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VERFAHRENSTECHNIK

VERFAHRENSTECHNIK

Hohe Bedeutung für andere Branchen

Beschäftigungseffekte der Pharmaindustrie

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Die effektive Bedeutung der Pharmaindustrie für den Arbeitsmarkt ist deutlich höher, als es die Anzahl der Arbeitsplätze in der Branche anzeigt. Denn die Zahlen kumulieren sich. Durch die Aktivitäten der Pharmaunternehmen werden weitaus mehr Arbeitsplätze in anderen Branchen, die in Wechselwirkung mit der Pharmaindustrie stehen, geschaffen. Der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz zeigt die ausgewerteten Zahlen für das Jahr 2018.

Simon Fry¹

Für die Herstellung der Pharmaprodukte werden von Unternehmen aus verschiedenen anderen Branchen, Sektoren und dem Ausland Vorleistungen bezogen. So benötigt die Produktion von Arzneimitteln wie beispielsweise Maschinen, chemische Substanzen, Versicherungsdienstleistungen, Gebäude- und Anlagenunterhalt, Reini gungs- und Sicherheitsfirmen, IT-Services oder Energie. Darüber hinaus profitieren Handel und Gewerbe von den Konsumausgaben der Angestellten in den Phar maunternehmen. Aufgrund dieser wirtschaftlichen Verflechtungen sind mit der Produktion in der Pharma ebenfalls Ar beitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen verbunden.

Viele Branchen profitieren

Wie hoch der gesamtwirtschaftliche Beschäftigungseffekt aus der Produktions-, Forschungs- und Entwicklungstätigkeit der Pharmaindustrie im Jahr 2018 ausgefallen war, wurde im Rahmen der Bedeutungsstudie «Verlinkung» anhand eines makroökonomischen Wirkungsmodells berechnet. Die Wirkungsanalyse zeigt, dass dank der Aktivitäten der Schweizer Pharmaunternehmen im Jahr 2018 rund 207 300 Personen in anderen Schweizer Unternehmen beschäftigt wurden. Der gesamte Beschäftigungseffekt beträgt rund 254 100 Personen. Der Beschäftigungsmultiplikator, der angibt, um welchen Faktor der Gesamteffekt grösser als der direkte Effekt ist, entspricht

Eine einzelne Stelle in der Pharmabranche führt zu 4,4 Arbeitsplätzen in anderen Branchen.

dem Wert 5,4. Das bedeutet, dass der Gesamteffekt 5,4-mal so hoch ausfällt wie der direkte Effekt. In Verbindung mit der Aktivität der Pharmaindustrie sind somit mit jedem Mitarbeitenden der Pharmabranche im Durchschnitt zusätzlich 4,4 Personen in anderen Branchen beschäftigt.

Zusätzliche Einkommenseffekte

Mit den zusätzlichen Arbeitsplätzen in anderen Wirtschaftszweigen war 2018 ein kumuliertes Arbeitnehmereinkommen von rund 15,8 Milliarden Franken verbunden. Auf 1000 Franken Lohn in der Pharmaindustrie kamen somit durchschnittlich nochmals rund 2600 Franken Lohnein kommen bei Mitarbeitenden aus Unternehmen anderer Branchen hinzu. Insgesamt generierte die Pharmaindustrie im Jahr 2018 ein gesamtwirtschaftliches Arbeitnehmereinkommen von rund 21,9 Milliarden Franken. Das entspricht 5,7 Prozent der Gesamtwirtschaft.

Medienmitteilung Interpharma www.interpharma.ch

Kontakt Interpharma Petersgraben 35 CH-4009 Basel +41 61 264 34 00 info@interpharma.ch www.interpharma.ch

Blockchain-Technologie

Höhere Transparenz in der Lieferkette

Die Blockchain-Technologie könnte mehr Transparenz in globale Lieferketten bringen und so für mehr soziale und ökologische Nachhaltigkeit sorgen. Erste Pilotprojekte dazu gibt es bereits. Eines davon hat das Institut für Supply Chain Management der Universität St. Gallen (HSG) begleitet und dabei untersucht, welche Stolpersteine es für derartige Lösungen gibt.

Die Schmuckindustrie geriet immer wieder in die Kritik, weil sie mit Diamanten und Farbedelsteinen aus Konfliktgebieten handelte. Viele grosse Player der Branche haben deshalb bereits Blockchain-Technologie zur Erhöhung der Transparenz über Herkunft und Qualität ihrer Diamanten eingeführt. Auch die Lebensmittelbranche spürt den Druck von Seiten der Konsumierenden, Transparenz über die Herkunft sowie die Anbau- und Produktionsbedingungen in der vorgelagerten Lieferkette zu gewährleisten. Schliesslich sollen im Vegi-Burger nicht nur die Hauptzutaten, sondern wirklich alle Inhaltsstoffe aus biologischer und sozial nachhaltiger Produktion sein. Trotz einigen Pilotprojekten hat Blockchain auch in der Nahrungsmittelbranche bislang noch keinen Durchbruch erzielt. Das Institut für Supply Chain Management (ISCM) der HSG betrachtete deshalb einen dieser frühen Versuche genauer, um Vor- und Nachteile der Technologie für die einzelnen Akteure zusammenzutragen.

Was ist Blockchain? Bei der Blockchain-Technologie handelt es sich um ein Computerprotokoll, das die Art der Speicherung und Verteilung von Daten definiert. Statt auf einer einzelnen, zentralen Datenbank werden Daten dezentral und redundant auf mehreren Systemen (z.B. Rechnern, Clouds) abgespeichert. Einzelne Transaktionen und damit Dateneinträge werden in Blöcken abgespeichert und miteinander verkettet. Änderungen des Datensatzes sind so für alle Beteiligten nachvollziehbar einsehbar, wodurch Manipulationen praktisch verhindert werden.

Hohe Kosten als Hindernis

Konkret untersuchte das Forscherteam, bestehend aus Prof. Dr. Erik Hofmann, Dominik Röck (beide von der HSG) und Henrik Sternberg von der Iowa State University, zwischen 2016 und 2018 die Pilotanwendungen des Projekts «ReLog». Für die Studie wurden Aussagen von verschiedenen beteiligten Akteuren zusammengetragen und ausgewertet. Darunter waren Projektmitglieder aus dem Detailhandel, von Transportunternehmen, aus der Nahrungsmittelindustrie und auch aus einem Weingut. Zu den wichtigsten Hindernissen für die Einführung von Blockchain-Technologie zur Erhöhung der Transparenz in der Lieferkette zählen die hohen Kosten, die mit der Datenerhebung und Datenübermittlung verbunden sein können. «Nicht alle Akteure eines Liefernetzwerkes verfügen über den gleichen Grad an Technologisierung und automatischer Datenerfassung», sagt Dominik Röck. Häufig müssten deshalb erhebliche Investitionen getätigt und zusätzliche, manuelle Arbeiten ausgeführt werden, beispielsweise indem ein Fahrer die Ladung scannt. «Dies kann von den Ausführenden als zusätzliche Belastung empfunden werden.»

Persönlichkeitsrechte tangiert

Ein weiteres Hindernis ist, dass auch Persönlichkeitsrechte tangiert werden können, um zusätzliche Transparenz hinsichtlich einzelner Akteure zu erlangen. Eine solche Offenlegung von Informationen über Angestellte, bspw. den Fahrer einer Ladung, führen jedoch zu Widerständen, da auch eine stärkere Überwachung möglich wäre. Viele zögern auch mit Investitionen in die

Bei der Blockchain-Technologie werden Daten dezentral abgespeichert. Diese «Datenpakete» werden miteinander verbunden – oder eben «verkettet». Jede Änderung an den Daten wird dadurch ersichtlich und die Transparenz nimmt zu.

Transparenz, weil sie fürchten, dass andere Player in der Lieferkette nicht mitziehen könnten. «Blockchain kann sich nur etablieren, wenn sie für alle Beteiligten vorteilhaft erscheint», so Dominik Röck. Den grössten Nutzen solcher Transparenzlösungen würden sich aber jene Akteure versprechen, die am Ende einer Lieferkette, am nächsten beim Endkunden angesiedelt sind, wie etwa die Detaillisten. «Diese hoffen, sich vor allem positiv von der Konkurrenz abgrenzen und so höhere Preise für die Produkte verlangen zu können», erklärt Dominik Röck. Weiter unten in der Lieferkette werde Blockchain aber eher als mühsam empfunden. Dort sei es vor allem der Druck von Grossabnehmern, der als Argument für die Technologie herangezogen werde.

Kontakt Dominik Röck Universität St. Gallen Dufourstrasse 50 CH-9000 St. Gallen +41 71 224 72 99 dominik.roeck@unisg.ch www.unisg.ch

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