Bäcker von nebenan oder ein mittelständisches Elektroinstallations- oder Stahlbauunternehmen ein langjährig gutes Einvernehmen mit der Hausbank oder einem Finanzierungsberatungsunternehmen pflegt, dessen Experten die relevanten Fördertöpfe in und auswendig kennen und im Extremfall höchstens professionelle Buyout-Fonds aus dem Private-Equity-Bereich ins Spiel bringen. Unternehmerfamilien mit Nachwuchs in der Führungsetage sind die wahren Praktiker und sie wissen ganz genau worauf es am regionalen, teils auch internationalen Markt ankommt. Würden diese Firmen sich auf eine Schwarmfinanzierung einlassen, dann gäbe es sehr hohe Erfolgsquoten. Doch diese haben es nicht nötig, von blauäugigen Mini-Investoren in Summe minimale Beträge einzusammeln (oft sind es z.B. nur 200.000 bis 300.000 Euro). Informationspolitik: Ein weiteres großes Problem im Crowd-Investing ist die Informations- und Kommunikationspolitik der Emittenten. Solange bei den rC 08/2022 | 47 | FINANZEN

crowdfinanzierten Start Ups alles reibungslos läuft, folgen gemäß eigenen Erfahrungen laufend „Schönwetter-Mails“. Doch wenn härtere Zeiten anbrechen nimmt häufig die Transparenz ab und zahlreiche kritischen Investoren-E-Mails bleiben unbeantwortet. Dies senkt aber weitere Finanzierungspotenziale. Hingegen große Konzerne und wirklich professionelle Firmen schalten in kritischen Situationen auf eine aktive Krisenkommunikation um. Doch nicht nur darin unterscheiden sich Profis von „hilflosen Amateuren“. Teamwork und Kostenmanagement:

Es geht einfach um ein Zusammenspiel zwischen Technik, Vertrieb, Marketing und Controlling. Dabei soll das Gruppenziel in marktfähigen Produkten und Dienstleistungen liegen, denn: Die ganzen hippen Präsentationen und Produkte helfen nichts, wenn permanent rote Zahlen geschrieben werden. Somit ist auch Kostenkalkulation eine Grundqualifikation, die bei manchen Newcomern noch nicht zur vollständigen praktischen Anwendung gelangte. Deshalb sollten sich Firmengründer unbedingt mit Kostenrechnungsprogrammen und den dahinterstehenden Kalkulationen vertraut machen, denn wer nicht kalkuliert, der verliert!


Vermittlung nachhaltiger Versicherungsanlageprodukten – ein grüner, steiniger Weg Die Vermittlung von Versicherungsanlageprodukten ist um ein Kapitel reicher. Denn seit 2. August 2022 müssen Kunden, die sich für ein Versicherungsanlageprodukt interessieren, zu ihrer Nachhaltigkeitspräferenz befragt werden: Je nach Präferenz der Kunden führt dies aktuell aber wohl zu mehr Fragen als Antworten. von Mag. Martin Pichler und Mag. Philip Windischer Das liegt unter anderem an zeitlich nicht aufeinander abgestimmten europäischen Rechtsakten, an fehlenden Bewertungskriterien sowie an Auffassungsunterschieden über Aspekte der "Nachhaltigkeit", wie beispielsweise die aktuellen Streitigkeiten auf EU-Ebene zu Atomenergie und Gas als Übergangstechnologien zeigen.

1. Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen – aber wie? Die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz ist kein freiwilliges Service eines Vermittlers, sondern zählt seit 2. August 2022 zu den Pfeilern der Geeignetheitsprüfung. Dieser Aspekt steht somit auf einer Stufe mit den schon bisher im Rahmen des Wunsch- und Bedürfnistests zu ermittelnden Anlagezielen, der finanziellen Tragbarkeit sowie den Kenntnissen und Fähigkeiten des Kunden. Im Zuge der Vermittlung von Versicherungsanlageprodukten sind Versicherungsvermittler verpflichtet, zu erheben, ob und inwiefern der Kunde bei der Veranlagung seines Kapitals Nachhaltigkeit berücksichtigen will. Dies unabhängig davon, ob der Versicherungsvermittler Nachhaltigkeitsrisiken im Allgemeinen berücksichtigt. An diese Nachhaltigkeitsabfrage werden da-

bei mehrere zentrale Anforderungen gestellt, die einzuhalten sind: i) Als letzten Schritt der Geeignetheitserhebung, also erst nach Abfrage der persönlichen Verhältnisse, Risikobereitschaft und Kenntnisse, muss der Kunde danach gefragt werden, ob das Produkt nachhaltig sein soll bzw ob der Kunde seine Gelder nachhaltig veranlagen möchte. Selbst wenn Versicherungsvermittler zum Zeitpunkt der Informationserhebung über keine nachhaltigen Versicherungsanlageprodukte in ihrer Produktpalette verfügen, müssen sie die entsprechenden Präferenzen beim Kunden erheben. Zu beachten sind hier insbesondere die beiden unterschiedlichen Nachhaltigkeitsbegriffe nach Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung, die dem Kunden darzulegen sind, sowie die vielfachen Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekte, aus denen der Kunde auswählen kann. ii) In diesem Zusammenhang haben Versicherungsvermittler auch zu beachten, dass sie Kunden in keiner Weise beeinflussen dürfen, um sie von nachhaltigen Produkten "wegzuführen". Die Einstufung als "nachhaltigkeitsrC 08/2022 | 48 | KOLUMNE

Mag. Martin Pichler

neutral" sollte daher nicht schon von vorneherein als erfolgsversprechender verkauft werden. Wann ein Kunde im Konkreten unzulässig beeinflusst wird, ist eine Frage des Einzelfalls. Wir raten hier aber zur Vorsicht, denn aus den bisherigen Äußerungen der europäischen Aufsichtsbehörden lässt sich ein strenger Maßstab ableiten. Dies führt zu besonderen Herausforderungen im Online-Vertrieb, weil Kunden die Abfrage wohl nicht mehrmals durchlaufen wollen, wenn die sehr detaillierte Nachhaltigkeitsabfrage zu keinem Ergebnis bzw Produkt führt. Besonders relevant scheint hier die Frage, ob in


wickelt und das eigentliche Ziel, mittels Retail-Gelder in grüne, nachhaltige Investments zu ermöglichen, die Pariser Klimaziele zu erreichen, ins Hintertreffen rückt. Es bleibt zu hoffen, dass sich das im Lauf der nächsten Monate mit Inkrafttreten weiterer europäischer Rechtsakte bessert. Diesen Umstand hat auch die europäische Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA erkannt. Zwar sieht die Aufsichtsbehörde den Versicherungsvermittler in der Pflicht, verantwortungsbewusst Angaben zur Nachhaltigkeit zu machen, weist aber aufgrund der zum Teil noch "suboptimalen" Informationslage darauf hin, dass Angaben, die für Versicherer und Versicherungsvermittler von entscheidender Bedeutung sind, um zu beurteilen, ob die angebotenen Produkte den Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden entsprechen, vielfach noch fehlen. Die Aufgabe des Versicherungsvermittlers besteht laut EIOPA demnach aktuell darin, sich nach

Foto: Martina Siebenhandl

einem Feld je nach "Ankreuzen" des Kunden die Menge an noch vorhandenen Produkten bei Auswahl dieser Präferenz angezeigt werden darf. Soweit dies in neutraler Art und Weise lediglich die Anzahl der "Ergebnisse" anzeigt, erachten wir dies als zulässig. Was aber wohl unzulässig sein wird, ist ein Hinweis zu Beginn der Abfrage, dass keinerlei nachhaltige Produkte Teil der Palette sind. Insgesamt stellen die komplexen europarechtlichen Vorgaben kombiniert mit einer sehr lückenhaften Datenlage bezüglich der Nachhaltigkeitsfaktoren zu den einzelnen Produkten Vermittler wie Kunden gleichsam vor Herausforderungen bei der Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz. Gerade diese schlechte Datenverfügbarkeit und die damit einhergehende geringe Auswahl nachhaltiger Produkte droht zu Frustration bei allen Beteiligten zu führen. So scheint es derzeit leider, dass sich der europäische Green-Deal vorerst zu einem Bürokratie-Monster für den Vertrieb ent-

Mag. Philip Windischer

besten Kräften um eine gute Datenqualität zu bemühen und darauf beruhend eine Empfehlung abzugeben. Selbst wenn die EIOPA die Anforderungen an die Beratung im Zusammenhang mit nachhaltigen Versicherungsanlageprodukten etwas abschwächt bzw an die aktuelle Situation anpasst, lässt die Behörde keine Zweifel

plus

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Das Produktinformationsblatt finden Sie auf unserer Website.

Niederösterreichische Versicherung AG Maklerservice

Wir schaffen das.

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daran, dass Versicherungsvermittler die Nachhaltigkeitspräferenzen beim Kunden – frei von jeglicher Beeinflussung – abfragen müssen.

2. Haftungsfalle "Greenwashing" Nach der Abfrage der Präferenz erfolgt die Empfehlung von "nachhaltigen" Produkten. Der Begriff eines "nachhaltigen" Produkts ist in der Finanzwirtschaft mit der Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung nun geschützt. Derartige Finanzprodukte müssen auf sozial oder ökologisch nachhaltigen wirtschaftlichen Tätigkeiten beruhen und dürfen dabei kein anderes Nachhaltigkeitsziel erheblich beeinträchtigen. In diesem Zusammenhang begegnet einem oft der Begriff des "Greenwashings". Grundsätzlich versteht man unter "Greenwashing" bei der Vermittlung von Finanz- und Versicherungsanlageprodukten eine sogenannte Umweltwerbung, deren Angaben zur Nachhaltigkeit falsch, unvollständig, unklar oder übertrieben sind. In Österreich ist Greenwashing auch als "ÖkoSchmäh" bekannt. Ein eindrückliches Beispiel für dieses Problem ist ein aktuelles Urteil des Landgericht Stuttgarts vom 10. Jänner 2022, welches auf die besondere Irreführungsgefahr von als "nachhaltig" beworbenen Produkten hinweist. Dabei warb ein Unternehmen im Herbst 2020 für einen nachhaltigen Aktienfonds und bot auf der Website einen CO2-Rechner für Anleger an. Der beworbene Fonds versprach positive Auswirkungen für die persönliche Öko-Bilanz. So sollte etwa durch ein Investment von EUR 10.000 der persönliche "CO2-Fußabdruck" um 3,5 Tonnen CO2 reduziert werden. Nicht hinreichend deutlich wurde aber, dass es sich bei den beworbenen Einsparungen lediglich um im besten Fall zu erreichende Zielvorgaben handelte, die auch erheblich unterschritten werden konnten – der Hinweis fand sich lediglich im "Investment Memorandum". Das Gericht entschied, dass die Aussagen zum "CO2-Fußabdruck" von den angesprochenen Verkehrskreisen als unbedingt einzuhaltende Werte

verstanden würden und daher eine Irreführung vorliegt. Im Ergebnis sah das Gericht darin einen Verstoß gegen das UWG (in Österreich das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb). Begründet wurde dies vom LG Stuttgart folgendermaßen: "Wegen der bestehenden Unklarheiten über Bedeutung und Inhalt von Begriffen wie "umweltfreundlich", "umweltverträglich", "umweltschonend" oder "bio" sowie der hierauf hindeutenden Zeichen ist eine Irreführungsgefahr im Bereich der umweltbezogenen Werbung besonders groß. […] Beworbene Produkte sind regelmäßig nicht insgesamt und nicht in jeder Beziehung, sondern meist nur in Teilbereichen mehr oder weniger umweltschonender sind als andere Waren. […] Unter diesen Umständen besteht ein gesteigertes Aufklärungsbedürfnis der angesprochenen Verkehrskreise über Bedeutung und Inhalt der verwendeten Begriffe und Zeichen." Die Feststellungen dieses Urteils sind auch in Österreich von zentraler Bedeutung, zumal sich auch der OGH bereits mit der Irreführungseignung von Begriffen wie "bio", "natürlich" und "klimaneutral" auseinandergesetzt hat. Das erwähnte Urteil behandelt zwar wettbewerbsrechtliche Aspekte, die Aussagen des LG Stuttgart lassen aber auch Schlüsse auf den Beratungsprozess zu. Der Versicherungsvermittler muss grundsätzlich keine Prüfung eines jeden Versicherungsanlageprodukts auf dessen tatsächliche Nachhaltigkeit vornehmen. Ergeben sich aber bereits aus Werbematerialien, anderen Informationsdokumenten oder allgemein bekannten Tatsachen Ungereimtheiten, so löst dies einen erhöhten Sorgfaltsmaßstab aus. Hierfür können unter anderem jene Grundsätze herangezogen werden, die von Lehre und Rechtsprechung in Bezug auf fehlerhafte Prospekte (Prospekthaftung) entwickelt wurden. So haftet für unrichtige oder unvollständige Prospekte primär der Ersteller, also der Emittent. Im Bereich der Prospekthaftung wurden in § 22 KMG allerdings zusätzliche Personen als Haftungssubjekte festgelegt, dazu gehören unter anderem Vermittler, soweit sie von der Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit rC 08/2022 | 50 | KOLUMNE

Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis hatten. Dies kann nach allgemeinem Zivilrecht unseres Erachtens auch auf andere Kapitalmarktinformationen, zB jene über die Nachhaltigkeit eines Produkts, umgelegt werden. Daher können Versicherungsvermittler für die fehlende Nachhaltigkeitseigenschaft eines als "nachhaltig" beworbenen Produkts haften, wenn sie von Unrichtigkeit Kenntnis oder grob fahrlässig Unkenntnis hatten. Es besteht dabei insoweit Einigkeit, als dass den Versicherungsvermittler keine umfassende Kontrollpflicht trifft. Vielmehr beschränkt sich die Prüfung auf eine Plausibilitätsprüfung. Der deutsche Bundesgerichtshof formulierte es folgendermaßen: Anlageberater (wie Versicherungsvermittler in Bezug auf nachhaltige Versicherungsanlageprodukte) müssen ein "Kapitalanlagekonzept anhand des hierzu zur Verfügung stehenden Prospekts auf innere Plausibilität …, insbesondere (aber) auf wirtschaftliche Tragfähigkeit hin" prüfen. "Bei fehlender Plausibilität müsse er Nachforschungen anstellen oder den Kapitalanlageinteressenten über Informationslücken unterrichten". Als Versicherungsvermittler gilt es daher, der Nachhaltigkeitseinstufung nicht blind zu vertrauen, sondern vor Abgabe einer Empfehlung eine Plausibilitätsprüfung vorzunehmen. Denn auch der OGH hat bereits ausgesprochen, dass sich Vermittler stets selbst auf zuverlässige Weise über die Eigenschaften des Produkts informieren muss. Produziert nun bspw ein Industriebetrieb aufgrund seiner Tätigkeit extrem viel CO2 (wie zB Steinkohlebetriebe) und dessen Aktien sind in einem Aktienfonds enthalten, so ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein ökologisch nachhaltiges Ziel erheblich beeinträchtigt und dieser Fonds ist an sich nicht mehr "nachhaltig" im Sinne der OffenlegungsVerordnung. Eine Plausibilitätsprüfung des Versicherungsvermittlers wird zB bei Steinkohleunternehmen wohl zu diesem Ergebnis führen müssen. In diesen Fällen kann es zu einer parallelen Haftung vom Produkthersteller und dem Versicherungsvermittler kommen. Lediglich der Einwand, dass der An-


leger dies hätte erkennen müssen (der sog Mitverschuldenseinwand), ist in einem solchen Fall womöglich hilfreich: Denn der OGH anerkennt bei einem Beratungsfehler auch ein Mitverschulden, welches die Ersatzpflicht mindern kann. Dies kommt etwa dann in Betracht, wenn der Kunde selbst die notwendige Kenntnis besitzt und ihm die Unrichtigkeit der Beratung hätte auffallen müssen. Dies ist allerdings nicht unumstritten, die überwiegende Verantwortung liegt jedenfalls beim Versicherungsvermittler. Wir empfehlen daher, stets eine Plausibilitätsprüfung der Angaben und Informationen zum Versicherungsanlageprodukt vorzunehmen und bei Zweifeln von der Empfehlung abzusehen oder den Kunden darauf nachweislich hinzuweisen.

3. Beratung allein reicht nicht – Transparenzpflichten Darüber hinaus sind Versicherungsvermittler verpflichtet, Kunden unabhängig ihrer konkreten Beratung gewisse "Nachhaltigkeitsinformationen" offenzulegen. Denn mit der Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung soll mehr Transparenz darüber geschaffen werden, wie der Versicherungsvermittler Nachhaltigkeitsrisiken bei seiner Versicherungsberatung einbezieht. Die Bewertungen der Nachhaltigkeitsrisiken und die damit verbundenen vorvertraglichen Informationen durch Finanzmarktteilnehmer (wie

Versicherungsunternehmen, Hersteller eines Altersvorsorgeprodukts, Wertpapierfirmen etc) sollten in die vorvertraglichen Informationen der Finanzberater einfließen. Die genaue Art und Weise dieser Transparenzpflichten werden von den europäischen Aufsichtsbehörden in sogenannten "Technischen Regulierungsstandards" ausgearbeitet. Der Kunde sollte dadurch wissen, wie der Versicherungsvermittler die Nachhaltigkeitsrisiken bei der Auswahl des den Endanlegern angebotenen Versicherungsanlageprodukts berücksichtigen – und zwar unabhängig von den konkreten Nachhaltigkeitspräferenzen der Endanleger. Diese Regelungen greifen aber nicht für Klein- und Kleinstberatungsunternehmen. Versicherungsvermittler, die weniger als drei Personen beschäftigen, sind nämlich von der Offenlegungs-Verordnung ausgenommen. Daher sind diese zwar nicht verpflichtet, Informationen gemäß dieser Verordnung zur Verfügung zu stellen, sie müssen aber in ihren Beratungsprozessen die Nachhaltigkeitspräferenzen wie jeder andere Versicherungsvermittler integrieren und den Wunsch und Bedürfnistest entsprechend durchführen.

Fazit Nachhaltigkeit nimmt damit einen zentralen Platz in der Vermittlung von Versi-

Mag. Martin Pichler ist Rechtsanwalt, Mag. Philip Windischer ist Rechtsanwaltsanwärter in Wien. Sie beraten laufend zu Themen der Nachhaltigkeit in der Finanzbranche und halten in diesem Zusammenhang regelmäßig entsprechende Weiterbildungsveranstaltungen ab.

cherungsanlageprodukten ein und bringt auch potentielle Haftungsrisiken mit sich. Dies kann einerseits auf einem falschen Kundenverständnis von Nachhaltigkeit beruhen (zB einer vermeintlich höheren Rendite oder Sicherheit des Produkts), andererseits auf einer unvollständigen oder beeinflussten Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen. Es empfiehlt sich daher, die Beratungsunterlagen professionell vorzubereiten und die Abfrage der Präferenz anschließend umfassend durchzuführen – auch, wenn kein nachhaltiges Produkt in der anzubietenden Palette vorhanden ist. Darüber hinaus ergibt sich auch ein Haftungsrisiko im Zusammenhang mit der tatsächlichen Nachhaltigkeit eines Produkts – diese Produkteigenschaft sollte durch den Versicherungsvermittler stets einer Plausibilitätsprüfung unterzogen werden. Unter Beachtung gewisser Sorgfaltsanforderungen lässt sich daher ein rechtssicherer und kundenorientierter Vertrieb weiterhin sicherstellen.

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Vorschau

Interview mit Mag. Thomas Neusiedler, CEO Helvetia Österreich

Gewerbeversicherung – Pflicht oder Kür

Impressum “risControl” - Eigentümer, Herausgeber & Verleger Redaktion: risControl, Der Verein für

Versicherung- und Finanzinformation 3701 Oberthern, Oberthern 33 ZVR 780165221 Telefon: +43 (0)720 515 000 Fax: +43 (0)720 516 700 e-mail: office@riscontrol.at Team: Doris Wrumen, Chefredakteur; Isabella Schönfellner, Geschäftsführer; Christian Proyer; Christoph Schönfellner, Layout; Michael Kordovsky; Mag. Christian Sec. Fotos: AdobeStock/Markus, AdobeStock/Pcess609, AdobeStock/Mike Mareen, AdobeStock/rangizzz, AdobeStock/Zerbor, Allianz, Anna Stöcher, ÄrzteService, AS-Photography/Stefan Adelsberger, Continentale, Courtage Control, D.A.S., DONAU Versicherung, Erika Mayer, FINABRO, fip-s Fotostudio Eder, g&o brokernet, Georg Wilke, Gitzmairische, GreCo, Helve-

tia, Ian Ehm, Lukas Lorenz, Manfred Weis, Manuel Horn, Marlene Fröhlich/ luxundlumen, Merkur, muki/Christoph Plamberger, risControl/Schönfellner, UNIQA/Kurt Keinrath, VAV, www. fotografundfee.at Nachdruck nur mit Quellenangabe u. schriftlicher Genehmigung d. Verlages. Namentlich gezeichnete Artikel geben die Meinung des Autors wieder und müssen sich nicht mit jener der Redaktion decken. Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht retourniert. Mit der Annahme u. Veröffentlichung eines Artikels erwirbt der Verlag das ausschließliche Verlagsrecht daran, bis zum Ende des, der Veröffentlichung, folgenden Jahres. Produktanalysen werden nach besten Wissen erstellt, jedoch OHNE JEDE Gewähr. Angaben und Mitteilungen, welche von Firmen stammen, (pdi+/o/Public relation, oder namentlich gezeichnete Artikel), unterliegen nicht der VerantwortrC 08/2022 | 52 | SCHLUSS

lichkeit der Redaktion. Ihre Wiedergabe besagt nicht, daß sie eine Empfehlung oder die Meinung der Redaktion darstellen. „risControl“ identifiziert sich gemäß dem österreichischen Medienrecht nicht mit dem Inhalt angeführter Brancheninformationen und den in Interviews geäußerten Meinungen. Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher sprachformen verzichtet. Sämtliche Personen Bezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. Abonnementbestellungen gelten auf ein Jahr, ab dem Monat der Bestellung und verlängern sich jeweils um ein Jahr, sofern das Abonnement nicht spätestens ein Monat vor Ablauf des Bestellzeitraumes gekündigt wird. Für Anzeigen sind die allgemeinen Anzeigenbedingungen des Österreichischen Zeitschriftenverbandes vom 1. Februar 1990 bindend. Es gilt der Anzeigentarif 01/2022/ (ca)


Wir leben das Nach-oben-Kommen.

KR Gerhard Heine, Leitung Partnervertrieb Österreich und begeisterter Radfahrer Was die ExpertInnen der Wiener Städtischen auszeichnet? Dass sie im Beruf genau das ausleben können, was sie privat ausmacht. So wie Gerhard Heine, der im Alltag und auf jeder Radtour immer sein Ziel vor Augen hat. Mehr auf wienerstaedtische.at/vertriebspartner

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Bei Unzustellbarkeit retour an: risControl, 3701 Oberthern, Oberthern 33

g&o brokernet

AUS ÜBERZEUGUNG DABEI Hinter g&o brokernet steht ein starkes Team, das sich als Dienstleister für den Versicherungsmakler versteht. „Aus Überzeugung dabei“ für den Versicherungsmakler.


4/5/2023 Messezentrum Salzburg Innovation. Strategie. Netzwerk.

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g&o brokernet

AUS ÜBERZEUGUNG DABEI Hinter g&o brokernet steht ein starkes Team, das sich als Dienstleister für den Versicherungsmakler versteht. „Aus Überzeugung dabei“ für den Versicherungsmakler.

Wer steht hinter g&o brokernet? Was genau bedeutet diese Unternehmensbezeichnung? Doris Antoni: Das „g“ steht für Gandler Walter und das „o“ für Orasche Herbert. Die beiden Versicherungsmakler sind seit mehr als 30 Jahren unabhängig voneinander äußerst erfolgreich mit ihren eigenen Maklerunternehmen und zählen in Salzburg und Oberösterreich zu den erfolgreichsten, regionalen Versicherungsmakler-Unternehmen. Dadurch kannten und kennen sie das österreichische Versicherungsumfeld genau und nutzen ihr Know-How, die eigene Erfahrung und die langjährigen Kontakte nun auch für g&o brokernet. Die Komplexität der Branche mit ihren Regulierungsvorschriften sowie der Wunsch, die eigene Effizienz zu Gunsten der Kundenorientierung zu steigern und Synergien zu nutzen, mündete vor knapp 10 Jahren in die Gründung der gemeinsamen Maklergruppierung. g&o brokernet ist ein Makler-Netzwerk, daher die Bezeichnung „brokernet“, dass seine Stärke auch aus dem Wissen und der Erfahrung der kooperierenden Mitglieder bezieht. Zusammenfassend kann ich daher sagen: g&o brokernet ist ein lebendiger Organismus, der aus dem Unternehmen selbst, dem Beirat und den Mitgliedern besteht. Alle Teile befruchten einander, woraus innovative IT- und Produktlösungen resultieren. Dabei stand und steht eines stets im Fokus: Die Unabhängigkeit und Souveränität jedes einzelnen Kooperationspartners bleiben erhalten. Auf den Bestand, die Kundendaten oder die Courtagen und Bonifikationen der kooperierenden Makler gibt es keinen Zugriff. Was sind die Alleinstellungsmerkmale von g&o brokernet im Vergleich zum Mitbewerb? Walter Gandler: Vor etwa 3 Jahren haben wir erstmals einen Beirat eingeführt – eine weitreichende Entscheidung, die für den Erhalt der Gruppenhygiene und Harmonie ausschließlich positive Auswirkungen hat. Der Zusammenhalt wird dadurch noch mehr gestärkt, denn der Beirat selbst besteht aus 8 kooperierenden Maklern. Dadurch entstand

ein zusätzliches Bindeglied und Korrektiv zwischen den Mitgliedern und der Geschäftsführung. Manche Themen, sei es im Produktebereich oder auch in der IT/EDV, können durch die Diskussion und anschließende Akzeptanz innerhalb des Beirats auch von den anderen Maklern schneller akzeptiert und umgesetzt werden. Wir arbeiten mit modularen Systemen, weshalb es jedem Mitglied selbst überlassen ist, welche CRM-Software die für ihn richtige ist und welche Produkte er seinen Kunden anbietet. Bei uns gilt der Grundsatz: Jeder kann, keiner muss, doch (fast) jeder will. Herbert Orasche: Unser Angebot an die Makler umfasst vor allem innovative IT/EDV-Lösungen. Einige davon sind von der Geschäftsleitung und dann auch vom Beirat empfohlen und daher verpflichtend, andere können optional genutzt werden. Wir arbeiten vorwiegend mit Courtage Control und Maklernet zusammen und punkten mit einem einzigartigen Preis-/Leistungsverhältnis, da wir hierfür die Verrechnung selbst durchführen und beim OnboardingProzess des Maklers unterstützend eingreifen. Der Makler selbst behält die Datenhoheit – wir sehen uns als Innovationstreiber, erstellen eigene g&o brokernet Vorlagen und erleichtern damit die tägliche Arbeit des Maklers. Immer wieder können auch Sonderwünsche umgesetzt werden, zum Wohle der gesamten Gruppe. Gibt es spezielle Versicherungsprodukte bei g&o brokernet, die ein Einzelmakler in der Form nicht von einem Versicherungsunternehmen erhalten würde? Was unterscheidet g&o brokernet im Produkteangebot von anderen Gruppierungen? Walter Gandler: Das genau ist eine jener Stärken, die über die vergangenen Jahre in Zusammenarbeit mit den einzelnen Versicherungsunternehmen sukzessive auf- und ausgebaut wurde. Mittlerweile haben wir ein Produktsortiment, das sich sehen lassen kann und zum Teil ohne Konkurrenz am Markt ist. Das neue Hotelkonzept beispielsweise bietet alle für einen Beherbergungsbetrieb notwendigen

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Hinter g&o brokernet steht ein starkes Team, das sich als Dienstleister für den Versicherungsmakler versteht. „Aus Überzeugung dabei“ für den Versicherungsmakler. Walter Gandler (Geschäftsführung, Produkte), Herbert Orasche (Geschäftsführung, IT/EDV, Courtagen), Doris Antoni (Vertrieb und Marketing, Veranstaltungen), Maria Taxacher (Office-Management, Akademie), Birgit Strobl (Office-Management), Stefanie Wagner-Soriat (Office-Management)

Versicherungsleistungen an und ist dabei extrem einfach in der Handhabung. Aber auch im Bereich Rechtsschutz oder sogar für die KFZ- oder Haushalt/Eigenheim-Versicherung haben wir starke Partner und besondere Deckungserweiterungen, die es dem Makler erleichtern, ihre Kunden zu überzeugen. Die Zusammenarbeit mit den Versicherungsunternehmen ist immer partnerschaftlich und auf Langfris-

tigkeit ausgelegt. Was uns im Produktebereich ganz speziell von anderen Gruppierungen abhebt, ist die Ausrichtung auf Gewerbe und außergewöhnliche Lösungen für bestimmte Kundengruppen, beispielsweise eine Betriebshaftpflicht für das Bau- und Baunebengewerbe, eine Excedentendeckung und Vieles mehr. Im Bereich Gewerbe und gehobene Privatkundschaft sind wir richtig stark.

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Herbert Orasche: Mit der Gründung der Servo GmbH können wir nun zusätzlich Produkte anbieten, wie zum Beispiel die Kaufpreiskasko-Versicherung als Zusatz zur Vollkaskoversicherung, eine Bike- und E-Bike-Versicherung oder eine Elektronikversicherung. Wir bieten unseren Partnern damit eine neue Art in Österreich zu versichern. Die SERVO GmbH agiert quasi als Assekuradeur und die jeweilige Versicherung steht im Hintergrund. Geplant sind noch viele weitere Produkte und auch hier sind wir bemüht, die Wünsche und Anforderungen der kooperierenden Makler zu berücksichtigen und inspirieren uns gegenseitig. In unserer Gruppierung ist aktive Mitgestaltung nicht nur möglich, sondern erwünscht.

Sie haben erwähnt, dass Sie modulare Dienstleistungen anbieten und dass kein Makler gezwungen wird, z.B. seine Daten in ein bestimmtes CRM-Programm einzubringen. Wie kann das innerhalb einer Gruppierung funktionieren? Herbert Orasche: Der österreichische Markt hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und internationalisiert. Dass eine Gruppierung digitalisierte Prozesse anbietet, ist nichts Außergewöhnliches mehr. Die Frage lautet daher: wie heben wir uns ab und welchen Mehrwert können wir bieten. Unsere Entscheidung fiel dazu bereits vor einigen Jahren mit dem Eingehen strategischer Kooperationen im IT-Bereich. Nur auf diese Weise können

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Walter Gandler

Herbert Orasche

Geschäftsführung

Geschäftsführung

HTL-Absolvent und MBA-Abschluss. Technikaffin und mitverantwortlich für die Entwicklung herausragender Produktlösungen gemeinsam mit den Versicherungsunternehmen. Er hat großes Verhandlungsgeschick und ist der ausgleichende Ruhepol im Unternehmen.

HTL-Absolvent mit abgeschlossenem JusStudium. Technikaffin und interessiert an allem, was die Versicherungsbranche vorantreibt. Er ist ein Visionär mit einem guten Gespür für neue Entwicklungen, stets auf der Suche nach den optimalen IT/EDV-Lösungen für den Versicherungsmakler.

wir einerseits die Dienstleistungsqualität für unsere Maklerpartner aktiv und direkt mitgestalten und arbeiten jeweils mit den modernsten Anbietern zusammen. Auf diese Weise sind wir stets offen für Neues und bieten immer die modernsten Dienstleistungen an. Andererseits wird genau dadurch die Unabhängigkeit des Maklers ermöglicht, da er niemals durch ein CRM-System an uns gebunden ist. Sollte ein Maklerbüro sich trotz des guten Angebots von uns trennen wollen, verliert er keine Daten und kann sofort weiterarbeiten. Unsere Makler nutzen immer die eigene EDV, die eigenen Daten und arbeiten mit dem eigenen Kundenbestand. Sie sind ein Ibw-zertifiziertes Unternehmen. Welchen Stellenwert nimmt die Aus- und Weiterbildung ein? Doris Antoni: Wir legen größten Wert auf die Qualität der kooperierenden Maklerpartner, somit war die Ibw-Zertifizierung und ein hochwertiges Angebot für die Aus- und Weiterbildung der Geschäftsführer und ihrer Mitarbeiter

für uns selbstverständlich. In den letzten zwei Jahren haben Webinare immer mehr an Bedeutung gewonnen und die Akzeptanz dieser Schulungsform steigerte sich immens. In diesem Bereich und im Bereich E-Learning werden wir unser Angebot ausbauen, sei es für die Schulung der g&o brokernet Produkte oder andere wichtige Versicherungsthemen. Präsenzschulungen wollen wir zeitlich an die halbjährlichen g&o brokernet Treffen knüpfen oder aber Tages-Schulungen anbieten, damit sich die Anreise auszahlt und der zeitliche Aufwand möglichst geringgehalten wird. Immerhin kommen unsere Maklerpartner aus ganz Österreich. Auch die Unterstützung junger Mitarbeiter von Maklerbüros ist uns ein Anliegen und wir entwickeln gerade ein Konzept, das in den nächsten Monaten umgesetzt werden wird. Wohin geht die Reise? Was sind die Visionen und Ziele für die kommenden Jahre?

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Herbert Orasche: Die Versicherungsbranche ist ständig in Bewegung und das wird sich sicher nicht ändern. Ich sehe es als unsere Verpflichtung an, unsere Marktstärke auch dafür zu nutzen, die tagtäglichen Prozesse für den Versicherungsmakler zu vereinfachen, effizienter zu gestalten und ihm die Arbeit abzunehmen, für die im täglichen Geschäftsleben keine Zeit vorhanden ist. Nur so können wir die gesamte Maklerschaft stärken und gleichzeitig ein professioneller und guter Partner für das jeweilige Versicherungsunternehmen sein. Die Automatisierung und Digitalisierung werden weiter voranschreiten – wir nutzen die jeweils am Markt vorhandene Software und sind gleichzeitig Innovationstreiber und Nutzer dieser Tools. Aktuell erarbeiten wir Konzepte zur besseren Nutzung der vorhandenen Daten, denn das ist eine der wichtigsten Stärken des Maklers. Er selbst kennt seine Kunden und erfährt Vieles, das zwar gespeichert ist, aber ungenutzt bleibt. Der nächste wichtige Schritt wird daher sein, diese brachliegenden Informationen aufzubereiten und daraus weiteres Potenzial zu schöpfen. Hier arbeiten wir gerade an einem gemeinsamen Projekt mit der Universität Salzburg. Was macht den Erfolg von g&o brokernet aus? Walter Gandler: Unsere Produkte sind zum Teil außergewöhnlich und einzigartig, die kooperierenden Makler passen gut zu uns und ergänzen einander mit ihrem eigenen Wissen und der Erfahrung. Der Austausch untereinander ist gelebter Alltag und wird sehr geschätzt. Das zeigt sich auch bei den g&o brokernet Treffen oder dem mittlerweile legendären Sommerfest, zu dem wir auch die Vertreter der Versicherungsunternehmen einladen. Wir haben ausgesprochen engagierte Mitarbeiterinnen, die aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung und ihres Arbeitseinsatzes neue Makler für uns begeistern und entsprechend gut betreuen können. Ein gutes Miteinander ist wichtig, auch wenn es manchmal zu Diskussionen kommt, bevor neue Ideen in die Realität umgesetzt werden. Fairness und eine gute Gesprächskultur stehen bei uns im Vordergrund. Herbert Orasche: Ich bin sicher, dass auch die Bestandssicherheit und Unabhängigkeit eine große Rolle spielt. Beim Erstgespräch ist das eine der ersten Fragen, die gestellt wird. Hier spielt auch das Vorhandensein des Beirats eine große Rolle, vor allem deshalb, weil dieser aus kooperierenden Maklerpartnern besteht. Doris Antoni: Das ist auch einer der Gründe, warum wir den Slogan „Aus Überzeugung dabei“ für unsere Gruppierung gewählt haben. Die mit uns kooperierenden Mak-

Doris Antoni Vertrieb und Marketing Quereinsteigerin aus der Bankenbranche mit reichlicher Erfahrung im Vertriebsund Marketingbereich. Sie liebt Herausforderungen und den Kontakt mit Menschen. Die Akquisition neuer Maklerpartner, die Umsetzung von neuen Ideen und Projekten, sowie das Lösen von schwierigen Aufgaben sind ihre Stärken. Als Teamplayer steht der gemeinsame Erfolg innerhalb von g&o brokernet für sie im Vordergrund.

ler bringen Ihre Erfahrung gerne ein und wollen für sich selbst aber eben auch gemeinsam erfolgreich sein. Sie sind alle überzeugt von unseren Dienstleistungen und schätzen das g&o brokernet Maklernetzwerk. Welche Zielgruppe sprechen Sie an? Herbert Orasche: Wir sprechen alle Versicherungsmakler an, die unabhängig und selbstständig arbeiten, die innovative Lösungen im IT- und Produktebereich schätzen und selbst forcieren, sich und ihre Erfahrung aktiv einbringen und mit einer größeren Einheit kooperieren wollen. Das eigene Unternehmen wird dadurch gestärkt, gleichzeitig aber immer auch die gesamte Gruppe. Vielen Dank für das Gespräch.

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