Schauspielhaus Magazin Nr.3

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MAGAZIN #3

AWARENESS-KONZEPT FÜRS FAMILIENFEST

SUNA GÜRLERS «UNBOXING»

S. 4

DIE PLAYLIST ZU «ROMEO & JULIA» ITALO-POP GEGEN DEN HASS

S. 6

«ALSO SPRACH ZARATHUSTRA» THEATER BIS ZUM RAUSCH

S. 8

ETH-EXPERT*INNEN BEI «HALLUZINATIONEN» KI TRIFFT THEATER

S. 10

SOPHIE ROIS UND THOM LUZ GASTSPIELHIGHLIGHTS IN ZÜRICH

S. 12

(FAN-)POSTER «DIE KLEINE MEERJUNGFRAU» ZUM AUFHÄNGEN

S. 13

GUT ZU WISSEN 5 TYPEN VON SCHAUSPIELER*INNEN

S. 17

JUGENDCLUB-PREMIEREN ZUSAMMEN ZUKUNFT

DENKEN

S. 19

FOTOREPORTAGE «DIE VÖGEL» PROBEN

MIT DEN HORAS

S. 20

WIDERSTAND UND WILDNIS EIN

ROBIN HOOD FÜR

ALLE

S. 24

CIN CIN & CIAO GRANDE

FINALE

S. 26

LIEBE LESER*INNEN LIEBES

PUBLIKUM!

Ich verstehe ROBIN HOOD. Und ich verstehe ZARATHUSTRA. Wenn sich radikale rechte Ideen ausbreiten, möchte auch ich mich manchmal in den Sherwood Forest oder auf Zarathustras einsamen Berg zurückziehen. Beide kämpfen für Veränderung – Robin Hood für soziale Gerechtigkeit, Zarathustra für eine neue Werteordnung. Während Zarathustra hinabsteigt und den von alten Dogmen befreiten «Übermenschen» verkündet, habe ich nichts zu predigen. Lieber möchte ich auch in den letzten Wochen unserer Interimszeit die Türen des Schauspielhaus weit öffnen und mit unseren Inszenierungen Seile über den viel beschworenen Spalt in der Gesellschaft werfen – zu Ihnen, liebes Publikum, zu allen, die bereit sind, es aufzufangen oder selbst auszuwerfen.

Ob eine ausgestreckte Hand reicht oder es für das gegenseitige Verstehen eine Anleitung braucht – dieser Frage gehen sieben junge Spieler*innen bei UNBOXING nach. In unseren Stücken wird viel über das Menschsein nachgedacht. Bei HALLUZINATIONEN anhand der Programmiererin Sera, deren Welt ins Wanken gerät, seit sie mit einer selbst entwickelten KI arbeitet. Bei DIE VÖGEL im gemeinsamen Flug mit dem Theater Hora: Sind die Vögel Hoffnungsträger*innen für eine bessere Gesellschaft oder eine zerstörerische Macht, die unsere Sicherheit infrage stellt?

Es wird spannend, ernst, sinnlich und leicht – oft alles zugleich. Bei ZARATHUSTRA endet der Abend in einem Rave, und bei ROMEO & JULIA, die inmitten des grössten Hasses ihre Liebe entdecken, heisst es: Ti amo trotzdem.

Auf den Tanz und die Liebe!

Ulrich Khuon (Intendant 2024/25) und das gesamte Team

HERAUSGEBER SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH AG, Zeltweg 5, 8032 Zürich; INTENDANZ ULRICH KHUON; GESCHÄFTSLEITUNG JANNIKE BARTKOWIAK, PETER HÜTTENMOSER, ULRICH KHUON, DIRK WAUSCHKUHN; REDAKTION / TEXTE TALI FURRER, ELIZA GIROD, DAVID HEILIGERS, LUISA MÄNNEL, ZORA SCHAAD, VICTOR SCHLOTHAUER; WEITERE TEXTE YUNUS ERSOY, MAIKE MÜLLER, BEN ROESSLER, JOSHUA WICKE; BILDER ZOÉ AUBRY, GINA FOLLY, PHILIP FROWEIN, THOMAS RABSCH, TONI SUTER / T+T FOTOGRAFIE, RAFFINERIE; ILLUSTRATION RAFFINERIE; GESTALTUNG & KONZEPT RAFFINERIE; SCHRIFTEN «BASTELEUR» BY KEUSSEL (COVER), «KAERU KAERU» (S. 24) BY ISABEL MOTZ. DISTRIBUTED BY VELVETYNE.FR.; DRUCK MULTICOLOR PRINT AG, Auflage 60 000 Ex., PerlenValue: FSC C020637; OFFIZIELLE AUSSTATTER*INNEN U. A. MAC COSMETICS, OPTIKER ZWICKER, PKZ MEN & WOMEN, SÜDHANG WEINE, TARZAN SWISS STREETFASHION; REDAKTIONSSCHLUSS 5. MÄRZ 2025 (Änderungen vorbehalten); ERSCHEINUNGSTERMIN 29. MÄRZ 2025.

COVER «Alle Lust will Ewigkeit» (Friedrich Nietzsche, «ALSO SPRACH ZARATHUSTRA»)

UNBOXING

Nach einem hitzigen Schlagabtausch quer durch die Altersgruppen eskaliert das Weihnachtsfest in der Grossfamilie. Da mit Ostern das nächste Treffen immer näher rückt, stellt sich die Frage: Können wir ohne Anleitung, ohne Awareness-Konzept, überhaupt noch miteinander sprechen? UNBOXING beginnt als temporeiche Bestandsaufnahme zum Verhältnis zwischen den Generationen und den Geschlechtern und entwickelt sich zur schürfenden Suche nach gesellschaftlichem Zusammenhalt.

«

Die Figuren stechen heraus mit prägnanten Aussagen, die nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Schmunzeln anregen und die Vielfalt ihrer Perspektiven widerspiegeln. Ihre unterschiedlichen Gedanken und Haltungen äussern sie in witzigen, schlagfertigen Pointen ebenso wie in emotional berührenden, ernsthaften Überlegungen rund um die Themenkomplexe Identität, Selbstbestimmung und gesellschaftliche Normen. Die folgende Auswahl an Lieblingszitaten der jungen Spieler*innen bietet einen Vorgeschmack auf die unterschiedlichen Stimmen, die Suna Gürlers neuestes Stück prägen:

go touch some grassjapoetisch,myass. youknowiloveyou–aber mir wänd da noöppiserreichehüt ⁠ichwurdeindiesem entweder-oder-system halteinfach⁠«geodert⁠»

ok mir sind zwar ufem gliche schiff grad, aber würki nöd im gliche bootkeiluschtnoirgendöbbis zverteidige,ehrlichgseit eifach und diräkt? ok. easy. ehm... ich bin.⁠ immerhin händ ihr e familie zum eu verstrite!⁠

AUF DER BÜHNE

UNBOXING

VON SUNA GÜRLER

REGIE SUNA GÜRLER

MIT AINA ALIOTTA, ELENA ALBERTINI, ALIREZA BAYRAM, NESS KULMER, NIA FELDMANN, SORA NDIAYE, VALERIE TVEITEN

URAUFFÜHRUNG 8. MÄRZ 2025 SCHIFFBAU-BOX

SUNA GÜRLER entzieht sich jeglichen Kategorien: Regie, Choreografie, Text, So und, Schauspiel und Community Work fliessen in Gürlers Arbeit i neinander. Entsprechend fluide sind auch Gürlers künstlerische Teams

und Ensembles aufgestellt, die mit i hren Theaterabenden immer wieder ein ungewohnt breites Publikum in e inem Raum zu versammeln und zu begeistern vermögen.

Bild: Zoé Aubry

ROMEO & JULIA

Ti amo trotzdem: Kathrin Angerer und Maximilian Reichert
Fotos: Thomas Rabsch

Wer kennt nicht ROMEO & JULIA von William Shakespeare? Regisseur Bonn Park hat die Geschichte des berühmtesten Liebespaares neu geschrieben. Von einer Kitschglasur aus rosa Kostümen, aufgetürmtem Haar und haufenweise Ti amos kaum verdeckt, schwelt, nein: explodiert der Hass zwischen den Familien der beiden Liebenden. Der Grund? Längst vergessen. Die Konsequenzen? Tödlich. Der Soundtrack für die bitterböse Italo-Disco-Oper kommt von Musiker Ben Roessler. Was ihn inspiriert hat, erzählt er selbst.

«Wie klingt Liebe? Und wie klingt Hass? Im Kern ging es in unserer Produktion von ROMEO & JULIA kompositorisch genau um diese Frage. Wäre mir das gleich zu Anfang klar gewesen, hätte ich wahrscheinlich grosse Panik bekommen, denn das ist schon ein gewaltiger Anspruch. Zum Glück denke ich erst jetzt, zwei Tage vor der Premiere, wo ich diesen Text schreibe, darüber nach. In jedem Fall trennen sich Liebe und Hass in unserem Stück musikalisch sehr stark voneinander. Was die Liebes-Seite angeht: Den Anfang machte für uns der Track «Piccolo Amore», einer der weniger bekannten Hits von Ricchi e Poveri aus dem Jahr 1982. Der Song ist italienischer Disco-Pop in Reinform: einfach, aber schön; kitschig, ja, aber auch ernst gemeint; unerschrocken vor grossen Gesten. Vor allem aber geht es immer um Liebe, quasi per Definition. Mit der Setzung dieses Genres können wir also ganz selbstverständlich über Liebe singen und den Pathos-Regler nahezu ohne Vorbereitung direkt voll aufdrehen – ähnlich wie Shakespeare uns die unsterbliche Liebe zwischen Romeo und Julia einfach vorsetzt und als gegeben annimmt – ausgelöst durch einen einzigen Blick! Für Shakespeares Stück und (unseren) Italo-Pop gilt: Liebe ist total einfach. Aber Hass macht leider alles kompliziert. So ist es auch bei uns in der Musik: wenn Montagues und Capulets singen, wird auf einmal alles uneindeutig und rastlos, Melodien sind nur noch halb zu erkennen, die Tonumfänge sind verengt, man irrt durch endlose Akkordgänge und scheint nie anzukommen. Hier hält nur eine unruhige rhythmische Energie alles zusammen und drängt nach vor ne – etwa so wie in Teilen von John Adams Oper NIXON IN CHINA (z. B. die Arie «The News Has a Kind of Mystery»). Sowieso hat uns die Oper wieder sehr inspiriert, zumal sie die grossen Gesten ähnlich gern hat wie der Italo-Pop. Bestimmend bleibt dabei der Puls und die rhythmische Energie, etwa wie bei dem Wahlkampf-Auftritt in unserem Stück, der sich klangsprachlich in die Nähe italienischer Belcanto-Opern rückt, wie zum Beispiel in Rossinis «Si ridesta in ciel l’aurora» aus LA CENERENTOLA. Überhaupt wirkt der Opern-Gestus auf mich sehr zeitgemäss, liefern die Nachrichten und «mein Algorithmus» (Stückzitat) momentan ja leider ständig Schlagzeilen, die in ihrer schrillen Bissigkeit gut zum Klischee des gläserzerberstenden WagnerSchmettersoprans passen. Unsere Italo-Pop-Nummern wirken dagegen wie aus der Zeit gefallen, wie das Genre überhaupt. Sie scheinen (um unseren Autor und Regisseur Bonn Park ganz grob und wahrscheinlich falsch zu zitieren) an etwas zu erinnern, das mal da war und uns jetzt abhandengekommen ist. So klingen also Liebe und Hass. Bitteschön! War doch ganz einfach. Ich wünsche dem Zürcher Publikum viel Spass und bedanke mich ganz herzlich bei unserem sehr talentierten Ensemble und der genialen Band unter der Leitung von Luca Burkhalter!»

BEN ROESSLER

ROMEO & JULIA EINE ITALO-DISCO-OPER VON BONN PARK UND BEN ROESSLER NACH WILLIAM SHAKESPEARE REGIE BONN PARK MIT KATHRIN ANGERER, GOTTFRIED BREITFUSS, TABITA JOHANNES, MICHAEL NEUENSCHWANDER, MAXIMILIAN REICHERT, ANITA SOPHIA SOMOGYI, LUKAS VÖGLER CHOR MARTHA BENEDICT, HANNA DONALD, AYHAN ERANIL, CLEMENS VON GAGERN, FLORIAN GAMILLSCHEG, MALIN LAIS, ALICE SHCHUTSKA, AGNES STECHER LIVE-MUSIK ANDREAS ACHERMANN, LUCA BURKHALTER, MORITZ VONTOBEL URAUFFÜHRUNG 22. FEBRUAR

2025 PFAUEN
Zur Playlist auf Spotify
1 Piccolo Amore RICCHI E POVERI
4 News has a kind of mystery JOHN ADAMS (NIXON IN CHINA)
7 Sarà perchè ti amo RICCHI E POVERI
8 Gloria UMBERTO TOZZI
9 Non Succederà Più CLAUDIA MORI
5 Si ridesta in ciel l’aurora ROSSINI (LA CENERENTOLA)
6 Mamma Maria RICCHI E POVERI
2 Summer on a Solitary Beach FRANCO BATTIATO
3 M’innamoro di te RICCHI E POVERI

Mit ALSO SPRACH ZARATHUSTRA kommt Regisseur Sebastian Hartmann endlich nach Zürich. Seine Kunst fordert heraus, fasziniert und entzieht sich jeder einfachen Beschreibung. Das Publikum erlebt einen Sog in neue Wahrnehmungswelten – und eine Nacht, die nachhallt. Ab dem 3. Mai in der Schiffbau-Halle.

VON ELIZA GIROD, LUISA MÄNNEL, ZORA SCHAAD

Hinsetzen, sich berieseln, betören, beeindrucken lassen, applaudieren, heimgehen – nicht so mit Sebastian Hartmann! Seine Inszenierungen sind kein 90-MinutenTheater im klassischen Sinn. Sie sind Exzesse, zum Leben erweckte Gedankenlawinen, die das Publikum mitziehen in eine Theatererfahrung, die zwischen Chaos und Klarheit, Ekstase und Stille, Überforderung und Offenbarung changiert – und in Zürich mitten ins Herz des Nietzsche’schen Denkens führt.

Bekannt für seine bildgewaltigen und überwältigenden Inszenierungen, nimmt sich der vielfach zum Berliner Theatertreffen eingeladene Regisseur klassischer Stoffe, grosser Romane oder philosophischer Texte an und verwandelt sie in sinnlich erfahrbare Erlebnisse. Für Zürich trifft Sebastian Hartmann nun auf ALSO SPRACH ZARATHUSTRA, das wohl berühmteste Werk Friedrich Nietzsches. Es erzählt von Zarathustra, einem Erleuchteten, der nach Jahren der Einsamkeit von seinem Berg herabsteigt, um seine Weisheit mit den Menschen zu teilen. Er verkündet den Tod Gottes und das Ideal des «Übermenschen», will aufrufen zum gefährlichen Leben und zur Umwertung aller Werte – und stösst dabei an die Grenzen von Sprache und Vermittelbarkeit. Auf seiner Reise trifft Zarathustra Anhänger*innen wie Gegner*innen, durchlebt Zweifel und Einsamkeit … In der Inszenierung von Sebastian Hartmann wird diese Handlung jedoch nicht eins-zu-eins dargestellt werden. Hier verkörpern die Schauspieler*innen keine Figuren oder Rollen. Stattdessen entfalten sich Stimmen, Projektionen und Textfragmente, verschmelzen Sprache, Musik, Video und Körperlichkeit zu einem berauschenden Gesamtkunstwerk. Wer zuschaut, ist herausgefordert, eigene Sehgewohnheiten zu hinterfragen

und neue Wahrnehmungsebenen zu entdecken. Dieses Theater zielt nicht darauf, Antworten zu liefern, sondern Denken und Fühlen der Zuschauer*innen in Bewegung zu setzen.

Sebastian Hartmanns Arbeitsweise mag radikal erscheinen, ist aber immer auch stark kollektiv geprägt. Er setzt auf Improvisation, die schöpferische Mitarbeit seiner Schauspieler*innen und auf die Kreativität des gesamten Teams. Künstler*innen aus Videokunst, Kostümbild, Sound- und Lichtdesign entwerfen atmosphärische Räume. So ziehen durch die karge Industriehalle des Schiffbaus dichte Nebelschwaden, wo sie sich lichten, fällt der Blick auf riesige Leinwände, auf denen mal live gedrehte Videoprojektionen erscheinen, mal die Schauspieler*innen mit riesenhaften Pinseln und kübelweise Acrylfarbe live vor den Augen des Publikums abstrakte Bildwelten entstehen lassen. Hartmanns Inszenierungen wirken oft wie surreale Traumlandschaften, in denen Raum und Zeit verschwimmen.

Die erste Zürcher Inszenierung von Sebastian Hartmann wird ein Spektakel, in dem sich die Grenzen zwischen Zuschauer*innen und Spieler*innen auflösen und an dessen Ende sich alle im Tanz vereinen, in einem berauschenden gemeinsamen Technorave. Das kann zwischen 90 Minuten und 5 Stunden dauern, doch keine Angst: Die Schiffbau-Bar ist offen, Füsse vertreten immer erlaubt und Nietzsche-Vorkenntnisse sind absolut keine Pflicht. Hineingeworfen in einen Strudel aus Gedanken und Emotionen, bleibt am Ende vielleicht das Gefühl, nicht jedes Detail verstanden zu haben, aber doch aufgerüttelt zu sein. Und der Drang, die Nacht einzuatmen und weiterzudenken. Denn, wie es bei Nietzsche heisst: «Alle Lust will Ewigkeit».

SEBASTIAN HARTMANN geboren 1968 in Leipzig, ist Regisseur und Bühnenbildner. Nach einem Schauspielstudium an der Leipziger Theaterhochschule «Hans Otto» arbeitete er als Schauspieler, ab Mitte der neunziger Jahre folgten eigene Regiearbeiten. 1999 – 2003 war er Hausregisseur an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Er inszenierte am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg, am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater Berlin sowie an den Theatern in Basel, Köln, Magdeburg, Frankfurt, in Tallinn und am Nationaltheater Oslo. Von 2008 bis 2013 leitete er das Schauspiel Leipzig, das er in Centraltheater umbenannte. Seine Inszenierungen KRIEG UND FRIEDEN, ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE, DER ZAUBERBERG und DER EINZIGE UND SEIN EIGENTUM waren eingeladen zum Berliner Theatertreffen.

FRIEDRICH NIETZSCHE

Der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) ist eine Ausnahmeerscheinung der Philosophiegeschichte. Als Professor für Klassische Philologie in Basel schrieb er ein umstrittenes Buch über DIE GEBURT DER TRAGÖDIE, als Philosoph verkündete er den «Tod Gottes» und er gilt als Vorreiter zahlreicher Theorien, die uns heute noch prägen – vom Existentialismus bis zur Postmoderne. «Gerade Thatsachen giebt es nicht, nur Interpretationen», so Nietzsche.

ALSO SPRACH ZARATHUSTRA

NACH FRIEDRICH NIETZSCHE REGIE SEBASTIAN HARTMANN MIT ELIAS ARENS, ARTEMIS CHALKIDOU, LOLA DOCKHORN, TABITA JOHANNES, MATTHIAS NEUKIRCH, LINDA PÖPPEL U. A. PREMIERE 3. MAI 2025 SCHIFFBAU-HALLE

H4L * LUZ1 *

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N4T10 * N3N

Im neuen Stück der Schweizer Dramatikerin Maria Ursprung werfen wir einen Blick ins Leben der Programmiererin Sera. Seit diese mit einer selbst generierten KI arbeitet, lösen sich die Grenzen zwischen ihrer analogen und digitalen Welt zunehmend auf. Was ist echt, was künstlich, wer ist KI, wer Mensch? HALLUZINATIONEN verhandelt auf Grundlage einer Familiengeschichte elementare gesellschaftliche Fragen im Kontext einer sich rasant entwickelnden KI-Technologie. In der Inszenierung von Helge Schmidt kommen auch drei KI-Expert*innen der ETH Zürich aus den Bereichen Medizin, Kunst und Militär zu Wort.

SARAH C. BRÜNINGK

«Auch heutzutage lassen wir die KI schon in sehr viele Aspekte unseres Lebens, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Aber im Medizinischen ist das verbunden mit Patient*innen, also potenziell mit mir selbst und meinem Leben. Ich denke, dass wir deshalb in der Medizin dem Ganzen gegenüber momentan noch skeptischer aufgestellt sind. Und ich denke, das ist auch gut so. Die Frage ist eher, ob wir in anderen Bereichen nicht ebenfalls etwas vorsichtiger sein sollten. Künstliche Intelligenz ist nach wie vor ein Algorithmus, und der hat keine Ethik. Der Algorithmus entscheidet nicht nach Gefühl. Er entscheidet so, wie er trainiert wurde. Wir müssen Geld investieren, um Algorithmen zu entwickeln, ebenso wie Firmen Geld investieren, um Produkte zu entwickeln. Dahinter stehen politische und ethische Fragen, und aus meiner Perspektive steckt hier ein grosses Potenzial der Demokratisierung.»

Prof. Dr Sarah C. Brüningk leitet das Zentrum für KIbasierte Strahlentherapie am Inselspital Bern und der Universität Bern. Sie ist ausgebildete Physikerin und forschte an der ETH Zürich mit einem Schwerpunkt auf KI für biomedizinische Anwendungen.

ADRIAN NOTZ

«Also die Frage danach, ob KI bereits selbstständig kreativ sein kann, würde ich – Stand jetzt – mit Nein beantworten. Ich hoffe sehr, dass die KI für die Kunst auch zukünftig vordergründig ein Spielzeug bleibt. Die Aufgabe der Kunst sehe ich allerdings nicht nur in etwas Spielerischem, also einem performativen Akt mit der KI, sonder n ebenso in einem Diskurs und Hinterfragen derselben. Ich finde, dass ein kritisches Denken und ethische Fragestellungen enorm wichtig sind. Und dass die Kunst das leisten kann. Sie ist inspirierend. Und sie kann Visionen für eine gute Zukunft darstellen. Ich glaube, dass es tatsächlich fast nur die Kunst ist, die sich wirklich um gesellschaftliche Fragestellungen kümmert. Und hier liegt für mich das Potenzial der Kunst: dass sie diese Themen, vor allem auch spielerisch, in die KI-Technologie hineinbringen kann.»

Adrian Notz ist Kurator in Zürich und Dozent an der ETH, wo er das AI+Art Programm am AI Center leitete. Zuvor war er Künstlerischer Leiter des Cabaret Voltaire in Zürich. 2024 war er Co-Kurator der AAA Experiments in der Kunsthalle Zürich und 2023 der Art Encounters Biennale in Timișoara.

JENNIFER VICTORIA SCURRELL

«Wer macht KI? Das machen ja nicht (mehr) Staaten, sondern Privatfirmen in diesen Staaten. Kurz gesagt bedeutet das, dass Staaten abhängig sind von Privatfirmen. Und gerade weil diese Technologie so viel Einfluss nehmen wird auf unser Leben, oder ihn vielmehr bereits jetzt schon hat, müssen wir demokratisch darüber abstimmen: Was wollen wir wirklich? Welche Werte sind uns wichtig in diesen KIModellen? Was für Moralvorstellungen wenden wir an? Wollen wir zum Beispiel den Einsatz von autonomen Waffen oder nicht? Aber eigentlich werden wir ja nicht wirklich gefragt. Und trotzdem bin ich eher Enthusiastin. Ich finde KI was Gutes. Warum sollte man mit deren Hilfe – wie soll ich sagen? – nicht die Menschen besser machen? »

Jennifer Victoria Scurrell ist Doktorandin am Center for Security Studies der ETH Zürich. Ihr Forschungsinteresse gilt der Mensch-KI-Interaktion, KI-gestützten Beeinflussungsoperationen und verantwortungsvoller KI. Sie arbeitete an der Militärakademie der ETH und testet KI-Modelle auf ihre Sicherheit und Ethik als Mitglied von OpenAI’s Red Teaming Network.

HALLUZINATIONEN

VON MARIA URSPRUNG

MARIA URSPRUNG

Maria Ursprung schreibt Theaterstücke, Hörspiele und Prosa. Ausserdem ist sie Co-Leiterin des Theater Marie in Aarau. Sie studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Bern und der FU Berlin, sowie Literarisches Schreiben in Biel am Schweizerischen Literaturinstitut.

AUFTRAGSWERK FÜR DAS SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH REGIE HELGE SCHMIDT MIT CATRIONA GUGGENBÜHL, DANIEL LOMMATZSCH, CARLA RICHARDSEN, THOMAS WODIANKA LIVE-MUSIK FRIEDER HEPTING EXPERT*INNEN DER ETH ZÜRICH (VIDEO) DR. SARAH C. BRÜNINGK, ADRIAN NOTZ, JENNIFER VICTORIA SCURRELL URAUFFÜHRUNG 1. MÄRZ 2025 SCHIFFBAU-MATCHBOX

(AUSSER)IRDISCH

DIE ZEIT schwärmte einst von «der spezifisch rois’schen Mischung aus Auftrittskraft und permanenter Selbstverwunderung». Grösste Verwunderung zeigt die in Linz geborene Schauspielerin Sophie Rois auch als auf der Erde gelandete Ausserirdische in René Polleschs LIEBE, EINFACH AUSSERIRDISCH: Was bitte meinen balzende Menschen mit «zusammen Kaffee trinken»? Was ist Sex, was Liebe, und wo hat sie überhaupt Platz in diesem Kapitalismus?

Vermutlich ebenfalls in diesem Universum,

nämlich in einem Saal am Ende der Zeit, spielt Thom Luz’ DAS IRDISCHE LEBEN. Der Zürcher Regisseur schafft eine Inszenierung, in der vier Personen in einem leeren Raum gefangen sind und nur durch Gesang entkommen können. Grundlage der musikalischen Flucht bilden Lieder und Sinfoniefragmente von Gustav Mahler. Neben diesen (ausser)irdischen Inszenierungen zeigt das Schauspielhaus Zürich im Mai und Juni mit zwei weiteren Gastspielen eine Auswahl der herausragendsten Produktionen im deutschsprachigen Theater.

Weltüberdruss oder Veränderungsoptimismus?

SOPHIE Ich ziehe es vor, die Welt nach streng wissenschaftlichen Kriterien zu betrachten, und laut dem 2. Gesetz der Thermodynamik verwandelt sich früher oder später alles zu Scheisse.

THOM Veränderungsoptimismus, denn: Ein Optimist ist ein Pessimist, der aufgegeben hat.

Gastspiel oder Heimspiel?

SOPHIE Oh, ich weiss es sehr zu schätzen, wenn man mich als Gast willkommen heisst.

THOM Aus aktuellem Anlass: Heimspiel!

Körper oder Stimme?

SOPHIE Erstmal braucht man einen Gedanken.

THOM Tendenziell Körper, der funktioniert auch in der Stille.

Irdisch oder ausserirdisch?

SOPHIE Die Erde aus der Perspektive der Ausserirdischen, das kann sehr erheiternd sein.

THOM Irdisch. Auch im Weltall werden wir uns immer nur selber begegnen.

Nebeln oder Rauchen?

SOPHIE Ach Rauchen, das erinnert mich an das Leben in einem anderen Jahrtausend.

THOM Nebeln. Ist gesünder, weil Nebel auch ohne Verbrennung entstehen kann, Rauch nicht.

LIEBE, EINFACH AUSSERIRDISCH

VON RENÉ POLLESCH

REGIE RENÉ POLLESCH MIT TRYSTAN PÜTTER, SOPHIE ROIS, KOTBONG YANG INSZENIERUNG DES DEUTSCHEN THEATER BERLIN

WIEDER AB 3. MAI 2025 PFAUEN

DAS IRDISCHE LEBEN VON THOM LUZ UND ENSEMBLE REGIE THOM LUZ MIT MARA MIRIBUNG, DANIELE PINTAUDI, SAMUEL STREIFF, MATHIAS WEIBEL

GASTSPIEL VON THOM LUZ UND BERNETTA THEATERPRODUKTIONEN IN KOPRODUKTION MIT GARE DU NORD BASEL ANFANG JUNI 2025 PFAUEN

Weitere Gastspiele im Juni

DER ZAUBERBERG VON THOMAS MANN REGIE BASTIAN KRAFT MIT DAGNA LITZENBERGER VINET, MARKUS MEYER, SYLVIE ROHRER, TILMAN TUPPY

GASTSPIEL BURGTHEATER WIEN ANFANG JUNI 2025 PFAUEN

FRÄULEIN ELSE

FREI NACH ARTHUR SCHNITZLER VON LEONIE BÖHM UND JULIA RIEDLER

REGIE LEONIE BÖHM

MIT JULIA RIEDLER

GASTSPIEL VOLKSTHEATER WIEN MITTE JUNI 2025 PFAUEN

HALLUZINATIONEN VON

URSPRUNG AUFTRAGSWERK FÜR DAS SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH REGIE HELGE SCHMIDT Im Anschluss Nachgespräch

MO 14 Theatermontag Alle Tickets 50 %

PFAUEN 1 9.00 | ½ Preis K ROBIN HOOD BIEST-BALLADE VON MOVED BY THE MOTION REGIE WU TSANG Auch empfohlen ab 10 Jahren

DI 15 ZUM LETZTEN MAL SCHIFFBAU-BOX 19.00 | Pr eis BC UNBOXING VON SUNA GÜRLER REGIE SUNA GÜRLER

PF AUEN 20.00 –21.30 Preis L Dienstags-Abo | ROMEO & JULIA EINE ITALO-DISCO-OPER VON BONN PARK UND BEN ROESSLER NACH WILLIAM SHAKESPEARE REGIE BONN PARK

VON SUNA GÜRLER REGIE SUNA GÜRLER SCHIFFBAU-MA TCHBOX 20.00 | Preis MC | HALLUZINATIONEN VON MARIA URSPRUNG AUFTRAGSWERK FÜR DAS SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH REGIE HELGE SCHMIDT

MI 16

BUCHPRÄSENTATION & LESUNG SCHIFFBAU-BOX 20.00 Preis CHF 30.–(erm. 15.–) DENKEN NACH BOTHO STRAUSS BEGEGNUNGEN IN EINER ANDEREN ZEIT Mit: Philipp Theisohn Es liest: Sebastian Rudolph Moderation: Nicola Steiner (Leiterin Literaturhaus Zürich) PFAUEN

PF AUEN 20.00 Preis L Mittwochs-Abo |

DIE VÖGEL

VON ARISTOPHANES ÜBER DAPHNE DU MAURIER BIS ALFRED HITCHCOCK IN KOOPERATION MIT THEATER HORA REGIE LILJA RUPPRECHT

SCHIFFBAU-BOX 19.00 Pr eis BC | UNBOXING VON SUNA GÜRLER REGIE SUNA GÜRLER Im Anschluss Nachgespräch

HOOD BIEST-BALLADE VON MOVED BY THE MOTION REGIE WU TSANG Auch empfohlen ab 10 Jahren

SCHIFFBAU-BOX 20.00 –21.20

VON TRAJAL HARRELL / ZÜRICH DANCE ENSEMBLE INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE TRAJAL HARRELL PF AUEN 20.00 Preis L Migros-Abo DIE VÖGEL

SCHIFFBAU-MA TCHBOX 20.00 | Preis MC | HALLUZINATIONEN

VON MARIA URSPRUNG AUFTRAGSWERK FÜR DAS SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH REGIE HELGE SCHMIDT

TAMBOURINES VON TRAJAL HARRELL / ZÜRICH DANCE ENSEMBLE INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE TRAJAL HARRELL

SCHIFFBAU-BOX 20.00 –21.20 Preis

TAMBOURINES VON TRAJAL HARRELL / ZÜRICH DANCE ENSEMBLE INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE TRAJAL HARRELL

25

SA 26

PREMIERE

1 9.00 | Pr eis L | Premieren-Abo | ROBIN HOOD BIEST-BALLADE VON MOVED BY THE MOTION REGIE WU TSANG Auch empfohlen ab 10 Jahren Im Anschluss Premierenfeier im Foyer MI 9

VON ARISTOPHANES ÜBER DAPHNE DU MAURIER BIS ALFRED HITCHCOCK IN KOOPERATION MIT THEATER HORA REGIE LILJA RUPPRECHT

WIEDERAUFNAHME PFAUEN 20.00 –21.40 | Preis K |

BLUTSTÜCK

NACH DEM ROMAN VON KIM DE L’HORIZON REGIE LEONIE BÖHM

PFAUEN 1 7.00 –19 .1 0 | Preis L

VON JEAN-PAUL SARTRE REGIE JAN BOSSE Im Anschluss Nachgespräch SO 27 ZU GAST PFAUEN 20.00 –21.20 Preis CHF 40.–(erm. 20.–) ZACK. EINE SINFONIE. SOLOABEND MIT WOLFRAM KOCH MIT TEXTEN VON DANIIL CHARMS MO 28 PFAUEN 1 9.00 | Pr eis K | ROBIN HOOD

DIE SCHMUTZIGEN HÄNDE

SCHIFFBAU-BOX 19.00 | Pr eis BC | UNBOXING VON SUNA GÜRLER REGIE SUNA GÜRLER Im Anschluss «Schweizerdeutsch als Bühnensprache»: Podium mit Suna Gürler, Fatima Moumouni (tbc), u. a. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Literarische Gegenwart der Universität Zürich PF AUEN 20.00 | Preis L | Freitags-Abo DIE VÖGEL VON ARISTOPHANES ÜBER DAPHNE DU MAURIER BIS ALFRED HITCHCOCK IN KOOPERATION MIT THEATER HORA REGIE LILJA RUPPRECHT FR 11

VON JEAN-PAUL SARTRE REGIE JAN BOSSE

SCHIFFBAU 17 .00 –18.00 | CHF 10.–ÖFFENTLICHE FÜHRUNG DURCH DEN SCHIFFBAU

SCHIFFBAU-BOX 19.00 Pr eis BC | UNBOXING VON SUNA GÜRLER REGIE SUNA GÜRLER Im Anschluss Nachgespräch

SCHIFFBAU-MA TCHBOX 20.30 Preis MC HALLUZINATIONEN VON MARIA URSPRUNG AUFTRAGSWERK FÜR DAS SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH REGIE HELGE SCHMIDT Im Anschluss Nachgespräch

PFAUEN 1 9.00

5 TYPEN VON SCHAUSPIELER*INNEN

Schauspieler*innentypen gibt es so viele, wie es Schauspieler*innen gibt – nur manchmal kann man in gemeinsamen Proben auf die Idee kommen, bestimmte Kolleg*innen anderswo schon erlebt zu haben. Fünf Charaktere, die in vielen Probenphasen und Ensembles zum Vorschein kommen, stellen wir hier vor.

TRADITIONALIST*IN

Oftmals ein erfahrenes Ensemblemitglied – hat einen reichen Anekdotenschatz zu bieten und weiss von Zeiten zu berichten, als die Sitten noch ganz andere waren. Er*Sie ist weder um guten Rat verlegen, noch darum, Regisseur*innen auf den Zahn zu fühlen, ob diese auch wohlüberlegt handeln.

«NO RISK, NO FUN»

Diese Person hat schon alles auf einer Bühne getan und würde es wieder tun – Kunstblut, Schweiss und diverse andere Flüssigkeiten können hierbei eine Rolle spielen, ebenso wie das Auftreten und Spielen in astronomischen Höhen und auf erstaunlichen Fahrzeugen und Geräten – Markenzeichen dieses Typs sind Performances an der Grenze der Reproduzierbarkeit.

CHAOT*IN

Von manchen Kolleg*innen weiss man nach Jahren gemeinsamer Arbeit nicht, in welcher Stadt sie eigentlich leben, zu welcher Tagesoder Nachtzeit sie schlafen und wann sie wach sind – sie erscheinen und verschwinden, leisten Einiges an Jonglagearbeit und jedes Mal freuen wir uns, dass sie es zur Probe oder Vorstellung geschafft und uns nicht vergessen haben.

FIAT 500 Sympathisch, praktisch und kompakt. Der Fiat 500 passt zu allen, ist verlässlich und dabei ein echter Kultklassiker.

DER*DIE DIVA

Mit Diven – einem Persönlichkeitstypus, der nicht nur unter Schauspieler*innen zu finden ist –zusammenzuarbeiten, ist ein Geschenk. Selbstverständlich sind daher im Umgang mit Diven Dankbarkeit, volle Aufmerksamkeit, Feingefühl und das richtige Mass an Bewunderung nötig, die wir ihnen ger n entgegenbringen.

classic meets you

Medien-Partner: Neue Zürcher Zeitung AG

LoveLiesBleeding TONHALLE R

13. / 14. Jun 2025

jetztstreamen aufcinu.ch

Münsterhof Zürich

Eintritt!

tonhalle-orchester.ch/air

Vorschau auf die

Spielzeit

2025 / 2026

7.Mai│PFAUEN

Pınar Karabulut und Rafael Sanchez übernehmen mit der kommenden Saison als Co-Intendant*innen die Leitung am Schauspielhaus. Am 7. Mai präsentieren sie ihren Spielplan erstmals dem Publikum. Sie sind herzlich dazu eingeladen!

«FLOAT LIKE A BUTTERFLY, STING LIKE A BEE»

Ihre Antworten erzählen von Gemeinschaft, Experimentierfreude und dem Wunsch,eigenePerspektiveneinzubringen.

Seit Oktober treffen sich über 60 junge Theaterbegeisterte wöchentlich zum Proben, Experimentieren und Diskutieren in der Pfauen-Kammer. In drei Jugendclubs entwickeln sie unter professioneller Anleitung eigene Inszenierungen, die im Mai Premiere feiern. Ihr gemeinsames Motto: float like a butterfly, sting like a bee.

JUGENDCLUBS 24/25

Premieren: 2. Mai (Club 1), 17. Mai (Club 2), 30. Mai (Club 3) | PFAUEN-KAMMER Wer mehr über die Clubs und ihre Spieler*innen wissen möchte, sollte unbedingt einen Blick auf unsere Website werfen!

FLIEGEN MIT DEN HORAS

Mit DIE VÖGEL präsentiert das Schauspielhaus eine Kooperation mit dem Theater HORA. Wir haben im Februar die Proben besucht und das Team gebeten, seine Gedanken aus dem Probenprozess zu teilen.

BILDER PHILIP FROWEIN

«Im Frühling kommen die Vögel.»

– Vincent Basse, Ensemble Schauspielhaus Zürich

«Die ungefilterte und unbändige Spielfreude der Schauspieler vom Theater HORA ist enorm inspirierend. Da schneide ich mir liebend gerne jede Scheibe ab, die ich bekommen kann. Und mit der Rolle des Dan Fawcett eröffnet sich die Möglichkeit, etwas über Radikalisierung in den Untiefen diffuser Verschwörungsmythen zu erzählen. Das interessiert mich und fühlt sich sehr ungemütlich aktuell an.»

– Elias Arens, Ensemble Schauspielhaus Zürich

«Der frühe Vogel fängt den Wurm. Jetzt ist es soweit. Ich spiele einen Wiedehopf. Manchmal sind Rolle und Schauspieler*in auf der Jagd nach einander – dann müssen sich beide unweigerlich treffen, um eine Symbiose einzugehen. Jetzt fliege ich als Wiedehopf durch die Welt des Hitchcocks und die des Aristophanes. Ich verbringe gerne meine Zeit mit ihm – auch wenn er ein wenig streng riecht. Ich schaue gerne immer wieder durch ganz andere Augen, als nur durch meine eigenen. Der frühe Vogel kann den Wurm behalten, ich nehme lieber den Kaffee.»

– Karin Pfammatter, Ensemble Schauspielhaus Zürich

«Ich interessiere mich für Aristophanes. Es sind alte Texte. Es sind viele Details beschrieben. Ich musste den Text des Ornithologen Mr. Bundy selber erfinden. Das war nicht einfach. Das ist nichts Gutes und nichts Schlechtes, aber positiv.

Für mich ist es neu mit Karin ein Duo zu spielen. Es ist eine Inspiration. Wir haben tausend Ideen. Aber wir können nicht alle zeigen. Sonst kommen wir nie zu einem Ende.»

– Robin Gilly, Ensemble Theater HORA

«Wir drehen die Idee Aristophanes’ ‹der Mensch verkleidet sich als Vogel› um. In unserer Inszenierung werden die anfangs noch ‹gefiederten› Vögel im Laufe des Stücks zu Menschen, sodass sich zum Ende Mensch und Mensch gegenüber stehen. Die grossen Masken mit aufgerissenen Mündern stehen für eine aggressive wütende Masse – die zwei Gruppen exemplarisch für einen Zyklus von Rache und Gewalt.

Die Kostüme im Hitchcock-Teil der Inszenierung orientieren sich sehr nah an den Originalkostümen im Film. Durch die Auswahl der Farbigkeit und die künstlichen Materialien Lack und Kunstleder öffnet sich eine zweite Ebene, die ein ausgestellteres, extremeres Spiel in Richtung Horrorfilm unterstützt.»

– Victoria Behr, Kostüme

«Am besten gefällt mir die Figur der Kassandra. Sie ist immer da. Aber man sieht sie nicht. Sie ist geheimnisvoll.

Ich arbeite in dem Projekt zum ersten Mal mit einem Choreografen zusammen. Es ist manchmal schwierig synchron mitzuhalten. Das ist für mich neu. Aber es gefällt mir, mit Leuten aus Berlin zu arbeiten.»

– Simon Stuber, Ensemble Theater HORA

DIE VÖGEL

VON ARISTOPHANES ÜBER DAPHNE DU MAURIER

BIS ALFRED HITCHCOCK IN KOOPERATION MIT THEATER HORA REGIE LILJA RUPPRECHT MIT ELIAS ARENS, NOHA BADIR, VINCENT BASSE, MATTHIAS BRÜCKER, ROBIN GILLY, SOPHIE HOTTINGER, KARIN PFAMMATTER, FRIDOLIN SANDMEYER, SIMON STUBER PREMIERE 14. MÄRZ 2025 PFAUEN

WIDERSTAND AUS DEM WALD

Das Performancekollektiv Moved by the Motion bringt die Erzählung des edlen Sozialrebellen und des Rächers der Unterdrückten nicht als Geschichte eines Einzelhelden auf die Bühne, sondern als Erzählung, in der die Gruppe, der Wald und die Tiere im Vordergrund stehen.

Regisseurin Wu Tsang und Dramaturg Joshua Wicke über die Entstehung eines Stücks, das sowohl Erwachsene als auch Kinder begeistern soll.

JW Es ist bereits das zweite Stück, das ihr als Moved by the Motion für Kinder inszeniert. Wie unterscheidet sich die Arbeit an einem Theaterstück auch für Familien von der an einem Theaterabend explizit für Erwachsene?

WT Die Inszenierung von PINOCCHIO vor zwei Jahren war für Moved by the Motion eine echte Offenbarung, denn zuvor hatten wir noch nie ein Theaterstück für Kinder gemacht. Die Reaktion des jungen Publikums war aufregend und es begeisterte uns, dass auch die Erwachsenen so positiv auf die Inszenierung reagierten. Ein Stück zu gestalten, das so viele verschiedene Altersgruppen anspricht, macht wirklich Spass! Als wir mit PINOCCHIO anfingen, habe ich mich gefragt, was meine ersten Erinnerungen an Kunst sind. Und ich habe darüber nachgedacht, wie wir die Kreativität der Kinder fördern und mit unseren Arbeiten zugleich wichtige Ideen vermitteln können.

Für ein Publikum ab zehn Jahren zu arbeiten, ist eine neue Herausforderung. Zehn ist ein magisches Alter, denn es ist wirklich der Beginn des Erwachsenwerdens. Ich denke, es ist fast das erwachsenste Alter. Kinder sind in dieser Zeit sehr weise, selbstbewusst und daran interessiert, die Gesellschaft und die Regeln zu verstehen und herauszufinden, was gut und was schlecht ist.

JW Robin Hood ist die zentrale Figur mehrerer alter englischer Balladenzyklen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zur heutigen Sage formten. Was daran hat euch fasziniert und was möchtet ihr vermitteln?

WT Wir lieben diese Geschichte! Wir haben uns einige dieser alten, mittelalterlichen Kinderballaden angesehen, die sehr vielfältig in ihrer Darstellung von Robin Hood sind. Vor den Held*innengeschichten waren in der westlichen Erzähltradition Volkssagen sehr verbreitet, in denen die Kollektive, nicht aber die Moral einzelner Held*innen wie Robin Hood, eine grosse Rolle spielten. Doch natürlich ist auch gerade dieser Aspekt für uns wichtig: Dass Robin Hood die Reichen beraubt, um die Armen zu ernähren. Diese Umverteilung von Reichtum ist nicht nur eine grossartige Moral, sondern auch sehr vorausschauend für die Zeit, in der wir jetzt leben, in der faschistische Ideen und Oligarch*innen mehr und mehr Einfluss gewinnen. Und dennoch glauben wir fest daran, dass es immer eine Möglichkeit zu Veränderung gibt. Diese Botschaft soll unser Robin Hood verbreiten.

JW Einer deiner ersten Filme hiess WILDNESS, und auch bei PINOCCHIO und bei ROBIN HOOD spielt der Wald als Ort der Wildheit eine grosse Rolle. Was interessiert dich daran?

WT «Wildheit» ist offensichtlich ein Konzept, das mir in meiner gesamten künstlerischen Laufbahn sehr am Herzen liegt. Mein erster Film WILDNESS handelte von Untergrundräumen als «wilden» Räumen, Räumen der Unordnung und Anarchie, der Selbstverwaltung und des Widerstands. Das spiegelt sich auch in dem Unter- oder Alternativtitel wider, den Sophia Al Maria, die Autorin unserer Robin-Hood-

« DIE UMVERTEILUNG VON REICHTUM IST EINE GROSSARTIGE MORAL!»

WU TSANG, REGISSEURIN

WU TSANG

Wu Tsang ist eine preisgekrönte Filmemacherin und Performance-Künstlerin. Ihre Werke erkunden verborgene Geschichten, zurückgedrängte Themen und den Akt der Performance selbst. Dabei verbindet ihr dokumentarischer Ansatz Storytelling mit fantastischen Elementen. Die Praxis von Wu Tsang ist zutiefst kollaborativ, besonders mit Moved by the Motion, der 2016 mit Tosh Basco gegründeten PerformanceGruppe. Zahlreiche Auszeichnungen würdigen ihr Schaffen, darunter der renommierte MacArthur-«Genius Grant» im Jahr 2018.

MOVED BY THE MOTION

Moved by the Motion ist ein interdisziplinäres Künstler*innen-Kollektiv, das Wu Tsang 2016 mit Tosh Basco gründete. Die Gruppe verbindet Performance, Musik, Film und Literatur und arbeitet kollaborativ an hybriden Kunstformen. Zu den Mitgliedern zählen u. a. Cellist Patrick Belaga, Tänzer Josh Johnson und Musikerin Asma Maroof. Ihre Arbeiten erforschen Sprache, Identität und soziale Dynamiken. Seit 2020 sind sie am Schauspielhaus Zürich aktiv, wo sie mit Tsang experimentelle Inszenierungen entwickeln.

Inszenierung, gewählt hat: Beast Epic im Englischen und Biest-Ballade im Deutschen. Von «Wildheit» auszugehen, empfinde ich als guten Ansatz, um Kindern Themen wie Aufmerksamkeit für die Umwelt oder das Leben mit der Natur näherzubringen und ihnen zu zeigen, was wir von der Natur lernen können. Anstatt zu denken, dass unsere moderne Gesellschaft und Zivilisation die Antwort ist, sollten wir uns auf ältere Lebensweisen besinnen, auf indigene Lebensweisen, auf Wissen und soziale Strukturen, die stärker in Einklang mit der Natur stehen, als wir es tun. Ich denke, das ist super wichtig.

JW Ich habe das Gefühl, dass sich das nicht nur auf der inhaltlichen Ebene widerspiegelt, sonder n auch in eurer Arbeitsweise. Kannst du uns erzählen, welche sozialen Praktiken Moved by the Motion beeinflussen?

WT Moved by the Motion ist ein Kollektiv. Es ist immer schwierig, Aussenstehenden zu erklären, was dieses Kollektiv eigentlich ist. In der Realität bedeutet das eine Menge Arbeit an Beziehungen, Arbeit an Intimität, Arbeit an Verletzlichkeit. Wir denken darüber nach, dass aufgezwungene gesellschaftliche Strukturen wie Regierungen uns nicht retten werden. Wir werden diejenigen sein, die uns selbst retten. Das ist heute wahrer denn je. Dean Spades Lehren über gegenseitige Hilfe (mutual aid) und sein kürzlich veröffentlichtes Buch «Love in a F*cked-Up World», in dem es speziell um Romantik und Intimität in sozialen Bewegungen geht, liegen uns sehr am Herzen. Es spricht die sozialen Aspekte dessen an, was wir tun: Die Partys, die wir veranstalten, die gemeinsamen Abendessen, die wir kochen, die buchstäbliche Polyamorie des Ganzen in jeder Hinsicht. Diese kollektive Arbeit ist untrennbar mit der Frage verbunden, wie wir leben, überleben und Widerstand leisten wollen.

ROBIN HOOD BIEST-BALLADE

VON MOVED BY THE MOTION

REGIE WU TSANG

TEXT SOPHIA AL MARIA

AUCH EMPFOHLEN AB 10 JAHREN MIT YÈNIOU AVOGNON, TOSH BASCO, JOSH JOHNSON, JUNE-ELLYS MACH, ASMA MAROOF, NANCY MENSAH-OFFEI, SEBASTIAN RUDOLPH, LUKAS VÖGLER U. A. PREMIERE 9. APRIL 2025 PFAUEN

REZEPT

Wermut mit Kräutern infused:

150  ml Wermut

5 g Pfefferminze

5 g Thymian

Alles in ein Glas geben und 48 h einwirken lassen.

Zutaten in ein Glas geben:

30 ml Wermut mit Kräutern infused

30 ml Campari

Eis ins Glas geben. Mit Prosecco auffüllen. Mit Orangenzesten und einem Thymianzweig dekorieren.

PHILIPP STEVENS ist nicht nur Regieassistent am Schauspielhaus Zürich, sondern auch hausinter ner Drinktüftler und Foodredaktor. Während eines Aufenthalts in London besuchte er die European Bartender School und entwirft seither immer wieder neue Drinks für das SchauspielhausMagazin. Für das Rezept dieser Ausgabe liess sich Philly von der legendären Bar Basso in Mailand inspirieren, dem Geburtsort des Negroni Sbagliato. Sein GRANDE FINALE verleiht dem klassischen Aperitivo eine frische Note: Roter Wermut, veredelt mit einem sommerlichen Aufguss aus Thymian und Pfefferminze, serviert in grossen Kelchen und mit einem Hauch Dolce Vita. Damit ist der Drink perfekt für den Moment vor oder nach dem Besuch unserer ItaloDisco-Oper ROMEO & JULIA – sowie für alle anderen Augenblicke, in denen ein Schuss Italianità das Leben verschönert (also immer). Cin Cin & Ciao!

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MICHAEL NEUENSCHWANDER, KARIN PFAMMATTER, DANIEL LOMMATZSCH, MAXIMILIAN REICHERT, ELIAS ARENS & INTENDANT ULRICH KHUON

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