risControl 06 2024

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risControl

Das Nachrichtenmagazin für Versicherungs- und Finanzinformation Nr. 06 - 2024| Heft 538 | 45. Jahrgang

10 Jahre Partnercollege

Interview mit Prok. Gerhard Heine, Leiter Partnervertrieb Österreich, Wiener Städtische Versicherung

Wenn der Sommer ruft

Die neuesten Trends und Produkte für Urlaubszeit und sportliche Freizeitaktivitäten.

Erfolgsjahr – 100. Geburtstag und Innovation

Interview mit Mag. Stefan Jauk, Generaldirektor Niederösterreichische Versicherung

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Wenn die Seele baumeln möchte

Die Haupturlaubszeit beginnt in einigen Wochen und die Urlaubslust ist ungestillt bei uns in Österreich. Wir geben zwar aufgrund der hohen Inflation etwas weniger Geld für Urlaub aus, aber das Meer ruft noch immer. Wie immer um diese Jahreszeit gibt es einige Studien über das Urlaubsverhalten und die Sehnsucht der Menschen, sich zu erholen, oder aber auch, sich aktiv im Urlaub zu verhalten. Mountainbiken, Rafting, aber auch Freeclimbing oder was es nicht noch alles Attraktives für sportliche Menschen gibt.

In dieser Ausgabe lesen Sie einiges zum Thema Urlaub, Freizeit und die unterschiedlichen Angebote für die Absicherung der Freizeitaktivitäten. Denn der Glaube, egal, was ich in meinem Urlaub unternehme, ich bin doch versichert, ist leider immer noch weit verbreitet. Für die unterschiedlichsten Sportaktivitäten gibt es bereits Absicherung und so spricht im Urlaub, aber auch unter dem Jahr, nichts dagegen, sich seinem Freizeitsport hinzugeben.

Der Bericht über das erste Reisesymposium beschäftigt sich nicht nur mit dem Thema Urlaub und den Möglichkeiten der Absicherung, sondern auch mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Urlauber und deren Entscheidungen bei der Auswahl ihrer Urlaubsdestination. Auch das Thema Flugangst wird erörtert, darüber möchte ich aber gar nicht nachdenken. Flugangst habe ich nicht, nur die Sorge, dass das liebe Flugzeug unkontrolliert zu Boden gerät. Aber wie Studien bestätigen: Die höchste Gefahr bei der Urlaubsreise mit dem Flugzeug ist der Weg mit dem Auto zum Flughafen.

Was hat sich bei den Urlaubsbegeisterten verändert? Es wird wieder mehr auf „Slow Tourism“ gesetzt, sich mehr Zeit zu nehmen für die Geschichte und Kultur des zu bereisenden Landes. Weniger Stress und mehr Genuss oder auch Muse, um sich vom aktiven Alltag zu erholen. Wenn man sich die Berichte über die Pfingstreisenden in Lignano oder über den „Ballermann“ ansieht, dann wäre mehr Muse wirklich zu empfehlen. Dem übermäßigen Alkoholgenuss könnte man doch in den eigenen vier Wänden oder im Garten beim Grillen frönen. Aber jeder nach seiner Fasson.

Urlaub hin und Freizeitaktivitäten her, es gibt auch noch einiges anderes in der Juni-Ausgabe nachzulesen. Generaldirektor Mag. Stefan Jauk von der Niederösterreichischen Versicherung spricht mit uns über das Jubiläumsjahr 2023, in dem das 100-jährige Bestehen gefeiert wurde, über Innovationen und den Stellenwert des ungebundenen Vertriebs. Das bringt uns gleich zum nächsten Jubiläum, 70 Jahre Verband Österreichischer Versicherungsmakler. Wir haben mit einem Teil des Präsidiums über Tradition und Wissensvorsprung gesprochen.

Neben den beiden angesprochenen Jubiläen gibt es noch ein weiteres in dieser Ausgabe: 10 Jahre Partnercollege bei der Wiener Städtischen Versicherung. KommR Prok. Gerhard Heine gab uns anlässlich des Jubiläums ein Interview.

Wir wünschen Ihnen eine schöne Sommerzeit und viel Lesespaß mit der Juni-Ausgabe.

Ihre Doris Wrumen

risControl 06/2024 • Editorial • 03

160.000 Sportunfälle enden im Krankenhaus – von Mag. Christian Sec Freizeit – Unfallzeit Urlaubsbarometer 2024 Freizeit oder Arbeit – von Mag. Christian Sec

FECIF

Hauptversammlung

Group

Vertriebsstrategie

Fachliche

10 Jahre Partnercollege – Prok. Gerhard Heine, Leiter Partnervertrieb Österreich, Wiener Städtische Versicherung Wissensvorsprung – Dr. Klaus Koban, Mag. Andreas Krebs, Mag. Wilhelm Hemerka, KommR Christian Schäfer und Dr. Constanze Schinner, Verband Österreichischer Versicherungsmakler Erfolgsjahr – 100. Geburtstag und Innovation – Mag. Stefan Jauk, Generaldirektor Niederösterreichische Versicherung Der Westen endet nicht in St. Pölten – Alexander Gimborn, Präsident Österreichischer Versicherungsmaklerring –von Mag.

03 Editorial Wenn die Seele baumeln möchte 06 06 06 07 08 08 Leiter Region Ost – VAV Versicherungs-AG
Vorstand – AFPA/FECIF
– Vienna Insurance
AG
– Merkur Versicherung
Verstärkung – Bundesgremium
Versicherungsagenten
Partnerschaft – wefox/froots News
der
Strategische
Sec Interview 10 16 36 56 20 22 24 28 30 Reisesymposium
Im
36 56 32 52 04 • Inhalt • risControl 06/2024
Christian
Fokus

Bilanz 2023 – Merkur Gruppe

Digitalisierung auf hohem Niveau – FMA

Abschluss 2023 – Grazer Wechselseitige Versicherung

Jahresbericht 2023 – FMA

Nachhaltigkeitsregeln verschärft – VIG

Medical Home Service – Hannoversche

Lebensversicherung

Vorsorge ist Fürsorge – Allianz – Mag.

Christian Sec

Positive Stimmung – Deloitte

Revolution Schadenmanagement: KIM skaliert ihr

Volles Haus bei den „Continentale

Biometrie-Tagen für Experten“ in Anif Fünf Jahre Helvetia Gewerbeakademie –

Helvetia Versicherung

Herausforderung Nachhaltigkeit

„European Legal Tech Summit“ – ARAG 30 jähriges Jubiläum – Höher Insurance

(Krisen-)Vorsorge jenseits ausgetretener Pfade – von Michael Kordovsky Die Steuerübersicht für reguläre und alternative Geldanlagen – von Michael Kordovsky

Durch Bürokratie-Abbau die EU zukunftsfit machen. Smart Regulation, das Gebot der Stunde! – von

Business in
nächste Generation – CarVita Markt 09 42 42 42 43 43 44 45 46
die
Services GmbH Gütesiegel und Gewinner – Recommender Veranstaltung 15 40 40 41 48 49 Auch
USA führen klimabezogene Offenlegungen ein – von Andreas Dolezal Kolumne 50
die
Finanzen 12 52
AFPA Kommentar 32 10 24 28 risControl 06/2024 • Inhalt • 05

Leiter Region Ost

VAV Versicherungs-AG

Mit April 2024 übernahm Stefan Weerakoon, gebürtiger Burgenländer und gewerblicher Vermögensberater, die Regionalleitung für Wien, Niederösterreich und Burgenland der VAV Versicherungs-AG.

Mit seiner langjährigen Expertise im Bereich des Anlage- und Vermögensaufbaus sowie im Versicherungsvertrieb steht er den Maklern sowie Mehrfachagenten ab nun mit Rat und Tat zur Seite. Privat ist der zweifache Famili-

FECIF Vorstand

Michael Herzhofer, Vorsitzender der AFPA, wurde in den FECIF Vorstand gewählt.

„Seit mehreren Jahren spielen regulatorische Themen eine große Rolle in meiner beruflichen Laufbahn. Dadurch sind die Aktivitäten von AFPA

envater oft sportlich unterwegs und verreist leidenschaftlich gerne.

„Wir haben mit ihm einen ambitionierten und empathischen Versicherungsexperten ins Team geholt, der durch seine Erfahrungen sowie seine SocialMedia-Kompetenz beeindruckt“, freut sich Joachim Klepp, Leitung Makler- und Agenturvertrieb der VAV. Weerakoon: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit der VAV und den zahlreichen Vertriebspartnern sowie auf viele erfolgreiche Vertriebs- und Geschäftsjahre. Gemeinsam mit dem Vertriebsteam möchte ich an bisherige Er-

und FECIF für mich von höchstem Interesse. Um vom Reagieren ins Handeln zu kommen, habe ich mich bewusst für die Mitgliedschaft und Tätigkeit in der AFPA entschieden und mich im Oktober der Wahl zum Obmann gestellt. Sowohl bei der AFPA, aber noch viel stärker im europäischen Verband FECIF gilt es, Chancen im Sinne unserer Mitglieder und unserer Kunden frühestmöglich zu nutzen und in entsprechenden Gesetzgebungsprozessen mitzuwirken und hierbei die richtigen

Hauptversammlung

Vienna Insurance Group AG

Bei der 33. Hauptversammlung der Vienna Insurance Group AG (Wiener Versicherung Gruppe) wurde eine Dividende von 1,40 Euro pro Aktie beschlossen. Die Dividendenrendite beträgt 5,3 Prozent. Die Dividendenpolitik legt die Vorjahresdividende jeweils als Minimumdividende fest und sieht eine abhängig von der operativen Ergebnisentwicklung kontinuierliche Steigerung der Dividende vor. Vorstandsvorsitzender Hartwig Löger präsentierte die erfolgreiche Expansion sowie die wesentlichen Kennzahlen des erfolgreichen Geschäftsjahrs 2023. Das positive Ergebnis resultiert aus allen Segmenten und Sparten – eine

Entwicklung, für die das Strategieprogramm „VIG 25“ die Basis legt. Auch der Ausblick für das Geschäftsjahr 2024 fällt ausgesprochen positiv aus: Die Gruppe strebt ein Ergebnis vor Steuern innerhalb einer Bandbreite von 825 Millionen bis 875 Millionen Euro an.

Vier neue

Aufsichtsratsmitglieder

Aufgrund des Auslaufens der Funktionsperioden von mehreren Aufsichtsratsmitgliedern, haben Wahlen in den Aufsichtsrat der VIG stattgefunden. Wiedergewählt wurden Rudolf Ertl, Martina Dobringer, András Kozma, Robert Lasshofer, Peter Mihók, Katarina Slezáková und Gertrude Tumpel-Gugerell. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurden Vratislav Kulhánek,

folge anknüpfen und meinen Beitrag für dieses außergewöhnliche Unternehmen leisten.“

Impulse zu setzen. Für heuer und das nächste Jahr möchte ich mich bei der AFPA und im FECIF-Vorstand neben der „normalen Interessensvertretung“ ganz besonders zwei wesentlichen Aufgaben widmen: Einerseits Initiativen zum Bürokratie-Abbau auf der EUEbene zu starten, aber auch die altersbedingte Benachteiligung eines großen Anteils unserer Mitbürger aufzeigen und mit Mitstreitern etwa aus Konsumentenschutz, Volksanwaltschaft und Pensionisten-Verbänden Verbesserungen erreichen.“

Hana Machačová, Martin Simhandl und Ágnes Svoób. Peter Thirring wurde bereits in der letztjährigen Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt. Der Aufsichtsrat besteht damit weiterhin aus zwölf Mitgliedern. Die Funktionsperioden aller Aufsichtsratsmitglieder laufen bis zur ordentlichen Hauptversammlung 2028.

Vratislav Kulhánek studierte Wirtschaft in Prag. Seine Karriere ist eng mit der Autoindustrie verbunden. Er war unter anderem Vorstands- bzw. Aufsichtsratsvorsitzender von Škoda –Auto, Mitglied des Exekutiv-Ausschusses der Internationalen Handelkammer (ICC, Paris), Präsident des Verbandes der Autoindustrie sowie Vizepräsident des Industrieverbandes der Tschechischen Republik. Aktuell hält er unter anderem ein Aufsichtsratsmandat in der KOOPERATIVA poisťovňa.

Hana Machačová hat die Vertriebsaktivitäten der KOOPERATIVA

Stefan Weerakoon
06 • News • risControl 06/2024
AFPA/FECIF

poisťovňa über 20 Jahre – die Mehrheit davon als Mitglied des Vorstands – gesteuert und damit einen maßgeblichen Beitrag geleistet, den Marktanteil des Unternehmens auf rund 25 Prozent zu verdoppeln. Die Juristin ist aktuell Mitglied des Aufsichtsrats der KOOPERATIVA poisťovňa und leitet auch soziale Projekte in der Stiftung der KOOPERATIVA, die zu den namhaftesten Stiftungen Tschechiens zählt.

Martin Simhandl hielt Vorstandsfunktionen in der WIENER

Vertriebsstrategie

Merkur Versicherung

Die Merkur Versicherung ermöglicht es ab nun mit ihrem neuen Agenturmodell, aus dem Angestelltenvertrieb heraus in die Selbstständigkeit zu starten. Anfang Mai wurde der erste Agenturvertrag mit Manuel Weinrauch unterschrieben, der mit seinem Team gemeinsam

STÄDTISCHE Versicherung AG und der VIG und war unter anderem für das Rechnungswesen, das Asset Management und das Risikomanagement verantwortlich. Der Jurist begleitete die Expansion der VIG in die CEE Region von Beginn an und übte in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Polen Aufsichtsratsfunktionen aus. Aktuell hält er Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsmandate in den VIGGesellschaften in Georgien, der Türkei und Deutschland.

Ágnes Svoób ist seit Beginn ihrer Karriere in der Finanzbranche tätig und aktuell Managing Director von Equilor Befektetési Zrt., einem der führenden Corporate Finance Unternehmen Ungarns. Die gebürtige Ungarin bringt unter anderem tiefe Expertise aus den Bereichen Private Equity und Kapitalmarkttransaktionen mit, hat bedeutende Unternehmensübernahmen erfolgreich abgewickelt und hielt bereits ein Aufsichtsratsmandat in der ungarischen VIG-Gesellschaft UNION Biztosító.

ab nun auf Basis der Gewerbeberechtigung eines Mehrfachagenten agiert. Der Vertrag beinhaltet die Ausschließlichkeit für die Produkte von Merkur, ebenso die Regelungen für die laufende und die einmalige Bezuschussung. Die Agenturen tragen den Brand-Zusatz „powered by Merkur“. Potenzielle Partner erhalten Ausstattungskonzepte für ihre Agenturstandorte ebenso wie vertriebsorientierte Bestandsbearbeitungsmodelle. Der Markenauftritt kann in-

dividuell gestaltet werden. „Wir haben uns sehr intensiv mit den Anforderungen und Bedürfnissen von potenziellen Agenturpartnern auseinandergesetzt und ein Agenturmodell geschaffen, das äußerst partnerschaftlich gestaltet ist, mit dem Ziel, gemeinsam zu wachsen. Versicherungslösungen, die über unsere Produktpalette hinausgehen, können unkompliziert und direkt an kooperierende Versicherungsunternehmen vermittelt werden“, freut sich Paul Pittino, Organisationsdirektor, über das neue Agentursystem.

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Fachliche Verstärkung

Bundesgremium der Versicherungsagenten

Das Bundesgremium der Versicherungsagenten hat mit der Juristin Mag. Fatma Johnson sein fachliches Team verstärkt. „Konsumentenschutz, Datenschutz, Vertriebsrichtlinien, bürokratische Vorgaben – die juristischen Rahmenbedingungen in unserer Branche werden immer komplexer. Um uns und unseren Mitgliedern Sicherheit in diesem breiten Feld geben zu können, sind wir sehr froh, eine echte Expertin an Bord zu haben“, freut sich KommR Horst Grandits, Bundesgremialobmann der Versicherungsagenten in der WKO.

Strategische Partnerschaft

Im Juni starteten das InsurTech-Unternehmen wefox aus Österreich und der digitale Vermögensverwalter froots aus Wien eine strategische Partnerschaft. Diese Kooperation kombiniert ihre umfangreichen Kompetenzen im Digitalisierungs- und Finanzbereich. Durch die Verknüpfung des wefoxMakler-Serviceportals mit der Techno-

„Es freut mich sehr, in diesem erfolgreichen Umfeld tätig sein zu dürfen. Dank der professionellen Unterstützung in der WKO war die Einarbeitungszeit kurz und die Orientierung in diesem komplexen Umfeld schnell vorhanden“, sagt Fatma Johnson. Ihre Hauptaufgabe ist es, den Überblick über die neuesten rechtlichen Entwicklungen zu behalten und in Form von Berichten an das Gremium und an die Mitglieder weiterzugeben. „Wir müssen im Gremium häufig Gesetze formell und informell begutachten und Stellungnahmen dazu abgeben. Umgekehrt gilt es, die Fülle an Neuerungen gut dosiert und mit praktischen Tipps an die Mitglieder weiterzugeben. In diesem Spannungsfeld arbeiten wir im Gremium täglich. Das macht aber auch den Reiz dieses Umfelds aus“, erklärt Johnson. Um alle

logieplattform von froots und dem Haftungsdach 4money entsteht ein integriertes Angebot für Finanzierung, Versicherung, Investment und Veranlagung. Dies ermöglicht den wefox-Beratern, ihren Kunden eine umfassende Finanzplanung zu bieten. Die Partnerschaft ermöglicht es den wefox Maklerpartnern, ihren Kunden Zugang zu professionellem, aktivem Portfoliomanagement durch froots zu bieten, wodurch das Beratungsangebot erweitert wird. Dieses Angebot ist sowohl für mittel- als auch langfristige Investitionsziele geeignet. Rene Besenbäck, Country Head von wefox in Österreich, betont die Mission von froots, professionelles Inves-

wichtigen Belange im Auge zu behalten, ist die Juristin auf vielen Ebenen aktiv. „Ich nehme an Ausschusssitzungen ebenso teil, wie an juristischen Fachveranstaltungen, Messen und Tagungen. Nur so bleiben wir und unsere Mitglieder auch in puncto Rechtssicherheit immer up to date.“

tieren für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen, insbesondere für Personen mit niedrigerem Einkommen oder für junge Menschen, die langfristig Vermögen aufbauen möchten. David Mayer-Heinisch, Gründer und CEO von froots: „Wir sind der Unabhängigkeit verpflichtet, unsere Kunden vertrauen darauf, dass unser aktives Portfoliomanagement objektiv und ausschließlich auf die Erreichung ihrer finanziellen Ziele ausgerichtet ist. Mit wefox haben wir einen Partner gefunden, der uns in unserer Mission unterstützt, möglichst viele Menschen in Österreich an den Chancen des Kapitalmarktes teilhaben zu lassen.“ Alexander Bracic, Gründer und CEO der 4money Financial Services GmbH, dem Partnerunternehmen von froots, fügt hinzu: „Unser Ziel ist es, den Beratern digitale Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihr Kerngeschäft so effizient wie möglich ausüben können, damit der Kunde im Mittelpunkt steht. Die Berater können sich gemeinsam mit ihren Kunden auf eine ganzheitliche Finanzplanung konzentrieren und wissen, dass die entsprechenden Anlagestrategien von einem professionellen Vermögensverwalter umgesetzt werden.“

Mag. Fatma Johnson
wefox/froots
08 • News • risControl 06/2024
Lukas Lindenhofer und René Besenbäck (Geschäftsführer wefox AT), David MayerHeinisch (CEO froots), Alexander Bracic (CEO 4money)

Bilanz 2023

Merkur Gruppe

Die Merkur Gruppe hat das Jahr 2023 erfolgreich mit einem zweistelligen Plus abgeschlossen. Das konzernweite Prämienvolumen stieg um 11,3 Prozent auf 851,1 Millionen Euro. Zum Bilanzstichtag betrug das EGT 16,7 Millionen Euro. Die Merkur Gruppe ist neben Österreich in vier weiteren Ländern aktiv: Dazu zählen Slowenien, Kroatien, Serbien und Italien (Südtirol). In den erwähnten Konzernländern erreichte das Prämienvolumen ein solides Wachstum auf 108,9 Millionen Euro. Mit einem Prämienplus von 19,2 Prozent erreichte Kroatien den größten Zuwachs. Die Merkur Lebensversicherung AG mit Sitz in Salzburg schloss das Geschäftsjahr 2023 mit einem guten Ergebnis ab, das Prämienvolumen steigerte sich auf 114,5 Millionen Euro. Die Merkur Versicherung in Österreich steigerte ihr Prämienvolumen

um 8,1 Prozent auf 631,5 Millionen Euro. In der Krankenversicherungssparte konnte ein Plus von 9,6 Prozent erwirtschaftet werden, in der Sachversicherung ein Plus von 4,2 Prozent und in der Unfallversicherung ein Plus von zwei Prozent. Per Stichtag, 31. Dezember 2023, wies die Merkur Versicherung AG nach Solvency II einen Solvenzkapitalbedarf (SCR) von 367,7 Millionen Euro sowie anrechnungsfähige Eigenmittel in der Höhe von 993 Millionen Euro aus. Damit erreichte die Grazer Traditionsversicherung eine SCR-Bedeckungsquote von 270,1 Prozent, die im Vorjahresvergleich weiter stieg.

„Das letzte Jahr hat uns vor Augen geführt, was möglich ist, wenn Ori-

ginalität, Pioniergeist und Teamspirit zusammentreffen. Wir freuen uns über ein wachstumsstarkes Jahr und wissen, dass diese Dynamik, die sich in den Zahlen widerspiegelt, am Ende des Tages die Kraft von innen ist, die aus der Organisation selbst kommt. Das macht uns sehr stolz, und daher gilt unser Dank all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Unterstützern, die Menschen begeistern und die Merkur zu dem machen, was sie ist: ein verlässlicher Partner“, ist sich der Merkur Vorstand einig.

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10 Jahre Partnercollege

Was 2007 im Partnervertrieb Kärnten seinen Anfang nahm, wird seit 2014 flächendeckend in ganz Österreich angeboten.

Das Partnercollege der Wiener Städtischen Versicherung wurde ins Leben gerufen, um Vertriebspartnern und deren Mitarbeitern eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Ausbildungsinitiative orientiert sich an den Lernzielen für die zertifizierte Versicherungsvermittlung und umfasst sowohl einen Basis- als auch einen Expertenlehrgang. Das Ziel war und ist es, Fach- und Produktwissen aufzubauen, das sofort in der Praxis der Versicherungsbranche anwendbar ist. Die Lehrgänge werden in den Formaten „Basic“ und „Expert“ angeboten.

Die Ausbildung entspricht dem BÖV-Standard und wird von erfahrenen Trainerinnen und Trainern im Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen ausgearbeitet und gestaltet.

Zum Jubiläum haben wir mit Prok. Gerhard Heine, Leiter des Partnervertriebs Österreich, über die Initiative gesprochen.

Wie hat es begonnen?

Heine: Vor zehn Jahren begann es in den einzelnen Landesdirektionen mit Präsenzveranstaltungen, zunächst nur im Bereich des „Partnercollege Basic“, das aus sieben Modulen besteht und je nach Bedarf gesamt oder einzeln gebucht werden kann. Die Inhalte des Basislehrgangs vermitteln unerlässliches Basis- und Versicherungsfachwissen und umfassen neben rechtlichen Grundlagen auch die Massensparten. Die Nachfrage lag in den Anfangsjahren bei 20 bis 60 Teilnehmern und hat sich über die Jahre regional unterschiedlich stark entwickelt. Aufgrund der großen Nachfrage wurde das „Partnercollege Expert“ ins Leben gerufen, das komplexere Inhalte zu Themen wie Haftpflichtversicherung, Gewerbever-

sicherung, betriebliche Altersvorsorge, fondsgebundene Lebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung und betriebliche Altersvorsorge vermittelt.

Mit der Corona-Pandemie war Schluss mit den Präsenzveranstaltungen. Welche Alternativen wurden gefunden?

Durch die Kooperation mit meine-weiterbildung.at ist die Abwicklung hochprofessionell, transparent und leicht für die Teilnehmer handhabbar.

Wie viele Teilnehmer wurden in den letzten zehn Jahren gezählt?

Verständnis für die lebensnotwendigen Informationen zu Finanzthemen wäre sicherlich erstrebenswert und gehört für mich eigentlich zur Allgemein-Bildung.

Heine: Da keine Präsenzveranstaltungen mehr stattfinden konnten, haben wir uns rasch umorientiert und die bereits bestehenden technischen Möglichkeiten genutzt. Die ersten Seminare wurden hier in der Zentrale mittels Skype übertragen. Die Onlineseminare sind damals so gut angenommen worden, dass wir uns entschlossen haben, dieses Format auch nach der Pandemie beizubehalten. Heute, nach fünf Jahren, sind wir hochprofessionell unterwegs und können pro Zyklus über 2.000 Teilnehmer verzeichnen. Mit der Einführung der Weiterbildungsverpflichtung werden für jedes erfolgreich abgeschlossene Seminar zertifizierte IDDPunkte vergeben.

Heine: Im Jahr 2023 verzeichneten wir einen Rekord mit über 2.000 Anmeldungen. Wir schätzen, dass in den letzten zehn Jahren über 10.000 Teilnehmer die Seminare absolviert haben.

Brancheninterne Weiterbildung ist notwendig und bis zu einem gewissen Umfang auch gesetzlich gefordert. Wie sehen Sie die Finanzbildung in der österreichischen Bevölkerung?

Heine: Es wäre sicherlich erstrebenswert, etwas mehr Finanzbildung in das Schulsystem zu integrieren, wobei man bereits in den ersten Schuljahren damit beginnen sollte. Wichtig wäre auch, dass vermittelt wird, wie das System des Geldumlaufs funktioniert. Verständnis für die lebensnotwendigen Informationen zu Finanzthemen wäre sicherlich erstrebenswert und gehört für mich eigentlich zur Allgemein-Bildung.

Versicherungsvertrieb in der Zukunft?

10 • Interview • risControl 06/2024

Heine: Ein interessantes Thema. Eines ist sicher und jedem bekannt: Die unabhängige Vertriebslandschaft befindet sich nicht nur aufgrund der fordernden Regulatorik, sondern auch aufgrund der demografischen Entwicklung im Umbruch. Die Ansprüche haben sich ver-

ändert - man muss digital fit sein, Prozessabläufe müssen optimiert werden. Längst befinden wir uns mitten im digitalen Wandel, der vor Grenzen nicht Halt macht. Um die digitalen Chancen im Vertrieb bestmöglich ausloten zu können, braucht es mehr denn je ein

starkes Miteinander zwischen Versicherer und Vertriebspartner. Digitalisierung schließt Bewährtes nicht aus: Im Sinne optimalen Kundenservices vereinen wir das Beste aus beiden Welten.

Vielen Dank für das Gespräch.

risControl 06/2024 • Interview • 11

(Krisen-)Vorsorge jenseits ausgetretener Pfade

Derzeit werden am Aktienmarkt und auch an den Bondmärkten Renditen mit enormen Risiken erkauft, die auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich sind, aber stets präsent. Zahlreiche Risiken liegen in externen

Schocks und deren Thematik ist nicht Gegenstand der täglichen Börsenberichterstattung. Doch wer diese Risiken berücksichtigt, verfolgt eine marktneutrale, krisenfeste Anlagestrategie und bedient sich dabei einer eher unkonventionellen Asset-Allocation, bestehend aus soliden Sparkonten, diversen Strategiefonds, Edelmetallen und bestimmten Oldtimer-Fahrzeugen.

Der Makroökonom und Spezialist für die Analyse von Marktzyklen, Henrik Zeberg, warnt vor dem größten Aktienmarktcrash seit 1929. Und auch eigene Überlegungen des Autors (Kordovsky) schlagen in die gleiche Kerbe: Ein langjähriger Bewertungsmaßstab des S&P 500, die CAPE-Ratio, auch Shiller-KGV genannt, nahm am 26. April einen Wert von knapp 33,9 ein –ähnlich wie vor der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre. Es ist ein geglättetes KGV auf Basis des Durchschnitts der inflationsbereinigten Unternehmensgewinne der vergangenen zehn Jahre und wies seit 1871 Durchschnitts- und Medianwerte von jeweils 17,1 bzw. 16,0 auf (Quelle: https://www.multpl. com/shiller-pe).

Wer soll das bezahlen?

Strukturell hohe Rüstungsausgaben der Staaten, insbesondere der NATO-Länder, deren Ziel bei 2 Prozent des BIP liegt, erfolgen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, nämlich nach einem regelrechten Zinsschock: So liegt der Hauptrefinanzierungssatz der EZB bei 4,50 Prozent, verglichen mit null Prozent vor dem 21. Juli 2022. In den USA sind auf Jahresbasis die Renditen zehnjähriger Treasuries um weitere 113 Basispunkte auf 4,51 Prozent gestiegen. Die Staatsschuldenquote der entwickelten Volkswirtschaften erreichte 2020

mit 123 Prozent des BIP den höchsten Wert, der jemals in „Friedenszeiten“ zu sehen war. Doch der zwischenzeitliche Schuldenabbau ist nur auf extrem niedrige Zinsen während der Pandemiezeit und einer starken Erholung der Weltwirtschaft von der Pandemie zurückzuführen. Die hohen Rüstungsausgaben und Zinsaufwendungen werden erst in den kommenden Jahren eine spürbare Wirkung entfalten. Die EZB und die Fed schrumpfen bereits wieder ihre Bilanzsummen, indem sie schrittweise ihre hohen Anleihenbestände abbauen. Doch die Staatsschuldenquote der USA liegt 2023 bereits bei 123 Prozent des BIP und jenes Japans bei 253 Prozent. Doch in Japan hat bereits eine sanfte Zinswende nach oben begonnen. Gleichzeitig haben zahlreiche Schwellenländer in den kommenden Jahren ehrgeizige Pläne, vor allem in Afrika und der Golfregion. Saudi-Arabien will durch die Verwirklichung der „Vision 2030“ vom Erdöl wesentlich unabhängiger werden und plant dafür eine völlig neue Wirtschaftsausrichtung auf Technologie und Tourismus. Eine 170 Kilometer lange futuristische Stadt für neun Millionen Einwohner soll entstehen und die Infrastruktur ausgebaut werden. Bis 2030 sind somit Investitionen von umgerechnet 3,1 Billionen Euro vorgesehen.

Doch es droht nicht genug Geld für alle dazu sein. Eine globale Schul-

denkrise zieht auf und könnte so manche ehrgeizigen Projekte zum Scheitern bringen. Bereits in China zeigte sich, dass blinde Bauwut noch keine blühende Wirtschaft bringt. Ganze Geisterstädte zeugen dort von gescheiterten Immobilienspekulationen.

Ursachen für eine der größten Krisen in den vergangenen Jahrhunderten gibt es reichlich: eine massive Überbewertung von Aktien und Immobilien, noch zu niedrige Bondrenditen, insbesondere in Bezug auf die Höhe der aktuellen Staatsschulden, und das „Rahmenprogramm“ nach wie vor hoher Leitzinsen in den USA und Europa.

Der zündende Funke

Es fehlt aber noch der Auslöser des Crashs. Und so lange die US-Wirtschaft – unter anderem getrieben von neuer Staatsverschuldung – solide weiterwächst und sich langsam auch Europa zu stabilisieren scheint, während Chinas Industrie wieder zwischenzeitlich Wachstumsimpulse zeigt, könnte es noch einmal zu einem Overshooting an den Aktienmärkten, unter anderem unter Führung der Magnificent 7 und getrieben durch einen AI-Boom kommen. Vor allem, wenn dabei zwischenzeitlich immer wieder hohe Zinssenkungserwartungen an die Fed und EZB aufkeimen, kann dies noch weitere Kursschübe bedeuten. Starke Trends

12 • Finanzen • risControl 06/2024

am Aktienmarkt enden nicht sofort, es sei denn, es kommt zu einem unerwarteten Auslöser. Doch welche Auslöser könnten als zündende Funken das Pulverfass zur Explosion bringen?

Mögliche Auslöser eines Aktiencrashs:

• Weiter höher als erwartete Inflationsdaten und enttäuschte Zinssenkungserwartungen in den USA und vielleicht fast zeitgleich in Europa

• Restriktivere Rhetorik der Fed bei unveränderten Leitzinsen

• Größere Bankenschieflage in den USA

• Eskalation im Nahost-Konflikt

• Eskalation im Taiwan-Konflikt

• Raketen- oder Hackerangriffe aus Nordkorea

• Ausweitung des Ukraine-Kriegs zu einem Krieg Russlands gegen die NATO

• Größere Naturkatastrophen wie ein starkes Erdbeben in wichtigen USMetropolen, Ausbruch des Supervulkans in den Phlegräischen Feldern in Italien oder in der Eifel

• Größere klimabedingte Ernteausfälle mit der Folge einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit

• Erneute Pandemie

Diese Ereignisse können starke Preisausschläge an den Rohstoffmärkten und bei Financial Futures bedeuten, während die Aktienkurse fallen würden. Hingegen mit Festgeldern bei soliden heimischen (Regional-)Banken sind Anleger auf der sicheren Seite, sofern der Sparbetrag pro Bank unter 100.000 Euro liegt (Einlagensicherungs-Obergrenze pro Person und Institut). Allerdings bringt Letzteres langfristig bestenfalls in etwa 3,5 Prozent p.a. bzw. nach KEST 2,625 Prozent p.a.. Damit gelingt hierzulande in einem moderaten Inflationsszenario bestenfalls der reale Vermögenserhalt, hingegen bei Deflation wäre dies sehr attraktiv. Von 2000 bis 2023 stieg der VPI 2000 in Österreich um 2,45 Prozent p.a., weshalb bei Spareinlagen die Nettozinsuntergrenze, wenn möglich, bei mindestens 2,50 Prozent p.a. (brutto: 3,34 %) liegen sollte.

Wetterfeste Geldanlagen suchen

Da mit klassischen 0815-Konzepten, bestehend aus 60 Prozent Aktien und

40 Prozent Anleihen, im erwarteten Krisenszenario wohl kaum Performance möglich wäre, sollte neben den Geldmarktveranlagungen eine Kombination aus Evergreen-Strategien wie Long/Short Equity und trendfolgenden Managed Futures Funds mit Investitionen in wertbeständige, praktische Gebrauchsgegenstände wie Oldtimer-Autos verfolgt werden. Es geht dabei nur noch um das Ziel des realen Vermögenserhaltes und die wichtigste Regel bei der Geldanlage lautet in so einer Phase: Möglichst liquide bleiben. Zu den Sparguthaben sollte deshalb jederzeitiger Zugriff bestehen, und beim Kauf von Fonds wäre monatliche Handelbarkeit die äußerste Grenze. Vor allem in einer drohenden deflationären Crashphase ist Liquidität Trumpf. Aber es kann auch ein inflationäres Schockszenario kommen. Für Extremszenarien in dieser Richtung sollten ein Anteil von sieben bis zehn Prozent physischem Gold daheim im Tresor (jederzeit griffbereit) und rund vier bis fünf Prozent physischem Silber in einem Schweizer Zollfreilager als eine Art „Feuerversicherung“ dienen. In den vergangenen 20 Jahren (per 3. Mai 2024) stieg der Goldpreis in Euro um 9,9 Prozent p.a. und der Silberpreis in Euro um 8,2 Prozent p.a.. Bezüglich Immobilien könnte es aber nicht so eindeutig sein. Neue Gebäude auf hohem Ökostandard in guten Großstadtlagen oder Häuser in Seelage in Tourismusgebieten sollten weiterhin eine gewisse Stabilität aufweisen. Hingegen alte, sanierungsbedürftige Gebäude in schlechten Großstadtlagen könnten stärker unter Druck geraten, während günstige Liegenschaften am Land bei entsprechender Grundstücksgröße wegen des Selbstversorgungswertes durch eigenen Gartenanbau sogar stark gefragt sein könnten.

Wo Performance unabhängig von Richtung des Gesamtmarktes möglich ist

Jetzt geht es an das Herzstück beziehungsweise eine wichtige Grundstrategie im Portfolio, nämlich den trendfolgenden Managed Futures Fonds. Egal, ob Aktienhausse oder Aktienbaisse, Inflation oder Deflation, steigende oder fallende Zinsen – all

das, was Bewegung in den Markt hineinbringt, ist gut für diese Anlagekategorie, denn: Trends hat es an den Märkten immer gegeben und es wird sie auch weitergeben, sodass trendfolgende Systeme diese auch erkennen können, um daran zu partizipieren. So eine Strategie auf Basis von 67 Terminkontrakten, darunter 29 Rohstoffe, elf Aktienindizes, 15 Anleihenmärkte und zwölf Währungspaare, wurde im Rahmen der Studie „A Century of Evidence on Trend-Following Investing“ (Autoren: Brian Hurst, Yao Hua Ooi und Lasse Heje Pedersen) zurück bis 1880 simuliert. Das Ergebnis: In den einzelnen Dekaden lag die Performance abzüglich Transaktionskosten und Verwaltungsgebühren von jährlich zwei Prozent und einer Erfolgsbeteiligung von 20 Prozent am Höchststand zwischen 1,6 Prozent p.a. (Januar 1910 bis Dezember 1919) und 15,1 Prozent p.a. (Januar 1970 bis Dezember 1979). Über den Gesamtzeitraum Januar 1880 bis Dezember 2016 lag die Nettorendite bei 7,3 Prozent p.a. und dies bei einer Volatilität von 9,7 Prozent und einer Sharpe Ratio von 0,76.

Für die vergangenen 20 Jahre gute Daten liefert der SG CTA-Trend Index der Société Générale, der die zehn größten trendfolgenden Managed Futures-Fonds enthält:

Obwohl in die vergangenen 20 Jahre die performanceschwächste Dekade der Trendfolger (Januar 2010 bis Dezember 2019) seit den 1910er-Jahren fiel, lag dessen Performance im 20-Jahres-Zeitraum bis Ende März 2024 noch bei 4,7 Prozent p.a.. In den vergangenen zehn Jahren hat sie sich bereits wieder auf 6,6 Prozent p.a. verbessert, während in diesem Zeitraum renommierte

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Michael Kordovsky

Futures-Fonds sogar eine knapp zweistellige Performance erzielten, nämlich der Man Umbrella SICAV – Man AHL Trend Alternative Class IN USD ACC (Luxembourg) mit einer Performance von zehn Prozent p.a. und der Transtrend Diversified Trend Program Class Enhanced Risk USD – Hedge Fund mit 11 Prozent p.a..

Für aufgeschlossene, heimische Anleger eine attraktive Alternative ist der SMN Diversified Futures Fund 1996 (ISIN: LU0070804173), dessen Historie bis 31.10.1996 zurückgeht. Seit Auflage liegt das Plus bei 6,42 Prozent p.a. und in den Jahren 2021, 2022 und 2023 bei jeweils Plus 39,4 Prozent; Plus 11,1 Prozent bzw. Plus 7,4 Prozent. Die Besonderheit des Fonds: Das Investmentuniversum von rund 300 unterschiedlichen Investitionsinstrumenten lässt sich einer Vielzahl von Sektoren und Märkten zuordnen, wie Zinsen, Währungen und Aktienindizes, aber auch Energie, Metall und Rohstoffen und Kombinationen daraus. Das bedeutet zahlreiche Chancen, unter anderem bei „Nischenrohstoffen“, die unter größerem regionalem Einfluss von Angebot und Nachfrage stehen und nicht vom globalen Risikosentiment beeinflusst werden. Im Zuge des Risikomanagements werden Korrelationen neuer Positionen zum bestehenden Portfolio sowie deren Risikobeitrag im Gesamtportfolio systematisch gemessen. Der Fonds wird nach einem Volatilitätsziel von 15 Prozent p.a. gemanagt. Als weiterer Managed Futures Fund mit langer Historie, der für heimische Privatanleger zugänglich ist, ist der FTC Futures Fund Classic EUR B (ISIN: LU0082076828), der seit Auflage am 1. Mai 1998 (per 28.03.2024) 5,24 Prozent p.a. im Plus liegt.

Long/Short Equity und Long/Short Credit zur Diversifikation

Im Marktstress gehen die Performance-Differenzen zwischen stark einbrechenden und stabilen Aktien auseinander. Doch auch in ruhigen Zeiten gibt es Gewinner und Verlierer. Wer die echten Loser shortet und long in Gewinner-Aktien ist, kann an diesen divergierenden Verläufen gut verdienen. Auf jeden Fall können marktneutrale Long/Short-Equity Fonds, die mit unterschiedlichen Aktiengruppen gleich stark auf fallende und

steigende Kurse setzen, in allen Marktphasen gewinnen. Doch in der Praxis hält sich die Performance in Grenzen. Laut einer Selektion im Fondsweb ist der BSF – BlackRock Systematic US Equity Absolute Return A2 USD (ISIN: LU0725887540) auf Euro-Basis mit sieben Prozent p.a. auf zehn Jahre der Top-Performer, wobei hier der starke Dollar mitspielt. Auf Dollarbasis sind es nur 4,24 Prozent p.a. (per 3. Mai 2024). Ebenfalls zu den TopPerformern dieser Kategorie zählt der Jupiter Merian Global Equity Absolute Return L USD Acc mit der ISIN IE00BLP5S353, der auf zehn Jahre bei einer Volatilität von 9,4 Prozent und Sharpe-Ratio von 0,67 auf Euro-Basis 6,45 Prozent p.a. im Plus liegt. Eine Long/Short-Strategie im Rentenbereich verfolgt indessen der PIMCO Diversified Income Duration Hdg E USD acc mit der ISIN IE00BCV7N601, der auf Euro-Basis in den vergangenen zehn Jahren 5,04 Prozent p.a. im Plus liegt.

Oldtimer-PKWs ohne Autoelektronik

Bereits 1859 waren die Sonnenfleckenaktivitäten so stark, dass dieser magnetische Sturm in der heutigen Zeit sämtliche moderne Elektronik lahmgelegt hätte. Hinzukommen noch die Risiken neuer Waffensysteme, die mittels EMP-Impulses in einem weiten Umkreis die Elektronik zerstören können. Dann wären neuere PKWs eindeutig fahruntauglich. Hingegen Oldtimer aus den 50er- und 60er-Jahren und noch ältere Jahrgänge stehen unter diesem Aspekt schon solider da und bei den richtigen Modellen winken entsprechende Preissteigerungen. Der 88 repräsentative Fahrzeuge enthaltende Deutsche Oldtimer Index (DOX), jährlich veröffentlicht vom Verband der Automobilindustrie (VDA), stieg von 1999 bis 2022 um 4,74 Prozent p.a. und der Zuwachs 2022 lag bei 4,8 Prozent. In den Jahren 2018 bis einschließlich 2022 die Top-Performer waren Ford Capri, Baujahre 69 bis 72 mit 100 Prozent Wertsteigerung, Volkswagen K70, Baujahre 70 bis 73 und Volkswagen Passat, Baujahre 78 bis 80 mit je 92,7 Prozent. Der Opel Rekord / Olympia 68 bis 71 brachte es auf ein Plus von 45,8 Prozent. Ein Opel Rekord, Baujahr 1959, ist aktuell in

etwa um 15.000 Euro erhältlich (Quelle: autoscout24.at).

Das wetterfeste Portfolio

Dieses alternative Evergreen- und Krisenvorsorgeportfolio soll Sicherheit in allen Marktphasen bieten. Es dient dabei lediglich dem realen Vermögenserhalt. Reich wird man damit nicht. Denn es gibt noch den Faktor Inflation. Angenommen, es sind mit dem nachfolgenden Musterportfolio in den kommenden 20 Jahren 4 Prozent p.a. möglich (bereits optimistisch!) und die Inflation liegt bei 3 Prozent p.a.. Dann würde bei einer Veranlagungssumme von 100.000 Euro zwar der absolute Wert nach 20 Jahren bei 219.112 Euro liegen, doch real, also inflationsbereinigt, wäre das nur so viel wie heute, nämlich 121.317 Euro.

Mögliche Asset-Allocation (Musterportfolio ab 100.000 Euro)

• 38 Prozent Sparkonten (Mindestverzinsung brutto: 3,34 % p.a)

• 15 Prozent Managed Futures Funds

• 15 Prozent Oldtimer-Fahrzeug(e)

• 14 Prozent Long/Short-Equity-Funds

• 9 Prozent physisches Gold (greifbar zu Hause)

• 5 Prozent Long/Short-AnleihenFonds

• 4 Prozent Silber auf einem Zollfreilager

Die Überlegung dahinter: Knapp

40 Prozent dienen der Liquiditätssicherung; ein gutes Drittel wird zur Ertragsgenerierung in sogenannte „Evergreens“ aus dem alternativen Strategie-Spektrum veranlagt, und knapp 30 Prozent sind Sachwerte mit bestimmten Krisenschutzfunktionen. Damit wird niemand reich. Aber vorsichtige Anleger können damit besser schlafen.

Achtung

Die genannten Fonds sind Beispiele auf Basis aktuellen Screenings, der Historie und Verfügbarkeit und dienen lediglich der Illustration. Sie stellen keinerlei Anlageempfehlungen dar.

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Volles Haus bei den „Continentale BiometrieTagen für Experten“ in Anif

Die Continentale und die EUROPA haben die Annahmeund Untersuchungsgrenzen für das Neugeschäft angepasst. Das war eines der Themen bei den „Continentale Biometrie-Tagen für Experten“. An der Veranstaltung nahmen mehr als 70 Vermittler und Branchenexperten teil.

„Die Continentale und die EUROPA richten ihre Biometrie-Angebote konsequent am aktuellen Bedarf von Kunden und Vertrieb aus. Damit sichern wir langfristig unsere Präsenz am österreichischen Markt“, betonte Mag. Josef Seyr bei den exklusiven „Continentale Biometrie-Tagen für Experten“ in Anif bei Salzburg. Der Geschäftsführer der Continentale Assekuranz Service GmbH (CAS) und sein Team hatten wieder ein spannendes Programm zusammengestellt: Experten der Continentale sowie renommierte externe Referenten sprachen über die Themen Absicherung der Arbeitskraft und Generationenvorsorge sowie Risikoprüfung. Die Gäste erhielten außerdem viele Einblicke in die Praxis. Digitale Tools wie Versdiagnose, eine Plattform für anbieterübergreifende

„Continentale Biometrie-Tage für Experten“ mit den Geschäftsführern der Continentale Assekuranz Service GmbH Thomas Pollmer (l.) und Mag. Josef Seyr (M.) sowie Kerstin Rösch, Leiterin Servicecenter Leben Vertrag bei der Continentale, Versdiagnose-Geschäftsführer Fabian Van Lancker (2.v.r.) und MMag. Michael Prantner (r.), Leiter Gesundheitsservice der SVS Salzburg.

Risikoprüfungen, wurden ebenfalls vorgestellt. Ein weiteres Highlight war der packende Vortrag von Felix Gottwald. Der erfolgreichste Olympionike Österreichs sprach über die Kraft der mentalen Ausrichtung.

Über die Kraft der mentalen Ausrichtung sprach Olympionike Felix Gottwald (2.v.l.) bei der Veranstaltung, zu der die Continentale Assekuranz Service GmbH-Geschäftsführer Urban Vogt (l.), Mag. Josef Seyr (3.vl.) und Thomas Pollmer (r.) mehr als 70 Vermittler und Branchenexperten eingeladen hatten.

Aktuelle Herausforderungen und Neuheiten

Ein wichtiges Thema waren die Verbesserungen der Continentale und der EUROPA bei den Annahme- und Untersuchungsgrenzen. Die beiden Lebensversicherer haben für das Neugeschäft in der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsvorsorge sowie Risikolebensversicherung höhere maximal versicherbare Leistungen und Pauschalgrenzen eingeführt. Auch die Grenzen für medizinische Untersuchungen und für die Prüfung finanzieller Angemessenheit in der Risikovorsorge haben sie optimiert. „Damit können wir die Anträge noch schneller bearbeiten und erleichtern die Risikoprüfung“, hob Thomas Pollmer, Leiter Produktmanagement Leben und CAS-Geschäftsführer, hervor. „Das erleichtert den Abschluss von gehobener Vorsorge für alle Seiten.“

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Wissensvorsprung

Im 70. Jubiläumsjahr des Verbandes Österreichischer Versicherungsmakler fand eine Neuwahl des Präsidiums statt.

Dr. Klaus Koban wurde zum Präsidenten ernannt, KommR Christian Schäfer und Mag. Wilhelm Hemerka zu den beiden Vizepräsidenten. Mit Dr. Constanze Schinner zog erstmalig eine Frau als Vizepräsidentin in den Vorstand ein. Zum weiteren Vorstand gehören Wolfgang Hajek, Mag. Birgit Wieser, Gerald Tschrepitsch, Herbert Jindracek, Dr. Alexander Thayenthal, KommR Siegfried Fleischacker, Mag. Dieter Freund und Michael Patocka. Mag. Andreas Krebs, der langjährige Präsident, wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Ein neues Präsidium in einer sich dynamisch wandelnden Zeit, wohin geht die Reise, was sind die Pläne, welche Themen stehen auf der Agenda. Wir haben mit Dr. Klaus Koban, Mag. Andreas Krebs, Mag. Wilhelm Hemerka, KommR Christian Schäfer und Dr. Constanze Schinner gesprochen.

Wofür steht der VÖVM?

Krebs: Der Verband der Versicherungsmakler Österreichs (VÖVM) wurde kurz nach dem Krieg gegründet und war die erste Berufsvereinigung für Versicherungsmakler in Österreich.

Ursprünglich spezialisierten sich die Gründungsmitglieder auf Großgewerbe und Industrieversicherungen. Über die Jahrzehnte hat sich die Rolle des Verbandes gewandelt, besonders durch das Maklergesetz, das die Vertretung der Makler in der Wirtschaftskammer, im Fachverband der Versicherungsmakler und -berater neu definierte. Heute ist der VÖVM ein privater Verein, dessen Hauptanliegen in der Vertretung von Maklern besteht, die sich auf das Großgewerbe und die Industrieversicherung konzentrieren. Historisch bedingt gibt es auch einige Mitglieder, die auf das Wohnhausgeschäft, vor allem in Wien, spezialisiert sind. Zwar umfasst unser Mitgliederkreis auch Makler im Privatkundengeschäft, doch liegt

unser Fokus primär auf dem Großgewerbe. In Zusammenarbeit mit anderen Maklerverbänden setzen wir uns als Lobbyvereinigung für die Interessen unserer Mitglieder ein, führen intensive Gespräche mit Versicherern, beteiligen uns an Diskussionen mit der Aufsichtsbehörde und anderen Institutionen und sind seit vielen Jahren Mitglied bei der BiPAR, wo wir uns ebenfalls aktiv für unsere Mitglieder engagieren.

Was kann ich als privater Verein in institutionellen Vereinigungen erreichen?

Krebs: Unser Verein kann in institutionellen Vereinigungen durchaus Einfluss nehmen, da wir als Organisation eine starke Stimme und eine signifikante Marktstellung besitzen. Dies bedeutet, dass wir mit einer Vielzahl von Versicherern substanzielle Geschäftsvolumina realisieren, was letztendlich entscheidend ist, da der finanzielle Aspekt für beide Seiten eine Bedeutung hat. Versicherer erkennen diesen Umstand an; Jene, die signifikante Geschäfte einbringen, haben natürlich auch entsprechendes Gewicht. Nicht zu vergessen ist dabei unsere Professionalität. Unsere Mitglieder sind für ihre Qualität bekannt. Nicht jeder am Markt tätige Makler kann im VÖVM Mitglied werden, es müssen spezifische

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Mag. Andreas Krebs

Kriterien erfüllt sein, die gewährleisten, dass die Mitglieder des VÖVM eine bestimmte Qualitätsstufe repräsentieren.

Welche Kriterien müssen erfüllt werden und warum kann nicht jeder Mitglied im Verein werden?

Koban: Der VÖVM hat sich speziell und auch historisch, wie bereits erwähnt auf Großgewerbe und Industriemakler fokussiert. Neben uns gibt es den ÖVM, der allen Maklern offensteht und mit dem wir eng zusammenarbeiten. Diese Kooperation beinhaltet gemeinsame Ausbildungsinitiativen und einen regen Gedankenaustausch. Trotz der Offenheit des ÖVM für alle Makler bietet er keine spezifischen Lösungen für die Bereiche Großgewerbe und Industrie, die unsere spezialisierten Themen erfordern. Gerade in der Industrieversicherung, die nur einen kleinen Teil der österreichischen Maklerlandschaft betrifft, identifizieren wir einen spezifischen Handlungsbedarf, der weder von der Wirtschaftskammer noch vom ÖVM erfüllt wird, daher müssen unsere Mitglieder gewisse Kriterien erfüllen.

Wie ist der Zugang zum Thema Nachfolge beim VÖVM?

Schinner: Wir nähern uns diesem Thema mit Bedacht und arbeiten aktuell daran, einen Anforderungskatalog zu erstellen. Dabei überlegen wir sorgfältig, welche neuen Kriterien notwendig sind, und in welchen Bereichen wir uns für neue Ansätze öffnen müssen.

Das erste Mal in der Geschichte des VÖVM gibt es nun auch eine Vizepräsidentin, wie unterstützt der Verein Frauen in der Branche?

Koban: Von Beginn meiner Präsidentschaft lag mir daran, dass wir im Präsidium Frauen eine Stimme geben. Mein Ziel war es, eine Frau als Vizepräsidentin zu gewinnen, die sich intensiv mit den spezifischen Herausforderungen und Perspektiven von Frauen in unserer Branche auseinandersetzt. Wir haben mit Dr. Constanze Schinner als Vizepräsidentin jemanden gefunden, der unsere Bemühungen in diesem Bereich verstärken wird. Weiters werden wir eine Verbindung zum Netzwerk ‚Women in Insurance‘ aufbauen und streben ebenfalls eine Vernetzung mit Frauen in der Industrieversicherung in Deutschland an, um deutliche Zeichen zu setzen. Im September freuen wir uns

auf den ersten Gastvortrag einer führenden Mitarbeiterin eines deutschen Industrieversicherungsmaklers. Der Vortrag wird sich insbesondere mit der Führung von Frauen in Versicherungsmaklerbüros beschäftigen. Wir nehmen diese Themen nicht nur auf, sondern engagieren uns aktiv dafür, sie gemeinsam mit unseren Mitgliedern zu erörtern, anzugehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Weitere wichtige Themen sind sicherlich auch für den VÖVM das drohende Provisionsverbot und die Zusammenarbeit mit der BIPAR?

Hemerka: Seit über einem Jahrzehnt ist das Thema Vergütung und Provision ein ständiger Begleiter unserer Branche, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Derzeit entwickelt sich auf europäischer Ebene ein Gesetzgebungsprozess, der selbst nach den anstehenden EU-Wahlen im Juni möglicherweise noch in vollem Gange sein wird. Beratungen von ECON und des Rates markieren dabei nur den Anfang eines langen Weges, der uns noch eine Weile beschäftigen wird. Wir vertreten die Auffassung, dass die Wahlmöglichkeit zwischen provisionsbasierter und honorarbasierter Beratung erhalten bleiben sollte. Ebenso sollte es mög-

Dr. Constanze Schinner
risControl 06/2024 • Interview • 17
Dr. Klaus Koban

lich sein, dass Versicherungsmakler bei ungebundener Beratung weiterhin Provisionen erhalten können. Dies begründet sich darin, dass es europaweit sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle gibt, mit diversen Provisions- und Vermittlerstrukturen in jedem Land. Es wäre nicht zielführend, die institutionellen Regelungen eines Landes durch ein einseitiges oder generelles Provisionsverbot zu beeinträchtigen. Ein weiterer wichtiger und zentraler Punkt in unserer Verbandsarbeit ist unser statutengemäßes Recht zur Begutachtung von Gesetzesvorlagen im parlamentarischen Prozess, eine Aufgabe, die wir auch durch Koordination dem Rechtsausschuss im Fachverband der Versicherungsmakler wahrnehmen, wobei wir unsere Kompetenzen durch die Personalunion mit unserem Präsidenten Dr. Klaus Koban gebündelt haben.

Koban: Unsere Rolle verlangt von uns, die Entwicklungen auf EU-Ebene nicht nur kritisch zu beobachten, sondern auch aktiv daran mitzuwirken, diese konstruktiv weiterzuentwickeln. Es ist ein Balanceakt: einerseits die kritische Überwachung und andererseits die konstruktive Weiterentwicklung. Unser Ziel ist es, unnötige und überflüssige Regulierungen einzudämmen und stattdessen vernünftige und effektive Lösungen und Maßnahmen zu fördern. Dazu werden wir unsere Stimme sowohl in Österreich als auch auf europäischer Ebene laut und deutlich erheben. Unsere aktive Mitgliedschaft bei der BiPAR unterstreicht unser Engagement.

Wie geht es den Mitgliedern des VÖVM mit dem Einsatz der KI?

Krebs: Die Tätigkeit des Versicherungsmaklers basiert traditionell auf persönlicher Beratung, sowohl für große als auch für kleine Unternehmen. Dies gilt ebenso im Gewerbebereich, wo ein direkter Dialog mit den Unternehmen geführt wird, wie im Privatbereich, wo individuelle Kundenlösungen vorgeschlagen werden. Daher beobachten wir die Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz (KI) sehr genau. Derzeit liegt der Fokus jedoch eher bei den Versicherungsunternehmen, insbesondere bei der Frage, wie Prozesse vereinfacht werden können, was auch für unser Gewerbe positive Auswirkungen und Nutzen bringen

könnte, sowie natürlich für die Kunden selbst. Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse sich hieraus ergeben. Die Risikoerfassung und die Lösungsfindung können nach meiner Meinung momentan und auch zukünftig nicht vollständig durch KI abgedeckt werden. Was jedoch die Verwaltung betrifft, insbesondere den Übergang von Papier zur elektronischen Verarbeitung, verfolgen wir dies natürlich mit großem Interesse.

Ist für persönliche Beratung noch genügend Interesse am Markt?

Schäfer: Meiner Erfahrung nach ist der Bedarf an persönlicher Beratung im Unternehmensbereich jetzt mehr denn je gegeben. Jeder, der über Versicherungen und die Abdeckung von Risiken in einem Unternehmen entscheidet, sei es als Eigentümer, Geschäftsführer oder Prokurist, benötigt diesen Austausch, vor allem wenn er nicht täglich in das Versicherungsgeschehen eingebunden ist. Es ist oft schwierig, die Komplexität und die Bedrohungen eigenständig zu erkennen und zu bewältigen. Besonders deutlich wird dies beim Thema Cybersicherheit, einem der größten Risiken, denen Gewerbetreibende heutzutage gegenüberstehen. Hier bedarf es nicht nur der Beratung durch Versicherungsmakler, sondern auch durch spezialisierte Firmen, die sich intensiv mit diesem Bereich beschäftigen. Der Dialog mit den Kunden ist wichtiger denn je.

Was sind die Schwerpunkte der neuen Präsidentschaft?

Koban: Wir haben bereits einige zentrale Themen angesprochen, darunter die Regulierungsfrage, die Rolle der Frauen in der Branche und das Thema Vergütung.

Ein wichtiges Ziel ist es, aufzuzeigen, wie man den Beruf des Versicherungsmaklers für Frauen attraktiver gestalten kann, und wie Frauen in diesem Beruf auch mit familiären Verpflichtungen erfolgreich sein können. Ein weiterer wesentlicher Punkt für mich ist die Talentsuche. Es geht darum, Talente zu entdecken, zu fördern und mit diesen jungen Talenten über die Zukunft zu diskutieren. Es soll ein Young Experts Kreis etabliert werden, der sich zum Ziel gesetzt hat, junge Talente zu gewinnen und zu fördern. Dafür soll ab 2025 auch ein eigener Förderpreis für die beste wissenschaftliche Arbeit im Versicherungsbereich ausgeschrieben werden. Weiters werden wir Innovationsworkshops durchführen, um letztlich auch das Nachfolgeproblem effektiv bewältigen zu können.

Mag. Andreas Krebs, was hat Sie während Ihrer Präsidentschaft besonders beschäftigt?

Krebs: Mich hat immer das Früherkennen neuer Themen fasziniert. Ich war einer der Ersten, der auf das Hinweisgeberschutzgesetz aufmerksam gemacht und unsere Mitglieder informiert hat. Viele haben übersehen, dass dieses Gesetz für Makler jeder Unternehmensgröße gilt. Auch in

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KommR Christian Schäfer

meinen Vorträgen für den ÖVM habe ich darauf hingewiesen, dass dies eine verpflichtende Regelung für alle ist. Zudem gehörte ich zu den Pionieren, die sich bereits vor zehn Jahren dem Thema Cybersicherheit gewidmet und darauf aufmerksam gemacht haben. Es ist für uns wichtig im Verband und ich habe es als meine Aufgabe gesehen, solche Themen schnell auf den Tisch zu bringen und unsere Mitglieder zu sensibilisieren, damit sie einen Wissensvorsprung haben, noch bevor diese in einem größeren Maklerverband aufgegriffen werden. Kurz gesagt, wir sind eine Wissensgemeinschaft für einen wissensbasierten Beruf.

Was wäre denn das nächste neue Thema und was ist dem neuen Präsidium besonders wichtig?

Krebs: Sicherlich steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Vordergrund, doch momentan gibt es kein Thema, das vollkommen neu wäre.

Koban: Die Dynamik des Risikomarktes bringt wesentliche Veränderungen mit sich, die sich sowohl im Verhalten der Versicherungsunternehmen am Markt als auch in deren Risikoappetit widerspiegeln. Diese Entwicklungen

führen zu einer Anpassung in der Marktaufstellung der Unternehmen, wobei sie sorgfältig auswählen, welche Risiken sie weiterhin zeichnen möchten. Der Verband Österreichischer Versicherungsmakler (VÖVM) kann hier eine entscheidende Rolle spielen, indem er auf höchster Ebene den Dialog mit den Vorständen der Versicherungen führt. Dieser intensive Austausch ist enorm wichtig, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse unserer Kunden auch in Zukunft durch adäquate Versicherungslösungen für Gewerbe- und Industriebetriebe abgedeckt werden. Unser Ziel ist es, die Versicherbarkeit österreichischer Gewerbe- und Industriekunden zu erhalten und gemeinsam innovative, zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln.

Schäfer: Ein drängendes Thema, das uns in naher Zukunft intensiv beschäftigen wird, betrifft die Auswirkungen des Klimawandels. Dies beeinflusst einerseits die Bereitschaft der Versicherungsunternehmen, Risiken zu übernehmen, und andererseits die Entwicklung entsprechender Versicherungsprodukte. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist nicht neu und wurde bereits vor einigen Jahren initiiert. Die Versicherer verfolgen diese Entwicklungen aktiv, jedoch stehen wir vor der Herausforderung, das volle Potenzial des Marktes zu erkunden. Es gilt zu ergründen, welche Möglichkeiten zur Risikobewertung und -einschätzung bestehen und wie wir uns als Branche effektiv einbringen können.

Schinner: Ein wesentliches Asset des Verbands Österreichischer Versicherungsmakler (VÖVM) ist die Kultur des offenen Dialogs und des Wissensaustauschs. In einem geschützten Rah-

men können Mitglieder ihr Know-how und ihre langjährige Erfahrung einbringen und sich gegenseitig in einer Atmosphäre der Wertschätzung unterstützen. Dies fördert nicht nur die individuelle Entwicklung jedes Mitglieds, sondern stärkt auch die Gemeinschaft. Das ist mir auch für die Zukunft sehr wichtig.

Hemerka: Die interne Kommunikation des VÖVM stärkt unser Beziehungsnetzwerk entscheidend und ermöglicht es unseren Mitgliedern, ihre Kontakte gezielt einzusetzen. Dies trägt zur Stärkung der menschlichen Komponenten bei, die unsere Gemeinschaft insgesamt festigen. Logischerweise führt dies dazu, dass wir am Markt effektiv Lösungen platzieren können. Als Verband sind wir nicht bloße Käufer vorgefertigter Produkte, sondern wir gestalten unsere Nachfrage aktiv auf Grundlage der Dialoge mit unseren Kunden. Dies bringt uns eine größere Marktnähe und ermöglicht es uns, frühzeitig zu erkennen, welche Lösungen tatsächlich benötigt werden. Aus- und Weiterbildung ist sicherlich auch ein wichtiges Thema beim VÖVM.

Schäfer: Sicherlich ist Weiterbildung ein zentrales Anliegen in unserem Verband. Besonders erwähnenswert ist dabei unsere Kooperation mit der IDD Akademie und der Gesellschaft für Versicherungsfachwissen (GfV). Die IDD Akademie zeichnet sich als österreichweit agierender, unabhängiger Anbieter von IDD-konformen Weiterbildungen aus. Dieses Angebot richtet sich sowohl an die Innendienstmitarbeiter unserer Mitgliedsunternehmen als auch an führende Entscheidungsträger, wie Geschäftsführer und Prokuristen. Die GfV gilt seit 1990 als die führende Wissensplattform der heimischen Versicherungsbranche und unsere enge Zusammenarbeit unterstreicht unser Engagement für fachliche Qualität.

Zudem legen wir großen Wert auf den Wissensaustausch unter den Führungskräften der Versicherungsbranche. Deshalb findet bei unseren monatlichen Treffen regelmäßig ein Keynote-Vortrag von CEOs oder leitenden Führungskräften eines Versicherungsunternehmens statt, um branchenrelevante Einsichten und Erfahrungen zu teilen.

Danke für das Gespräch.

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Mag. Wilhelm Hemerka

Reisesymposium

Im Rahmen des 1. Symposiums Reisesicherheit der Europäischen Reiseversicherung und Europ Assistance kamen Experten aus verschiedenen Bereichen wie Reiserecht, Konsumentenschutz und Notfallmedizin am 7. Mai in Wien zusammen, um über die Auswirkungen des Klimawandels, gesetzliche Neuerungen und Risiken beim Reisen zu sprechen.

Im Zeitraum Juli bis September 2023 verreisten 63,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren, mehr als die Hälfte davon ins Ausland. Am wichtigsten ist den Reisenden dabei die Erholung: Um optimal abschalten zu können, steigt das Bedürfnis nach Sicherheit beim Reisen – und zwar in Rekordhöhe, wie Andreas Sturmlechner, Vorstand der Europäischen Reiseversicherung, betont.

Die Lust am Reisen ist groß, die Frage nach der Reisesicherheit ebenso: 2023 wurden so viele Reiseversicherungsprämien abgeschlossen wie noch nie zuvor in der 117-jährigen Geschichte der Europäischen Reiseversicherung. Zum Rekord an Bestandskunden kommt der höchste jemals erzielte Umsatz in der Unternehmensgeschichte dazu, der mehr als 20 Prozent über Vor-Corona-Niveau liegt. Darüber hinaus werden überproportional gestiegene Abschlüsse an Jahres-Reiseversicherungen verzeichnet. Vor allem jüngere Reisende unter 30 gaben an, aufgrund der Pandemie eher eine Stornoversicherung abschließen zu wollen.

Sicher unterwegs mit der «App der Europäischen»

Mit der „App der Europäischen“ der Europäischen Reiseversicherung können Versicherungsleistungen wie Stornierung, Gepäck-

verlust, aber auch medizinische Notfälle schnell und einfach gemanagt werden. Die App bietet Kunden einen schnellen und vor allem sicheren Zugriff auf relevante Dienstleistungen, wie etwa Online-Schadensmeldungen oder zusätzliche Versicherungsleistungen bei Fernreisen. Bei Bedarf kann innerhalb von 30 Minuten ein Direktgespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin hergestellt werden. Matthias Karrer, Notarzt und „Chef-Reisedoc“ erklärt:

„Wichtige Informationen können wir auf diese Weise gezielt abfragen, um so die weitere Vorgehensweise zu vereinfachen. Kleinere Probleme können oft sofort gelöst werden. Bei gröberen Verletzungen helfen uns die Informationen, die entsprechende Logistik einzuleiten. Das ist der Großteil unserer Arbeit.“ Da die App auch offline und ohne Datenroaming funktioniert, ist eine Standortbestimmung gewährleistet. Die meistgeflogene Strecke des

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Andreas Sturmlechner, Mag. Wolfgang Lackner und Mag. Christian Wildfeuer

Ambulanzjets ist derzeit Wien –Bangkok. Je nach Strecke kostet ein Langstreckenflug im Ambulanzjet zwischen 80.000 und 250.000 Euro. Seit Bestehen der App wird diese von 45.000 aktiven Abonnenten genutzt.

Klimawandel und Reisen

Tropenmediziner Herwig Kollaritsch sprach über die Entwicklung von neuen Reiserisiken aufgrund der steigenden globalen Temperaturen. Dazu zählen insbesondere die veränderten Lebensräume von Insekten, die das Risiko für übertragbare Krankheiten erhöhen. „Wir wissen, worauf wir achten müssen. Mit guter Vorbereitung kann man beispielsweise 90 Prozent des Infektionsrisikos durch Stechmücken reduzieren. Dazu zählen vor allem die richtigen Insektenschutzmittel, aber auch entsprechende Schutzimpfungen.“ Er empfiehlt, diese unbedingt mit Fachärzten zu besprechen, die über aktuelle Entwicklungen bestens informiert sind. „Wir Reisemediziner können nicht jedes Risiko kalkulieren, wir können aber korrekten Beistand liefern.”

Meteorologe, Klimabotschafter und ORF-Wettermoderator Markus Wadsak nahm Stellung zu den potenziellen Gefahren beim Reisen, die durch den Klimawandel ausgelöst oder mitverursacht werden: „Durch die globale Erwärmung häufen sich Extremwetterereignisse, Unwetter und Katastrophen. Unsere Infrastruktur und Schutzvorkeh-

rungen reichen da oft nicht mehr aus. Im Vorfeld einer Reise sollte man sich unbedingt informieren und absichern.“ Ein erfreulicher Trend sei die nachhaltige Destinationsentwicklung, die vielerorts stattfinde.

Geopolitische Entwicklungen, Krisenherde und Flugangst

Der zweite Teil des Symposiums thematisierte tiefsitzende Ängste wie Kidnapping, behördliche Willkür sowie Flugangst.

ORF Journalist i.R. Roland Adrowitzer widmete sich in seinem Vortrag der geopolitischen Weltlage und warnte davor, den Kopf in den Sand zu stecken. „Die aktuelle Weltlage ist geprägt

von Unsicherheit, aber Pessimismus ist auch keine Lösung. Europa muss sich auf seine Stärken besinnen und nach gemeinsamen Lösungen suchen.“ Er empfiehlt Reisenden, sich vor Antritt der Reise über die Risiken in den Urlaubsländern zu informieren. Auch der Unternehmer Kamran Ghaderi, der sieben Jahre unschuldig im Iran inhaftiert war, rät eindringlich, sich auf den Seiten des Außenministeriums in Bezug auf Reisewarnungen und Reisehinweise zu informieren.

Harry Gruber, ehemaliger Berufspilot und Trainer gegen Flugangst, gab Tipps für den nächsten Flug. So spürt man Turbulenzen am wenigsten auf einem Gangplatz in der Mitte der Kabine, kohlesäurehaltige Getränke führen zu Blähungen und Entspannungsmusik sowie Atemübungen helfen bei Unruhe. „Knapp 30 Prozent aller Passagiere leiden unter Flugangst“, sagt er. „Dabei ist das Flugzeug statistisch gesehen immer noch das sicherste Verkehrsmittel der Welt. Aufgrund der ausgezeichneten Computertechnik können Piloten heutzutage besser entlastet werden und Fehleranfälligkeit wurde auf ein absolutes Minimum reduziert. Dafür sorgen unter anderem drei Systeme, die unabhängig voneinander parallel an Bord arbeiten.“ Trotz aller Herausforderungen blickt die Reisebranche optimistisch in die Zukunft und bleibt zuversichtlich, dass sich der Trend zur Reisesicherheit weiter fortsetzen wird.

Herwig Kollaritsch
risControl 06/2024 • Im Fokus • 21
Markus Wadsak

160.000 Sportunfälle enden im Krankenhaus

Das Bewusstsein der Österreicher für das Risiko bei der Sportausübung steigt. Jedoch ist das Wissen über die existenzielle Gefahr aufgrund von Sportunfällen noch sehr gering.

Im Falle der Unfallprävention ist Furcht etwas Positives, und somit die gute Nachricht zuerst: Nur noch 18 Prozent haben keine Angst vor Unfällen, 2014 lag dieser Anteil noch bei 28 Prozent. Dies zeigt eine Online-Befragung von 1.000 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren zum Thema Sportunfälle im Auftrag der Helvetia Versicherung. „Das Gefahrenbewusstsein der Sportler ist durchaus gestiegen“, erklärt dazu Christian Schimanofsky, Geschäftsführer des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV). Vor allem die Angst vor Stürzen beim Wandern, Bergsteigen und Klettern hat in der österreichischen Bevölkerung an Bedeutung zugenommen. Waren es 2013 nur zwei Prozent, so sind es 2024 zwölf Prozent, die beim Klettern/Bergsteigen und Wandern Angst vor Stürzen haben. Aber: Trotz des steigenden Bewusstseins für Gefahren bei sportlichen Betätigungen bleiben die Unfallzahlen im Sport konstant hoch. Ein Fünftel aller Unfälle passiert beim Ausüben einer Sportart. Rund 160.000 Personen müssen pro Jahr im Spital wegen eines Sportunfalls behandelt werden. Diese Zahl ist konstant geblieben in den letzten Jahren. Die häufigsten Unfallsportarten sind Fußball mit 39.200 spitalsbehandelten Personen jährlich, gefolgt von Skifahren mit 22.800 und anderen Mannschafts-

von Mag. Christian Sec

sportarten mit 18.000 Personen. Wandern/Klettern/Abenteuer verzeichnet 13.600 Unfälle. Besonders schwere Unfälle passieren beim Radsport. Knapp die Hälfte der beim Radsport Verunfallten muss stationär im Krankenhaus behandelt werden, erklärt Schimanofsky. Der wirtschaftliche Schaden ist neben dem menschlichen Leid sehr hoch. Die Kosten für ambulante und stationäre Behandlung wegen Sportunfällen belaufen sich auf 415 Millionen Euro. Die Behandlung im stationären Bereich kostet im Schnitt rund 10.000 Euro. Folgekosten wie Krankenstände, Invalidität oder Nachbehandlungen machen noch einmal das Neunfache aus, erklärt Schimanofsy: „Wenn wir die Sportunfälle um nur zehn Prozent reduzieren, könnten wir allein 40 Millionen Euro nur an Behandlungskosten einsparen.“ Die gefährdetste Gruppe bei Sportun-

fällen ist männlich und zwischen zehn und 29 Jahren. „In diesem Alter testet man seine körperlichen Grenzen aus und überschreitet diese auch manchmal“, so Schimanofsky. Es zeigt sich aber auch ein Trend dazu, dass die Mobilität und Agilität auch im Alter sehr stark zunehmen. So sieht die KFV z.B. im Bereich von E-Bikes ein großes Unfallpotential auch für ältere Verkehrsteilnehmer.

Schwimmunfälle mit Todesfolge steigen dramatisch

Nicht umsonst hat das Gefahrenbewusstsein in der Kategorie Wandern/ Bergsteigen stark zugenommen. Im letzten Jahr waren in diesem Segment 99 Todesfälle zu verzeichnen. Sehr besorgniserregend ist die Entwicklung bei

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Andreas Gruber, Niki Hosp, Christian Schimanofsky und Alexander Zeh

Schwimmunfällen mit Todesfolge. Sie stieg von 24 Todesfällen im Jahr 2019 auf 51 im letzten Jahr. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Kinder, die nie in den Genuss eines Schwimmkurses gekommen sind, erklärt Schimanofsky. „Wir müssen feststellen, dass immer weniger Leute auch in jungen Jahren schwimmen können.“ Auch 2024 setzt sich dieser traurige Trend fort. So sind bereits von Jänner bis März sechs Kinder beim Schwimmen ums Leben gekommen. „Hier sehen wir einen ganz großen Handlungsbedarf“, so Schimanofsky.

Arten der Prävention

„Es gibt ganz einfache Maßnahmen, um das eigene Risiko zu senken“, so Schimanofsky. Erstens, das regelmäßige Training. Oft, wie beispielsweise beim einmaligen Skiurlaub pro Jahr, übt man die Sportart ein Jahr lang nicht aus, und wenn man dann untrainiert auf die Skipiste geht, ist das Verletzungsrisiko um ein Vielfaches höher, so Schimanofsky. Auch wenn Schutzausrüstung schon in vielen Sportarten wie zum Bei-

Rodeln. Aber auch beim Radfahren, vor allem in großen Städten, ist es besonders wichtig, Schutzausrüstung zu tragen. Das Risiko eines Schädel-Hirn-Traumas ist um den Faktor elf höher, wenn man ohne Helm unterwegs ist als mit Helm, erklärt der KFV-Generalsekretär. Der dritte Tipp des KFV-Experten ist, die Sportart ablenkungsfrei auszuüben, also z.B. das Handy abgedreht zu lassen, für den Zeitraum der Sportausübung. Schimanofsky plädiert weiters dafür, die Freizeitaktivitäten an die neuen klimatischen Herausforderungen anzupassen. Das bedeutet, sich zu überlegen, ob man gerade in der Mittagshitze laufen gehen soll, weil es der Trainingsplan sagt. Oder auch die steigende Lawinengefahr im Gebirge.

Existenzielles Risiko

Was die Absicherung durch die gesetzliche Unfallversicherung betrifft, gibt es eine große Wissenslücke, erklärt Andreas Gruber, Vorstand SchadenUnfall bei der Helvetia Versicherung. Gruber gibt ein praktisches Beispiel einer Wanderin, die bei einer Bergtour

(Ersatzleistung durch die Unfallversicherung jeweils 360 Euro). Wenn die Wanderin nicht privat versichert wäre, hätte die Frau Kosten in der Höhe von 9.509 Euro selbst zu tragen gehabt. Erfreulich ist, dass mittlerweile mehr Menschen privat unfallversichert sind. Bei der letzten Umfrage 2013 lag der Prozentsatz bei 43 Prozent, 2024 ist der Anteil auf 53 Prozent angestiegen. Dennoch sind knapp die Hälfte der Österreicher nicht abgesichert, was Sportund Freizeitunfälle betrifft. „Das ist ein existenzielles Risiko, was nach wie vor besteht“, so Gruber. „Es gibt noch immer die Vollkaskomentalität und den Glauben daran: Im Fall der Fälle wird der Staat dafür aufkommen.“ Noch immer glaubt ein Drittel der Befragten, dass die gesetzliche Unfallversicherung im Fall der Fälle reicht. Trotzdem hat ein langsames Umdenken eingesetzt, wie die Studie zeigt. Nur noch jeder Zehnte ist der Meinung, dass die private Unfallversicherung nicht sinnvoll ist. Die Botschaft von Gruber ist: Es ist mit einer vergleichsweise geringen Prämie möglich, dass man sich vor sehr hohen Kosten und langfristigen Folgen

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Freizeit –Unfallzeit

In Österreich ereignen sich jährlich rund 800.000 Unfälle, von denen viele tragische und langfristige Auswirkungen nach sich ziehen. Während Verkehrsunfälle oft im Zentrum der medialen Berichterstattung stehen, stellen Freizeit- und Sportaktivitäten eine ebenso bedeutsame Quelle für Verletzungen dar.

Tatsächlich zeigen Statistiken, dass über 75 Prozent aller gemeldeten Vorfälle in der Freizeit oder während sportlicher Aktivitäten passieren. Von Skiunfällen, die in den winterlichen Monaten Hochkonjunktur haben, bis zu Wanderunfällen in den Sommermonaten, die Risiken sind vielfältig und die Zahlen alarmierend. Noch im-

mer hat nur jeder zweite Österreicher eine ausreichende Absicherung, denn die gesetzliche Unfallversicherung bietet kein finanzielles Sicherheitsnetz bei dauerhafter Invalidität und bei etwaigen langfristigen Rehamaßnahmen. Wir haben uns umgehört, welche Produkte zusätzlichen Schutz für Freizeitsportaktivitäten im In- und Ausland

bieten, die über die gesetzliche Absicherung hinausgehen.

VAV VersicherungsAktiengesellschaft

Die VAV Versicherung bietet im Rahmen ihres Unfallproduktes zwei Pakete an, die deutliche Deckungserweiterungen beinhalten. Im Sportpaket, das gegen Prämienzuschlag abschließbar ist, gelten Unfälle, die der Versicherte bei der vereinsmäßigen Ausübung einer Mannschaftssportart bei offiziellen, über die Dachorganisation oder den Verband organisierten Wettbewerben, Meisterschaften, Turnieren und dergleichen erleidet, als mitversichert. Ausgenommen davon sind nur die Mannschaftssportart Fußball und der Berufssportler (versicherte Person, die mehr als 50 Prozent des Jahresnettoeinkommens aus der ausgeübten Sportart verdient). Mag. Robert Kühberger: „Weiters gelten im Rahmen des Paketes Unfälle, die sich beim Downhill-Mountainbiken und beim

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Klettern ohne Einschränkung des Schwierigkeitsgrades (ausgenommen Free-Climbing und Eisklettern) als mitversichert. Im Urlaubsportpaket ist die Ausübung von gefährlichen Sportarten bzw. Freizeitaktivitäten (z. B. Tandem-Fallschirmspringen, Rafting, Parasailing, Bungee-Jumping, Ballon-

fahren) versichert, wenn diese während einer Urlaubsreise als Freizeitangebot ausgeübt werden.“

ERGO Versicherung Aktiengesellschaft

Die ERGO bietet im Rahmen der AktivER Go! Unfallversicherung Deckung beliebter Sportarten wie z. B. Bergsteigen/Klettern bis zum Schwierigkeitsgrad IV (UIAA), Klettersteige bis inklusive C (Kurt Schall), Downhill-Mountainbike/Racing, auch auf Downhill-Strecken, aber ohne Geschwindigkeits-/ Zeitmessung, oder Tauchen bis 40 Meter ohne Prämienzuschlag an. Das gilt auch für das einmalige Ausüben von Risiko-/ Extremsportarten wie Rafting, Tandem-Fallschirmspringen, Ballonfahren etc. während einer Urlaubsreise. Darüber hinaus kann eine Vielzahl der Sport- und Freizeitaktivitäten mit erhöhtem Risiko mit Prämienzuschlägen mitversichert werden. Das 24h-SOS-Service umfasst nicht nur die Such-, Rettungs- und Bergungskosten inklusive NotarztHubschrauber, sondern auch Behandlungs- und Rückholkosten aus dem Ausland. Zudem bietet das 24h-SOSService auch den Pflege- und Haushaltsservice, welcher z. B. Einkaufshilfe, Wäschedienst, häusliche Pflege oder eine notwendige Kinderbetreuung beinhaltet.

Zurich Österreich

Bei der Zurich steht ebenfalls die finanzielle Absicherung der Kunden im Vordergrund. Im privaten Unfallversicherungsprodukt wurde die Progressionsstaffel so gestaltet, dass für Unfälle, die das Leben gravierend verändern, der größte Schutz geboten wird. Im Ernstfall erhalten Kunden bis zu 500

Prozent der Versicherungssumme. Es gibt auch eine Variante, bei der erst ab einer bestimmten Invalidität Leistungen ausgezahlt werden. Zahlreiche Produktfeatures wie Schmerzengeld bei Knochenbruch, weltweite Hubschrauberbergung, Sonderklasse nach Unfällen sowie Privatarztkosten nach Operationen werden ebenfalls angeboten. Zusätzlich gibt es Extras für Familien wie beispielsweise kostenlosen Versicherungsschutz für Geschwisterkinder, eine Verdoppelung des Versicherungsschutzes während der Schulferien und die Übernahme von Begleitkosten für Betreuungspersonen im Krankenhaus. Kurt Möller, Mitglied des Vorstandes und Chief Underwriting Officer: „Bei allen Produkten von Zurich prämienfrei inkludiert ist die Zurich Unfall-Assistance, ein 24-Stunden Notfallservice für Auslandsreisen. Auf Anfrage werden zwei Sportpakete angeboten, die beispielsweise das Klettern unabhängig vom Schwierigkeitsgrad miteinschließen lassen. Zusätzlich wäre auch die vereinsmäßige Ausübung im Fußball bis zur 4. Spielklasse, Handball, Rugby und Football bis zur 2. Spielklasse mitversichert. Daneben gibt es das Hobbytaucher Plus Paket: Hobbytaucher können auch tauchtypische Gesundheitsschädigungen (Barotraumen – kompressionsbedingt und dekompressionsbedingt, auch Gasembolie – Caisson) und die Kosten der Druckkammerbehandlung mitversichern.“

UNIQA Österreich Versicherungen AG

Das Produkt Unfallschutz Freizeit & Beruf von UNIQA bietet in den Varianten „Optimal“ und „Optimal plus“

Mag. Robert Kühberger, VAV Versicherungs-Aktiengesellschaft
risControl 06/2024 • Im Fokus • 25
Kurt Möller, Mitglied des Vorstandes und Chief Underwriting Officer Zurich Österreich

Catarina Bogensperger-Held, Leiterin Produktmarketing UNIQA Österreich Versicherungen AG

umfangreichen Schutz. Zahlreiche Leistungen sind automatisch inkludiert – etwa Absicherung bei Dauerinvalidität und Berufsunfähigkeit, Kostenübernahme für wiederherstellende kosmetische Operationen sowie Bergungs- und Transportkosten. Ein besonderes Feature für die Absicherung in der Freizeit ist die Deckung „Freizeitschutz plus 20 %“, die in der Variante „Optimal plus“ fest integriert ist und Leistungen bei Dauerinvalidität, Direktleistung und Unfalltod um 20 Prozent erhöht. Zusätzlichen Unfallschutz auf Reisen ermöglicht die Deckungserweiterung „Reiseschutz“. Diese umfasst beispielsweise Behandlungskosten, Arzneimittel und den medizinischen Transport ins Krankenhaus – unabhängig davon, ob es sich um einen Unfall oder eine Krankheit handelt. Sollte ein Nottransport nach Hause erforderlich sein, übernimmt UNIQA die Kosten dafür. Die Zusatzdeckung „Reiseschutz“ gilt für Auslandsreisen bis zu acht Wochen

nach Reiseantritt. Für Jugendliche bis 26 Jahre ist eine Ausweitung der Geltungsdauer um bis zu einem Jahr möglich. Catarina Bogensperger-Held, Leiterin Produktmarketing: „Für sportliche Freizeitaktivitäten bestehen fünf verschiedene Sportpakete, sei es für Hobby- oder Amateursportler sowie für Leistungsoder Berufssportler. Dieser Extraschutz deckt eine Vielzahl klassischer Sportarten ab, von Fußball, Radsport und Pferdesport über Handball, Tennis und Skifahren bis hin zu Fitnessaktivitäten. Sogar Abenteuersportarten wie Eisklettern, Kitesurfen, Downhill oder Bouldern, die üblicherweise schwer versicherbar sind, können bei UNIQA versichert werden. Darüber hinaus bietet UNIQA umfassenden Versicherungsschutz für Flugsport, Motorsport und die Teilnahme an Wettbewerben im In- und Ausland. Eine Besonderheit ist auch der erweiterte Schutz für Kinder und Jugendliche in der Freizeit: Mit dem Extrabaustein „Ausbildungs- & Freizeitschutz Kids bis 16“ ist der Großteil der Sportrisiken bereits abgedeckt. Beim „Ausbildungs& Freizeitschutz Jugend bis 26“ ist wiederum die Absicherung bei Abenteuersportarten inklusive. UNIQA bietet somit einen umfassenden und flexiblen Versicherungsschutz, der individuell auf die Bedürfnisse und sportlichen Aktivitäten zugeschnitten ist.“

Generali Versicherung AG

Die Unfallversicherung der Generali Versicherung deckt Unfälle bei Freizeitsportaktivitäten bis auf einige wenige definierte Ausnahmen (Hochrisikosportarten) ab. Sie bietet dabei über die reine finanzielle Absicherung von Unfallfolgen hinaus viele weitere hilfreiche Services – einerseits mit der Unfall-Präventions-Assistance im Vorfeld zur Vermeidung von Unfällen und andererseits mit dem 24hNotfall-Management und der Unfall-Assistance rasche und umfangreiche Hilfe im Fall der Fälle. Christoph Zauner: „Bei bleibenden Einschränkungen nach einem Unfall

steht das Generali Rehab-Management begleitend zur Seite und unterstützt beim Umgang mit der neuen Lebenssituation. Aktuell bietet die Generali Familien und Alleinerziehenden Prämienvorteile und spezielle Angebote. Für sportliche Aktivitäten können Erwachsene gegen eine Mehrprämie über „Spezialschutz“-Pakete die Sportarten Klettern (ab Grad 5 UIAA), Flugsport und Motorsport (inklusive Fahrtveranstaltungen) bis zu einem gewissen Grad mitversichern. Weiters können bedingungsgemäße Einschränkungen im Versicherungsschutz für Personen über 15 Jahre bei Vereins- und Bergsport (Fußball mit ÖFB-Spielerpass und Ski und Snowboard im ÖSV Bezirks- oder Landeskader) aufgehoben werden. Beim Sport sollte auch auf eine private Haftpflichtversicherung nicht vergessen werden, denn Schadenersatzansprüche nach Unfällen nehmen in den letzten Jahren deutlich zu. Diese können rasch existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Umfassenden Schutz bietet die Generali Privathaftpflichtversicherung, die unbegründete Ansprüche abwehrt und gerechtfertigte Ansprüche abdeckt.“

DONAU Versicherung AG

Die Unfallversicherung der DONAU ist modulartig aufgebaut, das heißt, man kann sich ein Paket zusammenstellen, das genau zum eigenen Bedürfnis, dem eigenen Freizeitverhalten passt. Man kann sich selbst absichern, aber auch die Angehörigen – Partnerin, Partner, Kinder – einschließen. Bei den Leistungen sind die Produkte ebenfalls sehr flexibel. Sie reichen von einfachem Spital- oder Taggeld, über

Wolfgang Dr. Christoph Zauner, Leiter Abteilung Retail und Corporate Generali Versicherung AG
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Knochenbruch-Pauschalen bis hin zu Einmalzahlungen oder einer Unfallrente bei Invalidität. Im Todesfall sieht die Unfallversicherung die Zahlung einer Witwen- und Waisenrente vor. Was oft besonders ins Geld geht, sind Bergungs- und Rückholkosten nach einem Unfall. Ein Hubschraubertransport kostet bis zu 10.000 Euro. Wolfgang Petschko, Vorstandsdirektor: „Unsere Unfallversicherung deckt das ab. Wir bieten weiters Assistance- Beratung durch Reha-Manger, übernehmen Kosten für Haushalts- und Pflegehilfe, Kinderbetreuung und die Versorgung von Haustieren. Hat ein Unfall Dauerinvalidität zur Folge und muss die Wohnung, das Haus etc. barrierefrei umgebaut werden, steht die DONAU ebenfalls finanziell zur Seite.

Für die sportlichen Aktivitäten gibt es neben der klassischen Deckung für Skifahren oder Radausflüge auch das Sportpaket Aktiv, welches etwa Downhill-Mountainbiken, Klettern – für besonders Ambitionierte bis Schwierigkeitsgrad VIII – Kampfsport und verschiedene Wassersportarten umfasst. Besonders beliebt in Österreich ist Fußball – über 200.000 aktive Spieler jagen Woche für Woche dem runden Leder nach. Wer das Ballsportpaket der DONAU zur Unfallversicherung dazu nimmt, ist bei vereinsmäßigem Fußball auch in der vierten nationalen Leistungsklasse – also der Landesliga – versichert. Das Urlaubs- und Freizeitpaket umfasst Ballonfahrten (als Mitfahrer), Höhlentrekking, Tandem-Paragleiten und Tauchen auch ohne Tauchschein, und die DONAU übernimmt Spitalskosten und Assistance-Leistungen im In- und Ausland.“

Wiener Städtische Versicherung AG

Die Wiener Städtische bietet ihren Kunden das Produkt „Unfallvorsorge EXKLUSIV“ – mit erweitertem Homeoffice-Schutz und Sofortauszahlung. Grundsätzlich zeichnet sich die Unfallvorsorge EXKLUSIV durch noch mehr Flexibilität, ein verbessertes Preis-Leistungsverhältnis sowie einen noch höheren

Unfallschutz bei Unfällen im Homeoffice aus. Zudem können weitere Module nach individuellen Bedürfnissen kombiniert werden. Doris Wendler, Vorstandsdirektorin: „Ein neuer Baustein sind die Therapiekosten für die Finanzierung wichtiger Behandlungen nach einem Unfall und die verbesserten „Unfallkosten PLUS“: Darin enthalten sind Berge- und Rückholkosten, Notfalltransporte, ärztliche Versorgung im Ausland, erweiterte Leistungen für TCM, Zahnersatz, Umbaukosten von Arbeitsplatz oder Wohnung bzw. Umschulungskosten. Im Leistungspaket können neben der Absicherung für dauernde Invalidität und einer Todesfallabsicherung für Hinterbliebene, eine lebenslange und monatliche Unfallrente, Unfallkosten, Hubschrauberbergung sowie etliche Assistance-Leistungen und die weltweite Rückholung aus dem Ausland nach einem Unfall in ein österreichisches Spital eingeschlossen werden. Ein besonderes Extra sind die beiden Sportpakete Aktiv und Adventure, um auch bei der Ausübung von bestimmten ge-

fährlichen Sportarten versichert zu sein. Ein weiteres Highlight ist die wählbare Sofortleistung, bei der dem Kunden die marktübliche einjährige Wartezeit sowie der Besuch beim Gutachterarzt erspart bleiben und die Leistung bei vorab definierten Unfällen sofort erbracht wird. Für die immer größer werdende Zielgruppe der Senioren gibt es eine neue Variante, die ab 70 bis zum 80sten Lebensjahr mit speziellen Leistungen abgeschlossen werden kann.“

Doris Wendler, Vorstandsdirektorin Wiener Städtische Versicherung AG
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Urlaubsbarometer 2024

Die Lust am Reisen ist groß: Vier von fünf Österreichern freuen sich auf den Sommerurlaub

2024. Besonders Italien, Kroatien und Griechenland bleiben die beliebtesten Auslandsdestinationen. Strandurlaub und die Suche nach Ruhe und Erholung sind die Hauptmotive für Sommerreisen. Auto und Flugzeug sind dabei die bevorzugten Transportmittel. Inflationssorgen und das Risiko bewaffneter Konflikte trüben jedoch die Reiselust etwas.

Wolfgang Lackner, Vorsitzender des Vorstandes der Europäischen Reiseversicherung, sagt: „Das perfekte Urlaubsrezept für die Menschen der ganzen Welt hat diese drei Zutaten: Entspannung, Zeit mit Freunden und Familie und die Erkundung der Welt. Während für Europäer die Suche nach Ruhe und Erholung klar das wichtigste Urlaubsmotiv ist, überwiegt bei Australiern, Indern und Asiaten die Entdeckung der Welt. Lesen und Sport sind weniger wichtig geworden.“

Die Vorfreude der Österreicher ist groß: 80 Prozent freuen sich (sehr) auf den Sommer, 73 Prozent wollen zwischen Juni und September mindestens einen Urlaub machen, 39 Prozent planen sogar mehr als einmal wegzufahren. Auf der Suche nach Ruhe und Erholung, was für knapp ein Drittel der Befragten (30 %) das Hauptmotiv darstellt, fahren zwei Drittel (64 %) ins Ausland. Ein Viertel (25 %) hat einen Urlaub in Österreich geplant, und immerhin 21 Prozent genießen die Berge. Nur acht Prozent wollen den Sommer komplett zuhause verbringen.

Italien (27 %), Kroatien (16 %), Spanien (13 %) und Griechenland (13 %) sind die bevorzugten Auslandsziele der Österreicher. Die Wahl der Destination wird maßgeblich vom Wetter (52 %), dem Freizeitangebot vor Ort (52 %), dem Budget (47 %) und der Sicherheit (29 %) beeinflusst. Das Meer ist ein wichtiger Faktor für die Reiseplanung; mehr als zwei Drittel geben an, dass das Meer entscheidend ist. Nur

die Italiener bevorzugen mit 71 Prozent noch stärker einen Strandurlaub. Das durchschnittliche Reisebudget der Österreicher beträgt 2.499 Euro und ist damit nur geringfügig höher als im Vorjahr. Zum Vergleich: Amerikaner geben im Schnitt 3.952 Euro aus, Australier 3.792 Euro, Briten 3.123 Euro und Schweizer 4.073 Euro.

Trotz Inflation und geopolitischen Unsicherheiten wird der Urlaub nicht in Frage gestellt. Man wählt pragmatisch eine günstigere Unterkunft (52 %) und bleibt länger an einem Ort (49 %), statt mehrere Destinationen zu besuchen. Seltener werden die Destination (39 %) oder das Transportmittel (41 %) wegen des Budgets angepasst. Umweltbedenken spielen für die Österreicher keine große Rolle; rund ein Fünftel berücksichtigt diese, aber es schreckt sie nicht ab, neue Reiseziele zu erkunden.

Für die Anreise nutzen die Österreicher hauptsächlich das Auto (54 %) oder das Flugzeug (46 %). Nur 16 Prozent wählen nachhaltige Alternativen

wie den Zug. Bei der Unterkunft buchen die Österreicher überwiegend Hotels (63 %), gefolgt von Ferienhäusern und -wohnungen (28 %). Nischen wie Bed & Breakfast (12 %), Camping (6 %), Kreuzfahrten (3 %) und Camper (3 %) bleiben weniger beliebt.

Workation, die Kombination von Urlaub und Arbeit, ist in Europa weniger verbreitet als in anderen Regionen: Nur 27 Prozent der Europäer planen, Urlaub mit Arbeit zu kombinieren. Viel öfter tun dies Urlauber aus dem Nahen Osten (76 %), Indien (75 %), Asien (44 %) und Nordamerika (38 %). Deutlich ausgeprägter sind für Europäer die Trends Slow Tourism, Gesundheit und Kulinarik.

Zusammengefasst bleibt der Wunsch nach Reisen und Erholung stark, trotz äußerer Einflüsse wie Inflation und Sicherheitsbedenken. Die Österreicher passen ihre Urlaubspläne pragmatisch an, um ihre Reisebedürfnisse zu erfüllen und weiterhin die Freude am Reisen zu genießen.

Urlauberin. Globetrotterin. Erholungssuchende. Backpacker. Cruiser. Workationer.Strandläuferin.

Faulenzer. Camper. Glamper.

BusinessTraveller.

Snowboarderin. Rundreisender. Interrailerin.

Der Reisedoc ist mit dir.

SICHER.ENTSPANNT.UNTERWEGS europaeische.at

Freizeit oder Arbeit

Die Frage wieviel Einkommen man für mehr Freizeit opfern würde, ist schwer vom herrschenden Zeitgeist zu trennen. Aber vielleicht wird es die Trennung bald nicht mehr geben.

Der Wunsch der Menschheit ist, sich von den Lebensnotwendigkeiten zu emanzipieren, schrieb einst Hannah Arendt in einem ihrer politischen Aufsätze. Dieser Wunsch ging für die meisten Menschen von der Antike bis zur Industrialisierung jedoch nicht in Erfüllung.

Die geringe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit führte dazu, dass die meisten Menschen sich keinen Müßiggang erlauben konnten, der über die bloße Erholung von Stresssituationen oder körperlicher Belastung hinausging. Es war ein hoher Anteil der potenziellen Arbeitskraft der Bevölkerung von Nöten, um überhaupt die Existenz durch Nahrung zu sichern.

Der Traum vom Müßiggang blieb also für die meisten unerfüllt und war verpönt. „Wenn sich ein Tagelöhner einen Augenblick ausruht, behauptet die „schmutzige Ökonomie“ dass er sie bestehle“, beschreibt ein französischer Schriftsteller im 18. Jahrhundert, die Einstellung zur Pause.

Jedoch wird andererseits der Müßiggang schon seit dem Altertum als Belohnung für die Arbeit gesehen, wie man bereits bei Aristoteles nachlesen kann. Dieser Luxus war jedoch nur einer kleinen Gruppe der Menschen vorbehalten.

Um den Wenigen den Müßiggang zu erlauben, war es also unumgänglich die Mehrheit zur Arbeit zu zwingen und von den Freuden der Freizeit so weit wie möglich fernzuhalten.

Mehr Zeit durch Industrialisierung

Die Industrialisierung und die damit verbundene Massenproduktion erhöhte jedoch die freien Zeitressourcen in der Bevölkerung.

von Mag. Christian Sec

Mit der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung bildete sich eine Mittel- und Oberschicht, die über immer mehr Freizeit verfügte. Der sich daraus entwickelnde Klassenkampf zwischen Kapitalisten und Arbeiterschaft war nicht zuletzt auch ein Kampf um die Aufteilung der, durch die technologischen Errungenschaften, gewonnenen zeitlichen Ressourcen.

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts unterlag die Arbeitszeit keiner gesetzlichen Regelung und so war ein 16-Stunden oder gar 18-Stunden-Arbeitstag nicht ungewöhnlich. Die ökonomische Ungleichheit zwischen Unternehmern und Arbeitern war gleichzeitig auch eine Ungleichheit der Freizeitressourcen. Arbeiterbewegungen kämpften um die Aufhebung dieser Ungleichheit.

In Österreich wurde 1859 die Sonntagsruhe sowie der der 11-Stunden-Arbeitstag eingeführt (66 Wochenstunden). Eine stetige Reduktion der durchschnittlichen Stundenanzahl in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts führte schlussendlich 1919 zur Einführung des Achtstunden-Arbeitstages, wohlgemerkt mit einer Sechstagewoche.

Erst 1975 erfolgte die Einführung der Fünftagewoche und somit die Vollarbeitszeit von 40 Stunden. Auch die Urlaubstage wurden hart erkämpft. Urlaub war einst ein Privileg der Angestellten. Die Arbeiter kamen erst viel später in seinen Genuss. Nur die kirchlichen Feiertage waren für alle arbeitsfrei.

Erst 1921 erfolgte das erste Urlaubsgesetz in Österreich, dass Arbeitnehmern einen bezahlten Urlaub von zwei Wochen garantierte. Bis 1983 dauerte es, dass die Urlaubsdauer

schrittweise auf fünf Wochen erhöht wurde.

Prophezeiung von Keynes

Dies sollte jedoch noch lange nicht der Endpunkt der Entwicklung sein. Der entscheidende Punkt scheint nicht mehr die Notwendigkeit von Arbeit zur Erfüllung unserer Bedürfnisse, sondern die Wertigkeit von Arbeit in der Gesellschaft per se, und zwar im Verhältnis zur eigenen freien Zeit.

Bereits 1930 prophezeite John Maynard Keynes, wohl beeindruckt von den ökonomischen und sozialen Errungenschaften der vergangenen hundert Jahren, dass die Menschen in hundert Jahren, also 2030, nur noch drei Stunden am Tag arbeiten werden müssen. Die immer höhere Produktivität würde dazu führen, dass eine 15-Stunden Woche völlig ausreiche, um die Lebensbedürfnisse zu befriedigen.

Die Menschen werden laut Keynes im Jahr 2030 von den „drückenden wirtschaftlichen Sorgen erlöst sein“ und ihr größtes Problem werde vielmehr sein, „wie die Freizeit auszufüllen ist“. Mittlerweile weiß man, dass sich diese euphorische Prognose wohl in den nächsten sechs Jahren nicht mehr erfüllen wird. Jedoch war die westliche Welt eine Zeit lang auf einen „guten Weg“.

Im Zeitraum zwischen 1950 und 1980, „dem goldenen Zeitalter des Kapitalismus“, gingen die Wochenarbeitszeiten praktisch in allen Industrieländern zurück und Umfragen in den USA zeigten auch, dass die Arbeitszeitverkürzung um rund 200 Stunden im Jahr, auch im Einklang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung nach mehr Freizeit standen. Die Forscher kamen damals zum Schluss, dass die Menschen

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es vorziehen, ihre Zeit vermehrt nichtwirtschaftlichen Zwecken zu widmen, anstatt weiterhin lange zu arbeiten.

Doch seit den 1980er-Jahren hat die materielle Sättigung offenbar einem neuen und wachsenden Gefühl des finanziellen Mangels in weiten Teilen der Bevölkerung Platz gemacht, schreiben deutsche Forscher, die Umfragedaten und Statistiken aus Europa und den USA analysierten. Die Höhe des als notwendig erachteten Einkommens in den USA stieg wieder an und lag 2007 im Verhältnis zum tatsächlichen Einkommen wieder beim Wert von 1950. Die Konsequenz dabei war, dass die Jahresarbeitszeiten zwischen 1980 und 2000 auch wieder anstiegen, und zwar um rund 150 Stunden im Jahr. Dabei zeigt sich, dass die Schere zwischen Arm und Reich wieder aufgegangen ist. Gerade Beschäftigte mit höheren Einkommen eifern den Konsumnormen der Reichen nach und opfern dafür Freizeit, war die Erklärung der deutschen Forscher.

Dieser Zeitgeist der zuerst in den USA sichtbar wurde, schwappte mit Verzögerung auch nach Europa über. Das Hamsterrad war wieder in Mode gekommen und die Freizeit wurde dafür geopfert. Edward und Robert Skidelsky schreiben in ihrem Buch „Wieviel ist genug?“, dass Keynes die Gier des Menschen unterschätzt habe. Und zwar sowohl die Gier der Arbeitenden, die durch mehr Arbeit mehr Geld verdienen als auch die der Unternehmer, die ihre Gewinne nicht weitergeben.

Wahrscheinlich hat Keynes als Ökonom nicht nur die Gier unterschätzt, sondern auch die, in uns tiefsitzende Arbeitsethik, die nur die Erwerbsarbeit als sinnstiftend ansieht. Schon allein das Wort Beruf, dass von der göttlichen „Berufung“ abgeleitet ist, zeigt uns wie schicksalhaft und untrennbar wir mit unserer Erwerbsarbeit verbunden sind.

Langsamer Wertewandel

Aber es gibt Anzeichen, dass diese Grundeinstellung ein wenig zu bröckeln beginnt. Bereits bei einer Umfrage von Österreichern im Jahr 2016 (Kleine Zeitung) zeigt sich, dass 25 Prozent der Österreicher ganz sicher mehr Freizeit gegen eine Gehaltserhöhung eintauschen würden.

2023 waren es bei einer Umfrage der AK rund 80 Prozent, die weniger Lohn für mehr Freizeit in Kauf neh-

men würden. Dabei sind es vor allem die jungen Menschen, die diese Debatte befeuern und die Vision einer Neuverteilung von Arbeit und Freizeit in den öffentlichen Diskurs einbringen. Die Vorstellung der traditionellen Arbeitsethik, in der Selbstverwirklichung ausschließlich durch die Arbeit erlangt werden kann, ist im Wandel begriffen.

In der westlichen Welt verwirklichen sich die Individuen zunehmend in der Freizeit, schreibt eine Studie des Zukunftsinstituts. Hobbys oder Reisedestinationen sind Teil der Identitätsdarstellung geworden. Sie verraten mehr über den eigenen Charakter als irgendwelche Fähigkeiten und Qualifikationen. „Die öffentliche Aufmerksamkeit und der Show-Effekt vor dem Social-Media-Publikum werden immer wichtiger und verstärken das Gefühl Sinnhaftes zu tun“.

Die wieder aufflammende Bedeutung von Freizeit zeigt sich auch in einer kürzlich veröffentlichten Zeitverwendungserhebung der Statistik Austria. Insgesamt sank im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung die Zeit, die Österreicher für Erwerbstätigkeit aufwanden in den letzten 13 Jahren um rund eine halbe Stunde pro Tag, während der Zeitaufwand für Freizeitaktivitäten um ungefähr den gleichen Wert anstieg.

Dies führt auch dazu, dass ein immer höherer Anteil des Budgets für Freizeit und Hobbys ausgegeben wird. Österreicher geben laut einer Konsumerhebung von Statistik Austria im Jahr 2020 rund 14 Prozent für Freizeit, Sport und Hobbys aus. Nur für Wohnen (inkl. Energie) und Verkehr wird noch mehr Geld ausgegeben. Dabei zeigt sich ein Zusammenhang: Je höher das Haushaltseinkommen, umso höher ist auch der Anteil für Freizeitausgaben.

Vom Hobby zum Beruf

Was also tun, um der Freizeit den gebührenden Raum zur Entfaltung zu geben, und den Ausstieg aus dem Hamsterrad zu ermöglichen? Es gibt dazu viele Ideen.

Einerseits Arbeitsmarktreformen, wie die Vier-Tage-Woche, Sabbatjahre usw. oder die 35-Stundenwoche. In Frankreich ist die 35-Stunden-Woche bereits gesetzlich verankert, jedoch mittlerweile mit sehr vielen Ausnahmen versehen, auch deshalb, weil die Wirtschaft in Frankreich mit der Ver-

kürzung der gesetzlichen Arbeitszeit in den letzten Jahrzehnten keine gute Erfahrung gemacht.

Die Unternehmen operierten mit Überstundenzuschlägen und Freizeitausgleich. Während andere Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit verbesserten, hat die 35-Stunden-Woche in Frankreich die Arbeitskosten um rund zehn Prozent erhöht, was schließlich zu einer hohen Arbeitslosenrate führte.

Ein starker Trend der neuen Freizeitgestaltung ist der steigende Zeitaufwand für Freiwilligenarbeit, der sich in den letzten Jahren fast verdoppelt hat, wie die Zeitverwendungsanalyse der Statistik Austria zeigt. Auch hier wird der Wertewandel deutlich, indem sinnstiftende Tätigkeit nicht mehr alleine durch Erwerbstätigkeit gefunden wird. Der Anteil der Engagierten nimmt beständig zu. Das Interesse an dieser Form des gemeinnützigen Engagements wird auch in Zukunft weiter steigen, sind die Zukunftsforscher überzeugt.

Schlussendlich verstärken soziale Medien den Wunsch, das Hobby zum Beruf zu machen und damit Hamsterrad und Selbstverwirklichung auf wundersame Weise zu verbinden. Ein Gedanke, der seinen Ursprung in der industriellen Revolution hatte. Es ist kein Zufall, dass sich viele der heute bekannten Ballsportarten gerade in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten, als sich die wirtschaftliche Grundlage für viele Menschen verbesserte, und die Freizeit für eine größere Bevölkerungsschicht ein wichtiger Teil des Lebens wurde.

1863 wurde in London die Football Association gegründet. 1871 die Rugby Football Union,1874 der All England Lawn Tennis and Croquet Club usw. Auch die Verbände von Eishockey, Basketball oder Volleyball u.v.a. wurden mit Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Irgendwann später wurde aus dem Spiel und Hobby auch ein Vehikel für Ruhm und Geld.

Mittlerweile gehören die besten ihrer Sportart, die damals zum Zeitvertreib nach der Arbeit noch ein wenig zum Spaß spielen wollten zu den bestbezahlten Menschen überhaupt. Wenn heute die besten Fußballer oder Tennisspieler auf dem Platz stehen und ihrem Hobby nachgehen, das sie zum Beruf gemacht haben, verbringen Millionen von Menschen ihre Freizeit damit, diesen Stars bewundernd bei der „Arbeit“ zuzusehen.

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Durch Bürokratie-Abbau die EU zukunftsfit machen. Smart Regulation, das Gebot der Stunde!

Alle spüren täglich die drückende Last von Regularien, welche auch zunehmend bei den Kunden auf Unverständnis stoßen. Wer im Markt unterwegs ist, hört regelmäßig: Müssen es wirklich 100 Seiten Beratungsprotokoll sein, um garantieren zu können, dass die Kunden das richtige Produkt erhalten? Wieso gibt es so viele Unklarheiten im Zusammenhang mit ESG? Und warum werden die Vorschriften mit jeder neuen Richtlinie mehr? AFPA, der unabhängige Branchenverband der selbständigen Finanzberater und Versicherungsvermittler Österreichs, stellt fest: Es ist höchste Zeit hier gegenzusteuern.

AFPA wird sich in den nächsten Monaten auch bei diesem überlebenswichtigen Thema (vor allem aus Sicht der kleinen und mittelgroßen selbständigen Finanzberater und Versicherungsvermittler) mit praktischen Beispielen für „Smart Regulation“ einbringen.

Wobei auch der AFPA wichtig ist, dass weiterhin effektiver Konsumentenschutz gegeben ist. Aber: Bürokratie abbauen, den drückenden Regulatorien gegensteuern und auf europäischer Ebene positive Impulse für die Vermittlerschaft setzen – das hat sich der neue Obmann der AFPA Michael Herzhofer vorgenommen.

Im folgenden Experten-Beitrag analysiert Mag. Günther Ritzinger die Ausgangslage und schließt den Beitrag mit einer “mutbringenden” Botschaft. Und erinnert die bestehende, aber auch

Für Rückfragen

Mag. Günther Ritzinger ritzinger@kapitalmarktconsult.at

Michael Herzhofer mh@afpa.at

künftige EU-Kommission an ihre eigenen Ziele, die im Programm REFIT niedergeschrieben wurden.

Gerade in den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Regulatorik am Finanzmarkt, vor allem bedingt durch Krisen, Finanzskandale und daraus erwachsene Erkenntnisse, deutlich intensiviert. Bestehende Regularien wurden erweitert, neue kamen hinzu, und dies in immer kürzer werdenden Abständen, wie es scheint. Dabei hat die Normsetzung mittlerweile nicht selten einen Grad an Komplexität erreicht, der es den Adressaten –bei allem erkennbaren Willen zu gesetzestreuem Verhalten –zunehmend erschwert, Sicherheit darüber zu erlangen, ob man die Regeln denn überhaupt richtig verstanden, eingeordnet und daher gesetzeskonform umge-

setzt hat. Dass der europäische Gesetzgeber in den letzten Jahren zunehmend mit teils stark lückenbehafteten Rechtsakten aufwartet, stärkt die Rechtssicherheit für die Normunterworfenen mit Sicherheit nicht (man denke beispielhaft an den Bereich „Sustainable Finance“ bzw. „ESG“, in dem der Gesetzgeber bis heute im zuvor genannten Sinne „nachzubessern“ versucht). Auch haben sich mittlerweile einige gesetzgeberische Techniken etabliert, die einem Praxistest am Maßstab der Zielerreichung in punkto Angemessenheit und Wirksamkeit bei ehrlicher Betrachtung nicht standhalten können (wie z.B. die vielerorts gesetzlich normierte Informationsflut gegenüber Verbrauchern).

Um Missverständnissen vorzubeugen: Was Sie hier lesen, stellt keinesfalls ein Plädoyer gegen Regulatorik oder Aufsicht dar. Im Gegenteil. Wir (Men-

32 • Kommentar • risControl 06/2024

schen) haben in der Historie in hinreichend belegbarer Weise gezeigt, dass wir in den verschiedensten Lebens- und bzw. Arbeitsbereichen klare Regeln benötigen, um korrektes und integres Verhalten auf zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Ebene sicherzustellen. Ohne klare Regeln und ohne eine starke Aufsicht würde am Finanzmarkt auch heute rasch wieder der „wilde Wes-

ten“ herrschen, so ehrlich müssen wir sein.

Umgekehrt aber muss es zulässig und akzeptiert sein, einen offenen Diskurs über bereits implementierte Regeln zu führen, diese nach einer gewissen Phase der Anwendung erneut zu beurteilen und erforderlichenfalls anzupassen oder gar zu verwerfen. Die Regulierungsentwicklungen der letzten Jahre lassen dies jedenfalls als sinnvoll erscheinen.

Wer allerdings Regulatorik auf diese Weise auf den Prüfstand stellt, muss sich die mit den Regularien verknüpften Ziele vor Augen halten, denn sie bilden den legitimen Maßstab für die Beurteilung von Angemessenheit und Wirksamkeit bestehender Normen. Aus den unterschiedlichen Regularien des Finanzmarkts sind auf einer Makroebene im Wesentlichen die folgenden Ziele ableitbar: die Stabilität des Finanzmarkts, die Integrität des

Finanzmarkts, der Schutz von Verbrauchern (bzw. Einlegern/Anlegern) sowie das Vertrauen in den Finanzmarkt. Diese Ziele spiegeln sich auch in dem auf der Website der Finanzmarktaufsicht (FMA) ersichtlichen Mission Statement wider, wenn die Behörde meint: „Mit Kompetenz, Kontrolle und Konsequenz verfolgen wir die Ziele, die Stabilität des österreichischen Finanzmarkts und das

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Mag. Günther Ritzinger
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Mag. Günther Ritzinger ist Geschäftsführer und Gründer der auf Regulatorik spezialisierten Beratungsfirma KCU (www. kapitalmarktconsult.at). Seine beruflichen Erfahrungen sammelte er unter anderem als leitender Mitarbeiter der Finanzmarktaufsicht (FMA) sowie bei Banken und Wertpapierfirmen in den Bereichen Recht, Compliance, interne Revision und Risikomanagement.

Vertrauen in einen funktionierenden österreichischen Finanzmarkt zu stärken, präventiv in Bezug auf die Einhaltung der Aufsichtsnormen vorzugehen sowie Anleger, Gläubiger und Verbraucher zu schützen.“

Es ist offensichtlich, dass diese –letztlich politischen – Ziele nicht losgelöst voneinander betrachtet werden können, sondern vielmehr ineinandergreifen. Auch erübrigt sich eine Diskussion darüber, ob die Ziele richtig gesetzt wurden. Denn es dürfte zum Glück wohl außer Streit stehen, dass ein stabiler Finanzmarkt, in den professionelle Finanzmarktteilnehmer (Banken, Versicherungsunternehmen, Berater und Vermittler etc.) und angemessen geschützte Verbraucher gleichermaßen vertrauen dürfen, eine wesentliche Voraussetzung für jede gesunde Volkswirtschaft darstellt.

Wo also drückt der Schuh? Auf Ebene der Regeln, die zur Erreichung der zuvor genannten Ziele geschaffen wurden. Denn hier zeigt die Erfahrung, dass es im Wesentlichen die folgenden „Charaktere“ an Regeln sind, die den Adressaten mitunter Kopfzerbrechen und oftmals (unnötig) großen administrativen Aufwand bescheren:

1. Regeln, die in wesentlichen Aspekten Regelungslücken aufweisen und den Normadressaten daher in einer unangenehmen (Rechts-)Unsicherheit zurücklassen; 2. Regeln, denen es schlicht an der Praxistauglichkeit mangelt, d.h. Regeln, die sich bei objektiver Be-

trachtung in der Praxis bereits als zielerreichungsuntauglich erwiesen haben; und schließlich

3. Regeln, mit deren Einhaltung für die Normunterworfenen –bemessen an der Wirksamkeit bzw. Zielerreichungskraft – ein unangemessen hoher Aufwand einhergeht. Kombinationen dieser drei Charaktere sind naturgemäß denkbar und werden in der Praxis auch dargeboten. Was konkret also braucht es? Eine funktionierende und wirksame Revision bestehender Regulatorik. Es braucht Mechanismen, die es uns ermöglichen, Regeln der zuvor genannten Art zu detektieren und auszumerzen. Ich möchte dies gerne als „nachhaltige Regulatorik“ bezeichnen – „nachhaltig“ im Sinne der Wirksamkeit zur Zielerreichung, aber auch im Sinne einen vernünftigen Aufwand/Nutzen-Relation, die es unseren europäischen Finanzinstituten und Finanzakteuren ermöglicht, im internationalen Wettbewerb weiterhin eine starke Position zu behalten.

In diesem Zusammenhang zum Abschluss eine mutbringende Nachricht: Die Europäische Kommission selbst hat die Notwendigkeit einer solchen nachhaltigen Regulatorik wohl erkannt und ihr bereits im Jahr 2015 einen konkreten Namen gegeben: REFIT – Programm zur Gewährleistung der Effizienz und Leistungsfähigkeit der Rechtsetzung. Mit diesem Programm will die Kommission erreichen, dass die auf EU-Ebene geschaffenen Regeln den beabsichtigten Nutzen für die Bürger und Unternehmen bringen. Laut Kommission ist es gerade die Masse der kleinen und mittleren Unternehmen der EU, die von REFIT profitieren, „da für sie

bürokratische Hürden und komplexe Vorschriften besonders belastend sind“ (Zitat von der Website der EU-Kommission).

Für den Finanzmarkt kann man dies wohl leider noch nicht als faktischen Stand der Gegenwart bezeichnen. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Europäische Kommission ihrem guten Ansatz auch im Bereich des Finanzmarkts zu blühender Umsetzung verhilft.

Schlusswort von Michael Herzhofer, Obmann der AFPA

Für mich als Makler ist es wichtig, Menschen gegen existentielle Risiken abzusichern. Mitzuhelfen, Vermögen aufzubauen und für die Pension vorzusorgen. Ich sehe mich als Wegbegleiter unserer Kunden, die wir je nach Lebenssituation umfassend beraten und mit den benötigten Produkten und Dienstleistungen versorgen. Aber wie viele am Markt spüre ich täglich die drückende Last von Regularien, welche auch zunehmend bei unseren Kunden auf Unverständnis stoßen. Die ständig mehr werdenden Seiten an Informationen und Dokumentationen sind sowieso als „Stachel im Fleisch“ täglich spürbar. Unzählige Seiten an Informationen bei einem Antrag werden von den Konsumenten nicht mehr gelesen oder verstanden, sondern oftmals ungelesen unterschrieben, weil es „halt so sein soll“. Daran erkennt man: Überbordende Vorschriften führen nicht zu einem „aufgeklärten Kunden“, weil die Informationen oft nicht mehr gelesen werden. Bürokratie-Abbau und Konsumentenschutz müssen also keine Widersprüche sein, sondern können beider Interessen dienen. Smart Regulation eben.

34 • Kommentar • risControl 06/2024

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Erfolgsjahr – 100. Geburtstag und Innovation

Generaldirektor Mag. Stefan Jauk hat mit uns über den

100. Geburtstag, das erfolgreiche Geschäftsjahr 2023 und die regionale Stärke der Niederösterreichischen Versicherung gesprochen.

Die NV hat kürzlich über ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 berichtet, in dem nicht nur der 100. Geburtstag des Unternehmens gefeiert wurde, sondern auch ein Prämienplus von sieben Prozent erzielt werden konnte. Worauf führen Sie diesen anhaltenden Erfolg zurück?

Jauk: Wir konnten erfreulicherweise in nahezu allen Geschäftsfeldern ein starkes Wachstum verzeichnen. Insbesondere im bedeutsamsten Segment Schaden/Unfall haben wir mit einem Prämienplus von 8,2 Prozent ein starkes Ergebnis erzielt. Auch insgesamt freuen wir uns über eine deutliche Steigerung des Prämienwachstums auf 404,9 Millionen Euro und damit ein steigendes Interesse der Kunden an unseren Dienstleistungen. Diese deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr zeigt das stetig wachsende Vertrauen der Kunden und Kundinnen in die Niederösterreichische Versicherung. Gerade in Zeiten mit fordernden Rahmenbedingungen unterstreicht ein so gutes Ergebnis die Erwartungen der Menschen. Dabei hat sich neuerlich bestätigt, dass es wichtig ist, mit 45 Kundenbüros in Niederösterreich und einem Standort in Wien vor Ort präsent zu sein. Diese persönliche Präsenz unterscheidet uns von vielen Mitbewerbern. Das ist gut zu sehen im Neugeschäft. Dort, und vor allem auch im Bereich der Überarbeitung bestehender Verträge, konnten überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielt werden. Das unterstreicht die Zufriedenheit unserer Kunden mit den Produkten und Serviceleistungen. Und insbesondere, dass unsere Berater, aber auch unsere Maklerpartner mit Rat und Tat, Herz und Elan nahe an unseren Kunden vor Ort sind. Dabei fällt auf, dass wir im Geschäftsjahr 2023 massi-

ve Zuwächse im Bereich des ungebundenen Vertriebs und damit auch das stärkste Ergebnis in diesem Segment verzeichnen konnten. Wir intensivieren deshalb die Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartnern.

Wie haben sich die ersten Monate des Jahres 2024 entwickelt? Und welche Schwerpunkte haben Sie für heuer gesetzt?

Jauk: Das erste Quartal verlief sehr zufriedenstellend. Die verrechneten Prämien in Schaden/Unfall stiegen um 9,9 Prozent. Die Schadenbelastung liegt mit +57 % deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Dabei ist in fast allen Sparten ein Anstieg der Versicherungsleistungen zu verzeichnen, in den Sparten Unfall, Maschinen und Einbruchsdiebstahl hingegen sind diese rückläufig. Natürlich ist auch die hohe Inflation, der Zinsanstieg und die damit einhergehende Flaute im Baugewerbe sowie die rückläufige Anzahl an Kleinbetrieben in Niederösterreich spürbar. Es ist eine fordernde Zeit. Das bedeutet für uns, noch mehr für unsere Kunden da zu sein.

Wir haben jedenfalls für 2024 viel vor: Vor allem wollen wir unseren Wachstumskurs weiter fortsetzen und so nahtlos an die letzten Jahre anschließen. Auch möchten wir die Präsenz der NV in den städtischen Ballungszentren erhöhen. Es ist wichtig für Kunden, erreichbar zu sein und im Schadensfall persönlichen Kontakt und Hilfe zu bieten.

Wir suchen auch neue Mitarbeiter, besonders im Außendienst aber auch bei uns im Haus. In den nächsten acht Jahren gehen 90 Kollegen in Pension. Die Mitarbeitersuche ist aber mittlerweile leichter geworden, im Vergleich zu den letzten beiden Jahren.

Außerdem liegt ein weiterer Schwerpunkt für uns im Ausbau der Aktivitäten für nachhaltiges Wirtschaften. Wer unsere Geschichte kennt, weiß: Verantwortung auch gegenüber künftigen Generationen zu übernehmen, ist Teil unserer DNA. Weiters sollen Digitalisierung und KI verstärkt in Geschäftsprozesse Einzug halten. Damit wollen wir unsere Geschäftsabläufe im Sinne der Kunden optimieren und unsere Mitarbeiter entlasten.

Sie haben den verstärkten Einsatz von KI erwähnt. Welche Anwendungen sind denn da denkbar?

Jauk: Es gibt im Moment drei Bereiche, wo KI von Nutzen sein kann. Erstens im Wissensraum. Das LLM (Large Language Model) wird mit qualitätsgesicherten Dokumenten befüllt. Das Modell kann daher kompetente Antworten an Vertriebseinheiten (z.B. Maklerbetreuer) geben, wenn beispielsweise die Vertriebseinheit nicht Spezialist in einem bestimmten Gebiet ist.

Zweitens: Beschleunigung von Abläufen. Zum Beispiel können Dokumente automatisch kategorisiert und zugeordnet werden. Dies ersetzt die manuelle Zuordnung oder eine unvollständige automatische Zuordnung. Oder denken Sie an die Erkennung von identen Schadenmeldungen. Auch da können bestimmte Abläufe automatisiert werden, wie etwa die Deckungszusage im Schaden. Klar ist, das Potenzial qualitätsgesicherter Abarbeitung von Bagatellschäden ist sehr hoch - und vieles mehr ist noch möglich.

Drittens: Die Erkennung von Betrugsfällen. KI wird leider auch zur Professionalisierung von Betrugsfällen beitragen, allerdings werden aber auch wir Betrugsfälle besser erkennen können.

36 • Interview • risControl 06/2024
risControl 06/2024 • Interview • 37

Leistungen bei UnfallPlus

• Dauernde Invalidität: verbesserte Progressionskurven bei 500 Prozent und 600 Prozent Progression

• Sofortleistung bei Verletzung laut Verletzungskatalog

• Erweiterte Leistungen bei der UnfallSoforthilfe inklusive Pflegeservice und Reha Management

• Familienunfallversicherung: Mitversicherung von Kindern bis 25 auch während der Präsenz-/ Zivildienstzeit

• Sportpaket für Kletterer, DownhillMountainbiker etc.

• Berufspaket für Chirurgen, Zahnärzte, Berufsmusiker

• Knochenbruchpauschale und Genesungsbetrag wurden erhöht

• Unfallkosten: Wahlarztordinationskosten inkludiert, private Operationskosten optional Verbesserter Unfallschutz für Senioren von 65 bis 75

Eines bin ich mir aber sicher: Die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz werden den persönlichen Kontakt niemals ersetzen können, ob heute oder in der Zukunft. Es wird bei uns der Mensch weiterhin im Mittelpunkt stehen.

Sie haben für heuer Produktneuheiten angekündigt: Welche werden das sein?

Jauk: Wir haben in den letzten Jahren unsere gesamte Produktpalette überarbeitet und vor Kurzem unser Unfallprodukt adaptiert, das in besonderem Maße auf die gestiegenen Risiken im Freizeitbereich Rücksicht nimmt. Jedes Jahr passieren in Österreich rund 800.000 Unfälle. Lediglich 25 Prozent dieser Unfälle stehen in beruflichem Kontext und gelten dadurch als Arbeitsunfälle mit Anspruch auf Rentenleistung. Mit unserem neuen UnfallPlus haben wir ein Sicherheitsnetz für alle „Un„Fälle gespannt, mit verbesserten und neuen Leistungen. Es ist modular aufgebaut, einfach und transparent. Wir merken jetzt schon, dass das Produkt bei unseren Kunden sehr gut angenommen wird.

Dabei war uns auch wichtig, dass wir neue Sportarten und im Allgemeinen das aktive Freizeitleben der Menschen mit unserem Produkt bestmöglich absichern.

Außerdem haben wir auch kürzlich ein neues HaushaltOnlineprodukt „mit persönlichem Touch“ herausgebracht. Besonders daran ist, dass der Kunde in jeder Phase des Abschlussprozesses entscheiden kann, ob er online bleiben und abschließen oder ob er einen Berater an seiner Seite haben will. Der Tarif bleibt gleich, egal ob online abgeschlossen, über einen Berater der NV oder einen Vertriebspartner. Es werden sicherlich weitere Onlineprodukte folgen, es ist ein wichtiges Thema für uns.

Welchen Stellenwert hat der ungebundene Vertrieb für die NV?

Jauk: Der ungebundene Vertrieb hat einen großen Stellenwert in unserem

Unternehmen. Wie schon erwähnt, konnte in diesem Bereich im abgelaufenen Wirtschaftsjahr ein besonders gutes Ergebnis erzielt werden. Im Gewerbe und in der gehobenen Sachversicherung tragen unsere ungebundenen Vermittler mit rund einem Drittel des Neugeschäfts maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei. Damit sind sie ein wichtiger Teil unseres Erfolges, indem sie unsere Marktposition weiter stärken. Im Vordergrund steht die Versorgung der Versicherungsbedürfnisse unserer Kunden. Und da freut es uns, wenn unsere Maklerpartner unsere Lösungen und unseren Service auch so verstehen und schätzen.

Deshalb investieren wir auch in die Beziehung. Mit der erfolgreichen Implementierung des NV-Makler-Cockpits, welches das NV-Maklernet abgelöst hat, bieten wir jetzt eine moderne und innovative Plattform, speziell für die Bedürfnisse der Maklerpartner. Ob Tarife, Bedingungen, Prospekte, downloadbare Excel Rechner - ab Q1/2025 wird es dann auch Online-Rechner geben - oder Zugriff auf Bestandsinformationen und Provisionsbuchungsbriefe: alle Unterlagen und Informationen sind immer aktuell verfügbar. Und das Wichtigste: Alle relevanten Ansprechpartner stellen sich darin vor, damit gibt es auch ein „Gesicht“ zum Namen. Ganz nach unserem Motto „Nähe verbindet“.

Danke für das Gespräch!

38 • Interview • risControl 06/2024

ARAG Versicherung

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Fünf Jahre Helvetia Gewerbeakademie

Helvetia Versicherung

Im Congress-Center Loipersdorf hatten geladene Partner und Mitarbeitende aus ganz Österreich die Gelegenheit,

Herausforderung Nachhaltigkeit

Der Seminartag zu Versicherungen und ESG-Themen in Wien wurde von Dr. Brigitta Schwarzer und Dr. Helmut Tenschert organisiert, beide erfahrene Akteure im Versicherungsbereich. Dr.

ihr berufliches Netzwerk in der analogen Welt zu erweitern und vom Erfahrungsaustausch zu profitieren.

KMU im Fokus

Die Veranstaltung stand im Zeichen der Betriebsunterbrechungsversicherung: „Die letzten Jahre haben eindrucksvoll gezeigt, dass die ungewollte Unterbrechung eines Unternehmens massive Auswirkungen für deren Betreibende haben kann“, eröffnet Alexander Neubauer die zweitägige Fachveranstaltung. Stillstand zählt zu den größten Gefahren für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU), die mit 99,8 Prozent aller Unternehmen einen entscheidenden Eckpfeiler der heimischen Wirtschaft

Schwarzer ist Geschäftsführerin der Netzwerkplattform INARA und Dr. Tenschert ist ein unabhängiger Bildungsträger für Versicherungs- und Finanzdienstleistungen.

Der erste Vortrag wurde von Dr. Tamara Kapeller gehalten, die einen verständlichen Überblick über die relevanten ESG-Anforderungen und die damit verbundenen Problemstellungen gab. Ihre Präsentation zielte darauf ab,

ausmachen. Obwohl das Interesse groß ist, erlaubt der Marktanteil in diesem Segment Luft nach oben. „Genau hier setzt die Helvetia Gewerbeakademie an: Wir greifen aktuelle Themen auf und führen über qualitative Fachvorträge Angebot und Nachfrage zusammen.“

Fachvorträge mit Weitblick

Als Keynote-Speaker konnte der Therme Loipersdorf-Geschäftsführer Philip Borckenstein-Quirini gewonnen werden. Er berichtete anschaulich, welche Auswirkungen eine teilweise oder gänzliche Unterbrechung seines Unternehmens bedeuten würde. Auch den Themen Risikoberatung, Immobilienschutz und Medizinrecht wurden weitere Fachvorträge gewidmet. Beim abschließenden Ausklang wurden dem beruflichen Netzwerken und fachlichen Erfahrungsaustausch gebührend Zeit eingeräumt. „Der Mix macht uns erfolgreich: Unser neues Portal TIM, digitale Webinare und Fachveranstaltungen vor Ort wie die Helvetia Gewerbeakademie werden von unseren Vermittlern geschätzt“, so Alexander Neubauer.

das Bewusstsein für die Einhaltung dieser Anforderungen zu schärfen und deren Umsetzung in der Versicherungspraxis zu verdeutlichen.

Dr. Margot Nusime, Rechtsanwältin, ging in ihrem Vortrag auf die rechtlichen Grundlagen ein und zeigte, wie diese zur Entwicklung von spezifischen Versicherungslösungen beitragen können. Sie stellte konkrete Beispiele vor, die innovative Ansätze für Versicherungsprodukte illustrierten und dabei rechtliche Aspekte berücksichtigten.

Mag. Wolfgang Fitsch von der Allcura Versicherung erörterte die Auswirkungen von ESG-Schäden auf existierende und neu zu entwickelnde Versicherungsprodukte. Er nutzte praktische Beispiele, um zu zeigen, wie ESGKriterien das Risikomanagement und die Produktentwicklung beeinflussen können.

Alexander Neubauer
40 • Veranstaltung • risControl 06/2024

Nach der Mittagspause sprach Dr. Reinhold Rieder aus dem Landwirtschaftsministerium über Nachhaltigkeitsaktivitäten und Projekte der Regierung. Sein Vortrag gab Einblicke in die Aufgaben und Strukturen des Ministeriums, das sich mit der zunehmend wichtigen Thematik der Nachhaltigkeit befasst.

DI Georg Rauchenwald, der ESGBeauftragte der Treibacher AG, präsentierte die Herausforderungen und Strategien seines Unternehmens in Bezug

„European

Legal Tech Summit“

ARAG

Gemeinsam mit dem WU Legal Tech Center, Lexis Nexis Österreich und der Wirtschaftsagentur Wien veranstaltete die ARAG Rechtsschutzversicherung den ersten „European Legal Tech Summit“ Österreichs. Die Veranstaltung setzte sich intensiv mit der Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Rechtspraxis auseinander. Unter dem Titel „Getting the future right: AI and fundamental rights“ versammelten sich Experten aus ganz Europa, um über die Zukunft der Rechtsprechung in Zeiten technologischer Umwälzungen zu diskutieren.

Die Eröffnungsrede hielten Sophie Martinetz und Claudia Wutscher von Future-Law an der Wirtschaftsuniversität Wien. Prof. Dr. Martin Selmayr, Universität Wien, hielt die Keynote Rede und beschäftigte sich in seinem Vortrag mit AI und „the Rule of Law“. Anschließend führte Nienke van der Have von der Europäischen Union Agentur für Grundrechte (FRA) in die Thematik ein und stellte dar, wie KI grundlegende Rechte beeinflussen könnte.

Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Roland Vogl von der University of Stanford, der die Rechtfertigung von rechtlichen Entscheidungen durch

auf ESG. Er gab einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und betonte die Bedeutung der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Unternehmensstrategie.

Zum Abschluss des Seminars diskutierten Mag. Erwin Krause (6B47Real Estate Investors AG), Mag. Elisabeth Miksch-Fuchs (Prater Wien GmbH), Mag. Markus Raml (Oberösterreichische Versicherung AG) und Mag. Jasmin Soravia (GrECo International Holding AG) über die zuneh-

Large Language Models (LLMs) beleuchtete. Marijn Janssen von der Delft University ergänzte die Diskussion mit Einblicken in den Zugang zu Informationen durch offene Regierungsdaten.

Die erste Session, moderiert von Alexandra Kunesch von der Universität Wien, beschäftigte sich mit der „Black Box“ der KI in rechtlichen Entscheidungen. Burkhard Schafer von der University of Edinburgh und weitere Sprecher wie zum Beispiel Federico Galli von der Universität Bologna erörterten die Herausforderungen und Möglichkeiten, die KI im juristischen Kontext bietet.

In der zweiten Session, geleitet von David M. Schneeberger vom Forschungsinstitut Wien, standen Datenschutz und Voreingenommenheit in LLMs im Fokus. Claudia Müller-Birn von der Freien Universität Berlin und Christoph Krönke von der Universität Bayreuth waren nur einige der Experten, die wertvolle Einblicke in die Sammlung

mende Bedeutung von ESG-Themen in den Aufsichtsgremien heimischer Unternehmen. Als strategische Begleiter und Sparringspartner der Geschäftsleitungen können sie auch Erfahrungen aus ihren Hauptberufen einbringen. Die zunehmende Komplexität der Nachhaltigkeitsregulierung, insbesondere im Hinblick auf die Lieferkettensorgfaltspflichten, empfinden sie vor allem für kleinere Unternehmen als überbordend. Sie fordern daher mehr Praxisnähe in der Gesetzgebung.

und Nutzung persönlicher Daten durch KI und die damit verbundenen rechtlichen Fragen gaben.

Den Abschluss bildete ein Panel unter der Leitung von Sophie Martinetz, in dem Daniella Domokos, Manager Market Intelligence LegalTech bei ARAG Deutschland, und Susanne Mortimore, CEO von LexisNexis Österreich, über die Automatisierung der Rechtsstaatlichkeit und die damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten diskutierten.

Diese Veranstaltung zeigte deutlich, dass die Integration von KI in das Rechtssystem nicht nur eine technische, sondern auch eine tiefgreifende ethische und rechtliche Herausforderung darstellt. Die Experten waren sich einig, dass ein balancierter Ansatz erforderlich ist, um die Vorteile der Technologie zu nutzen, während gleichzeitig die Grundrechte geschützt werden müssen. Die Diskussionen und Präsentationen boten eine wertvolle Plattform für den Austausch von Wissen und Ideen.

risControl 06/2024 • Veranstaltung • 41

Digitalisierung auf hohem Niveau

Die kürzlich erlassene „Secure Electronic Prospectus Portal – Verordnung“, kurz SEPP-VO, der Österreichischen Finanzmarktaufsicht bildet die rechtliche Grundlage für die vollständige elektronische Einreichung und Billi-

Abschluss 2023

Grazer Wechselseitige Versicherung

Die Grazer Wechselseitige Versicherung konnte im Jahr 2023 ein Prämienwachstum von insgesamt 11,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielen. Die Prämieneinnahmen erreichten einen Wert von 882,9 Millionen Euro. Das EGT lag bei 81,7 Millionen Euro und lag damit 61,7 Prozent über dem Vorjahreswert. Per 31.12.2023 wies die GRAWE AG einen Solvabilitätsgrad von 318,9 Prozent aus. Geprägt war das Jahr 2023 von Extremwetterereignissen, die vor allem in Österreich und in den angrenzenden Märkten Slowenien und

gung von Kapitalmarktprospekten ab dem kommenden Jahr. Die Verordnung regelt die technischen Aspekte, die erfüllt werden müssen, damit ein elektronisch eingereichter Prospekt zweifelsfrei dem Einreicher und dem Emittenten zugeordnet werden kann. Die Anwendung der elektronischen Identität (E-ID) wird dafür genutzt. Dies schafft die rechtlichen Voraussetzungen, um Markt und Aufsicht konkret auf das digitale Portal für Kapitalmarktprospekte, das zum Jahres-

Kroatien erhebliche Schäden verursacht haben. Generell erreichten die Gewitterschäden in Europa 2023 einen historischen Höchststand.

Anders als in den Vorjahren war dieses Ereignis nicht von Großschadenereignissen getrieben, sondern viele regionale Unwetter prägten die Schadenbilanz.

Der GRAWE Konzern hat seine Prämieneinnahmen um 14,6 Prozent auf 1.368,1 Millionen Euro gesteigert, das

Jahresbericht 2023

„Österreichs Finanzwirtschaft ist trotz großer geopolitischer, weltwirtschaftlicher und konjunktureller Herausforderungen stabil, liquide und profitabel aufgestellt“, so der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, bei der Präsentation des FMA-Jahresberichtes 2023: „Unsere vorausschauende, konsequente und stabilitätsorientierte Aufsichtspolitik bewährt sich in diesen schwierigen Jahren.“ Angesichts der weiterhin bevorstehenden großen Herausforderungen – sei es der digitale

wechsel online gehen wird, vorzubereiten. Die technische Lösung entspricht dem harmonisierten EU-Recht, sodass die Prospekte im gesamten europäischen Binnenmarkt verfügbar sind. Die FMA stellt mit SEPP eines der modernsten Portale zur Einreichung von Kapitalmarktprospekten in Europa zur Verfügung. Nach erfolgter Prüfung kann die FMA den Prospekt inklusive elektronischem Billigungsvermerk ohne Medienbruch dem Emittenten zur Veröffentlichung sowie der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB) zur elektronischen Hinterlegung übermitteln.

EGT erreichte 172,9 Millionen Euro und steigerte sich zum Vorjahr um 63,4 Prozent.

Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG Mag. Klaus Scheitegel und Vorsitzender des Vorstands der GRAWEVermögensverwaltung Dr. Othmar Ederer

Wandel, seien es die nach wie vor düsteren Wachstumsaussichten – müsse die FMA aber weiterhin eine besonnene Ausschüttungspolitik einmahnen. „Die Kapitalbasis muss weiter verbessert werden, die Verlusttragfähigkeit muss gestärkt werden“, so der FMA-Vorstand. Der signifikante Anstieg der Insolvenzen spiegelte sich bei den Banken bereits in einer erodierenden Kreditqualität wider. Die Krise der Bau-, Immobilien- und Exportwirtschaft werde wohl noch einige Zeit andauern und auch in den Bilanzen der Finanzdienstleister Spuren hinterlassen.

Österreichs Banken haben im Berichtsjahr die Kernkapitalquote (CET-1) konsolidiert von 16,27 Prozent auf 17,09

Prozent erhöht, ein historischer Rekordwert. Dieser liegt mehr als doppelt so hoch wie vor der globalen Finanzkrise und entspricht dem Durchschnitt der Euro-Länder. Besonders bemerkenswert ist die Verbesserung der Aufwands-/Ertragsrelation (C/I-Ratio) in den letzten fünf Jahren von 70 Prozent auf 44 Prozent. Dies ist hauptsächlich einem Anstieg der Betriebserträge von 18,3 Milliarden Euro auf 25,7 Milliarden Euro sowie einem Rückgang der Betriebsaufwendungen von 12,8 Milliarden Euro auf 11,3 Milliarden Euro zu verdanken. Der Anteil notleidender Kredite (NPL) ist konsolidiert von 1,7 Prozent auf 2,2 Prozent gestiegen. Bei Finanzierungen gewerblicher Immobilien erhöhte sich die NPL-Quote von 1,1 Prozent auf 3,3 Prozent innerhalb eines Jahres.

FMA
FMA 42 • Markt • risControl 06/2024

Auch die Versicherungsunternehmen haben die schwierigen letzten Jahre gut überstanden und verfügen mit einer Solvenzquote (SCR) von durchschnittlich rund 270 Prozent über mehr als das Doppelte der erforderlichen finanziellen Mittel. Die Normalisierung des Zinsumfeldes hat die Lage bei den Lebensversicherungen entspannt, unterstützt durch die von der FMA 2013 eingeführte Zinszusatzrückstellung, die mittlerweile mit rund 1,5 Milliarden Euro gut dotiert ist. Dennoch verzeichnete die Lebensversicherung einen erneuten Prämienrückgang von 4,8 Prozent.

Die US-Bankenkrise Anfang 2023 sowie geopolitische Spannungen und weltwirtschaftliche Turbulenzen belasteten die Börsen und forderten die Asset-Manager heraus. Dennoch schlos-

sen alle relevanten Aktienindizes das Berichtsjahr im Plus (ATX: +14,2 %). Der Aufwärtstrend setzte sich im ersten Quartal 2024 fort. Staatsanleihen spiegelten die Zinsentwicklung wider (+6,3 % EU-Staatsanleihen). Die Veranlagungsperformance der Asset-Manager profitierte davon, sodass Pensionskassen und Betriebliche Vorsorgekassen nach den schweren Verlusten 2022 (-9,68 % bzw. -7,67 %) im Berichtsjahr wieder positive Ergebnisse erzielten, nämlich Plus 6,41 Prozent bzw. Plus 4,62 Prozent.

Effektive und effiziente Aufsicht

Im Jahr 2023 hat die FMA mit 424 Mitarbeitern 884 konzessionierte oder

Nachhaltigkeitsregeln verschärft

Alle Gesellschaften der VIG haben die Nachhaltigkeitsregeln in den Bereichen Veranlagung und Underwriting verschärft. Zusätzlich etabliert die VIG im Rahmen des aktuellen VIG 25 Nachhaltigkeitsprogramms ein eigenes „Group Sustainability Office“. Mit der im März 2024 beschlossenen und jetzt veröffentlichten Deklaration „Verantwortungsvolles Versichern im Corporate Business“ bietet die VIG

Medical Home Service Hannoversche

Die Hannoversche Lebensversicherung AG bietet eine bedeutende Neuerung für Kunden, die eine Ablebensversicherung im Wert zwischen 650.001 und einer Million Euro abschließen möchten. Ab sofort wird der notwendige medizinische Check, der zum Ab-

keine Risikoabdeckung mehr für die unkonventionelle Exploration von Öl und Gas an. Dazu gehören Schiefergas und Schieferöl, so genanntes „tight“ Gas und Öl sowie alle Arten von neuen Tiefseebergbauprojekten. „Mit der Verschärfung unserer Anlage- und Underwriting-Richtlinien ergänzen wir unsere Ambitionen in der Verfolgung unserer Net-ZeroZielsetzung, die wir im Wesentlichen über unser Nachhaltigkeitsprogramm und das darin enthaltene Portfolio-Management abbilden. Zusätzlich etablieren wir ein Group Sustainability Office, um Nachhaltigkeit umfassend in un-

schluss der Versicherung erforderlich ist, vom Medical Home Service durchgeführt. Diese Dienstleistung ist besonders kundenfreundlich gestaltet, da sie komplett kostenfrei ist – und zwar unabhängig davon, ob der Versicherungsantrag letztendlich angenommen wird oder nicht. Der große Vorteil dieses neuen Services liegt in seiner Flexibilität und Effizienz. Kunden müssen keine Praxistermine vereinbaren und sich nicht in langen Warteschlangen in Arztpraxen aufhalten. Stattdessen ermöglicht der Medical Home Service eine Untersuchung, die etwa eine Stunde dauert, am Ort der Wahl des

registrierte Unternehmen beaufsichtigt, die zusammen Vermögenswerte von rund 1.360 Milliarden Euro verwalten. Das Gesamtbudget der FMA betrug im Berichtsjahr rund 89,3 Millionen Euro (2022: 78,4 Millionen Euro), wovon 10,5 Millionen Euro als Durchlaufposten für die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) als Teilkostenersatz für deren Dienstleistungen einzuheben waren. Der Bund deckte pauschal 5,1 Millionen Euro der Kosten, 8,0 Millionen Euro wurden durch Gebühren und sonstige Erträge gedeckt, der Rest ist verursachergerecht auf die Beaufsichtigten umzulegen. Davon entfielen auf die Banken 55,4 Prozent, die Wertpapieraufsicht 24,5 Prozent, Versicherungsunternehmen 18,4 Prozent und Pensionskassen 1,7 Prozent.

serem Geschäftsmodell zu verankern“, erklärt Hartwig Löger, Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group. Das „Group Sustainability Office“ fungiert als proaktiver Koordinator für alle Nachhaltigkeits-Themen der Gruppe. Es ist vor allem für das Nachhaltigkeitsprogramm der VIG verantwortlich, das in einem kollaborativen Prozess mit den Gruppengesellschaften erstellt wurde. Es umfasst die sechs Wirkungsfelder Veranlagung, Underwriting, Bürobetrieb, Mitarbeitende, Kunden und Gesellschaft, in denen die Gruppe konkrete Maßnahmen umsetzt. Klaus Mühleder (55), seit August 2005 in der VIG tätig, trägt im Rahmen des Bereichs Opportunity Management auch die Verantwortung als Group Sustainability Officer.

Kunden, sei es zu Hause oder im Büro. Die Termine können sehr kurzfristig und zu flexiblen Zeiten von Montag bis Freitag zwischen sieben und 20 Uhr arrangiert werden, was den Prozess des Vertragsabschlusses deutlich beschleunigt.

Das medizinische Fachpersonal führt die Untersuchungen unter strenger Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht und des Datenschutzes durch. Diese Neuerung macht den Abschluss einer Ablebensversicherung bei der Hannoversche Lebensversicherung AG, einem vielfachen Testsieger in seiner Branche, für Kunden so schnell, einfach und komfortabel wie nie zuvor.

Lebensversicherung
VIG risControl 06/2024 • Markt • 43

Vorsorge ist Fürsorge

Das Vorsorgebarometer der Allianz zeigt, dass die Österreicher nicht nur für sich vorsorgen, sondern auch für ihre Liebsten. Auch geringes Einkommen hält nicht davon ab.

Das Vorsorgebarometer der Allianz, eine repräsentative Befragung unter rund 2.000 Personen zwischen 18 und 75 Jahren, zeigt klar, dass die Vorsorge für die Österreicher eine wichtige Rolle spielt. 86 Prozent der Österreicher sorgen für sich selbst oder für andere vor, wobei der Begriff Vorsorge primär mit finanzieller Absicherung in Verbindung gebracht wird. Geldveranlagungen sind mit 78 Prozent die bedeutendste Vorsorgekategorie, 43 Prozent der Befragten sorgen mit einer Gesundheitsvorsorge oder einer privaten Krankenversicherung vor und 41 Prozent sichern sich durch eine Pensionsund Altersvorsorge ab. Über die Hälfte der Menschen im Land (57%) trifft für nahestehende Personen Vorsorgemaßnahmen. Vor allem den eigenen Nachwuchs wollen 61 Prozent der Eltern gut abgesichert wissen. Menschen mit geringem Einkommen sorgen sogar mehr für andere als für sich selbst vor. „Vorsorge ist Fürsorge“, fasst Remi Vrignaud, CEO von Allianz Österreich, das Ergebnis der Studie zusammen. Männer und Frauen sorgen in gleichem Ausmaß für sich selbst vor. Vorsorge ist aber vor allem eine Frage der Leistbarkeit und stark abhängig von der Einkommenssituation sowie der Familiensituation. Durchschnittlich sorgen 69 Prozent für sich vor. Bei der höchsten Einkommensgruppe mit mehr als 6000 Euro monatlichem Haushaltseinkommen sind es 77 Prozent, bei der niedrigsten Einkommensgruppe mit einem Haushaltseinkommen von bis zu 1.000 Euro sind es 50 Prozent. In Summe geben die Österreicher rund 6,5 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für Vorsorgemaßnahmen aus. Männer und Ältere investieren tendenziell etwas mehr. Je besser die finanzielle Situation eingeschätzt wird, umso höher ist auch der Anteil an Vorsorgeausgaben.

von Mag. Christian Sec

Wichtiges Finanzwissen

Die Studie zeigt weiters, dass es große Wissenslücken in Vorsorgefragen gibt. 57 Prozent der Befragten fühlen sich beim Thema Vorsorge mäßig beziehungsweise nicht gut informiert. Männer fühlen sich dabei deutlich besser informiert als Frauen, sowie die Älteren deutlich besser informiert als die Jüngeren. Interessant ist auch, dass sich Singlehaushalte sowie alleinerziehende Personen schlechter informiert fühlen als Menschen, die in Partnerschaften leben. Das hat mehrere Gründe, erklärt Verena Priemer, Autorin der Studie und Managing Director von marketmind. Einerseits ist das durchschnittliche Einkommen von Alleinerziehenden geringer und zweitens wird in Mehrpersonenhaushalten über das Thema Vorsorge öfters gesprochen, erklärt Priemer. Sie weist auch darauf hin, dass die Jugend von sich aus eine höhere Finanzbildung fordert. Das Einkommen ist ein wichtiger Faktor, wenn es um den Informationsstand geht. Je höher das Einkommen, umso höher der Informationsstand und umso stärker wird vorgesorgt. Wichtig sei es jedenfalls, vor allem den Jungen bewusst zu machen, schon früh in die Vorsorge zu investieren, fordert Priemer. Vrignaud ergänzt: „Es zeigt sich, dass gewisse Zielgruppen mehr Awareness für das Thema benötigen. Das gilt für Frauen, für Einkommensschwache und für Junge.“ Vrignaud referenziert eine andere Studie der Allianz in Deutschland, die zeigt, dass ein schwächeres Finanzwissen ein durchschnittliches Haushaltseinkommen um rund 2.690 Euro pro Jahr ärmer machen kann, im Vergleich zu einem Haushalt mit gu-

Rémi Vrignaud

tem Finanzwissen. Vrignaud konkludiert: „Wer unabhängig und selbstbewusst die Entscheidungen trifft, kann sich auch hier vor Armut schützen.“

Sinkendes Vertrauen in den Staat

Über die Hälfte (58%) der Befragten fühlt sich gut versorgt. Männer empfinden jedoch ihre Absicherung (64%) als deutlich besser gegenüber Frauen (53%). Die über 60-Jährigen weisen die höchste Zufriedenheit auf. Dort, wo mehrere Menschen in einem Haushalt leben, scheint die Zukunft besser abgesichert zu sein. Genau die Hälfte der Singles fühlt sich weniger gut abgesichert, bei Zweipersonenhaushalten fühlt sich nur rund ein Drittel ungenügend abgesichert. Bei der Frage nach dem Vertrauen in die staatliche Vorsorge zeigt sich, dass die Jüngeren ihr Vertrauen in die staatlichen Pensionsleistungen langsam verlieren. Nur ein Viertel der 30- bis 39-Jährigen fühlt sich vom Staat gut abgesichert. Die steigenden Ausgaben für Pensionen im

44 • Markt • risControl 06/2024

Verhältnis zum BIP sorgen nicht für steigendes Vertrauen in der Bevölkerung, erklärt Vrignaud.

Familiäre Tipps

Als bevorzugter beziehungsweise wichtigster Informationskanal dienen die eigenen Partner und die Familie. Vertrauen scheint bei der Informationsbeschaffung also einen höheren Wert zu haben als Expertise. Danach folgen jedoch schon die Versicherungsunternehmen. Über die Hälfte der Befrag-

ten würde diese beiden Informationskanäle nutzen, um sich über Vorsorge zu informieren. Für Vrignaud ist das Ergebnis eine positive Nachricht für die Branche. Das Ergebnis zeige auch, dass Vorsorge ein sehr persönliches Thema ist. Der Zugang ist daher auch der persönliche Kontakt, interpretiert Vrignaud das Ergebnis. Auf den letzten Plätzen landen hingegen die unabhängigen Finanzberater, die nur rund ein Drittel der Befragten zu Rate ziehen würden. Nur Social Media als Informationsquelle wird noch weni-

Positive Stimmung

Deloitte

In der Frühlingsausgabe des Beratungsunternehmens Deloitte wurde die Stimmungslage unter den Finanzvorständen erläutert, unter anderem wurden auch 110 CFOs aus Österreich befragt.

Während im Herbst 2023 noch mehr als die Hälfte der Befragten mit einer Verschlechterung des Investitionsklimas rechnete, ist aktuell nur mehr rund ein Drittel pessimistisch gestimmt. Aktuell wird zwar mit einer leicht sinkenden Inflationsrate gerechnet, die wirtschaftliche Unsicherheit sorgt dennoch bei 40 Prozent der heimischen Befragten für Kopfzerbrechen. So wird immer noch mit einem relativ hohen Preisanstieg von vier Prozent in Österreich und drei Prozent in der Eurozone gerechnet.

„Die wirtschaftliche Situation ist alles andere als ideal, doch Österreichs Finanzvorstände beweisen einmal mehr ihre hohe Resilienz. Besonders optimistisch zeigen sie sich bei jenen Faktoren, die sie selbst zu einem gewissen

Maß steuern können. So schätzt immerhin ein Viertel die finanziellen Erfolgsaussichten ihres Unternehmens positiv ein. Und auch die Umsatzerwartungen haben sich leicht verbessert: 57 Prozent gehen hier von einem Anstieg in den kommenden Monaten aus“, erklärt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.

Cyberangriffe als größte Bedrohung

Cyberangriffe, die generell zunehmende Regulierung und die durchwachsenen Konjunkturaussichten – es gibt jede Menge nicht beeinflussbarer Herausforderungen für die heimischen Unternehmen. Während auf geopolitischer Ebene die Zunahme von Ransomware und Cyberangriffen (66 %), die Ausweitung der russischen Invasion in der Ukraine (56 %) und eine Eskalation des Krieges im Nahen Osten (45 %) die größten „Sorgenkinder“ sind, sehen 80 Prozent der heimischen Finanzvorstände die geopolitischen Entwicklungen kaum als Bedrohung an. Marterbauer fasst zusammen, dass die Cyberrisiken als wesentlich größere

ger geschätzt. „Mit Social Media kann man Awareness schaffen, aber es ist keine Informationsplattform“, lautet die Analyse von Priemer. Für Vrignaud zeigt sich, dass nicht nur die finanzielle Vorsorge ein großes Thema darstellt, sondern auch die Gesundheitsvorsorge. Die Allianz verzeichnet zweistellige Wachstumsraten in diesem Bereich, verkündet Vrignaud. Er appelliert gleichzeitig, so früh wie möglich mit der Vorsorge, egal ob es die finanzielle Vorsorge ist oder die Gesundheitsvorsorge, zu starten.

Bedrohung wahrgenommen werden als geopolitische Spannungen hierzulande – er warnt allerdings, letztere auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Zukunftspläne weiterhin verhalten

Auch wenn man eine generelle Entspannung unter den heimischen CFOs wahrnehmen kann, so hält sich die Risikofreude für Expansionen in neue Märkte oder für Wachstum durch Akquisitionen sehr in Grenzen. In den kommenden Monaten bleibt der Fokus weiterhin auf Themen wie Kostensenkung und die Konzentration bestehender Märkte. Auch das Thema Künstliche Intelligenz wird großgeschrieben - acht von zehn Befragten erwarten eine Produktivitätssteigerung durch ihren Einsatz, mit einer Umsatzsteigerung rechnet die Mehrheit mit 59 Prozent jedoch nicht. Mehr als ein Drittel erwartet einen Rückgang an Arbeitsplätzen mit der stetig vorantreibenden technologischen Entwicklung. Marterbauer rechnet allerdings nicht mit einem Jobabbau, wenn die richtige Strategie und Weiterbildungsoffensive genutzt werden.

risControl 06/2024 • Markt • 45

Revolution Schadenmanagement: KIM skaliert ihr Business in die nächste Generation

Digitalisierung ist mehr als die Möglichkeit für den Kunden, Schäden online zu melden und die Schadenmeldung nachverfolgen zu können. Es geht um die Steigerung von Ergebnissen bei verringerten Ressourceneinsatz. CarVita zeigt mit der Technologie KIM (künstlicher intelligenter Mitarbeiter) Ergebnisse, wo Zahlen und Fakten für sich sprechen.

Die Verbesserung der Combined Ratio ist ein Ziel aller Versicherungen. Dabei ist Reduzierung von direkten Schadenkosten schwierig zu erreichen, da die Materialkosten und Stundensätze zurzeit nach oben gehen. Die Digitalisierung der Schadenbearbeitung und damit die Senkung der indirekten Kosten wie Personal, Service-Center, IT-Kosten bei gleichzeitiger Reduzierung der Bearbeitungszeiten und Steigerung der Kundenzufriedenheit sowie Kundenbindung wird zwar von allen Versicherungen als notwendig angesehen, aber

der Weg dorthin nimmt viel Zeit und Ressourcen in Anspruch.

Doch ist das wirklich so? Der Schlüssel ist einfacher zu finden, als vielerorts gedacht wird. Sobald das vorliegende interne Regelwerk der Versicherungen vollständig Teil des digitalen Prozesses der Organisation wird, passiert die gewünschte Veränderung. Der Schaden kann in kurzer Zeit vollkommen digital abgewickelt werden. Und wie?

Dafür dürfen wir Ihnen KIM vorstellen. KIM ist ein künstlich intelligenter Mitarbeitender, der sich u.a. um

Dunkelverarbeitung, Rechnungskontrolle und aussagekräftige Berichte kümmert. KIM lernt permanent dazu und die Prozesse in den einzelnen Bereichen werden laufend verbessert.

Digitale Strukturen für ein qualitatives Wachstum

Das Praxisbeispiel der VAV Versicherung in Österreich, wo die Technologie KIM und die Service- und Vertriebsplattform CarVita seit einiger Zeit genutzt wird, zeigt, dass die Effizienz in den Prozessen zu einer deutlichen Reduzierung der Kosten führt. An die Stelle der Rekrutierung und Schulung bzw. Einarbeitung von neuen Mitarbeitenden tritt die Schulung von KIM als digitalen Mitarbeitenden mit Skalierungseffekt. Digitale Strukturen werden durch die Einarbeitung des internen Regelwerks gebildet und laufend finden Parallelvergleiche statt. Ebenso wie der Sachbearbeiter selbstständig arbeitet, arbeitet nun KIM selbstständig. An der Stelle der Rückfragen bei fehlendem Wissen und der Fehlerkorrektur tritt der Management-Report für Abweichungen. KIM erledigt die Deckungsprüfung,

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Jürgen Henschel, CEO CarVita Holding GmbH

die Beauftragung von Gutachtern bzw. Sachverständigen und Schadenregulierern sowie die Buchung von Reserven und schlägt nach der digitalen Rechnungsprüfung die Buchung und Freigabe einer Rechnung vor. Der Sachbearbeiter bestätigt im Zweifelsfall manuell und dieser manuelle Eingriff in den Prozess führt zu einer Schulung von KIM. Das System lernt laufend mit und verbessert sich, sodass eine Skalierung sehr schnell möglich ist.

Die Kommunikations- uns Informationslogistik schont Zeit, Nerven und Geld. Alle Daten aus Mails, Browser, Papier werden direkt in CarVita übertragen und dort passiert die Verteilung und Abfrage von Kunden-ERP-System, Webdaten/Informationen sowie Dritt-Daten.

Mag. Karin Strer, Leiterin Schadenmanagement VAV Versicherung bis Ende 2023 und zuständig für Digitalisierung, zu den Einsparungspotenzialen mit CarVita und KIM: „Wir konnten im Rahmen unseres Wachstums eine qualitativ hochwertige Verarbeitung einer hohen Schadensstückzahl bei gleichem

Personalstand realisieren. Zusätzlich war durch die Forcierung von Ablösen und damit auch die Erhöhung der Ablösequote eine Senkung des Schadenaufwandes möglich. Und, was ein ganz wesentlicher Schritt war, ist die Dunkelverarbeitung bei Hagelschäden. Das kommt uns vor allem bei Kumulereignissen sehr zugute.“

Die Einstiegshürden sind niedrig

In Deutschland wird KIM nicht nur im Schadenmanagement eingesetzt, sondern in anderen Bereichen, wie beispielsweise im Fuhrparkmanagement, weil KIM mit jeglicher digitalen Struktur wunderbar arbeiten und fehlende digitale Strukturen ergänzen kann. In vielen Organisationen liegen keine strukturierten Daten vor, sondern nur Textmaterialien in unterschiedlichen Formaten. Um hier die passende digitale Struktur aufzubauen, wird im ersten Schritt Künstliche Intelligenz eingesetzt. So werden aus unstrukturierten

Masterstudien und Weiterbildungsprogramme

Daten strukturierte Daten aufbereitet und zur weiteren maschinellen Verarbeitung verfügbar gemacht. Unter dem Begriff Brain2KIM wird in weiterer Folge das Regelwerk der Organisation direkt von den Mitarbeitern der Organisation konfiguriert. Das funktioniert einfach und schnell. Es müssen keine aufwendigen IT-Ressourcen genutzt werden. Die Fachabteilung kann die Konfiguration nach kurzer Schulung allein umsetzen und so für die gewünschten Prozesse sorgen. Lange Wartezeiten, bis die Technologie im Unternehmen verwendet werden kann, entfallen. Jürgen Henschel, CEO CarVita Holding GmbH: „Unsere Kunden sind sehr oft überrascht, wie budgetideal und zeitsparend der Einsatz der Technologie erfolgt und dass keine Änderungen der IT-Basis-Struktur im Unternehmen notwendig sind.“

CarVita ist ein unabhängiges Dienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, das u.a. mit der digitalen Service- und Vertriebsplattform CarVita und der einzigartigen Technologie KIM die Möglichkeiten schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit durch den Einsatz von digitalen Prozessen in Versicherungen in Deutschland und Österreich mit hoher Effizienz und ohne zusätzliche Ressourcen der IT-Abteilungen, erheblich zu steigern. Große Erfolge wurde mit Hilfe von KIM nicht nur bei Versicherungen, sondern auch bei Flottenkunden sowie bei Industriemaklern und Leasinggesellschaften in Deutschland erzielt.

Weitere Details: carvita.at

10. Kremser Versicherungsforum 12. Nov. 2024

Weiterbildung in Versicherungsrecht
www.donau-uni.ac.at/
versicherung
Zeit
Ressourcen
der Einführung von CarVita risControl 06/2024 • Markt • 47
Anzahl
Schadensfälle seit

Höher Insurance Services GmbH

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Höher Insurance Services GmbH und des 30-jährigen Berufsjubiläums von René Hompasz fand sich eine hochrangige Delegation der Berufsund Interessenvertretung ein, um herzlich zu gratulieren.

Zur Begrüßung gab René Hompasz, seit 2012 Geschäftsführer der Höher Insurance Services GmbH, einen kurzen Überblick über die letzten drei Jahrzehnte Firmengeschichte und hob als wesentlichen Erfolgsfaktor die Mitarbeiter des Unternehmens hervor. Ein Meilenstein in der bisherigen Unternehmensgeschichte war die Auszeichnung durch den Wirtschaftsminister mit dem Staatswappen.

In den letzten Jahren vollzog das Unternehmen die Transformation zum Online- Versicherungsvertrieb. Die Versicherungsvermittlung erfolgt heute digital und in einem durchgängigen Prozess. Die Zeitersparnis bei der administrativen Abwicklung investiert das Unternehmen in Kundenberatung und in die Höher Akademie. Dieser rasch wachsende Geschäftsbereich bietet unabhängige Aus- und Weiterbildung im Bereich der Finanz- und Versicherungsbranche. Die Akademie verfügt über eine Ö-CERT-Zertifizierung und gilt

dadurch als eine anerkannte, geeignete Bildungsinstitution gemäß der Lehrplan-Vorgaben des Fachverbandes Finanzdienstleister, der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten sowie des Bundesgremiums für Versicherungsagenten. Im Jahr 2024 wurden bereits mehr als 6.000 Stunden an Weiterbildung zertifiziert.

Die geladenen Ehrengäste gratulierten Geschäftsführer René Hompasz zum Unternehmens- sowie auch zum persönlichen 30-jährigen Berufsjubiläum und Engagement in der Versicherungsbranche.

WKNÖ, vertreten durch Präsident KommR Wolfgang Ecker: „Die Höher Insurance Services GmbH zählt heute zu den absoluten Spezialisten für Versicherungsvermittlung, Unternehmensberatung und Schadenregulierung. Einen Betrieb über 30 Jahre zu führen, erfordert viel Einsatz - im Fall der Höher Insurance Services GmbH lohnt er sich aber doppelt, denn René Hompasz sorgt nicht nur für den Erfolg des Unternehmens, sondern auch dafür, dass Finanzdienstleister und Versicherungsvermittler aus Österreich seit Jahrzehnten einen verlässlichen Partner an ihrer Seite haben.“ Wirtschaftsbund Österreich, vertreten durch stv. Generalsekretärin, Abgeordnete zum Nationalrat Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA „Herzlichen Glückwunsch zum 30-jährigen Firmenjubiläum! Hier zeigt sich, wie gelebtes Unternehmertum und ein außergewöhnliches Engagement von hochmotivierten Mitarbeitern zum Erfolg führen. Österreich braucht genau solche Fami-

lienunternehmen, sie sind unser Garant für Wohlstand und Sicherheit. Danke, dass wir gemeinsam diesen runden Geburtstag feiern durften!“

WKÖ Fachverband Versicherungsagenten, vertreten durch Geschäftsführer Sinan Ibili, MSc.: „Herzliche Glückwünsche zum 30. Jubiläum vonseiten der österreichischen Versicherungsagenten. In unserer Branche, die durch die IDDWeiterbildungsverpflichtungen geprägt ist, sind umfassende Weiterbildungsmaßnahmen unerlässlich. Wir möchten unsere Wertschätzung für die Höher Akademie ausdrücken, die stets für Qualität steht, und bedanken uns für die hervorragende Zusammenarbeit.“

WKÖ Fachverband Finanzdienstleister, vertreten durch Obmann KommR Mag. Hannes Dolzer: „Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! Der Fachverband Finanzdienstleister möchte Ihnen nicht nur zu diesem besonderen Meilenstein gratulieren, sondern auch seinen Dank für Ihre wertvolle Unterstützung mit der Roadshow der Höher Akademie aussprechen. Ihre (haftpflicht)versicherungstechnische Expertise ist für die Finanzdienstleistungsbranche wichtig und die Fachkompetenz Ihrer Akademie wird von uns allen sehr geschätzt und benötigt.“

WKÖ Fachverband Versicherungsmakler, vertreten durch den Burgenländischen Obmann KommR Helmut Bauer: „Auch der Fachverband der Versicherungsmakler möchte Ihnen zum Jubiläum herzlich gratulieren. Wir schätzen die Leistung der Akademie und Ihre Tätigkeit sehr, es sind Themen, die auch uns Versicherungsmakler sehr beschäftigen.“

KommR Mag. Hannes Dolzer (WKÖ Obmann Finanzdienstleister), Christian Oberger (Ausschussmitglied WKNÖ-Bezirksstelle Wr. Neustadt), AbgzNR Mag. Carmen Jeitler-Cincelli, BA (stv. Generalsekretärin Wirtschaftsbund), René Hompasz, MBA, LL.M. (Geschäftsführer Höher Insurance Services GmbH), KommR Wolfgang Ecker (Präsident WKNÖ), Mag. Fatma Johnson (Mitarbeiterin Bundesgremium Versicherungsagenten), Sinan Ibili, MSc. (Geschäftsführer, Wirtschaftskammer Österreich Bundesgremium der Versicherungsagenten), KommR Helmut Bauer (Burgenländischer Fachgruppenobmann, WKÖ Fachverband Versicherungsmakler)

30 jähriges Jubiläum
48 • Veranstaltung • risControl 06/2024

Gütesiegel und Gewinner

Recommender

Der österreichische Award für Kundenorientierung von Banken und Versicherungen wird vom Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) verliehen. Der FMVÖ hat bereits zum 18. Mal den FMVÖ-RecommenderAward vergeben. Dieser Preis steht für die beste Kundenorientierung in der Finanzbranche und würdigt die Leistungen österreichischer Banken und Versicherungen im Finanz-Marketing und Finanzvertrieb. Maßgebend für die Beurteilung ist die Weiterempfehlungsbereitschaft der Kunden der untersuchten Unternehmen.

Die Basis für den FMVÖ-Recommender bildet eine Befragung durch das Marktforschungsinstitut Telemark Marketing im ersten Quartal 2024. Die 8.000 Interviewpartner werden über ihre persönliche Weiterempfehlungsbereitschaft für Finanzdienstleister und die dahinterstehenden Gründe befragt. Die Ergebnisse werden von Telemark Marketing ausgewertet und weisen die Sieger und Platzierten in verschiedenen Kategorien aus. Der FMVÖ-Recommender-Award wird in sechs Kategorien an jene Finanzinstitute vergeben, die am häufigsten weiterempfohlen werden. Darüber hinaus erhalten jene Institute, die den jeweiligen Branchendurchschnitts-NPS aus den letzten fünf Jahren um einen gewissen Schwellenwert (>5 % für „sehr gute“, >10 % für „hervorragende“ oder >15 % für „ex-

zellente“ Kundenorientierung) überschreiten, das FMVÖ-Recommender-Gütesiegel.

„Wert der Intelligenz“ – so lautete das Motto der diesjährigen FMVÖ-Recommender-Gala. „Mit dem diesjährigen Motto spannen wir den Bogen von der menschlichen zur künstlichen Intelligenz. Letztere findet immer mehr Eingang in die Prozesse bei Finanzinstituten. Damit hat die Kollaboration von Mitarbeitern mit KI eine komplett neue Dimension erreicht“, erläuterte FMVÖ-Präsident Erich Mayer im Rahmen seiner Eröffnungsrede. Wie sich dieses Zusammenspiel von Mensch und KI in Zukunft gestalten könnte, dazu referierte die Keynote-Speakerin des Abends, Prof. Dagmar M. Schuller (Professorin für Wirtschaftsinformatik & Digital Entrepreneurship an der Hochschule Landshut, Deutschland), in ihrem Vortrag „Die Zukunft des Denkens – Mensch und KI im Dialog“: „Das Bild von KI wird nach wie vor viel zu negativ gezeichnet, nicht zuletzt durch die potenzielle ‚Gefahrenabwehr‘, wie sie in der EU-KI-Verordnung Eingang gefunden hat. Es ist wichtig, ein realistisches Verständnis zu entwickeln, KI-Systeme richtig einzuordnen und so gute und zukunftsweisende Standards zu entwickeln. Auf die Chancen und Potenziale von KI positiv einzugehen und diese auszuprobieren, aber gleichzeitig kritisch bewerten zu können, wird uns sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft deutlich voranbringen.“

Regionale Versicherungsunternehmen

Die Niederösterreichische Versicherung konnte mit einer Steigerung von

15 Prozent einen Net Promoter Score von 28 erreichen und hat dafür das Gütesiegel für „hervorragende Kundenorientierung“ erhalten.

Im Bereich der Regionalversicherer wurde die Vorarlberger Versicherung mit einem NPS von 29 zum Sieger gekürt.

Versicherungen bundesweit

Bundesweit konnten sich elf Versicherungen qualifizieren, jedoch konnte heuer nur ein Gütesiegel verliehen werden. MMag. Robert Sobotka, MBA, Geschäftsführer von Telemark Marketing, sagte: „Der NPS in der Versicherungsbranche hat sich nicht so schlecht entwickelt, nur die Versicherungsunternehmen konnten sich leider nicht besonders voneinander unterscheiden.“ Der Gewinner in der Kategorie bundesweite Versicherungen ist zum zwölften Mal die GRAWE.

Der Sonderpreis für die Versicherung mit der besten Kundenbindung wurde an die Generali Versicherung verliehen. Bewertet werden nur Versicherungen, die über einen eigenen Außendienst verfügen und nicht ausschließlich über den ungebundenen Versicherungsvertrieb arbeiten. Der Recommender Award der Direkt- und Spezialversicherungen ging an die Österreichische Beamtenversicherung, allerdings ohne die Schwelle für ein Gütesiegel zu erreichen. Das Recommender-Gütesiegel für die beste Kundenbindung wurde der Generali Versicherung verliehen.

Den Sonderpreis für die Versicherung mit dem „besten Schadensmanagement“ ging an die Oberösterreichische Versicherung. Als das Unternehmen mit dem besten Kundenservice wurde die Zürich Versicherung ausgezeichnet.

risControl 06/2024 • Veranstaltung • 49

Auch die USA führen klimabezogene Offenlegungen ein

Europäische Finanzmarktteilnehmer müssen bereits nachhaltigkeitsbezogene Informationen offenlegen. Die neuen Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung fordern das auch von börsennotierten Unternehmen. Nun scheint es, als werde die EU ihrer Vorbildrolle gerecht, denn auch die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC verabschiedete Regeln für klimabezogene Offenlegungen.

von Andreas Dolezal, Certified CSR Expert

Die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) hat Anfang März 2024 Regeln zur Verbesserung und Vereinheitlichung der klimabezogenen Offenlegung durch börsennotierte Unternehmen verabschiedet. Ähnlich den EU-Regularien werden zukünftig auch US-amerikanische Unternehmen Informationen über finanzielle Auswirkungen von klimabezogenen Risiken auf die Geschäftstätigkeit sowie die Art und Weise, wie das Unternehmen mit diesen Risiken umgeht, in standardisierter Form veröffentlichen müssen.

SEC nähert sich EURegularien an

Was für große, börsennotierte EUUnternehmen bereits gilt, wird auch für US-Unternehmen zur Pflicht. Die Regeln der SEC sehen unter anderem die Offenlegung jener klimabezogenen Risiken vor, die wesentlichen Einfluss auf die Geschäftsstrategie, das Geschäftsergebnis oder die Finanzlage des Unternehmens haben. Dies erinnert stark an die „Outside-in“-Betrachtung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse, die vom neuen europäischen Berichtsstandard ESRS gefordert wird. Anzugeben sind auch kapitalisierte Kosten, Ausgaben, Belastungen und Verluste, die infolge von Unwetterereignissen und anderen Naturereignissen, wie Wirbelstürmen, Tornados,

Überschwemmungen, Dürren, Waldbränden, extremen Temperaturen und dem Anstieg des Meeresspiegels, entstanden sind.

Ergänzend sind Angaben zu Maßnahmen, die zur Abschwächung von oder Anpassung an die identifizierten Klimarisiken getroffen werden, zu machen. Die Unternehmensleitung hat in den der Behörde vorzulegenden Jahresberichten über die Bewertung und Überwachung der Klimarisiken zu berichten.

Scope 1 & 2, aber nicht

Scope 3

Die verabschiedeten Regeln verlangen die Angabe von Treibhausgas-Emissionen gemäß Scope 1 (vom Unternehmen direkt verursachte Emissionen) und Scope 2 („zugekaufte“ Emissionen, etwa durch Energie). Informationen zu Emissionen in vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten (Scope 3) sind im ersten Schritt nicht gefordert.

Keine „Insideout“-Betrachtung

Angaben zu den klimarelevanten Auswirkungen des Unternehmens

auf Klima, Umwelt und Gesellschaft, die sogenannte „Inside-out“-Betrachtung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse, sind nicht vorgesehen. Welche klimatischen und gesellschaftlichen Folgen, die von den Geschäftstätigkeiten verursachten Treibhausgas-Emissionen haben, müssen also weder betrachtet noch offengelegt werden. Unmittelbare Anwendung

Die endgültigen Regeln umfassen 885 (sic!) Seiten und sind am 28. Mai 2024 in Kraft getreten. Von großen Unternehmen („Large Accelerated Filers“) sind sie bereits für das Fiskaljahr 2023 anzuwenden. Für kleinere Unternehmen sind Übergangsfristen bis 2026 vorgesehen.

50 • Kolumne • risControl 06/2024

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Die Steuerübersicht für reguläre und alternative Geldanlagen

Hier erfahren Anleger in Schnelle wie die Erträge diverser Investments aktuell versteuert werden. risControl gibt einen Gesamtüberblick über die vorherrschenden Rahmenbedingungen.

Am einfachsten ist die ZinsertragsBesteuerung von Sparguthaben bei Banken inklusive Bausparverträge: Kapitalertragssteuer von 25 Prozent endbesteuert und nicht ausgleichsfähig mit realisierten Spekulationsverlusten.

Der besondere Steuersatz von 27,5 Prozent mit endbesteuerter Wirkung kommt für Privatanleger zur Anwendung bei:

• Realisierten Kursgewinnen und Dividendenerträgen auf Aktien.

• Zinserträgen bei Anleihen und realisierten Kursgewinnen bei Anleihen sowie Exchange Trades Commodities (ETCs), die als Anleihen konstruiert sind.

• Realisierungen von Kursgewinnen bei verbrieften Derivaten mit eigener ISIN, wie zum Beispiel (Hebel-)Zertifikate und Optionsscheine.

• Investmentfonds.

• Private-Equity-Dachfonds, die beispielsweise eine Kommanditgesellschaft sind: Ausschüttungsgleiche Erträge, auch wenn sie von vor der Liquidationsphase anfallen, sind im Falle einer ausländischen depotführenden Stelle in der Steuererklärung anzuführen und unterliegen dem besonderen Steuersatz gemäß § 27a Abs. 1 Z 2 EStG 1988, also von 27,5 Prozent.

• Realisierte Kursge-

winne bei Kryptowährungen, sofern sie ab dem 1. März 2021 erworben wurden (bei Erwerb zuvor steuerfrei).

„Plattformen und Broker in Österreich sind verpflichtet, beim Verkauf 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer auf Veräußerungsgewinne einzubehalten und sollten deshalb über die Höhe der Anschaffungskosten informiert sein. Diesbezüglich werden mitgeteilte Anschaffungskosten auf Plausibilität geprüft. Sind die Daten unplausibel oder werden keine übermittelt, erfolgt ein pauschaler Kapitalertragssteuer-Abzug unter Annahme von Anschaffungskosten in Höhe 50 Prozent des Veräußerungspreises. Und damit ist die Sache noch nicht abgeschlossen.

Die tatsächlichen Anschaffungskosten müssen in der Steuererklärung angegeben werden. Dann erfolgt der Differenzausgleich zur bereits einbehaltenen Kapitalertragssteuer. Gleiches gilt auch bei Übermittlung unrichtiger Daten an Plattform/Broker, selbst wenn diese als plausibel eingestuft waren“, erklärt der Wiener Steuerberater, Dr. Helmut Moritz, gegenüber risControl.

Der Vorteil dieser Geldanlagen ist ein einheitlicher Steuersatz bei einheitlicher Bemessungsgrundlage, nämlich volle Zins- und Dividendenerträge und die volle Differenz zwischen Anschaffungskurs und Veräußerungskurs.

52 • Finanzen • risControl 06/2024

Die Bemessungsgrundlage kann nicht durch Transaktionskosten und Depotgebühren verringert werden. Beispiel: Kauf von 20 Aktien der XY AG zu je 100 Euro und Verkauf zu je 130 Euro. Es fallen 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer auf die Differenz zwischen Verkaufspreis mal Anzahl der Aktien, also 20 X 130 Euro beziehungsweise 2.600 Euro und dem Kaufpreis mal Aktienanzahl, also 20 X 100 Euro beziehungsweise 2.000 Euro an. Die Bemessungsgrundlage sind somit 600 Euro, davon 27,5 Prozent sind 165 Euro. Somit bleiben nach Kapitalertragssteuer noch 435 Euro. Doch pro Transaktion fielen jeweils noch Mindestspesen von 20 Euro an, insgesamt 40 Euro. Diese reduzieren aber nicht die Bemessungsgrundlage, weshalb von 600 Euro an Brutto-Verkaufsgewinn nur noch 395 Euro beziehungsweise 65,83 Prozent übrigbleiben. Die effektive Belastung liegt also bei 34,17 Prozent. Am höchsten wird die effektive Belastungsquote bei einem Veräußerungsgewinn von 40 Euro. Obwohl die Spesen den Gewinn „aufgefressen“ haben, fallen auf 40 Euro 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer an und die Gesamtbelastung wächst auf 51 Euro beziehungsweise auf 127,5 Prozent des realisierten Kursgewinnes!

Bei diesen Geldanlagen fällt der individuelle Einkommensteuertarif an

• Kursgewinne bei nicht verbrieften Derivaten wie CFDs, Forwards, Swaps, Futures und Optionen (nicht verbrieft), aber auch Gewinne aus gehebeltem Forex-Trading. Einen möglichen Ausweg zeigt Moritz: „Theoretisch ist es jedoch möglich, hier auf den besonderen Steuersatz von 27,5 Prozent zu kommen. Es müsste sich eine in Österreich oder im Ausland ansässige Depotbank bereiterklären, eine der Kapitalertragsteuer entsprechende Steuer von den positiven Einkünften aus nicht verbrieften Derivaten freiwillig einzubehalten und abzuführen.“

• Erträge aus Privatdarlehen sowie aus qualifizierten und partiarischen Darlehen beim Crowdinvesting.

• Einkünfte aus der Beteiligung an einem Unternehmen als (echter) stiller Gesellschafter.

Der progressive individuelle Einkommensteuertarif beginnt ab einem

Einkommen von über 12.816 bis hin zu 20.818 Euro mit 20 Prozent, darü ber weiter bis 34.513 Euro mit einem Grenzsteuersatz von 30 Prozent und über weitere Zwischenstufen bis hin zu 55 Prozent bei einem Einkommen von über einer Million Euro. Als Wer bungskosten können hier im Rahmen des Veräußerungsgeschäfts sämt liche unmittelbar mit dem Geschäft verursachten Kosten (z.B.: Transak tionsspesen, Vermittlungsprovisionen, Vertragserrichtungskosten, Transport kosten etc.) gegengerechnet werden. Auch Finanzierungskosten aus solchen Geschäften sind grundsätzlich abzugs fähig, wodurch sich die Bemessungs grundlage weiter verringern würde.

Hier sind die Erträge nach Ablauf einer zwölfmonatigen Spekulationsfrist steuerfrei

„Warum soll jemand sein bereits ver steuertes Geld nochmals besteuern lassen“, lautet eine häufige Argumen tation gegen die Kapitalertragsteuer. In diesen nachfolgenden Fällen ist es möglich, nach einer Behaltedauer von über zwölf Monaten (tagesgenau) steu erfrei mit Gewinn zu verkaufen:

• Realisierte Kursgewinne bei Krypto währungen bei Erwerb vor 1. März 2021.

• Gewinne aus Valutentausch (z.B. Euro-Scheine gegen US-DollarScheine und Rücktausch in EuroScheine).

• Edelmetalle in Form von Münzen und Barren: „Physisches Anlagegold, bei dem es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt und das, wie zum Beispiel der Krügerrand, Wiener Philharmoniker oder Maple Leaf, bestimmte Eigenschaften aufweist, ist von der Umsatzsteuer befreit. Hingegen Silber- und Platinbarren unterliegen beim Ankauf 20 Prozent Mehrwertsteuer. Der Ausweg ist der Handel mit diesen Metallen, solange sie sich in Zollfreilagern im Ausland, meist in der Schweiz, befinden. So lange diese Metalle das Zollfreila ger nicht verlassen, bleiben Mehr wertsteuer und Zollabgaben erspart“, sensibilisiert Moritz für die Umsatz steuer-Thematik.

• Edelsteine, Oldtimer, Kunst, An tiquitäten, Wein/Spirituosen und Sammlermünzen: Hier ist ebenfalls die Umsatzsteuer ein Thema in Be zug auf eine Besonderheit, die auch

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Pflichtdeckung gemäß

§ 137c Abs 1 GewO 1994

Wissentliche Pflichtverletzung

Rechts- und Datenschutzpaket

Unbegrenzte Nachdeckung

Sonderdeckung Standesregeln

Jetzteinholen:Angebot Versicherungsvermittlung in der Form als Versicherungsagent für die Allianz Global Corporate & Specialty SE GISA-Zahl 12391967 * Marketing-Mitteilung www.hoeher.info

auf umsatzsteuerpflichtige Edelmetall-Investments zutreffen kann: „Es ist die Differenzbesteuerung, welche von Wiederverkäufern beim Handel mit Kunstgegenständen, Raritäten und Antiquitäten etc. anzuwenden ist: Die Umsatzsteuer wird beim Verkauf lediglich auf die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis draufgeschlagen und nicht auf den gesamten Verkaufspreis“, erklärt Moritz und er warnt: „Erfolgt der Handel mit Edelmetallen, Edelsteinen, Oldtimern, Raritäten und Kunstgegenständen regelmäßig mit Gewinnerzielungsabsicht auf eigene Rechnung und Gefahr, dann unterwirft der Fiskus die erzielten Erträge den Einkünften aus Gewerbebetrieb, die unabhängig von Fristen zwischen Anund Verkauf immer der Einkommensteuer unterliegen“.

Eine kleine Erleichterung gibt es bei Verkäufen innerhalb der Zwölf-Monats-Spekulationsfrist, nämlich eine Freigrenze von 440 Euro pro Jahr. Erst bei deren Überschreitung sind die Spekulationseinkünfte in gesamter Höhe zu versteuern.

Besonderheiten bei der Besteuerung von Investmentfonds

Zwei wesentliche Grundbegriffe sind inländische Fonds und ausländische Meldefonds. Letztere haben einen steuerlichen Vertreter im Inland, welcher die Steuerdaten, sprich Erträge, nachweist und die relevanten Meldungen, Ausschüttungsmeldung und Jahresmeldung an die Österreichische Kontrollbank (OeKB) übermittelt. Beide Fondsgruppen haben vereinfacht ausgedrückt folgende Gemeinsamkeiten: Per Saldo 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer auf ihre Erträge. „Allerdings werden die im Fonds realisierten Kursgewinne plus Dividenden- und Zinserträge unabhängig von der Höhe der Ausschüttung als fiktiv zugeflossene ausschüttungsgleiche Erträge behandelt und die darauf entfallende Kapitalertragssteuer dem betreffenden Depot-Verrechnungskonto angelastet“, so Moritz.

Sowohl bei inländischen Fonds als auch ausländischen Meldefonds fallen auf Fondsebene 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer (endbesteuert) auf Zinsen und Dividenden an, während die Substanzgewinne innerhalb des Fonds

bei Privatpersonen nur im Ausmaß von 60 Prozent der Kapitalertragssteuer unterworfen werden. Der Verkauf von sogenannten „Neubeständen“, deren Fondskauf ab 1. Jänner 2011 erfolgte, unterliegt unabhängig von der Behaltedauer einem Kapitalertragssteuer-Abzug von 27,5 Prozent (Endbesteuerung), während der Verkauf bei Altbeständen steuerfrei ist. 40 Prozent der realisierten Kursgewinne unterliegen somit bei thesaurierenden „Neubeständen“ einem Steuerstundungseffekt. Erst zum Verkauf (oder bei tatsächlicher Ausschüttung) werden diese 40 Prozent berücksichtigt, wobei zur Verhinderung der Doppelbesteuerung ausschüttungsgleicher Erträge die Anschaffungskosten um bereits besteuerte (und steuerfreie) Ertragsanteile erhöht werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass es hier die Transaktionskosten im Fonds dessen Nettowert verringern, was in der Folge auch die steuerliche Bemessungsgrundlage reduziert – ein gegenüber Einzeltitel großer Vorteil. Und es sind sogar Verlustvorträge möglich, was Moritz wie folgt skizziert: „Innerhalb des Fonds werden zunächst die laufenden Einkünfte wie Zinsen und Dividenden mit den Aufwendungen des Fonds (z.B. Managementgebühren) verrechnet. Gleichzeitig werden Gewinne aus der Veräußerung von Wertpapieren mit Verlusten aus der Veräußerung von Wertpapieren ausgeglichen. Verbleibt nach diesem Ausgleich ein Verlust, so kann dieser mit den verbleibenden laufenden Einkünften verrechnet werden. Verbleibt nach dieser Verrechnung immer noch ein Verlust, so kann dieser in das nächste Jahr vorgetragen werden und steht dann zur Verrechnung zur Verfügung. Gleiches gilt übrigens auch dann, wenn der Verlust aus den Aufwendungen des Fonds entsteht“. Wenig Freude hingegen werden Anleger mit Nichtmeldefonds, auch „schwarze“ Fonds genannt, haben, da deren gesetzlich festgelegte Pauschalbesteuerung unvorteilhaft ist, denn: Als Ertrag werden 90 Prozent der Wertsteigerung während des Kalenderjahres, mindestens jedoch zehn Prozent des Wertes des Fonds am Ende des Kalenderjahres angesetzt. Dieser fiktive Ertrag unterliegt 27,5 Prozent Kapitalertragssteuer. Die Besteuerung erfolgt immer am 31.12. oder ein paar Tage danach. Einzige Lösung, um dies zu vermeiden

wäre die eigene Berechnung und Dokumentation der Erträge und Anführung in der Steuererklärung oder die Übermittlung der Berechnung an die depotführende Bank.

Verlustausgleich zum Steuer sparen

Innerhalb der einzelnen Kalenderjahre können Gewinne und Verluste aus Geldanlagen gegeneinander aufgerechnet werden, wodurch sich die steuerliche Bemessungsgrundlage verringern kann. Zu beachten ist dabei:

„Verlustausgleichsfähig sind nur Erträge/Gewinne aus Instrumenten mit gleicher Besteuerung: Sowohl Einkünfte aus der Überlassung von Kapital wie Anleihezinsen oder Dividenden als auch realisierte Kursgewinne, die dem Sondersteuersatz von 27,5 Prozent unterliegen, können mit realisierten Kursverlusten aus Anleihen, Aktien, ETFs, Zertifikaten, Optionsscheinen oder bestimmten Investmentfonds gegengerechnet werden, was die Bemessungsgrundlage reduziert“, so Moritz und ergänzt: „Bei inländischen Banken erfolgt der Verlustausgleich bei Einzeldepots innerhalb einer Bank automatisch. Im Falle von Depots bei mehreren Banken ist dies nur über die Steuererklärung möglich. Bei Auslandsdepots müssen die Erträge selbst berechnet, belegt und in der Einkommensteuererklärung angeführt werden, da im Ausland kein automatischer Kapitalertragssteuer-Abzug erfolgt“.

Ebenfalls können Anlage-Erträge/ Gewinn, auf die der progressive Einkommensteuersatz anfällt mit Anlageverlusten der gleichen Kategorie kompensiert werden.

54 • Finanzen • risControl 06/2024
Dr. Helmut Moritz

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Der Westen endet nicht in St.Pölten

Während der „Vertrieb im Zentrum“ hat sich risControl mit Alexander Gimborn, Präsident des Österreichischen Versicherungsmaklerrings (ÖVM), für ein kurzes Gespräch zusammengesetzt.

Wie finden Sie die Veranstaltung „Vertrieb im Zentrum“?

Gimborn: Ich finde das Prosperierende an der Veranstaltung schön. Die Veranstaltung zeigt auch, wie wichtig Interaktion ist. Hier finden Meinungsaustausch, Know-How-Austausch und Beziehungsmanagement statt. Dinge, die wir in der Coronazeit sehr vermisst haben. Schade finde ich nur, dass sich viele der großen Kompositversicherer in ihrer Präsenz etwas zurückhaltend zeigen. Vielleicht ist die Veranstaltung noch nicht so am Radar der großen Versicherer. Ich hoffe, dass dies sich mit dem Erfolg der Veranstaltung in diesem Jahr ändern wird. Der Westen endet geografisch nicht in St. Pölten!

Wie wichtig ist so eine Veranstaltung?

Gimborn: Der Standort in der geografischen Mitte Österreichs, ist eine gute Chance, Oberösterreicher, Salzburger, Kärntner, Tiroler und sogar Vorarlberger abzuholen. Das sollte man nach Wien kommunizieren. Generell sind es herausfordernde Zeiten und das Risiko bleibt evident. Daher sind Kommunikation und der Austausch so wichtig. Es braucht professionelle Partner, um das Risiko richtig zu platzieren und zu kommunizieren. In der Dreiecksbeziehung Makler, Versicherung und Kunde kann man den Weg nur gemeinsam beschreiten. Wenn manchmal Sand im Getriebe

von Mag. Christian Sec

ist, dann bedarf es auch wieder der Präsenz. Dies funktioniert einzig und allein mit Kommunikation mit dem Versicherer, mit dem man eine Lösung finden will.

Wie beurteilt der Makler den Versicherer?

Gimborn: Der Makler sollte unter anderem auch die Gestion der jeweiligen

Versicherung im Schadensfall beurteilen können. Wir haben unsere Versicherer am Radar, die bei Schäden gut funktionieren. Was hilft eine günstige Prämie, wenn der Schaden dann nicht funktioniert? Gerade im Gewerbeund Industriegeschäft ist es sehr oft so, dass es dem Kunden lieber ist, wenn er ein bisschen mehr zahlt, aber er gewährleistet hat, dass der Schadensfall funktioniert.

56 • Interview • risControl 06/2024

Wie unterschiedlich ist die Gestion unter den Versicherern?

Gimborn: Es sind einerseits strukturelle Unterschiede, da geht es um den Know-How-Transfer im Schaden, der generell nicht unbedingt besser wird. Man merkt, es kommen wenige gute Mitarbeiter von unten hinauf. Es ist auch eine Frage der Regionalität. Beispielsweise, ob die Schadensabteilung noch in der Region selber bearbeitet wird, oder ob man auf Wien bzw. die Zentrale angewiesen ist. Dies gilt nicht für Großschäden, die meist in der Zentrale der jeweiligen Versicherung bearbeitet werden. Aber es gibt einen großen Unterschied, zwischen regionaler und zentraler Abwicklung. Die Wege der Kommunikation, obwohl digital, sind länger, wenn sie zentral abgewickelt werden.

Muss man da nicht die Objektivität infrage stellen?

Gimborn: Es ist keine Frage der Objektivität, sondern der Nähe zu bestimmten Dingen. Wenn es Herausforderungen in der Abwicklung des Schadens gibt, kann man diese regional einfach besser abklären. Gerade der Schaden ist ein zutiefst juristischer Job geworden. Und wie überall in der Juristerei, gibt es Ermessens-

entscheidungen, resultierend auf der Auslegung bestimmter Adjektiva, wie zum Beispiel: Wann beginnt zeitlich „unverzüglich“? Da gibt es manchmal Spannungsverhältnisse. Oder die Frage des bedingten Vorsatzes. Denn ob es sich um bedingten Vorsatz oder doch nur grobe Fahrlässigkeit handelt, entscheidet, ob der Schaden in der Privathaftpflicht gedeckt ist, oder nicht. Ein großer, bekannter Versicherer hat einen zwölfjährigen Jugendlichen in der Privathaftpflicht abgelehnt, weil die Behauptung aufgestellt wurde, er wäre nicht deliktsfähig. Aber dies entbehrt jeglicher juristischen Grundlage, weil laut Rechtsprechung die Privathaftpflichtversicherung gem §1310 ABGB hier eine Ausnahme bildet. Das sind

Entwicklungen, die ich sehe. Oder in einem anderen Schadensfall wurde einem Kind in der Privathaftpflichtversicherung ein bedingter Vorsatz unterstellt. Mit wirklich wenig kompetenten Fragen, respektive Feststellungen seitens des Maklers, ist der Versicherer aber damit schnell aufs Glatteis geführt. Aber, dass überhaupt eine grundsätzlich falsche rechtliche Einordnung seitens der Versicherung kommt, ist schon bemerkenswert.

Hat der Makler die Kompetenzen, mit diesen juristischen Spitzfindigkeiten umzugehen?

Gimborn: Wenn man sich ordnungsgemäß fortbildet, hat der Makler natürlich das KnowHow. Selbst ich als Vortragender in der Versicherungsakademie habe meist um die 50 bis 70 passive Fortbildungsstunden. Auch für mich gilt: Es gibt nichts, was es nicht gibt, und gewisse Dinge laufen Gefahr, in Vergessenheit zu geraten, dies ist zutiefst menschlich. Fortbildung ist der Schlüssel, der die Tür zu immer neuen Horizonten öffnet.

Vielen Dank für das Gespräch.

risControl 06/2024 • Interview • 57

In der nächsten Ausgabe

Interview mit Mag. Martin Moshammer, Niederlassungsleiter ROLAND Rechtsschutz Versicherung AG

Impressum

“risControl” - Eigentümer, Herausgeber & Verleger

Redaktion: risControl, Der Verein für Versicherung- und Finanzinformation 3701 Oberthern, Oberthern 33 ZVR 780165221

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Landwirtschaft und Klimaschutz

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58 • Schluss • risControl 06/2024

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