BUDDIES · ein Film von Arthur J. Bressan Jr.

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Lange vor Filmen wie „Longtime Companion“ (1989) oder „Philadelphia“ (1993) war Arthur J. Bressan Jr.s BUDDIES der erste Spielfilm über die Aids-Epidemie. Bressan schrieb das Drehbuch mit Hilfe von Freunden, die von HIV betroffenen waren, in nur fünf Tagen im Frühjahr 1985 in San Francisco. An neun weiteren Tagen drehte er mit einer kleinen Crew und einem geschätzten Budget von nur 27.000 Dollar BUDDIES in New York City, Washington DC und San Francisco.

“For me there is a real moral issue in going around and raising several hundred thousand dollars to make a movie about the pain and suffering and lives of people with AIDS who can't make rent and are living on food stamps (…) I really felt I'd better make BUDDIES small, low budget, and powerful (…) I did not want to spend a year or two doing an AIDS movie which should be made now." (Arthur J. Bressan Jr.)

Auch formal kommt BUDDIES mit minimalen Mitteln aus: Er wird schauspielerisch fast vollständig von den beiden Hauptdarstellern getragen, der Rest des Cast agiert im Off. Als Voice-over sind zudem Davids Tagebucheinträge zu hören, in denen der junge Mann seine Treffen mit Robert kommentiert und den Raum des Krankenhauszimmers zu einem emotionalen inneren Monolog hin öffnet. Bressans Film erzählt nicht nur von einer berührenden Freundschaft, er ist auch eine energische Anklage gegen den verantwortungslosen Umgang der damaligen US -Regierung mit HIV/Aids — einer Regierung, die lange zögerte, das Ausmaß der Epidemie zu benennen, geschweige denn finanzielle Mittel für die Erforschung der Krankheit oder die Versorgung der Betroffenen bereitzustellen. In einer Zeit, in der es kaum objektive Repräsentation von HIV/ Aids in den Medien gab, war BUDDIES aber

auch schlichtweg eine politische Maßnahme zur Schaffung von Sichtbarkeit und zur Aufklärung über eine Krankheit, von der die meisten damals wenig bis gar nichts wussten. Kurz nach der Fertigstellung hatte Bressans Film am 12. September 1985 im Castro in San Francisco Weltpremiere – fünf Tage bevor der damalige Präsident Ronald Reagan zum ersten Mal öffentlich das Wort „Aids“ in den Mund nahm. Manfred Salzgeber, der damalige Leiter der Panorama-Sektion der Berlinale, kannte Bressan bereits über dessen Film „Abuse“ (1982), den er im offiziellen Festivalprogramm gezeigt hatte. Da sich 1985 kein deutscher Verleih an die Herausbringung von BUDDIES heranwagte, Salzgeber aber der Überzeugung war, dass dieser Film so großartig und relevant ist, dass er Leben retten kann und deswegen im ganzen Land – nicht nur auf einem einzigen Festival – gezeigt werden musste, gründete er kurzerhand einen eigenen Filmverleih, die Edition Salzgeber. In dem Verleih fanden fortan auch weitere Filme über und um Aids eine Heimat, aber auch viele andere unangepasste, mutige und experimentelle Filme fernab des Mainstreams. Manfred Salzgeber starb im Jahr 1994 an den Folgen von Aids. Der Verleih, der heute offiziell Salzgeber & Co. Medien heißt und in Kreuzberg ansässig ist, hat seitdem hunderte Filme in die Kinos gebracht, auf DVD/BluRay und als VoD veröffentlicht. Ein Schwerpunkt liegt neben dem Dokumentarfilm nach wie vor auf Filmen des nicht-heterosexuellen Kinos. Mit Derek Jarman, Monika Treut, Gus Van Sant, João Pedro Rodrigues, Sébastien Lifshitz, Jan Krüger, Ira Sachs, Christophe Honoré und vielen mehr wurden und werden vor allem Regisseur_innen vorgestellt, die für einen innovativen Austausch zwischen queerem und Welt-Kino stehen. Die vom Verleih organisierte monatliche Filmreihe queerfilmnacht bringt nicht-heterosexuelle Filme gezielt auch in die Kinos mittelgroßer deutscher Städte. Das von der Edition Salzgeber


herausgegebene Online-Magazin „sissy“ ist Deutschlands führendes Medium zum nicht-heterosexuellen Film. Für ihr breites, mehr als drei Jahrzehnte überspannendes Engagement wurde die Edition Salzgeber bereits fünfmal mit dem deutschen Verleiherpreis ausgezeichnet, zuletzt 2018. Nachdem BUDDIES lange nicht öffentlich zu sehen war, kehrt er nun in einer neuen digitalen 2K-Restaurierung auf die Leinwand zurück. Die restaurierte Fassung, deren Erstellung von Vinegar Syndrome und dem Frameline Film Festival durchgeführt und von der Regisseurin und Filmwissenschaftlerin Jennie Olsen betreut wurde, hatte vergangenes Jahr in San Francisco Weltpremiere. Im Rahmen des Jubiläumsprogramms „Panorama 40“ der Berlinale wird die neue Fassung im Februar 2019 in Deutschland erstmalig aufgeführt. Die Edition Salzgeber wird jenen Film, für den sie vor 34 Jahren gegründet wurde und der heute als Meilenstein des schwulen Kinos gilt, im Laufe des Jahres auf weitere Kinoleinwände zurückbringen sowie auf DVD und als VoD veröffentlichen. Damit setzt die Edition Salzgeber die aktive Repertoirepflege fort, die seit jeher fester Bestandteil ihres Selbstverständnisses ist und etwa im vergangenen Jahr zur digitalen Restaurierung und Neu-Edition von vier Filmen Monika Treuts („Verführung: Die grausame Frau“, 1985; „Die Jungfrauenmaschine“, 1988; „My Father is Coming“, 1991; „Gendernauts“, 1999) geführt hat. Für 2019 sind u.a. die Herausbringung von restaurierten Fassungen von Derek Jarmans „The Garden“ (1990) und Khusein Erkenovs „100 Tage, Genosse Soldat“ (1990) geplant, die beide bei der diesjährigen Berlinale uraufgeführt werden, sowie von Frank Ripplohs „Taxi zum Klo“ (1980) und Wieland Specks „Westler“ (1985), die im Januar auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis erstmals gezeigt wurden.

“BUDDIES is the story of two gay people who happen to be human beings … This is not the pretty part of gay life. We had a decade of parade films and coming-out films, and I made a lot of those movies. But when something like AIDS comes up, it is important for our artists to deal with what is going on. How many dead friends does it take for you to get angry or sad? The AIDS crisis has shown that gay people have a strong underside that can deal with the ultimate issues in life, which is death, strongly, powerfully, heroically, courageously, ethically, morally, amazingly. BUDDIES is not just about AIDS, it’s about what happens when a person, a lone individual, has to face not only death, but the fear and ignorance of all of us … society.” (Arthur J. Bressan Jr.)



BUDDIES ein Film von Arthur J. Bressan Jr. US 1985, 81 Min., englische OF mit deutschen UT


Inhalt New York im Sommer 1985. Der 25-jährige schwule Schriftsetzer David (David Schachter) will etwas gegen die grassierende Aids-Epidemie tun und meldet sich freiwillig bei einem Community-Programm an, das „Buddies“ an Menschen vermittelt, die von HIV betroffen sind. Kurz darauf steht er im Krankenzimmer des 32-jährigen Aids-Patienten Robert (Geoff Edholm), einem Aktivisten aus Kalifornien, der von seinem Partner und seinen Freunden im Stich gelassen wurde. Die beiden Männer haben unterschiedliche Temperamente: David ist in sich gekehrt und lebt schon lange in einer monogamen Partnerschaft; Robert ist überaus kommunikativ, ließ früher keine Demonstration aus und führte über Jahre eine offene Beziehung. In dem kleinen Zimmer nähern sich beide nach und nach an – und reden über ihr bisheriges Leben, die richtige Haltung zum eigenen Schwulsein, über leidenschaftlichen Sex und die Angst vor dem Tod. Als eine Reporterin Roberts Geschichte für einen Artikel aufschreiben möchte, wird der intime Raum zwischen den beiden plötzlich hochpolitisch. Doch dann verschlechtert sich Roberts Zustand rapide…


„Ein filmischer Meilenstein innerhalb der Aids-Geschichte!“ THE NEW YORK TIMES, 2018

„BUDDIES ist sehr wahrscheinlich der wichtigste Film, den Sie noch nie gesehen haben.“ THE GUARDIAN, 2018

„Eine zutiefst berührende Studie über Leben und Sterben zu Zeiten von Aids.“ THE VILLAGE VOICE, 2018
















Arthur J. Bressan Jr., geboren 1943 in New York City, wurde in den 70er Jahren zunächst als Regisseur und Produzent von Pornofilmen bekannt. 1977 drehte er den Dokumentarfilm „Gay USA“ über das US -amerikanische Gay Liberation Movement der 70er Jahre. 1982 folgte sein Drama „Abuse“ über einen Teenager, der von Zuhause abhaut, weil ihn seine Eltern misshandeln. Sein Film BUDDIES war 1985 der erste Spielfilm über die Aids-Epidemie überhaupt. Bressan starb am 28. Juli 1987 an den Folgen von Aids; Geoff Edholm, der in BUDDIES Robert spielt, zwei Jahre später. Heute gilt Bressans als Pionier des unabhängigen schwulen Kinos. Weitere Informationen zu Bressan und seinem Werk finden Sie hier:

bressanproject.wixsite.com/website Filmografie als Regisseur: 1974

Passing Strangers

1977

Gay USA (Dokumentarfilm)

1979

Forbidden Letters

1982 Abuse 1983

1984

Thank You, Mr. President (Kurz-Dokumentarfilm) Pleasure Beach; 1983-84 Juice Daddy Dearest

1985 Buddies




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