Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE
PYRAMIDEN, PALMEN & PAGODEN Baupläne für eine bessere Ernährung n° 2/21_CHF 11.00
Wissen, was essen.
_Report_
PYRAMIDEN, PALMEN & PAGODEN Baupläne für eine bessere Ernährung Weltweit bieten mittlerweile 96 Staaten ihren Bürgerinnen und Bürgern konkrete Ernährungsratschläge an. Sie empfehlen, was und wie viel auf den Tisch kommt, um sich optimal mit allen nötigen Nährstoffen zu versorgen. Illustrationen wie Kuppeln, Pagoden, Palmen oder die bekannte Lebensmittelpyramide helfen, sich die Kernbotschaften besser einzuprägen. Für all die verschiedenen Ernährungsempfehlungen gilt: Sie sind nicht in Stein gemeisselt und – anders als die vor Jahrtausenden errichteten Pyramiden – kein Bauwerk für die Ewigkeit.
hin drei Segmente. Die übrigen vier Tortenstücke waren reserviert für Milch und Milchprodukte, für eine Gruppe aus Fleisch, Fisch, Eiern, Erdnussbutter und Hülsenfrüchten, schliesslich für Getreideprodukte, und das letzte Segment beinhaltete Butter oder Margarine. Knapp 20 Jahre später gab das U.S. Department of Agriculture einen «Lebensmittelführer für sparsame Familien» heraus. Aus den sieben waren nun vier Basis-Lebensmittelgruppen geworden: Getreideprodukte, Gemüse und Früchte, Fleisch, Fisch, Eier und
Offizielle Ernährungsempfehlungen dienen dazu,
Hülsenfrüchte sowie Milchprodukte. Fette wurden
wissenschaftlich korrekt zu erklären, wie Lebensmit-
hingegen nicht erwähnt.
telauswahl, Ernährungsgewohnheiten und Gesundheit sowie die jeweiligen Ernährungstraditionen auf
Pyramide contra Kreis
einen alltagstauglichen Nenner gebracht werden kön-
Die schwedische Kochbuchautorin und engagierte
nen. Eine komplizierte Aufgabe, die keinesfalls im-
Konsumentenschützerin Anna Britt Agnsäter lernte
mer und überall zu gleichen Ergebnissen führt. Zwar
diese plakativen Ernährungshinweise während ihres
entstehen die Hinweise auf der Basis internationaler
Aufenthaltes in den USA kennen. Zurück in Schweden
wissenschaftlich anerkannter Studien. Allerdings
arbeitete sie an einem Symbol, in dem wesentliche
sind nicht überall auf der Welt die gleichen Lebens-
Ernährungsbotschaften sofort erkennbar wurden.
mittel verfügbar oder sie werden nicht gleich gut ver-
Waren bisher die Lebensmittelgruppen gleichwertig
tragen. So wundert es nicht, wenn in Japan und Chi-
dargestellt worden, ordnete Agnsäter die Lebensmittel
na, wo vielen das Enzym zum Abbau von Milchzucker
ihrer Bedeutung entsprechend pyramidal in nur drei
fehlt, Milchprodukte weit weniger empfohlen werden
Gruppen übereinander an: Unten waren Grundnah-
als in der Schweiz. Ebenso ist nachvollziehbar, dass
rungsmittel, also günstige und sättigende Kohlenhyd-
in den Wüstenländern der arabischen Halbinsel die
ratquellen und die Eiweisslieferanten Milch und Käse.
Empfehlungen für frisches Gemüse vergleichswei-
Sie bildeten die breite Basis der Ernährung. Darüber
se mager ausfallen, dafür aber mehr Hülsenfrüchte
befanden sich als mittleres Pyramidensegment Ge-
empfohlen werden als in den meisten anderen Län-
müse und Obst. Und ganz oben quasi als teure Zugabe
dern. Weltweit einig sind sich die Empfehlungen da-
Fleisch, Fisch und Eier. Die Fläche dieser drei Untertei-
rin, eine möglichst abwechslungsreiche Lebensmit-
lungen kennzeichnete die empfohlene Menge, so dass
telauswahl mit wenig Zucker und Salz zu empfehlen
der mittlere der drei Pyramidenabschnitte am gröss-
sowie auf reichlich Wasser hinzuweisen.
ten ausfiel. Im September 1974 verteilte eine Zeitschrift
Am Anfang war der Kreis
4
das Bild der weltweit ersten Lebensmittelpyramide an alle Haushalte in Schweden. Bald darauf übernah-
Die USA war gerade in den Zweiten Weltkrieg eingetre-
men Verbände in Dänemark, Norwegen und Finnland
ten, da brachte das US-Landwirtschaftsministerium
die Pyramide, abgewandelt je nach landestypischer
ihre erste Lebensmittelempfehlung heraus und zeich-
Esskultur und individuellem Schwerpunkt. So emp-
nete dazu ein Tortenmodell mit sieben gleich grossen
fahl man in Dänemark: «Essen Sie abwechslungsreich,
Stücken. Es stellt die tägliche Lebensmittelauswahl
weniger Fett, weniger Zucker, mehr Vollkorn und es-
dar, um mit knapper werdenden Vorräten gut versorgt
sen Sie nicht zu viel.» Das Essen musste vor allem er-
zu sein. «Unsere Stärke wird gebraucht, esst von diesen
schwinglich sein. «Nicht teurer als 4 Kronen», damals
Sieben jeden Tag», lautete die Ernährungsdevise. Obst
nicht mal 2 Franken. Also fiel in der dänischen Pyrami-
und Gemüse plus Kartoffeln verteilten sich auf immer-
de der Anteil an dunklem Brot und Kartoffeln deutlich
tabula N° 2/21
Deutschland
grösser aus als bei den schwedischen Nachbarn, während das Segment für Fleisch und Fisch kleiner war. Das Pyramidenmodell von Anna Britt Agnsäter erreichte den internationalen Durchbruch, als 1992 die USA offiziell ihren Ernährungskreis zur Pyramide umbaute. Diese hatte mehr Teilsegmente als ihr skandinavisches Vorbild: Der untere Teil war den Kohlenhydratlieferanten vorbehalten, darüber teilten sich Gemüse und Obst die zweite Stufe, die dritte war wiederum halbiert für Milch und Milchprodukte sowie für Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte und Nüsse. Erstmals tauchten nun Süssigkeiten und Fett als viertes oberes Segment in der Pyramide auf. Mit diesen eher negativ bewerteten Lebensmitteln sollte die Pyramide «der Verzehrsrealität näherkommen». So konnte jeder gut erkennen, dass in der Realität der Anteil von Fetten und Ölen, von Snacks
neue Konstruktionsidee: Gemüse und Obst tauschen
und Süssigkeiten bei Weitem höher ausfiel, als es die
mit den Kohlenhydratlieferanten die Plätze und ste-
vorbildhafte Pyramidendarstellung vorsah. Allerdings
hen direkt unter ihnen. Damit setzt die Schweiz Mass-
bekamen Schokolade, Butter, Öle oder Kekse im Jahr-
stäbe, beispielsweise auch für den Aufbau der deut-
zehnt der Low-Fat-Bewegung nur einen kleinen Platz
schen
im obersten Eck der Pyramide zugewiesen.
in der ebenfalls die Kohlenhydratquellen oberhalb
dreidimensionalen
Lebensmittelpyramide,
von Obst und Gemüse platziert werden. Gerade in
Schweiz baut die Pyramide um
Deutsch land hatte es die Pyramide schwer, sich
Finanziell unterstützt vom Bundesamt für Gesundheit
durchzuset zen. Die Deutsche Gesellschaft für Er-
(BAG) bringt 1998 die Schweizerische Vereinigung für
nährung (DGE) entschied sich bereits 1955 für einen
Ernährung, die Vorgängerin der Schweizerischen Ge-
Ernährungskreis. Der wurde ein Jahr später wieder
sellschaft für Ernährung SGE, die ersten offiziellen
angepasst und ähnelte dann dem US-Tortenmodell
Schweizer Lebensmittelempfehlungen in Form einer
von 1942. Diese Darstellung galt 30 Jahre, bis 1986 Ge-
Pyramide heraus. Bereits 1993 hatte Coop eine Pyrami-
tränke mit in den Kreis aufgenommen wurden. 2005
de mit ähnlicher Aufteilung lanciert. Statt wie bisher
entschied sich Deutschland nach langen Fachdis-
Brot, Kartoffeln, Nudeln und andere Kohlenhydratträ-
kussionen ganz bewusst für eine dreidimensionale
ger als Grundlage der vollwertigen Ernährung zu ver-
Pyramide in Kombination mit dem Ernährungskreis.
wenden, wird die Pyramide nun im wahrsten Sinne des Bildes auf Wasser gebaut. Denn wenn kalorienfreie
Lebensmittelempfehlungen
Getränke mengenmässig den Hauptteil und die Basis
werden bunter
der Ernährung bilden, muss dies im Aufbau der Pyra-
Neben Kreis und Pyramiden entstanden in den letzten
mide deutlich erkennbar sein. Die zweite grundlegend
20 Jahren weltweit die verschiedensten Lebensmittelempfehlungen und eine entsprechend phantasievolle Fülle von dazu passenden Illustrationen. An der Uni-
Schweiz
versität von Bahrain entwickelte Professor Abdulrahman Musaiger für die arabischen Golfstaaten erstmals Empfehlungen, die den Bedürfnissen und Traditionen der arabischen Welt entsprachen. Um dies darzustellen, wählte er keine Pyramide, sondern den «Food-Dome» in Form einer typisch orientalischen Kuppel. «Die Kuppel spiegelt den kulturellen und religiösen Hintergrund aller arabischen Völker wider.» Sie setzt sich aus fünf Lebensmittelsegmenten zusammen, die, anders als in der Lebensmittelpyramide, vertikal und nicht horizontalnebeneinander liegen. «Das soll erklären,
© SGE, BLV / 2o11 Wissen, was essen. sge-ssn.ch
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Ungarn United States Department of Agriculture
Guías Alimentarias para Guatemala
Recomendaciones para una alimentación saludable
MyPlate
Style Guide and Conditions of Use for the Icon
SE S.9
Guatemala
DE S.5 CH S.5
USDA is an equal opportunity provider and employer
December 2020
USA
Benin
Saudi Arabien
Bolivien
Arab. Länder
6
tabula N° 2/21
_Report_
Japanese Food Guide Spinning Top
Physical Activity water or teas
China
Do you have a well-balanced diet? SV
(Rice,Bread,Noodles,and Pasta)
SV
SV
SV
SV
SV
Enjoy Snacks,Confection and Beverages moderately!
SV
SV
(Milk and Milk products)
SV
SV
SV ※ SV is an abbreviation of “Serving”, which is a simply countable number describing the approximated amount of each dish or food served to one person
Decided by Ministry of Health, Labour and Welfare and Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries.
Japan
Afghanistan
Australien
Australian Guide to Healthy Eating Enjoy a wide variety of nutritious foods from these five food groups every day. Drink plenty of water.
Vereinigte Arabische Emirate
Grain (cereal) foods, mostly wholegrain and/or high cereal fibre varieties
Vegetables and legumes/beans
Muesli
Polenta
Quinoa
Fettuccine Penne
Red kidney beans
Wheat flakes Red lentils
Chickpeas
Red kidney beans Lentils Mixed nuts Chickpeas
Fruit Lean meats and poultry, fish, eggs, tofu, nuts and seeds and legumes/beans Milk, yoghurt, cheese and/or alternatives, mostly reduced fat
Use small amounts
Only sometimes and in small amounts
Seychellen
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infoGraph#9: INTERNATIONALES JAHR FÜR FRÜCHTE UND GEMÜSE
1
Eine saisonale Auswahl J
F
M
A
M
J
J
A
S
O
N
Aprikosen: Himbeeren: Pflaumen: Bohnen: Peperoni: Broccoli:
D
Die Sommerernte in der Schweiz: In den wärmeren Monaten gibt es eine Fülle von Produkten an den Marktständen. Händler bieten Tomaten, Zucchetti, Pepperoni, Kopfsalat, Spinat, Fenchel, Blumenkohl, Broccoli und Bohnen an. Die Kirschernte ist noch in vollem Gange, dazu gesellen sich Aprikosen und Pflaumen. Viele Beerenliebhaberinnen und -liebhaber pflücken Himbeeren, schwarze Johannisbeeren, Trauben, Brombeeren und Heidelbeeren selbst. Es gibt sogar Pfirsiche und Melonen, die in der Schweiz reifen, aber die sind noch eher selten.
Saisontabellen Früchte & Gemüse: www.sge-ssn.ch/media/saisontabelle_fruechte.pdf / www.sge-ssn.ch/media/saisontabelle_gemuese.pdf
2
Sekundäre Pflanzenstoffe
Früchte und Gemüse enthalten unzählige sekundäre Pflanzenstoffe. Sie geben ihnen Farbe, Aroma und Geschmack. Sie schützen die Pflanze vor Schädlingen und Krankheitserregern und locken Insekten an. Eine Ernährung, die reich an sekundären Pflanzenstoffen ist, ist gut für die Gesundheit. Diese bioaktiven Verbindungen tragen im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie bestimmte Krebsarten zu reduzieren. Es wurden antibiotische, entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen nachgewiesen. Die Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel ist jedoch für die Gesundheit nicht nötig. Nachfolgend einige Beispiele für sekundäre Pflanzenstoffe in Früchten und Gemüse:
FLAVONOIDE
SULFIDE
Anthocyane Flavonole
Flavanone Flavanole
CAROTINOIDE Lutein
Lycopin
GLUCOSINOLATE
β-Carotin (Provitamin A)
3
Nährstoffzufuhr pro 120 g Portion+, in % des empfohlenen Tagesbedarfs++
Darstellung der fünf Nährstoffe mit dem bedeutendsten Gehalt in den entsprechenden Lebensmitteln.
> 50 20–50
%
in A Vitam rotin) a (β-C
10–20%
in C
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GRÜNE BOHNEN
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Nahrungsfasern
+Rohes Lebensmittel / ++Durchschnittlich empfohlene Aufnahme für Frauen und Männer im Alter von 19 bis 65 Jahre. (DACH-Referenzwerte)
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_Unter der Lupe_
Pistazien Grüne Diamanten
Im Iran gehört die «lächelnde Pistazie» zur Geschichte des Landes, und in Bronte auf Sizilien lebt ein grosser Teil der Bevölkerung von den «grünen Diamanten». Aber hierzulande kommen wir praktisch nur in den Genuss der Sorte «Kerman» aus den USA. Dass die Pistazie auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion steht, wirft Schatten auf den beliebten Snack, der gleichzeitig ein interessantes Lebensmittel für Veganer ist.
ten aus 1001 Nacht zu tun. Auf den grossangelegten Plantagen grenzt ein Pistazienbaum am nächsten, etwas anderes wächst hier nicht. Regelmässige Düngung ist nötig, um möglichst hohe Ernteerträge zu erzielen. Für die Ernte werden mechanische Baumrüttler mit Auffangeinrichtungen eingesetzt. Diese
REZEPT
VON MARION WÄFLER In den Ländern des Nahen Ostens zeugt der Besitz von prunkvollen Gärten und der Handel mit Pistazi-
GEB RAT EN E AUB ERGIN EN MIT DAT T ELN UN D PIST AZIEN
en seit jeher von Reichtum und Ansehen. Während im kriegsgebeutelten Syrien die Produktion in den letzten Jahren stark eingebrochen ist, gehört der Iran nach wie vor zu den grössten Pistazienherstellern weltweit. Im Iran ist die Pistazie in der Esskultur tief verankert. Besonders berühmt ist das Land für sein Gebäck, das normalerweise zum Tee serviert wird. Vielen Süssigkeiten, wie dem iranischen Nougat, Baklava oder Ranginak, werden Pistazien beigemischt. Nicht nur wegen des süsslichen Geschmacks, sondern auch ihrer grünen Farbe wegen, die das Gebäck
Für 3 bis 4 Personen zum Apéro oder als Beilage zu orientalischem Essen Zutaten: - 1 Aubergine - 1 Zwiebel - etwas Olivenöl - 6–8 Datteln - 1 Handvoll Pistazien, geschält - 1 Messerspitze Kreuzkümmel oder orientalische Gewürzmischung
zum Hingucker macht. Die Iraner lieben ihre Pistazie auch unverarbeitet. Deshalb wird, neben Gebäck, zum
Zubereitung:
Tee meist auch eine Schüssel mit gerösteten Pistazi-
Aubergine waschen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebel schälen und hacken. Datteln entkernen und in Streifen schneiden. Geschälte Pistazien bereitstellen. Eine Bratpfanne mit dem Öl erhitzen. Zwiebel und Aubergine darin dünsten, bis die Auberginen weich sind, Datteln und Pistazien beigeben und kurz mitbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen.
en gereicht. Selbst bei Hauptspeisen verzichtet man ungern auf die geliebte Pistazie. Morasa polo ist ein süss zubereiteter Safranreis mit Orangenschalen, Rosinen, Mandeln, Pistazien und Karotten und wird als Kontrast zu deftigem Fleisch serviert. Über 60 Sorten gibt es, die sich in Geschmack, Form und Farbe unterscheiden. Je grüner die Kerne, desto besser die Qualität. Weil der Laubbaum sehr anspruchslos ist und Trockenheit gut verträgt, hat der Pistazienbaum in den 1950er-Jahren andere Kulturen wie Baumwolle oder Weizen verdrängt. Bis heute wird die «lächelnde Pistazie» zusammen mit Mandeln, Maulbeeren, Oliven und Feigen in Gärten gehegt und gepflegt, von len Märkten verkauft. Übernutzung und Monokultur Pistazien, die für den Export produziert werden, haben allerdings nicht viel mit den romantischen Gär-
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Photo: shutterstock
Hand geerntet, in der Sonne getrocknet und auf loka-
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Photo: shutterstock
_Die SGE_
sge Schweizerische Gesellschaft für Ernährung ssn Société Suisse de Nutrition ssn Società Svizzera di Nutrizione
CORNELIA CONRAD ZSCHABER Präsidentin der SGE
L I E B E M I T G L I E D E R , G Ö N N E R , PARTNERINNEN UND PARTNER Gesundheit und Nachhaltigkeit sind zwei sich ergänzende und hochaktuelle Themen. Mit dem internationalen
E N T S C H E I D E D E R M I T G L I E D E R VERSAMMLUNG DER SGE 2021 Die Mitgliederversammlung der SGE wurde am 31. Mai 2021 wie angekündigt aufgrund der anhaltenden Coronakrise auf elektronischem Weg durchgeführt. Frau Manuela Rodel-Wegmüller wurde neu in den Vorstand gewählt. Eine Spontankandidatur wurde abgelehnt. Der Jahresbericht 2020, die Jahresrechnung 2020 und das Budget 2021 wurden verabschiedet. Die Décharge wurde dem Vorstand und der Revisionsstelle erteilt. Drei Anträge von Mitgliederseite wurden von der Mitgliederversammlung abgelehnt.
Jahr für Obst und Gemüse der Vereinten Nationen fällt der Scheinwerfer rund um den Globus auf das Bewusstsein für die wichtige Rolle dieser Lebensmittelgruppe für die menschliche Ernährung, die Gesundheit und die UNNachhaltigkeitsziele (SDG). Dabei wird ersichtlich, wie eng die Kreisläufe der Land- und Lebensmittelwirtschaft, das Klima und die Gesundheit von Menschen und Tieren hier und anderswo zusammenhängen. Auch die SGE leistet einen Beitrag und informiert in den diesjährigen tabula-Ausgaben, über die Homepage und im Newsletter regelmässig rund um das Thema Obst und Gemüse. Es liegt auf der Hand, dass pflanzliche Lebensmittel auch in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Megatrends gehen in Richtung «Local Food» und berücksichtigen die sozialen Aspekte in der Produktionskette. Weiter gewinnen «Soft Health», mit Betonung auf die Ausgewogenheit und Vielfalt, und «Food Gardening» immer mehr an Bedeutung. Das
Nach acht Jahren musste Monika Neidhart gemäss den Statuten aus dem SGE-Vorstand zurücktreten. Sie hat sich in den letzten Jahren intensiv für die SGE eingesetzt und die Arbeit geprägt. Der Vorstand und die Geschäftsstelle bedanken sich herzlich für den grossen Einsatz und die Verdienste von Monika Neidhart. Manuela Rodel-Wegmüller wird von der Mitgliederversammlung in den SGE-Vorstand gewählt und tritt die Nachfolge von Monika Neidhart an. Manuela Rodel-Wegmüller repräsentiert den Bereich Bildung und Schule. Die Spontankandidatur von Renato Werndli wurde abgelehnt. Wir haben uns über das ausserordentlich grosse Interesse gefreut, insgesamt haben 125 Mitglieder an den Abstimmungen teilgenommen. Die SGE bedankt sich bei allen Mitgliedern!
spannende Hauptreferat der Food-Trend-Forscherin Hanni Rützler am 3. September bietet dazu an der SGE-Fachtagung (online) eine Vertiefung. Die Ernährungsempfehlungen in den verschiedenen Ländern werden laufend in
— Sämtliche Unterlagen sowie die Resultate zur Mitgliederversammlung sind auf der SGE-Website aufgeschaltet: www.sge-ssn.ch/mv
Bezug auf die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse überprüft. Einige Empfehlungen haben sich entsprechend über die Jahre geändert, nicht so der Stellenwert von Obst
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K O R R I G E N D U M T A B U L A 1 - 2 0 2 1
und Gemüse. Diese Lebensmittelgruppe ist und bleibt un-
Unter nachfolgendem Link finden Sie eine angepasste
bestritten ein wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen
Version der Tabelle mit den Zufuhrempfehlungen von
Ernährung. Das Wissen über die Bedeutung ist allgemein
Nährstoffen für Erwachsen, die wir im Rahmen des Re-
gut, in der Praxis sind die Empfehlungen für 2 Portionen
ports «Ernährung & Immunität» in der Ausgabe 1-2021
Obst und 3 Portionen Gemüse jedoch nicht immer einfach
veröffentlicht hatten. Korrekterweise wären die Angaben
umzusetzen. Dabei können Rezepte und praktische Ideen
zu Vitamin C sowie Zink in «mg» und nicht «µg».
der SGE für alle Altersphasen unterstützen.
— Bereinigte Tabelle unter: https://bit.ly/341O1t4
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_Die SGE_
SGE UNTERZEICHNET BILDUNGSCHARTE Die SGE ist neu bei der Bildungscharte dabei. Die Charta versteht sich als Selbstverpflichtung aller Beteiligten auf bestimmte Maximen und Verhaltensregeln, insbesondere zu Transparenz und zum Datenschutz.
Privatpersonen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen engagieren sich zunehmend und teilweise mit umfangreichen Projekten in der öffentlichen Bildung. Zwar kann eine Zusammenarbeit von Schulen mit externen Partnerinnen und Partnern für beide Seiten attraktiv sein. Dennoch braucht es Regeln für solche Kooperationen. Vor diesem Hintergrund haben der LCH sowie eine exemplarisch zusammengestellten Gruppe von Unternehmen, Stiftungen, Schulträgern, Pädagogischen Hochschulen und weiteren Organisationen eine Char-
ta zum Bildungssponsoring entwickelt. Im Fokus stehen kostenlose, stark vergünstigte oder über Fremdwerbung finanzierte Leistungen, die private Anbieterinnen und Anbieter für öffentliche Bildungseinrichtungen erbringen. — Weitere Informationen zum Thema auf: www.profilqualite.ch
Photo: www.profilqualite.ch
NEUE MERKBLÄTTER ZU VEGETARISCHEN ERNÄHRUNGSFORMEN, GICHT UND ZUCKER
Auf der Website der SGE ist ab sofort das neue Merkblatt zu Hyperurikämie und Gicht erhältlich. Zudem gibt es jeweils ein neues Merkblatt zu vegetarischer sowie veganer Ernährung sowie zum Thema «Zuckerarten und zugesetzer Zucker».
Die vegetarischen und veganen Ernährungsformen zeichnen sich durch den teilweisen oder vollumfänglichen Verzicht auf tierische Produkte aus. Im Wesentlichen lassen sich folgende Formen unterscheiden: ovolacto-vegetarisch, ovo-vegetarisch, lacto-vegetarisch, pescetarisch und vegan. Laut einer repräsentativen Studie aus den Jahren 2014/2015 ernähren sich knapp 5% der Erwachsenen in der Schweiz vegetarisch. Unterschiedliche Motivationen können einer vegetarischen Ernährung zugrunde liegen, z. B. ethische, gesundheitliche, ökologische oder soziale Gründe. Etwa 1–2 % der erwachsenen Bevölkerung leiden an Gicht, Tendenz steigend. Männer sind etwa 5 Mal häufiger betroffen als Frauen und mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit an (bis zu 7 % bei Männern und 3 % bei Frauen). Die bei Gicht empfohlene Änderung des Ess- und Trinkverhaltens ist eine begleitende Massnahme und oft Schwerpunkt der Therapie; sie ist aber kein Ersatz für die medizinische
Betreuung. Ihr Ziel ist in erster Linie, die Konzentration der Harnsäure im Blut und deren Auskristallisierung zu verringern. Zugesetzter Zucker umfasst alle Monound Disaccharide, die Lebensmitteln zugefügt werden. Zu den zugesetzten Zuckern zählen ebenfalls die Zuckerarten, die in Honig, Sirup, Saft und Fruchtsaftkonzentrat enthalten sind. — Merkblatt vegetarische bzw. vegane Ernährung unter www.sge-ssn.ch/vegetarisch — Merkblatt Hyperurikämie und Gicht unter: www.sge-ssn.ch/ernaehrung-krankheit — Merkblatt zugesetzter Zucker unter www.sge-ssn.ch/vegetarisch
Ihre Meinung interessiert uns! Schreiben Sie an info@tabula.ch oder an Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Eigerplatz 5, 3007 Bern
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_tabula_n° 2/2021_
_AGENDA_
3. SEPTEMBER 2021 Fachtagung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE zum Thema «Mega-Trends und ihr Einfluss auf die Ernährungszuku-
BIS FRÜHLING 2022
nft». Mit Referaten von Hanni Rützler (futurfood studio Wien) und
Das Alimentarium widmet seine neue Sonderausstellung dem
Priska Baur (Agrarökonomin). In einzelnen Ateliers werden ausser-
Veganismus. Ernährung, Kochkunst, Ethik, Ökologie, aber auch
dem folgende Aspekte und ihr Einfluss auf das moderne Ernährungs-
Aktivismus und Pop – die vielfältigen Facetten dieser Konsum-
verhalten vertieft: Konnektivität, Individualisierung, Gesundheit,
form, die sich in den letzten Jahren zum gesellschaftlichen
Regionalisierung und landwirtschaftliche Produktion. Online.
Phänomen entwickelte, stehen im Blickpunkt. In Vevey.
www.sge-ssn.ch/fachtagung
www.alimentarium.ch
1 6 . – 18 . S E P T E M B E R 2 0 2 1 25.–26. AUGUST 2021
Soil to Soul: Health. Future. Food. Symposium. Komm auf den Bo-
Swiss Public Health Conference – «COVID-19 and the public
den: Genuss und Gesundheit haben den gleichen Ursprung, und das
health management of pandemics». Seit Ende 2019 die ersten
ist unser Erdboden. Das Symposium Soil to Soul befasst sich von
Fälle von COVID-19 aufgetreten sind, hat sich die Krankheit über
Grund auf mit den Themen Ernährung, Genuss und Gesundheit und
alle Kontinente, Regionen und Gesellschaftsschichten ausge-
beleuchtet zukünftige Chancen und Herausforderungen. In Zürich.
breitet. Sie hat enorme gesundheitliche, gesellschaftliche und
www.ernaehrungsforum-zueri.ch
wirtschaftliche Auswirkungen, die Generationen überdauern und unsere Geschichte für immer verändern werden. In Bern.
16.–26. SEPTEMBER 2021
21. Schweizer Genusswoche. In einem stark veränderten Alltag
https://sphc.ch/de/
wird die Nahrung zu einem wichtigen Anhaltspunkt: sich jeden Tag
1. SEPTEMBER 2021
mit guten, sauberen und fairen Erzeugnissen ernähren, trägt zur
Die nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement
Gesundheit jedes Einzelnen und unseres Planeten bei. Die Schwei-
zum Thema «Fit für die Zukunft - BGM für junge Arbeitnehmende».
zer Genusswoche wird diesen Herbst ein grosses Fest der Gesel-
In Bern.
ligkeit, der Ernährung und der Gesundheit.
www.bgm-tagung.ch
www.gout.ch
_PREVIEW / BESTELLTALON_ tabula-Abonnement (4 Ausgaben pro Jahr) Inland CHF 40.– / Ausland CHF 50.– (Versandkosten inklusive)
SGE-Mitgliedschaft
n° 3/21
Jahresbeitrag CHF 95.– (tabula-Abonnement inklusive)
Ernährung von Jugendlichen
Name / Vorname:
E-Mail / Telefon:
Beruf: Wissen, was essen.
tabula Nº 3/2021_Welche Ernährungsthemen bewegen Jugendliche? Über welche Kanäle holen sie sich Informationen und wer verbreitet dort was? Welche Programme gibt es in der Gesundheitsförderung zum Thema Ernährung für Jugendliche? Dies und noch viel mehr in der nächsten Ausgabe von tabula.
Strasse:
PLZ / Ort:
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Eigerplatz 5, 3007 Bern, Tel +41 31 385 00 00 / info@sge-ssn.ch