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TESTS – TRENDS – TECHNIK
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REDAKTION: STEFAN PABESCHITZ
Dem SUV ergeben
1In der Stadt fehl am Platz?
Die Antwort darauf ist zugleich eine Grundsatzfrage: Was ist ein SUV? Wer ihn immer noch mit Geländewagen gleichsetzt, unterliegt einem Defnitionsfehler. Mit knorrigen Land Rovern oder einem Puch G hat das, was diese Gattung heute bezeichnet, nämlich längst nichts mehr gemeinsam. Die meisten verfügen nicht einmal über Allradantrieb und haben den Feindbildstatus somit zu unrecht von ihren Urahnen geerbt.
5 Mythen. Sie sind die Gewinner in sämtlichen Zulassungsstatistiken der letzten Jahre: SUVs liegen ungebrochen im Trend. Immer mehr Käufer schätzen das komfortablere Ein- und Aussteigen und die bessere Sicht aus der erhöhten Sitzposition. Trotz der üblen Nachrede, von der diese Auto-Gattung verfolgt wird – schwerer, umweltschädlicher und sogar gefährlicher als herkömmliche Pkw sollen sie angeblich sein. Aber stimmt das überhaupt, oder sind SUVs tatsächlich viel besser als ihr Ruf?
2Protz-Autos?
Hier muss meistens das Bild vom Super-SUV von Porsche oder Mercedes als Beispiel herhalten. Sie machen weniger als 0,5 Prozent der Neuzulassungen aus und sind eigentlich Sportwagen im Hochsitz-Format. Die überwiegende Mehrheit der SUVs sind aber Kompakt- oder Mittelklasseautos und damit nicht protziger als ein VW Golf oder Ford Mondeo.
3Straßenzerstörer?
Dank der laufenden Entwicklung des Karosseriebaus zum Glück nicht. Ein heutiger SUV wiegt nicht mehr als ein gleich großer Pkw und verfügt meistens auch über dieselbe technische Ausstattung. Aktuelle GewichtsSünder sind übrigens die Elektroautos – im Schnitt wiegen sie mindestens 400 Kilo mehr als ein vergleichbarer Pkw mit Verbrennungsmotor. XL-Stromer können über 2,5 Tonnen auf die Waage bringen.
4Spritfresser?
Schon lange nicht mehr – bei gleicher Größe und Gewicht sowie identischer Motorisierung wie ein herkömmlicher Pkw könnte dafür auch nur noch die Aerodynamik verantwortlich sein. Auf die wird inzwischen aber auch bei SUVs höchster Wert gelegt, ihr gemessener Luftwiderstand ist meistens kaum höher als der eines VergleichsPkw – ebenso wie ihre jeweiligen Durchschnittsverbräuche.
5Verletzungsgefahr?
Das bullige Erscheinungsbild eines SUVs mag das nahelegen, der Schein trügt aber. Die schwerwiegendsten Verletzungen passieren beim Aufprall von Körper oder Kopf an die Dachkanten. Je niedriger das Auto, desto eher kommt dies vor. Bei gleicher Aufprallenergie verursacht ein normaler Pkw für gewöhnlich also schlimmere Verletzungen als ein SUV.
Einmal etwas anderes: Der Hyndai Tucson traut sich über ein besonders offensives Design. Vielleicht schaut so aber schon die nahe Zukunft des Automobils aus
Koreanische Feinkost
TEXT: STEFAN PABESCHITZ
Warum müssen Autos immer gleich aussehen? Das hat sich offenbar auch Hyundai gefragt. Der Neuauflage des SUV Tucson wird das niemand nachsagen. Unter dem feschen Design steckt außerdem viel schlaue Technik.
SEIT SEINER PREMIERE 2004 hat der Tucson einige Wandlungen durchlebt: Die erste Generation kam eher knubbelig daher, die zweite so zurückhaltend, dass sie sogar den Namen mit AbenteuerTouch ablegte und stattdessen ix35 hieß. Nummer drei wurde wieder selbstbewusster, die nun vierte Baureihe bricht erneut mit Traditionen – allen voran mit dem sonst eher mainstreamigen Hyundai-Look. Der bündig verlaufende Kühlergrill mit dem darin integrierten Leuchten-Fünfgestirn sorgt für Aufsehen. Auch im Rest der Karosserie steckt viel Design-Mut. Futuristisch wirkt das alles nur zu Beginn – eher lässt es andere Autos rasch bieder und konservativ aussehen.
Wohnlichkeit mit Pfff
Der äußeren Design-Wucht setzt Hyundai drinnen ein fießendes, wohnliches Layout entgegen. Das Armaturenbrett geht in einem weiten Schwung in die Türen über, aus der gleichen Linie formt sich auch mittig die Konsole. Der Gesamteindruck ist aufgeräumt und übersichtlich, gestaltet mit sehr hochwertigen Materialien. Darin eingebettet viel Hightech, aber logisch und intuitiv bedienbar; dazu liebevoll gestaltet, wie etwa die besonders fein gezeichnete Grafk der Displays. Beim Umschalten der Fahrmodi spielen sie eine aufwendige Zeichentrick-Show ab, man ertappt sich dabei, das rein spaßhalber öfter auszuprobieren.
Fesch, aber auch bei den inneren Werten gut aufgestellt: 620 bis 1.800 Liter Kofferraumvolumen schaffen sonst gerade einmal größere Kombis
Eine praktische Lösung: Die Navigationsdaten lassen sich aufs Handy übertragen, um den Fußweg vom Parkplatz zum eigentlich Ziel zu erleichtern. Ein weiteres schlaues Extra ist der Abbiege-Assistent, bei dem eine Kamera automatisch den schlecht einsehbaren Bereich seitlich des Wagens auf den Bildschirm im Cockpit überträgt – gut zu Vermeidung von Unfällen mit Rad- oder Scooter-Fahrern, aber auch zum Ausmachen heimtückischer Randsteine.
Das kann der neue Hyundai Tucson
Schlau ist beim Tucson auch, was unter der Haube steckt: Efziente, weil mit elektrischem Zusatz-Schub arbeitende Benziner mit 150, 180 und 230 PS werden aufgeboten. Diesel-Power steht mit 115 oder 136 PS zur Wahl, die stärkere Variante ebenfalls mit Elektro-Unterstützung. Vorder- oder Allradantrieb sind auch im Programm, dazu Handschaltung und Automatik. Aufallend leise ist der Tucson unterwegs, sowohl von Motorgeräuschen als auch Fahrbahneinfüssen hochwertig gedämmt. Ebenfalls komfortabel fällt die Abstimmung aus, die Lenkung dazu leichtgängig. Im Sportmodus ist der Unterschied eklatant, der Tucson fährt dann umfassend seine Krallen aus, legt bei allen dynamischen Talenten zu und reagiert agil und in Echtzeit auf sämtliche Kommandos. Die Wetterlage bei den Testfahrten hat auch ermöglicht zu prüfen, was in der Allrad-Version steckt. Selbst mit tückischem Schneeregen kam sie völlig problemlos zurecht, meisterte auch wechselnde Bedingungen sicher und souverän.
Premium, made in Korea
Den Weg von der Low-BudgetMarke zum Hersteller, der bei der Premium-Liga anklopft, hat Hyundai unglaublich rasch geschaft. Nur etwa zwanzig Jahre oder drei bis vier Modellgenerationen waren dafür notwendig. Eventuell schneller, als diese Tatsache in den Köpfen der potenziellen Kunden ankommen konnte. Der Tucson ist derzeit sicherlich das reifste Modell, dass diesen Qualitätssprung belegt. Das neue Selbstbewusstsein schlägt sich nicht unbedingt beim Preis nieder: Ab 25.990 Euro beginnen die Tarife für das fesche SUV, in der Top-Aussattung liegt die leistungsstärkste Allrad-Variante samt Automatik noch unter der 50-Tausender-Grenze. Allerdings: Berücksichtigt man die überkomplette Ausstattung, schlägt Hyundai damit wohl so gut wie alle Mitbewerber aus Europa immer noch deutlich. Und künftig will sich die Marke auch in anderen Disziplinen messen: Ein knackiges Sportmodell und ein Plug-in-Hybrid mit gut 70 Kilometern rein elektrisch zurücklegbarer Reichweite werden noch heuer nachgereicht. //
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High-Tech trifft wohnliches Ambiente: Statt herkömmlicher Schalter und Regler gibt es nur noch kapazitive Bedienfelder – die Handhabung fällt aber leicht und gelingt intuitiv.
Hyundai Tucson
Design, Qualität und Effzienz – der Hyundai Tucson punktet in den Disziplinen, die auf dem Markt gut ankommen.
L/B/H, Radstand:
4.500/1.865/1.650, 2.680 mm Zylinder/Hubraum: 4/1.598 cm3 Leistung: 150, 180, 230 PS (Benzin); 116, 136 PS (Diesel) Getriebe: 6-Gang manuell, 6- und 7-Gang automatisch Vmax: 175–205 km/h 0–100 km/h: 8–12,1 Sek. Verbrauch: ab 5,9 l/100 km (Benzin); ab 5,6 l/100 km (Diesel) CO2: ab 135 g/km (Benzin); ab 146 g/km (Diesel) Preis: ab 25.990 Euro
Was demnächst im Automobilhandel anrollt
Februar: Audi SQ2, Citroën C4 & E-C4, Fiat Tipo Cross, Ford Mustang Mach-E, Jaguar F-Pace PHEV, Kia Sorento PHEV, Land Rover Defender 90, Range Rover Velar PHEV, Peugeot 508 PSE, Seat Tarraco PHEV +++ März: Bentley Continental Hybrid, BMW 4er Cabrio, M3, M4, iX3, Hyundai Santa Fe PHEV, Jaguar E-Pace PHEV, Jeep Gladiator, Land Rover Defender 110 PHEV, Lamborghini Huracan STO, Mercedes EQA, Toyota Mirai +++ April: Audi Q5 Sportback, Honda HR-V, Hyundai Tucson PHEV, i20 N, Jeep Wrangler 4xe, Kia Sorento Hybrid, Mercedes EQB, Opel Mokka, Renault Kangoo