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Coole Schulhöfe

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Abenteuer Amazonas

Abenteuer Amazonas

Der 29. September 2022 war ein schöner, in die Zukunft weisender Tag und das Wetter meinte es gut mit uns. Das Humboldt-Gymnasium in Solingen wurde für das besonders klimafreundlich umgesetzte Konzept zum Projekt „coole Schulhöfe für Nordrhein-Westfalen“ ausgezeichnet und hatte an diesem Tag ein ansprechendes Programm organisiert.

Die Schüler, Eltern, Lehrer und der Schulleiter Herr Lübeck hatten mit Hilfe einer Firma bei diesem Projekt am Humboldt-Gymnasium eine Brache in eine Streuobstwiese umgewandelt und barrierefreie Hochbeete mit Früchten und NaschGemüse auf dem Schulhof errichtet. Dieser coole Schulhof wurde an diesem Tag auch offi ziell eingeweiht.

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Sabine Schulz-Wolff, Anneli Saure und ich durften als Vertreter des Botanischen Gartens mit anderen Gästen bei der feierlichen Eröffnung dabei sein.

Die Deutsche Umwelthilfe hatte die Aktion gestartet und für zehn Schulen in NRW die Fördermittel bereitgestellt. Wir trafen uns mit Matthias Walter von der Deutschen Umwelthilfe, Oberbürgermeister Tim Kurzbach, Vertretern der Stadtverwaltung, dem Schulleiter des HumboldtGymnasiums Alexander Lübeck und den geladenen Gästen an der Streuobstwiese, dem neuen Highlight der Schule.

Wir konnten auf dem Gelände, das nicht nur der Entspannung dienen sollte, sondern auch die Funktion eines Grünen Klassenzimmers haben wird, Benjeshecken, Totholzhaufen, Trockenmauern und viele Nektarpflanzen entdecken. All diese Einrichtungen dienen der Biodiversität.

Nach der Begrüßung fanden wir uns in der Aula der Schule ein, wo alle zehn Schulen und ihre Umsetzung des Themas von ihren Schulleitern, Lehrern und Schülern vorgestellt wurde.

Die Vertreter der anderen Schulen kamen u. a. aus dem Raum Aachen, aus Heinsberg, Neuss, Langenfeld und Rheda-Wiedenbrück. So unterschiedlich die Größe und Beschaffenheit der Schulhöfe, so unterschiedlich war auch die Umgestaltung. Der Betonbelag der Schulhöfe konnte meistens entsiegelt werden, nach Möglichkeit wurden Grünflächen mit Nektarpflanzen und Sitzgelegenheiten errichtet. Eine Grundschule errichtete sogar ein Spielgerüst und eine Kletterwand auf dem Schulhof, damit die Schüler in der Pause ihren Bewegungsdrang ausleben können.

Leider hatten nicht alle Schulen das gewünschte Mitspracherecht, wie ihr Schulhof umgestaltet wurde. Dieser Umstand traf für das Humboldt-Gymnasium aber nicht zu.

Musikalisch wurden wir durch den 5-6-7-Chor (im Chor sind nur Schüler und Schülerinnen aus diesen drei Jahrgängen) der Schule unterhalten und mit dem Lied „We are the world“ auf die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Respekt“ eingestimmt. Vor lauter Rührung vergaßen wir, ein Foto vom Chor zu machen.

Nach einem kleinen Fingerfood-Imbiss in der Mensa, der Veganerherzen höher schlagen ließ, ging es auf den Schulhof zu unserem Stand.

Beim „Markt der Möglichkeiten“ sollten sich noch einmal die Teilnehmerschulen und Bildungspartner präsentieren. Dazu gehörten Einrichtungen und Organisationen, die im weitesten Sinne mit dem Thema Schulgarten und Umweltbildung arbeiten, wie zum Beispiel die Biologische Station Mittlere Wupper, der Arbeitskreis „Solingen summt“ und der NABU. Der Botanische Garten Solingen e.V. organisiert seit 2018 Saatgutbörsen und hat sich nachhaltiges Gärtnern auf die Fahne geschrieben, deshalb bekamen auch wir eine Einladung.

Wir hatten eine Menge Saatguttütchen für jeden Geschmack, Pflanzen in Töpfen für Zimmerkultur und Freiland, verschiedene Ableger und Stecklinge und natürlich das Binokular mitgenommen. Die Schüler und Eltern hatten großes Interesse, mal einen vergrößernden Blick auf Saatgut zu werfen. Wir waren ständig von Schülern und Eltern umgeben, die genau wissen wollten, wie sie mit den Ablegern oder dem Saatgut umgehen sollten oder welche Insekten damit gefördert würden. Wir konnten viele Gespräche über den Botanischen Garten führen und an die Schüler reichlich Flyer verteilen, die speziell für Jugendliche entworfen wurden.

Die Stimmung war sehr freundschaftlich und heiter. Unsere Kisten waren wesentlich leerer, als wir gegen 18 Uhr wieder nach Hause fuhren.

Wir hatten ein gutes Gefühl, dabei gewesen zu sein, etwas für die Natur und den Botanischen Garten getan und interessierte Menschen umfassend informiert zu haben.

Wie sagte schon Alexander von Humboldt: „Natur muss gefühlt werden.“

Text: Carmen Dörner

Unser Bauerngarten „for future“

Unzufriedenheit macht sich breit: Der Bauerngarten hat im letzten Jahr nicht die Blütenpracht hervorgebracht, die wir von ihm aus den letzten Jahrzehnten kannten. Der Klimawandel forderte auch bei uns im Botanischen Garten seinen Tribut. Aus unseren Wäldern und Gärten kennen wir das: Es hat ein großes Fichtensterben eingesetzt. So mussten auch auf dem Alten Friedhof viele Nadelbäume gefällt werden, weil sie unter der zunehmenden Trockenheit gelitten haben und nicht mehr erhalten werden konnten.

Im Unterschied zu den Wäldern und Parkbäumen, für die Förster und Gärtner zuständig sind, wird die Schuld für das Dahinsiechen von Pflanzen im Bauerngarten des Botanischen Gartens bei den ehrenamtlichen Pflegern und Pflegerinnen der Stiftung gesucht. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich um den Bauerngarten kümmern, haben jedoch alles in ihrer Macht stehende unternommen, um dem Bauerngarten zu seiner üblichen Pracht zu verhelfen. Dafür danken wir allen sehr herzlich! Gegen die Wetterlagen sind sie jedoch machtlos.

Dieser Wandel hat dazu geführt, dass Überlegungen angestellt wurden, was zu tun ist, um den Garten für die Zukunft attraktiv zu halten. Das bisherige Konzept, das vor Jahrzehnten von Herrn Steen entworfen wurde, hat lange in jeder Saison für große Freude bei allen Besucher und Besucherinnen geführt. Dafür wurde zweimal im Jahr die gesamte Bepflanzung des Bauerngartens erneuert. Herr Steen hat sich immer zuverlässig um die Beschaffung der Neupfl anzungen gekümmert. Wir sind sehr dankbar dafür!

Jetzt haben sich die Anforderungen an Gärten geändert. Die Bepflanzung soll nachhaltig sein. Das passt nicht mehr zusammen mit einem zweimaligen Pflanzenwechsel in jedem Jahr. Sie soll den Artenreichtum fördern. Dazu ist heimischen Pflanzen der Vorzug zu geben, die unserer heimischen Tierwelt als Nahrung, Unterschlupf und Nistgelegenheit dienen können. Und sie soll klimaresilient sein. Das bedeutet, dass wir darauf achten müssen, den Boden zu pflegen, sodass er Feuchtigkeit so lange wie möglich hält und zur Artenvielfalt der Bodenlebewesen beiträgt. Das sieht nicht unbedingt „ordentlich“ aus, der nackte Boden wird mit Laub und Pflanzenresten bedeckt. Er bietet aber bei genauerer Betrachtung eine Fülle von Beobachtungsmöglichkeiten aller möglicher Lebensgemeinschaften von Tieren, Pflanzen und Pilzen.

Natürlich soll der Garten auch immer noch „schön“ aussehen. Die Schönheit besteht aber jetzt nicht mehr nur in äußerlicher Farbenpracht, sondern in dem Reiz, der Vielfalt und dem Wohlergehen möglichst vieler Lebewesen. Auch alte und abgeblühte Pflanzen entfalten ihre ästhetischen Reize, wenn man sie aufmerksam betrachtet. Für die Tierwelt und die Nachzucht sind sie unerlässlich. Ein allzu sauberer und aufgeräumter Garten ist lebensfeindlich. Das beste Beispiel dafür sind die in Mode gekommenen „Schottergärten“, die ordentlich aussehen, aber kaum Leben beinhalten.

Ein Bauerngarten im Botanischen Garten ist kein Naturgarten, er soll auch ästhetischen Ansprüchen genügen und seltene Pflanzen beherbergen. Aspekte der Permakultur können daher nur in Teilen verwirklicht werden.

Wir hoffen einen guten Weg zu finden für unseren Bauerngarten „for future“.

Text: Sabine Schulz-Wolff; Fotos: Anneli Saure

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