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DER STILLE PARTNER

Zu Besuch bei REZA AKHAVAN

Den Immobilien-Entwickler Reza Akhavan zu einer Homestory zu bewegen, war ein Kunststück. Aber Reza kann eben keiner Art von Kunst widerstehen. Für die SCHLOSSSEITEN hat er deshalb sein Anwesen in Straß im Straßertal geöffnet und gezeigt, dass seine Kunstsammlung ausreicht, um ein weiteres Museum zu füllen. Denn eines betreibt er unter anderem mit seinem Geschäftspartner Daniel Jelitzka bereits: das WAM, das im Jahr 2024 eröffnet hat.

Text und Produktion: Beatrice Tourou Fotos: Joseph Gasteiger

Bei Reza Akhavan scheint die Sonne, auch wenn der Herbst bereits eingekehrt ist. Sein sonniges Gemüt spürt man in seiner Einrichtung und in dem geglückten Versuch, die Provence ins Kamptal zu holen.

Wer sich für den Immobilienmarkt interessiert, hat sicherlich bereits von Reza Akhavan gehört, ohne es zu wissen, denn Reza ist der Partner im Namen der Immobilienfirma Jelitzka und Partner, kurz JP Immobilien. Reza mag es eben unauffällig, obwohl sein Hang zu anspruchsvollem Interior-Design und perfekt geschnittenen Anzügen etwas anderes vermuten lässt. Man vergönnt es ihm, denn wer ihn kennenlernt, weiß, dass er gutem Design nicht widerstehen kann, das er sich wortwörtlich verdient hat. Mit 15 Jahren aus dem Iran allein nach Österreich geschickt, um der dortigen Kriegssituation zu entkommen, lautete der ursprüngliche Plan, dass er später ganz in Familientradition Medizin studieren sollte. Als ihn aber der Vater seiner damaligen Jugendliebe für einen Sommerjob in die Maklerei holte und Reza sein erstes Zinshaus verkaufte, wusste er – zum Entsetzen seiner Familie –, dieser Weg würde der seine werden. Und Reza sollte recht behalten, denn von da an ging es für den Liebhaber anspruchsvoller Architektur steil bergauf. Jelitzka & Partner florierte gemeinsam mit dem unaufhaltsamen Immobilienmarkt und schaffte es in den letzten Jahrzehnten, den österreichischen Immobiliensektor für sich zu gewinnen. Denn die Leidenschaft für schöne, alte Gebäude war Reza immer schon gegeben.

Er verliebte sich in Immobilien so wie in Autos oder in die Kunst. Und er verliebte sich oft. Deshalb sammelt er bereits seit 12 Jahren mit dem Kunstberater Heinz Neumann österreichische Künstler und hat unlängst mit Daniel Jelitzka, Jürgen Boden, Philipp Konzett, Dirk Ströer und Christian Winkler das WAM eröffnet. Mit dem Erwerb der Sammlung Friedrichshof im Jahr 2022, bestehend aus einem der größten Bestände von Werken des Wiener Aktionismus, verpflichteten sich die privaten Sammler, diese kunsthistorisch bedeutende Sammlung als Einheit langfristig zu bewahren und in ein Museum zu überführen – das Wiener Aktionismus Museum war geboren. Dies ist aber nur eine der vielen Headlines abseits der Immobilienakquisitionen, so wie jüngst der Kauf des Kärtner-Ring-Hofs. Gerade noch mit seinem Palazzo in Venedig in der AD zu sehen, führte er die SCHLOSSSEITEN durch sein Anwesen in Straß, unweit des Weinguts Topf.

„Ich habe dieses Haus samt Weingärten im Jahr 2008 während der Finanzkrise erworben und mich bei der ersten Besichtigung sofort in das Anwesen verliebt. Dabei habe ich, wie immer, aus dem Bauch heraus entschieden, es zu kaufen. Die Lage in den Weinbergen hat mich verzaubert und ich habe erkannt, dass das Haus viel versteckten Charme hat, den man zur Geltung bringen kann. Damals war es ja noch unsaniert.“ Der Sanierung ließ er seine Zeit, denn im Kamptal schlagen die Uhren einfach langsamer. Jahr für Jahr sanierte er Stock für Stock. „Der älteste Teil des Hauses stammt aus dem 16. Jahrhundert. Erweitert wurde dann in den 1960er- und 1970er-Jahren von Familie Osberger, einer alteingesessenen Weinbauern-Familie aus der Gegend. Wir haben weitere Adaptionen vorgenommen, um das Haus zeitgemäß zu gestalten. Aber wie man weiß, sind alte Häuser eine Aufgabe auf Lebenszeit.“ Zwischenzeitlich ist das Anwesen zu einer Oase für die ganze Familie herangewachsen, die vor allem vom Bruder viel genutzt wird; aber auch die beiden Kinder kommen im Sommer gerne hier heraus. „Unsere drei persönlichen Lieblingsplätze variieren im Verlauf den Jahreszeiten. Im Winter sitzen wir gerne vor dem Kamin im gemütlichen grünen Wohnsalon. Im Sommer sind wir natürlich viel draußen am Pool, wo wir versucht haben, mit der Gestaltung des Gartens ein wenig Provence ins Kamptal zu bringen. Ein von allen geliebter Platz ist rund um die Outdoor-Küche, weil hier die Versorgung mit gutem Essen und Getränken stets gewährleistet ist und es an heißen Sommertagen einfach herrlich schattig ist. In der Regel hoste allerdings nicht ich, sondern meine Frau Isabelle; sie ist die Seele des Hauses. Wir haben immer guten Wein im Kühlschrank und meine Frau besitzt die Gabe, stets etwas Großartiges zu essen zu zaubern, auch wenn wir plötzlich zehn Personen mehr sind als erwartet. Isabelle ist eine sensationelle Gastgeberin. Jeder soll sich bei uns einfach wohlfühlen und eine entspannte Zeit genießen.“

Gastfreundschaft wird in der persischen Kultur großzügig gelebt, Freunde kommen deshalb gerne und oft. Das ist auch der Grund, warum sich Reza einen eigenen Rückzugsbereich eingerichtet hat, damit die Gäste ihren Freiraum haben und er einfach in Ruhe lesen kann, am liebsten Design-Magazine. Die Sammelleidenschaft teilt er übrigens mit seiner Frau. Beide besuchen mit großem Vergnügen Flohmärkte, und sollte Reza wieder einmal nicht schlafen können, geht er online – wie zum Beispiel damals während eines Urlaubs, als er dann auf einem Flohmarkt die große industrielle Deckenleuchte aus dem oberen Salon fand. Das Haus ist ein eklektischer Mix aus Alt und Neu. Es wurde kernsaniert und der Anbau – Rezas persönliches Refugium – wurde komplett ausgehöhlt; die moderne hölzerne Deckenkonstruktion verweist darauf. Eher nahtlos haben sich hingegen die angrenzenden Weingärten integriert. Hier kümmern sich die Geschäftspartner Martin und Anna Arndorfer um die Produktion des „Mabelli“ Weins, der aus den hauseigenen Reben gewonnen und seit einigen Jahren als besonderes Weihnachtsgeschenk für enge Freunde und Geschäftspartner ausgegeben wird. Mittlerweile kann man ihn aber auch in Wien in den Restaurants „The Guesthouse Vienna“, „Nautilus“, „Maria und Josef“ sowie im Hotel „Josefine“ genießen. Diese vier Locations liegen Reza bereits seit längerer Zeit am Herzen. „Wir erzeugen nur 3.000 Flaschen pro Jahr, deswegen können und wollen wir unseren Wein nicht konventionell vermarkten“, erklärt der Neo-Winzer. „Kürzlich hat sogar ein Weinhändler aus London bei uns angefragt, weil er diesen vertreiben wollte. Wir wissen bis heute nicht, wo er den Wein getrunken hat –aber aufgrund der zu geringen Produktionsmenge mussten wir ihm leider absagen.“

Möglicherweise wird man den „Mabelli“ Wein aber schon bald im neuen Museum kosten können, denn das Nebengebäude in Straß wird nun kurzerhand umfunktioniert. „Wir möchten hier eine weitere sehenswerte Institution für die Gegend schaffen, die sich ja mit den vielen Museen in Krems im kulturellen Bereich schon stark entwickelt hat. Das Kamptal hat so viel mehr zu bieten als nur Kulinarik und eine wunderschöne Landschaft. Auch die Festspiele Grafenegg sind hier natürlich zu erwähnen. Die Sammlung, die meine Frau und ich über viele Jahre hinweg aufgebaut haben, der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, sowie junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, kann hier nur eine weitere Bereicherung der Kunst- und Kulturszene im Kamptal darstellen. Wir hoffen, damit einen niederschwelligen Zugang zu Kunst für junge Familien und Jugendliche zu schaffen und ein breites Publikum im ländlichen Raum zu erreichen.“

Eklektisch

Der Backsteinanbau ist das persönliche Refugium des Hausherrn und grenzt an das Haupthaus aus dem 16. Jahrhundert an. „Das revolutionäre Interieurdesign der 1970er begeistern meine Frau und mich seit eh und je“, so Reza Akhavan.

Grossz Gigkeit

Das Anwesen ist in Raum und Dimension ausladend, genauso wie die Herzlichkeit von Reza Akhavan; acht Gästezimmer beherbergen Freunde und Familie. Links: Tisch von Maison Jansen, Werke unter anderem von Rudolf Polanszky, einige Fotoarbeiten von Slim Aarons und vom österreichischen Fotokünstler Helmut Grill. Auch Rezas Ehefrau Isabelle ist selbst als Malerin und Bildhauerin tätig. Die Industrie-Deckenleuchte stammt von einem Flohmarkt.

KUNSTAFFIN

„Bei einem unserer ersten gemeinsamen Flohmarktbesuche haben meine Frau und ich ein großes, altes, verrostetes Schild gefunden, das heute noch als Motto des Hauses an der Wand hängt: Sous un ciel différent (Unter einem anderen Himmel) – ohne Zwänge und ohne Verpflichtungen …“

Küche in hochglanzpolierter Marmoroptik. Den eigenen Hauswein „Mabelli“ welcher gemeinsam mit einem ortsansässigem Winzer produziert wird, gibt es nur in limitierter Auflage.

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