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Ewige Streithansln

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Alfons Haider

Alfons Haider

Das legendäre Katz-und-Maus-Duo kehrt auf die Kinoleinwände zurück: „Tom & Jerry“ ist eine aberwitzige Mischung aus Real- und Animationsfilm, die bei den Kleinen Freude und bei den Großen Nostalgiegefühle auslösen wird.

MODERNE NOSTALGIE

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Ziemlich beste Feinde

TEXT VON MANUEL SIMBÜRGER

„Tom & Jerry“ im Kino

Die Erzrivalen Tom und Jerry sorgen in einem New Yorker Nobelhotel für allerlei Chaos. Gegen den fesen Hotelmanager hilft allerdings nur eines: sich zu verbünden … Mit Chloë Grace Moretz und Michael Peña. Ö-Kinostart: 18. März 2021 KÖNNEN SIE ES glauben? 2020 feierten die legendärsten Streithansln der Popkultur-Geschichte bereits ihren 80. Geburtstag. Die Rede ist natürlich vom legendären Zeichentrickklassiker „Tom & Jerry“ – einer jener Cartoon-Serien, die bereits beim Hören des Titelliedes wohlige Kindheitserinnerungen in uns hochkommen lassen. Immerhin zeichnete, zumindest für die deutsche Fassung, niemand Geringerer als Udo Jürgens für eben dieses verantwortlich: Mit samtweichverspielter Stimme stimmte er uns auf das kommende SlapstickFeuerwerk ein, wenn er sich für die Blumen bedankte und mit ansteckender Gelassenheit feststellte, dass es im Leben immer einen geben wird, der dich austrickst.

David gegen Goliath

Die Serie selbst wurde von den Kult-Cartoonisten William Hanna und Joseph Barbera (u.a. „Familie Feuerstein“) erfunden und basiert auf 161 Zeichentrickkurzflmen, die von 1940 bis 1967 für das Kino produziert wurden. In Deutschland war die Serie ab 1976 zu sehen. Die einzelnen Folgen basieren auf einem simplen, aber umso efektiveren Konzept – nämlich dem eines tatsächlichen Katz-und-MausSpiels: Kater Tom und Mäuserich Jerry liefern sich als Feinde, die sich im Grunde lieb haben, überdrehtaberwitzige und zum Teil überraschend brutale Slapstick-Verfolgungsjagden. Nicht nur die absurde Situationskomik, sondern auch die vorhersehbare Formel – meist geht der kleine, aber gewiefte Jerry als Sieger der Zweikämpfe hervor – sowie die liebenswerten Figuren machen „Tom & Jerry“ bis heute zu einer der beliebtesten Zeichentrickserien der Welt. Ebenso dürfte die „David gegen Goliath“-Prämisse sowohl bei den kleinen, als auch erwachsenen Zusehern seit jeher ein wohliges Gefühl hinterlassen.

Kino-Comeback

Insgesamt 164 Kurzflme, einen Zeichentrickkinoflm, 13 direkt fürs Heimkino produzierte Zeichentrickflme, sieben Oscar-Auszeichnungen sowie weitere sechs Nominierungen später geht das tierische Kultduo 2021 in die nächste Runde: Am 18. März (so ist es zumindest geplant) kehren Tom und Jerry im

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Die junge Hotelangestellte Kayla (Chloë Grace Moretz) kann es nicht fassen: Mäusejäger Tom und Störenfried-Mäuserich Jerry kennen sich von früher!

gleichnamigen Kinofilm auf die große Leinwand zurück; Regie führt Tim Story („Fantastic Four“). Das Besondere: Anders als bei ihrem ersten Kinoabenteuer 1992 handelt es sich um einen Real-AnimationsHybridflm, sprich: Kater Tom und Maus Jerry agieren als animierte Versionen in realer Umgebung und trefen auf Menschen aus Fleisch und Blut. Wer nun Sorge haben sollte, dass hier erneut der Modernisierungszwang Hollywoods zugeschlagen hat, der darf zumindest halbwegs beruhigt sein: Bei den tierischen Protagonisten entschied man sich für den bekannten handgezeichneten 2D-Look der Mutterserie, für die Tierlaute wurden zum Großteil Originalaufnahmen verwendet. Apropos: Im Gegensatz zum 92er-Film werden Tom und Jerry weder sprechen noch singen, dafür umso mehr blödeln. Dem Filmtrailer nach zu urteilen, dürfte man sich auch bei den Verfolgungsjagden in Sachen Kreativität, Tempo und charmanter Witz ans Original gehalten, ja sogar noch eins draufgesetzt haben. Den tierischen „Frenemies“ stehen die menschlichen Hauptdarsteller Chloë Grace Moretz („Kick-Ass“) und Michael Peña („Ant-Man“) zur Seite. Letztgenannter hat mit dem Agieren von Animationsfguren bereits in „Dora und die goldene Stadt“ (2019) Erfahrungen gesammelt.

Trend mit Höhen und Tiefen

Generell sind Kinoadaptionen von beliebten Zeichentrickserien, die auf eine Mischung aus Real- und Animationsflm setzen, in Hollywood nichts Ungewöhnliches mehr. Vorsichtige erste, jedoch gänzlich missglückte Versuche stellten die Filme „Scooby-Doo“ (2002) und „Garfeld“ (2004) dar. Einen regelrechten Genre-Trend löste jedoch 2007 „Alvin und die Chipmunks“ aus, der zwar ebenso bei den Kritikern durchfiel, jedoch die weltweiten Kinokassen klingeln ließ. Mit noch größerem Erfolg setzten 2011 sowohl „Die Schlümpfe“ als auch die „Die Muppets“ auf diesen durchaus originellen Mix, garniert mit 3D-Efekten, zahlreichen Promi-Auftritten sowie einem Titelsong-Oscar (für „Die Muppets“). Nach hinten los ging jedoch der Schuss beim testosterongeschwängerten 2014er CGIKrawall-Gewitter „Teenage Mutant Ninja Turtles“, da konnte auch eine sexy Megan Fox nichts mehr retten. Kritiker und Fans gleichermaßen begeistern konnten wiederum die Filme „Paddington“ (2014) und „Christopher Robin“, die 2018erFortsetzung von „Winnie Puuh“. Beide Streifen atmen den Geist des Originals, perfektionieren die Symbiose aus Animations- und Realflm und sind eine berührende Parabel für Freundschaft und verlorene Kindheit. Wo sich „Tom & Jerry“ in dieser langen Liste einreihen wird, bleibt gespannt abzuwarten – wir trällern jedenfalls jetzt schon: „Vielen Dank für die Blumen! Vielen Dank, wie lieb von dir …“ ///

Diese Zeichentrickserien sind absoluter Kult:

Bugs Bunny – Mein Name ist Hase (USA, seit 1960)

Der berühmteste Trickflmhase der Welt und seine Freunde gehören zum Cartoon-Kulturgut. Die Serie gilt als Vorreiter in Sachen Slapstick-Gags.

Familie Feuerstein (USA, 1960–66)

Die turbulenten Alltagsgeschichten zweier überraschend moderner Steinzeitfamilien haben bis heute nichts an Witz, Charme und Originalität eingebüßt.

Niklaas, ein Junge aus Flandern (JPN, 1975)

Dank gefühlvoller Erzählweise und Auseinandersetzung mit „Erwachsenen-Themen“ wie Tod und Armut ein Meilenstein der Kinderunterhaltung.

Es war einmal … (FR, 1978–2015)

In Form von liebevoll inszenierten Alltagsgeschichten werden Bildungsthemen aller Art (Mensch, Weltraum etc.) kindgerecht präsentiert. Auf Netfix!

Als die Tiere den Wald verließen (DE/GB/FR, 1992–95)

Ungewöhnlich emotionale sowie dramatische Zeichentrickserie über Tiere, die wegen Umweltverschmutzung und menschlicher Habgier ihren Lebensraum verlassen müssen.

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