Wissen, was essen.
URBAN FARMING
_n° 2/2019_CHF 11.00
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ISSN 2296-1127
Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE
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ISSN 2296-1127
9 772296 112705
DEN STÄDTEN AUF
GEHT IN
DIE NEUE SAAT
URBAN FARMING
Lebensmittel dort zu produzieren, wo sie konsumiert werden, nämlich in den Städten, ist das Ziel einer neuen Bewegung. Während Privatgärtner als Hobby Pflanzen anbauen, entwickeln professionelle Landwirte neue Konzepte wie Dachfarmen oder Indooranlagen. Zudem sollen gigantische Pflanzenfabriken helfen, die steigende Weltbevölkerung zu ernähren. Eine Idee sind vertikale Farmen, mehrstöckige Hightech-Gewächshäuser. Vor zehn Jahren noch reine Zukunftsvisionen, boomen sie heute vor allem in Asien.
Erholung suchen. Der Landschaftsarchitekt Verzone hat die «Food Urbanism Initiative» in Lausanne gegründet. In dem Projekt untersucht er, ob es sich für professionelle Landwirte lohnt, in Städten ihre Produkte anzubauen. Vor einigen Jahren hat Verzone zusammen mit Forschern der Universität Bern, der ETH Zürich sowie der Agroscope Changins-Wädenswil den Nutzen von urbaner Nahrungsproduktion am Beispiel Lausanne untersucht. Das Ergebnis: Privatpersonen schätzen zwar Gemüsegärten oder bepflanzte Kübel und andere Flächen in ihrer Nachbarschaft, das wertet das Sozialleben und die Umwelt auf. Für kommerziell arbeitende Bauern seien die in der Stadt zur Verfügung stehenden Flächen jedoch zu vereinzelt und zu klein – zumindest für den herkömmlichen Anbau. Landwirte jedoch, die eine Nische besetzen, haben durchaus Chancen, auf kleinem Raum zu produzieren. Als Beispiel nennt Verzone die «Ferme de Budé», eine Farm mitten in Genf, nicht weit vom Bahnhof und der UNO entfernt. Die Bauern liefern Kräuter und Gemüse direkt an umliegende Restaurants und Märkte. Brooklyn Grange Rooftop
Die Erdbeeren werden rot, die Tomaten wachsen unter
Farms, N.Y.C.
einem Dachvorsprung der Hütte. In einer Ecke unter
Da ungenutzter Boden in den Städten knapp ist, haben
dem Apfelbaum gedeihen Kartoffeln. Daniel Böniger
die landwirtschaftlichen Pioniere Flächen in der Höhe
zeigt seinen Garten. Das Idyll ist 200 Quadratmeter
für sich entdeckt: die Dächer. Ein Vorzeigeprojekt für er-
gross – und mitten in Zürich. Seit fast fünf Jahren baut
folgreich betriebene Dachfarmen befindet sich in New
der Hobbygärtner zusammen mit Frau und Kindern
York. «Wir haben Tausende von grossen Dächern in den
Obst und Gemüse an. «Wir können im Sommer mehr
Stadtvierteln, die volles Sonnenlicht bekommen», sagt
als drei Monate lang von unserer eigenen Ernte leben»,
Ben Flanner. Da sei es naheliegend, sie in Produktions-
sagt Böniger. Nur Brot und Fleisch kaufe er dann auf
flächen umzuwandeln. Flanner gilt weltweit als einer
dem Markt und «höchstens mal eine Zitrone». Nah-
der Vorreiter der kommerziell genutzten Dachfarmen.
rungsmittel in Städten anzubauen, ist im Trend. Wäh-
Er startete 2009 zusammen mit Gleichgesinnten als
rend Stadtbewohner wie Daniel Böniger ihre Parzelle
Pilotprojekt eine Rooftop Farm in der Eaglestreet. Ein
Land in ihrer Freizeit beackern, entdecken auch immer
Jahr später initiierte der Ingenieur zusammen mit Kol-
mehr kommerzielle Produzenten urbane Flächen als
legen ein weiteres, grösser angelegtes Projekt mit zwei
Möglichkeit, Obst und Gemüse möglichst nahe bei den
Farmen, den «Brooklyn Grange Rooftop Farms». Die Ge-
Konsumenten zu kultivieren.
samtfläche der bewirtschafteten Hochhausdächer in Brooklyn und Queens ist ein Hektar gross, bedeckt also
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Schweizer Food Urbanisme Initiative
fast eineinhalb Fussballfelder. Zusammen mit vielen,
Craig Verzone aus Rougemont (VD) hat kürzlich mit
auch freiwilligen Helfern baut Flanner Dutzende Nutz-
seiner Firma «Verzone Woods Architectes» eine Aus-
pflanzen an, hauptsächlich grüne Salate und Tomaten,
schreibung gewonnen für die Gestaltung eines Parks.
von denen mehr als 40 Sorten auf den Dächern gedei-
In Bernex, im Kanton Genf, soll ein neues Erholungs-
hen. Pro Jahr erntet das Team knapp 23 Tonnen pflanz-
gebiet entstehen. «Ein Teil wird in eine landwirtschaft-
liche Lebensmittel. Zum Vergleich produzieren konven-
lich genutzte Fläche umgewandelt», sagt Verzone. Auf 9
tionell anbauende Gemüsefarmer im Kanton Genf mehr
Hektaren Land sollen Gemüse, Früchte, Wein und Bee-
als dreimal so hohe Erträge, wenn man die Anbaufläche
ren wachsen und Bienen Honig produzieren. Landwirte
gegenrechnet. Die New Yorker Dachfarmer verwenden
werden dort einen Arbeitsplatz finden, wo Ausflügler
jedoch keine Pestizide und düngen hauptsächlich mit
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_Report_
ser als Dünger. In einem Kreislaufsystem kam das durch die Pflanzen aufgereinigte Wasser wieder den Fischen zugute. Eigentlich sollte im letzten Jahr eine weitere Dachfarm auf dem Zwicky-Areal in Wallisellen hinzukommen. Aber das Unternehmen ist gescheitert. Die anfänglich erfolgversprechende Produktion hatte sich langfristig nicht rentiert. «Urban Farmers» hat im letzten Jahr Konkurs angemeldet. «Ein Grund ist, dass die gewöhnlichen Tomaten und Fische nicht mit den herkömmlichen, aber günstiger produzierten Produkten konkurrieren konnten», sagt Jan Willem van der Schans von der Universität Wageningen in den Niederlanden. Der Ökonom ist ein Fachmann für Urban Farming. Bei den Gewächshausfarmen auf Dächern kämen logistische Herausforderungen hinzu, welche die Kosten in die Höhe trieben, fügt van der Schans an. Alles Material müsse mit Aufzügen oder Kränen aufs Dach geschafft werden und die Ernte wieder hinunter. Zudem sind die Anforderungen für Gewächshäuser auf Dächern strenger. «Das Sicherheitsglas ist teuer, es muss dreimal stärker sein», sagt van der Schans, «um Witterung und Stürmen zu trotzen.» Deshalb müssten Produkte angebaut werden, die einen entsprechend hohen Preis erzielen, zum Beispiel aussergewöhnliche Sorten. Infarm aus Berlin Ein völlig anderes Konzept praktiziert ein Berliner Unternehmen mit Namen «Infarm». Es expandiert derzeit. «Die deutsche Firma liefert spezielle Salatsorten oder Kräuter, je nach Nachfrage der Kunden», sagt van der Schans. So bietet «Infarm» beispielsweise Bergkoriander und Bordeaux Basilikum an. Das Besondere: Die Salate und Kräuter wachsen nicht nur mitten in der Stadt, sondern direkt im Supermarkt oder im Restaurant. Die Firmengründer haben ein System entwickelt, mit dem sie unabhängig von Jahreszeiten und Witterung frische Produkte liefern können. Das selbstbewusste Motto der Betreiber lautet mit Bezug auf die herkömmliche Landwirtschaft: «Statt das aktuelle System zu verändern, erfinden wir es neu.» Auf den ersten Blick erkennt man die Neuheit, die beispielsweise auch in der Gemüseabteilung einer Migros-Filiale mitten in Zürichs Innenstadt steht, jedoch kaum. Sie ähnelt einem Kühlregal mit den Glastüren, die man öffnet, um seine Milch herauszunehmen. Nur dass hinter diesen Glasscheiben angenehme Temperaturen für die kleinen Pflanzen herrschen. Sie wachsen vor den Augen der Konsumenten heran – in einer digital überwachten und gesteuerten Indooranlage. Drei bis vier Wochen benötigen die Setzlinge bis zur Ernte. Die innovativen Landwirte bezeichnen ihre
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Wer hat einen erhöhten Energiebedarf? Jugendliche im Wachstum (zwischen 13 und 19 Jahren), die im
Beruf oder in der Freizeit aktiv sind.
Männer und Frauen*, die einen körperlich anstrengenden Beruf haben oder mehrmals pro Woche Sport treiben.
* Nur Frauen zwischen 13 und 25 Jahren, die in der Freizeit oder im Beruf sehr aktiv sind, haben erhöhten Energiebedarf.
Unterschiede zum Standard-Tellermodell: Stärkehaltige Lebensmittel sind wichtige Energielieferanten und können je nach Appetit in grösseren Mengen konsumiert werden.
Der Anteil an Proteinlieferanten muss nicht erhöht werden, da die zusätzlichen Stärkeprodukte bereits die Proteinzufuhr erhöhen.
Der Gemüse-/Fruchtanteil sollte nicht verkleinert werden, da er dem Körper wertvolle Nährstoffe liefert. 12
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Der «optimale Teller» veranschaulicht, wie sich eine Hauptmahlzeit ausgewogen zusammenstellen lässt. Die Proportionen basieren auf den Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide, die eine ausgewogene Ernährung mit 1800 bis 2500 kcal pro Tag ermöglichen. Für Menschen mit einem höheren Energiebedarf (>2500 kcal pro Tag) wurde der optimale Teller gemäss der Darstellung rechts angepasst. Details: www.sge-ssn.ch/teller.
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_Wissen, was essen / informiert_
GEWICHT VERRINGERN MIT SMARTPHONE-APPS Die Selbstbeobachtung beim Essen kann einen wichtigen Beitrag beim Abnehmen leisten. In der Vergangen-
National Center for Biotechnology Information NCBI https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30816851 Michele Lanpher Patel et al. (2019). Comparing Self-Monitoring Strategies for Weight Loss in a Smartphone App: Randomized Controlled Trial
heit konnte beobachtet werden, dass die Motivation zur Selbstkontrolle jedoch schnell abnimmt. Ein Team um Michele Lanpher Patel der Duke Universität untersuchte eine 12-wöchige Intervention, die darauf abzielt, einen Gewichtsverlust von 5% zu erreichen. 100 übergewichtige bzw. adipöse Personen schlossen die Studie ab und benutzten die «MyFitnessPal» Smartphone App zur Kontrolle des eigenen Gewichts sowie der Ernährung. Hierbei wurden drei unterschiedliche Varianten getestet: - Gleichzeitige Überwachung von Gewicht und Ernährung (simultan) mit der App sowie zusätzliche Inputs via Mail - Überwachung des Gewichts (vier Wochen) und anschliessend zusätzlich der Ernährung (sequentiell) mit Hilfe von App und Inputs via Mail - Ausschliessliche Überwachung der Ernährung via App (ohne Inputs via Mail) Die Resultate zeigten, dass zwischen den drei Varianten kein signifikanter Unterschied beim Trackingverhalten bestand. Die Autoren folgern daher, dass mobile Apps mit massgeschneiderten Zielen einen klinisch signifikanten Gewichtsverlust unterstützen können und als valable Option für diejenigen gilt, die einen Ansatz mit geringer Intensität suchen.
Laut Gesundheitsbefragung waren im Jahr 2017 42% der Schweizer Bevölkerung übergewichtig (BMI 25 bis < 30) oder adipös (BMI > 30). Dieser Wert ist seit 2012 auf hohem Niveau stabil. Übergewicht und Adipositas erhöhen einerseits das Risiko für sogenannte Folgekrankheiten wie Diabetes mellitus oder Herzkreislauferkrankungen. Andererseits leidet oft auch das psychische Wohlbefinden der betroffenen Personen stark. Eine Gewichtsabnahme wünschen sich viele, doch die Umsetzung gestaltet sich häufig schwierig. Es gibt unzählige Angebote zur Gewichtsreduktion und nicht für jeden passt die gleiche Herangehensweise. Was aber für alle gilt: nur eine dauerhafte Umstellung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens – idealerweise mit psychosozialer Begleitung – kann dazu führen, dass eine Gewichtsreduktion langfristig Erfolg hat. Zudem ist es wichtig, Strategien und Hilfsmittel zu finden und einzusetzen, die einem bei der Gewichtsreduktion und insbesondere bei der Gewichtserhaltung unterstützen. Diese Funktion können z. B. entsprechende Apps übernehmen. Diese helfen nicht nur, das eigene Ernährungsund Bewegungsverhalten besser zu überblicken und einzuschätzen, sondern können auch motivieren, an den Veränderungen dran zu bleiben und seine Ziele weiter zu verfolgen. Es ist jedoch zu bedenken, dass die hier vorgestellte Studie mit einer Beobachtungszeit von nur 12 Wochen nichts über die Wirksamkeit einer langfristigen Nutzung der entsprechenden App aussagt. STÉPHANIE BIELER, SGE
Benutzen Sie die Quick Response Codes für einen direkten Zugang zu den vorgestellten Studien und Artikeln. Dazu einfach mit Ihrem Smartphone und der passenden Applikation (z. B. ScanLife) den Code einscannen. Die Artikel sind teilweise kostenpflichtig.
V O R T E I L B E I M F R I T T I E R E N M I T A L G E N Ö L – Eine Untersuchung von Sarah Moumtaz et al. (2019) der De Montfort University hat ergeben, dass beim Frittieren von Kartoffelchips mit einem neuartigen Algen-Öl, das besonders reich an einfach ungesättigten Fettsäuren ist, markant weniger toxische Aldehyde freigesetzt werden als beim Frittieren mit herkömmlichen Speiseölen. nature research / https://www.nature.com/articles/s41598-019-39767-1
W E L C H E N E I N F L U S S H A T D A S F R Ü H S T Ü C K A U F U N S E R G E W I C H T – Diese Studie von Katherine Sievert et al. (2019) der Monash Universität in Australien deutet darauf hin, dass Vorsicht geboten ist, wenn von Frühstück und dem Zusammenhang mit einer Gewichtsabnahme gesprochen wird. Für eine abschliessende Aussage müssen jedoch weitere hoch qualitative Untersuchungen durchgeführt werden. The BMJ / www.bmj.com/content/364/bmj.l42 E N E R G I E G E H A L T V O N G E R I C H T E N I N B R I T I S C H E N R E S T A U R A N T S – Bei dieser Untersuchung wurden über 13 000 Hauptgerichte in 27 britische Restaurantketten auf ihren Energiegehalt geprüft. Nur gerade 9% dieser Gerichte entsprachen den Empfehlungen von Public Health England von rund 600 kcal. Der mittlere Energiegehalt lag bei 977 kcal. The BMJ / www.bmj.com/content/363/bmj.k4982
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_Unter der Lupe_
Pak Choi Ein Kohl für alle?
Einige bezeichnen ihn als «Wunderkohl». Er beinhaltet viele Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Man kann ihn aber auch einfach nur essen, weil er schnell und einfach zuzubereiten ist, gut schmeckt – und, weil er für «Kohlmuffel» eine echte Alternative ist: Pak Choi. Also doch ein «Wunderkohl»?
sche Senfkohl, wie Pak Choi auch genannt wird, ist auf dem Vormarsch. «Pak Choi ist ein Nischenprodukt; in der Tendenz ist ein Anstieg zu erkennen. Gemäss Marktzahlen der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau und Spezialkulturen SZG ist seit 2005 eine Zunahme ersichtlich, seit 2015 bleiben die Zahlen etwa gleich», sagt Markus Waber, Medien-
VON MANUELA MEZZETTA
sprecher des Verbandes Schweizer Gemüseproduzenten in Bern. Im vergangenen Jahr gelangten 445
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Seine Blätter sind dunkelgrün, Stiele und Blattrip-
Tonnen Schweizer Pak Choi in den Verkauf. Zum Ver-
pen leuchten weiss. Vor allem im Frühling, wenn die
gleich: Allein in der Hochsaison gehen pro Woche
Lust auf «frisches Grün» wächst und die ersten in
1500 Tonnen einheimische Tomaten in den Handel.
der Schweiz geernteten Pak Chois in den Verkauf ge-
«Die Zahlen betreffen Gemüse, das in den Detailhan-
langen, sollte man zugreifen. Hierzulande ist diese
del gelangt, Verkäufe von kleineren Direktvermark-
Kohlsorte längst nicht allen ein Begriff, dennoch
tern, zum Beispiel über Hofläden, sind hier nicht
dürften ihn viele schon gekostet haben. Denn Pak
miteingerechnet. Dazu gibt es leider keine Zahlen.»
Choi wird vor allem in der asiatischen Küche ver-
Die Absatzzahlen für Pak Choi haben also durch-
wendet. Asien ist denn auch seine Heimat, dort wird
aus Luft nach oben. In den Medien wird er oft als
er in grossen Mengen angebaut. China gilt als Ur-
«Trendgemüse» bezeichnet. Aber eigentlich hat er
sprungsland des Pak Choi. Obwohl er das feucht-
Besseres verdient, nämlich von Frühling bis Herbst
warme Klima liebt, gedeiht er auch in Mittel- und
fester Bestandteil auf Schweizer Speisezetteln zu
Südeuropa. Vor Jahren noch aus Asien importiert,
werden. Denn Pak Choi eignet sich nicht nur für
kommen die in Europa verkauften Pak Chois heute
asiatische Gerichte, sondern kann sehr vielfältig
vor allem aus den Niederlanden, wo sie während
eingesetzt und auch roh als Salat genossen werden.
des ganzen Jahres in Gewächshäusern kultiviert
Ein leichtes Gemüse, das Gerichten und Salaten das
werden, und aus Spanien. Aber auch in der Schweiz
gewisse Etwas verleiht. Und: Pak Choi ist auch für
wächst der Kohl. Saison hat er hier von April bis No-
diejenigen einen Versuch wert, die ansonsten bei
vember oder Anfang Dezember. Ein Hauptanbauge-
Kohl die Nase rümpfen. Schneidet man den Pak Choi
biet gibt es nicht, das Kohlgemüse gedeiht in ver-
der Länge nach entzwei, nimmt man einen frischen,
schiedenen Regionen. Thomas Wyssa aus Galmiz
leichten Senfduft wahr. Dünstet oder dämpft man
(FR) war der erste Landwirt in der Schweiz, der Pak
das Gemüse oder gibt es einem Pfannengericht bei,
Choi anbaute. Damit begonnen hat er vor 15 Jah-
braucht man sich nicht vor dem Geruch zu fürch-
ren. «Damals kam der Pak Choi aus Spanien, Asien
ten, der für gewöhnlich beim Zubereiten von Kohl
und den Niederlanden. Das Gemüse aus Asien war
entsteht. Weil man Pak Choi nur kurz garen muss,
stark mit Insektiziden und Pestiziden belastet. Ich
riecht es auch nicht entsprechend. Zudem ist das
dachte mir: Was die Spanier und Niederländer kön-
Gemüse leicht bekömmlich. Der Kohl lässt sich auf
nen, kann ich auch», sagt der Gemüseproduzent,
sehr unterschiedliche Weise zubereiten. Thomas
dessen Betrieb eine Gesamtfläche von 22 Hektaren
Wyssa mag ihn auf alle möglichen Arten: in einem
aufweist. Damals kannte Pak Choi in der Schweiz
asiatischen Gericht mit Curryfleisch, in einer Spa-
kaum jemand. «Im ersten Jahr verkauften wir 800
ghettisauce, als Gemüsebeilage oder als Salat. Und:
Kilogramm. Jetzt sind es 70 bis 80 Tonnen pro Jahr»,
«Pak Choi soll auch gut gegen einen Kater wirken»,
so Thomas Wyssa. Mit anderen Worten: Der Chinesi-
sagt Thomas Wyssa mit einem Augenzwinkern. Im
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_Bücher_
IM FOOD-DSCHUNGEL Anna Funck EGAL, ICH ESS DAS JETZT! — MEIN JAHR MIT GRÜNEN SMOOTHIES, SUPERFOOD UND ANDEREN BEKLOPPTEN ERNÄHRUNGSTRENDS Knaur Taschenbuch, München 2019 / 208 Seiten / CHF 20.- / 978-3-426-78967-4
Dass sich Journalistinnen und Blogger eine Woche oder einen Monat veganes Essen als Selbstversuch auferlegen, haben Sie sicher schon bemerkt. Hier setzt jemand aber noch eine Menge Tage hinzu: Die Journalistin, Moderatorin und Autorin Anna Funck jagt 365 Tage quasi jedem Ernährungstrend hinterher. Auslöseerlebnis war ihr Dauerbauchweh. Und so futtert sie sich durch Brötchen ohne Gluten, schwört auf Thermomix, Phenol-Power und Apfelessig, steht 21 Tage ohne Kohlenhydrate durch, kocht ayurvedisch und clean, verbannt den Zucker aus der Küche und vieles mehr. Immer mit dabei: ihre Familie. Mann Jens (Bio-Fan), Tochter Karlotta (Hot-Dog- und Pizza-Jüngerin) und Baby-Theresa (damals noch im Flaschen-Abo). Amüsant beschreibt die zweifache Mutter, wie sie vegane Nudeln auftischt, aka Zucchettistreifchen, und das anschliessende Kinderurteil «Mama, die Nudeln sind kaputt!». Das Buch schliesst sie mit einem Futter-Fazit ab. Das Vernünftige daraus: Vor jeder Mahlzeit etwas rohes Gemüse, weniger Kohlenhydrate, ein grüner Smoothie zum Frühstück und so wenig Dogmen wie möglich. Das Unvernünftige lass ich Sie selber lesen. Gerne im Hinterfrage-Modus. Leichte Unterhaltung, flüssig und amüsant zu lesen. Besonders witzig sind die eingebauten KommenFAZIT: Glauben Sie nicht alles, was drinsteht! tare ihrer Kinder wie «Mama, ist das Milch von der Kokosnusskuh?». Aber es regt amüsant zum Hinterfragen an.
AUF FORSCHUNGSREISE Charles Spence GASTROLOGIK — DIE ERSTAUNLICHE WISSENSCHAFT DER KULINARISCHEN VERFÜHRUNG C.H. Beck Verlag, München 2018 / 352 Seiten / CHF ca. 42.- / 978-3-406-72036-9
Charles Spence ist Gastrophysiker. Oder anders gesagt, Professor für Experimentalpsychologie an der Universität Oxford, mit einem Faible für Kulinarisches. Sein Credo: «Kulinarisches entsteht im Kopf! Und Forschungsergebnisse müssen am Ende auch im echten Leben Anwendung finden.» Dies ist vor allem so, da seine Eltern als Schausteller nie zur Schule gingen und er als Kind immer unterwegs war. Daher postuliert er auch heute noch, dass Forschung Anwendung in der Praxis finden muss. Kein Wunder, entstehen da «Sound Bite»-Menüs, wo akustisches Würzen für Langstreckenflüge definiert wird. Oder man findet Antworten auf die Frage, warum Menschen Koriander entweder lieben oder hassen. Und er zeigt auf, warum wir ein Foto eines Glases Orangensaft viel reizvoller finden, wenn darauf zu sehen ist, wie der Saft eingeschenkt wird. Auch aktuelle Social-Media-Trends wie Mukbang – das Livestreaming essender Menschen – werden vorgestellt. Und ich weiss nun dank der Lektüre auch, dass ich kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, wenn ich in einem Restaurant den Kellner nach Salz und Pfeffer frage. Aber ob ich mich in Zukunft auf Gabeln, die vibrieren, wenn man zu schnell Essen in sich reinschaufelt, freuen soll? Solche Zukunftsvisionen werden im letzten Kapitel vorgestellt. Zum Glück gibt der Autor dann am Schluss des Buches noch einige unfuturistischere Tipps, lebensnahe, Der Mann hat Humor und erklärt in verwie es seinem Credo entspricht. F A Z I T : ständlicher Sprache, dass Essen mehr ist, als was wir im Mund wahrnehmen, und wie Schade, stark wir durch Farben, Formen, Gerüche und Klänge manipulierbar sind. sind die Abbildungen nur schwarz-weiss.
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_Die SGE_
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CORNELIA CONRAD ZSCHABER Präsidentin der SGE
L I E B E M I T G L I E D E R , LIEBE GÖNNERINNEN UND GÖNNER «Meine Ernährungs-Kristallkugel erscheint nebulöser als vor 40 Jahren», sagt der berühmte Ernährungsforscher Walter C. Willett. Uns stehen ausgezeichnete wissenschaftliche Möglichkeiten zur Verfügung, und gleichzeitig sind wir mit grossen gesellschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Auch Ernährung ist zu einem Tummelfeld geworden, auf dem sich Halbwahrheiten immer schneller verbreiten und persönliche Erfahrungen verallgemeinert werden. Umso wichtiger ist es, dass die SGE ihrem Zweck treu bleibt und auch in Zukunft für eine unabhängige und dem aktuellen Stand der Wissenschaft verpflichtete Ernährungsinformation steht. Dies nicht moralisierend oder bevormundend, sondern mit einer menschenfreundlichen und gesundheitsfördernden Haltung. Die Erfahrung und ein Blick in die Kristallkugel zeigen, dass sich einige Ernährungsempfehlungen in Zukunft festigen und andere sich wieder ändern werden. Wir wollen proaktiv auf Entwicklungen im Ernährungsbereich und dessen Umfeld reagieren und haben uns darum strukturell agil aufgestellt. Wir orientieren uns an den nationalen Strategien und arbeiten in enger Kooperation und im kontinuierlichen Austausch mit unseren Partnerorganisationen. Die Dienstleistungen für unsere Mitglieder und Gönnerfirmen sowie die Umsetzung laufender und die Akquise neuer kostendeckender Aufträge haben für uns höchste Priorität. Damit die SGE auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag für ein ausgewogenes Ernährungsverhalten leisten kann, verbinden wir hohe Fachlichkeit mit unternehmerischem Denken und Handeln. Im Namen des Vorstandes sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SGE danke ich allen Mitgliedern, Gönnerinnen und Gönnern ganz herzlich für das Vertrauen. Wir freuen uns, wenn Sie unsere Dienstleistungen nutzen und sich mit Ihren Anliegen an uns wenden. Wir sind für die Zukunft gerüstet und gehen bestehende und neue Herausforderungen unternehmenslustig an.
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tabula N° 2/2019
M I T G L I E D E R V E R S A M M L U N G 2 0 1 9 An der SGE-Mitgliederversammlung vom 27. März 2019 wurde die Jahresrechnung 2018 verabschiedet, Wahlen im Vorstand vorgenommen und einer administrativen Änderung bei der Verrechnung der Mitliederbeiträge zugestimmt. Roger Darioli, Christina Hartmann und Annette Matzke wurden an der Mitgliederversammlung der SGE aus dem Vorstand verabschiedet. Der SGE-Vorstand und die Geschäftsstelle bedanken sich bei allen für ihren wertvollen Einsatz. Roger Darioli und Annette Matzke haben zudem während 25 bzw. sechs Jahren unter anderem als Vizepräsidenten die SGE massgeblich geprägt und wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die anwesenden Mitglieder stimmten zudem für die Aufnahme von Josef Laimbacher, Chefarzt für Jugendmedizin im Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, in den Vorstand. Die ehemalige Präsidentin Isabelle Herter wurde zur neuen Vizepräsidentin der SGE gewählt. Die Jahresrechnung 2018 sowie das Budget 2019 wurden verabschiedet. Die SGE schliesst das Geschäftsjahr 2018 mit einem Verlust von CHF 234 831.70 ab. Der Vorstand wird in Zusammenarbeit mit RADIX Massnahmen treffen, um das laufende Geschäftsjahr ausgeglichen abzuschliessen. Ab 2020 wird das Mitgliedsjahr für alle Mitglieder von Januar bis Dezember dauern. Die Mitgliederbeiträge werden jeweils im März in Rechnung gestellt. Die Mitgliederbeiträge 2019 werden pro rata nach Beitrittsmonat verrechnet. Neumitgliedern, die zwischen Oktober und Dezember 2019 eintreten, werden keine Beiträge für 2019 verrechnet. Diese Lösung ist effizienter als eine monatliche Verrechnung, womit der administrative Aufwand in der Geschäftsstelle reduziert werden kann. Die Mitgliederversammlung stimmte auch diesem Traktandum zu. — Weitere Details unter www.sge-ssn.ch/medien.
_tabula_n° 2 /2019_
_AGENDA_ 14 . – 2 0 . J U L I 2 0 1 9 «ZACK für Mädchen und Knaben mit Übergewicht» – Sportcamp speziell für übergewichtige Kinder und Jugendliche: Bewegung und gesunde Ernährung, die Spass machen, sowie eine gute Woche zusammen verbringen. Dies sollen die Mädchen und Knaben im Zürcher Adipositas Camp erleben. In Seedorf. https://sport.zh.ch
BIS 4. AUGUST 2019 Die Sonderausstellung «Wer is(s)t denn da?» nimmt Besuchende mit auf die 80 000-jährige Geschichte des Essens und Trinkens. Sie lädt in leicht verständlicher Sprache Erwachsene, Kinder und Schulklassen ein, sich mit dem Essen und Trinken auseinanderzusetzen. In Zürich. www.kulturama.ch/
19. – 23. AUGUST 2019 Das Departement Gesundheit der Berner Fachhochschule BFH führt zusammen mit der Vrije Universiteit Brussel VUB vom 19. bis 23. August 2019 eine Summer School zum Thema «Nutritional Aspects in Rehabilitation Exercise» durch. Das Programm richtet sich in erster Linie an Fachpersonen aus den Bereichen Physiotherapie sowie Ernährung und Diätetik. Auch Fachleute aus anderen Gesundheitsbereichen und Studierende ab dem 3. Studienjahr sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. In Zürich. www.bfh.ch
28. AUGUST 2019
Nationale Tagung für betriebliches Gesundheitsmanagement – BGM für Körper und Geist: Physische und psychische Gesundheit gemeinsam fördern. Unsere Gesundheit basiert auf körperlichem, geistigem und sozialem Wohlergehen. Bei der Umsetzung von gesundheitsfördernden Massnahmen im Arbeitsumfeld werden Körper und Geist oft getrennt betrachtet. Warum eigentlich? In Pfäffikon. www.bgm-tagung.ch 9. – 12. SEPTEMBER 2019 Die NuGo-Week befasst sich mit dem Thema «From foodomics to nutrigenomics – Translating from food composition data into healthy diets». In Bern. www.nugo.org
13. SEPTEMBER 2019 An der nächsten Fachtagung der SGE werden Experten aus Forschung und Industrie Referate und Ateliers rund um das Thema ««Supplemente – Sinn und Nutzen» halten. Sie beleuchten die Situation in der Schweiz und nehmen Stellung zur Bio-Verfügbarkeit und zu biogenen Substanzen. Ein Expert Talk rundet den Anlass ab. In Bern. www.sge-ssn.ch
23. OKTOBER 2019 3. Ernährungsfachkongress Mikronährstoffe – «Aktuelles aus Wissenschaft und Praxis». Der Einsatz von Mikronährstoffen wird wieder im Rahmen verschiedener Themenbereiche beleuchtet. In Pfäffikon. www.burgerstein-foundation.ch
_PREVIEW / BESTELLTALON_ tabula-Abonnement (4 Ausgaben pro Jahr) Inland CHF 40.– / Ausland CHF 50.– (Versandkosten inklusive)
no. 3/19 ernährungssicherheit!
SGE-Mitgliedschaft Jahresbeitrag CHF 95.– (tabula-Abonnement inklusive)
Zusätzliche Exemplare Bitte kontaktieren Sie unsere Geschäftsstelle, wenn Sie weitere Exemplare der aktuellen Ausgabe von tabula bestellen möchten: info@tabula.ch Name / Vorname:
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tabula Nº 3 /2019_ Was bedeutet Ernährungssicherheit in der Schweiz? Wie wird von der Politik eine qualitativ gute Ernährung definiert und sichergestellt? Welche Rolle spielen Importe und Exporte? Und wie ist Nachhaltigkeit mit Ernährungssicherheit vereinbar, einerseits in der Schweiz, aber auch global betrachtet?
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Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE, Eigerplatz 5, 3007 Bern, Tel +41 31 385 00 00 / Fax +41 31 385 00 05 / info@sge-ssn.ch