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April 2022

Offizielles Organ

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Frische Luft ist nicht immer saubere Luft

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Die kleinste Batterie ist kleiner als ein Salzkorn

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Keimzahlbestimmung ist für den Laboralltag optimiert

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Die SRRT-Swiss/CCS traf sich endlich wieder zur Fachtagung


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editorial Organisation des Vorstands der SRRT-SwissCCS im Jahr 2022 n

Liebe Leserinnen und Leser und liebe SRRT-SwissCCS-Mitglieder, wir alle dachten, wir hätten in Sachen Corona in den letzten beiden Jahren schwierige Zeiten nun endlich hinter uns. Seit Donnerstagmorgen, 24. Februar 2022, wurden wir eines Besseren belehrt und müssen nun wieder lernen, in Europa mit Krieg umzugehen. Wir alle hoffen auf eine diplomatische Lösung des Konfliktes und wünschen allen Beteiligten auf diesem Wege einen friedvollen Ausgang. Es soll mit den Änderungen in unserem Verein keine Verhältnismässigkeit zu dieser Situation herangezogen werden – das wäre absurd. Gerne möchte ich mich in diesem Editorial zunächst bei meinem Vorgänger als Präsident Hans Zingre, als auch bei den beiden langjährigen Vorstandsmitgliedern Prof. Arnold Brunner & Dipl. Ing. Werner Straub für ihre bisherige ausgezeichnete Mitarbeit in unserem Verein bedanken. Alle drei Herren waren sowohl national als auch international bedeutungsvoll und anerkannt in der Normentätigkeit zuhause. Sie sind aus dem Vorstand ausgetreten und bleiben dem Verein als Mitglieder noch weiterhin verbunden. Ebenfalls möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit bei unserem Vorstandsmitglied Dr. Roman Maag bedanken, welcher sich sowohl familiär als auch beruflich verändert hat und aus dem Verein ausscheidet. Nachdem die Normen, bei denen meine Wenigkeit tätig war (ISO 14644-3, VDI 2083-7, VDI 3803-4 & Fachausschuss Reinraumtechnik) in einer akzeptablen Richtung sind, ist auch für mich ein Zeitpunkt gekommen. Ich werde mich vom Präsidentenamt bei der Generalversammlung im «zarten» Alter von 67 Jahren ebenso verabschieden. Natürlich werde auch ich dem Verein als Mitglied verbunden bleiben. Mit grosser Zuversicht lege ich dann das Ehrenamt in jüngere Hände und wünsche dem neuen Vorstand alles erdenklich Gute für die weitere Zukunft. Recht herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihr Vertrauen. Bleiben Sie

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Ihr Norbert Otto Präsident SwissCCS/SRRT

gesund. Ich wünsche allen auf diesem Wege noch eine friedvolle Zukunft. Verbleibe mit herzlichen Grüssen,

Ihr Norbert Otto Präsident SwissCCS/SRRT

Organisation du Comité directeur de la SRRT-SwissCCS en 2022 n

comme proportionnels à cette situation, ce serait absurde. Dans le présent éditorial, j’aimerais remercier mon prédécesseur à la présidence, Hans Zingre, ainsi que les deux autres membres de longue date du Comité directeur, le Professeur Arnold Brunner et l’Ingénieur Werner Straub, de leur excellente collaboration au sein de notre association. Ces trois messieurs étaient des acteurs importants et reconnus dans le domaine de la normalisation, tant au niveau national qu’international. Ils ont quitté le Comité mais restent attachés à l’association en tant que membres. Je tiens également à remercier notre membre du Comité directeur, le Dr. Roman Maag, qui a changé de vie, tant sur le plan familial que professionnel, et quitte l’association. Maintenant que les normes sur lesquelles, votre humble serviteur a travaillé (ISO 14644-3, VDI 2083-7, VDI 3803-4 & Comité technique salle blanche), sont dans une direction acceptable, le moment est venu pour moi également de tirer ma révérence. Je vais prendre congé de la présidence lors de l’assemblée générale, à l’âge «tendre» de 67 ans. Bien entendu, je resterai en lien avec l’association en tant que membre. C’est avec une grande confiance que je laisse alors le poste de bénévole entre des mains plus jeunes et souhaite au nouveau président tout le meilleur pour l’avenir. Un grand merci pour votre attention et votre confiance. Restez en bonne santé. Je souhaite à vous tous un avenir paisible.

Bien cordialement

Chères lectrices, chers lecteurs, chères et chers membres de la SRRT-SwissCCS, Nous pensions tous que les périodes difficiles de ces deux dernières années marquées par le coronavirus étaient enfin derrière nous. Depuis jeudi matin, 24 février 2022, nous avons été détrompés et devons désormais réapprendre à faire face à la guerre en Europe. Nous espérons tous une solution diplomatique à ce conflit et souhaitons à toutes les parties concernées une issue pacifique. Les modifications apportées à notre association ne doivent pas être considérés

Norbert Otto Président SwissCCS/SRRT n Organisation of the

Committee of the SRRT-SwissCCS in the year 2022

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Dear Readers Dear Members of the SRRT-SwissCCS After the troubles of Corona of the last two years, we all believed that the difficult times were behind us at long last. Since Thursday morning, 24 February 2022, we are being taught otherwise and have to learn once again how to live with a war in Europe. We all hope that a diplomatic solution to the conflict will yet be found and wish those involved a settlement in peace. It would be absurd to relate the changes in our Society in any way to the above situation. In this editorial I would like to first of all express my sincere thanks to my predecessor as President, Mr Hans Zingre, and to the two long-standing Committee members Prof. Arnold Brunner & Eng. grad. Werner Straub, for their outstanding contributions to our Society. All three gen-

tlemen have been important and recognised both nationally and internationally for their expertise as regards standards. They have resigned from the Committee and continue to be members of the Society. I am also grateful to our Committee member Dr. Roman Maag for his valuable cooperation. After changes in his private as well as occupational circumstances he has withdrawn from the Society. A turning point has also come for me, seeing that the standards with which I was involved (ISO 14644-3, VDI 2083-7, VDI 3803-4 & specialists' committee for cleanroom technology) are developing in an acceptable direction. On the occasion of the forthcoming General Meeting, at the “tender„ age of 67, I shall resign from the office of President but, of course, remain a member of the Society. It is with great confidence that I shall place the honorary office in younger hands, coupled with my very best wishes to the new

Committee for a productive and successful future. Many thanks for your attention and confidence. I wish you good health and a future with peace. Sincerely yours

Norbert Otto President SwissCCS/SRRT

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Maschinen machen saubere Atemluft Saubere Luft ist für den Menschen Lebenswichtig. Doch hilft nur häufig Lüften nicht vor gefährlichen Verunreinigungen und Erregern.

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Bakteriophage als Helfer gegen Spitalinfektionen Forscher konnten zeigen, dass Bakteriophage zusammen mit Desinfektionsmitteln Krankheitserreger besser entfernen können.

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fachartikel Luftwechselzahl im Reinraum definiert die Reinheitsklasse? Neuartige Röntgenlinse erleichtert Blick in die Nanowelt Lab-on-chip-Systeme: Vom Prototypen zur Serienfertigung Gesellschaftliche Wahrnehmung von Risiken durch Mikroplastik

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kundenprojekt Frische Luft und saubere Luft Sauberkeit im Submikrometer- und Atomprozentbereich Neues Kompetenzzentrum für Reinraumtextilien in Selzach Die kleinste Batterie der Welt: Kleiner als ein Salzkorn

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firmenberichte Bakterienfresser als Helfer gegen Spitalinfektionen? Ein neuartiger Sensor für Gasmoleküle Hersteller werden zu Dienstleistern Spezialfilter- und Absperrsysteme für hochsensible Bereiche Keimzahlbestimmung ist für den Laboralltag optimiert

publireportage Bodenverlegung direkt auf Bodenplatte im Reinraum UV-C-Desinfektion garantiert Reduktion bis 99,9 Prozent Neues Serviceangebot für Waagen im Pharmabereich verfügbar

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normierung Vierte Ausgabe der Richtlinie Eurovent 4/23-2022

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veranstaltungen Sicherheit und Sauberkeit auf beiden Seiten der Schleuse «Innovationen im Reinraum» – Das ist im Fokus Wie Prozesse digitalisiert werden

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bulletin

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Impressum 16. Jahrgang. Erscheint 2× jährlich (und in Ergänzung alle 2 Monate der elektronische ccr-Newsletter). Zur Veröffent­lichung angenommene Originalartikel gehen in das ausschliess­liche Verlagsrecht der SIGImedia  AG über. Nachdruck, fotomechanische Vervielfältigung, Einspeicherung in Datenverarbeitungsanlagen und Wiedergabe durch elektronische Medien, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Copyright 2022 by SIGImedia AG, CH-5610 Wohlen ISSN 1662-1786 Herausgeber / Verlag Anzeigenverwaltung SIGImedia AG Alte Bahnhofstrasse 9a CH-5610 Wohlen Telefon +41 56 619 52 52 Telefax +41 56 619 52 50 info@sigimedia.ch www.ccreport.com

Redaktion SIGImedia AG Dr. Alexander Jegge Alte Bahnhofstrasse 9a CH-5610 Wohlen Telefon +41 56 619 52 52 Telefax +41 56 619 52 50 redaktion@ccreport.com

Titelbild/Quelle: Shutterstock /Juice Verve

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Vorstufe Triner Media + Print Schmiedgasse 7 CH-6431 Schwyz Telefon +41 41 819 08 10 beratung@triner.ch www.triner.ch Druck ZT Medien AG Henzmannstrasse 20 CH-4800 Zofingen Telefon +41 62 745 93 93 info@ztmedien.ch www.ztmedien.ch

Offizielles Publikationsorgan Swiss Contamination Control ­Society Schweizerische Gesellschaft für Reinraumtechnik Société Suisse pour la prévention de la contamination www.swissccs.org

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fachartikel

Luftwechselzahl im Reinraum definiert die Reinheitsklasse? In der Reinraumtechnik wird seit Jahrzehnten der Mythos gepflegt, die Luftreinheitsklasse anhand der «Luftwechselzahl» (n) zu definieren. Wird eine Reinraumumgebung benötigt, bekommen Fachplaner oft eine Luftwechselzahl vorgegeben, ohne die tatsächlichen Prozessanforderungen in diesem Bereich zu kennen oder auf die Effizienz zu achten. Der Hauptzweck der Reinraumlüftung ist es, die im Raum entstehenden luftgetragenen Partikel ohne Beeinflussung der Prozess-/Produktqualität aus dem kritischen Bereich möglichst rasch abzuführen und einen Eintrag der atmosphärischen Aerosole von aussen zu verhindern oder zumindest nur mit geringer akzeptabler Konzentration zuzulassen. Die Hauptquelle für partikuläre Luftverunreinigung im Reinraum sind die darin tätigen Personen. Trotz entsprechender Bekleidung, die als Partikelfilter vom Menschen zur Umgebung dient, werden je nach Aktivität mehrere tausend Partikel je Minute an die Umgebung abgegeben. Herstellprozesse als Quelle luftgetragener Verunreinigungen sind nur dann als kritisch einzustufen, wenn durch die Ver-/Bearbeitung luftgetragene Aerosole entstehen können. Damit sind sogenannte geschlossene Prozesse kaum als Partikel-generierende Faktoren zu sehen. Die in der Aussenluft enthaltenen atmosphärischen Aerosole unterliegen einem Lebenszyklus: von der Emission aus verschiedenen Quellen (z. B. Verkehr, Heizungssysteme, industrielle Aktivitäten, natürliche Quellen wie Flächenbrände, Wüsten, vulkanische Aktivitäten) über Veränderungen durch den Transport in der Atmosphäre (Verdünnung, Agglomeration, Sedimentation, chemische Reaktionen) bis zur Immission mit den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und den Einflüssen auf Produktionsprozesse. In den verschiedenen Industriesparten können die störenden Partikel unterschiedlicher Grössenordnung und Herkunft sein. In der Chipherstellung liegen die störenden Grössen im niedrigen Nanometerbereich, aber auch molekulare/ chemische Verunreinigungen können zu Qualitätsverlust der Produkte und damit zu Ausschuss führen. Im Life-ScienceBereich, bei der Herstellung von pharmazeutischen Produkten und bei der Verarbeitung von Lebensmitteln sind zusätzlich mikrobiologische Belastung und Schimmelsporen in der Raumluft unerwünscht.

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Abbildung 1: Einflussfaktoren im Reinraum. (Bilder: Flechl)

Die Bedeutung von Luftwechsel, Luftrate, Luftwechselrate, Lüftungsrate Zum allgemeinen Begriff der «Luftwechselzahl» gibt es einige Synonyme, die aber in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Bedeutung haben. Der Begriff Luftwechsel wurde von Max von Pettenkofer in einem Aufsatz aus dem Jahr 1886 erstmals geprägt und stellte als Hygieneanforderung einen stündlichen Aussenluftaustausch für Wohnräume auf [1]. In der Bauphysik wird unter Luftwechselrate (bezeichnet mit dem griechischen Buchstaben β) der dem Raum zugeführte Aussenluftvolumenstrom je Zeiteinheit bezogen auf das Raumvolumen verstanden. Eine Mindest-Aussenluftrate ist meist in nationalen Gesetzen zur Arbeitsstättensicherheit je Person und Tätigkeit definiert und ist in Reinräumen als Ergänzung der zusätzlichen Raumabluft von Sonderfortluftanlagen aus Absaugungen oder für Exfiltrationsluft/Überströmluft durch Druckkaskaden zu angrenzenden Bereichen erforderlich. In der Norm EN 16798-

1 [2] werden die Begriffe Lüftungsrate, Luftwechsel und Luftrate für den einem Raum oder Gebäude stündlich zugeführten Aussenluftvolumenstrom verwendet. Die für die Reinraumtechnik massgebende Normenreihe EN ISO 14644 verwendet den Begriff Luftwechselzahl bzw. Luftwechselrate [3], beschrieben durch die Anzahl der Luftwechsel (gesamter dem Raum zugeführter Luftvolumenstrom) je Zeiteinheit bezogen auf das Volumen des Reinraumes oder des reinen Bereiches. In der überarbeiteten Version (Normentwurf) der EN ISO 14644-4 [4] wird für die Berechnung der Verdünnung der luftgetragenen Kontamination anhand der im Raum emittierten Partikel (Quellstärke) und der Lüftungseffektivität die Zuluft-Rate bestimmt, um den erforderlichen Reinheitsgrad zu erreichen. Um auch die Energieeffizienz dabei nicht ausser Acht zu lassen, gibt die EN ISO 14644-16 [5] entsprechende Anleitungen und Hinweise. Die für die pharmazeutische Herstellung massgebenden GMP-Richtlinien (Good Manufacturing

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Practice, Gute Herstellungspraxis), und hier speziell der Annex 1 [6] für sterile Herstellung, enthalten keine Empfehlungen für Luftwechselraten, sondern beziehen sich auf eine Clean-Up-Phase bei Räumen mit turbulenter Verdünnungsströmung. Diese Clean-Up-Phase bezeichnet den Zeitraum des Übergangs der Partikelbelastung vom tatsächlichen Zustand der Fertigung (in operation) in den Zustand Leerlauf (at rest) und wird leider mit der Hilfsprüfung der Erholzeit (Recovery Time) nach EN ISO 14644-3 [7] verwechselt und fälschlicherweise gleichgesetzt (siehe auch [8]). Die amerikanische Guideline der FDA (Food and Drug Administration) [9] für aseptische Herstellung empfiehlt für die Klasse ISO 8 eine Luftwechselrate von 20/h als «typischerweise akzeptabel». Im amerikanischen Arzneibuch USP, Kapitel 1116 [10], wird auf die ISO Normenreihe 14644 verwiesen und empfohlen, Luftwechselzahlen für ISO 8 mit mindestens 20-fach, ISO 7 mit mehr als 50-fach und für ISO 5 mit mehr als 100-fach als Richtwerte für das Design anzunehmen.

¹ Hinweis: SOPs entsprechen verpflichtenden internen Vorgaben, sind per Definition Arbeitsanweisungen und sollten keine technischen Daten definieren.

Reinheitsklasse im Zustand Fertigung

Zuluftrate Konzept Betrieb

E, F nach WHO für nicht sterile Arzneimittel CNC (kontrolliert, nicht klassifiziert)

5 bis 12

5 bis 8

D (im Annex 1 nicht spezifiziert) äquivalent zu ISO9

10 bis 15

8 bis 12

C (ISO8)

12 bis 20

8 bis 15

B (ISO7)

20 bis 40 15 bis 30

Tabelle 1: Empfohlene Zuluft-Raten für pharmazeutische Reinräume.

«Luftwechsel definiert Reinheits­ klasse» ist nur im Konzept sinnvoll! Bei der Konzepterstellung kann es hilfreich sein, die Grössenordnungen der benötigten Lüftungsanlagen anhand von Erfahrungswerten zur Ermittlung der Kosten und des erforderlichen Platzbedarfs abzuschätzen. Diese Schätzungen beruhen aber auf den in der Vergangenheit realisierten Anlagen mit weit überhöhten Luftvolumenströmen. Auch wenn die Energiekosten der Lüftungsanlagen immerhin ca. 60-80 Prozent der Energiekosten betragen, wird das bei manchen Industriebetrieben nur einen kleinen Anteil im Vergleich zum möglichen Gewinn betragen und die vermeintliche Sicherheit der historisch angenommenen hohen Luftwechselzahlen nicht zu Energieeinsparung anregen. Aktuell ist die Energieeffizienz aber ein Umweltthema und in den verpflichten-

den Nachhaltigkeitsberichten der grossen Unternehmen ein wesentliches Kapitel, dem auch zukünftig Investoren mehr Beachtung schenken werden. Anlässlich einer ISPE-Konferenz (International Society of Pharmaceutical Engineers) im September 2019 [11] wurde eine Untersuchung über die Energiereduktion bei bestehenden Lüftungsanlagen in einem Pharmareinraum vorgestellt. Die dabei in einem internen Standard als SOP (Standard Operating Procedure) vorgegebene Luftwechselrate von 20 sollte optimiert werden ¹. Die Untersuchung der Energieströme, Luftvolumenströme, Luftführungen sowie Partikelkonzentration und Konzentration der luftgetragenen Keime ergaben eine tatsächlich ausreichende Luftwechselrate von 2. Damit konnte die Gesamtkonzen­ tration der Partikel von maximal 30 Prozent des erlaubten Klassenlimits eingehalten

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chende Risiken definieren und beurteilen kann. Fachplaner und Experten können nach diesen Informationen effektive und effiziente Lösungen ausarbeiten. Ein «Experte» für Reinraumplanung, der diese Kriterien nicht nachfragt, sollte bei der Auftragsvergabe nicht berücksichtigt werden.

Abbildung 2: Luftströmung bei Decken­ durchlässen.

Abbildung 3: Luftströmung mit bodennaher Abluft.

werden. Um Kondensation an Oberflächen zu verhindern, ist es nötig, die Zulufttemperatur nicht unter den sogenannten Taupunkt abzusenken. Die daraus resultierende Temperaturdifferenz zwischen Zuluft und Raum bestimmt mit der zu transportierenden Wärmemenge den dazu erforderlichen Luftvolumenstrom. Die abzuführende thermische Last im Raum machte danach eine Anpassung der Luftwechselzahl auf 6-fach nötig. Untersuchungen des Autors an über 100 Lüftungsanlagen im Bereich der pharmazeutischen Herstellung haben ebenfalls bestätigt, dass die Zuluftrate in den meisten Fällen durch die thermische Last der Räume gegeben ist, während die Partikelund Keimkonzentrationen nur bis zu 5 Prozent des Klassenlimits bei den vorherrschenden hohen Luftwechselzahlen erreichten. Daraus wurden empfohlene Zuluft-Raten für Reinraumlüftungen nach Partikel Aufreinigung abgeleitet (siehe Tabelle 1) [12].

Argument gegen einen luftführenden Doppelboden mit gelochten Bodenplatten kann natürlich eine erforderliche Nassreinigung des Bodens sein. Die Anordnung der Zuluft- und Abluftdurchlässe in der Reinraumdecke ist immer noch die schlechteste Möglichkeit. In Verbindung mit sehr hohen Luftwechselzahlen werden hohe Turbulenzen erzeugt, die luftgetragene Verunreinigungen wieder in einen kritischen Bereich zurückführen und sogar am Boden abgelagerte Partikel wieder aufwirbeln können (vergl. dazu [14]). Sie verursacht weiters eine ungünstige Raumdurchströmung und verfälscht den rechnerischen Wert der ermittelten Luftwechselzahl im kritischen Bereich (siehe Abbildung 2). Die bodennahe Abluft in den Wänden bringt eine Verbesserung der Luftströmung (siehe Abbildung 3), aber, abhängig von der Raumgeometrie, in der Raummitte im möglicherweise kritischen Bereich auch ein Defizit gegenüber dem rechnerischen Wert der Zuluft Rate. Die Abluftleitungen in der Zwischendecke und hinter den Reinraumwänden sind dabei meist genauso wenig zugänglich wie ein luftführender Doppelboden und das Argument der unkontrollierten Kontamination im Doppelboden daher nur schwer nachvollziehbar. Zudem ergibt sich aus physikalischen Gründen im Doppelboden immer ein Unterdruck gegenüber dem darüber liegenden Reinraum, und Druckunterschiede mit Druckkaskaden werden noch immer im Reinraum als Schutz vor Kontamination von aussen gesehen (vergl. dazu [15]). Unterstützend im Design kann eine CFD-Strömungssimulation (Computated Fluid Dynamics) eingesetzt werden, um die Partikel-Ausbreitung und Luftströmung im kritischen Bereich oder auch für den gesamten Raum zu optimieren.

Raumdurchströmung ist wichtiger als vorgegebene Luftwechselzahl Wie vorher erwähnt, ist eine Luftwechseloder Zuluft-Rate nicht ausreichend um einen Luftreinheitsstatus in einem spezifizierten Bereich zu definieren. Dazu ist das Gebilde Reinraum mit den zu betrachtenden Parametern zu komplex (siehe Abbildung 1). Ausgehend vom Hauptzweck der Reinraumlüftungsanlage stellen eine gute Raumdurchströmung und die Strömungsrichtung im kritischen Bereich die wesentlichen Faktoren für eine funktionierende Verdünnung der Partikelkonzentration im kritischen Bereich dar. Im Bereich der Mikroelektronik und Herstellprozessen mit ähnlich hohen Reinheitsanforderungen hat sich die Luftströmung mit endständigen Partikelfiltern im Deckenbereich und einer Abluftführung nach unten über einen luftführenden Doppelboden bewährt, obwohl die Luft in einem Reinraum nicht immer von oben kommen muss [13]. Im Bereich der Pharmaproduktion werden luftführende Doppelböden peinlichst vermieden und dafür in den Wänden bodennahe Abluftdurchlässe installiert, um eine möglichst gute Raumdurchströmung zu erzielen. Ein mögliches

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Luftwechselzahlen im Reinraum zu optimieren ist Stand der Technik Nach heutigem Stand der Technik ist es tatsächlich nicht mehr nötig, eine LuftReinheitsklasse anhand von historischen Luftwechselzahlen zu definieren. Voraussetzung ist jedoch, dass der Auftraggeber – derjenige, der einen Reinraum benötigt oder die Planung in Auftrag gibt – seine Prozesse kennt und entspre-

[1] M. v. Pettenkofer, Über Ventilation oder Luftwechsel in Wohngebäuden, Münchner Kalender für das Jahr 1886, 1886. [2] EN 16798-1 – Energetische Bewertung von Gebäuden – Lüftung von Gebäuden, Teil 1, Europäisches Komitee für Normung, 2019. [3] EN ISO 14644-3 – Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche – Teil 3: Prüfverfahren, Europäisches Komitee für Normung, 2020. [4] Entwurf EN ISO 14644-4 Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche – Teil 4: Planung Ausführung und Erstinbetriebnahme, Europäisches Komitte für Normung, 2021. [5] EN ISO 14644-16, Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche – Teil 16: Energieeffizienz von Reinräumen und Reinluftgeräten, Europäisches Komitee für Normung, 2019. [6] Eudralex Volume 4, Annex 1, Manufacture of Sterile Medicinal Products, European Commission, 2008. [7] EN ISO 14644-3, Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche, Teil 3: Prüfverfahren, Europäisches Komitte für Normung, 2020. [8] H. Flechl, GMP-Berater, Kapitel 3.I.10.3 CleanUp Phase und Erholzeit, GMP-Verlag Peither AG, 2018. [9] Guidance for Industry; Sterile Drug Products Produced by Aceptic Processing – Current Good Manufacturing Practice, U.S. Department of Health and Human Services – Food and Drug Administration, 2004. [10] USP 1116 – Clean Room Classification for Aseptic Processing Environments, The United States Pharmacopeial Convention, 2015. [11] EECO2 Group, Keith Beattie, «Cleanroom Energy Reduction, Possibilities for Now and in the Near Future,» in ISPE Boston Area Chapter Product Show, Boston, USA, 2019. [12] H. Flechl, GMP-Berater, Kapitel 3.I Raumlufttechnik, Abb 3.I.57, GMP-Verlag Peither AG, 2018. [13] Colandis GMBH, Kahla – the clean air company, Joachim Ludwig, «In Reinräumen und reinen Bereichen muss die Luft von oben kommen,» in Die Kunst des Reinen Arbeitens – Denkfehler in der Reinraumtechnik und wie Sie diese umgehen können, Bad Blankenburg, ALS Werbung, 2021, pp. 26–27. [14] Pacific Gas and Electric Company; Rumsey Engineers et al, «1. Air Change Rates,» in High Performance Cleanrooms, 2006, pp. 3-7. [15] H. Flechl, «Raumdichtheit und -druckregelung: Widerspruch oder Notwendigkeit?,» Contamination Control Report, Nr. 1/2020, pp. 10–12, 2020.

Autor: Ing. Harald Flechl, Consultant A-1230 Wien flechlh@chello.at

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fachartikel

Röntgenlinse erweitert Blick in die Nanowelt Forschende am PSI haben erstmals eine sogenannte achromatische Linse für Röntgenlicht entwickelt. Damit lassen sich die Röntgenstrahlen auch dann gut auf einen einzigen Punkt fokussieren, wenn sie eine gewisse Bandbreite an Wellenlängen haben. Die neue Linse wird die Erforschung von Nanostrukturen mittels Röntgenstrahlen deutlich erleichtern. Scharfe Bilder in der Fotografie und in optischen Mikroskopen sind nur möglich dank sogenannter achromatischer Linsen. Diese sorgen dafür, dass verschiedene Lichtfarben – also Licht verschiedener Wellenlängen – den gleichen Fokuspunkt haben. Analog gab es für Röntgenlicht bislang keine achromatischen Linsen, sodass scharfe Röntgenmikroskopie nur mit «einfarbigem» Röntgenlicht möglich war. Dies bedeutet in der Praxis, dass aus dem Röntgenlicht alle anderen Wellenlängen zunächst herausgefiltert werden müssen, also nur ein kleiner Teil des Lichts effektiv genutzt werden kann und dadurch die Effizienz der Bildaufnahme leidet. Ein Team von Forschenden am PSI hat dieses Problem nun gelöst: Ihnen gelang die Entwicklung einer achromatischen Röntgenlinse. Profitieren wird davon unter anderem die industrielle Forschung und Entwicklung beispielsweise von Mikrochips, Batterien und die Materialforschung. Denn mit Röntgenlicht lassen sich Über das PSI Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 2100 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund 400 Millionen Franken. Das PSI ist Teil des ETH-Bereichs, dem auch die ETH Zürich und die ETH Lausanne angehören sowie die Forschungsinstitute Eawag, Empa und WSL.

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Adam Kubec (v.l.), Christian David und Marie-Christine Zdora haben gemeinsam mit weiteren PSI-Forschenden an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS eine neuartige optische Linse entwickelt: Sie kann Röntgenlicht auch dann auf einen Punkt fokussieren, wenn dieses eine Bandbreite an Wellenlängen aufweist. (Bild: Paul Scherrer Institut/Mahir Dzambegovic)

viel kleinere Strukturen abbilden als mit sichtbarem Licht. Komplexer als im sichtbaren Bereich Dass erst jetzt eine achromatische Linse für Röntgenlicht entwickelt werden konnte, mag zunächst erstaunen. Denn achromatische Linsen für sichtbares Licht gibt es bereits seit über 200 Jahren. Diese sind üblicherweise aus zwei Materialien zusammengesetzt. Das Licht gelangt erst durch das eine Material und spaltet sich dabei in seine Spektralfarben auf – wie man es von einem klassischen Glasprisma kennt. Danach wird es durch ein zweites Material geführt, das diesen Effekt wieder umkehrt. «Dispersion» ist der physikalische Begriff für das Auseinander- oder eben Zusammenlaufen verschiedener Lichtwellenlängen.

«Dieses einfache Prinzip, das im sichtbaren Bereich angewandt wird, funktioniert aber im Röntgenbereich nicht», erklärt der Physiker Christian David, Leiter der Forschungsgruppe für Röntgenoptik und Anwendungen am Labor für Mikround Nanotechnologie des PSI. «Für Röntgenlicht existieren keine Materialien, die sich in den optischen Eigenschaften über breite Wellenlängenbereiche so stark unterscheiden, dass das eine Material den Effekt des anderen wieder aufheben könnte. Man könnte auch sagen: Im Röntgenbereich ist die Dispersion der Materialien zu ähnlich.» Zwei Prinzipien statt zwei Materialien Statt die Lösung also in der Kombination zweier Materialien zu suchen, kombinierten die Forschenden zwei verschiedene

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optische Prinzipien. «Der Clou war, zu erkennen, dass wir unserer diffraktiven Linse eine zweite Linse voranstellen können, die eine refraktive Wirkung hat», so Adam Kubec, Erstautor der neuen Studie. Kubec war bis vor Kurzem Forscher in der Gruppe von Christian David und ist nun Mitarbeiter von XRnanotech, einem Spinoff, das aus der Röntgenoptik-Forschung des PSI hervorgegangen ist. «Das PSI ist bereits seit vielen Jahren weltweit ganz vorne dabei, wenn es um die Herstellung von Röntgenlinsen geht», so David. «Wir versorgen viele Röntgenmikroskope an Synchrotron Lichtquellen weltweit mit speziellen Linsen, sogenannten Fresnel-Zonenplatten.» Für die Herstellung von diffraktiven Linsen nutzt die Forschungsgruppe um David etablierte Verfahren der Nanolithografie. Doch für den zweiten Teil der achromatischen Linse, die refraktive Struktur, war eine neue Methode nötig, die erst seit Kurzem verfügbar ist: 3-D-Druck im Mikrometerbereich. Damit realisierte Kubec schliesslich eine Form, die entfernt an eine winzige Rakete erinnert. Kommerzielle Anwendungen in Aussicht Die neu entwickelte Linse ermöglicht den Sprung von der Forschungsanwendung zu einer Röntgenmikroskopie im kommerziellen Einsatz, beispielsweise in der Industrie. «Synchrotron-Quellen erzeugen Röntgenlicht von so hoher Intensität, dass man es sich leisten kann, alle Wellenlängen bis auf eine aus dem Strahl herauszufiltern: Es bleibt trotzdem noch genug Licht, um ein Bild zu machen», so Kubec. Doch Synchrotrons sind Grossforschungsanlagen. Bislang erhalten Mitarbeitende aus der industriellen Forschung und Entwicklung sogenannte Strahlzeit an Forschungs-Synchrotron, darunter auch an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS am PSI. Und diese Strahlzeit ist rar, kostbar und braucht eine langfristige Planung. «Die Industrie wünscht sich in ihren Entwicklungsprozessen eine schnellere Antwortzeit», sagt Kubec. «Unsere achromatische Röntgenlinse wird dabei enorm helfen: Sie wird kompakte Röntgenmikroskopie ermöglichen, die Industrieunternehmen auf ihrem eigenen Areal betreiben können.» Gemeinsam mit XRnanotech plant das PSI, die neue Linse zu vermarkten. Entsprechenden Kontakt zu Firmen, die Rönt-

Mikrostruktur aus dem 3-D-Drucker: die refraktive Struktur, die die Forschenden neu entwi­ ckelt haben und die gemeinsam mit einem diffraktiven Teil eine achromatische Röntgenlinse ergibt, ist knapp einen Millimeter lang (bzw. wie hier im Bild gezeigt: hoch). Aufgestellt erin­ nert die Form an eine winzige Rakete. Sie wurde per 3-D-Druck aus einem besonderen Kunst­ stoff hergestellt. Hier gezeigt ist eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Struk­ tur. (Bild: Paul Scherrer Institut/Umut Sanli)

genmikroskope im Labormassstab bauen, hätten sie bereits, bestätigt Kubec. Test im Röntgenstrahl der SLS Um ihre achromatische Röntgenlinse zu charakterisieren, nutzten die Forschenden eine Röntgenstrahllinie an der SLS. Dort wird unter anderem eine hoch entwickelte Röntgenmikroskopie-Methode namens Ptychografie genutzt. «Normalerweise wird damit eine unbekannte Probe untersucht», sagt Zweitautorin Marie-Christine Zdora, Physikerin in der Forschungsgruppe von Christian David und Expertin für Röntgenbildgebung. «Wir dagegen haben die Ptychografie genutzt, um den Röntgenstrahl und somit unsere achromatische Linse zu charakterisieren.» So konnten die Forschenden genau ermitteln, wo sich der Fokus der Röntgenstrahlen bei verschiedenen Wellenlängen befand. Zusätzlich testeten sie die neue Linse mit einer Methode, bei der die Probe in kleinen Rasterschritten durch den Fokus des Röntgenstrahls bewegt wird. Ändert man die Wellenlänge der Röntgenstrahlen, erscheinen die Bilder mit einer konventionellen

Röntgenlinse stark verschwommen, nicht jedoch mit der neuen achromatischen Linse. «Als wir dann über einen breiten Bereich an Wellenlängen ein scharfes Bild der Testprobe erhielten, wussten wir, dass unsere Linse funktioniert», freut sich Zdora. David ergänzt: «Dass wir diese achromatische Röntgenlinse am PSI entwickeln konnten und schon bald mit XRnanotech auf den Markt bringen werden, zeigt, dass hier Forschung gemacht wird, die in die Anwendung kommt – und zwar zeitnah.» Autorin: Laura Hennemann, Paul Scherrer Institut (PSI) Weitere Informationen Dr. Christian David Leiter der Forschungsgruppe für Röntgenoptik und Anwendungen Labor für Mikro- und Nanotechnologie Paul Scherrer Institut (PSI) Forschungsstrasse 111 CH-5232 Villigen christian.david@psi.ch www.psi.ch

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Die Reduktion von Bakterien in der Luft bedeutet auch gleichzeitig weniger Infektionen

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fachartikel

Lab-on-chip-Systeme: Vom Prototypen zur Serienfertigung Der Corona-Antigen-Schnelltest zeigt, welches Potenzial in Lab-on-chip-Systemen steckt. Die Analyse, die er ermöglicht, ist in der Pandemie von immenser Bedeutung. Im Forschungsprojekt Simple-IVD entwickeln Forschende des Fraunhofer-Instituts IWS neue Fertigungsverfahren für eine kosteneffiziente Produktion von Schnelltest-Kartuschen. Lab-on-Chip-Systeme sind nur wenige Zentimeter klein, vereinen aber auf dieser geringen Fläche diverse Funktionalitäten, wie sie in der Vergangenheit nur gut ausgestattete Labore erlaubten. «Gerade in der personalisierten Medizin werden sie in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen», erwartet Dr. Frank Sonntag, Abteilungsleiter Biosystemtechnik und Digitalisierung Fraunhofer IWS. Geringste Mengen an Flüssigkeiten aus Patientenproben lassen sich vollkommen automatisch analysieren. Die einfache Handhabung ermöglicht künftig zudem eine patientennahe Labordiagnostik. Zwar wurden in den vergangenen Jahren in der ganzen Welt verschiedene Lab-on-chip-Systeme entwickelt. Davon kam jedoch nur ein kleiner Teil auf den Markt. «Die Hürde ist die Skalierung der im Labormassstab entwickelten Tests für die Massenproduktion», erklärt er. Das Fraunhofer IWS entwickelte eine Lösung für diese Probleme bei der Industrialisierung. Einmal planen für gleich mehrere Verfahren Im Mittelpunkt des Projekts «Skalierbare Mikrofertigung polymerer In-Vitro-Dia­ gnostik-Systeme» (Simple-IVD) stehen die In-Vitro-Diagnostik-Kartuschen (IVDKartuschen) für die Schnelltests. «Für den Weg von der Kleinserie hin zu grossen Stückzahlen fehlen aktuell noch prototypische Produktionsprozesse», erläutert Florian Schmieder vom Fraunhofer IWS, der das Projekt koordiniert. Bei der Herstellung im Labor kommen unter anderem Verfahren der additiven Fertigung oder die Multilagen-Lamination zum Einsatz, also der Aufbau in Schichten aus Polymerfolien, die für die Serienfertigung in Spritzguss oder Rolle-zu-Rolle-Verfahren umgesetzt werden würden. «Bisher mussten Hersteller für die Skalierung in ein anderes Verfahren noch einmal ganz von vorn beginnen», erklärt der Wissenschaftler der Gruppe Mikro- und Biosystemtechnik.

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Forschende des Fraunhofer IWS entwickeln prototypische Herstellungsprozesse für In-VitroDiagnostik-Kartuschen so weiter, dass sie leicht in Grossserien-Prozesse überführt werden können. (Bilder: ronaldbonss.com/Fraunhofer IWS)

Sein Team hat nun eine Lösung für diese Problematik gefunden, indem es spezielle Designregeln entwickelt und erprobt hat. Mit deren Hilfe können Produzenten bereits in der Planungsphase für die IVD-Kartuschen Anforderungen für verschiedenste Herstellungsverfahren sowohl der Prototypenentwicklung als auch für Klein- und Grossserien in ihre Konstruktion einbeziehen. Für mehrere klassische Herstellungstechnologien haben die Wissenschaftler des Fraunhofer IWS solche Designregeln bereits gestaltet. Dazu gehören neben Spritz- und Vakuumguss auch die Multilagen-Lamination, das Tiefziehen sowie mehrere additive Verfahren. «Künftig werden wir die Palette stetig erweitern», blickt Schmieder voraus. Dabei liessen sich mit Kunden schnellstmöglich auch Lösungen entwickeln, die genau zu deren Anforderungen passen. Auch eine Rücktranslation von Gross- in Kleinserien wäre praktisch möglich. Interessant seien die Designsets

nicht nur für die Hersteller von IVD-Kartuschen. «Es gibt aktuell zahlreiche Biotechnologie-Start-ups, die genau solche Möglichkeiten brauchen», erläutert Schmieder. Weltweit einzigartige Lösung spart Zeit und Kosten Grosser Vorteil der innovativen Methode: Prototypen und Kleinserien können schneller als bisher in industrielle Lösungen umgesetzt werden. Lab-on-chip-Systeme erreichen somit schneller Marktreife und stehen Anwendern zügiger zur Verfügung. «Wir können die Zeit, die bisher dafür notwendig war, mit unserer weltweit einzigartigen Lösung nahezu halbieren», macht der Forscher des Fraunhofer IWS deutlich. Das alles reduziert die Kosten im Herstellungsprozess. Alle am Projekt beteiligten Unternehmen erproben und validieren die Designregeln. «Die im Verbundprojekt Simple-IVD entwickelten Translationstechnologien helfen

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Florian Schmieder überprüft den Prototyp einer komplexen In-Vitro-Diagnostik-Kartusche zur Blutseparation. Das Fraunhofer IWS entwickelt im Projekt Simple-IVD mit Industriepartnern neue Methoden zur kosteneffizienten Produktion solcher Kartuschen.

uns als Hersteller innovativer Blutseparationstechnologien neue Produkte schnell und kosteneffizient von den Prototypen zum fertigen Serienprodukt zu entwickeln», unterstreicht auch Dr. Wilhelm Gerdes, CSO bei der Cell.Copedia GmbH aus Leipzig, die bisherigen Ergebnisse. Weitere Beteiligte sind die Microfluidic ChipShop

mbH aus Jena und die beiden Dresdner Unternehmen GeSIM Gesellschaft für Silizium-Mikrosysteme sowie die Michael Sander Kunststofftechnik GmbH. Finanziert wird Simple-IVD durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bis zum Projektende im Jahr 2022 sollen die Ergebnisse in einen universellen Da-

tensatz übersetzt werden. «Wir wollen mit verschiedenen Verfahren funktional gleichwertige IVD-Kartusche herstellen», erklärt Florian Schmieder die Hintergründe. Ziel ist es, mit unterschiedlichen ­Methoden die gleich hohe Qualität der Endprodukte zu erreichen, die in der Anwendung identische Ergebnisse ermöglichen. Massgeschneiderte IVD-Tests ermöglichen im Gesundheitswesen ein individuelles und permanentes Screening von Erkrankungen. «Unser neuartiges Verfahren ermöglicht es, den Markt für das frühzeitige Erkennen von Krankheiten zu erschliessen, die aktuell im Rahmen der gesetzlichen Vorsorgeleistungen aus Kostengründen nicht abgedeckt werden können», fasst Frank Sonntag zusammen. Auch der Einsatz für diagnostische HomeCare-Anwendungen in der häuslichen Pflege oder in Pflegeeinrichtungen wäre denkbar. Autor: Dipl.-Soz. Wiss. Markus Forytta, Leiter Unternehmenskommunikation Weitere Informationen Dipl.-Ing. Florian Schmieder Projektleiter Simple-IVD Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Winterbergstr. 28 D-01277 Dresden

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fachartikel

Gesellschaftliche Wahrnehmung von Risiken durch Mikroplastik Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Leitung des Isoe – Institut für sozialökologische Forschung haben untersucht, welche Faktoren die individuelle Risikowahrnehmung beeinflussen. Die Ergebnisse ihrer repräsentativen Umfrage in Deutschland sind nun in der Fachzeitschrift Global Environmental Change erschienen. Mikroplastik und die möglichen Risiken, die von den Kunststoffpartikeln für Mensch und Umwelt ausgehen können, sind ein vieldiskutiertes Thema. Während der Forschung noch viele offene Fragen sieht und die Risikobewertung nicht abgeschlossen hat, werden in der Bevölkerung Umweltund Gesundheitsrisiken durch Mikroplastik vergleichsweise hoch eingeschätzt. Die repräsentative Umfrage von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die beiden Isoe-Forscherinnen Johanna Kramm und Carolin Völker ergab, dass eine deutliche Mehrheit in der deutschen Bevölkerung schon einmal von Mikroplastik gehört hat und über die mit den Plastikpartikeln verbundenen Risiken sehr besorgt ist. Die Besorgnis über Umweltrisiken überwog dabei leicht die Gesundheitsrisiken. Dennoch meinten 93 Prozent der Befragten, dass Mikroplastik eher negative oder sehr negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit habe. «Die Studie liefert erstmals tiefere sozialwissenschaftliche Ergebnisse zu den Faktoren, die die gesellschaftliche Risikowahrnehmung von Mikroplastik in Deutschland beeinflussen», sagt die Humangeographin Johanna Kramm, die gemeinsam mit Carolin Völker am Isoe die Forschungsgruppe PlastX geleitet hat. Die Befragung von 1027 Personen zeigte, dass soziodemographische Unterschiede wie Geschlecht und Alter Auswirkungen auf die Risikowahrnehmung in der Bevölkerung haben: Frauen und ältere Menschen über 50 Jahre zeigen eine höhere Risikowahrnehmung im Vergleich zu Männern und jüngeren Personen. Zwei weitere Faktoren waren ausschlaggebend für eine erhöhte Risikowahrnehmung: So äusserten vor allem Befragte mit einem hohen Umweltbewusstsein Besorgnis über die Auswirkungen von Mikroplastik und solche, die eine ausgeprägte Kenntnis von negativen Medienberichten haben. «Befragte, die Kenntnis von Medienberichten hatten, in denen die Mikroplastikkonzentration in der Umwelt als besorg-

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Mikroplastik und grössere Fragmente, aufgenommen am Strand von Famara in Lanzarote, Spanien. (Bild: Carolin Völker/Isoe)

niserregend dargestellt wurde, hatten mit grösserer Wahrscheinlichkeit eine höhere Risikowahrnehmung als Befragte, die diese Berichte nicht kannten», sagt Kramm. Bevölkerung besorgt überwachsende Konzentration Die Studie, an der neben dem Isoe auch die Utrecht University beteiligt war, ergab, dass die Risikowahrnehmung in der Bevölkerung insgesamt höher ist, als sie derzeit durch wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt werden könne. «Wissenschaftliche Studien zur Konzentration von Mikroplastik in der Umwelt haben eine weite Verbreitung der Plastikpartikel in allen Bereichen der natürlichen Umwelt festgestellt», sagt die Ökotoxikologin Carolin Völker. Mikroplastik sei nicht nur in marinen, aquatischen und terrestrischen Ökosystemen nachgewiesen worden, sondern auch im in der Luft befindlichen Staub. «Bisherige wissenschaftliche Umweltrisikobewertungen haben gezeigt, dass von den Partikeln – zumindest noch – keine Gefahr für Wasserorganismen aus-

geht, da die Umweltkonzentrationen zu niedrig sind», sagt Völker. «Die Verbote und politischen Massnahme zu Mikroplastik sollten sich nicht nur auf ein Verbot von Mikroplastik in bestimmten Produkten beschränken, sondern auch weitere Quellen in den Blick nehmen», betont Kramm. Denn der grösste Anteil des Mikroplastiks entsteht aus dem Zerfall von grösserem Plastikmüll, der in die Umwelt eingetragen wird. «Der zunehmende Eintrag von Plastikpartikel in die Umwelt, aber auch der Chemikalien-Mix in den Plastikprodukten, sind wirklich ausreichend gute Gründe zu handeln», sagt Völker. Autorin: Melanie Neugart, Isoe Weitere Informationen Dr. Carolin Völker Isoe – Institut für sozial-ökologische Forschung Hamburger Allee 45 D-60486 Frankfurt/Main voelker@isoe.de www.isoe.de

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kundenprojekt

Das Beispiel eines Schichtlüftungsgerät Vindur LayVent für einen effektiven Infektionsschutz im Klassenzimmer. (Bilder: Weiss Technik)

Frische Luft und saubere Luft Die Corona-Pandemie zeigt erneut auf, dass die Luft, die wir einatmen von grösster Wichtigkeit ist und für den Menschen essenziell. Wir sind vor allem auf saubere Luft angewiesen, überall wo wir uns befinden. Es gibt viele Möglichkeiten, Luft zu reinigen und von Keimen und Schwebekörpern zu befreien. Vor Corona war der Begriff Lufthygiene auf ein definiertes Gebiet beschränkt. Reinräume im Allgemeinen und OP-Räume oder Räume zur Lebensmittelproduktion im Speziellen waren uns bekannt. Die Übertragung der Corona-Viren über Aerosole hat gezeigt, dass Lufthygiene fast überall notwendig ist, in unterschiedlicher Gradation. Neben der industriellen Produktion und Forschung, in der ja auch Menschen arbeiten, greift der Wunsch nach gereinigter Luft immer mehr auch ins Alltägliche. An Schulen wird über Luftreiniger nachgedacht, Gemeindeverwaltungen richten Schalterräume mit Luftreinigern ein und selbst Aufenthaltsräume in Produktionsgebäuden rücken ins Zentrum. Nun gibt es in der Reinraumindustrie Firmen, die längst bereit sind, entsprechende Geräte in unterschiedlichsten Räumen einzurichten. Wir haben mit einem Verantwortlichen bei Weiss Technik darüber geredet. CCR: Was versteht man unter Lufthygiene? Christopher Moser (CM): Vereinfacht gesagt befasst sich Lufthygiene mit den

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Auswirkungen der Luft auf die Gesundheit des Menschen. Neben den beiden Hauptbestandteilen, Stickstoff und Sauerstoff, sind noch eine Vielzahl weiterer Bestandteile wie beispielsweise Kohlendioxid (CO 2), flüchtige organische Verbindungen (VOC), Aerosole, Feinstaubpartikel, Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Viren in unserer Atemluft enthalten. Nicht alles positive Bestandteile, denn vor allem die Luftschadstoffe beeinflussen das Klima in den Innenräumen, in denen wir uns tagtäglich aufhalten, negativ. Eine fehlende oder nicht intakte Lufthygiene in Räumen beeinträchtigt unser Wohlbefinden, unsere Aufnahmefähigkeit, unsere Produktivität und schädigt unsere Gesundheit, sei es in den eigenen vier Wänden, am Arbeitsplatz, im Klassenraum oder auch im Wartezimmer, nachhaltig. Die Aufgaben der Lufthygiene im Innenraum bestehen daher zum einen aus der Sicher-

stellung einer Behaglichkeit – richtige Temperatur, richtige Luftfeuchtigkeit, richtige Luftqualität – zum anderen dem Ausschliessen von gesundheitlichen Belastungen durch entsprechende Massnahmen – Reduktion von Luftschadstoffen – für den Nutzer. Lufthygiene ist deshalb mehr als nur ein Wunsch nach «sauberer» Luft, sondern etwas, das uns jeden Tag begleitet. CCR: Wo spielt Lufthygiene eine wichtige Rolle? CM: Viele Experten bezeichnen Luft seit langem als unser wichtigstes Lebensmittel, die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, WHO) definierte «saubere Luft» 2019 sogar als Menschenrecht. Wir atmen jeden Tag, je nach Tätigkeit, etwa 12 500 Liter Luft ein, dennoch gibt es global gesehen keine klaren gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der

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Aussen-Luftqualität. Die WHO definiert in Ihren Luftqualitätsleitlinien Werte, unterhalb welcher keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Gesundheit erwartet werden. Die Festsetzung der tatsächlichen Grenzwerte ist dabei jedoch Ländersache. Bei uns in der Schweiz hat der Bundesrat in einer Luftreinhalte-Verordnung (LRV) die Immissionsgrenzwerte im Einklang mit den Werten der WHO-Empfehlung definiert. Dies geschieht nicht in allen Ländern so und Luft hört bekanntlich nicht an der Landesgrenze auf. Die Aussenluft gelangt vielfach über die Fensterlüftung ungefiltert in die Innenräume, wo sie zum Beispiel durch Schimmelpilze oder VOC weiter belastet werden kann. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Qualität der Luft im Innenraum dadurch bis zu 50-mal schlechter als die teilweise ohnehin belastete Aussenluft sein kann. Erschreckend wenn wir bedenken, dass wir, je nach Beruf und Tätigkeit, etwa 80 bis 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen verbringen. Also denke ich, dass Lufthygiene überall dort eine Rolle spielt, wo sich Menschen bewegen und aufhalten. Aus etlichen Branchen ist «saubere» Luft bzw. Lufthygiene nicht mehr wegzudenken oder könnten Produkte, welche wir heute täglich nutzen ohne eine kontrollierte und reine Umgebung gar nicht produziert werden. So werden in Reinräumen nicht nur pharmazeutische Produkte, sterile Medikamente oder Wundauflagen, sondern auch medizinische Implantate, Kosmetika, Nahrungs-(ergänzungs-)mittel, Teile für die Optik- und Laserindustrie, Teile für die Halbleiter- und Mikroelektronikindustrie oder die Automotiv- und LuftRaumfahrtbranche, und vieles mehr, hergestellt. Saubere Luft spielt jedoch auch in Spitälern, Apotheken und Arztpraxen eine wesentliche Rolle, wo beispielsweise invasive Eingriffe in den Körper, keine Verunreinigungen erlauben. Sicher haben nicht alle Produkte oder Tätigkeiten dieselben Anforderungen an eine reine Umgebung, reine und kontrollierte Luft haben jedoch alle als gemeinsame Basis und entsprechende Normen wie z. B. die SN EN ISO 14644, VDI 2083 oder der SWKI VA 105-01 unterstreichen dies. Zusammenfassend lässt sich also behaupten, dass «saubere» Luft einen sehr hohen Stellenwert in unserem Leben einnimmt sowie in der Medizin und Industrie nicht wegzudenken ist. CCR: In welche Gebiete hat sich das Spektrum erweitert? CM: Das Bewusstsein für die Bedeutung von «sauberer» Luft hat sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in der breiten Bevölkerung gefühlt stark verändert und ist zurück in den Fokus gerückt. In Pre-Covid-Zeiten waren Hepa-Filter, Viren & infektiöse Aerosole meist Randthemen der Gesellschaft. Heute haben sich viele

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von uns mit Themen wie Luftfilter, Infektionsschutz oder Luftreinigung bereits auseinandergesetzt. Es geht nun immer mehr in die Richtung, dass Lufthygiene eben nicht nur in hoch sensiblen Bereichen wie z. B. die zuvor erwähnten OP-Sälen eine zentrale Rolle spielt, sondern eben auch dort eine wichtige Rolle einnimmt, wo sich viele Menschen aufhalten und bewegen. Bleiben wir beim Beispiel der Spitäler – der Anspruch geht dahin, dass neben Schockräumen oder Aufwachräumen eben auch Patientenzimmer, Wartezimmer, Flure oder Aufenthaltsräume für Patienten und Personal mit Hygieneklimageräten oder hocheffektiven Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden. Auch in Schulen, Pflegeeinrichtungen, öffentlichen Gebäuden, Gastronomiebetrieben, Grossraumbüros oder eben Aufenthaltsbereiche, die alle viel Frequenz aufweisen, sieht man sich nach geeigneten Lösungen zur Steigerung der Lufthygiene um. Es gilt schädliche, luftgetragene Mikroorganismen (wie Bakterien, Keime oder Viren) schnell zu minimieren und die Luftqualität zu steigern, um Personen zu schützen. Natürlich hat ein Patienten-Schockraum im Spital andere, und auch höhere, Anforderungen an die Lufthygiene als ein Klassenzimmer. Wie der Schweizerische Verein für Luftund Wasserhygiene (SVLW) in der Zeitung «luftraum-raumluft 2020» berichtet hat, führte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine repräsentative Untersuchung durch und stellte fest, dass in zwei Dritteln der Klassenzimmer – was schweizweit rund 66 000 sind – die Luft auch aufgrund des hohen CO 2 -Wertes im Raum so schlecht ist, dass darunter Konzentration, Leistung, Lernfähigkeit und letztlich auch die Gesundheit der Lernenden und Lehrenden leiden. Damit sind wir wieder beim Punkt der Lufthygiene angelangt.

Was bleibt ist der gestiegene Fokus auf «reine» Luft und wie wichtig diese für unser Leben ist. Die Klima- und Rein­raumtechnik-Branche hat in Zusammenarbeit mit vielen Experten unterschiedlicher Fachbereiche das Problem der Über­tragungswege zeitnah identifiziert, Verantwortung übernommen und einfache Geräte zur Verbesserung der Lufqualität in Räumen verstärkt auf den Markt gebracht. CCR: Wie hat man bis anhin für saubere Luft gesorgt? CM: In Reinräumen oder OP-Sälen wird die gesamte Luft über Lüftungssysteme aufbereitet. Auch der benötigte Frischluftanteil je Raum. Dies sind sensible Bereiche, wo nichts dem Zufall überlassen wird und die jeweiligen Grenzwerte für Partikel und Luftwechsel genau definiert sind und auch eingehalten werden. Die Lüftungsgeräte filtern, «säubern», die Luft mittels eingebauter Filter je nach geforderter Reinheit, heizen oder kühlen die Luft genau auf die geforderte Temperatur und entfeuchten oder befeuchten die Luft auf die benötigte Luftfeuchtigkeit. Somit werden in den jeweiligen Räumen ganzjährig die gleichen Bedingungen erreicht, egal welche Jahreszeit draussen stattfindet. Einfach ein Fenster aufmachen funktioniert hier nicht. Ganz anders verhält es sich in weniger sensiblen Bereichen. Wie erwähnt, hat ein Klassenzimmer andere Anforderungen an die Luftqualität als ein OP-Saal. In Büros, Wartebereichen oder Klassenzimmern sagt man oft: «Mach das Fenster auf, dann kommt frische Luft». Fensterlüftung war und ist traditionell immer noch das A und O der Lufthygiene in diesen Bereichen. Dies ist wie angesprochen aber eine Täuschung. Untersuchungen bestätigen auch hier, dass eine gutgewartete

Röntgenräume (Bild CT) können mit Vindur top-Geräten massgeschneidert gekühlt werden.

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Lüftungsanlage der Fensterlüftung haushoch überlegen ist. Sollte keine Lüftungsanlage, sondern «nur» ein Luftreiniger vorhanden sein, sollte für die Reduktion des CO2 -Gehaltes in der Raumluft der Raum regelmässig, aber kurz gelüftet werden. Ein erhöhter CO2 -Gehalt in der Luft (ab 1000 ppm) entsteht. In der ersten Unterrichtsstunde nach nur circa 10–15 Minuten und wirkt sich sehr schlecht auf die Lufthygiene bzw. Luftqualität aus. Empfehlung unterschiedlicher Normen wie z. B. der American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers (ASHRAE) geben ein Wert unter 1000 ppm an. Die Luftfiltration, sprich die Absonderung von luftgetragener Partikel und Mikroorganismen, sollte zumindest von einem leistungsstarken Luftreiniger übernommen werden. Optional wird Vindur Top mit einer innovativen Thermischen Desinfektion (blau) ausgestattet.

CCR: Gibt es für die diversen Einsätze Unterschiede bei den Geräten? CM: Die gibt es tatsächlich. Je nach Anwendungsfall unterscheiden sich passende Gerätetypen. Was alle unsere Geräte gemeinsam haben sind ein entsprechendes Gehäuse, ein Ventilator und mindestens ein Luftfilter. Zwei Geräte zum Vergleich: Unser Sekundärluftkühlgerät Vindur Top ist ein Hygieneklimagerät ausgestattet mit einem 4-stufigen Sicherheitskonzept und geeignet für den Einbau unterhalb

oder oberhalb einer Decke. Alle Einbauteile sind von unten gut zugänglich was einen einfachen und schnellen Austausch von Filtern und anderen Komponenten ermöglicht. Das Umluftkühlgerät kommt mit zwei Filterstufen, und wurde speziell für die strengen Vorschriften entwickelt, die für raumlufttechnische Anlagen (RLTAnlagen) im Gesundheitswesen gelten. Einsatzbereiche sind daher personenbesetze Räume wie z. B. Patientenzimmer, Untersuchungs- und Aufwachräume oder

CT- und MRT-Räumlichkeiten sowie die Ertüchtigung von bestehenden Lüftungsanlagen. Das Lüftungsgerät Vindur LayVent ist hingegen ein Schichtlüftungsgerät mit dem Ziel eine optimale Lufthygiene mit höchstmöglichem Infektionsschutz und niedrigen CO 2 -Werten in personenbesetzten Räumen wie Klassenzimmern, Kindergärten und Versammlungsräumen zu erreichen und dabei für die Aufstellung am Boden angedacht. Im Gegensatz zum Vindur Top

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Umluftkühlgerät bringt das Schichtlüftungsgerät kontinuierlich gefilterte Aussenluft bodennah ein. Durch die natürliche Thermik der Luft steigt die belastete Luft nach und nach an die Decke und wird dort abgesaugt und abgeführt. Durch den kontinuierlichen Frischlufteintrag bleibt der CO 2 -Wert der Raumluft im empfohlenen Bereich und wird dadurch kontrolliert. Das Prinzip der Schichtlüftung ist nachweislich auch bis zu 40-mal sicherer als das Prinzip der Mischlüftung. Für eine bestmögliche Energieeffizienz ist zusätzlich ein Wärmetauscher integriert. CCR: Neben den Filtern gibt es noch weitere Hygienemassnahmen. Wie funktionieren die? CM: Bei unserem Vindur Top ist ein vierstufiges Sicherheitskonzept vorgesehen. Alle innenliegenden Bleche sind standardmässig mit Silberionen beschichtet was die Belastung mit Mikroorganismen im ersten Schritt bereits reduziert. Zusätzlich ist das Umluftkühlgerät mit zwei Filterstufen ausgerüstet. Dabei ist z. B. ein ISO ePM1 >50% (ehem. F7-Filter) ansaugseitig mit einem ISO ePM1 >80% (ehem. F9-Filter) ausblasseitig oder optional ein ISO ePM1 >80% (ehem. F9-Filter) mit einem Hepa H14-Filter (EN 1822) erhältlich. Im dritten Schritt ist optional eine UV-Lampe für die UVC-Entkeimung des

Christopher Moser Account Manager Klima- und Reinraumtechnik CH/FL, Weiss Technik AG Christopher Moser ist seit sieben Jahren in der Reinraumbranche vertreten und war bis 2020 bei Ortner Reinraumtechnik GmbH in der Funktion als Area Sales Manager tätig. Im Jahr 2020 erfolgte der Wechsel zur Weiss Technik AG mit Sitz in Altendorf Christopher Moser (SZ) wo er seither für die Projektberatung und den Vertrieb der Klima- und Reinraumtechnik innerhalb der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein verantwortlich ist. Die Weiss Technik AG ist als Hersteller von Testanlagen in der Umweltsimulation sowie Klimageräten und ContainmentSystemen auf die ganzheitliche Errichtung und Ausstattung von Reinraumlösungen über unterschiedliche Branchen hinweg spezialisiert. ausblasseitigen Filters erhältlich. Dadurch werden die abgeschiedenen Erreger im Filter inaktiviert und im Filter dauerhaft unschädlich gemacht, was einen hohen Infektionsschutz gewährleistet. Das letzte Sicherheitsfeature im Bunde ist die von uns patentierte thermische Desinfektion. Nehmen wir eine Augenklinik als Beispiel. Der Betreiber hat zwei OP-Räume der Raumklasse 1b nach SWKI VA105. Einen für Katarakt- und einen für Ivom (intravitreale operative Medikamentenapplikation) Operationen. Die OP-Räume werden beispielsweise an nur zwei Tagen in der Woche genutzt. Häufig wird aufgrund der Betriebskosteneinsparung das Klimagerät für

die Dauer der Nichtbenutzung abgeschaltet. Nun können besonders bei langen Geräte-Stillstandszeiten feuchte Oberflächen (Wärmetauscher und Kondensatwanne) ein starkes mikrobielles Wachstum durch einen sogenannten Biofilm fördern. Dabei entsteht beim Abkühlen von Luft Kondensat und wird zum Nährboden für Bakterien und Schimmelpilzen. Bei Wieder-Inbetriebnahme des Geräts können diese dann im gesamten Raum verteilt werden. CCR: Wie funktioniert die thermische Desinfektion? CM: Uns ist es gelungen, dieses anfallende Kondensat durch die thermische Des-

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infektion nachweislich verdampfen zu lassen. Dabei wird die Kondensatwanne und der integrierte Wärmetauscher für eine bestimmte Zeitdauer auf 70 °C erwärmt, was das Kondensat verdunsten lässt und somit zuverlässig verhindert, dass sich mikrobielle Beläge auf luftberührten Oberflächen ansammeln und somit einen kritischen Befund nach sich ziehen. Zusätzlich wurde diese Funktion und Wirksamkeit durch ein unabhängiges Labor bestätigt. Natürlich ist es auch möglich, dass Bakterien und Schimmelpilze chemisch desinfiziert werden können, jedoch wird seit längerem eine zunehmende Resistenz der Biofilme gegen Desinfektionsmittel festgestellt. Mit der thermischen Desinfektion können wir hier einen Beitrag gegen die zunehmende Resistenzbildung leisten. CCR: Die schlechte Wartung von Klima­anlagen im Allgemeinen hat die Maschinen selbst etwas in Verruf gebracht. Was kann man dagegen tun? CM: Viele der schlecht gewarteten und eingestellten Anlagen machen genau das Gegenteil von «sauberer» Luft und mutieren nicht selten zu Keimschleudern und Unbehaglichkeits-Verursachern. Leidtragende sind die Nutzer oder eben Personen, die sich in diesen Gebäuden aufhalten (müssen). Seit Jahren beobachten Experten besonders bei Menschen, welche in Büroräumlichkeiten arbeiten, dass diese sich abends nach der Arbeit öfters krankfühlen, die Beschwerden mit der Zeit aber wieder abklingen. Eben diese Beschwerden werden SBS (Sick Building Syndrom) genannt. Ob tatsächlich ein Zusammenhang zur erhöhten Schadstoffbelastung besteht, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen, jedoch so eventuell das «schlechte Image» von Klimageräten beschreiben. Klimageräte die Zugserscheinungen erzeugen oder übel riechen wecken wenig Begeisterung. Fest steht allerdings, dass für die Wartung von Raumlufttechnischen Anlagen (RLTAnlagen) mit der SWKI VA104-01 – Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte) seit 2004 eine entsprechende Richtlinie besteht. Die Richtlinie gilt dabei für alle RLT-Anlagen, die Räume versorgen, welche mehr als 30 Tage im Jahr und zwei Stunden am Tag von Personen benutzt werden. Weiters beschreibt die Richtlinie klar, dass RLT-Anlagen und -Geräte die Aufgabe haben, ein günstiges Raumklima und eine hygienisch einwandfreie Qualität der Innenraumluft sicherzustellen und die Luft durch das RLT-Gerät zumindest nicht verschlechtert werden soll. Hier kommen wir wieder auf den Punkt der Lufthygiene zurück. Auch die Verantwortlichkeiten sind in der Richtlinie mit dem Betreiber der Anlage klar definiert. Die Wartungsintervalle richten sich nach der Art der Geräte.

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CCR: Abschliessend – Wie hat sich das Bewusstsein von Lufthygiene nun geändert? CM: Ich denke wir können es am Beispiel einer Schule bzw. eines Klassenzimmers nochmals gut beschreiben. In der Vergangenheit war die Fensterlüftung oft das einzig verfügbare Mittel, um überhaupt einen Luftwechsel/Luftaustausch im Raum zu erreichen. Je nach Jahreszeit strömte kalte oder warme Luft herein, was die Behaglichkeit im Raum betreffend eher selten zur Zufriedenheit aller Anwesenden führte. Vor allem im Winter wirkt es sich negativ auf das Gebäude aus, steigen doch die Heizkosten und die Gefahr der Schimmelbildung. Natürlich ist es vor allem in stark personenbesetzten Räumen wie Klassenzimmern wichtig, die Luftwechselrate hinsichtlich der Luftbelastung und des gestiegenen Infektionsrisikos deutlich zu erhöhen. Heute setzt bereits ein anderes Bewusstsein für «saubere» Luft bzw. Lufthygiene ein. Es wird regelmässig kurz gelüftet, um die CO 2 -Konzentration im Raum zu senken, die Tische werden womöglich weiter auseinandergestellt, auch von weniger Kindern je Klasse habe ich vereinzelt gehört. Hocheffektive Luftreinigungssysteme begleiten die Fensterlüftung und sorgen für einen hohen Luftwechsel sowie eine bessere Luftqualität durch das Filtern luftgetragener Partikel und Erreger im Raum. Jedoch rücken Schichtlüftungsgeräte als Alternative zur Fensterlüftung, den hohen Betriebskosten und möglichen Folgeschäden durch Schimmel und im Vergleich nicht so wirksamen Luftreinigungsgeräten in den Fokus. Die Wartung der RLT-Anlagen ist und bleibt dabei ein entscheidender Faktor, ob das Klimagerät positiv zur Lufthygiene beiträgt oder zum Problemfall wird. So perfide es klingt, hat die Corona-Pandemie auch etwas Positives gebracht, denn durch die Pandemie ist Lufthygiene und Raumluftqualität wieder stärker in den Fokus gerückt was der Reputation der Klimatechnik etwas geholfen hat. Entgegen der breiten Meinung genügt in unserer Zeit die Fensterlüftung nicht mehr, sie ist veraltet, entspricht nicht mehr den Ansprüchen, ist kontraproduktiv und teilweise auch gefährlich. Es muss die Einsicht gewonnen werden, dass wirkliche Lufthygiene nur über entsprechende Anlagen garantiert wird. «Saubere» Luft ist nicht mehr einfach «frische» Luft!

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Sauberkeit im Submikrometerund Atomprozentbereich Neue und weiterentwickelte Produkte führen in vielen Industriebereichen zu sehr hohen Sauberkeitsspezifikationen. Ebenso resultieren aus veränderten Fertigungs-, Füge- und Beschichtungstechnologien sowie stringenteren regulatorischen Vorgaben strengere Anforderungen an die partikuläre und filmische Bauteilsauberkeit. Um diese Werte in der Serienfertigung prozesssicher und effizient zu erfüllen, braucht es nicht nur bedarfsgerecht ausgelegte Reinigungs- und Trocknungsprozesse sowie geeignete Anlagentechnik, auch die softwaretechnische Umsetzung und die Reinigungsumgebung müssen entsprechend angepasst sein.

Ob Produktionsequipment für die Halbleiterindustrie, Biotechnologie, Laser- und Sensortechnik, Geräte für die Mess- und Analysetechnik, Komponenten für Akkumulatoren und Brennstoffzellen, optische Systeme oder Maschinenwerkzeuge, die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Produkte sind enorm hoch. Daraus resultieren nicht nur hohe Anforderungen an die Fertigungspräzision der Bauteile, sondern auch an deren Sauberkeit. Bei medizintechnischen Produkten wie beispielsweise Implantaten, Instrumenten, Kanülen und Endoskopen sind partikuläre und filmische Verunreinigung aus Herstellungsprozessen durch strengere regulatorische Vorgaben ein wesentliches Kriterium. Hinzu kommt der Trend zur Miniaturisierung und Funktionsintegration mit immer kleineren und komplexeren Bauteilen. Diese Entwicklungen führen dazu, dass partikuläre Sauberkeitsspezifikationen im Mikro- und Na­ nometerbereich sowie sehr strenge Vorgaben hinsichtlich filmischer Restkontaminationen in immer mehr Industriebereichen gefordert werden. Bauteil – beziehungsweise anwendungsspezifisch sind auch Ausgasungsraten für organische Substanzen und Restfeuchte sowie bei Oberflächenanalysen auf Rückstände verbotener Stoffe Grenzwerte bis in den Atomprozentbereich einzuhalten. Bei der Produktion dieser miniaturisierten Teile gibt es darüber hinaus eine Entwicklung zu immer grösser dimensionierten, integrierten Fertigungsmodulen. Dies stellt ebenfalls neue Herausforderungen an die Reinigungsprozesse und die dafür erforderliche Anlagentechnik. Daraus ergeben sich für die Bauteilreinigung sehr anspruchsvolle Aufgabenstellungen, die sich über die gesamte Fertigungs-

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Für die Integration in einen Reinraum werden die Ultraschall-Feinstreinigungsanlagen ent­ sprechend der Reinraumklasse ausgestattet. (Bild: UCM / Gebr. Brasseler)

kette erstrecken. Als Komplettanbieter zukunftsorientierter Lösungen decken die Unternehmen der SBS Ecoclean Group das gesamte Spektrum der Präzisions- und Feinstreinigung ab. Dies ermöglicht, Reinigungsprozesse und deren softwaretechnische Steuerung sowie Anlagen und die Umgebungsbedingungen an die jeweiligen Anforderungen und Anwendungen anzupassen. Das richtige Anlagenkonzept Betrachtet wird bei der aufgabenspezifischen Auswahl des passenden Reinigungssystems zunächst, ob eine Vor-, Zwischen- oder Endreinigung durchgeführt werden soll. Je nach Einsatz und zu

erzielenden Sauberkeitsanforderungen kann die Lösung eine Kammer- oder Reihentauch-Reinigungsanlage, eine auf standardisieren Modulen basierende, flexible Ultraschall-Reihentauchanlage oder ein individuell konzipiertes Ultraschall-Feinstreinigungssystem sein. Reinigungschemie sowie die optimal geeigneten Verfahrenstechnologien, beispielsweise Spritz-, Hochdruck-, Tauch-, Ultraschallbeziehungsweise Megaschall und Plasmareinigung, Injektionsflutwaschen, Pulsated Pressure Cleaning (PPC) sowie bei Bedarf für eine Passivierung/Konservierung, werden ebenfalls auf die Anwendung und die zu entfernenden Verunreinigungen abgestimmt.

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Reinigungsprozesse und Anlagen für höchste Reinheit Die Konzeption individuell konfigurierter Ultraschall-Mehrkammeranlagen und Prozesse für die Feinstreinigung sind die Kernkompetenz der schweizerischen UCM AG. Wesentliche Faktoren dabei sind Material und Geometrie der zu reinigenden Werkstücke, Art und Menge der Verunreinigungen, die zu erzielenden partikulären und filmischen Sauberkeitsspezifikationen sowie falls zutreffend zulässige Ausgasungsraten und maximal zulässige Rückstände verbotener Substanzen im Atomprozentbereich. Ein Augenmerk liegt darüber hinaus auf der Auswahl geeigneter Reinigungschemie und der Medienversorgung, beispielsweise dem Einsatz von Osmose- oder vollentsalztem Wasser. Die für den Bau der Reinigungsanlage und Transportautomaten eingesetzten Materialien und Fertigungsverfahren werden unter dem Aspekt Vermeidung von Schmutzbildung sowie Re- und CrossKontaminationen ausgewählt. Eine reinraumgerechte Ausstattung sowie die Anbindung an einen Reinraum sind ebenfalls realisierbar. Standard bei Anlagen für die Präzisions- und Feinstreinigung sind Mehr-

frequenz-Ultraschallsysteme, die eine flexible Anpassung der Frequenz und Intensität des Ultraschalls an die Erfordernisse unterschiedlicher Werkstücke ermöglichen. Bei komplexen Bauteilen, Kapillarstrukturen oder porösen Oberflächen, beispielsweise von in Sintermetall- und additiven Fertigungstechnologien hergestellten Komponenten, kommt darüber hinaus das PPC-Verfahren zum Einsatz. Ausstattungsmerkmale wie beispielsweise ein Mehrseiten-Überlauf in allen Reinigungs- und Spülbädern sowie speziell für die Feinstreinigung entwickelte TauchSpritzspülen tragen dazu bei, sehr hohe Sauberkeitsspezifikationen prozesssicher zu erfüllen. Die Festlegung, welche Reinigungs- und Spülbäder mit welchen Werkstücken angefahren werden, sowie die bauteilspezifischen Prozessparameter wie Temperaturen, Leistung und Frequenz des Ultraschalls, PPC-Intensität, Verweildauer in den verschiedenen Reinigungs- und Spülbädern, erfolgt im Rahmen der Prozessentwicklung. Die Trocknung wird entsprechend der Bauteilkomplexität und Wärmeaufnahmefähigkeit meist als Infrarot- und/oder Vakuumtrocknung realisiert.

Die daraus resultierenden teilespezifischen Reinigungsprogramme werden in der Anlagensteuerung hinterlegt Eine entscheidende Rolle dabei spielt auch die softwaretechnische Umsetzung des Reinigungsablaufs. Sie gewährleistet unter anderem, dass die vorgegebenen Verweilzeiten in den Reinigungs- und Spülbecken exakt eingehalten und priorisierte Abläufe, beispielsweise für sehr empfindliche Bauteile, durchgeführt werden können. Welche Anlagen- und Prozesslösung unter Sauberkeits- und Wirtschaftlichkeitsaspekten die beste ist, kann durch Reinigungsversuche in den Präzisions-Technologiezentren von Ecoclean und UCM mit Originalbauteilen ermittelt werden. Autorin: Doris Schulz

Weitere Informationen SBS Ecoclean Group Savignystrasse 43 D-60325 Frankfurt am Main info@ecoclean-group.net ds@pressetextschulz.de www.ecoclean-group.net

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«Swiss washed» steht für schweizweite Versorgung. In der Halle entsteht die moderne Reinraumwäscherei der Bardusch AG. (Bilder: Bardusch)

Neues Kompetenzzentrum für Reinraumtextilien in Selzach Für die Reinheitsansprüche der Pharmaindustrie und Mikroelektronik bietet Bardusch AG, führender Wäschereidienstleister für Industrie und Gesundheitswesen, Reinraum-Mehrwegkleidung mit fachgerechter Aufbereitung und Logistik an. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Reinraum-Mehrwegtextilien investiert Bardusch in den Bau einer Hightech-Reinraumwäscherei in Selzach (SO).

Zum Schutz der Produkte vor Kontamination durch die Mitarbeitenden offeriert Bardusch Reinraum-Mehrwegkleidung für die ISO-Raumklassen 5 bis 8. Die Kleidung hindert luftgetragene Partikel, die die Mitarbeitenden absondern, daran, in den Raum zu gelangen. Die Nachfrage nach Reinraum-Mehrwegtextilien hat sich stark entwickelt. Daher ist die neue Reinraumwäscherei mit zusätzlichen Kapazitäten für die Schweizer Kunden die logische Weiterführung der Bardusch Firmenstrategie. In Selzach entsteht ein Kompetenzzentrum für die Aufbereitung von Reinraumtextilien nach neustem Stand der Technik unter Anwendung der bewährten Bardusch Gruppenstandards. Das Projekt wurde Ende 2021 gestartet. Bereits ab September 2022 findet der Umzug von Uetendorf nach Selzach statt.

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Die neue Hightech-Reinraumwäscherei in Selzach (SO), betriebsbereit ab Herbst 2022.

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Versorgung auf höchstem Niveau Der Produktionsbetrieb in Selzach eröffnet Chancen für Veränderungen und Verbesserungen, die am bisherigen Standort Uetendorf nicht verwirklicht werden können. Die Aufbereitungs- und Logistikprozesse können in einer modernen Infrastruktur weiterentwickelt werden, so dass in Zukunft noch schneller auf Marktbedingungen, Kundenanforderungen und steigende Nachfrage reagiert werden kann. Die Errichtung des Reinraumes und die Betreibung der Anlagen erfolgt basierend auf folgenden Standards: – DIN EN ISO 14644-1 Normreihe für Reinräume und zugehörige Reinraumbereiche – DIN EN 17141:2021-02 Norm zur Biokontaminationskontrolle in Reinräumen und zugehörigen Reinraumbereichen (ergänzend zu DIN EN 14644-1) – DIN EN ISO 17665 Anforderungen für die Entwicklung, Validierung und Lenkung der Anwendung eines Sterilisationsverfahrens mit feuchter Hitze – Swissmedic Wegleitung für die Validierung und die Routineüberwachung von Sterilisationsprozessen mit feuchter Hitze in der Gesundheitsfürsorge

Hohe Bardusch Gruppenstandards Mit der neuen Reinraumwäscherei bietet Bardusch den Schweizer Kunden Sicherheit in Bezug auf konstante und zuverlässige Aufbereitungs- und Lieferqualität. Dabei kommen auch die bewährten Bardusch Gruppenstandards zur Anwendung. Dazu gehören u. a.: – Luftqualität im Reinraum Der Reinraum der ISO Klasse 5/6 wird permanent nach festgelegten Parametern der EN ISO 14644-1 (Partikelzahl, rel. Feuchte, Temperatur, Differenzdruck und Luftstrom) gemonitort. – Partikelmessung an den Textilien Die Messung der Restpartikelbelastung der Reinraumtextilien wird in Anlehnung an die Durchsaugmethode gemäss ASTM-F51.00 erfolgen. Diese Messmethode ist im Gegensatz zur bisher angewandten Messung mit der Helmke Drum Methode vorteilhafter, weil die geprüften Textilien den Wäschefluss nicht verlassen. – Reinraum-Artikel rückverfolgbar Aufgrund der strikten Einhaltung der genannten Normen und Arbeitsanweisungen sowie durch Anwendung der bereits an anderen Bardusch Reinraum-Standorten bewährten Prozesse kann eine 100-prozentige Rückverfolgbarkeit der Reinraum-Artikel während

des Aufbereitungsprozesses zugesichert werden. Die Chargenrückverfolgung erfolgt über das elektronische Trackingsystem. Am neuen Standort werden zusätzlich zu den Prozessdaten, welche bisher für die Chargenrückverfolgung eingesetzt wurden, auch die Detaildaten pro Charge von Waschmaschinen und Trocknern aufgezeichnet. Logo «Swiss washed» steht für schweizweit sichere Versorgung Für Schweizer Kunden mit Reinraum-Bedingungen bedeutet der verkehrstechnisch gut angebundene Standort Selzach eine sichere Versorgung und einen optimalen Service. Bis zum Umzug können sich die Kunden weiterhin auf die zertifizierte und qualitätsgeprüfte Aufbereitung der Textilien, die lückenlose Logistikkette sowie auf das Know-how am Bardusch Standort Uetendorf verlassen. Weitere Informationen Bardusch AG Niederlassung Uetendorf Glütschbachstrasse 95 CH-3661 Uetendorf uetendorf@Bardusch.ch www.bardusch.com/ch

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kundenprojekt

Die kleinste Batterie der Welt: Kleiner als ein Salzkorn Dank einer besonderen «Falttechnik» ist es Wissenschaftlern der Technischen Universität Chemnitz gelungen, die bisher kleinste Batterie herzustellen. Diese winzige Batterie könnte künftig in medizinischen Implantaten zum Einsatz kommen. Das Potenzial ist im Gegensatz zur Batterie riesig. Computer werden immer kleiner, man denke nur an das Smartphone oder Smartwatches – und der Trend zur Miniaturisierung setzt sich fort. Im Extremfall verlangen winzige smarte mikroelektronische Geräte – sogenannte «Smart-Dust-Anwendungen» – wie beispielsweise biokompatible Sensoriken im Körper nach noch viel kleineren Computern und Batterien im Submillimeter-Bereich. Das sind Systeme, die kleiner sind als ein Staubkorn. Diese Entwicklung wurde bisher vor allem von zwei Faktoren gebremst – vom Grössenunterschied zwischen Mikroelektronik sowie der für einen autonomen Betrieb nötigen Mikrobatterie auf der einen Seite und von der Herstellung einer solchen Batterie nach möglichst platz- und ressourcenschonenden Kriterien auf der anderen Seite. Im renommierten und vielzitierten Fachjournals «Advanced Energy Materials» stellen Prof. Dr. Oliver G. Schmidt, Inhaber der Professur Materialsysteme der Nanoelektronik sowie Wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für Materialien, Architekturen und Integration von Nano­ membranen (Main) an der Technischen Universität Chemnitz, Dr. Minshen Zhu, der am Forschungszentrum Main arbeitet, gemeinsam mit Forschenden des LeibnizInstitut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW) Dresden sowie des Changchun-Instituts für Angewandte Chemie eine Lösung für diese Herausforderungen vor. Sie zeigen, wie batteriebetriebene Smart-Dust-Anwendungen im Submillimeter-Bereich realisierbar sind und präsentieren die mit Abstand kleinste Batterie der Welt als funktionsfähigen und anwendungsnahen Prototypen. «Unsere Ergebnisse zeigen eine ermutigende Energiespeicherleistung im SubQuadratmillimeter-Massstab», sagt Zhu und Schmidt fügt hinzu: «Es gibt noch ein riesiges Optimierungspotenzial für diese Technologie, so dass in Zukunft noch mit deutlich stärkeren Mikro-Akkus zu rechnen ist.»

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Die kleinste Batterie der Welt kann in grossen Stückzahlen auf einer Wafer-Oberfläche herge­ stellt werden. (Grafik: TU Chemnitz/Leibniz IFW Dresden)

Jenseits der Grenzen der Miniaturisierung Die Energie für den Betrieb winziger Computer im Submillimeterbereich kann entweder durch die Entwicklung ent­ sprechender Batterien oder durch «Harvesting»-Verfahren zur Energiegewinnung und Umwandlung bereitgestellt werden. Im Bereich des «Harvestings» wandeln beispielsweise mikrothermoelektrische Generatoren Wärme in Elektrizität um, aber ihre Ausgangsleistung ist zu gering, um staubgrosse Chips anzutreiben. Mechanische Vibrationen sind eine weitere Energiequelle für die Energieversorgung von Geräten im winzigen Massstab. Am vielversprechendsten sind kleine Photovoltaik- und Solarzellen, die Licht in elektrische Energie auf kleinen Computerchips umwandeln. Licht und Vibrationen stehen aber nicht zu jeder Zeit an jedem Ort zur Verfügung, so dass ein bedarfsgesteuerter Betrieb in vielen Umgebungen unmöglich ist, so zum Beispiel auch im menschlichen Körper, wo winzige Sensoren und Aktuatoren eine kontinuierliche Stromversorgung benöti-

gen. Leistungsstarke Mini-Batterien würden dieses Problem lösen. Die Herstellung winziger Batterien unterscheidet sich allerdings gravierend von ihren aus dem Alltag bekannten Pendants. So werden kompakte Batterien mit hoher Energiedichte wie Knopfzellen mittels Nasschemie hergestellt. Elektrodenmaterialien und Zusatzstoffe (Kohlenstoffmaterialien und Bindemittel) werden zu einer Aufschlämmung verarbeitet und auf eine Metallfolie aufgetragen. On-Chip-Mikrobatterien, die mit solchen gängigen Tech-

Prof. Dr. Oliver G. Schmidt ist Pionier in der Erforschung und Entwicklung extrem kleiner, formbarer und flexibel einsetzbarer Mikroro­ botik. Im Bild hält er eine ultra-flexible, mik­ roelektronische Folie. (Bild: TU Chemnitz)

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Das Swiss-Roll-Verfahren – oder die «Rouladentechnik» Für die On-Chip-Herstellung von Batterien kommen gestapelte Dünnschichten, Elektrodensäulen oder ineinandergreifende Mikroelektroden zum Einsatz. Diese Konstruktionen leiden jedoch häufig unter einer geringeren Materialqualität und die Grundfläche der Batterien kann nicht deutlich unter einen Quadratmillimeter reduziert werden, so dass nicht für ausreichend gespeicherte Energie gesorgt werden kann. Kurz gesagt: Die Batterien haben nicht genug Leistung und benötigen zu viel Platz. Das Ziel des Forschungsteams war es daher, eine Batterie zu entwerfen, die direkt in einen Chip integriert werden kann, deutlich weniger als einen Quadratmillimeter Platz in Anspruch nimmt und eine Mindest-Energiedichte von 100 Mikrowattstunden pro Quadratzentimeter besitzt. Dazu haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Aufwickeln von Leiter- und Elektrodenbändern – das Verfah-

Dr. Minshen Zhu warb für sein exzellentes Forschungsvorhaben im Bereich «Smart Dust» den ersten ERC Grant für die TU Chemnitz ein. (Bild: Jacob Müller)

ren nutzt zum Beispiel auch Tesla bei der Herstellung der Akkus für seine E-Autos – auf die Mikroskala übertragen. Hier kommt das sogenannte «Swiss-Roll» (Englisch für Roulade) beziehungsweise «Mikro-Origami-Verfahren» zum Einsatz. Durch das abwechselnde Aufbringen einiger weniger dünner Lagen aus polymerischen, metallischen und dielektrischen Materialien auf einer Wafer-Oberfläche entsteht ein unter Spannung stehendes Schichtsystem. Diese mechanische Verspannung kann durch das gezielte Ablösen der dünnen Lagen freigesetzt werden, so dass sich die Schichten von selbst zu einer Art Roula-

Schweizerische Gesellschaft für Reinraumtechnik

den-Architektur aufrollen. Es müssen also keine externen Kräfte aufgewendet werden, um die gewickelten Batterien zu erzeugen. Das Verfahren ist kompatibel mit etablierten Methoden der Chip-Industrie und daher in der Lage, Batterien mit hohem Durchsatz auf einer Wafer-Oberfläche zu erzeugen. Mit dieser Methode haben die Forschenden um Schmidt und Zhu aufladbare Mikrobatterien im tiefen SubmillimeterMasssstab hergestellt, die die weltweit kleinsten Computerchips für etwa zehn Stunden mit Energie versorgen können – zum Beispiel, um die lokale Umgebungstemperatur kontinuierlich zu messen. Diese winzige Batterie hat ein grosses Potenzial für zukünftige mikro- und nanoelektronische Sensorik und Aktorik in Bereichen des Internets der Dinge, der miniaturisierten medizinischen Implantate, der Mikrorobotik und der ultra-flexiblen Elektronik. Weitere Informationen Technische Universität Chemnitz Straße der Nationen 62 D-09111 Chemnitz oliver.schmidt@tu-chemnitz.de www.tu-chemnitz.de

W w er w de w n .s S w ie is M sc it cs glie .o d: rg

nologien hergestellt werden, können zwar eine gute Energie- und Leistungsdichte liefern, haben aber eine Grundfläche von deutlich mehr als einem Quadratmillimeter.

Die SRRT-SwissCCS ist eine wissenschaftlichtechnische Fachvereinigung zur Förderung der Kontaminations-Kontrolle und Reinraumtechnik. Sie vertritt die Schweiz in den europäischen und internationalen Normengremien ISO/CEN. Die SRRT-SwissCCS veranstaltet und organisiert: • Fachseminare mit VDI-Zertifikat • Schulungen und Workshops • Informationsaustausch unter Spezialisten

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Bakterienfresser als Helfer gegen Spitalinfektionen? Wer frisch operiert im Spital liegt, ist mit seinem geschwächten Immunsystem leichte Beute für Krankheitserreger, die auf verschiedensten Oberflächen lauern. Auch sorgfältige Desinfektion kann solche Spitalinfektionen nur teilweise verhindern. Ein Hoffnungsträger im Kampf gegen die Keime sind Bakteriophagen. Forschende der Eawag konnten zeigen, dass sie in Kombination mit chemischer Desinfektion die Entfernung von Krankheitserregern auf Oberflächen verbessern. Bakteriophagen sind Viren, die wie Mondlandefähren aussehen. Doch statt in friedlicher Mission auf Himmelskörpern zu landen, docken sie an Bakterien an, um sie wenig später zu zerstören. Sie brauchen die Bakterien als Wirt, um sich vermehren zu können: Durch Injektion ihrer DNA bringen sie die Bakterien dazu, so lange neue Phagen zu produzieren, bis sie schliesslich platzen. Die dabei freigesetzten Phagen können wiederum neue Bakterien angreifen und zerstören. Durch ihre hohe Spezialisierung – Phagen können jeweils nur eine oder wenige Bakterienarten als Wirt nutzen – sind sie prädestiniert für den Einsatz gegen krankmachende Keime. Insbesondere im Kampf gegen antibiotikaresistente Bakterien werden sie als Hoffnungsträger gehandelt und intensiv erforscht. In Osteuropa werden sie auch schon in der medizinischen Behandlung eingesetzt. Weniger Aufmerksamkeit bekommt bisher ein weiterer möglicher Anwendungsbereich: die Bekämpfung von Krankheitserregern auf Oberflächen. Interessant sein könnten Phagen beispielsweise für die Entfernung von opportunistischen Krankheitserregern in Spitälern oder Pflegeheimen. Solche Erreger sind für gesunde Menschen harmlos, können aber für Patienten mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. Krankheitserreger zunehmend wresistent gegen Antibiotika Infektionen mit opportunistischen Krankheitserregern haben in den letzten Jahren immer mehr zugenommen und verursachen enorme Gesundheitskosten. In der Schweiz erkranken jedes Jahr 7 bis 8 Prozent der hospitalisierten Patientinnen und Patienten an einer sogenannten Spitalinfektion, die häufig durch opportunistische Krankheitserreger verursacht wird. Er-

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Spitalinfektionen mit antibiotikaresistenten Keimen stellen die Spitäler vor grossen Herausfor­ derungen. Es gibt unterschiedliche Lösungsansätze. Eine davon veröffentlichten Forschende der Eawag im Fachmagazin «Applied and Environmental Microbiology». (Bild: Adpic)

schwerend kommt hinzu, dass viele dieser Erreger auch zunehmend resistent sind gegen Antibiotika. Übertragen werden sie oft über kontaminierte Oberflächen, da sie teilweise nicht einmal durch Desinfektion entfernt werden können oder aber gereinigte Flächen schnell wieder kontaminieren. Ein häufiger Verursacher dieser gefürchteten Spitalinfektionen ist das opportunistische Bakterium Pseudomonas aeruginosa. Eine Infektion mit diesem Erreger kann zu Lungenentzündungen sowie Wundund Harnwegsinfektionen führen. In einer Studie, die in der Zeitschrift «Applied and Environmental Microbiology» erschienen ist, gingen Elyse Stachler, Anina Kull und Tim Julian daher der Frage nach, ob Pha-

Widerspruch aus Zürich In einer Studie stellen Forschende unter der Leitung von Elena Gómez-​​Sanz, Postdoktorandin in der Gruppe von Martin Loessner, Professor für Lebensmittelmikrobiologie an der ETH Zürich, die Theorie des engen Wirtsspektrums von Phagen in Frage. Beispielsweise befallen Phagen innerhalb der Bakteriengruppe der Staphylokokken oft mehrere Arten gleichzeitig. Ihre Resultate veröffentlichten die Forschenden in der Fachzeitschrift «Nature Communica­ tions». ww.ethz.ch

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gen die Entfernung von Pseudomonas aeruginosa von Oberflächen verbessern können. Biofilm als Schutzschild der Bakterien Sie untersuchten sowohl eine Behandlung mit Phagen allein als auch kombiniert mit Desinfektionsmitteln. Dafür arbeiteten die Forschenden mit zwei verschiedenen Phagen (P1 und JG004) sowie zwei verschiedenen Desinfektionsmitteln (Natrium­ hypochlorit und Benzalkoniumchlorid). Ausserdem wurde das Bakterium in drei verschiedenen Formen untersucht, um im Labor die realen Bedingungen auf den verschiedensten Oberflächen in einem Spital möglichst gut nachzubilden: als freilebende Bakterien auf der Oberfläche bzw. in feuchten oder trockenen Biofilmen. Mithilfe solcher Biofilme, einer selbstproduzierten Schleimschicht, können sich die Bakterien beispielsweise gegen Antibiotika oder Desinfektionsmittel abschirmen und sind daher besonders widerstandsfähig. Auch die Behandlung kontaminierter Oberflächen mit Phagen war daher je nach Wuchsform der Bakterien unterschiedlich erfolgreich: freilebende Bakterien und feuchte Biofilme liessen sich zu über 99 Prozent entfernen. Die Phagen waren damit wirksamer als Desinfektionsmittel. Trockene Biofilme konnten die Phagen jedoch nicht beseitigen. Die Forschenden begründen das damit, dass die Phagen aktiv wachsende Wirte brauchen, um diese für ihre Vermehrung nutzen zu können. In trockenen Biofilmen sind die Bakterien jedoch in einer Art Ruhezustand und können daher von den Phagen auch nicht für ihre Zwecke manipuliert werden. Immerhin verhinderte die Anwendung von Phagen aber, dass die trockenen Biofilme weiterwachsen konnten. Kombination von Phagen und Desinfektionsmitteln Getestet wurde von den Forschenden ausserdem die kombinierte Behandlung mit Phagen und Desinfektionsmitteln. Wurden bei feuchten Biofilmen zuerst Phagen und anschliessend Desinfektionsmittel angewendet, liessen sich die Bakterien deutlich wirksamer entfernen als durch Phagen oder Desinfektion allein. Zudem benötigt man durch die Kombination beider Methoden weniger Phagen als bei Anwendung von Phagen allein. Damit sinkt gemäss den Forschenden auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Bakterien gegen eine der beiden Behandlungen resistent werden. Dreht man die Reihenfolge der Behandlung um – setzt die Phagen also im Anschluss an die chemische Desinfektion ein – bringt die Kombination kaum einen Vorteil gegenüber Desinfektion allein. Die Forschenden vermuten, dass das Desinfektionsmittel die äussere Bakterienschicht des Biofilms inaktiviert und dadurch deren Infektion durch die Phagen behindert. Bei trockenen Biofilmen wurde die kombinierte Behandlung nicht getestet, da bereits die Phagenbehandlung allein ineffizient war. Bei freilebenden Bakterien war die Phagenbehandlung hingegen so effizient, dass die verbleibenden Bakterien mit der eingesetzten Analysemethode bereits nicht mehr quantifiziert werden konnten. Insgesamt zeigt die Auswertung der Studie, dass der Einsatz von Phagen sowie die kombinierte Behandlung mit Phagen und chemischer Desinfektion geeignet ist, um Krankheitserreger auf Oberflächen zu verringern oder zu entfernen, insbesondere bei Biofilmen, die sich mit herkömmlicher Desinfektion schlecht entfernen lassen. Es brauche aber noch weitere Untersuchungen, so die Forschenden, bevor die Methode tatsächlich in der Praxis angewendet werden könne.

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Graphen-Transistoren im Sensor erkennen Gasmoleküle Einen neuartigen Sensor für Gasmoleküle haben Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Technischen Universität Darmstadt entwickelt. Dazu haben sie einen Graphen-Transistor mit einer massgeschneiderten metallorganischen Beschichtung kombiniert. Der Sensor erkennt Moleküle gezielt und genau und bereitet den Weg zu einer ganz neuen Klasse von Sensoren. Als prototypisches Beispiel demonstriert die Gruppe einen Ethanolsensor, der weder auf andere Alkohole noch auf Feuchtigkeit reagiert. Über ihre Ergebnisse berichten sie in «Advanced Materials». Ob in Fahrzeugen oder Smartphones, in Forschungslaboren oder Industrieanlagen – Sensoren sind bereits allgegenwärtig. Sie erfassen bestimmte physikalische oder chemische Eigenschaften, wie beispielsweise Druck, Dehnung oder Gasmoleküle, und leiten die Daten zur Verarbeitung weiter. Daher ist die Weiterentwicklung von Sensoren entscheidend für den technologischen Fortschritt. Sensoren kennzeichnen sich durch ihre Selektivität, das heisst die Fähigkeit, eine bestimmte Eigenschaft auch in Gegenwart anderer, potenziell störender Eigenschaften nachzuweisen, sowie ihre Sensitivität, das heisst die Fähigkeit, auch niedrige Werte zu detektieren. Eine neue Klasse Forschenden des KIT und der Technischen Universität Darmstadt ist es nun gelungen, einen neuartigen Sensor für Moleküle in der Gasphase zu entwickeln. Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift «Advanced Materials» berichten, basiert das Funktionsprinzip dieser neuen Klasse von Sensoren auf der Kombination von sensitiven Graphen-Transistoren mit massgeschneiderten metallorganischen Beschichtungen. Diese Kombination ermöglicht eine selektive Detektion von Molekülen. Als prototypisches Beispiel demonstrieren die Autoren einen spezifischen Ethanolsensor, der im Unterschied zu aktuell verfügbaren kommerziellen Sensoren weder auf andere Alkohole noch auf Feuchtigkeit reagiert. Bei Graphen handelt es sich um eine Modifikation des Kohlenstoffs mit zweidimensionaler Struktur. Graphen ist von Natur aus höchst sensitiv gegenüber Fremdmolekülen, die sich auf der Oberfläche anlagern. «Allerdings weist Graphen als solches keine molekülspezifische Wechselwirkung auf, wie sie für eine Anwendung als Sensor erforderlich ist», erklärt Ralph Krupke, Pro-

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Die Sensoreinheit, bestehend aus einem Graphen-Feldeffekttransistor, auf den ein oberflä­ chengebundenes metallorganisches Gerüst aufgewachsen ist. (Bild: Sandeep Kumar, KIT)

fessor am Institut für Nanotechnologie (INT) des KIT und am Institut für Materialwissenschaft der TU Darmstadt, der zusammen mit Professor Wolfgang Wenzel vom INT des KIT und Professor Christof Wöll, Leiter des Instituts für Funktionelle Grenzflächen (IFG) des KIT, bei der Studie federführend war. Erstautor ist Sandeep Kumar, der im Labor von Ralph Krupke am KIT forscht und am Institut für Materialwissenschaft der TU Darmstadt promoviert. Sensoren lassen sich passgenau einstellen Metallorganische Gerüste («metal-organic frameworks» – MOFs) sind aus metallischen Knotenpunkten und organischen Molekülen als Verbindungsstreben aufgebaut. Durch verschiedene Kombinationen lassen sich diese hochporösen kristallinen Materialien für verschiedene Anwendungen massschneidern, um beispielsweise bei Sensoren eine selektive Absorptionsfähigkeit für bestimmte Moleküle zu erreichen. Die Forschenden aus Karlsruhe und Darmstadt demonstrierten eine selektive Sensorplattform, indem sie ein oberflächengebundenes metallorgani-

sches Gerüst («surface-mounted metal-organic framework» – Surmof) direkt auf einen Graphen-Feldeffekttransistor (GFET) aufwachsen liessen. Ein solches Bauelement profitiert sowohl von der hohen Sensitivität und dem einfachen Auslesen eines GFETs als auch von der hohen Selektivität eines Surmofs. «Die Kombination der einzigartigen elek­ tronischen Eigenschaften von Graphen mit der immensen chemischen Variabilität der MOFs eröffnet ein riesiges Potenzial», sagt Christof Wöll. Da sich Surmofs in vielen Varianten anfertigen lassen und sich die Schnittstelle zwischen GFET und Surmofs chemisch verschieden gestalten lässt, bereitet die Arbeit der Forschenden aus Karlsruhe und Darmstadt den Weg für eine ganz neue Klasse von Sensoren mit passgenau eingestellter Selektivität und Sensitivität. «Hier kann die Simulation helfen», erklärt Wolfgang Wenzel, «da wir am Rechner viele MOFs aufbauen können, ohne sie synthetisieren zu müssen.» Weitere Informationen Karlsruher Institut für Technologie info@kit.edu www.kit.edu

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Hersteller werden zu Dienstleistern Man muss eine Maschine nicht kaufen, um sie nutzen zu können: Die Digitalisierung macht neue Geschäftsmodelle möglich, die auf dem automatisierten Austausch von Daten basieren. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit diese Geschäftsmodelle wirtschaftlich und technisch umsetzbar sind, klären Fachleute aus Wissenschaft und Industrie im Grossforschungsprojekt «X-Forge».

Die Digitalisierung hat nicht nur die Art und Weise verändert, wie produzierende Unternehmen ihre Ware herstellen. Auch die Geschäftsbeziehungen, die Unternehmen untereinander eingehen, haben sich im Zuge der vierten industriellen Revolution gewandelt. Aus der starren Wertschöpfungskette ist ein flexibles Wertschöpfungsnetzwerk geworden, das keine festen Abläufe mehr kennt und dessen Akteure ständig wechseln. Dieses komplexe Zusammenspiel erinnert an ein natürliches Ökosystem aus Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen, weshalb Fachleute ein Wertschöpfungsnetzwerk auch als Digitales Ökosystem bezeichnen. Am Laufen gehalten wird so ein Digitales Ökosystem vom automatisierten Austausch von Daten zwischen allen Akteuren. Und dieser ständige Austausch ermöglicht neue, datenbasierte Geschäftsmodelle, in denen Hersteller nicht nur zu Dienstleistern werden, sondern auch alle Prozesse in einer Werkhalle als einzelne Services verstanden werden können: Everything as a Service (XaaS). Im Grossforschungsprojekt X-Forge untersuchen nun Fachleute aus Forschung und Industrie einige dieser neuen Geschäftsmodelle und klären, welche Daten dafür erhoben und ausgetauscht werden müssen und wie dieser Datentransfer technisch umsetzbar ist. X-Forge ist in vier Konsortialprojekte untergliedert. An allen ist das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA beteiligt: Wenn die Hobelmaschine eine Rechnung schickt Die Holzbearbeitungsbranche besteht in Baden-Württemberg überwiegend aus kleinen und mittelständischen Familienunternehmen. Die hohen Anschaffungskosten für neuartige Hightech-Maschinen können sie oft nur mit grosser Mühe stemmen. Also pflegen sie lieber den bestehenden Maschinenpark, zögern Investitionen über Jahre hinaus und drohen gegenüber den Wettbewerbern ins Hintertreffen zu geraten. Ein möglicher Ausweg:

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Bild 1: In Zukunft müssen Schreinereien und Möbelfabrikanten keine Kehlmaschinen mehr kaufen. Stattdessen bleibt die Maschine Eigentum des Herstellers und sie bezahlen monatlich für die Nutzung. (Bild: Michael Weinig AG)

Bild 2: Die Verbundpartner des Konsortialprojekts «Productivity as a Service» untersuchen ein nutzungsbasiertes Geschäftsmodell für Zerspanungsmaschinen, bei dem Unternehmen aus der metallverarbeitenden Branche ein Paket aus Werkzeugmaschine, Zerspanungswerk­ zeugen und IT-Dienstleistungen bezahlen. Die hohen Anschaffungskosten für die Werkzeug­ maschine entfallen. (Bild: Mapal Dr. Kress KG)

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Bild 3: Das Antriebssystem in der Produktionsanlage ist in Zukunft nicht mehr nur als funkti­ onsrelevante Komponente, sondern auch als «Zustandsdetektor» zu definieren, um ein dau­ erhaft hohes Produktivitätsniveau sicherzustellen. (Bild: Wittenstein SE)

Pay per Use. Die Holzbearbeitungsmaschinen bleiben Eigentum des Herstellers, Schreinereien und Möbelfabriken bezahlen monatlich für die Nutzung. Wie ein solches nutzungsbasiertes Geschäftsmodell ausgestaltet sein muss, damit es für Hersteller und Anwender gleichermassen attraktiv ist, untersuchen Forscherinnen und Forscher um Oliver Schöllhammer, Leiter der Abteilung Unternehmensstrategie und -entwicklung am Fraunhofer IPA, derzeit im Konsortialprojekt «Wood Working as a Service» (WOODaaS). Die zentrale Frage dabei: Was wird am Monatsende abgerechnet und wie laufen Rechnungsstellung und Bezahlung ab? Um das zu klären, müssen Schöllhammer und sein Team in Erfahrung bringen, ob die Daten, die die Sensoren bestehender Hobel- und Kehlmaschinen generieren, für das neue Geschäftsmodell ausreichend sind und welche vielleicht zusätzlich noch erhoben werden müssen. Am Ende sollen Rechnungen, Bezahl- und Wartungsvorgänge automatisiert ausgelöst werden. An dem Konsortialprojekt sind neben dem Fraunhofer IPA auch der Maschinenbauer Michael Weinig AG aus Tauberbischofsheim (Konsortialführer), das Ingenieurbüro Roth GmbH & Co. KG aus Billigheim und die Hogra-Holz GmbH aus Limbach im Neckar-Odenwald-Kreis beteiligt. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert WOODaaS mit knapp 2,3 Millionen Euro aus dem Förderprogramm InvestBW. Die Zerspanungsmaschine, die sich selbst konfiguriert Lohnfertiger und Zulieferbetriebe mit metallischer Bearbeitung stehen im internationalen Wettbewerb unter massivem Preisdruck. Ihre Zerspanungsmaschinen müssen sie deshalb effektiv nutzen, also möglichst rund um die Uhr, mit durchgängig hoher Prozess- und Fertigungsqualität

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und auch bei Kleinserien und Einzelstücken zu niedrigen Kosten. Möglich werden soll das auch hier durch ein nutzungsbasiertes Geschäftsmodell: Künftig sollen Lohnfertiger und Zulieferer keine teuren Maschinen mehr anschaffen müssen. Stattdessen bezahlen sie ein Paket aus Werkzeugmaschine, Zerspanungswerkzeug und IT-Diensten. Letztere sollen neben automatisiert ausgelösten Bezahl- und Wartungsvorgängen auch aus intelligenten Algorithmen bestehen, die selbstständig in den Zerspanprozess eingreifen und die Prozessparameter im laufenden Betrieb verbessern. Übermässiger Verschleiss und Schäden an Bauteilen sollen so vermieden werden. «Zerspanungsmechaniker müssen sich dann nicht mehr mit Einstellungen an der Maschine herumschlagen und auch keine externen Dienstleister mehr beauftragen, die ihnen ihre Produktionsprozesse opti-

Bild 4: Das smarte Getriebe mit «cynapse»Feature der Wittenstein SE verfügt über ein integriertes Sensormodul mit elektroni­ schem Typenschild und IO-Link-Schnittstel­ le. Es kann zum Beispiel Temperatur, Vibra­ tionen, Betriebsdauer sowie Einbaulage erfassen, speichern, ausgeben und verarbei­ ten. (Bild: Wittenstein SE)

mieren», sagt Wissenschaftler Schöllhammer vom Fraunhofer IPA. Schaffen wollen Schöllhammer und sein Team das, indem sie die Prozess- und Produktionsdaten, die bisher noch getrennt vorliegen, vereinen und einem selbstlernenden Algorithmus zugänglich machen. An dem Konsortialprojekt «Productivity as a Service» (PRODaaS) sind neben dem Fraunhofer IPA auch die Karl Walter Formen- und Kokillenbau GmbH & Co. KG aus Göppingen, der Sensorhersteller BlumNovotest GmbH aus Grünkraut im Kreis Ravensburg, der Maschinenbauer F. Zimmermann GmbH aus Neuhausen auf den Fildern, der Werkzeughersteller Mapal Dr. Kress KG (Konsortialführer) und der Plattformanbieter c-Com GmbH (beide aus Aalen) beteiligt. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert PRODaaS mit rund drei Millionen Euro aus dem Förderprogramm InvestBW. Das Antriebssystem, das Tipps zur besseren Produktqualität gibt Für die meisten Unternehmen wird es immer schwerer, Optimierungspotenziale für die eigenen Produkte oder Herstellungsprozesse zu erkennen und umzusetzen. Doch dank der Digitalisierung entstehen immer neue Ansätze, mit denen weitere Optimierungen realisiert werden können. So wollen Paul Thieme und seine Kolleginnen und Kollegen vom Kompetenzzentrum DigITools am Fraunhofer IPA im Konsortialprojekt «Product Life Cycle Enrichment as a Service» (PLCEaaS) alle Daten, die während des gesamten Produktlebenszyklus eines Antriebssystems von der Wittenstein SE anfallen, an zentraler Stelle sammeln und zugänglich machen. Diese zentrale Stelle ist eine sogenannte Verwaltungsschale, die wie eine digitale Akte alle relevanten Daten sortiert aufbewahrt – angefangen bei der Produktion der Einzelteile, über die Montage und Auslieferung des fertigen Antriebssystems bis zur Nutzungsphase mit all ihren Störungen, Stillständen, Schadenfällen, Reparaturund Wartungsvorgängen. Mittels eines einfach zu bedienenden Analytik-Werkzeugkastens können diese Daten aufbereitet und ausgewertet werden. «Mit diesem Ansatz lässt sich weit mehr als nur Predictive Maintenance verwirklichen», sagt Thieme. «Er liefert auch Hinweise, wie sich das Antriebssystem ressourcenschonender einsetzen lässt und offenbart dem Hersteller, wie er die Produktqualität weiter steigern könnte.» Am Konsortialprojekt PLCEaaS sind neben dem Fraunhofer IPA und der Wittenstein SE aus Igersheim (Konsortialführer) auch die ASCon Systems Holding GmbH sowie die TruPhysics GmbH (beide aus Stuttgart) beteiligt. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württem-

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Bild 5: Im Konsortialprojekt «Smart Factory as a Service» (FABaaS) wird der gesamte Endezu-Ende-Prozess in einem produzierenden Unternehmen zu einem nutzungsbasierten Ge­ schäftsmodell weiterentwickelt – von der Bestellung über die Fertigung bis zur Auslieferung und Bezahlung. (Bild: Markus Breig, KIT/CroM)

berg fördert PLCEaaS mit rund zwei Millionen Euro aus dem Förderprogramm InvestBW. Eine Fabrikhalle voller Services Noch einen Schritt weiter gehen die Projektpartner im Konsortialprojekt «Smart Factory as a Service» (FABaaS). Es wird nicht der Betrieb einer einzelnen Maschine

oder der Lebenszyklus eines bestimmten Produkts zu einem nutzungsbasierten Geschäftsmodell weiterentwickelt, sondern der gesamte Ende-zu-Ende-Prozess in einem produzierenden Unternehmen – von der Bestellung über die Fertigung bis zur Auslieferung und Bezahlung. «Dass man Vertrieb, Logistik oder Zahlungsabwicklung in die Hände von externen

Dienstleistern legt, ist seit Langem gelebte Praxis», erläutert Anja Reuter vom Kompetenzzentrum DigITools am Fraunhofer IPA. «Aber dass alles, was in einer Werkhalle geschieht, in einzelne buchbare Services externer Anbieter aufgeteilt wird, ist ein neuer Ansatz für die Produktion, der durch die Digitalisierung überhaupt erst möglich wird.» Aber bis zu welchem Punkt ist eine solche Produktion aus wohlorchestrierten Dienstleistungen für alle Beteiligten profitabel? Welche Daten müssen dafür erhoben und untereinander ausgetauscht werden? Welche Daten dürfen ausgetauscht werden, ohne gegen geltendes Recht zu verstossen? Welche technischen Voraussetzungen müssen die einzelnen Maschinen dafür erfüllen und wie ist die IT-Architektur aufgebaut? All diese Fragen klären Reuter und ihre Projektpartner im Konsortialprojekt FABaaS und schliesslich setzen sie einzelne Dienstleistungen exemplarisch um. Weitere Informationen Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA Anja Reuter Nobelstrasse 12 D-70569 Stuttgart anja.reuter@ipa.fraunhofer.de www.ipa.fraunhofer.de

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Spezialfilter- und Absperrsysteme für hochsensible Bereiche Durrer-Technik AG konzipiert und liefert seit Jahren bewährte Spezialfilter- und Absperrsysteme für hochsensible Bereiche wie neue Prozesstechnologien, Kernenergie oder Laborbauten. Spezialprodukte oder konfigurierte Spezialanlagen sind wichtige Bestandteile im Sortiment der Mess- und Sondertechnik von Durrer-Technik AG. Moderne Prozesse und neue Werkstoffe in der industriellen Produktion stellen immer höhere Anforderungen an Qualität und Verteilung der Zuluft sowie an Systeme zur Abluft- oder Abgaserfassung und -reinigung. Handelsübliche Lüftungs- und Filtersysteme stossen dabei häufig an ihre Grenzen. Erfahrene Lüftungsingenieure stehen in Adligenswil für die entsprechende Beratung zur Verfügung. Drei Beispiele aus dem umfangreichen, auf einzelne Bereiche spezialisierten Produkportfolio. Schwebstoff-Filtersystem mit Scan-Einrichtung SCF classic Nennvolumenstrom HEPA-Filterelement (Filterklasse H14): 3000 m 3 /h bis 24000 m3/h. Zulässiger Differenzdruck +/–6000 Pa (auch höher möglich). Die Schwebstoff-Filtersysteme SCF classic (Bild 1) von Krantz kommen zum Einsatz in Laboren der Klassen BSL 3 und 4. Bei der Entwicklung wurden die Vorschriften des – «Laboratory biosafety manual» der Weltgesundheitsorganisation (WHO), – «Biosafety in Microbiological and Biomedical Laboratories» (BMBL), – DIN EN 12 128 «Biotechnik − Laboratorien für Forschung, Entwicklung und Analyse − Sicherheitsstufen mikrobiologischer Laboratorien, Gefahrenbereich, Räumlichkeiten und technische Sicherheitsanforderungen» berücksichtigt.

Bild 1: Schwebstoff-Filtersystem optional mit Scan-Einrichtung SCF classic. (Bilder: Durrer)

Gasdichte eckige Absperrklappe Typ GD-R Die gasdichte eckige Absperrklappe, Typ GD-R (Bild 2), in solider und wartungsfreier Ausführung, wird eingesetzt für die Be- und Entlüftung sensibler Bereiche mit hohen Anforderungen an die Dichtheit der Absperrsysteme. – Die hohen Dichtheitsanforderungen der DIN 25 496 für Gehäuse, Klappensitz

und Wellendurchführung werden weit übertroffen. – Die Klappe ist so dimensioniert, dass sie mindestens dem 1,1-fachen des zulässigen Betriebsdrucks ohne Beeinträchtigung ihrer Funktion widersteht. – Die Dichtheit des Klappenblattes ist im eingebauten Zustand prüfbar. – Zu Wartungszwecken muss die Klappe nicht ausgebaut werden.

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– Zur Sicherstellung einer guten Dekontaminierbarkeit sind Schweissnähte an den medienberührten Teilen spaltfrei und durchgehend ausgeführt. Schwebstoff-Filtersystem optional mit Scan-Einrichtung SCF hightec Bei der Be- und Entlüftung sensibler Bereiche z. B. in Laboren, in der Chemie, der Pharmazien oder der Nukleartechnik müs-

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Bild 2: Gasdichte eckige Absperrklappe Typ GD-R.

sen radioaktive, toxische oder pathogene Stoffe zum Schutz der Umwelt, der Produktion oder vor Gesundheitsschäden aus der Luft abgeschieden werden. An die Filtersysteme werden daher hohe Ansprüche an die Sicherheit und das Abscheidevermögen gestellt. Krantz hat für solche Anwendungen das Safe Change Filter Housing Typ SCF hightec (Bild 3) entwickelt. Dieses kompakte Filtergehäuse ist auf nahezu jede anspruchsvolle Filteraufgabe adaptierbar. Ergänzend dazu: Diverse technisch hochwertige Möglichkeiten zur Ergänzung des Systems wie z. B.

Bild 3: Schwebstoff-Filtersystem mit Scan-Einrichtung SCF hightec

– ein integriertes Scannersystem zur InSitu-Abscheidegradmessung bzw. zur Lecksuche – eine automatische Desinfektionseinheit, die gasdicht an das Gehäuse gekoppelt wird, zur Desinfizierung des Gehäuseinneren und der Filtermedien – in An- und Abströmhauben integrierte gasdichte Absperrschieber oder gasdichte Absperrklappen Individuelle Speziallösungen Dank der jahrelangen Erfahrung für Spezialprodukte und -komponenten ist Durrer-

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Technik AG in der Lage, neben den normalen Komponenten für die Gebäudetechnik, auch individuelle Speziallösungen zu realisieren. Dank den Erfahrungen in der Praxis kann für jede Aufgabenstellung ein geeignetes Produkt entwickelt und gefertigt werden. Weitere Informationen Durrer Technik AG Winkelbüel 3 CH-6043 Adligenswil info@durrer-technik.ch www.durrer-technik.ch

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Keimzahlbestimmung ist für den Laboralltag optimiert Keimzahlbestimmungen gehören zu den Routineaufgaben zahlreicher mikrobiologischer Labors, um Kontaminationen der Produkte mit Bakterien, Viren, Hefen oder Schimmelpilzen während der Herstellung auszuschliessen. Das ColonyStar automatic von Funke-Gerber erlaubt die schnelle und einfache Auswertung von Petrischalen. Während bei der klassischen Keimzahlbestimmung mit manuellen Zählern jede Kolonie einzeln markiert werden muss, können automatische Geräte zahlreiche Petrischalen gleichen Typs zügig auswerten. Jedoch ist dafür eine zeitintensive Programmierung und Vorbereitung notwendig, die sich bei einer überschaubaren Probenanzahl von wenigen Petrischalen am Tag kaum lohnt. Abhilfe schafft hier der seit Juni 2021 erhältliche ColonyStar automatic von Funke-Gerber. Das handliche Gerät, das mit einer Kamera und einem kabellosen, abnehmbaren Tablet ausgestattet ist, erlaubt die schnelle und einfache Auswertung von Petrischalen. Besonders hilfreich ist dabei der einzigartige Assistenzmodus: Nach dem Antippen einer Kolonie per Touchscreen werden automatisch weitere Kolonien desselben Typs erfasst, markiert und gezählt. Die Auswahl kann dabei jederzeit korrigiert werden. So behält der Laborant die volle Kontrolle und spart gleichzeitig viel Zeit. Im Rahmen des Hygienemanagements und der Qualitätskontrolle gilt die Gesamtkeimzahl als eine der wichtigsten Kennzahlen. Sie gibt an, wie viele Mikroorganismen sich in einer Probe befinden. Denn je nach Keimtyp dürfen gewisse Richtwerte nicht überschritten werden, um den Verbraucher vor Krankheiten wie einer Lebensmittelvergiftung zu bewahren. Deshalb werden routinemässig Proben auf Petrischalen kultiviert, um die Keimkonzentration nach einer gewissen Zeit mittels Koloniezählung bestimmen zu können.

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Der intelligente, intuitive ColonyStar automatic bietet dem Laborpersonal grosse Sicherheit. Er ist für alle Petrischalen bis zu einem maximalen Durchmesser von 9,5 cm geeignet und kann in sämtlichen mikrobiologischen Laboratorien eingesetzt werden.

Jedoch machen insbesondere veraltete Geräte, bei denen mit Lichttisch und Lupe jede Kolonie einzeln betrachtet werden muss, diese Aufgabe schnell zur zeitraubenden Tortur. «So eine Petrischale hat, wenn mit einer richtigen Verdünnung ge-

arbeitet wird, zwischen 150 und 200 Kolonien», erklärt Dipl.-Ing. Konrad Schäfer, geschäftsführender Gesellschafter der Funke-Dr. N. Gerber Labortechnik GmbH. «Bei einer manuellen Zählung muss die Fachkraft hoch konzentriert bleiben und

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jede Kolonie einzeln markieren. So wird die Routinearbeit schnell zur zeitraubenden Anstrengung.» Zudem lässt sich die Markierung bei den bisherigen Verfahren mit Koloniezählern nicht rückgängig machen, wodurch Doppelzählungen wahrscheinlicher werden. Zuverlässiger sind automatische Geräte, die jedoch in der Regel für grosse Chargen ausgelegt sind und einen gewissen Aufwand mit sich bringen. «Aufgrund ihrer Komplexität bedeuten solche Systeme einerseits eine grosse finanzielle Investitionshürde. Andererseits sind für ihre Programmierung zeitintensive Vorbereitungen notwendig, da für den automatischen Betrieb Parameter wie Koloniedurchmesser oder maximaler und minimaler Kontrast festzulegen sind», erläutert Schäfer. Der ColonyStar automatic von Funke-Gerber hingegen wurde so entwickelt, dass das Gerät die manuelle Bestimmung durch einen halbautomatischen Zähl-Modus stark beschleunigt. So sind für die Markierung von beispielsweise 200 Kolonien lediglich 4 bis 15 Aktionen notwendig, der Anwender behält dabei aber stets die volle Kontrolle und muss sich anders als bei vollautomatischen Lösungen nicht allein auf das Gerät verlassen. Neben diesem Assistenzmodus kann das System dennoch auf ausgewählte Kolonien trainiert werden, wodurch vordefinierte Proben auch komplett automatisch gezählt werden können. Assistenzmodus erlaubt schnelle und zuverlässige Zählung Das Gerät ist für den Laboralltag optimiert und besteht aus einer Basis sowie einem abnehmbaren Tablet. Im Gerät sind die Kamera, die Belichtungseinheit und die Probenaufnahme untergebracht. Mit dem Tablet und der darauf installierten Bestimmungssoftware erfolgen Markierung und Auswertung der Probe. Die hochauflösende Kamera erstellt nach Betätigung des «Start»-Buttons ein Bild der Petrischale und sendet dies kabellos über WLAN an das Tablet. Einzelne Kolonien können mit dem Finger oder einem Stift via Antippen (Touch) markiert werden. Im AssistenzDie Funke-Dr. N. Gerber Labortechnik GmbH wurde 1904 in Berlin gegründet und hat sich über die Jahrzehnte als verlässlicher Partner der Milchwirtschaft etabliert. Das Unternehmen entwickelt und produziert weltweit eine Vielzahl von Laborgeräten und entsprechendem Zubehör. Darüber hinaus projektieren und entwickeln die Laborexperten schlüsselfertige Komplettlabors für die Fachgebiete Milchverarbeitende Industrie, Molkereien, Milchsammelstellen, Käsereien, Butterwerke, Eiscreme-, Kondensmilch- und Milchpulverfabriken.

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Einzelne Kolonien können mit dem Finger oder einem Stift via Antippen (Touch) markiert wer­ den. Im Assistenzmodus werden nun automatisch weitere Kolonien desselben Typs erfasst, markiert und gezählt. (Bilder: Funke-Dr. N. Gerber Labortechnik GmbH)

modus werden nun automatisch weitere Kolonien desselben Typs erfasst, markiert und gezählt. «Kolonien sind dann gleichartig, wenn sie in Farbe, Kontrast, Grösse und Form ähnlich der vom Bediener gekennzeichneten Auswahl sind», erläutert Schäfer. Dies wird durch einen speziellen Algorithmus in Kombination mit dem hochauflösenden Kamerabild ermöglicht. So «assistiert» das Gerät der Fachkraft, wodurch die Routinezählung erleichtert wird. Dabei kann die Markierung einer Kolonie, die beispielsweise nicht eindeutig definierbar oder erkennbar ist, jederzeit aufgehoben oder korrigiert werden, bevor die finale Zählung als Bilddatei gespeichert wird. Darüber hinaus ermöglicht das Gerät einen vollautomatischen Zählbetrieb. Dabei ist das System mit einer Lernfunktion auf verschiedene Bakterienarten und AgarSorten trainierbar. Dafür kann man beispielsweise 10 bis 15 Petrischalen mit ein und derselben Spezies auf dem gleichen Agar auswerten und nach Abschluss der Anlernphase als Profil – etwa Salmonellen oder Hefe – speichern. Später können dann gleichartige Kolonien, die mit diesem übereinstimmen, vollautomatisch ausgewertet werden: Die Petrischale wird dafür in den Scanner gestellt und nach Betätigen des «Start»-Buttons erhält der Nutzer die entsprechende Anzahl Kolonien. Anders als bei reinen Vollautomatik-Geräten ist hierbei kein umfänglicher Fragenkatalog abzuarbeiten, da das Gerät während der Zählung automatisch trainiert wird.

Forschung, Veterinärmedizin oder in Behörden der öffentlichen Verwaltung wie Umweltämtern eingesetzt werden. «Die Wiederholbarkeit liegt mit 97 Prozent sehr hoch, wenn der Anwender die entsprechende Kolonie auf dem Touch-Screen einmal richtig identifiziert und das Profil im Computer korrekt hinterlegt hat. Das ist für mikrobiologische Verhältnisse ein sehr guter Wert», so Schäfer. Die einfache Bedienung wiederum macht die Routineaufgabe auch unter ergonomischen Gesichtspunkten angenehmer, denn die Auswertung kann via abnehmbarem Tablet selbst im Stehen erfolgen. Eine optionale Zoomfunktion erleichtert die Auswahl bei sehr kleinen oder wenig eindeutigen Kulturen. Zudem ist das Gerät preisoptimiert, da auf unnötige Peripherieprogramme verzichtet wird und die Software mit dem handelsüblichen Endgerät uneingeschränkt arbeiten kann. «Aktuell stehen wir noch am Anfang mit unserem ColonyStar und weitere Optimierungen, beispielsweise in Bezug auf die Einbindung in bestehende Laboranlagen, sind denkbar. In naher Zukunft wird ein erstes Upgrade die Möglichkeit bieten, die Messergebnisse inklusive der Bilddateien in tabellarischer Form via USB-Kabel als PDF auf andere Geräte portieren zu können», gibt Schäfer einen Ausblick auf die Zukunft. Erstes positives Feedback hat das Unternehmen bereits von ausgewählten Partnern erhalten, die den ColonyStar aktuell in ihrem Arbeitsalltag testen.

Handlicher Aufbau erleichtert den Laboralltag Das intelligente, intuitive System bietet dem Laborpersonal grosse Sicherheit. Es ist für alle Petrischalen bis zu einem maximalen Durchmesser von 9,5 cm geeignet und kann in sämtlichen mikrobiologischen Laboren wie beispielsweise der Food-Industrie, aber auch in der Medizin,

Autorin: Andrea Schütz Weitere Informationen Funke - Dr. N. Gerber Labortechnik GmbH Ringstrasse 42 D-12105 Berlin kontakt@funke-gerber.de www.funke-gerber.de

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publireportage

Bodenverlegung direkt auf Bodenplatte im Reinraum Widerstandsfähig, hygienisch, wirtschaftlich: Im Neubau des Verpackungs-Herstellers Kisico bildet norament grano nTx den sicheren Untergrund für eine anspruchsvolle Prozessumgebung. Der Boden musste aufgrund der in der Produktion eingesetzten schweren Spritzgussmaschinen extrem belastbar sein und zugleich die Reinraumanforderungen nach ISO 8 erfüllen.

Die 1947 gegründete Kisico GmbH gehört zu den namhaften deutschen Unternehmen auf dem weltweiten Verpackungsmarkt und steht für über 70 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Verschlüssen für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Mitte 2019 eröffnete Kisico am Stammsitz im hessischen Oestrich-Winkel eine neue Produktionshalle mit Reinräumen auf 1.600 Quadratmetern sowie einem Technikbereich. Um einen geeigneten Boden für den Neubau hatten sich die Verantwortlichen schon Jahre zuvor Gedanken gemacht: «Auf der Reinraum-Messe Cleanzone haben wir Kisico 2015 das Schnellverlegesystem nora nTx vorgestellt», erläutert Frank Bähr, nora Marktsegment-Manager Industrie. «Wir konnten Kisico überzeugen, dass damals gerade neu eingeführte System zu testen.» norament grano nTx wurde in den Sozialräumen des Bestandsgebäudes installiert und auf Belastbarkeit, Medienbeständigkeit und Reinigungseigenschaften hin geprüft – mit überzeugendem Ergebnis. «Der Boden hat alle Anforderungen an Widerstandsfähigkeit, Langlebigkeit, Chemikalienbeständigkeit und einfache Reinigung sehr gut erfüllt», bestätigt Benjamin Schmidt, Manager Forschung & Entwicklung bei Kisico und Projektleiter für das Bauvorhaben. «Ein grosser Vorteil ist aus unserer Sicht aber auch die Möglichkeit, einzelne Fliesen im Bedarfsfall auszutauschen bzw. mit Reinigungspads wiederaufzuarbeiten, was bei dem Epoxidharzboden im Bestandsbau nicht möglich war.» Aufgrund ihrer geschlossenen, unbeschichteten Oberfläche lassen sich Kautschukböden einfach und wirtschaftlich reinigen und vollständig desinfizieren. norament grano nTx wurde im gesamten Neubau verlegt: In den Reinräumen in Hellgrau, in weiteren Funktionsbereichen wie Materialversorgung, Personalschleuse und Fluren in

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Bild 1: Kisico-Produktionshalle mit Reinräumen in Oestrich-Winkel. (Bilder: Markus Bachmann)

Bild 2: Das Rohstofflager wurde mit nora systems Materialien belegt.

zwei kräftigen Blautönen. Auch von der Möglichkeit, Intarsien in den Belag zu integrieren, machte Kisico Gebrauch. Akzentstreifen in Blau markieren in der Produktionshalle die Laufwege.

Ergonomie und Umweltverträglichkeit schaffen positives Arbeitsumfeld Ein grosses Plus war für Kisico auch der hohe ergonomische Komfort der norament Fliesen. «Schon in der Testphase

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Über nora systems nora by Interface ist die Marke für Kautschuk-Bodenbeläge der Interface Inc. Die leistungsfähigen nora Bodenbeläge werden seit mehr als 70 Jahren in Deutschland produziert. Sie schaffen Innenräume, die Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden der Gebäudenutzer fördern. nora Kautschukböden sind robust, pflegeleicht sowie ergonomisch und unterstützen eine gute Raumakustik. Interface Inc. ist ein global agierendes Bodenbelagsunternehmen, das sich auf CO 2 -neutrale textile modulare und elastische Bodenbeläge spezialisiert hat – darunter Teppichfliesen, Luxury Vinyl Tiles (LVT) und nora Kautschukböden. Gemeinsam mit unseren Kunden arbeiten wir daran, Innenräume für höchste Ansprüche zu kreieren, die Wohlbefinden, Produktivität und Kreativität fördern und mehr Nachhaltigkeit schaffen. Unsere Mission Climate Take Back™ lädt die Branche dazu ein, sich uns anzuschliessen und sich ebenfalls zu verpflichten, durch verantwortliches Handeln die Auswirkungen des Klimawandels rückgängig zu machen und ein lebenswertes Klima zu schaffen.

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waren unsere Mitarbeiter begeistert, wie angenehm es sich auf den nora Böden gehen und stehen lässt», berichtet Schmidt. Die Kautschukböden entlasten durch ihre hohe Dauerelastizität Rücken und Gelenke und beugen Ermüdungserscheinungen vor. Zugleich reduzieren sie die Gehgeräusche, was gerade in grossen Gebäuden wie Produktionshallen zu einer guten Akustik beiträgt. Ein weiterer Vorteil: nora Bodensysteme sind frei von PVC und chlorhaltigen Polymeren. nora nTx erspart aufwändige Untergrundvorbereitung Für Stefan Happ von der Paul Barth GmbH, die den Boden in der Kisico-Produktionshalle verlegt hat, war das Projekt die erste Begegnung mit nora nTx. «Die Möglichkeit, den Boden direkt auf die Betonplatte zu verlegen, ist einzigartig.» Üblicherweise ist für eine solche Verlegung eine aufwändige Untergrundvorbereitung mit einem Spezialkleber erforderlich, die durch nora nTx nahezu entfällt. Als besonderen Vorteil betrachtet er den Wegfall von Trocknungs- und Wartezeiten. Da bei vielen Objekten die Zeit bis zum Einzug drängt, spricht auch die Tatsache, dass Restfeuchte im Untergrund für nora nTx kein Problem ist, für die innovative Technologie. Und das Endergebnis kann sich se-

Bild 3: Auch die Personalschleuse erhielt ei­ nen entsprechenden Fussboden.

hen lassen: «Das Erscheinungsbild der Böden in der neuen Produktionshalle und in den anderen Bereichen ist optisch einwandfrei», freut sich Kisico-Projektleiter Schmidt.

Weitere Informationen nora flooring systems ag Bederstrasse 109 CH-8002 Zürich presse@nora.com www.nora.com/de

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publireportage

UV-C-Desinfektion garantiert Reduktion bis 99,9 Prozent Lebensmittel sind ein idealer Nährboden für Mikroorganismen. Daher müssen bei ihrer Herstellung und Verarbeitung strenge Hygienevorschriften eingehalten werden. Mit den unterschiedlichen UV-C-Desinfektionsanlagen der Sterilsystems GmbH werden bis zu 99,9 Prozent aller Keime inaktiviert und eine reine Produktionsumgebung geschaffen. «Als regionales Traditionsunternehmen legen wir grossen Wert auf eine nachhaltige und innovative Produktion unserer rund 60 Kochschinkenspezialitäten», so Bernd Maderner, Bereichsleiter Technik bei Berger Schinken im österreichischen Sieghartskirchen. «Das schliesst auch unsere Hygienemassnahmen mit ein, die höchsten Standards genügen müssen.» Auf Basis dieses Grundsatzes entschied sich der Betrieb erstmals 2007 dazu, auf die umwelt- und ressourcenschonende UV-C-Entkeimungstechnologie von Sterilsystems zurückzugreifen. Das verwendete, kurzwellige Spektrum des UV-Lichts im Bereich von 254 nm löst eine fotochemische Reaktion in der DNA von Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Schimmelpilzen und Viren aus. Auf diese Weise werden die weitere Zellteilung verhindert und die Keime so inaktiviert. Weil dabei lediglich ein physikalischer Effekt nutzbar gemacht wird, sind keine umweltbelastenden Biozide auf chemischer Basis notwendig, bei denen stets die Gefahr einer Resistenzbildung besteht. Darüber hinaus generiert das trockene Verfahren auch keine Hitze, sodass sich die UV-C-Desinfektion für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie und dem -handwerk eignet. Denn in diesen hygienesensiblen Branchen ist Feuchtigkeit problematisch, da sie das Wachstum von Keimen begünstigt, während sich Temperaturschwankungen negativ auf die Qualität und Haltbarkeit frischer Produkte auswirken. Auch hinsichtlich der Energieeffizienz kann die UV-C-Bestrahlung punkten: «Auf Basis unseres langjährigen Know-hows wählen wir für jeden Einsatzzweck die individuell notwendige Strahlendosis nicht mehr und nicht weniger», erläutert Karl-Heinz Schröcker, Geschäftsführer von Sterilsystems. Während sich etwa die meisten einfacheren Bakterien und Viren bereits bei 10 bis 20 mJ/cm² inaktivieren lassen, kann für Schimmelpilze das Zehnfache der Dosis notwendig sein. So stellen die Hygieneprofis sicher, dass die not-

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Berger Schinken nutzt ein UV-C-Banddesinfektionssystem von Sterilsystems an seinem Zer­ legeband. (Bilder: Fleischwaren Berger GmbH & Co. KG)

wendige Entkeimungswirkung eingehalten wird, ohne jedoch unnötige Energiekosten zu verursachen. Höhere Produktqualität dank unkomplizierter UV-C-Bestrahlung «Gerade die Fleisch- und Wurstwarenproduktion stellt hohe Anforderungen an das Hygienemanagement», so Schröcker. «Um die routinemässige Entkeimung so unkompliziert wie möglich zu gestalten, haben wir eigens unsere UV-C-Durchlaufdesinfektionsanlagen mit geteiltem SplitBand entwickelt.» Ergänzend nutzt der niederösterreichische Fleischwarenhersteller ein UV-C-Banddesinfektionssystem von Sterilsystems an seinem Zerlegeband. Dieses wird unter den Förder- und Zerlegebändern angebracht und bestrahlt die Transportoberfläche bei jedem Umlauf, was die darauf vorhandene Keimzahl drastisch reduziert. So wird das Band selbst bei Kontakt mit keimbelasteter Ware sofort gereinigt und eine Übertragung von Mikroorganismen auf andere Produkte verhindert. Die Nutzung der Durchlauf- sowie der Banddesinfektionsanlagen dient – völlig

Um die routinemässige Entkeimung in der Fleisch- und Wurstwarenproduktion so un­ kompliziert wie möglich zu gestalten, hat Sterilsystems UV-C-Durchlaufdesinfektions­ anlagen mit geteiltem Split-Band entwickelt.

ohne den Einsatz umwelt- und gesundheitsschädlicher Chemikalien – dazu, die Qualität der fertigen Wurst- und Schinkenspezialitäten dauerhaft zu erhöhen.

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Saubere Raumluft dank Verdampfer- und Umluftdesinfektion «Um eine rundum hygienische Produktionsatmosphäre sicherzustellen, setzen wir bei Berger Schinken neben den lückenlos in die Linien integrierten Durchlauf- und Banddesinfektionsanlagen auch UV-C-Entkeimungssysteme zur Luftreinigung ein», ergänzt Maderner. So verhindert etwa seit 2016 eine Verdampferdesinfektionsanlage, dass sich auf den Lamellen der Klimatisierungsgeräte in den Lagerräumen Biofilme bilden. Denn diese beeinträchtigen nicht nur die Übertragungsleistung und machen ein erhöhtes Reinigungsintervall erforderlich, sondern können auch die Raumluft zusätzlich mit Keimen und Schimmelsporen rekontaminieren. Ausserdem sind vier Lüftungsanlagen des Unternehmens mit TR-Systemen ausgestattet. «Dabei handelt es sich um Strahler, die – wie alle verbauten UV-C-Lampen – staub- und wasserdicht sind und einfach in der Wandung von Lüftungsgehäusen und -kanälen installiert werden können», erklärt Schröcker. Mithilfe dieser Massnahmen wird die Verbreitung von Mikroorganismen über die Luft bzw. die Lüftungsanlagen verhindert. Für eine allgemeine Verbesserung der Luftqualität sorgen auch UV-C-Umluftdesinfektionsgeräte, welche die Luft in den Produktionsräumen 24 Stunden am Tag reinigen und anlässlich der Pandemiesituation 2020 angeschafft wurden. Sie lassen sich jederzeit unkompliziert nachrüsten, da sie einfach unter der Decke montiert werden. Die Anlagen mit der Bezeichnung ULE2000 verfügen über einen integrierten Ventilator, der das VoluSterilsystems GmbH Seit mehr als 30 Jahren zählt die im Salzburger Land ansässige Sterilsystems GmbH zu den Pionieren in der Entwicklung von hocheffektiven UV-CGeräten und Anlagen zur Luft- und Oberflächenentkeimung, zur Wasserdesinfektion sowie zur Geruchsneutralisation und Raumlufttrocknung. Qualität, Kundenorientierung und Flexibilität sind die Stärken des Unternehmens. Sterilsystems ist vom regionalen Hersteller zu einem europaweit tätigen Systemanbieter für UV-C-Entkeimungslösungen und zum geschätzten Partner der Lebensmittelindustrie, des Lebensmittelhandwerks, der Wasserversorger, der Klima- und Lüftungstechnik sowie der Labor- und Pharmatechnik herangewachsen. Neben dem Heimatmarkt Österreich ist das Unternehmen über Repräsentanzen in Deutschland, Polen, der Schweiz, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, den Niederlanden, der Türkei und Algerien vertreten und damit kundennah vor Ort.

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Anlässlich der Pandemie wurden UV-C-Umluftdesinfektionsgeräte von Sterilsystems ange­ schafft, welche die Luft in den Produktionsräumen von Berger Schinken 24 Stunden am Tag reinigen.

men des Luftstroms exakt auf die Leistung der verbauten Strahler abstimmt. Die speziell für die Desinfektion von Räumen mit Personenaufenthalt sowie anspruchsvollen Hygienebedingungen entwickelten Geräte unterstützen einerseits den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter und andererseits die Qualitätssicherung der Fleisch- und Wurstwaren. Höchste Hygieneund Sicherheitsstandards Die eingesetzten UV-C-Anlagen zur Oberflächenentkeimung sind speziell für lebensmittelverarbeitende Branchen im wasserdichten Hygienic-Design konstruiert. Sie verfügen über glatte Oberflächen Fleischwaren Berger GmbH & Co. KG Die in Sieghartskirchen (Niederösterreich) ansässige Fleischwaren Berger GmbH & Co. KG (Berger Schinken) widmet sich seit 1890 mit grosser Leidenschaft dem Handwerk der Schinkenherstellung ebenso wie der Produktion feinster Wurstwaren und Fleischspezialitäten. Das Familienunternehmen legt dabei grossen Wert auf die nachhaltige und regionale Herkunft der Rohstoffe. Dafür setzt der Betrieb auf recyclingfähige Verpackungen, engagiert sich im Regional-Optimal-Programm und gründete 2015 die Berger Tierwohlinitiative. Berger Schinken ist zweitgrösster Arbeitgeber im Bezirk Tulln und beschäftigt 550 Mitarbeitende. 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresumsatz von 148 Millionen Euro, davon 85 Prozent in Österreich. Berger Produkte sind im Lebensmitteleinzelhandel sowie im österreichischen Grosshandel bundesweit erhältlich, daneben betreibt Berger Schinken auch fünf eigene Filialen und vier Abholmärkte.

aus hochwertigem Edelstahl und sind für die Reinigung herauszieh- oder ausklappbar, sodass sie komplett eingeschäumt sowie gespült werden können. «Besonders wichtig war für uns, dass die Desinfektionsgeräte auch selbst häufigen und gründlichen Waschungen standhalten», betont Maderner. «Auf unseren Wunsch hin nahm Sterilsystems deshalb fertigungstechnische Anpassungen an den Anlagen vor, um die Haltbarkeit der Komponenten auch gegenüber den von uns eingesetzten Chemikalien zur Reinigung der Produktionsstätten und Räumlichkeiten zu verbessern.» Neben der Hygiene- und Lebensmitteltauglichkeit war für Berger Schinken auch die Sicherheit der Mitarbeiter bei der Anschaffung der Systeme entscheidend. So ist der tägliche Umgang mit den rundum abgeschirmten Entkeimungsanlagen von Sterilsystems vollkommen ungefährlich für das Personal, da UV-C-Strahlen weder Fensterglas und transparente Kunststoffe noch undurchsichtige Materialien durchdringen können. Darüber hinaus sind etwa die Durchlauf- und Banddesinfektionsanlagen mit einem Sensor ausgestattet, der die Strahler automatisch abschaltet, sobald das Gerät beispielsweise zu Reinigungs- oder Wartungszwecken herausgezogen bzw. geöffnet wird. Weitere Informationen Sterilsystems GmbH Markt 384 A-5570 Mauterndorf info@sterilsystems.com www.sterilsystems.com Fleischwaren Berger GmbH & Co. KG Koglerstrasse 8 A-3443 Sieghartskirchen office@berger-schinken.at www.berger-schinken.at

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PR-News

Neues Serviceangebot für Waagen im Pharmabereich verfügbar Gemäss dem neuen Kapitel 2.1.7 der European Pharmacopeia (EPC) bietet Minebea Intec ab sofort die notwendige Qualifizierung für Waagen an, die nach den aktualisierten Standards speziell für die Pharmaindustrie erforderlich ist, um GMP-­Anforderungen zu erfüllen. Als führender Anbieter von Wäge- und Inspektionslösungen hat das Unternehmen zudem eine passende Auswahl an hochgenauen Präzisionswaagen im Produktportfolio.

Mit der Einführung des Kapitels 2.1.7 der European Pharmacopeia ist ein wichtiger Schritt erreicht, um innerhalb Europas die Standards für Verwiegungen im Pharmabereich festzulegen und die Qualifizierung der verwendeten Waagen hinsichtlich Genauigkeit und Eignung für den vorgesehenen Verwiegungsprozess zu bewerten. Das Kapitel befasst sich mit den Vorgaben, die analytische Waagen und Präzisionswaagen im Einsatz der Pharmaindustrie erfüllen müssen und ist seit Januar 2022 verpflichtend. Das Serviceteam von Minebea Intec kann bereits kalibrierte Waagen gemäss dem neuen Standard Ph.eur.2.1.7 qualifizieren. Hohe Standards für präzise Messungen: Ein neues Kapitel Das «Allgemeine Kapitel 2.1.7» stellt drei wichtige Anforderungen für genaues Wiegen bei der Herstellung von Arzneimitteln: Analyse- und Präzisionswaagen müssen in vorgegebenem Turnus kalibriert werden und Leistungskontrollen regelmässig erfolgen, um den zufälligen Fehler (Präzision der Waage) als auch den systematischen Fehler (Genauigkeit der Waage) abzuschätzen. Durch die Festlegung der Kriterien für diese Tests wird sichergestellt, dass mögliche Fehler der Waagen minimiert werden. Mit dem neuen Kapitel sind Pharmaunternehmen in über 38 Ländern verpflichtet, bei den zweijährlichen GMP-Audits der Produktion ein entsprechendes Zertifikat vorzuweisen, das den Einsatz der Wägelösung gemäss vorgeschriebener Werten dokumentiert. Sollte dieses Dokument nicht vorhanden sein, kann der Verstoss den weiteren Einsatz der Waage erschweren. Um dies zu vermeiden, steht Minebea Intec Pharmaproduzenten als starker Partner zur Seite. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch die für die USA notwendige Dokumentierung gemäss United States Pharmacopeia (USP) an.

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Die Möglichkeit, Präzisionswaagen auszuzeichnen, ist eine wichtige Gelegenheit, um aktuelle Marktentwicklungen weiter voranzubringen. (Bild: Minebea Intec)

Signum Supreme: Hochpräzise Waage für genauste Wägungen Neben den notwendigen Zertifizierungen bietet Minebea Intec auch Präzisionswaagen, die für eine Vielzahl von Anwendungen im Pharmabereich geeignet sind. Die Waagelösungen der Supreme-Reihe bieten zuverlässigen Überlastschutz und basieren auf monolithischer Wägetechnologie mit elektromagnetischer Kraftkompensation (EMFC). Ihre hohen Auflösungen gewährleisten präzise Messergebnisse und damit weniger Produktverlust. Für konstante Präzision sorgt eine eingebaute Justiergewichtsschaltung. Tischwaagen wie die Signum Supreme eignen sich damit ideal für den Pharmabereich, um Aufgaben wie

die Probenanalyse oder die Rezeptierung zu meistern. Die Kombination aus hochpräzisen Wägelösungen einerseits und umfassendem Service andererseits macht Minebea Intec zu einem leistungsstarken und zuverlässigen Partner für Kunden aus der Pharmaindustrie, dessen langjährige Erfahrungen den Grundstein für innovative Lösungen darstellt. Weitere Informationen Minebea Intec GmbH Meiendorfer Strasse 205 A D-22145 Hamburg info@minebea-intec.com www.minebea-intec.com

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PR-News Medizintechnische Produkte sicher reinigen und steril verpacken Zunehmend höhere Anforderungen und strengere regulatorische Vorgaben der MDR und FDA stellen Hersteller medizintechnischer Produkte wie Implantate, Instrumente und Diagnosegeräte vor immer grössere Herausforderungen. Dies betrifft auch die Reinigung und sterile Verpackung der Waren. Dabei geht es einerseits um die Entfernung von Rückständen, beispielsweise Bearbeitungsmedien, Trennmittel, Partikel, Späne, Grate, Abrieb, Stäube, Fingerabdrücke oder Restpulver aus Herstellungsprozessen. Andererseits ist durch die Endreinigung, das Einschleusen in einen angepassten Reinraum sowie die sterile Verpackung sicherzustellen, dass vom Medizinprodukt kein Schädigungspotenzial für den Patienten ausgeht. Die grosse Bedeutung dieser Prozesse wird dadurch untermauert, dass sie seit der Einführung der MDR im vergangenen Jahr kritische Bestandteile

des Produkts sind. Geht es um die Prozessvalidierung und -qualifizierung, Bauteilidentifikation sowie Rückverfolgbarkeit, haben sich die Vorgaben ebenfalls erhöht. Die SBS Ecoclean Group informiert auf der Medtec Live with T4M (Halle 10, Stand 10-432), die vom 3. bis 5. Mai 2022 in Stuttgart durchgeführt wird, gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner VC999 Medical über ihr umfassendes und weltweit verfügbares Programm an schlüsselfertigen Lösungen für die Medizintechnik. Dies beinhaltet qualifizierte Reinigungssysteme für die Vor-, Zwischen- und Endreinigung. Auf der Medtec Live wird das Unternehmen beispielsweise mit der UCMSmartLine eine individuell konfigurierbare Ultraschall-Reihentauchanlage präsentieren. Die kompakte Reinigungslösung lässt sich für die Vor- und Zwischenreinigung mit bis zu neun Reinigungs- und Spülstufen sowie Mono- (25, 40, 80 kHz),

Mit den speziell für Reinigungs- und Verpackungsanwendungen in der Medizintechnik ausgelegten Turnkey-Lösungen lassen sich die Anforderungen der neuen MDR sowie der FDA prozesssicher und ef­ fizient erfüllen. (Bild: Ecoclean)

Twin- (25/50, 40/80 kHz) und Multifrequenz- Ultraschall (40/80/120 kHz) ausstatten. Verpackungsmaschinen inklusive bereits vorvalidierter Verpackungsmaterialien leisten ebenfalls einen Beitrag dazu, dass Medizintechnikfirmen den finanziellen und organisatori-

schen Aufwand für die Reinigung und Verpackung minimieren können. SBS Ecoclean Group, Halle 10, Stand 10-432). www.ecoclean-group.net www.teilereinigung-medizintechnik.de

Neue Pumpen ermöglichen nahtlose Integration bis hin zur Enterprise-Ebene

Die Schlauchpumpen der Baureihe 530 (grün) und die Prozesspumpe der Baureihe 630 (gelb) im Einsatz. (Bild: Watson-Marlow)

Die Digitalisierung der Industrie eröffnet produzierenden Unternehmen die Möglichkeit, Prozessleistungen zu verbessern, Betriebskosten zu senken und Ausfallzeiten zu minimieren.

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Mit dem erweiterten Angebot an Profinet-fähigen Prozesspumpen von Watson-Marlow für digitale Netzwerksteuerung benötigen Anwender keine digitalen Gateways, Adapter oder

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teure SPS-Schnittstellenkarten mehr. Stattdessen kann die Pumpe direkt als Gateway zu den Sensordaten genutzt werden, so lassen sich die Systemkosten und die -komplexität reduzieren. Die Gehäuseschlauchpumpen verfügen über Netzwerk-Dosierfunktionen zum Erstellen von Dosierrezepten, die aus der Ferne oder über die HMI der Pumpe gesteuert und angepasst werden können. Diese Fähigkeit gewährleistet eine genaue und wiederholbare Dosierung und Abfüllung für eine optimale Prozessleistung. Die Pumpen verfügen über eine direkte Schnittstelle zu Druckund Durchflusssensoren anderer Hersteller. Dank dieser erweiterten, intelligenten Kommunikationsfunktion können die Benutzer im gesamten Netzwerk über die Pumpe Informationen auslesen. Es kön-

nen auch lokale Steuerungsgrenzen festgelegt werden, was eine einfache und kostengünstige Möglichkeit darstellt, die Prozessintegrität durch unabhängige Leistungsüberwachung zu gewährleisten. Die Industrial-Ethernet-Pumpen 530, 630 und 730 von Watson-Marlow sind vollständig kompatibel mit modernen dezentralen Steuerungssystemen und führenden SPS-Anbietern, darunter Rockwell Automation, Emerson (Delta-V), Siemens und Beckhoff. Darüber hinaus unterstützen die Pumpen eine Vielzahl von Sensortechniken wie beispielsweise von Krohne, Pendotech, Sonotec oder Em-tec für Single-Use-Anwendungen in der Biopharmazeutik sowie von Parker Hannifin oder Balluff für industrielle Anwendungen. www.wmftg.ch

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normierung

Vierte Ausgabe der Richtlinie Eurovent 4/23-2022 Der führende Luftfilterhersteller Camfil begrüsst die vierte Ausgabe der Richtlinie Eurovent 4/23. Die neue Ausgabe berücksichtigt die 2021 aktualisierten globalen Luftqualitätsleitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in denen strengere Richtwerte für Luftqualität festgelegt wurden. Das Hauptanliegen dieser Eurovent-Richtlinie besteht darin, das Bewusstsein für gesunde Luftqualität zu schärfen und eine umfassende Anleitung für die Auswahl von Luftfiltern nach EN ISO 16890 für allgemeine Lüftungsanwendungen in Abhängigkeit von der lokalen Aussenluftqualität zu geben. Menschen verbringen im Durchschnitt bis zu 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen, sei es zu Hause oder in Büros, Schulen, Restaurants, Einkaufzentren oder Kinos. In Verbindung mit der anhaltenden globalen Pandemie und der weiterhin steigenden Luftverschmutzung im Freien, ist eine hohe Luftqualität in Innenräumen ein zentrales Thema für Menschen am Arbeitsplatz, in Schulen und öffentlichen Gebäuden. Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass eine hohe Konzentration von Feinstaub (Particulate matter – PM) in der Luft mehr Menschen beeinflusst, als jeder andere Schadstoff und mit schweren Krankheiten, wie Asthma, Allergien, Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen in Verbindung gebracht wird. Die kombinierte Belastung durch die Folgen solcher Erkrankungen und den Schutz der menschlichen Gesundheit hat in den meisten europäischen Ländern zu einem höheren Bedarf an Luftfiltration geführt. Behörden, Industrie und Unternehmen benötigen Informationen und Handlungsempfehlungen, welche durch die Richtlinien Eurovent 4/23 geliefert werden, da sie sich an alle HLK-Fachleute richtet, insbesondere an Planer, Gebäudemanager

Die Eurovent Product Group «Luftfilter» hat eine aktualisierte Version der Richtlinie 4/23 «Auswahl von Luftfilterklassen nach EN ISO 16890 für allgemeine Lüftungsanwendungen» veröffentlicht. (Bild: Eurovent, 2022)

und Hersteller von Geräten, die Luftfilter enthalten. «Die Empfehlung von Luftfilterklassen, die sowohl von der lokalen Aussenluftqualität als auch von den spezifischen Anwendungen abhängen, liefert wichtige Erkenntnisse für viele Branchen sowie für unsere Kunden, die die Luftqualität in Innenräumen für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen verbessern und den Energieverbrauch von allgemeinen Lüftungssystemen, sowie CO 2 -Emissionen senken wollen», so Tobias Zimmer, VP of Global Product Management and International Standards von Camfil.

Über Camfil Schon seit mehr als einem halben Jahrhundert stellt Camfil den Menschen mit seinen Produkten sauberere Luft bereit. Als führender Hersteller von erstklassigen Reinraumlösungen, bieten wir gewerbliche und industrielle Systeme für die Luftfilterung und -reinhaltung an, welche die Produktivität von Arbeitnehmern und Equipment verbessern, den Energieverbrauch verringern und der menschlichen Gesundheit sowie der Umwelt zugutekommen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die besten Lösungen für unsere Kunden auch die besten Lösungen für den Planeten sind. Und aus diesem Grund prüfen wir in jeder Phase die Auswirkungen, die unser Tun auf den Menschen und die Welt um uns herum hat.

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«Mit diesen aktualisierten Richtlinien, die mit den neuesten WHO-Luftqualitätsleitlinien übereinstimmen, können wir die Industrie dabei unterstützen, die Herausforderungen in Bezug auf den Schutz der Menschen, die Luftqualität in Innenräumen und den Energieverbrauch zu bewältigen», so Zimmer weiter. Der Beitrag der Richtlinie Eurovent 4/23 besteht darin, dass sie theoretisch und praktische Aspekte der Gestaltung der Raumluftqualität in Bezug auf die Luftfiltration in Räumen, die von mechanischen Lüftungssysteme versorgt werden, zusammenführt und praktische und wirksame Ratschläge für HLK-Planer und Hersteller von Lüftungsanlagen zur korrekten Gestaltung der Luftfiltration liefert. www.camfil.com/de-de/support-und-services/support/kontakt/kontakt Weitere Informationen: Camfil GmbH Feldstrasse 26–32 D-23858 Reinfeld/Holstein marketing.de@camfil.com www.camfil.com

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veranstaltungen

Sicherheit und Sauberkeit auf beiden Seiten der Schleuse Ob in der pharmazeutischen Produktion oder der chemischen Industrie: Schutz vor Kontamination ist ein Schlüssel zur erfolgreichen Produktion. Auf der Filtech haben Aussteller und Fachvorträge gezeigt, wie zuverlässige Filtrationslösungen Industrien von Chemie & Pharma über Lebensmittel & Getränke bis hin zur Automobilindustrie und weiteren Branchen bei ihren Herausforderungen unterstützen. Vom 8. bis 10. März 2022 fand die Kombination aus internationaler Messe und Konferenz in Köln endlich wieder statt. Das Interesse an effizienten Filtrations- und Separationslösungen ist hoch: 14 750 Besucher haben an der Filtech 2022 teilgenommen. 52 Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland nach Köln, berichtet der Veranstalter Filtech Exhibitions Germany. Sie besuchten die Stände von 386 Ausstellern und hörten 200 Vorträge von Vertreterinnen und Vertretern internationaler Anbieter von Filtrations- und Separationslösungen. 2022 fand zudem erstmals das Innovation Forum «Stop Microplastics Pollution!» in Kooperation mit Wasser 3.0 statt. Die Ausstellung zeigte nicht nur, wie Kunststoffe zu einem Umweltproblem werden, sondern auch Möglichkeiten zur Erkennung und Entfernung von Mikroplastik.

So wie Martin Lehmann den Fokus seiner Keynote Lecture nicht nur auf Luftreinigung, sondern auch die Bedeutung der Filtration für Megatrends wie die Elektromobilität hervorhob, richteten zahlreiche Vorträge auf der Filtech die Aufmerksamkeit auch auf weitere Disziplinen der Separationstechnologie. Insgesamt konnten die Besucher 200 Vorträge erleben, die sämtliche Themen der Filtration und Separation abdeckten: von Fest-FlüssigTrennung und Feststoff-Gas-Trennung über Filtermedien, Prüfung, Instrumentierung und Steuerung sowie Simulation und Modellierung bis hin zu produktbezogenen Verfahren und Membranprozessen.

Filtration macht die Welt sauberer und sicherer «Driving for a cleaner world» lautete der Titel des Hauptvortrags, mit dem Dr.-Ing. Martin Lehmann von Mann+Hummel am 8. März den Konferenzbereich der Filtech 2022 in den Messehallen in Köln eröffnete. «Luftfiltration ist allgegenwärtig», so Lehmann – sie schützt Motoren und Geräte, ermöglicht Prozesse und Technologien, stellt Komfort und Luftqualität sicher und reduziert in geschlossenen Räumen das Risiko von Aerosolen.

Innovation Forum stellt Mikroplastik in den Fokus Dr. Katrin Schuhen, Gründerin und Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens Wasser 3.0, stellte mit ihrem Vortrag eine Frage, der auf der Filtech 2022 besondere Aufmerksamkeit gewidmet wurde: Wie lässt sich die Verschmutzung durch Mikroplastik stoppen? Da es sich bei Mikroplastik um ein globales Umweltproblem handelt, ist es entscheidend, Klarheit über die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik, seinen Eintrag und seine Verteilung, sein Verhalten im Ökosystem und seinen Einfluss auf das menschliche Leben zu schaffen, um politische Massnahmen festzulegen und wirksame Strategien zur Reduzierung zu fördern, betonte Schuhen im Rahmen ihres Vortrags. Dieser Relevanz trug die Filtech 2022 Rechnung. Die Idee der Veranstalterinnen war es, ein echtes Forum zu schaffen, das Innovation befördert und zum Austausch anregt. Aussteller und Besucher waren eingeladen, ihre Lösungen für die Beseitigung von Mikroplastik an einer Solutions Wall zu teilen. Die Wand stellte den Mittepunkt

Im Ausstellungsbereich präsentierten 386 Unternehmen aktuelle Angebote zur Filtrati­ on und Separation aller Arten von Medien. (Bild: Filtech)

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des Forums dar, um den herum regen Austausch stattfand und lösungsorientierte und konstruktive Gespräche über Regionen und Funktionen hinweg geführt wurden. Netzwerken und gute Geschäfte im Ausstellungsbereich Ebenso gut war die Atmosphäre im Ausstellungsbereich: «Aussteller wie Besucher haben sich über die wiedergekehrte Gelegenheit zum Austausch gefreut und dabei auch gute Geschäfte gemacht», resümiert Suzanne Abetz von Filtech Exhibitions Germany. «Erfreulich war zudem, dass wir viele Besucher begrüssen konnten, die in diesem Jahr zum ersten Mal die Veranstaltung besucht haben.» Die 386 Aussteller präsentierten den Besuchern auf der Filtech 2022 ein breites Spektrum an Produkten und Dienstleistungen: Neben Separations- und Trenntechnik gehörten auch Messtechnik, Analytik und Bedarf für Labor- und Medizintechnik sowie Neuigkeiten aus Wissenschaft und Forschung zum Programm. Branchengrössen waren dabei ebenso vertreten wie Spezialisten, hinzu kamen zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsinstitute. Nach den aktuellen globalen Herausforderungen stehen für die nächste geplante Filtech 2023 alle Zeichen wieder auf Wachstum. Vom 14. bis 16. Februar 2023 wird die Filtech in Köln erneut ihre Tore öffnen und neue Produkte und Innovationen vorstellen. Autor: Marius Schaub Weitere Informationen Filtech Exhibitions Germany Postfach 12 25 Frau Suzanne Abetz D-40637 Meerbusch info@filtech.de www.Filtech.de

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veranstaltungen

Die Tagung beginnt, der Raum füllt sich langsam. (Bilder: A.Jegge)

«Innovationen im Reinraum» – Das ist im Fokus Nach zwei Jahre Unterbruch hat sich die Schweizer Reinraum Technik (SRRT-SwissCCS) zu einer ordentlichen Generalversammlung (GV) und zu einer lange ersehnten neuen Fachtagung getroffen. Die Veranstaltungen fanden am Dienstag, 22. März in Lenzburg (Aargau) im Hotel Krone statt. Neben der GV und den Vorträgen konnten die Teilnehmenden nach dem Mittagessen einer Führung durch die Firma Unifil in Niederlenz beiwohnen.

Der bis zur GV noch amtierende Präsident Norbert Otto hat wie folgt in die Veranstaltungen eingeführt: «Die Entwicklungen in der Reinraumtechnik sind seit der «Pionierzeit» in den 80erund 90er-Jahren etwas weniger rasant vorangegangen. Jedoch wurden in den letzten Jahren in kleinen Schritten immer wieder markante Neuerungen sichtbar, die zu neuer Reinraumausrüstung und auch zu neuen Reinraum-Systemen und Anwendungen geführt haben. So hat sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts der Fokus der Reinraumtechnik, zusätzlich zur reinen Luft in einem Raum, auch hin zum reinen Produkt und zu den reinen Oberflächen im Reinraum bewegt. In jüngster Zeit ist die Reinraumtauglichkeit vom im Reinraum verwendeten Equipment und

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deren Materialien in der Reinraumtechnik mehr und mehr in den Fokus gerückt. Die Industrie hat nach Richtlinien verlangt, die weltweit die Reinheiten auf den Oberflächen im Reinraum und die Reinraumtauglichkeit von den verwendeten Materialien beinhalten. Die neuen und überarbeiteten Richtlinien der VDI 2083 und der ISO 14644-9 bis 17 zeugen davon. Hier liegt unser Fokus von unserer diesjährigen SRRT-SwissCCS Fachtagung 2022. Im 1. Teil des Seminars wurden Informationen aus der internationalen Reinraumnormierung ins Programm aufgenommen. Aus unserem Vorstand in den Normengremien aktive Experten berichteten von Neuerungen aus den Normen-Sitzungen der ISO, CEN und der Reinraum Dachorganisation ICCCS. Die Veranstaltung bot wieder allen

Personen, die im Bereich der Reinraumtechnik und der Contamination Control als Anwender/Betreiber, Planer, Hersteller oder Lieferant tätig sind, eine optimale Gelegenheit, sich in einem immer noch wachsenden Markt mit neusten Informationen und diesmal auch mit Informationen über die Innovationen im Reinraum einzudecken. Ferner war die SRRTSwissCCS Fachtagung, wie gewohnt, eine ideale Plattform, um Produkte und Dienstleistungen einem Fachpublikum zu präsentieren oder einfach, um sich untereinander besser kennen zu lernen und auszutauschen.» Ordentliche Generalversammlung Nach zweijähriger Pause konnte am 22. März 2022 unter der Leitung des am-

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tierenden Präsidenten Norbert Otto eine dringend notwendige GV durchgeführt werden, denn es standen wichtige Personaländerungen an. Es nahmen 60 Mitglieder teil. Norbert Otto hat an der Generalversammlung seinen Rücktritt als Präsident gegeben. Mit grossem Applaus wurde seine zweijährige Arbeit als Präsident gewürdigt. Die Mitglieder sind darüber erfreut, dass Norbert Otto als Vorstandsmitglied erhalten bleibt. Das bisherige Vorstandsmitglied Roman Schläpfer wurde als neuer Präsident gewählt. Dr. Roman Maag trat unter grossem Applaus als Vorstandsmitglied zurück. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wurden für weitere zwei Jahre gewählt. Fachtagung Der Hauptschwerpunkt der Tagung lag auf dem Thema Normen. Trotz nationaler und internationaler Bemühungen sind die Ergebnisse an der Normenfront nur suboptimal zufriedenstellend. Doch es zeichnet sich immer mehr Licht am Horizont ab. Wie die verschiedenen Referenten darlegen konnten, sind die Bemühungen zur Vereinfachung und Vereinheitlichung sehr gross und es tut sich ständig Neues. So müssen die Normen immer wieder angepasst werden und dies hat unser Verband auch getan. Arnold Brunner von Brunner Consulting hat die Normen für die Reinraumtechnik zusammengetragen, erarbeitet und ergänzt. Beim Stand Februar 2022 sind die Normen SN EN ISO 14644 Reinräume und Reinraumbereiche, SN EN ISO 14698 RRT-Biokontamination, SN EN 17141 R RRT-Biokontamination sowie VDI 2083 Reinraumtechnik nachzulesen. Sie sind auf der Homepage des SRRT abrufbar. Thomas Mosimann von Unifil AG bearbeitete beim Stand März 2022 die Normen für Luftfilter der allgemeinen Raumlufttechnik: SN EN 1822 Schwebstofffilter (EPA, Hepa und Ulpa), SN EN ISO 29463 Schwebstofffilter und Filtermedien zur Abscheidung von Partikeln aus der Luft, SN EN ISO 16890 Luftfilter für die allgemeine Raumlufttechnik und SWKI Richtlinien. Auch sie sind auf der Homepage abrufbar. Zu diesen beiden Punkten gab es kein Referat, aber es wurden Normentabellen verteilt. Guido Kreck vom IPA/Fraunhofer Institut Stuttgart sprach über die Bestimmung der Reinheit von Medizinprodukten. Dies ist seit Oktober des Jahres 2019 einheitlich geregelt: Das neue Blatt 21 der VDI 2083 Richtlinienreihe ist ein allgemein anwendbarer und übergeordneter Standard zur Reinheit von Medizinprodukten im Herstellungsprozess. Die Richtlinie enthält eine strukturierte Vor-

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Guido Kreck dozierte über die Reinheit von Medizinprodukten. (Bild: W. Straub)

gehensweise, z. B. welche Fragen zu beantworten sind, um zu entscheiden, ob Akzeptanzkriterien zur Produktreinheit notwendig sind – und wenn Akzeptanzkriterien definiert werden müssen, wie diese abgeleitet werden können. Weiterhin werden geeignete und aussagekräftige Analyseverfahren für die unterschiedlichen Arten von Verunreinigungen – biologische, chemische oder partikuläre – vorgestellt. Der Anwendungsbereich umfasst: – allgemein anwendbare Handlungshilfe auf Basis des risikobasierten Ansatzes – zur Identifizierung von kritischen Verunreinigungen biologischer, chemischer oder partikulärer Natur gegebenenfalls zur Festlegung von Akzeptanzkriterien (Reinheitsbewertung) und – zur Überprüfung (Reinheitsbestimmung) von Medizinprodukten im Herstellungsprozess – anwendbar für das breite Spektrum unterschiedlicher Medizinprodukte wie auch – Medizinprodukte selbst – Zwischenprodukte – Zulieferprodukte Nicht Gegenstand dieser Richtlinie sind: – die erstmalige Aufbereitung und die Wiederaufbereitung von Medizinprodukten beim Anwender – die Beurteilung der biologischen Verträglichkeit von Medizinprodukten (Biokompatibilität nach den Normen in der Reihe ISO 10993). Roland Durner von MBV sprach über die neue Norm EN 17141 Biokontaminationskontrolle, referierte über die Änderungen bei ISO 14698 und stellte eine Checkliste für Anwendungsgebiete vor

Helmut Bauer von Exyte Technology – Cleanroom Products verglich anhand eines Beispiels verschiedene Lüftungskonzepte für eine pharmazeutische Musterproduktion. Das Projekt soll ein Neubau einer pharmazeutischen Fabrik im Raum Stuttgart sein und in eingeschossiger Bauweise mit einem separaten Technikgebäude gebaut sein. Die geplante Produktionsfläche beträgt ca. 1600 m² und betrifft die Reinraumklassen: B, C, D. Folgende Varianten wurden verglichen: – Variante 1. Aussenluftanlagen für 100 Prozent Aussenluftversorgung – Variante 2: Mischluftanlagen mit 25 Prozent Aussenluftanteil – Variante 3: Zonale Umluftanlagen mit 25 Prozent Aussenluftanteil – Variante 4: Modulare Umluftgeräte (Piffs) mit 25 Prozent Aussenluftanteil. Die Variante 4 zeigte sich nach umfangreichen Berechnungen mit Abstand als die günstigste: Vorteile: – keine Kreuzkontamination zwischen verschiedenen Räumen – keine Investitionskosten und Platzbedarf für UL-Geräte – geringe Gebäudehöhe und Baukosten wegen niedriger Einbauhöhe der Piffs – geringe Investitionskosten und Platzbedarf für Kanalnetz – lokale raumspezifische Reglung der Luftmengen und Kühlleistung 48 Prozent Nachteile: – Kühlwasserrohre im Plenum oberhalb des Reinraums – Zuluft und Abluft an der Reinraumdecke Burkhard Schlautmann von Avidicare erläuterte das System Opragon, ein Lüf-

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tungssystem mit reinster Luft in Operationsabteilungen. Mit der neu eingesetzten TAF-Technologie (Temperature controlled Air Flow) – leicht abgekühlte, Hepa-gefilterte Luft – sinkt die Luft aufgrund ihrer höheren Dichte mit einer Geschwindigkeit auf den Boden, die vom Temperaturunterschied zwischen der zugeführten Luft und der den Operationstisch umgebenden Raumluft vorgegeben wird. Diese Technologie ermöglicht eine äusserst stabile und genaue Kontrolle der Fallgeschwindigkeit um den Patienten und das steril gekleidete Personal herum. Ausserdem ermöglicht sie, das Gleichgewicht zwischen ausreichend hoher Geschwindigkeit zur Unterbrechung der von den Körpern des Personals und Patienten ausgehenden Konvektion bei gleichzeitiger Vermeidung unnötiger Verwirbelungen und Zugluft aufrechtzuerhalten. Opragon 22++ zum Beispiel ist für die Installation in die Zwischendecke von Operationssälen vorgesehen, in denen infektionsgefährdete chirurgische Eingriffe (Klasse 1a) vorgenommen werden. Die Luft wird über die zweiundzwanzig Luftduschen und einen zentralen Lufteinlass in den Raum abgegeben, deren einzigartiges Design in Kombination mit der höheren Dichte kälterer Luft für eine Umgebung mit hochreiner Luft unter dem Opragon sorgt. Dies ist der effektiven Unterbrechung der Konvektionsströmung des Personals zu verdanken sowie des aktiven Abtransports von bakterienbelasteten Partikeln, bevor sie im Raum herumwirbeln und die Operationswunde oder sterile Instrumente kontaminieren können. Matthias Bittner von Skan stellte eine mobile robotergestützte Reinraum-Filtermessung mit validierter Prüfberichterstel-

Matthias Bittner versuchte uns den Roboter nahe zu bringen.

Werber Straub leitete die Vortragsreihe durch den Tag.

lung vor. Filter müssen immer wieder überprüft werden, um ihre volle Wirkung zu gewährleisten. Diese Arbeit ist oft mit viel Mühseligkeit verbunden. Die Filter müssen gemessen werden und befinden sich dann an einem sehr unpraktischen Ort, der Zugang ist nicht leicht. Eine mobile Messung, auf Roboter gestützt, nimmt den Mitarbeitenden eine repetitive Arbeit ab und garantiert eine wiederkehrende Vergleichbarkeit. Weitere Vorteile: Der Prüfroboter arbeitet unermüdlich, er ist hygienisch reinigbar, er liefert hochpräzise Messergebnisse und seine Prüfprotokolle sind elektronisch direkt nach der Messung (GMP konform, validiert) reproduzierbar. Der Roboter hält somit den Rücken für sinnvollere Arbeit frei.

im Roche Projekt für den Bau 98, bei dem ein vollständiges WasserstoffperoxidRaumdekontaminationssystem entwickelt und umgesetzt wurde, damit alle Versuchs- und Haltungsräume (Laborräume) sowie die Korridore der Barrierezonen, Lagerräume, MRI-Bereiche, Tierschleusen und Personalschleusen dekontaminiert werden können. Insgesamt ging es um 10 Raumtypen und cirka 2800 m3 Raumvolumen über fünf Stockwerke verteilt. Durch die hohe Leistung, einfache Bedienung und Sicherheit für den Anwender kamen die mobilen H 2O 2 -Gas-Generatoren (ISUs) zum Einsatz. Für die gleichzeitige Dekontamination von mehreren Räumen in einem ganzen Stockwerk wurde ein Konzept entwickelt: ein Netz von ISU-Anlagen als sogenannter Verbundbetrieb. Dieser ist nahezu unbegrenzt erweiterbar. Um Materialien bzw. Equipment sicher über die Barriere Zone transportieren zu können, müssen diese beim Ein-/Ausschleusen dekontaminiert werden. Im Zuge einer weitreichenden Automatisierung der Logistik im ganzen Gebäude wurde Ortner beauftragt, ein automatisiertes System von H 2 O 2 -Dekontaminationsschleusen, welches mit dem fahrerlosen Transport- und Gebäudemanagementsystem kommuniziert, zu konzipieren. Das H 2O 2 -Dekontaminationsequipment besteht aus einer Kombination von einer befahrbaren und einer kompakten H 2O 2 Dekontaminationsschleuse, die über einen gemeinsamen integrierten H 2O 2 -Generator (ISU Compact) verfügt. Die befahrbaren Schleusen müssen Personal und AGVs (Automated Guided Vehicles) erkennen können. Eine Beschickung muss sowohl durch AGVs als auch durch Mitarbeiter möglich sein. Darüber hinaus können alle Anlagen über die zentrale Gebäudeautomatisierung gesteuert werden.

Mag. Klaus Gretter von Ortner zeigte automatisierte Dekontaminationstechnik und die Funktionsweise der automatisierten H 2O2 -Schleuse. Ortner realisierte dies

Der abtretende Präsident Norbert Otto (l.) und der neue Roman Schläpfer.

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Philippe Trösch von Novasina propagierte digitale Sensoren im Reinraum. Dabei verglich er analoge mit digitalen Sensoren.

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Analoge Fühler – Fühler, Kabel & Elektronik sind eine Einheit – Fühlerlängen fix und begrenzt – die Einheit muss als gesamtes kalibriert werden (vor Ort) Digitale Fühler – Fühler ist die Einheit – Fühler kann abgesetzt werden – Fühler kann einfach gewechselt und ausserhalb kalibriert werden Seine Untersuchungen verglichen nur vergleichbare Anwendungen und er kam zu folgendem Fazit: – digitale Fühler erhöhen die Flexibilität bei Installation und Wartung – digitale Messstrecken erlauben schnellen Austausch der Fühler – keine erneute Validierung der Signalstrecke Peter Scherer von Die Planer stellte ein neues Konzept zur übergeordneten Planung bei Bauvorhaben vor. Das Netzwerk für Energie, Umwelt und Gebäudetechnik ist 2019 aus dem Schweizerischen Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren (SWKI) hervorgegangen. Heute besteht der Vorstand aus Fachleuten der Branche und deckt alle Schweizer Sprachregionen sowie sämtliche Fachrichtungen ihrer involvierten Gewerke ab. Den Mitgliedern wird ein breites Angebot an Richtlinien, Kursen, Seminaren, Events und Informationen zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt. Zugelassen sind Fachleute mit einem Abschlussdiplom einer Tertiärausbildung (z. B. technische/universitäre Hochschule, Fachhochschule, höhere Fachschule, eidg. Berufs- und höhere Fachprüfung) auf dem Gebiet der Gebäudetechnik und/oder Energietechnik und/ oder Umwelttechnik mit mindestens 10 Jahren Branchenerfahrung. Die Planer sind Partner des SRRT-SwissCCS. Thomas von Kahlden von CCI von Kahlden GmbH gehört zu den Vertretern, die mit der Praxis der Reinraumtechnik arbei-

Das Mikrofon wanderte bei der Fragestunde durch den Saal.

ten. Vieles bei ihm hängt mit dem Erfolg der Reinigung und deren Überprüfung zusammen. Sein Motto lautet: «Lassen Sie uns Ihre Aufgabenstellungen zukommen, wir versuchen eine Lösung zu finden.» Er entwickelt Geräte, die in der Reinraumtechnik nicht ganz alltäglich sind. Eine der Aufgaben bestand darin, die Restkontamination in der Berufskleidung nachzuweisen und festzuhalten. Er kombinierte bestehende Instrumente miteinander oder wandelte sie nach den Bedürfnissen ab. So experimentierte er mit der Helmke Drum oder mit einem modifizierten Messtisch. Auch setzte er sich mit der Messung von Partikeln auf einer Oberfläche auseinander, wobei er mit unterschiedlichem Licht arbeitet. Jürgen Lederer von Pfenning Reinigungstechnik AG pries seine MopScoop GMP + CR an. Auch er, ganz von der Praxis kommend, hielt an seinem Motto fest, dass die Reinigung nicht am Ende eines

Arbeitsganges steht, sondern zu Beginn. Der MopScoop GMP ist für Reinräume mit hohen Anforderungen, einschliesslich steriler Bereiche, konzipiert. Die Modellreihe CR steht für Reinräume mit definierter Sicherheit ohne Forderung nach Sterilität. Die Vorteile des Systems sind: Validierbarkeit: Der Tränkungsprozess garantiert mit einer Präzision von +/– 1,3 Prozent eine perfekte Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Variierbare Dosiermenge: Je nach Einsatzzweck und Moppbezug zwischen 130 ml, 200 ml, 250 ml, 400 ml wählbar. Standzeit: Just-in-time Tränkung; länger als arbeitstägliche Verwendung der Gebrauchslösung. Hygienische und mikrobielle Sicherheit durch geschlossen gelagerte Lösung. Langlebigkeit: 55 000 Reinigungszyklen, das sind circa eine Million m² Bodenfläche. Das System kann auf unterschiedlichen Reinigungswagen montiert werden, die ganz an die Bedürfnisse des Reinigungspersonals angepasst sind, um ein bestmögliches Resultat zu erreichen. Die Tagung war ein toller Erfolg für den SRRT, aber auch für die Teilnehmenden. Man hat von neuen Tendenzen und Errungenschaften gehört, neue Leute kennen gelernt, alte wieder getroffen und Freundschaften geschlossen. Der anschliessende Networking Apéro mit den Vorstandsmitgliedern wurde rege benutzt und für viele gab es eine Heimkehr zu später Stunde.

Jürgen Lederer ist Feuer und Flamme für sei­ ne Mopp Wagen.

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Helmut Bauer zu den unterschiedlichen Lüf­ tungssystemen.

Autor: Alexander Jegge

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veranstaltungen

Wie Prozesse digitalisiert werden Es gibt zahlreiche Beispiele für Gewinne an Effizienz und Qualität durch die Digitalisierung von Prozessen. Nach wie vor bleibt es aber eine Kunst, den IT-Spezialisten in seiner Vorstellungswelt abzuholen und in die Geheimnisse einer konkreten Anlage einzuweihen; gelingt das nicht, fährt man mit angezogener Handbremse. Eine weitere Bremse kann die Angst vor Hackerangriffen auf das digitale System sein – eine reale Gefahr, gegen die sich aber vorgehen lässt. Erwägungen und Diskussionen rund um digitale Projekte finden vor dem Hintergrund eines scharfen weltweiten Wettbewerbs statt. In diesem Umfeld investiert beispielsweise das Pharmaunternehmen Roche nach eigener Aussage stark in den Ausbau digitaler Chemie- und Pharma-Prozesse in der Schweiz. Effizienzgewinne durch Digitalisierung Dabei arbeiten Plattform-Architekten (ITseitig) und Domain-Experten (Prozess­ ingenieure) in einem Team und fungieren als «Übersetzer» zwischen den Bereichen. Schon den Auszubildenden werden beide Bereiche integriert nahegebracht, und beim Rekrutieren neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wird grosser Wert auf vernetztes Denken und auf Offenheit gegenüber der persönlichen Weiterbildung im jeweils anderen Bereich gelegt. Neben den Big Playern forcieren auch kleinere und mittelgrosse Unternehmen der Chemie- und Pharma-, der Biotech-, Nahrungs- und Genussmittelbranche digitale Projekte. Ein Beispiel betrifft das Prozessleitsystem beim Schweizer Kräuterzucker-Spezialisten Ricola in Laufen: Er digitalisiert nach und nach alles, was man sich vorstellen kann – von der Lagerung der Rohstoffe in Silos und Tanks über die Zuckerlöserei und verschiedene Mischvorgänge bis aktuell zu den Kochanlagen. Daraus lässt sich vieles lernen. Zum Beispiel liefert hier ein Digitalisierungsspezialist aus der Schweiz (Kundert, Schlieren) Lösungen für einen Produzenten aus der Schweiz, der seine Produkte dann weltweit vermarktet. Nicht von heute auf morgen Des Weiteren ist zu bemerken: Eine Digitalisierung braucht keinesfalls von heute auf morgen mit einem Big Bang zu erfolgen, denn im vorgestellten Beispiel handelt es sich um einen schon über mehr als fünfzehn Jahre laufenden Umgestaltungsprozess. Eines der Erfolgsrezepte steckt

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Bluetooth-Schnittstelle mit Vorteilen bei der Inbetriebnahme: Ein Wartungsbeauftragter startet die «Heartbeat-Verifikation» (Cerabar und Deltabar, Endress + Hauser). (Bild: Endress + Hauser)

in der Software: Erstens wurde von Anfang an nur eine einzige eingesetzt (Plant IT, Proleit, Herzogenaurach), wobei heute verschiedene Module zur Anwendung kommen. Bei der sukzessiven Umstellung der Kochanlagen hat dies zum Beispiel den Vorteil, dass mit einer einmalig für Ricola entwickelten Standardsoftware gearbeitet werden kann. Das senkt den Aufwand pro Kochanlage enorm. Softwareseitig hat sich zudem eine eigens programmierte Schnittstelle zum SAPSystem bewährt. Damit ist praktisch ein komplettes ERP-System (Enterprise Resource Planning) angebunden, und der Hersteller kann auf dieser Basis eine prozessorientierte Materialwirtschaft betreiben. Produktionsseitig geht es im Wesentlichen um das Handling und Verarbeiten von Flüssigprodukten. Temperaturen, Drücke und Fliessgeschwindigkeiten müssen über Sensoren erfasst werden und lassen

Manueller Produktionswechsel im Handum­ drehen: Sichere und nachhaltige Übertra­ gung der Messdaten auf einen mobilen BioReaktor. (Bild: Stäubli AG)

sich dann visualisieren. Auch die heute dafür eingesetzten Software-Module hat man über die Jahre entwickelt. Langzeitperspektive ist die beste Voraussetzung Man kann sich vorstellen, wie motiviert Software-Ingenieure an ein solches Pro-

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zessen «auf digital» zählen kann: Um hier ganz sicher zu gehen, kann die CSV beispielsweise nach «Good Automated Manufacturing Practice» (Gamp5) vorgenommen werden. Dies stellt unter anderem sicher, dass ein Multiparameter-Messsystem mit mehreren vernetzten Geräten und einer gemeinsamen Softwareplattform tatsächlich für den gedachten Zweck geeignet ist, etwa für die gleichzeitige Ermittlung von Temperatur, Druck und Fliessgeschwindigkeit.

In heutigen Anlagen der Pharmaindustrie steckt bereits viel Digitaltechnologie – aktuelle Innovationen reichen von der Planung im Grossen bis zu einzelnen Geräten. (Bild: Roche)

Bevor viel Papier ausgedruckt werden muss: Lieber die Anlage mithilfe einer numerischen Strömungssimulation am Bildschirm erkun­ den. (Grafik: Aseptconn)

jekt herangehen, auch wenn sie sich zu Beginn mit den Details der Produktion zunächst vertraut machen müssen. Dabei hilft sicherlich die Langzeitperspektive: Das Prozessleitsystem wächst, und das Team hat währenddessen die Chance, zu lernen und neue Ideen zu entwickeln. Nur scheinbar steht dies im Gegensatz zum schnellen Takt der Elektronik. Das Beispiel zeigt, dass hier steter Tropfen den Stein höhlt. Biotech-Anlagen werden mobil Neben der Digitalisierung grosser und mittelgrosser Prozesse gibt es auch die Aufgabenstellung, kleinere, mobile Einheiten auszurüsten. Hier kommt es insbesondere darauf an, eine geeignete IT/ Software und eine spezifische HardwareAusrüstung zusammenzubringen. Eine hohe Sicherheit während des Betriebs mobiler biotechnologischer Produktionseinheiten schaffen Systeme, die schlimme Folgen von Fehlern von vorneherein verhindern. Man denke zum Beispiel an falsche Handhabung im Zusammenhang mit fehlerhafter Automatisierung,

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wie etwa Bugs während der Inbetriebnahme und des Probebetriebs. Bestimmte Flüssigkeitsschnellkupplungen verhindern etwa bei einer Entkopplung der Geräte selbständig eine Entwässerung der (gegebenenfalls mit Chemikalien befüllten) Medien (z.B. Clean-Break-Technologie, Stäubli, Horgen). Und automatische MultiEnergien-Schnellkupplungslösungen ermöglichen einen fehlerfreien Produktionswechsel auf der Anlage: Ob manuell oder automatisch – die Qualität der Messsignalübertragung wird durch eine patentierte Lamellenkontakttechnologie gewährleistet. Thema Datenintegrität proaktiv angehen Darüber hinaus gilt für jeden digitalisierten Prozess: Safety first! Denn Datensicherheit ist, laut Roche, sogar das wichtigste und am meisten diskutierte Thema, wenn es um die Digitalisierung von Produktionsprozessen geht. Das Unternehmen fährt dabei eine Doppelstrategie: Durch innovative Tools soll ein bestmöglicher Schutz vor Cyber-Attacken hergestellt und durch gezielte Schulungen ein erhöhtes Bewusstsein für potenzielle Risiken und für risikominimierende Strategien etabliert werden («Security-Kultur»). Im Bereich Datenintegrität arbeitet Roche vermehrt mit Künstlicher Intelligenz. Damit soll zum Beispiel die Ursachenanalyse bei Prozessabweichungen vereinfacht werden. Hier ist es wichtig, die Algorithmen auf eine Art und Weise zu entwickeln, dass sie von Fachpersonen und später auch von Auditoren validiert werden können («ex­plainable AI»). Ein wesentlicher praktischer Tipp betrifft die Computersystemvalidierung (CSV), die zum Aufwendigsten in Umstellungspro-

Prozessanalytik schafft die Voraussetzungen Für diese Messungen bedarf es selbstverständlich leistungsfähiger prozessanalytischer Systeme – und die werden immer besser. Für den Dreiklang der NamurRoadmap (kabellose Kommunikation, Sensordiagnose und Bereitstellung von Informationen) stehen jetzt verbesserte Druckmessgeräte zur Verfügung. Sie vereinfachen das Management der Dokumente, indem diese über einen QR-Code auf jedem Typenschild abgerufen werden können (Cerabar und Deltabar, Endress + Hauser, Reinach). Die gesamte Bedienung kann über ein mobiles Endgerät erfolgen. Selbstverständlich bieten die zeitgemäs­ sen Drucktransmitter im laufenden Prozess eine permanente Gerätediagnose und Klartextmeldungen, Geräteverifikation und integrierte Monitoring-Funktionen. Fazit So läuft die Innovation im Bereich der Digitalisierung von Prozessen auf Hochtouren. Dies gilt auf der ganzen Linie von der Umstellung kompletter Anlagen bis zu einzelnen Geräten. Bisherige Bremsen wie Kommunikationsprobleme zwischen Betreibern und IT-Dienstleistern oder die Angst vor Hackerangriffen sind gelöst oder lassen sich lösen. Die gesamte Bandbreite der hier dargestellten Trends rund um die Digitalisierung von Prozessen in Chemie und Pharma, in Lebensmittelchemie und Biotech erleben die Besucher an der diesjährigen Ilmac Lausanne.

Ilmac Lausanne 2022 Dauer: Mittwoch, 28. und Donnerstag, 29. September 2022 Öffnungszeiten: 9.00 bis 17.00 Uhr Ort: Expo Beaulieu Lausanne, Halle 7 Veranstalter: MCH Messe Schweiz (Basel) AG info@ilmac.ch www.ilmac.ch

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können und Sie stets über unsere Aktivitäten informiert sind. Herzlichen Dank! Meldung an die Geschäftsstelle: info@swissccs.org. Die folgenden neuen Mitglieder wurden 2021 von der SRRT-SwissCCS aufgenommen.

SRRT-SwissCCS Schulung Erfreulicherweise konnte im September 2021 unser 2-tägiger Lehrgang «Basis- & Fachkompetenz» für Personen aus dem Reinraum-Umfeld wiederum mit einer grossen Teilnehmerzahl erfolgreich durchgeführt werden. Mit der Unifil AG in Niederlenz konnte ein neuer Austragungs­ ort für die Fachtagung gewonnen werden. Nebst professionellen Räumlichkeiten konnten die TeilnehmerInnen auch einen Einblick in die Arbeit der Unifil AG anlässlich eines Labor- und Produktionsrundgangs gewinnen. Den TeilnehmerInnen wurde nach erfolgreich absolvierter Prüfung ihr ICCCS-­Zertifikat für die Reinraumschulung überreicht. Teilnehmerzahlen 2021: – Basiskompetenz 20 Anmeldungen – Fachkompetenz 19 Anmeldungen Das Datum für die nächsten SRRT-Swiss­ CCS Reinraumtechnik Lehrgänge «Basiskompetenz» und «Fachkompetenz» werden wir kommunizieren, sobald der Termin feststeht. Mitglieder der SRRT-SwissCCS erhalten einen Teilnehmer-Rabatt von 10 %. Vorstandsnachrichten Fachtagung und Generalversammlung 2022 Unsere Fachtagung «Innovationen im Reinraum – Das ist im Fokus» mit vorgängiger Generalversammlung wurde am 22. März 2022 mit insgesamt 60 Teilnehmern im Hotel Krone, Lenzburg, erfolgreich durchgeführt. Die TeilnehmerInnen profitierten von spannenden Referaten und einem Labor- und Produktionsrundgang bei der Unifil AG. Auch das Angebot des Networking-Apéros zum Informationsaustausch wurde rege genutzt. Mutationen im Vorstand Norbert Otto hat an der Generalversamm­ lung seinen Rücktritt als Präsident gegeben mit grossem Applaus wurde seine zweijährige Arbeit als Präsident gewürdigt. Die Mitglieder sind darüber erfreut, dass Norbert Otto als Vorstandsmitglied erhalten bleibt. Das bisherige Vorstandsmitglied Roman Schläpfer wurde als neuer Präsident gewählt. Dr. Roman Maag trat unter grossem Applaus als Vorstandsmitglied zurück.

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Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wurden für weitere zwei Jahre gewählt. Sponsoren-/Banner Werbung auf der Homepage www.swissccs.org Über 50 Mitglieder präsentieren ihre Unternehmung mit ihrem Logo bereits auf unserer Homepage. Die Kosten pro Jahr betragen CHF 200.–/Jahr. Sie können Ihr Logo zum Aufschalten ganz einfach an die Geschäftsstelle senden: info@swissccs.org. Mitgliederverzeichnis Bitte prüfen Sie, ob Ihr Eintrag im Mitgliederverzeichnis noch aktuell ist und melden Sie Änderungen an das Sekretariat. Sie können von nun an zusätzlich zum deutschen einen separaten französischen Text publizieren. Für Kollektivmitglieder ist der Eintrag gratis, Einzelmitglieder zahlen CHF/Euro 200.–/Jahr. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, zusätzlich eine Zweigstelle separat aufzuführen (CHF/Euro 150.–/Jahr). Mitgliedermutationen Statistik: Mitglieder Stand 1. Januar 2022 Einzelmitglieder: 67 Kollektivmitglieder: 114 Bitte melden Sie uns Änderungen bei Adressen, Ansprechpersonen etc., damit wir unsere Datenbank aktuell halten

Kollektivmitglieder: Abovo AG, Selzacherstrasse 32, 2545 Selzach DYNOVO AG, Bodenackerstrasse 7, 5014 Gretzenbach Ludwig Leuchten GmbH, Geierswalder Strasse 12, 02979 Elsterheide, Deutschland Wir heissen unsere neuen Mitglieder herzlich willkommen und freuen uns auf eine rege und aktive Beteiligung an Aktivitäten und Veranstaltungen der SRRT-­ SwissCCS. Formation SRRT-SwissCCS C’est avec plaisir que nous constatons qu’en septembre 2021, notre cours de formation de deux jours «Compétences de base et Compétences spécialisées» destiné aux personnes dans le domaine des salles blanches a de nouveau pu être organisé avec succès, et ce, avec un grand nombre de participants. Avec Unifil AG à Niederlenz, un nouveau lieu a pu être trouvé pour le symposium. En plus des locaux professionnels, les participants ont pu découvrir le travail d’Unifil AG lors d’une visite du laboratoire et de la production. Après avoir passé l’examen, les participants ont reçu leur certificat ICCCS pour la formation en salle blanche.

Die Generalversammlung des SRRT SwissCCS im Hotel Krone in Lenzburg bot einigen Perso­ nalwechsel. Der Präsident Norbert Otto (stehend) trat zurück und begrüsste den ehemaligen Kassier Roman Schläpfer (l.) als neuen Präsidenten. Dessen Nachfolger als Kassier wurde Thomas Krauss (3. v. l.) neben Vorstandsmitglied Stéphane Blanc (r.).

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Nombre de participants 2021: – Compétences de base 20 inscriptions – Compétences spécialisées 19 inscriptions Nous communiquerons la date des prochains cours de formation SRRT-SwissCCS sur la technique en salle blanche «Compétences de base» et «Compétences spécialisées» dès qu’elle sera fixée. Les membres de la SRRT-SwissCCS profitent d’une réduction par participant de 10%. Actualités du Comité directeur Assemblée générale et Symposium 2021 Notre symposium sur le thème «Innovations dans la salle blanche – Voilà ce qui est à l’honneur» avec assemblée générale au préalable, s’est tenu le 22 mars 2022 avec 60 participants à l’Hôtel Krone à Lenzburg. Les participants ont profité d’exposés passionnants et d’une visite du laboratoire et de la production d’Unifil AG. L’offre d’un apéro de réseautage pour l’échange d’informations a égale-ment été largement suivie. Mutations des membres du Comité Norbert Otto a donné sa démission du poste de Président lors de l’assemblée générale. Sous de forts applaudissements, on a célébré ses deux années de travail

Bildquelle: Shutterstock/Juice Verve

en tant que Président. Les membres sont ravis que Norbert Otto reste membre du Comité directeur. Roman Schläpfer, membre actuel du Comité directeur, a été réélu Président. Le Dr. Roman Maag a démissionné de son poste de membre du Comité directeur sous de grands applaudissements. Tous les membres actuels du Comité ont été réélus pour deux autres années. Publicité sponsorisée/bannière sur la page d’accueil www.swissccs.org Plus de 50 membres présentent déjà leur entreprise avec leur logo sur notre page d’accueil. Les frais s’élèvent à CHF 200.–/ an. Vous pouvez tout simplement envoyer le logo pour la mise en ligne au secrétariat général: info@swissccs.org. Liste des membres Merci de vérifier que vos informations dans la liste des membres soient toujours actuelles et de signaler toute modification au secrétariat. En plus du texte allemand, vous pourrez désormais publier un texte en français séparément. Pour les membres collectifs, l’inscription est gratuite, les membres individuels paient CHF/Euro 200.–/an. Il est en plus possible d’indiquer séparément une succursale additionnelle pour (CHF/Euro 150.–/an).

Mutations des membres Statistique : Membres au 1 janvier 2022 Membres individuels : 67 Membres collectifs : 114 Merci de nous communiquer tout changement de coordonnées, interlocuteurs, etc. afin que nous puissions actualiser notre base de données et vous tenir continuellement au courant de nos activités. Merci! Messages à notre service: info@swissccs.org. En 2021, les nouveaux membres suivants ont été accueillis par la SwissCCS-SRRT. Membres collectifs: Abovo AG, Selzacherstrasse 32, 2545 Selzach DYNOVO AG, Bodenackerstrasse 7, 5014 Gretzenbach Ludwig Leuchten GmbH, Geierswalder Strasse 12, 02979 Elsterheide, Allemagne Nous souhaitons la bienvenue à nos nouveaux membres et nous nous réjouissons d’une participation dynamique et active aux activités et évènements de la SwissCCSSRRT.


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«Innovationen im Reinraum» – Das ist im Fokus Seite

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pages 44-47

Wie Prozesse digitalisiert werden Seite

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Seite

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pages 50-52

Sicherheit und Sauberkeit auf beiden Seiten der Schleuse Seite

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Vierte Ausgabe der Richtlinie Eurovent 4/23-2022 Seite

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im Pharmabereich verfügbar Seite

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Bodenverlegung direkt auf Bodenplatte im Reinraum Seite

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UV-C-Desinfektion garantiert Reduktion bis 99,9 Prozent Seite Neues Serviceangebot für Waagen

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Keimzahlbestimmung ist für den Laboralltag optimiert Seite

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Spezialfilter- und Absperrsysteme für hochsensible Bereiche Seite

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Hersteller werden zu Dienstleistern Seite

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Ein neuartiger Sensor für Gasmoleküle Seite

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Bakterienfresser als Helfer gegen Spitalinfektionen? Seite

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Die kleinste Batterie der Welt: Kleiner als ein Salzkorn Seite

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Sauberkeit im Submikrometer- und Atomprozentbereich Seite

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Neuartige Röntgenlinse erleichtert Blick in die Nanowelt Seite

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Luftwechselzahl im Reinraum definiert die Reinheitsklasse? Seite

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durch Mikroplastik Seite

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Lab-on-chip-Systeme: Vom Prototypen zur Serienfertigung Seite Gesellschaftliche Wahrnehmung von Risiken

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Neues Kompetenzzentrum für Reinraumtextilien in Selzach Seite

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