KunststoffXtra 12/2020

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KUNSTSTOFF XTRA

Verfahrenstechnik

Lasertechnologien erweitern die Gestaltungsfreiheit beim Tag-Nacht-Design

Die Zukunft der Galvanik Bei Blenden, Knöpfen und Bedienelementen in modernen Fahrzeugen schwören Hersteller auf Kunststoff, denn das Material ist leichter als Metall und der Aufwand in der Herstellung und Bearbeitung vergleichsweise gering. Um dennoch den Ansprüchen an eine gute Haptik, Kratzbeständigkeit und ein edles Design zu genügen, werden die Kunststoffbauteile galvanisiert, sodass sie eine metallische Oberfläche erhalten.

Mehrfarbige Symboliken, die hinterleuchtet werden, fein strukturierte Flächen und hochwertiger Glanz bei überzeugender Haptik: Dies sind nur einige Ansprüche, die Automobilhersteller heute für ein individualisierbares Innenraum-Ambiente erfüllen möchten. Für Galvanikbetriebe, die die dafür notwendigen Teile vor der Endmontage entsprechend bearbeiten und veredeln, bedeutet das immer häufiger, die eigenen Prozesse weiterzuentwickeln und anzupassen, um die steigenden Qualitätsansprüche bedienen zu können. Präzision und Detailgenauigkeit der Herstellung sollen im Fahrzeug zu spüren sein und sichtbar werden. Umso wichtiger ist, dass der Kontrast der Flächen und Symbole nicht verläuft beziehungsweise unsauber wirkt oder im Nacht-Design ungleichmässig hinterleuchtet wird. Dazu braucht es neue, ausgereifte Verfahren, die über normale Druckmethoden beziehungsweise die einfache Herstellung der Bauteile in Mehrkomponententechnik hinausgehen.

Lasertechnologie als Alternative Mit der Mehrkomponententechnik ist es möglich, die transparente Komponente bis zur A-Sichtfläche durchgehen zu lassen und auf diese Weise durchleuchtete Symboliken oder Strukturen zu schaffen. Allerdings sind bei dieser Technologie dem Detailreichtum und der Feinheit der Strukturen erhebliche Grenzen gesetzt. Bei den konventionellen Drucktechnologien wird in der Regel mit Tampoprinting ein AbdeckProjektleiter bei der Kunststofftechnik Bernt GmbH

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Bilder: Kunststof f technik Bernt GmbH

Marco Läufle ¹

3K-Blende im Multifunktionslenkrad der Mercedes S-Klasse (Blende mit verschiedenen Symbolen)

lack auf die Oberfläche des Bauteils gedruckt, um so die durchleuchteten Strukturen von der Metallschicht freizuhalten. Diese Methoden haben jedoch den Nachteil, dass die Kanten der durchleuchtbaren Strukturen verwaschen und unpräzise aussehen. Als Alternative bieten sich Lasertechnologien an. Sie bedeuten zwar eine höhere Startinvestition, die laufenden Kosten lassen sich jedoch eingrenzen, da die sonst notwendige Anfertigung und Bereitstellung neuer beziehungsweise verschiedener Werkzeuge entfallen kann. Durch die Laserbeschriftung können auf Basis eines Bauteils mehrere unterschiedliche Varianten mit verschiedenen Symboliken erzeugt werden. Theoretisch erlaubt diese Technologie auch die Personalisierung von Bauteilen.

Automatisierung möglich Allerdings lässt sich ein Spritzgussteil nicht einfach mit der gewünschten Metalloptik beschichten und dann direkt mit einem Laser bearbeiten. Das aufgetragene Finish ist schlicht zu dick und bei einer Behandlung der kompletten Metallschicht würde der darunterliegende Kunststoff anschmelzen. Daher arbeitet die Kunststofftechnik Bernt GmbH mit einem Verfahren, bei dem das Bauteil nach der Vorbehandlung vor dem eigentlichen Galvanisieren aus der Anlage herausgeschleust und mit einem Laser bearbeitet wird. Die Vorbehandlungsschicht (chemisch Nickel) ist eine sehr dünne Schicht, die sich noch gut mit dem Laser bearbeiten lässt, ohne einen zu hohen Wärmeeintrag in das Kunststoffbauteil zu erhal17


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