KUNSTSTOFF XTRA
Circular Economy
Eine Zukunft ohne Kunststoff ist undenkbar
Welt ohne Plastik: Zurück in die Vergangenheit
Blick in die Glaskugel Die Welt im Jahr 2030: Lego-Land hat sich vom Vergnügungspark in eine Gedenkstätte verwandelt. Von Europa in die USA geht es für «Normalsterbliche» mit dem Schiff, Flüge mit den neuen Stratosphären-Shuttles kann sich kaum jemand leisten. Mobiltelefone liegen doppelt auf der Tasche: Teuer und schwergewichtig. Weil auch Autos sehr kostspielig geworden sind, feiert die Eisenbahn ein fulminantes Comeback. Auch auf dem Jobsektor sieht es durch das Verschwinden der Kunststoff-Hersteller düster aus. 90 Prozent der Facharbeiter mussten in eine andere Branche wechseln. Teleworking ist nicht mehr die Zukunft der Arbeitswelt sondern geriet durch das «Abrüsten» im Mobilfunkbereich hoffnungslos ins Hintertreffen. Immerhin empfinden viele Menschen den neuen Alltag in Summe als angenehm: Weniger Stress und Rückbesinnung zu bescheidenerem Leben. Auf einem OP-Tisch zu liegen, ist keine besonders angenehme Vorstellung. Neben 24
Blick in die Zukunft: Zurück zur Natur oder eine Welt, die in Plastik erstickt?
dem Können der Mediziner ist hier vor allem Hygiene entscheidend: Einwegplastik ist für Krankenhäuser unersetzbar: Jeder Gegenstand aus frisch geöffneten Behältern kommt aus einer sterilen Umgebung. Ohne Kunststoff werden sich Kranken-
«Was Verkehr und Kommunikation betrifft, würde der Verzicht auf Kunststoff zu einer Entschleunigung führen, was von der Gesellschaft als sehr angenehm empfunden wird.»
Pölten. Folgenschwer ist die Situation auch im Lebensmittelbereich: Obst und Gemüse kann nur mehr saisonal angeboten werden, Fleisch gibt es nur mehr als Frischprodukt – die Preise haben sich dramatisch erhöht. Bei der folgenden Diskussion wurde eingeräumt, dass das Umweltproblem gravierend und Kreislaufwirtschaft ein Gebot der
Timna Reisenberger hauskeime bedrohlich vermehren, Infusionen und Impfungen verteuern und Medikamente weniger lange haltbar sein. Die Folge: Erstmals seit 1871 könnte die Lebenserwartung wieder sinken. «Der Verzicht auf Kunststoff könnte in Krankenhäusern und in der medizinischen Versorgung generell fatale Folgen haben. Erstmals seit 1871 würde die Lebenserwartung wieder sinken», warnt Florian Kamleitner, Projektmanager Kunststoff-Cluster, ecoplus Sankt
Bild: Business Upper Austria
Plastikprodukte sind aussergewöhnlich haltbar, leicht formbar und extrem preiswert: Kein Wunder, dass sie sich deshalb seit ihrer Entdeckung auf einem globalen Siegeszug befinden. Rund 380 Mio. Tonnen Kunststoff produziert die Menschheit weltweit pro Jahr und sorgt damit für ein gesellschaftlich immer präsenter werdendes Müllproblem. Die Forderung, das Material sollte von unseren Planeten verschwinden, erscheint deshalb legitim. Bei der Veranstaltung des Kunststoff-Clusters nahmen Timna Reisenberger, Projektassistentin Kunststoff-Cluster, Linz, und Florian Kamleitner, Projektmanager Kunststoff-Cluster, ecoplus Sankt Pölten, sowie drei Expert*innen die 93 Gäste auf eine fiktive Zeitreise mit und zeigten die Kehrseite der Medaille.
Bild: Business Upper Austria (Fotomontage)
Was passiert, wenn Kunststoff von der Erde verschwindet? Was in der Vorstellung mancher Menschen durchaus Charme hätte, ist in der Realität eine Zukunftsvision, die unseren Alltag nachhaltig und zum Negativen verändert.
Timna Reisenberger skizzierte eine fiktive Vision einer Welt ohne Plastik und moderierte die Online-Veranstaltung.
12/2020