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Erfahrungsbericht Gicht
„Man muss ja nicht auf alles verzichten“
Wie Werner Wiels mit einer einfachen Ernährungsumstellung seine Gichtanfälle in den Griff bekam
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Werner Wiels sieht nicht so aus, wie man sich einen Gichtkranken vorstellt. Ganz im Gegenteil: Er ist schlank und muskulös und treibt jede Woche mindestens drei Stunden Sport. Früher war er aktiver Fußballspieler: „Libero, Mittelfeld – ich hab‘ alles gespielt, außer Sturm.“ Zweimal die Woche ging er zum Training. Dann bekam er seinen ersten Gichtanfall – im Alter von 29 Jahren. Der große Zeh war im Grundgelenk geschwollen, stark entzündet und schmerzte erheblich.
Gicht entsteht durch den erhöhten Verzehr von Purinen – das sind Eiweiße, die vor allem in Fleisch und Hefe vorkommen – kombiniert mit einer Fehlfunktion der Niere. Beides zusammen führt zu einem erhöhten Harnsäuregehalt im Blut. Zuviel Harnsäure kristallisiert in den kühleren Extremitäten in den schlecht durchbluteten Gelenken aus und erzeugt dort durch Reibung Entzündungen.
Beim Arzt führten die erhöhten Harnsäurewerte von Werner Wiels zur Diagnose Gicht – für den Patienten eine große Überraschung, auch wenn sein Vater an derselben Krankheit litt. In den nächsten 25 Jahren musste Werner Wiels täglich Tabletten einnehmen. Trotzdem bekam er ungefähr zweimal pro Jahr einen Gichtanfall – oft nach der Weihnachtszeit. Auch nach dem Segelurlaub, bei dem immer das eine oder andere Bier getrunken wurde, trat die Gicht auf.
„Als sich auch meine Finger immer öfter entzündeten und die Schwellungen nicht mehr zurückgingen, habe ich beschlossen, den Empfehlungen des Arztes konsequenter zu folgen“, schildert er. Sein Arzt hatte ihm geraten, auf Alkohol und Fleisch möglichst zu verzichten. Auch Gemüse mit Purinen (z.B. Bohnen) sollte er vermeiden. „Diese Einschränkungen waren für mich so kaum machbar“, sagt Werner Wiels. „Kochen ist meine Leidenschaft – und ich liebe auch die deftige Küche mit Paella oder Kohl und Pinkel.“
Also informierte er sich beim „Länger besser leben.“-Institut. Demzufolge sind Gichtanfälle durch Hülsenfrüchte nicht belegt, so dass der Puringehalt des Gemüses ihn nicht weiter beunruhigt. Auch beim Verzicht auf Alkohol modifizierte er die Empfehlung auf den für ihn entscheidenden Aspekt: das Bier, das durch seinen Hefeanteil hohe Purinwerte hat. „Nun esse ich nur noch am Wochenende Fleisch und trinke höchstens ein Bier beim Fußballgucken.“
Vor rund zwei Jahren hat Werner Wiels seine Ernährung dauerhaft umgestellt. Käse und Wurst isst er nicht mehr regelmäßig: „Ich kaufe mir nur die ganz leckeren Sorten und genieße sie dann richtig – allerdings selten.“ Seine Ernährungsempfehlungen ähneln in vielen Dingen denen für Rheuma- und Arthrose-Kranke: Auch diese müssen den Fleischkonsum einschränken und sollen natürliche Entzündungshemmer in ihre Nahrung einbeziehen.
Werner Wiels hat vor zwei Jahren seine Ernährung umgestellt – und muss seitdem keine Arzneimittel zur Vorbeugung von Gichtanfällen mehr einnehmen
Werner Wiels würzt seine Gerichte gerne mit entzündungshemmenden Gewürzen wie Pfeffer und Kurkuma, Ingwer und Chili. Auf seinem Speiseplan stehen jetzt häufig asiatische und indische Rezepte. Außerdem macht er koreanisch eingelegten Kohl (Kimchi) selbst. Dieser ist, wie auch Sauerkraut, wegen seiner Milchsäurebakterien sehr gesund für die Darmflora – „und köstlich“. Seit seiner Ernährungsumstellung hat Werner Wiels meist so niedrige Harnsäurewerte, dass er keine Arzneimittel mehr zu nehmen braucht. Auch die Verdickungen an Fingern und Zehen sind verschwunden. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich meinen letzten Gichtanfall hatte“, sagt er. „Seitdem ich mich anders ernähre, ist auch meine Laune wesentlich besser – ich bin einfach viel seltener sauer.“ ■