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DER DREIZACKIGE HUT
VON JOHN HENKEN
Während des 1. Weltkriegs erhielt das neutrale Spanien einen belebenden Zustrom ausländischer Künstler* innen, die auf der Suche nach Alternativen zu den Kunststädten Paris, Berlin und Wien waren. Unter ihnen befanden sich auch der Impresario Sergei Djagilew und seine Ballets Russes, die sich zu besonderen Lieblingen von König Alfons XIII. entwickelten. Djagilew und Manuel de Falla besprachen mehrere mögliche Projekte und einigten sich auf eine Adaption der komischen Novelle El sombrero de tres pico s (Der dreizackige Hut) des Schriftstellers Pedro Antonio de Alarcón.
De Falla komponierte zunächst die Bühnenmusik für eine Pantomime, El corregidor y la molinera, als welche die Novelle zunächst aufgeführt wurde – nach einem Stück in zwei Szenen, das von seinen bewährten Mitarbeiter*innen, dem Ehepaar Gregorio Martínez Sierra und María Lejárraga, geschrieben worden war.
Alarcóns Novelle enthält eine verwirrende Menge an Ereignissen, aber der zentrale Erzählstrang folgt den traditionellen Charakteren eines eifersüchtigen Müllers, sei ner schönen jungen Frau und eines lüster nen Corregidors (der örtliche Magistrat, dessen Position durch seinen dreizackigen Hut markiert ist). Der tölpelhafte, aber hartnäckige Corregidor wird auf Schritt und Tritt ausgebremst, von seinen eigenen Wachtmeistern fälschlicherweise verhaftet und in einem Finale der allgemeinen Heiterkeit einem bäuerlichen Brauch entsprechend mit einer Bettdecke beworfen. Für Djagilew vergrösserte de Falla das Orchester und strich einige Neben figuren aus dem zweiten Teil, während er ein Solo speziell für Leonid Massine hinzufügte, der das neue Ballett choreografierte und die Rolle des Müllers tanzte. Pablo Picasso entwarf das Bühnenbild und die Kostüme, und auf seinen Wunsch hin schrieb de Falla eine Einleitung und ein Sololied, die aufgeführt wurden, bevor sich der von Picasso gestaltete Vorhang hob. Das Ballett wurde als Le tricorn e 1919 mit grossem Erfolg in London uraufgeführt und begründete den internationalen Ruf von de Falla.
Die 2. Suite beginnt damit, dass sich die Nachbarn des Müllers versammeln, um das Johannisfest zu feiern und Seguidillas zu traditionellen Melodien zu tanzen, darunter eine, die auch in Jerónimo Giménez’ Zarzuela La boda de Luis Alonso verwendet wurde. Schliesslich hat der Müller sein Solo, eine dunkle und feurige Flamenco-Farruca, der erdigste Tanz des Balletts. Die vielen Themen der Komposition werden in der abschliessenden Jota zusammengeführt, die chaotischer Höhepunkt und jubelnde Auflösung in einem ist.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Los Angeles Philharmonic Association
Suite Nr. 2 aus Der Dreispitz
BESETZUNG
2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Celesta, Streicher
ENTSTEHUNG
1916–1919
URAUFFÜHRUNG
22. Juli 1919 im Londoner Alhambra Theatre mit Sergei Djagilews Ballets
Russes
DAUER ca. 12 Minuten
BEHZOD ABDURAIMOV im Gespräch