Sanitas Magazin 2/20 - Mach mal Pause!

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TACHELES

«Ich habe viel um die Ohren. Und nun soll ich auch noch täglich Zeit einplanen für meine Regeneration? Das stresst mich mehr, als es mich entspannt.» A. V. aus Lugano

Wer offen und ehrlich kommuniziert, schafft Nähe und Vertrauen. Doch in vielen Bereichen fehlt die Transparenz. Wo wünschen Sie sich mehr davon? Schreiben Sie uns! redaktion@sanitas.com

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Sie erleben gerade Regenerationsstress. Eine paradoxe Erscheinung, die in letzter Zeit immer häufiger zu beobachten ist. Sie tritt dann auf, wenn jemand verzweifelt versucht, sich zu erholen. Die Agenda wird immer voller: Am Morgen eine halbe Stunde meditieren, anschliessend Journaling (das Aufschreiben von Gedanken und Gefühlen), über Mittag Yoga, am Nachmittag 15 Minuten Atemübungen, zwischen Abendessen und Abwasch noch einen Spaziergang. Wegen der frischen Luft. Da bleibt kaum Zeit für Familie und Hobbys. Es soll schon ambulante Kliniken geben, die sich um Regenerationsgestresste kümmern. An drei fixen Terminen pro Woche bespricht man die Ursachen für den übervollen Terminkalender. Letzteres ist natürlich Unsinn. Doch tatsächlich scheinen Regenerationsangebote zuzunehmen und Fachleute betonen immer dringlicher, wie wichtig definierte Pausen sind. Das mag stimmen. Doch wenn die Erholung einfach ein weiterer fixer Termin in der überquellenden Agenda ist, ist das keine Erholung mehr. Die Rechnung ist einfach: Ein Tag hat 24 Stunden. Wenn alles verplant ist, können Sie nichts Neues obendrauf packen. Anstatt sich zu fragen, wo Sie in Ihrer vollen Agenda noch ein Plätzchen für Ihre Erholungsmassnahme finden, fragen Sie sich: Was könnte ich heute weglassen? Und dann machen Sie in dieser Zeit einfach mal: nichts.

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EDITORIAL / INHALT

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14 Liebe Leserin, lieber Leser Das Virus hat viele von uns gezwungen, den Fuss vom Gaspedal zu nehmen. Wir haben physische Kontakte mit anderen Menschen aufs Minimum reduziert und unseren Bewegungsradius stark eingeschränkt. Das fiel nicht immer einfach. Auf der anderen Seite war ich erstaunt darüber, wie schnell wir unser Verhalten angepasst haben und mit welcher Selbstverständlichkeit wir heute täglich digitale Tools wie Zoom oder Skype nutzen. Wir Menschen sollten – auch nach dem verordneten Lockdown – zwischendurch mal auf die Bremse treten und flexibel bleiben. Das wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus. Wie der Artikel im Dossier «Regeneration im Alltag» zeigt, sind auch Kinder dafür ein gutes Vorbild. Unser Nachwuchs macht intuitiv vieles richtig, zum Beispiel mit regelmässigen Pausen. Erwachsene haben oft verlernt, auf ihren Körper zu hören und achtsam zu sein – bis die Energiereserven erschöpft sind. So weit muss es nicht kommen. Ich hoffe, dass nun auch jene, die die Corona-Krise mit voller Wucht zu spüren bekommen haben, Zeit für Erholung finden.

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Tacheles Kurz & bündig

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG Raus aus dem Hamsterrad: unmöglich?! Falsch: Es gibt Erholungsinseln für Körper und Geist – man muss sie nur finden Was wir von Kindern lernen können Bewegung, Musik, Pausen: Unser Nachwuchs macht in Sachen Erholung vieles richtig. Erkenntnisse einer Familie während des Lockdowns Infografik: Unser Körper, der Tausendsassa «Wir wollen einfach zu viel» Ein Interview mit der Mindfulness-Trainerin Angelika von der Assen Entscheidungsbaum: Welcher Stresstyp sind Sie?

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Frühwarnsystem: Mit KI und Grips gegen Pandemien Aus dem Leben: Wer spielt hier begeistert Fussball? Hausmittel: Was bei entzündetem Zahnfleisch hilft Bessere Schwimmtechnik: Trainingshilfen im Becken Sani und Elina: Auf hoher See Lexikon: R wie Reserven

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Cover: Sebastian Doerk

Dr. Andreas Schönenberger CEO, Sanitas

IMPRESSUM Herausgeber Sanitas Krankenversicherung, Jägergasse 3, 8021 Zürich, sanitas.com/magazin | Kontakt redaktion@sanitas.com, Telefon 0844 150 150 | Gesamtverantwortung Claudia Sebald | Redaktion Michael Suter (Leitung), Helwi Braunmiller, Julie Freudiger, Katharina Rilling | Übersetzungen Sanitas Übersetzungsdienste | Art Direction Franziska Neugebauer, ziska. graphics | Lithografie nc ag | Druck Swissprinters, swissprinters.ch | Bildnachweise Alle nicht gekennzeichneten Bilder sind Eigentum von Sanitas oder von Sanitas lizenziert  | Gesamtauflage ca. 460 000; 12. Jahrgang; gedruckt auf umweltfreundlichem FSC-Papier | Erscheinungsweise 4 × jährlich in D, F, I | Das nächste Magazin erscheint im September 2020.

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KURZ & BÜNDIG

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Mehr zum Sanitas Health Forecast in der Magazinmitte!

Die Zahl —

% der Männer

würden sich von einem Roboter Injektionen verabreichen lassen; bei Frauen sind es hingegen

nur

23,5 %.

Quelle: Die Fakten stammen aus dem Sanitas Health Forecast: der ersten landesweiten Studie zur Zukunft der Gesundheit.

Ratgeber-App —

Kennen Sie Ihren ökologischen Fussabdruck?

Gesundheitsplattform

Innovative Angebote für Ihre Gesundheit Analysieren Sie Ihre Essgewohnheiten, lernen Sie, sich besser zu entspannen, organisieren Sie Ihre Versicherungsangelegenheiten noch unkomplizierter: Als Ihr Gesundheitspartner bieten wir Ihnen attraktive Angebote für Ihre Gesundheit. Und Services, die Ihnen den Alltag erleichtern. Damit Sie sich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren können. sanitas.com/angebote

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Die App der Umweltorganisation WWF wartet mit vielen Tipps auf, wie wir uns und unserer Umwelt Gutes tun können. Neben einem Einkaufsratgeber und praktischen Umwelttipps können Sie Ihren ökologischen Fussabdruck mit der Beantwortung von 38 Fragen zu Konsum- und Wohngewohnheiten berechnen. – Download: App Store, Google Play – Preis: Kostenlos –S prachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch

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KURZ & BÜNDIG

Geschäftsjahr 2019 —

Sehr gutes Ergebnis

Die Sanitas Gruppe erzielte 2019 ein positives Unternehmensergebnis von 86,7 Millionen Franken. 38,1 Millionen Franken davon stammen aus der Grundversicherung und 48,8 Millionen Franken aus der privaten Zusatzversicherung. Dank des erfolgreichen Geschäftsgangs erhöht sich das konsolidierte Eigenkapital um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 942,7 Millionen Franken. Das letzte Jahr war bei Sanitas von Innovationen dank partnerschaftlicher Zusammenarbeit und einigen digitalen Höhepunkten geprägt. Dazu gehören beispielsweise das alternative Versicherungsprodukt Medbase MultiAccess oder die Sanitas Coach App. Auch im Jahr 2020 wird Sanitas mit innovativen Produkten und Services für ihre Kundinnen und Kunden aufwarten. Weitere Informationen unter sanitas.com/gb-2019

Buchtipp —

Im Gleichgewicht Auf über 100 Seiten gibt der Ratgeber der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung Tipps für einen gesunden Lebensstil. ISBN 978-3-9522930-5-8 Herausgeberin: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, 1. Auflage 2014

Sanitas Challenge Award Die regionalen Sieger sind bekannt! 24 Vereine aus 8 Regionen freuen sich über ihre Podestplätze. Die Erstplatzierten sind automatisch für die nationale Preisverleihung im Oktober nominiert. Ihre selbst produzierten Videoporträts finden Sie unter sanitas.com/challenge. Wichtig: Unter dieser URL können Sie im August für Ihren Favoriten voten und so dazu beitragen, dass er zusätzlich 5000 Franken für sein Projekt gewinnen kann.

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REGENERATION IM ALLTAG

Richtig Energie schรถpfen Der menschliche Kรถrper ist ein Wunderwerk. Er kann sich von Krankheiten und Verletzungen erholen, aber auch von Anstrengung und Stress. Dazu braucht es oft gar nicht viel. Manchmal reichen schon etwas Musik, ein wenig Bewegung und eine gesunde Portion Optimismus. 7

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Einfach mal wegtauchen und sich voll und ganz auf eine Sache konzentrieren: eigentlich ein Kinderspiel.

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG

Was wir von Kindern lernen können Kinder sind gute Lehrmeister in Sachen Regeneration. Wenn man sie lässt, nehmen sie sich ganz intuitiv, was sie zur Erholung brauchen – auch wenn das mit der durchgetakteten Erwachsenenwelt oft nicht so gut harmoniert. Eine Feldstudie während des Corona-Lockdowns. Text Helwi Braunmiller

Fotos Sebastian Doerk

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s ist April 2020 in einem Frühling, der anders ist als diejenigen davor. Ich lerne winzige Viren mit dem hübschen Namen Corona zu fürchten und dass das, was die Schweiz deswegen nun seit vier Wochen praktiziert, «Lockdown» heisst. Ich lerne, was «Social Distancing» ist und welche Unmengen an Nahrungsmitteln herangeschafft werden müssen, wenn vier Menschen ausschliesslich daheim essen. Ich lerne, dass Haken wundersamerweise für Kinder unsichtbar sind, weswegen Jacken ausnahmslos immer direkt hinter der Eingangstür auf dem Boden liegen. Ich lerne auch, wie es ist, wenn Vater, Mutter und die zehnjährigen Zwillingskinder 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche zusammenleben, zu Hause arbeiten und gemeinsam die Freizeit verbringen. Und vor allem zwingen mich die plötzliche Nähe und unser neuer, ungewohnter gemeinsamer Alltag wieder, genauer hinzuschauen. Denn meine Kinder – das fällt mir erst jetzt so richtig auf, wo der äussere Routinerahmen plötzlich wegbricht – ticken in vielem ganz anders als ich. Das bringt mich zuerst auf die Palme. Und dann auf den Teppich. Mit etwas Distanz betrachtet, ist ihr Takt meinem in vielem überlegen. Oft kippt die Stimmung nur, weil die beiden so sind, wie ich gerade gerne wäre. Erholter. Gelassener. Ausgeglichener. Weniger verbissen und getrieben. Auch intuitiver, vielleicht sogar anarchischer. Wenn man sie lässt, folgen sie ihrer inneren Stimme – noch. Ich frage mich: Könnte ich ein wenig ihrer Entspanntheit in meine Erwachsenenwelt transportieren, wenn ich mir ihre Methoden abschaue – oder folgen sie einfach nur unsystematisch ihren Launen? Ich lege mich auf die Lauer und suche wissenschaftliche Belege. Lange warten muss ich nicht. Denn auch in Corona-Zeiten gibt es die Schulpflicht inSANITAS MAGAZIN 2 / 2020

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klusive Listen mit Arbeitsaufträgen, für die die Lehrerinnen der Kinder bergeweise Dossiers und Arbeitshefte zusammengestellt haben. Deshalb haben wir den Vormittag zur Homeschooling-Zeit erklärt. Inklusive Pausen, darauf bestehen die Kinder: Pünktlich um 10.30 Uhr fällt Tag für Tag die Tür ins Schloss und die Kinder toben sich im Hof aus. Hirnforscher würden das mit hoch erhobenem Daumen quittieren, lese ich: Bewegung aktiviert den motorischen Kortex, unsere Steuerzentrale für Koordination im Gehirn. Zugleich nimmt sich aber der präfrontale Kortex zurück, der für logisches Denken und Planen zuständig ist. Unser Körper verschafft also dem Gehirn genau die Pause, die es zwischendurch benötigt, Konzentration und Denkvermögen sind danach wieder um einiges besser. Die Macht der Musik An anderen Tagen lassen die Kinder Scooter und Fussball in der Ecke: Ich bin überrascht, wie viel Raum Musik in ihrem Leben einnimmt. Ich mag Musik auch, aber meine Gitarre verstaubt mit zwei gerissenen Saiten schon seit Jahren hinter der Schlafzimmertür. Diese Vorliebe ist also nichts Genetisches. Dass die Tochter sich mit ihrem Cello hin- und der Sohn die Kopfhörer aufsetzt, macht neurophysiologisch aber Sinn: Beide tauchen dabei weg und danach motiviert und ausgeruht wieder auf. Tatsächlich finde ich zahlreiche Untersuchungen dazu, was Musik mit dem Gehirn anstellt. 2006 zum Beispiel belegten Forscher der Glasgow Caledonian University, dass Musik die Konzentrationsfähigkeit steigert – solange es die Lieblingsmusik ist. Selbst ein Instrument spielen müsse man dafür nicht unbedingt: Im MRI zeigte sich, dass der Effekt aufs Gehirn bei passivem Hören ähnlich war – wahrscheinlich summten die Probanden im

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Geiste mit. Ausserdem animiert Musik das Gehirn dazu, grosse Mengen des Botenstoffs Dopamin freizusetzen, der auch als Glückshormon gilt. Die Folge: Wir fühlen uns wohl, aktiv und erholen uns. Pausen und gute Gesellschaft Überhaupt, Pausen. Nur in Blöcken von 20 Minuten müssen zehnjährige Kinder konzentrierte Arbeit durchhalten, erklärt uns ein Infoblatt der Schule. Wie oft mahne ich, «da muss man sich halt mal durchbeissen und dranbleiben», wenn der Eifer nachlässt? Die Folge sind totale Mathe-Blockaden, Rechtschreib-Blackouts, Flüchtigkeitsfehler. Für Erwachsene sieht die Sache nicht viel anders aus, zeigt meine Recherche. Zwar halten wir länger durch, aber nach 70 bis 80 Minuten hoch konzentrierter Tätigkeit schaltet der Körper für etwa 20 Minuten automatisch auf Erholungsmodus. Kurze proaktive Pausen sind für die Erholung zwischendurch also mehr als sinnvoll – vor allem dann, wenn man ihr Timing selbst bestimmt. Noch besser, wenn man solche Pausen mit angenehmen Menschen verbringen kann. Wie kostbar echte zwischenmenschliche Kontakte sind, erfahren wir schmerzlich in diesen Wochen des Social Distancing. Gemeinsam mit zwei Nachbarsfamilien bilden wir in dieser Zeit eine geschlossene Schicksalsgemeinschaft, um uns gegenseitig im Homeoffice bei der Kinderbetreuung zu entlasten. Die Kinder suchen die Gesellschaft, ich suche Studien – und finde sehr interessante Erkenntnisse darüber, wie erholsam für uns positive zwischenmenschliche Kontakte sind. Wenn wir uns mit Menschen umgeben, die wir mögen und die uns guttun, ist das wie Ferien für Kopf und Seele: Die Hirnsysteme, die uns normalerweise vorantreiben, fahren herunter. Wir lassen Pläne Pläne sein und sind einfach im Moment, plaudern, machen Spässe – ohne Ziel und Vorausplanung. Immer schön locker bleiben Gleichzeitig, auch das ist klar, herrscht nicht immer eitel Sonnenschein, wenn sechs Kinder zwischen fünf und zehn jeden Tag miteinander auskommen müssen. Es kracht – überraschend selten, aber gelegentlich geht es dabei durchaus gemein zu. Manchmal trifft es auch meinen Sohn, er ist wütend, es fliessen sogar Tränen, und ich fürchte, er hat ernsthaft genug von seinen beiden Freunden. Am nächsten Tag ernte ich aber auf die Frage, «Und, alles wieder okay?», nur einen ratlosen Blick: «Wieso, war was?». Es ist eine sehr erwachsene Eigenschaft, fürchte ich, Misstönen ewig hinterherzugrübeln. Das raubt Energien und stiehlt uns kostbare Erholungsphasen. Studien belegen,

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Gewohnheiten ändern In 10 Schritten zum neuen Verhalten sanitas.com/ 10-schritte

Regeneration: sechs Wege zu mehr Erholung – Bewegung trägt aktiv zur Erholung bei und liefert das ideale Setting für eine Denkpause. – Musik macht glücklich und ausgeglichen – egal, ob man der Lieblingsband lauscht oder selbst zum Instrument greift. Oder singt. – Bewusste Pausen müssen sein, spätestens nach 80 Minuten fokussierter Arbeit. Danach steigt das Konzentrationsvermögen wieder messbar an. – Positive Mitmenschen tun gut. Nie gelingt es leichter, Grübeln und To-do-Listen sein zu lassen und den Moment zu geniessen. – Sich von negativen Gefühlen zu lösen und Missstimmungen abzuhaken verbessert die Regeneration. – Achtsam sein geht auch ohne Meditation. Kleine Augenblicke bewusst wahrzunehmen und immer wieder innezuhalten, und sei es nur für einen Blick aus dem Fenster, sind Mini-Erholungsinseln im Alltag.

dass Ärger, den wir in uns hineinfressen, Herz und Kreislauf belastet. Eine Untersuchung der Stanford University in Kalifornien konnte sogar zeigen, dass Teilnehmer nach einem Kurs im Verzeihen gesünder und weniger verspannt waren – und sogar noch Monate später fitter und optimistischer. Wo bei mir Termine, Timelines und To-doListen den Tag diktieren, herrscht auf Seiten der beiden jugendlichen Familienmitglieder oft aufreizende Ziellosigkeit. In den letzten Wochen haben wir die meisten Nachmittage im Wald verbracht – zur Entlastung der Nachbarn, für mehr Freiheiten für die Kinder. Allein der Weg dorthin frisst die Hälfte des Nachmittags. Unterwegs werden Stöcke gesucht, Umwege entdeckt und Hindernisse überwunden. Im Wald werden mit Hingabe Lanzen geschnitzt, Höhlen gebaut, Zaubertränke gebraut. Warum? «Einfach weil’s Spass macht, halt.» Achtsamkeit würden Erwachsene das nennen und finden Ähnliches in einem Hobby oder auch beim Meditieren: das Aufgehen in einer Tätigkeit, ohne nach dem Sinn zu fragen, und ganz im Moment zu sein. Der Effekt ist messbar: Im anterioren cingulären Cortex, einem Gehirnbereich hinter der Stirn, sitzt die Steuerung unserer Aufmerksamkeit und unseres Verhaltens. Bei Menschen, die viel meditieren und sich in Achtsamkeit üben, ist dieses Areal besonders aktiv und sie schneiden in puncto Konzentration besonders gut ab. Ausserdem schrumpft der Mandelkern, der Ort, an dem das Angstzentrum sitzt, wenn wir es uns gestatten, regelmässig in einer Aufgabe zu versinken. Der Hippocampus dagegen scheint zu wachsen – er ist für unsere Gedächtnisfunktionen zuständig. Wenn ich also das nächste Mal sehr zielorientiert durch den Tag haste und mit den Gedanken schon drei Schritte weiter bin statt im Moment, höre ich auf das «Chill deine Base, Mama!». Das heisst, ich soll locker bleiben. Ich hab’s verstanden.

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG

Egal, ob Musik oder Sport: Mit Begeisterung ausgelebte Hobbys machen zufrieden und schaffen Ausgleich.

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG

Unser Körper, der Tausendsassa! Verliert der mexikanische Schwanzlurch Axolotl ein Bein, wächst es ihm innert fünf Wochen nach. Beim Menschen ist dies nur in Hollywoodfilmen möglich. Oder doch nicht? Die moderne Zellforschung zeigt: Fast alle menschlichen Körperzellen regenerieren sich. 12 Wochen Text Michael Suter

Infografik Codeplay

nach dem Rauchstopp beginnt der Körper Kreislauf und Lunge zu stabilisieren.

Lunge Ein Rauchstopp ist rasch spürbar: Nach zwei Tagen erholen sich Geruchs- und Geschmackssinn, nach zwölf Wochen beginnen sich Kreislauf und Lunge zu stabilisieren und nach fünf Jahren ist das Herzinfarktrisiko ähnlich dem eines Nichtrauchers.

50 bis 70 Mrd. Zellen werden täglich ersetzt.

Zellen Massentod respektive Massengeburt: Sensationelle 50 bis 70 Milliarden Zellen werden täglich in unserem Körper ersetzt.

Testen Sie Ihr Wissen Viel Spass bei der Umfrage zum Thema Regeneration sanitas.com/wissen Quellen: mdr.de; gesundheitsinformation.de; gesundonline.net; kompetenznetz-leukaemie.de; srf.ch; netdoktor.ch

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG

Haare 12 bis 18cm pro Jahr

Durchschnittlich wächst das Haar monatlich um 1 bis 1,5 cm. Das macht 12 bis 18 cm pro Jahr. Wie schnell das Haar wächst, hängt von Alter, Hormon­status und ethnischer Zugehörigkeit ab.

In 6 Monaten vollständig nachgewachsen

Leber Gute Neuigkeiten für Organspender: Entnimmt man einen Teil der Leber, wächst sie innerhalb von nur sechs Monaten wieder auf ihre ursprüngliche Grösse!

Eine Fingerkuppe b raucht zum Nachwachsen

Finger

6 Monate

Verliert ein Mensch bei einem Unfall die Fingerkuppe, wächst sie ihm mit einem «Semiokklusiv-Verband» innert 6 Monaten nach. Allerdings ohne Knochen.

Alle 8 Jahre erneuert sich unser Skelett.

Knochen Rund 8 Jahre: So lange braucht unser Körper, um die Knochensubstanz im Skelett auszutauschen.

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Mindfulness Meditation Zuhรถren und entspannen sanitas.com/mindful

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG

Wie bewältigt man den Alltag mit Freude und Gelassenheit? Die Mindfulness-Trainerin Angelika von der Assen ist überzeugt, dass Meditation und Achtsamkeit der Schlüssel für ein erfülltes Leben sind. Text Julie Freudiger

Fotos Kostas Maros

«Wir wollen einfach zu viel» Fordernde Chefs, Terminflut, Konflikte in der Familie: Immer mehr Menschen stossen an die Grenzen ihrer Ressourcen. Welches sind die grössten Stressfallen im Alltag? Wir wollen einfach zu viel: einen tollen Job, Attraktivität, einen unvergesslichen Urlaub. Um alles zu erreichen, müssen wir unheimlich viel tun. Ich nenne das «Action Addiction», Tun-Modus. Aber die grösste Stressfalle liegt zwischen den Ohren – in unserem Denken. Im Aussen gibt es eigentlich keinen Stress: Wie ich auf eine Situation reagiere, hängt von meiner Denkweise ab. Entweder lasse ich mich von meinen Gedanken, Emotionen und Glaubenssätzen steuern, oder ich bestimme bewusst, wie ich handeln will. Hinzu kommt, dass unser Gehirn Dopamin ausschüttet, wenn wir etwas auf unserer mentalen To-doListe abhaken. Das «Belohnungshormon» macht süchtig. Wie kommen wir aus diesem Aktionismus heraus? Wir brauchen eine bessere Balance zwischen Tun und Sein. Wir müssen die Ruhe und das Nichtstun nutzen, um mit uns selbst in Kontakt zu kommen. Durch Meditation lerne ich unter anderem, meine Gedanken bewusst wahrzunehmen und zu steuern. Täglich schiessen 60 000 bis 80 000 Gedanken durch unseren Kopf. Es ist sehr geschäftig da oben, wir geben uns dem einfach hin und lassen uns antreiben. Wenn wir die Funktionsweise unseres Geists kennen, sind wir unseren Gedanken nicht mehr ausgeliefert.

im Februar fand er sich selbst auf der Strasse wieder, wie er bei Eiseskälte sein Auto reinigte. Bis er realisierte, was er hier eigentlich tat. Wir handeln oft im Autopilotmodus und folgen stur unseren Gedanken.

«Unsere Stressfalle liegt zwischen den Ohren.» Angelika von der Assen

Gibt es Übungen und Taktiken, um mit Stress im Alltag besser umzugehen? Machen Sie beispielsweise drei Atemzüge, wenn Sie von einer Tätigkeit in eine andere wechseln. Das entspannt und Sie können wieder klar denken. Oder wenn das Abendessen mit den Kindern turbulent ist, kann man kurz innehalten, bewusst dreimal tief Luft holen und realisieren: Das ist eine schwierige Situation, wie gehe ich weiter? Das Prinzip lautet immer: Reiz wahrnehmen – Pause – bewusste Entscheidung. Das muss und kann man üben. Und das ist schon unheimlich viel. Gerade damit tun sich aber viele schwer. Grundsätzlich kann jeder meditieren. Wir haben es nur verlernt. Kinder können das noch. Sie leben im Moment. Wenn sie eine Blume finden, schauen sie diese genau an, offen und neugierig. Das ist die Definition von Achtsamkeit: im Hier und Jetzt sein. Kinder sind das. Und wir können das auch wieder lernen.

Können Sie ein Beispiel nennen? Ein Klient von mir hatte eine lange mentale To-do-Liste. Darauf stand unter anderem, er müsse sein Auto waschen. Eines Abends SANITAS MAGAZIN 2 / 2020

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Wie entkomme ich diesem blinden Automatismus? Ich empfehle eine sogenannte heilige Pause. Die Zeit zwischen einem Reiz und meiner Reaktion ist das Feld aller Möglichkeiten. Wenn ich realisiere, was gerade passiert, kann ich mich bewusst entscheiden. Das ist Achtsamkeit. Zurück zum Beispiel: Der Klient hätte den Gedanken, dass er sein Auto waschen sollte, bewusst wahrnehmen und sich dann für eine andere Aktion entscheiden können, die ihm gutgetan hätte – zum Beispiel ein heisses Bad nehmen.

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Verschwinden mit einem regelmässigen Training die lästigen Gedanken, die uns bestimmen und hetzen? Wir können sie nicht ausschalten, aber uns bewusst werden, dass sie da sind. Querschiessende Gedanken werden auch in der Meditation, für die wir uns bewusst hinsetzen, immer kommen. Wir brauchen sie sogar, denn sie sind Teil des Trainings. Ich konzentriere mich auf meinen Atem und nehme den Gedanken wahr. Dann gehe ich bewusst zurück zum Atem. Das lässt sich auch im Arbeitsalltag anwenden. Wenn ich eine E-Mail schreibe und mir dabei eine SMS in den Sinn kommt, bemerke ich die Ablenkung – und entscheide mich, weiter an der Mail zu arbeiten.

Über Angelika von der Assen Angelika von der Assen bringt mehr Achtsamkeit in die Unternehmenswelt. Als Organisationspsychologin und Mindfulness-Coach leitete sie zuletzt bei der Axpo Führungs- sowie Talentprogramme, bevor sie sich 2019 mit «Mindful in Business» selbstständig machte. Mindfulness ist für sie das grösste Geschenk, das sie je erhalten hat und heute gerne weitergibt.

Durch Achtsamkeit wird man also fokussierter und effizienter. Setzen darum

Augen schliessen, fest blasen, etwas wünschen: Das macht auch im Erwachsenenalter noch Spass – und befreit den Geist.

immer mehr Unternehmen auf Achtsamkeitstrainings? Es gibt verschiedene Gründe für Achtsamkeitstrainings. Einer der wichtigsten ist das Stressmanagement. Achtsamkeit lässt uns besser mit Stress und Belastung umgehen. Dadurch werden Fehltage drastisch reduziert und sogar Burn-outs verhindert. Viele Angestellte sind heute am Anschlag. Das Hamsterrad dreht sich zu schnell. Wir brauchen neue Werkzeuge, um mit der Belastung umzugehen. Welche? Mit Achtsamkeit stärke ich meine Widerstandskraft. Auch wenn der Orkan um mich herum tobt, weiss ich, wie ich innerlich ruhig bleiben kann. Etwa indem ich mir bewusst mache, dass alles vergänglich ist. Auch die Krise ist irgendwann vorbei. Durch Meditation lerne ich zudem, mit starken Emotionen umzugehen, sie zuzulassen und zu akzeptieren. Der dritte Schritt ist, eine optimistischere Lebenshaltung einzunehmen. Lange galt Achtsamkeit als esoterisch. Warum hat sich das gewandelt? Mit der funktionalen Magnetresonanztomografie konnte man vor gut zehn Jahren zeigen, wie sich die Gehirnstruktur zum Positiven verändert – nicht nur während der Meditation, sondern dauerhaft. Aktuell besagt die Forschung, dass man an 21 aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 10 Minuten meditieren muss, damit dies eintritt. Die Schwierigkeit ist, eine stabile und regelmässige Praxis zu entwickeln. Was braucht es für ein erfülltes Leben? Ein erfülltes Leben ist, wenn man sich nicht nur von aussen leiten lässt, sondern gut mit sich selbst in Kontakt ist. Wenn man immer wieder still wird, hört man die innere Stimme. So wird man sich seiner Berufung bewusst – im Beruf und auch sonst. Es gibt im Aussen nichts, das glücklich macht. Glück ist immer etwas, das von innen kommt. Sanitas Coach

Wie gestresst sind Sie? Von zu hohem Blutdruck sind Männer und Frauen betroffen. Und zwar nicht nur im höheren Alter. Stress, Bewegung und Ernährung haben eine grosse Auswirkung auf die Gesundheit Ihres Herzens. Der Sanitas Coach hilft Ihnen dabei, gesünder zu leben. sanitas.com/coach-app

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DOSSIER REGENERATION IM ALLTAG

Welcher Stresstyp sind Sie? Treiben Sie Sport? Steht auf meiner To-do-List. Aber immer erst für morgen.

Muss. Ich bin eine Rakete mit Düsenantrieb. Team Couch Potato. Mir fehlt der Antrieb.

Streikt bei Stress der Magen? Ja

Wann waren Sie das letzte Mal krank?

Nein Am Strand. Meist mache ich nur in den Ferien schlapp.

Wie arbeiten Sie?

Ich bin immer sehr produktiv.

Hallo, noch da?

Passiv, weil ich mich dabei oft langweile.

Ich bin chronisch müde. Zählt das?

So ausdauernd wie ein Dieselmotor.

Nur kurz Mails gecheckt und mit den Fingern getrommelt.

Wie fühlen Sie sich bei Stress? Ich konzentriere mich. Brauche oft etwas länger als andere.

Schnell ausgelaugt und aus dem Gleichgewicht gebracht.

Ich habe viel Energie, bis ich plötzlich zusammenbreche.

Kann ich nicht genau benennen. Aber: Ich habe weder Höhen noch Tiefen.

Ihr Anti-StressRezept?

Was passiert unter Druck?

Was schenken Ihnen Freunde?

Ich darf ihre Kinder hüten. Viele wissen nicht, was mir Freude bereitet.

Massagegutscheine und Tiger Balm gegen Kopfschmerzen.

Turbo-Typ Sie erhöhen bei Stress das Tempo und finden keine Ruhe mehr. Legen Sie Pausen ein: Frühstücken Sie gemütlich, aber mit wenig Koffein. Treiben Sie Sport. Verzichten Sie an zwei Abenden pro Woche auf Ihr Handy. Und buchen Sie regelmässig Ferien.

Der hochsensible Typ Sie geraten schnell aus dem Gleichgewicht und würden oft am liebsten alles hinschmeissen. Erlernen Sie Achtsamkeitsübungen, um dem Grübeln ein Ende zu machen. Trainieren Sie sachte bei Tageslicht, um Glückshormone auszuschütten.

Der Bore-out-Typ Sie können sich schwer aufraffen und fühlen sich wie der Zuschauer Ihres Lebens. Typisch ist ein niedriger Output. Regelmässigkeit ist nun wichtig. Weiten Sie Ihre Aktivität nach und nach aus. Und: Übernehmen Sie Verantwortung.

Der Crash-Typ Kraftvoll wie ein Dieselmotor rackern Sie ohne Unterbruch – bis Sie scheinbar urplötzlich zusammenklappen. Werden Sie achtsamer, wenn es um die Signale Ihres Körpers geht: Führen Sie Tagebuch. Bewegen Sie sich, aber verzichten Sie auf Leistungssport.

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Ich habe keins. Meist merke ich nicht, dass ich Ruhe brauche. Bis ich völlig erschöpft bin.

Burn-out Klar abgrenzen ist der erste Schritt. So geht’s sanitas.com/ entspannung

Illustrationen Illumueller

Ich habe Mitleid mit mir selbst und suche jemanden zum Reden.

Ich tauche unter und ducke mich weg – Hauptsache, keine ExtraAufgaben.

Text Katharina Rilling

Ich werde immer aktiver und nehme noch mehr Aufgaben an.

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Innert 7 Tagen zum Facharzt

Damit es im Ernstfall schneller geht Hospital Extra Liberty ist die halbprivate Spitalzusatz­ versicherung mit mehr Wahlfreiheit und Komfort. Sie haben einen persönlichen Kundenberater, der Sie immer dann unterstützt, wenn es um Ihre Gesundheit geht.

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ENTWICKELN FÜR MORGEN

Social Distancing schützt, PandemieFrühwarnsysteme vielleicht ebenfalls.

Mit KI und Grips gegen Pandemien Warum konnte die Ausbreitung des neuen Coronavirus trotz früher Warnung durch künstliche Intelligenz (KI) nicht eingedämmt werden? Dazu muss man die Grenzen der Technologie verstehen – und die des Menschen. Text Katharina Rilling

Bereits am 31. Dezember 2019 meldet ein Start-up aus Toronto, BlueDot, mehrere Fälle einer mysteriösen Lungenentzündung bei Menschen, die zuvor einen Viehmarkt im chinesischen Wuhan besucht hatten – sechs Tage vor der ersten Warnung des US-amerikanischen Center for Disease Control and Prevention (CDC) und neun Tage bevor die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Ausbruch einer grippeähnlichen Erkrankung berichtet.

Foto Kostas Maros

Wie war das möglich? BlueDot ist eine Prognoseplattform rund um die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Das System verarbeitet natürliche Sprache dank maschinellen Lernens, das heisst, es bringt sich selbst bei, Geschriebenes zu verstehen und in einen Kontext zu setzen. Mithilfe dieser künstlichen Intelligenz wird täglich eine gigantische Menge an Daten gesichtet: Nachrichten in rund 65 Sprachen, Blogs, Forenbei-

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ENTWICKELN FÜR MORGEN

Kein Vorhersagetool, aber trotzdem wertvoll: Forscher der Johns-Hopkins-Universität in den USA halten auf der Karte sämtliche Corona-Fälle fest. (Bild: Martin Sanchez/Unsplash)

träge, Daten zur Bevölkerungsdemografie und Flugbewegungen, wissenschaftliche Netzwerke für Tier- und Pflanzenkrankheiten und Meldungen offizieller Stellen. «Die Technologie hinter BlueDot ist keine ‹Rocket Science›», erklärt Thilo Stadelmann, Experte in Sachen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). «Es geht darum, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Und darum, dass die rote Flagge so schnell wie möglich automatisch gehisst wird, wenn irgendwo auf der Welt Alarmzeichen auftauchen. Der Mensch allein könnte die Analyse dieser grossen Datenmengen gar nicht bewältigen.» Ziel: Zeit gewinnen Kamran Khan, Professor für Medizin und öffentliche Gesundheit, gründete das Unternehmen BlueDot im Jahr 2014 nach seiner Erfahrung als Arzt während der SARS-Epidemie 2003. Warten, bis die Behörden informieren? Darauf wollte er sich nicht mehr verlassen müssen. Er weiss: Jeder Tag zu Beginn einer Epidemie zählt. Heute besteht das Unternehmen aus rund 40 Expertinnen und Experten. Das Team wertet die Ergebnisse des Tools aus und sendet Warnungen an Regierungen und Kunden im Gesundheitssystem. Die Vision von BlueDot-Gründer Kamran Khan ist ambitioniert: «Wissen schneller verbreiten, als sich Krankheiten verbreiten.» Doch ging das bei COVID-19 auf? Trotz Warnung nahm die Ka-

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tastrophe ihren Lauf: Wie Pusteln eines Haut­ ausschlags zogen sich rote Punkte in rasantem Tempo über die interaktiven Weltkarten. Sie standen für Seuchenherde der Lungenkrankheit. Ein Land nach dem anderen rief den Notstand aus. Was also kann künstliche Intelligenz tatsächlich leisten? Auch künstliche Intelligenz hat ihre Grenzen In unserer stark vernetzten Welt dürften Pandemien zunehmen. Daher sollten wir alle Ressourcen nutzen, um diesen zu begegnen: Daten, Analysen, digitale Technologien. Ein Hauptvorteil – neben der Früherkennung – ist die Möglichkeit, andere Ausbrüche im Auge zu behalten, während die Aufmerksamkeit des Menschen zum Beispiel auf das Coronavirus gerichtet ist. Wir lassen uns ablenken, Maschinen nicht. «Ausserdem funktionieren die Programme heute schon sehr gut. Der Vorteil gegenüber den letzten Jahren: Es existiert eine enorme Datenmenge. Und wir profitieren von schnellen und günstigen Computern», so Stadelmann. Allerdings, warnt der Experte, sollte KI nicht überschätzt werden. Denn der Begriff der «Intelligenz» sei irreführend: «Bei KI geht es nicht um Intelligenz, wie wir sie vom Menschen kennen. Ein System wird genau darauf programmiert, was es lernen soll. Die Fähigkeit ist und bleibt eingegrenzt. Wir hingegen lernen zu jeder Zeit aus Erfahrungen dazu», so Stadelmann. Das Sys-

tem werde darum auch nicht zwingend besser durch seine Corona-Erfahrung. Kostbare Ergänzung, aber kein Ersatz für Menschenverstand Ein Problem der KI ist auch, dass die Genauigkeit der Vorhersagen im Laufe einer Epidemie abnimmt. Das liegt daran, dass es immer schwieriger wird, konsistente Daten einzuspeisen, von denen das System alle Schlussfolgerungen ableitet. Medien spielen die Gefahr vielleicht hoch, Regierungen herunter. Auch die Verhaltensweisen der Menschen sind oft schwer einzuschätzen: Wer schliesst sich ein, wer widersetzt sich? Um eine gute Vorhersage treffen zu können, braucht es aber ein genaues Bild. Und eins ist sicher: Prognosetools wären weit besser, wenn sie auf noch mehr Daten Zugriff hätten. Doch das ist heikel. Oft sei zudem schwer nachzuvollziehen, wie ein System zu einer Empfehlung komme, so Stadelmann. Vertraue man KI blind, könne es zu falschen Entscheidungen kommen. «Daher kann das Tool die menschliche Intelligenz nur ergänzen, keinesfalls ersetzen. KI ist ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen Pandemien. Entscheidend bleibt aber der gesunde Menschenverstand.» Das ist denn wohl auch die Krux. «Die Technik funktioniert. Ob wir als Menschen gut darin sind, auf ihre Ergebnisse schnell und gezielt zu reagieren und uns intelligent zu koordinieren – das ist die andere Frage.»

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AUS DEM LEBEN

Wer spielt hier begeistert Fussball? Die Auflösung finden Sie auf der nächsten Seite.

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AUS DEM LEBEN

Eine Hörbehinderung ist ein Handicap, aber keine unüberwindbare Hürde, zeigt Fabio Colombo. Er ist passionierter Fussballer und arbeitet bei Sanitas im Hausdienst. Text Michael Suter Fotos Karin Heer

Wenn der Pfiff ungehört verhallt

15 Tattoos hat Fabio. Viele davon haben eine spezielle Bedeutung für ihn. Wie dieses mit dem Affen, der sich die Ohren zuhält.

Spezielle Gadgets helfen Fabio beim Kommunizieren mit anderen Menschen.

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Fabio jagt dem Ball nach, sieht eine Torchance. Doch die Gegner greifen nicht an. «Was ist los?», fragt er sich. Erst als ihm der Schiri die Gelbe Karte vor die Nase hält, realisiert er, dass er sich im Abseits bewegt hat. «Ich bin seit meinem vierten Lebensjahr genetisch hörbeeinträchtigt und habe den Pfiff nicht gehört», sagt der heute 31-Jährige halblaut. Mit einer Hörhilfe nimmt er 40, ohne sie nur 10 Prozent eines Normalhörenden wahr. Gewöhnlich sei der Unparteiische informiert und entsprechend kulant, dieser kannte aber kein Pardon. Fabio erinnert sich noch genau an den Moment, als er sein erstes Hörgerät erhielt. Er mochte das neue «Accessoire» nicht und streifte es bei jeder Gelegenheit ab. Dreimal wöchentlich ging er anschliessend zum Hörtraining ins Kinderspital – mehrere Jahre lang. Sein Gehirn musste zuerst wieder den Umgang mit akustischen Reizen lernen. Der junge Mann mit sizilianischen Wurzeln absolvierte die Unter- und Mittelstufe an der normalen Volksschule in Rüti. Eine grosse Herausforderung: Obwohl die Lehrkräfte für ihn ein Mikrofon benutzten, machten ihm komplizierte Schachtelsätze und Nebengeräusche das Verstehen schwer. Die Oberstufe an der Schweizerischen Schule für Schwerhörige in Unterentfelden brachte Erleichterung: In kleinen Lerngruppen bereiteten speziell geschulte Lehrpersonen ihn und seine Mitschüler auf das Berufsleben vor – in Fabios Fall eine Ausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt EFZ. Seit Oktober 2019 arbeitet er nun bei Sanitas im Facility Management. Verschiedene Gadgets helfen ihm im Alltag. Um 5.10 Uhr rüttelt ihn ein vibrierender Wecker aus dem Schlaf. Anschliessend schleicht Fabio auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, um seine Freundin nicht zu wecken. «Ich musste zuerst lernen, leise zu sein», sagt er. Mit dem ÖV gelangt er zu seinem Arbeitsplatz in Zürich. Gibt es unterwegs eine Betriebsstörung, erfährt Fabio über einen speziellen SMSDienst davon. Lautsprecherdurchsagen versteht er nicht. Um 6.20 Uhr startet er seine Arbeit mit einem Rundgang. «Dabei halte ich Ausschau nach defekten Lampen, Vandalismus etc.» Pro Tag legt er dabei rund 14 Kilometer zurück. Am Abend kommen weitere dazu, denn Fabio trainiert mehrmals pro Woche bei einem regionalen Fussballklub in der 2. Liga. Die Verständigung auf dem Platz klappt prima, nur bei den Schiedsrichtern stösst Fabio manchmal auf taube Ohren.

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HAUSMITTEL

Hilfe bei wundem Zahnfleisch Text Michael Suter Illustration Franziska Neugebauer

Tinktur aus Myrrhe, Calendula oder Hamamelis Stellen Sie mit ein paar Tropfen eine unverdünnte Tinktur her. Tragen Sie diese mit einem Finger aufs Zahnfleisch auf und massieren Sie sie ein. Spucken Sie den Speichel anschliessend aus. Die Tinktur wirkt adstringierend und antibakteriell.

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eichtere Zahnfleischentzündungen sind harmlos, aber mitunter schmerzhaft und lästig. Einfache Hausmittel lindern die Beschwerden. Gesundes Zahnfleisch ist blassrosa, ummantelt den Zahnhals und füllt die Zahnzwischenräume aus. Schmerzt es jedoch oder beginnt es beim Zähneputzen zu bluten, kann eine Entzündung (Gingivitis) dahinterstecken. Meist ist eine ungenügende Mundhygiene dafür verantwortlich, aber auch mechanische Verletzungen, chemische Substanzen oder Infektionen können die Ursache dafür sein. Ist das Zahnfleisch nur leicht entzündet, können folgende Massnahmen helfen: Kamille- und Salbeispülungen Mundspülungen aus Kamille und Salbei gehören zu den bekanntesten Hausmitteln gegen Zahnfleischentzündungen. Sie eignen sich als Gurgelmittel oder als Getränk zwischendurch. Kamille und Salbei wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Naturjoghurt Zuckerfreier Joghurt hemmt schwefelproduzierende Bakterien und hilft dadurch auch bei Zahnfleischentzündungen. Ausserdem ist er für die Zähne gesünder. Deshalb gerne mal Naturjoghurt an den Salat oder ins Müesli geben. Heidelbeeren Die blauen Waldfrüchte enthalten den Farbstoff Myrtillin. Dieser wirkt antibiotisch und hindert Bakterien daran, sich zu vermehren. Ein paar frische Heidelbeeren zwischendurch sind also nicht nur eine Leckerei, sondern auch eine vorbeugende Massnahme. Apfelessig Apfelessig regt die Speichelproduktion an und wirkt antibakteriell. Nehmen Sie zwei Teelöffel zusammen mit einem Schluck Wasser zu sich. Achtung: Die im Essig enthaltene Säure greift auf Dauer den Zahnschmelz an.

Brombeerblätter Brombeerblätter wirken schleimlösend und blutreinigend. Äusserlich angewendet lindern sie unter anderem auch Zahnfleischentzündungen. Dafür kauen Sie die Blätter und spucken sie nachher aus.

EXPERTENTIPP Prof. Dr. med. dent. Christian Stappert, leitender ärztlicher Direktor bei swiss smile «Treten Zahnfleischentzündungen oft und grossflächig über einen längeren Zeitraum hinweg auf, ohne sich deutlich zu bessern, sollten Sie einen Zahnarzt um Rat fragen. Oftmals ist sogar ein Besuch bei einem Facharzt für Parodontologie sinnvoll. Denn mit einer Parodontitis (Erkrankung des Zahnhalteapparates) ist nicht zu spassen, da sie bleibende Schäden am Knochen und Zahnfleisch hinterlässt und die Parodontosekeime sich auch über die Mundhöhle hinaus im Körper verteilen.»

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Vorbeugen Wer sich oft und gut die Zähne reinigt, macht schon vieles richtig, um eine Zahnfleischentzündung zu vermeiden. Insbesondere in den Zwischenräumen sammeln sich Rückstände an, die die Entstehung von Bakterien fördern. Zahnseide oder Interdentalbürsten beseitigen diese Ablagerungen. Besonders wichtig ist die richtige Zahnpflege bei Rauchern, Diabetespatienten, Menschen mit Mundpiercings und Schwangeren. Empfehlenswert sind professionelle Zahnreinigungen beim Zahnarzt. Die Zahnpflegeversicherung Dental Basic ist speziell auf Erwachsene zugeschnitten. Sie übernimmt beispielsweise pro Kalenderjahr 100 Franken von Vorsorgeuntersuchungen und Zahnreinigungen und deckt 80 Prozent der Kosten für Zahnbehandlungen bis 2000 Franken im gleichen Zeitraum.

Dental Basic

Zahnversicherung für kleine Zahnreparaturen und Vorsorge Ihre Grundversicherung bezahlt nur einige wenige krankheits- oder unfallbedingte Zahnbehandlungen. Reparaturen von Zahnschäden und Vorsorgeuntersuchungen müssen Sie deshalb in vielen Fällen selber bezahlen. Hier kommt die Zahnpflegeversicherung Dental Basic zum Einsatz. sanitas.com/dental-basic

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AKTIV

Tempo-Trainer und Co. Weitere Trainingshilfen inklusive Videos sanitas.com/hilfsmittel

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AKTIV

Trainingshilfen im Becken Ob für eine Seeüberquerung, einen Triathlon oder einfach für eine bessere Schwimmtechnik: Schwimmhilfen bringen nicht nur Abwechslung ins Training, sondern auch mehr Spass im Becken. Aber nicht alle Hilfsmittel sind für jeden sinnvoll. Text Julie Freudiger Foto iStock

B EXPERTENTIPP Liz Davidson, Physiotherapeutin bei Medbase «Schmerzen am Bewegungsapparat, insbesondere an der Schulter, sind bei Schwimmern und Triathleten keine Seltenheit. Um Verletzungen durch Überbelastung zu vermeiden, ist die richtige Schwimmtechnik wichtig. Zusätzliche Kraft- und Stabilitätsübungen an Land ergänzen das Schwimmtraining im Wasser. Vermeiden Sie ein Übertraining. Ziehen Sie bei Bedarf einen Schwimmcoach bei, um das Trainingsprogramm festzulegen. Physiotherapeuten erkennen Schwachstellen oder asymmetrische Bewegungsabläufe.»

ahn um Bahn abspulen: Eintönige Schwimmtrainings sind nicht nur langweilig, sondern bringen auch wenig. Einerseits braucht der Körper immer wieder neue Reize, um sich zu verbessern. Andererseits verlangt Schwimmen nebst Ausdauer obendrein Kraft und eine fundierte Technik. Trainingshilfen schaffen Abwechslung und ermöglichen eine gezielte Arbeit an der Schwimmtechnik. Laut Martina Kratzer, Wasserball-Nationalspielerin und Fitnesstrainerin, profitieren nicht nur Fortgeschrittene vom Angebot. «Auch für Schwimmeinsteiger sind Techniktrainings sinnvoll. Wer die Bewegungen am Anfang isoliert übt, gewinnt schneller Sicherheit», sagt die 29-Jährige. Trotzdem sollte man es nicht übertreiben und die Trainingshilfen nur punktuell einsetzen. Der Körper benötigt Zeit, die neuen Reize zu verarbeiten. Wer nur noch mit Trainingshilfen schwimmt, verliert das natürliche Gefühl fürs Wasser. Ein Training mit Geräten ist also kurz – für Anfänger nicht mehr als ein paar Längen pro Schwimmhilfe –, dafür präzise. Flossen Die kurzen Trainings- oder Schwimmflossen – nicht zu verwechseln mit Tauchflossen – geben Antrieb und verbessern dadurch die Wasserlage. Der Schwimmer kann sich auf den Armzug und den Atemrhythmus konzentrieren. Fortgeschrittene trainieren mit den Flossen zudem die Beinkraft und den Hüftbeinschlag. Das sagt die Expertin: «Flossen sind eine ideale Trainingshilfe für Anfänger, da ihnen meist der Antrieb fehlt. Mit mehr Tempo kommt auch das Gefühl fürs Wasser – und der Spass am Schwimmen.»

Das sagt die Expertin: «Bei vielen Freizeitschwimmern sinken Beine und Hüften zu stark ab, was den Wasserwiderstand erhöht. Eine Pullbuoy gibt Auftrieb und zeigt, wie sich die richtige Lage im Wasser anfühlt.» Paddles Die kleinen Plastikteller, die an den Handflächen befestigt werden, gibt es in diversen Formen und Grössen. Je nach Modell trainieren Paddles das korrekte Eintauchen der Hände oder den Armzug. Gute Schwimmer mit ausgeprägter Muskulatur nutzen sie zudem fürs Krafttraining. Anfänger sollten mit kleinen Fingerpaddles beginnen und diese nur kurz einsetzen, um die Muskeln aufzubauen. Das sagt die Expertin: «Paddles geben Anfängern mehr Schwung und so ein Gefühl des Gleitens. Doch die Grösse der Paddles muss der Kraft entsprechen – Schultern sind verletzungsanfällig.» Frontschnorchel Für Anfänger ist es herausfordernd, den richtigen Atemrhythmus zu finden und den Kopf für einige Armzüge unter Wasser zu halten. Mit einem speziellen Schnorchel, der an der Stirn befestigt gerade nach oben aus dem Wasser zeigt, können sie sich auf die Arme und Beine konzentrieren, ohne ausser Atem zu geraten. Das sagt die Expertin: «Ein Frontschnorchel kann auch für Fortgeschrittene nützlich sein, wenn sie beispielsweise lange Beinschlageinheiten trainieren.»

Pullbuoy Der sanduhrförmige Schaumstoffkeil, den sich Schwimmer zwischen die Oberschenkel klemmen, verbessert dank Auftrieb die Lage im Wasser. Da der Beinschlag wegfällt, kann man sich auf die Arme konzentrieren und gezielt Technik und Armkraft trainieren. Wer die Pullbuoy zwischen die Unterschenkel nimmt, trainiert verstärkt die Spannung im Oberkörper. SANITAS MAGAZIN 2 / 2020

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Sanitas Active App

Schwimmen und Münzen sammeln Die Sanitas Active App motiviert Sie spielerisch zu mehr Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung. Sie zählt Schritte und erfasst Ihre Aktivität beim Velofahren oder Schwimmen. Für jedes erreichte Tagesziel erhalten Sie eine Münze, die Sie gegen Gutscheine eintauschen können. Der praktische Food Scanner hilft Ihnen zusätzlich, Ihre Essgewohnheiten zu verstehen. sanitas.com/activeapp

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SANI UND ELINA

Auf hoher See Sani und Elina sind aufs Meer hinaus. Während Elina im Trockenen bleibt, ist Sani in seinem Element. Unglaublich, wen er im kühlen Nass alles antrifft. Hoppla! Einmal kurz nicht aufgepasst, ist Elina das Halstuch ins Wasser gefallen. Wer hat es geklaut? Illustration Michael Meister

Wettbewerb Schicke das Lösungswort mit deiner Adresse bis am 14. August an redaktion@sanitas.com. Unter allen richtigen Antworten verlosen wir ein Dinner inklusive Führung im Masoala Regenwald für die ganze Familie. Die Gewinner werden schriftlich informiert. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen.

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LEXIKON

Reserven Krankenversicherungen tragen eine grosse wirtschaftliche und soziale Verantwortung. Sie müssen jederzeit in der Lage sein, die Rechnungen für medizinische Leistungen zu bezahlen, die ihre Versicherten in Anspruch genommen haben. Um zu verhindern, dass sie dem plötzlich nicht mehr nachkommen können, müssen sie laut Krankenversicherungsaufsichtsgesetz (KVAG) genügend finanzielle Reserven bilden. Dies ist wichtig, um unvorhersehbare Risiken wie beispielsweise die Kosten einer Pandemie abzusichern. Wenn die Reserven das gesetzlich vorgeschriebene Minimum unterschreiten, greift die Aufsichtsbehörde ein.

Risikoausgleich Der Risikoausgleich in der Grundversicherung soll sicherstellen, dass Krankenversicherungen, die viele Personen mit hohem Erkrankungsrisiko versichern, nicht benachteiligt sind. Krankenversicherungen mit überdurchschnittlich vielen älteren oder kranken Versicherten erhalten entsprechend Geld aus dem Risikoausgleich. Umgekehrt müssen Krankenversicherungen mit überwiegend jüngeren, gesünderen Versicherten einen Teil ihrer Prämieneinnahmen in den Risikoausgleich einzahlen. Dieser Ausgleichsmechanismus verhindert die Risikoselektion: Krankenversicherungen sollen keinen Anreiz darin sehen, sich vornehmlich auf junge, gesunde Kunden zu fokussieren.

Zusatzversicherungen Welche Leistungen sind gedeckt? Die Grundversicherung übernimmt die wichtigsten Leistungen. Zusatzversicherungen ergänzen diese Leistungen, beispielsweise mit Beiträgen für Alternativmedizin, Brillen und Kontaktlinsen oder das Fitness-Abo. Wir haben sinnvolle Zusatzleistungen in übersichtliche Pakete geschnürt: sanitas.com/gut-versichert

Risikoprüfung Wer eine Zusatzversicherung abschliessen möchte, muss zunächst eine Risikoprüfung durchlaufen. Der Antragsteller beantwortet dafür die Fragen im Antragsformular wahrheitsgetreu – dies nennt man Anzeigepflicht. So wird der Gesundheitszustand des Antragstellers auf Basis seiner Angaben ermittelt. Krankenversicherungen sind nämlich gesetzlich verpflichtet, das Risiko, das sie mit einem neuen Kunden eingehen, genau zu berechnen, um zukünftige Kosten abzuschätzen. Für den Abschluss einer Grundversicherung ist dagegen keine Risikoprüfung erforderlich, denn Krankenversicherungen müssen jeden Antragsteller bedingungslos aufnehmen.

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KURZ & BÃœNDIG

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