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Zweifacher Abschied

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Rosenbeete in Not!

Rosenbeete in Not!

2022 mussten wir uns von Hannelore Nitsche verabschieden, die nach langer Krankheit verstorben ist. Sie hat mit großem Engagement dazu beigetragen, dass es über Jahrzehnte hinweg jeden Sonntag in der Saison selbstgebackenen Kuchen im Kiosk des Botanischen Gartens zu kaufen gab. Daran haben sich Generationen von Besuchern und Besucherinnen erfreut.

Oft wurde nachgefragt, wo denn das eine oder andere Kuchenrezept herzubekommen sei. Seitdem wurden Kuchenbäckerinnen und Kuchenbäcker mit ihren Rezepten in der Blütenpresse vorgestellt, wie auch in dieser Ausgabe. Die Kuchenspenden erreichten uns aus vielen Haushalten, wo eben mal zwischendurch für den Botanischen Garten Hand angelegt und ein Kuchen gebacken wurde, der dann von Mitgliedern der Stiftung sonntags am Kiosk verkauft werden konnte.

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Das war eine jahrzehntelange Tradition, von der wir jetzt bedauerlicherweise Abschied nehmen müssen. Auch für die Stiftung Botanischer Garten gilt jetzt das bundesweit gesetzlich vorgeschriebene Verbot, Kuchen in den Verkehr zu bringen, der in einer privaten Küche gebacken wurde. Für Gewerbe, die jeden Sonntag in der Saison etliche Kuchen zum Verzehr anbieten, gelten besonders strenge hygienische Vorschriften, unter denen private Kuchenspenden nicht mehr möglich sind.

Ade also allen, die sich bisher ehrenamtlich mit der Kuchenbäckerei für den Botanischen Garten

Anm. d. Red.: Das Verbot des Angebots privat gebackener Kuchen ist leider noch nicht alles, was uns von den zuständigen Stellen der Stadt auferlegt wurde. Die Vorschriften zu diesem Verbot sind leider eindeutig, es gibt keine Möglichkeit für eine Ausnahme. Wo wir die Kuchen – die ja weiter angeboten werden sollen – zukünftig erwerben werden, steht allerdings noch nicht fest. Mehrere Möglichkeiten werden geprüft, damit wir nicht den Kuchen anbieten müssen, der in jedem Supermarkt zu kaufen ist.

Neben diesem Verbot gibt es eine weitere Aufl age der Behörden, der wir auch nachkommen müssen. So müssen alle (!) ehrenamtlichen Mitarbeiter im engagiert haben und danke für Hunderte von Kuchen, die uns im Laufe der Jahrzehnte erreicht und uns geholfen haben, unsere finanziellen Verpflichtungen der Stadt Solingen gegenüber zu erfüllen!

In den Jahrzehnten der privaten Kuchenbäckerei ist nicht bekannt geworden, dass von unseren Kuchen jemals eine Infektion ausgegangen ist, anders als von Produkten von Großküchen, die öfter in den Schlagzeilen waren. Allerdings zählt das leider nicht für den Gesetzgeber. Wir werden deswegen auf Produkte von gewerblichen und hygienisch einwandfreien Bäckereien zurückgreifen müssen, wenn es weiter Kuchen im Botanischen Garten geben soll. Der Vorschlag von behördlicher Seite, jeden Samstag gemeinsam in einer hygienisch überprüften Küche, z.B. derjenigen einer Schule oder der Gläsernen Werkstatt, den Kuchen für den Sonntagsverkauf im Botanischen Garten backen zu gehen, überschätzt die Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements und ist reichlich realitätsfern. Eine andere Möglichkeit haben uns die städtischen Hygienebeauftragten trotz zahlreicher Diskussionen leider nicht offengelassen.

So werden wir uns also von den überaus leckeren, zuhause handwerklich hergestellten Kuchen, deren Ruf schon über Solingen hinaus gedrungen war, verabschieden und in Zukunft nur noch gekaufte Produkte in den Verkauf bringen. Ein Highlight weniger in Solingen...

Kiosk, Grill- und Getränkestand, also alle, die mit Lebensmitteln irgendwie zu tun haben, vor der kommenden Saison an einer Hygieneschulung des Gesundheitsamts teilnehmen. Wir prüfen derzeit noch, ob dies im Botanischen Garten stattfinden kann oder im Gesundheitsamt. Die Kosten werden jedenfalls von der Stiftung getragen. Wahrscheinlich stehen mehrere Termine zur Auswahl, alle Betroffenen werden rechtzeitig informiert. Wer geschult ist, darf auch z.B. neu hinzugekommene Helfer unterweisen (das muss sogar schriftlich belegt werden), damit auch weiterhin ein probeweises Helfen möglich ist. Wir bedauern diesen Aufwand, leider ist er durch bundesweit geltende Vorschriften nötig.

Bald fertig

Das neue Aquarium geht seiner Vollendung entgegen

Es ist nun zwei Jahre her, dass die Arbeiten am zweiten Aquarium im Tropenhaus beginnen konnten. Corona, der Vorrang anderer Arbeiten und einiges andere haben dazu beigetragen, dass das Aquarium erst jetzt seiner Vollendung entgegensieht und die Fische Einzug halten können.

Apropos Fische: Dieses Aquarium soll ein besonderes Becken werden. Dort sollen fast ausschließlich Fische ihre Heimat finden, die aus dem afrikanischen Tanganjikasee stammen. Dort, im ostafrikanischen Grabenbruch, gibt es zwei Seen, die sich durch eine ganz besondere Vielfalt vor allem bei Buntbarschen auszeichnen. Neben dem Malawisee ist das eben der Tanganjikasee mit mehr als 500 verschiedenen Arten von Buntbarschen, von denen das Aquar ium natürlich nur einige (aber besonders interessante) Fische bevölkern sollen.

Das obere Bild zeigt die Ausgangssituation, nachdem die Orchideen und ihr Substrat entfernt worden waren. Wer damals, als es gebaut wurde, das Aquarium eingerichtet hat, wissen wir nicht, wohl aber, dass diese Einrichtung einfach nicht mehr zeitgemäß war. Außerdem haben 20 Jahre Beregnung mehr Schaden angerichtet, als zuerst vermutet worden war.

Insgesamt wurden beim Entkernen des Aquariums bis auf die Betonwände etwa anderthalb Tonnen (1.500 kg!) Steine und Mörtel entfernt. Alleine das war schon eine größere Anstrengung. Und als das überflüssige Material weg war, stellten wir fest, dass die Schäden an der metallenen Aquarieneinfassung, die von außen kaum zu sehen, aber notwendig ist, viel größer waren als angenommen. Vor allem an der Oberkante, ständig der Beregnung ausgesetzt, war das Metall derartig korrodiert, dass ein kompletter Ersatz notwendig war. Planung, Anfertigung und Installation dauerten dann länger als geplant, denn die ursprüngliche Idee, das Ganze von einem Metallbauer anfertigen und installieren zu lassen, erwies sich schnell als zu kostspielig. So wurde –auch mit Hilfe des Glasers, der schon viel Erfahrung mit der Installation von Glasscheiben an Aquarien hatte – eine eigene Lösung gefunden, die dekorativer und hoffentlich langlebiger sein sollte als die alte. Ohne die Mithilfe von Sebastian Hakenberg und vor allem Sascha Verfürth hätte das aber nicht klappen können. Ihnen sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt.

Da diese Planung und dann die Realisierung doch einige Zeit auf sich nahmen, verging das Jahr 2021, ohne dass man allzu viele Fortschritte sah, es aber doch in vielen Punkten weiterging.

So dauerte es schließlich bis Mitte 2022, bis der Glaser endlich die Glasscheibe einsetzen konnte. Es war der vielleicht heißeste Tag des Jahres, ein Umstand, der noch zu Problemen führen sollte. Aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht und es war sicher auch dem Glaser nicht klar, der hier sein Bestes gab. Aber bei über 40 °C zu arbeiten, ohne dass ein Lüftchen weht, ist schon nicht ganz einfach. Wir haben den Mitarbeiter, der dann im Aquarium saß und die Scheibe verklebte, auch bedauert.

Nachdem der Silikonkautschuk mehrere Tage getrocknet war, ging es an die Inneneinrichtung. Auf der rechten Seite befindet sich Lochgestein, das die vorgesehenen Fische besonders mögen würden. Links wurde dann ein Aufbau aus Schieferplatten gebaut. Diese stammten von der alten Aquariendekoration. Auch die Trittsteine in der Mitte, als Höhle gestaltet, stammten aus dieser Quelle. Auf dem Sand wurden dann noch leere Schneckengehäuse platziert, die Wohnstätte einiger spezieller Buntbarsche.

Als Bodengrund wurde zur Hälfte Sand, zur anderen Hälfte Kalksplit benutzt. Da die vorgesehenen Fische hartes Wasser brauchen, das in Solingen nicht gerade aus der Leitung fließt, sollen der Split und das ebenfalls kalkhaltige Lochgestein das Wasser auf natürliche Art und Weise aufhärten. Wenn nötig, wird das Wasser weiter aufgehärtet werden.

Nun folgte ein weiterer wichtiger Schritt, um das Aquarium dekorativer wirken zu lassen: Sowohl die Wände im Aquarienvorraum um das bestehende Aquarium sowie die Wände um und neben dem neu eingerichteten Aquarium wurden in einem warmen Farbton gestrichen.

Aber wie so häufig bei einem so komplexen Projekt sind wir auch danach nicht von Problemen verschont geblieben. Als wir etwa 15 cm Wasser eingelassen hatten, stellte sich heraus, dass die Silkonnaht am unteren Ende der Glasscheibe einige Fehlstellen aufwies. Wir waren zwar weitgehend überzeugt, dass dadurch keine Probleme mit der Dichtigkeit entstehen würden, aber wir wollten auf Nummer Sicher gehen. Also Wasser raus, trocknen lassen und die Naht an diesen Stellen erneuern.

Nachdem dies auch gemacht wurde, stieg Sebastian ins Aquarium und brachte einige Pflanzen an ihren vorgesehenen Stellen unter. Danach wurde das Wasser aufgefüllt und der Filter wurde eingeschaltet. Als wir ein paar Tage später wiederkamen, um den Erfolg zu begutachten, sahen wir – nichts! Das ganze Wasser war durch Mikroalgen derart grün gefärbt, dass man vielleicht zwei Zentimeter hineinschauen konnte. Das kennt man von manchen Gartenteichen, aber im Aquarium ist es selten. Um das Wasser zu klären, wurde ein spezielles Mittel zugegeben. Und tatsächlich, am nächsten Tag war das Wasser wieder klar. Aber das sollte nicht von langer Dauer sein, schon eine Woche später war das Aquarienwasser wieder undurchsichtig grün. Gleichzeitig stellten wir fest, dass die Reinigung der Scheibe aufgrund der Lage der inneren Silikonnähte ein Problem sein und diese beschädigen könnte. Auch hier wurde schnell eine Lösung gefunden, deren Umsetzung aber wieder etwas dauerte. Denn das Wasser musste komplett wieder heraus und die Umrandung der Scheibe musste völlig trocken sein. Dann wurde mit weiterem Silikon und einer kleinen Aluminiumschiene ein Schutz angelegt, der die Nähte vor einer Beschädigung beim Reinigen schützen wird.

Nachdem auch diese neuen Silikonschichten durchgetrocknet waren, konnte Sebastian wieder die Pflanzen einsetzen, wobei wir uns aber für etwas weniger als auf dem Bild entschieden. Dafür wurde noch deutlich mehr Lochgestein eingebracht, das für viele der Fische einen idealen Lebensraum bilden wird. Wieder wurde das Aquarium aufgefüllt und der Filter angestellt. Auch die Beleuchtung war inzwischen angebracht worden, vier LED-Leuchten von einem Meter Länge werden das Aquarium gut ausleuchten, so wie es auch am Tanganjikasee ist.

Mit großer Spannung bin ich dann eine Woche später wieder zum Aquarium gefahren und habe vorsichtig um die Ecke geschaut. War das Aquarienwasser wieder grün? Konnte man ins Aquarium schauen? Zu meiner Freude war das Aquarienwasser kristallklar und wird in wenigen Wochen für den Einzug der Fische parat stehen.

In der nächsten Blütenpresse werde ich ausführlicher über die Fische berichten, die dort ihre Heimat finden. Da sind Buntbarsche dabei, welche die Schneckengehäuse bewohnen. Andere „verpflichten“ ihren Nachwuchs dazu, auf ihre jüngeren Geschwister aufzupassen. Andere Buntbarsche schwimmen im freien Wasser und die Weibchen nehmen Eier und Junge ins Maul nehmen. Einige Welse werden aber aber der Clou sein: Sie schieben in Kuckucksmanier ihre Eier anderen Fischen, nämlich Buntbarschen, unter und lassen sie von denen ausbrüten.

Text & Fotos: Harro Hieronimus

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