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SWISS PLASTICS AWARD
Verleihung des ersten Swiss Plastics Expo Award
Herausragende Leistungen aus der K-industrie
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Im Rahmen der diesjährigen Swiss Plastics Expo, die vom 21. bis 23. Januar in Luzern stattfand, wurde der erste Swiss Plastics Expo Award lanciert. Der Preis würdigt zukunftsweisende Produkte aus der Kunststoffindustrie in den Kategorien Business, Engineering und Nachhaltigkeit. Zudem wurde ein Publikumsliebling gekürt.
Alle Aussteller der Swiss Plastics Expo, die bis Ende Oktober 2019 einen Showcase in ihrem Ausstellerprofil auf der Messe-Website veröffentlicht hatten, nahmen automatisch an der Preisverleihung teil. Eine Jury aus Vertretern der Industrie, Wissenschaft und Medien nominierte je drei Showcases in den Kategorien Business, Engineering und Nachhaltigkeit.
Drei Sieger in drei Kategorien Die Preisverleihung fand am zweiten Messetag auf der Bühne des Innovation Symposiums statt. Die jeweiligen Kategoriesieger erhalten Kommunikationsleistungen im Gesamtwert von rund 7500 Franken inklusive einer Firmenreportage in dieser Zeitschrift sowie eine Einladung auf den Pilatus mit Nachtessen für drei Personen. In der Kategorie Business bewertete die Jury das Marktpotenzial der einzelnen Showcases. Unter Engineering wurde beurteilt, wie anspruchsvoll die technische Umsetzung eines Projekts war. Bewertet wurden Konstruktion, Design und Fertigung. In der Kategorie Nachhaltigkeit ging es um alternative Lösungsansätze für eine kreislauffähige Wirtschaft. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf einer neuen und innovativen Herangehensweise der jeweiligen Lösung.
Business: Spritzgiessprototypen in drei Tagen Sieger der Kategorie Business ist die Firma Injex, die in enger Zusammenarbeit mit der auf Hörsysteme spezialisierten Unternehmensgruppe Sonova ein Spritzgiessverfahren entwickelte, welches die Fertigung von Silikonprototypen innert kürzester Zeit erlaubt. Viele Hörgeräte besitzen auf dem im
Die ersten beiden Hörgeräte-Prototypen aus Silikon (links) und das Serienteil (rechts).
Gehörgang sitzenden Lautsprecher ein kleines Schirmchen, welches den Lautsprecher im Ohr fixiert. Diese Schirmchen werden aus Silikon gefertigt, was optimalen Tragekomfort sowie hervorragende Biokompatibilität gewährleistet. Im Prototypstadium bedeutet Silikon jedoch eine grosse Herausforderung, da sich die komplexen und sehr dünnwandigen Geometrien nur mit werkzeugbasierten Methoden herstellen lassen. Auch vergleichsweise einfache Presswerkzeuge benötigen mindestens vier bis sechs Wochen Produktionszeit. Die additive Werkzeugfertigung von Injex wurde ursprünglich für Thermoplaste entwickelt und in diesem Projekt für silikonbasierte Materialien adaptiert. Die Herstellung der einzelnen Werkzeugkomponenten im 3D-Drucker hält die Initialkosten und Durchlaufzeiten tief. Dazu kommt ein sehr agiles Misch- und Einspritzsystem, welches sich besonders für RTV-Silikone eignet, jedoch auch für LSR-Silikone angewendet werden kann. Mit diesem Verfahren konnten die Durch laufzeiten für Prototypen aus Silikon von sechs Wochen auf drei Tage reduziert werden.
Engineering: Ein Stuhl der nie im Weg steht
In der Kategorie Engineering ging der Preis an die Zühlke Engineering AG. Die Ingenieure des Dienstleisters optimierten den von Noonee entwickelten Chairless Chair für die Serienfertigung. Dieser Stuhl – eine Art Exoskelett – soll Angestellten die Arbeit an den Laufbändern der Automobilindustrie erleichtern. Der Knackpunkt: Das Produkt funktionierte, war aber für die Serienfertigung viel zu teuer.
Kunststoffabfall wird zu Flakes und Granulaten und schliesslich zu langlebigen Produkten. Bild: Tide Ocean
Zühlke arbeitete daran, die Herstellungskosten pro Einheit deutlich zu reduzieren. Der Chairless Chair wurde so weit optimiert und stabilisiert, dass er mindestens 2,5 Millionen Gehzyklen pro Jahr ohne Verschleiss meistern kann. Zühlke produzierte für Noonee anschliessend eine Vorserie von 100 Chairless Chairs, die bei verschiedenen Kunden der Automobilindustrie weltweit getestet wurden und bereits auf viel An klang stiessen. Die Verbesserungsvorschläge aus diesem Test flossen in den Entwurf für die Serienfertigung ein, sodass die Nullserie 1.0 von 250 Geräten optimal auf die Bedürfnisse der Noonee-Kunden passte. Das Kundenfeedback war grundsätzlich positiv. Bei längerer Anwendung fiel jedoch das Gewicht negativ auf. Hier durfte Zühlke ein weiteres Mal unterstützen und konnte beim gleichen Lastfall nochmals knapp ein Drittel Gewichtsersparnis herausholen. Im gleichen Zug wurden Funktionalität und Design deutlich verbessert. Der Chairless Chair 2.0 wird nun noch erfolgreicher am
Bild: Nägeli
Der neue Chock Max aus PA6 mit Kohlefaserverstärkung hält Flugzeuge bis 350 Tonnen Startgewicht.
Markt positioniert und stellt Noonees Kunden vollumfänglich zufrieden.
Nachhaltigkeit: Produkte aus Ozeanplastik In der Sparte Nachhaltigkeit gewann die Firma Tide Ocean SA. Das Basler Start-up betreibt Upcycling aus Plastikmüll. Abfall aus dem Meer wird sortiert, regeneriert und als Granulat und Filament für nachhaltige Konsumgüter neu verwendet. Aus Einweg-Plastik entstehen so hochwertige Produkte wie Uhren, Schmuck, Reisetaschen oder Brillen. In den ersten Betriebsmonaten konnte das Unternehmen bereits 30 Tonnen Plastikmüll upcyceln. Für die Qualitätskontrolle und Entwicklung arbeitet das Start-up mit Wissenschaftlern der Schweizer Hochschule für Technik in Rapperswil zusammen. Dort wurde das Material erforscht und Lösungen gefunden, wie sich aus dem degenerierten Kunststoffabfall ein hochwertiges Granulat herstellen lässt. Ocean Plastic galt aufgrund der schweren Belastungen und Beschädigungen durch Salzwasser und UVStrahlen lange als nicht wiederverwertbar. Tide Ocean gibt Plastikabfall einen Wert, indem das Unternehmen zusammen mit Partnerorganisationen die lokale Inselbevölkerung und Fischer dazu ermutigt, den Abfall einzusammeln und gegen eine Ent schädigung abzugeben. Abnehmer von tide-Granulaten und Textilfasern sind weltweit namhafte Markenfirmen, die im Frühjahr 2020 erste Produkte aus Tide Ocean-Material lancieren werden. Mittelfristig möchte das Start-up alle Arbeitsschritte vor Ort durchführen. Bis dahin kompensiert es die CO 2 -Emissionen der Transporte vollständig und granuliert heute schon mit 100% Solarenergie.
Publikumsliebling
Ein zusätzlicher Preis wurde für den Showcase verliehen, der seit der Preisausschreibung bis am Vorabend des Messebeginns am meisten aufgerufen wurde. Es ist dies der Chock Max von Alphachocks, der von Nägeli Swiss AG mittels patentiertem aCCVerfahren (automated-Composite-Compression-Verfahren) in Serie hergestellt wird. Mehr dazu finden Sie auf Seite 22 in dieser Ausgabe.
Kontakte www.injex.ch www.zuehlke.com www.tide.earth, www.iwk.hsr.ch www.naegeli.ch www.swissplastics-expo.ch
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