tabula 2/2020 Personalisierte Ernährung

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ISSN 2296-1127

9 772296 112705

Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE

_n° 2/2020_CHF 11.00

PERSONALISIERTE ERNÄHRUNG Unser Erbgut — Ernährungsberatung 2.0?

Wissen, was essen.


PERSONALISIERTE ERNÄHRUNG UNSER ERBGUT— ERNÄHRUNGSBERATER 2.0? 

Die Freundin kann scheinbar futtern, ohne auch nur ein Gramm Fett anzusetzen. Bei einem selber scheint die Waage aber schon beim Angucken des Kuchens nach oben zu schnellen. Das muss doch in den Genen liegen, oder? Tatsächlich weiss die Wissenschaft, dass Gene und Übergewicht zusammenhängen. Die Idee, dieses zu bekämpfen, indem man sich den eigenen Genen entsprechend ernährt, liegt nahe. Viele Gentests aus dem Internet versprechen dies sogar. Doch wie wirksam und sinnvoll sind diese wirklich? Eine Erkundung zwischen Lifestyle, Wissenschaft und Neugier.

Vier von zehn Schweizern sind gemäss der aktuellen Gesundheitsbefragung des Bundesamtes für Statistik von 2017 übergewichtig. Jeder Zehnte ist sogar fettleibig oder adipös. Dass Übergewicht eine erbliche Komponente hat, weiss man bereits aus Studien der 1980er- und 1990er-Jahre. Mit der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts im Jahr 2001 hat die Forschung in diesem Bereich einen Sprung gemacht: Nutrigenetik heisst die neue Wissenschaft vom Einfluss der Gene auf die Ernährung. Mittlerweile sind zum Beispiel an die 500 Stellen im Erbgut bekannt, die irgendwie mit Kenngrössen für Übergewicht zusammenhängen, etwa dem Body-Mass-Index (BMI) oder dem TailleHüft-Verhältnis. Das Versprechen, dass die Traumfigur irgendwo dort in den Genen liegt, versuchen seit einigen Jahren vermehrt Gentest-Anbieter im Internet einzulösen. «Abnehmen mit dem Wissen deiner DNA» oder «Verzichten Sie nicht, lernen Sie leben. Ihre Gene verraten Ihnen wie»: So lauten die Losungen von sogenannten Gendiäten. Sie versprechen eine personalisierte Ernährung auf der Grundlage des Erbguts und machen Empfehlungen, wie sich die Kunden ernähren oder wie sie Sport treiben können, um Gewicht zu verlieren oder es besser zu halten. Selbsttest für zu Hause Einen solchen Gentest aus dem Internet hat Jan Rein ausprobiert. Er ist Ökotrophologe und absolviert derzeit seinen Master in Ernährungsökonomie an der Universität Giessen. Der 28-Jährige betreibt gemeinsam mit seiner Freundin den FoodBlog «Satte Sache», auf dem er über seine Experi-

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*Erkenne dich selbst

mente mit Essen und Lifestyle berichtet. «Ich probiere sehr gern Neues aus, zum Beispiel einen Monat lang nur Keto zu essen.» Neben der Neugier hat Rein aber auch der Wunsch getrieben, seinen Körper besser zu verstehen. «Ich hatte immer das Gefühl, dass ich zu Heisshunger und Übergewicht tendiere. Im Vergleich zu Freunden musste ich immer mehr machen, um nicht zuzunehmen.» Rein wollte seine Hypothese überprüfen. Dafür nutzte er einen sogenannten «Direct-to-Consumer»-Test einer deutschen Firma, der online zu bestellen ist. Die Firma stellte ihm den Test für seinen Blog gratis zur Verfügung. Einfluss auf seinen Bericht habe die Firma aber nicht genommen, versichert Rein. «Ich habe dann ein Test-Kit mit der Post erhalten, mit einer Anleitung, Utensilien und einem Rücksendeumschlag.» Er folgte der Anleitung und nahm sich selbst eine Speichelprobe mittels Wangenabstrich, die er an die Firma zurücksandte. Nach zwei bis drei Wochen erhielt er per E-Mail die Logindaten, um seine Ergebnisse anzusehen. Er fand seine Hypothesen weitgehend bestätigt: «Laut Test zeigen die untersuchten Gene eine Tendenz zu Übergewicht und Jojo-Effekt», so Rein. Ausserdem sei er der «P-Typ» beim Stoffwechsel, das heisst, dass er proteinreiche Nahrung wie Fisch, Fleisch und Milch besonders gut verstoffwechseln kann.


_Report_

Jede Firma hat ihre eigene Weise, die Ergebnisse des Gentests in Typen auszudrücken. Der Test von Jan Rein ermittelt insgesamt sieben verschiedene Stoffwechseltypen. Ausserdem drei Sporttypen, die besagen, ob man zum Abnehmen eher Ausdauer- oder Kraftsport betreiben sollte, sowie die Neigung zu Jojo-Effekt, Übergewicht und Heisshunger. Bei den Stoffwechseltypen gibt es neben dem P-Typ etwa den C-Typ, dem kohlenhydratreiche Ernährung empfohlen wird. Laut BeispielErgebnisberichten der Firma sollte der P-Typ etwa 28 Prozent seines Kalorienbedarfs durch Protein decken und 47 Prozent durch Kohlenhydrate. Beim C-Typ sind es 16 Prozent Protein und 57 Prozent Kohlenhydrate. Zum Vergleich: Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) empfiehlt 45 bis 55 Prozent Kohlenhydrate. Die Empfehlungen des Gentests berechnet ein Algorithmus, basierend auf der Analyse von winzigen Stellen im Erbgut. Sie heissen Single-NucleotidePolymorphisms, abgekürzt SNPs. Ein Beispiel: Jeder Mensch trägt das FAB1-Gen. FAB1 steht für «fatty acid binding protein 1», also für ein Fettsäuren bindendes Protein. Aus dem FAB1-Gen wird ein Protein hergestellt, das unter anderem die Aufnahme von Fetten aus dem Darm kontrolliert. An winzigen Stellen, den SNPs, unterscheidet sich der genetische Code, so dass Menschen unterschiedliche Varianten des FAB1-Gens tragen. Eine Studie zeigte, dass diese Varianten bei einer proteinreichen Ernährung mit einer Zunahme der Körperfettmasse in Verbindung steht. In den Beispielberichten wird Trägern einer FAB1-Variante eine «proteinarme Ernährung», Trägern einer anderen Variante hingegen eine «kontrollierte Zufuhr proteinreicher Nahrung» empfohlen. Am Ende des Berichts zeigt eine Tabelle an, welche Nahrungsmittel der Konsument täglich, gelegentlich oder so gut wie nie verzehren sollte. So kann der C-Typ täglich

Vollkornnudeln und gelegentlich Honig essen. Der P-Typ sollte aber Vollkornnudeln nur gelegentlich, Honig höchstens einmal pro Woche verzehren. Keine wissenschaftliche Evidenz Doch Hannelore Daniel, emeritierte Professorin für Ernährungsphysiologie der Technischen Universität München, ist skeptisch bei solchen Empfehlungen. Sie sagt: «Die wissenschaftliche Evidenz, dass bestimmte Lebensmittel bei bestimmten Genvarianten zu bevorzugen sind, ist viel zu dünn.» Aus der Genvariante könne man nicht schliessen, dass man mit einer vermeintlich darauf abgestimmten Diät auch abnimmt. Daniel war beteiligt an einer gross angelegten EU-Studie zur personalisierten Ernährung mit dem Namen Food4Me. An der Studie nahmen 1600 Probanden aus sieben EU-Staaten teil, die in vier Gruppen eingeteilt wurden: Die erste war die Kontrollgruppe. Sie erhielt konventionelle, aber keine personalisierte Ernährungsberatung. Die zweite Gruppe erhielt personalisierte Beratung, die sich auf Daten zum Essverhalten der Probanden stützte. Bei der dritten Gruppe flossen zudem noch Messwerte der Probanden ein, etwa BMI, Gewicht und Blutwerte. Für die vierte Gruppe liessen die Forscher zusätzlich noch Daten von fünf verschiedenen Genen in die personalisierte Beratung einfliessen. Daraufhin testeten die Forschenden nach drei und sechs Monaten, wie erfolgreich die verschiedenen Beratungsansätze waren. Sie erfassten unter anderem, wie viel die Probanden assen, wie sie sich bewegten, ihr Gewicht, BMI sowie Blutwerte. Es stellte sich heraus: Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine personalisierte Ernährungsberatung erhalten hatte, änderten alle drei Gruppen ihr Verhalten und ernährten sich gesünder – unabhängig von der Beratungsart und unabhängig davon, ob Gendaten in die Beratung eingefolossen waren oder nicht.

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infoGraph#5: DIE ÖKOBILANZ VON LEBENSMITTELN

Methode: Berechnet wurden die UBP anhand der Methode der ökologischen Knappheit, 2013. Berücksichtigt wurden die Umweltwirkungen von der Produktion der Lebensmittel bis zum Supermarkt. Nicht berücksichtigt sind die nachgelagerten Umweltwirkungen, verursacht durch den Transport nach Hause, die Lagerung im Kühlschrank, die Zubereitung, Lebensmittelverluste und andere Faktoren.

ns gr

U

tio

ft

Po r

ku n er

2 dl

575

UN

2 dl

51

Pfefferminztee

CH

2 dl

15

Mineralwasser, PET-Flasche

CH

2 dl

90

Hahnenwasser

CH

2 dl

0.3

Gemüse & Früchte

Transport per Flugzeug

UN

120 g

1392

Transport per Schiff

UN

120 g

273

Transport per Lastwagen

EU

120 g

257

Transport per Lastwagen

CH

120 g

217

Treibhaus-Gemüse (beheizt, Ø)

CH

120 g

351

Freiland-Gemüse

CH

120 g

181

Getreideprodukte, Kartoffeln & Hülsenfrüchte

Reis (ungekocht)

UN

60 g

Teigwaren (ungekocht)

EU

60 g

465 391

Brot

CH

100 g

324

Kartoffeln

CH

240 g

260

Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier & Tofu

Fleisch (Ø)

CH

110 g

3236

Rindfleisch (IP)

CH

110 g

5928

Schweinefleisch (IP)

CH

110 g

2180

Tipps:

Poulet (IP)

CH

110 g

1601

Wie kann die eigene Ernährung möglichst umweltverträglich gestaltet werden? Tipps geben die FOODprints® unter: www.foodprints.ch

Fisch (Ø)

EU

110 g

2021

Räucherlachs (Zucht)

EU

110 g

3196

Meeresfisch (Wildfang)

EU

110 g

1309

Legende:

Forellenfilet (Zucht)

EU

110 g

1560

Herkunftsbezeichnung: / CH = Aus der Schweiz / EU = Aus Europa / UN = Ausserhalb Europas IP = Integrierte Produktion Ø = Durchschnittswert

Eier

CH

110 g

1438

Vollmilch

CH

2 dl

428

Tofu

Mix

110 g

351

Käse

CH

30 g

334

495

Impressum: Quelle: ESU-services GmbH Graphik: truc.ch, Bern © Copyright 2020: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE www.sge-ssn.ch sge Schweizerische Gesellschaft für Ernährung ssn Société Suisse de Nutrition ssn Società Svizzera di Nutrizione

Mit Unterstützung von:

575

In der vorliegenden Graphik sind die UBP diverser Lebensmittel pro Portion dargestellt. Die Portionsgrössen basieren auf den Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide.

UN

Schwarztee

Öle, Fette & Nüsse

Olivenöl

EU

10 g

Mandeln

UN

25 g

182

Butter

CH

10 g

120

Rapsöl

EU

10 g

104

1117

Süsses, Salziges & Alkoholisches

Rotwein

EU

1 dl

Bier

CH

3 dl

516

Milchschokolade

Mix

20 g

346

Chips

CH 30g 191

Eier

Portionsgrösse:

Kaffee, schwarz

Fleisch

Das Ergebnis der Ökobilanz wird in einer einzigen Kenngrösse, den Umweltbelastungspunkten (UBP), zusammengefasst. Je höher die Punktzahl, desto grösser die Umweltbelastung.

Fisch

Umweltbelastungspunkte (UBP):

Getränke

H

Eine Ökobilanz bezeichnet eine systematische Analyse der Umweltwirkungen eines Produktes über seinen gesamten Lebensweg. Berücksichtigt werden verschiedene Arten von Emissionen (z. B. CO2, Nitrat, Pflanzenschutzmittel) und der Verbrauch an Ressourcen (z. B. Energie, Wasser, Land).

ös se m be we l l t pu ast nk un te gs (U BP )

Definition:


0.3

90

181

15

351

51

104

217

334

120

260

257

191

182

324

351

273

428

391

346

465

495

516

1117

1438

2021

3236

1392


_Unter der Lupe_

Äsche Abschied vom schönsten Fisch der Schweiz

Die Äsche (Thymallus thymallus) ist ein typischer Bewohner von Flussläufen. Sie braucht sauerstoffreiches, kaltes Wasser, verschiedene Strömungsgeschwindigkeiten und Kieselgrund. Sie war nach der Bachforelle die fischereilich wichtigste Art unserer Fliessgewässer. Doch ob sie jemals wieder eine Bedeutung als einheimische Fischdelikatesse auf unseren Tellern haben wird, ist ungewiss.

Nordostschweiz war sie ein seit Jahrhunderten traditioneller Bestandteil der gehobenen Küche und ein tief verwurzeltes Kulturgut. In jedem Fischrestaurant gehörten in der Saison Äschengerichte auf die Speisekarte. Aber auch entlang der Aare und an allen Flüssen mit grossen Äschenpopulationen boten Gasthäuser den leckeren Fisch an, pflegten Beziehungen mit den besten Fischern der Region, um

VON MONIKA MÜLLER

möglichst frisch an die delikate Ware zu kommen.

Die Äsche gehört mit ihrem schimmernden Schup-

unserer Gewässer bieten kann: frisch gefischt, duf-

penkleid und ihrem auffälligsten Merkmal, der

tet ihr Fleisch nach Thymian, daher auch ihr lateini-

ausgeprägten fahnenartigen Rückenflosse, welche

scher Name Thymallus thymallus. In der Stadt Bern

dunkle Streifen aufweist, zu den schönsten Süsswas-

waren das Schwellenmätteli, die Schönau und das

serfischen überhaupt. Aufgrund ihres markanten Er-

Bürgerhaus bekannt für ihre Äschengerichte. Doch

scheinungsbildes kann sie nicht mit anderen Fischen

diese Tradition ist nur noch Erinnerung. Viele dieser

verwechselt werden. Die Körperform der Äsche ist

Restaurants gibt es nicht mehr, und wenn es sie noch

spindelförmig und ihr Kopf im Vergleich zum Rumpf

gibt, so bieten sie sicher keine Äsche mehr an.

Denn die Äsche hat etwas, was kein anderer Fisch

eher klein. Sie gehört wie die Forellen und Felchen zu

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der Gruppe der Salmoniden (Lachsartige) und besitzt

Stark gefährdet

wie alle Fische dieser Familie zwischen der Rücken-

Was noch vor hundert Jahren im Überfluss in unse-

flosse und der Schwanzflosse eine sogenannte Fett-

ren Gewässern schwamm, muss heute gehegt und

flosse, die allerdings entgegen ihrem Namen kein Fett

gepflegt werden, damit noch Restpopulationen im

enthält, sondern aus Bindegewebe besteht. Unmittel-

einstigen Äschenparadies überleben können. Im Ja-

bar hinter den Kiemen setzen die Brustflossen an, und

nuar 2021 wird eine Revision der Fischereigesetz-

die Schwanzflosse ist tief geteilt. Die Äsche hat für

Verordnung in Kraft treten. Die Äsche gilt dann in

Salmoniden ungewöhnlich grosse Rundschuppen.

der Schweiz nicht mehr als «gefährdet», sondern als

Ihr Rücken ist graugrün bis graublau gefärbt, an den

«stark gefährdet». In den Südalpen, im Tessin und

Flanken und am Bauch schimmert sie silberweiss bis

im italienischsprachigen Teil von Graubünden gibt

kupferfarben. Während der Laichzeit verfärbt sich

es noch eine ganz besondere Unterart, die adriati-

die Äsche manchmal rotbraun. Die Äsche ist nach der

sche Äsche «pinna blu» Thymallus aeliani. Die Art ist

Gewässerzonierung von Huet (1949) die Leitfischart

vom Aussterben bedroht. Sie ist in der Maggia kom-

einer ganzen Fliessgewässerregion – ein Hinweis

plett geschützt und darf fischereilich nicht genutzt

auf ihre einstige Häufigkeit und ihre grosse Bedeu-

werden. Der dramatische Äschenrückgang hat ver-

tung. Die sogenannte Äschenregion in einem Fluss

schiedene Gründe. Dazu gehören Hindernisse in den

befindet sich zwischen der Forellenregion (schnellere

Flüssen, welche die Wanderrouten der Äsche unter-

Strömung und gröberes Substrat) und der Barbenre-

brechen. Für die natürliche Fortpflanzung wandern

gion (Fluss mit langsamerer Strömung). Als vor 150

die Äschen nämlich bis zu 100 Kilometer, um ihre

Jahren die Wasserwege in Europa noch durchgängig

Eier auf sauberem Kiesgrund und in sauerstoffrei-

waren, brodelte es in diesen Regionen der Schweizer

chem Wasser zu platzieren. Mit der Verbauung und

Flüsse richtiggehend vor lauter Fischen. Die Äsche

Begradigung von Flüssen verschwanden zudem viele

ist ein exzellenter Speisefisch. Insbesondere in der

Laichplätze und Flachwasserzonen, die für Larven

tabula N° 2/2020


Foto: shutterstock

tabula N° 2/2020

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_Die SGE_

sge Schweizerische Gesellschaft für Ernährung ssn Société Suisse de Nutrition ssn Società Svizzera di Nutrizione

CORNELIA CONRAD ZSCHABER Präsidentin der SGE

 L I E B E M I T G L I E D E R , GÖNNER UND PARTNER Die Coronapandemie kam schnell und heftig. Innert kürzester Zeit sind neue, teils existenzielle Fragestellungen aufgetaucht wie z. B.: «Funktioniert die Versorgung mit Lebensmitteln für das ganze Land?» oder «Kann die Ernährungsberatung über Videokonferenz stattfinden?» Auch Akte der Solidarität sind entstanden. So hat z. B. Remy Trancida, Chefkoch des Campusrestaurants der ETH in Lausanne, den Spitalangestellten selbstgemachte Leckereien in kleinen Gläsern serviert und Junge haben für ältere Menschen den Einkauf übernommen. Studien sind aus dem Boden geschossen: In Deutschland startete z. B. eine bundesweite Ernährungsstudie zur Verbesserung des Verlaufs von COVID-19, und die Hochschule in Luzern beobachtete das Konsumverhalten der Schweizer Bevölkerung während der Krise. Die SGE wurde ebenso von der Coronadynamik erfasst und hat für ihre Mitglieder und alle Interessierten Merkblätter zu Ernährung im Homeoffice publiziert. Sie finden diese unter www. sge-ssn.ch/unterlagen. Zudem fand eine aktive, digitale Zusammenarbeit mit Partnern statt, und es wurden Ernährungstipps, z. B. unter www.dureschnufe.ch oder www.radix.ch/gesundzuhause, beigetragen. Die Mitgliederversammlung fand digital statt, was uns im Vorstand wie auch in der Geschäftsstelle gefordert hat. Auch die diesjährige Fachtagung musste verschoben werden, aber wir freuen uns jetzt schon auf eine rege Teilnahme im nächsten Jahr zum Thema «Mega-Trends und ihr Einfluss auf die Ernährungszukunft». Wie und ob die Coronapandemie unser Konsum- und Ernährungsverhalten verändern wird, das wird sich zeigen. Es wäre wünschenswert, wenn der erhöhte Konsum von Obst und Gemüse, der verstärkte Kauf von regionalen Produkten und die Freude, selber zu kochen, anhalten würden. Denn eines ist sicher, eine ausgewogene Ernährung und die Prävention von NCDs (nicht übertragbaren Krankheiten) werden weiterhin von grosser Bedeutung sein.

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 A B S A G E F A C H T A G U N G Nach eingehender Prüfung aller vorliegenden Informationen im Zusammenhang mit dem Coronavirus hat sich die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE dazu entschieden, die Fachtagung vom Freitag, 4. September 2020 im Inselspital Bern abzusagen und um ein Jahr zu verschieben. Das Thema «Mega-Trends und ihr Einfluss auf die Ernährungszukunft» wird auch 2021 von allgemeinem Interesse sein und die Basis für anregende Diskussionen und Workshops bieten. In diesem Zusammenhang sind wir froh, dass wir die Hauptreferentin Hanni Rützler für 2021 bereits wieder verpflichten konnten. Die Fachtagung wird somit im kommenden Jahr am Freitag 3. September 2021 im Inselspital Bern stattfinden. — Weiterführende Informationen unter: www.sge-ssn.ch/fachtagung  P R O F . D R . P A U L W A L T E R V E R S T O R B E N In stiller Trauer nehmen wir Abschied von Paul Walter, dem langjährigen Präsidenten und Vorstandsmitglied der SGE, der am 23. April 2020 im Alter von 87 Jahren verstarb. Paul Walter war über 15 Jahre Mitglied des SGE-Vorstandes (1995–2010). In der Zeit von 1998 bis 2007 hatte er das Amt des SGE-Präsidenten inne. Mit viel Herzblut und grossem Engagement hat er sich für die Ernährungswissenschaft und die Anliegen der SGE eingesetzt. Zu einer seiner grossen Errungenschaften als Präsident gehörte die Zusammenlegung der damaligen Schweizerischen Vereinigung für Ernährung mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährungsforschung, aus der 2004 die heutige Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE hervorging. Paul Walter arbeitete nicht nur bei der strategischen Ausrichtung der SGE mit, sondern beteiligte sich auch operativ an vielen Projekten der SGE. Unter anderem war er Mitglied in der Redaktionskommission von tabula. Sein fundiertes Fachwissen floss auch in die erstmalige Veröffentlichung der DACH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr im Jahr 2000 und in die 2. Auflage der Lebensmittelpyramide von 2005 ein. Wir verabschieden uns von einer grossartigen Person, die wir als Präsidenten und als Menschen sehr geschätzt haben. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen.


_Die SGE_

MITGLIEDERVERSAMMLUNG DER SGE 2020 

Die Mitgliederversammlung der SGE wurde am 13. Mai 2020 wie angekündigt aufgrund der Coronakrise auf elektronischem Weg durchgeführt. An der Abstimmung haben 16 stimmberechtigte Personen teilgenommen. Die Revision der Statuten wurde ebenso angenommen wie die neue Strategie 2020–2024.

Im Zentrum der diesjährigen Mitgliederversammlung stand die Abstimmung zur Statutenrevision. Dabei wurden folgende Schwerpunkte gelegt: Anpassung der Rahmenbedingungen im Umfeld der SGE, auch in Bezug auf die neuen Strategie 2020–2024, Vereinfachung der Administration und Buchhaltung, Effizienzsteigerung durch schlankere Strukturen im Vorstand und Professionalisierung der Revision. Die Revision der Statuten wurde angenommen. Neue Strategie 2020–2024 Der Vorstand hatte im Vorfeld gemeinsam mit den wichtigsten Partnern intensiv an der Ausrichtung der SGE gearbeitet und die neue Strategie 2020–2024 ausgearbeitet. Dabei wurden insbesondere der Sinn und Zweck, die Po-

sitionierung im Schweizer Kontext sowie das Selbstverständnis, die Aufgaben und Aufträge der SGE definiert. Die neue Strategie wurde ebenfalls angenommen. Wahlen im Vorstand Nach sieben Jahren zieht sich Barbara Pfenniger aus dem SGE-Vorstand zurück. Sie hat sich in den vergangenen Jahren intensiv für die SGE eingesetzt. Der Vorstand und die Geschäftsstelle bedanken sich herzlich für den grossen Einsatz und die Verdienste von Barbara Pfenniger. Wanda Bosshard wird im Gegenzug von der Mitgliederversammlung in den SGE-Vorstand gewählt. Sie wird die Romandie im Vorstand vertreten und stärkt zudem die SGE im Bereich der Geriatrie. Der Jahresbericht 2019, die Jahresrechnung 2019 und das Budget 2020 wurden verabschiedet. Die Décharge wurde dem Vorstand und der Revisionsstelle erteilt. Zwei Anträge von Mitgliederseite wurden hingegen von der Mitgliederversammlung abgelehnt. — Mehr unter www.sge-ssn.ch/mv

MITTEILUNG DES BLV

NUTRI-SCORE 

Die freiwillige Kennzeichnung Nutri-Score vereinfacht die gesunde Wahl beim Lebensmitteleinkauf.

Das BLV unterstützt Nutri-Score, ein System, das es einfach macht, ähnliche Lebensmittel rasch zu vergleichen und die gesündere Wahl zu treffen. Er kennzeichnet Lebensmittel mit einer farbigen Skala von A grün (= ausgewogen) bis E rot (= unausgewogen). Der Score wird mittels einer wissenschaftlich validierten Formel ermittelt. Dabei werden positive und negative Aspekte miteinander verrechnet. Zu den positiven Aspekten gehören der Gehalt an Früchten, Gemüsen, Hülsenfrüchten, Nüssen, gewissen Ölen, Nahrungsfasern und Eiweiss. Umgekehrt tendiert der Score umso stärker in den roten Bereich, je mehr Zucker, Salz, gesättigte Fettsäuren und Energie ein Lebensmittel enthält. Eine vollständige Seite über Nutri-Score sowie ein erläuterndes Video finden Sie auf der BLV-Website. — Mehr unter www.blv.admin.ch

Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie an info@tabula.ch oder an Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Eigerplatz 5, 3007 Bern

tabula N° 2/20

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_tabula_n° 2/2020_

_CORONAINFOS_

TEAM TIME Gesundheitsförderung Schweiz hat eine Plattform entwickelt, die Teams dabei unterstützt, näher zusammenzurücken und sich ge-

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n° 3/20 Mikroorganismen in Lebensmitteln

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Zusätzliche Exemplare Bitte kontaktieren Sie unsere Geschäftsstelle, wenn Sie weitere Exemplare der aktuellen Ausgabe von tabula bestellen möchten: info@tabula.ch Name / Vorname:

E-Mail / Telefon:

Wissen, was essen.

tabula Nº  3/2020_In der dritten Ausgabe 2020 behandeln wir das Thema «Mikroorganismen in Lebensmitteln». Wo in der Lebensmittelindustrie werden welche Mikroorganismen eingesetzt? Was sind die neusten Entwicklungen in diesem Bereich? Welche Massnahmen gibt es gegen schädliche Mikroorganismen?

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Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Eigerplatz 5, 3007 Bern, Tel +41 31 385 00 00 / info@sge-ssn.ch


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