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Auf dem Weg zu lebenslangem Sporttreiben Experteninformation von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Kristof Grätz

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Prof. Dr. Detlef Kuhlmann Kristof Grätz

Auf dem Weg zu lebenslangem Sporttreiben

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Bausteine für einen körperlich-aktiven Lebensstil

Detlef Kuhlmann und Kristof Grätz, Leibniz Universität Hannover

Länger besser leben.“ ist das zentrale Programm der BKK24 für Gesundheit und Lebenserwartung. Der Slogan wirbt nicht nur damit, deutlich älter zu werden und gesund zu bleiben, er steht auch für mehr Freude und Spaß am Leben. Implizit damit verbunden ist die Ausprägung von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen und die Entwicklung einer Gesundheitskompetenz, die es ermöglichen, selbstbefähigt über seine Gesundheit entscheiden und die eigenen Lebenswege und Lebensräume selbstbestimmt und gesundheitsförderlich gestalten zu können. Gesundheitsförderung beschreibt dabei einen aktiven Prozess, in dem eine Vielzahl unterschiedlicher Aspekte mitwirken. Im vorliegenden Band werden davon vier wichtige Bereiche der Gesundheitsförderung thematisiert: Bewegung, Ernährung, Nicht-Rauchen und Alkoholkonsum.

Dieser Beitrag widmet sich der Bewegung als präventive Ressource der Gesundheitsförderung. Daher sei zu Anfang folgende – bisweilen provokante – Erweiterung des Aktionsprogramms der BKK24 gestattet: „Länger besser Leben – durch (mehr) Bewegung?“ Dass Sport viele gesundheitsfördernde Wirkungen hat, ist in vielen Studien empirisch bewiesen worden. Bewegung wirkt demnach nicht nur positiv auf die physische Leistungsfähigkeit, sondern trägt auch zu einem psychischen und sozialen Gleichgewicht und damit zur Gesundheit bei.

Zu einer zentralen gesundheitsförderlichen Strategie zählt heutzutage der Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils. Unser Beitrag geht daher besonders der Fragestellung nach, inwieweit ein weit gefasster Sportbegriff als „Bewegung, Spiel und Sport“ ein Element aktiver Lebensgestaltung darstellen kann. Wir möchten einen Einblick in die Relevanz und die Auswirkungen von Bewegung auf die Gesundheit geben und Tipps vermitteln, wie es gelingen kann, nicht nur für Bewegung

und deren präventiven wie rehabilitativen Nutzen zu sensibilisieren, sondern vielmehr für einen körperlich-aktiven Lebensstil zu motivieren. Der Beitrag versteht sich damit als ein Leitfaden wie auch Handlungsplan, Bewegung, Spiel und Sport in das alltägliche Leben zu integrieren und mögliche Barrieren einer Sportteilnahme zu minimieren: Sporttreiben als „Lebenskunst“? Alle Menschen müssen eine Chance haben, die Einzigartigkeit des Sports für sich selbst zu erschließen.

Wie funktioniert Gesundheitsförderung?

„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Mit diesem Satz prägte Arthur Schopenhauer (1788-1860) bereits im 19. Jahrhundert eine Lebensweisheit, die in der heutigen Zeit aktueller denn je erscheint. War das Gesundheitsverständnis damals noch geprägt von der Vermeidung von Risikofaktoren, orientiert sich die Präventionsarbeit heute jedoch vielmehr an einem Aufbau von gesundheitsfördernden Ressourcen. Unter einem emanzipatorischen Ansatz, der für ein selbstbestimmtes Gesundheitshandeln eintritt und sich an einem positiven, salutogenetischen Gesundheitsbegriff orientiert, zielt Gesundheitsförderung auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.

In Orientierung an den Grundsätzen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Gesundheit als ein positives Konzept ansieht, das gleichermaßen die sozialen und individuellen Ressourcen wie auch die körperlichen Fähigkeiten betont, gilt die Unterscheidung in eine Verhaltensförderung und Verhältnisförderung als grundlegend. Die besondere Herausforderung einer bewegungsbezogenen Gesundheitsförderung ist es nicht nur, die Bevölkerung zum Sport zu bringen, sondern auch den Sport in seinen ganzheitlichen Facetten den Menschen anzupassen und Lebenswelten zu schaffen, die ein (lebenslanges) Sporttreiben ermöglichen. Zentrale Fragen, die sich mit dem Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils beschäftigen, werden im Folgenden dazu versucht zu beantworten.

Wie finde ich Sinn im Sport(-treiben)?

Warum treiben Menschen Sport? Innerhalb der Sportpädagogik hat sich zur Beantwortung dieser Frage ein Raster etabliert, das als Sinngebungen des Sports bzw. als pädagogische Perspektiven auf den Sport bezeichnet wird. Demnach gibt es nicht den einen Sinn, weswegen sich Menschen dem Sport zuwenden. Insgesamt werden sechs Sinnbezirke unterschieden, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt sein können und sich auch im Laufe des Lebens in ihrer Präferenz für den einzelnen ändern. Diese Sinngebungen sind in den verschiedenen Sportarten bzw. Sportformen unterschiedlich ausgeprägt. Sie erhalten aber ihre weitreichende Bedeutung allein dadurch, dass sich alle Menschen hier mit ihren Motiven zuordnen und sich so immer wieder neu vergewissern können, warum sie welchen Sport – hoffentlich mit Freude – betreiben. Für diese sechs Sinngebungen haben sich im Laufe der Zeit schlagwortartig folgende Begriffe durchgesetzt, denen hier jeweils eine kurze Definition zugeschrieben wird:

Leistung (oder Selbstbewährung, SelbstwertErleben): Wir suchen im Sport nach Möglichkeiten, unsere eigenen Fähigkeiten, aber manchmal auch deren Grenzen zu erfahren. Wir nehmen diese Aktivitäten als unsere persönlichen körperlichen Leistungen wahr. Ein Leistungsvergleich mit anderen kann, muss aber nicht zwangsläufig darin eingeschlossen sein, höchstens mit uns selbst.

Gesundheit (oder Wohlbefinden, Fitness): Wir suchen im Sport den körperlichen Ausgleich, indem wir uns möglichst körperlich umfassend beanspruchen. Dabei versprechen wir uns prinzipiell positive Folgen für unsere Gesundheit,

Verbesserung der Fitness und das (auch psychische und soziale) Wohlbefinden, das sich schon während oder gleich nach der Aktivität einstellt.

Eindruck (oder Naturerleben, Bewegungserfahrungen): Wir suchen im Sport die besonderen Reize, die mit bestimmten sportlichen Bewegungen einhergehen. Das sind vor allem, aber nicht nur solche körperlichen Aktivitäten, die draußen in der Natur stattfinden und wo wir uns in „bewegenden“ Situationen wahrnehmen können.

Ausdruck (oder Gestaltung, Präsentation): Wir suchen im Sport nach solchen körperlichen Aktivitäten, wo wir unsere Bewegungen in ihrer Abfolge als besonders schön, ästhetisch, kunstvoll und insofern als gekonnt und gelungen (auch anderen gegenüber) präsentieren können. In solchen Situationen drücken wir uns über Bewegungen aus.

Miteinander (oder Gemeinschaft, Kommunikation): Wir suchen im Sport nach Kontakten zu anderen Menschen, mit denen wir unsere Aktivitäten gemeinsam ausüben. Wir schätzen dabei auch die besonderen Erfahrungen des menschlichen Miteinanders, das über den Sport zustande kommt, sei es bei der sportlichen Betätigung selbst oder im zeitlichen Drumherum.

Spannung (oder Abenteuer, Wagnis): Wir suchen im Sport nach besonderen Bewegungsanlässen, die allein deswegen spannend sind, weil ihr Ausgang offen ist. Wir können uns nicht sicher sein, ob alles so klappt, wie wir es uns wünschen. Der Ausgang ist offen, aber wir können ihn wesentlich mit unseren körperlichen Mitteln aktiv steuern und positiv beeinflussen.

Wie kann ich die Anfangshürden überwinden?

Wer seinen Sinn im Sport bereits gefunden hat, der hat für sich schon einen großen Schritt dahingehend getan, den Sport und die Bewegung in seinen Alltag zu integrieren. Die folgenden Überlegungen werden Ihnen daher vermutlich bekannt vorkommen – vielleicht ergänzen Sie diese gedanklich mit Ihren eigenen Erfahrungen. Für viele andere stellt jedoch schon die Aufnahme einer neuen Handlung, besonders das häufig als „anstrengend“ empfundene Sporttreiben, eine Herausforderung dar. Der erste Schritt zu mehr Bewegung wird häufig als der schwierigste angesehen. Aber warum ist das so? Wie kann es gelingen, eine Sportart oder Bewegungsform zunächst einmalig, dann kontinuierlich aufzunehmen?

Zur Erklärungshilfe, um zu wissen, warum eine Person eine bestimmte Verhaltensweise ausübt oder eben nicht, dient der Motivationsbegriff. In der Entwicklung der Motivationsforschung hat sich besonders das Verständnis von Motivation als die „aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten Zielzustand“ bewährt. Dieser Zielzustand kann im Vollzug der Tätigkeit selbst liegen (intrinsische Motivation), meist ist jedoch die Konsequenz des Verhaltens die eigentliche Quelle der Motivation (extrinsische Motivation).

Auf den Sport und die Bewegung bezogen, liegt die Motivation demnach in der sportlichen Ausübung selbst oder in den (bisweilen gesundheitswirksamen) Folgen des Sporttreibens – oder gar beidem. Für die Aufnahme eines bewegungsbezogenen Verhaltens ist es also entscheidend, dass die Personen der Ausübung dieser Handlungen positiv gegenüberstehen und die Barrieren einer Sport- und Bewegungsteilnahme möglichst gering gehalten werden. Folgende drei Überlegungen können dabei unterstützend wirken:

Freudvolle Bewegungsangebote aufsuchen:

Wählen Sie eine Sportart oder Bewegungsform aus, die Ihnen in erster Linie Spaß macht: Das sind dann u.a. solche Bewegungsformen, die sie immer schon einmal ausprobieren wollten, die

sie selbst immer schon interessiert hat und die Sie faszinierend finden. Das kann aber auch eine Sportart sein, die Sie selbst schon lange nicht mehr betrieben haben. Eine Motivation, die nur aus positiven Konsequenzerwartungen resultiert, ist im Gegensatz zu einer tätigkeitszentrierten Motivation nicht so stabil, um sie gegen Barrieren und Herausforderungen der Sportaufnahme aufrechtzuerhalten.

Niedrigschwellige Bewegungsangebote aufsu-

chen: Wählen Sie eine Sportart oder Bewegungsform aus, die einen einfachen Zugang zu den Bewegungsräumen gewährleistet, die wenige sportartspezifische Materialien und Voraussetzungen benötigt und die zunächst nur geringe physische wie auch psychische Anforderungen an Sie stellt. Allerdings empfehlen wir Ihnen einen moderaten Einstieg: Starten Sie nicht von null auf hundert und überlasten Sie Ihren Körper nicht mit falschem Ehrgeiz oder zu hoch gesteckten „Sofort-Zielen“.

Konkrete Bewegungsangebote aufsuchen: Wählen Sie Bewegungsangebote aus, die bereits existieren und wo sie sofort (spontan) beginnen und gleich mitmachen können – womöglich sind dies sogar Formate, die Sie zusammen mit anderen betreiben können. Auf jeden Fall sollten Sie nicht darauf warten, dass ein passendes Bewegungsangebot zu Ihnen kommen… Sie müssen es schon selbst aufsuchen!

Wie entgehe ich dem Dropout?

Mit einer Sportaktivität zu beginnen, das erste Mal joggen gehen oder mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, ist das eine. Dieses Verhalten anschließend auch dauerhaft durchzuführen und langfristig in den Alltag zu integrieren, ist das andere. Eine wesentliche Herausforderung stellt demnach die Bindung an den Sport und die Bewegung dar. Viele Menschen fühlen sich dabei mit dem Phänomen des sogenannten Dropouts konfrontiert – dem Abbruch sportlichen Handelns und dem Verfallen in alte Verhaltensmuster der passiven, bewegungsarmen Alltagsgestaltung.

Wie kann es nach erfolgreicher Überwindung der Anfangshürde des Beginnens jedoch gelingen, neue gesundheitsfördernde Verhaltensweisen auch langfristig aufrechtzuerhalten? Dafür stellt die (pädagogische) Psychologie bestimmte Strategien der Handlungskontrolle zur Verfügung, die auch ohne wissenschaftliche Expertise von den meisten Menschen angewandt werden können.

Konkrete Ziele formulieren: Ziele drücken Interessen, Vorhaben und Absichten von Menschen aus. Das bewusste Handeln und Tun ist dabei auf Ziele gerichtet, die Sinn und Zweck des Handels darstellen. Zielgerichtet zu leben bedeutet, seine Fähigkeiten zu nutzen, um seine Ziele zu erreichen. Formulieren Sie sich Ziele für Ihren Sport: anspruchsvoll, aber realistisch; variabel, aber zielführend. Sie werden Ihnen helfen, sich Ihre Wünsche und Bedürfnisse vor Augen zu führen. So stärken Sie Ihre Motivation, das Sporttreiben langfristig aufrechtzuerhalten.

Effektiv Selbstwirksamkeit steigern: Die Auswahl von geeigneten Zielen steht in enger Verbindung zur empfundenen Selbstwirksamkeit – der Überzeugung, an einem bestimmten Verhalten mit Hilfe eigener Fähigkeiten festzuhalten und es erfolgreich auszuführen. Erreichen Sie Etappen- sowie Zwischenziele und nehmen Sie sich Zeit, auch kleinere Erfolge zu feiern, indem Sie sich belohnen und daraus für die Zukunft zu lernen. Stärken Sie sich mit dem Bewusstsein dieser positiven Erfahrungen und freuen Sie sich dabei über ihre neu entdeckten Talente. Eine gestärkte Selbstwirksamkeit wird Ihnen helfen, die Herausforderungen des weiteren Sporttreibens zuversichtlich und optimistisch anzugehen.

Verbindliche Handlungen planen: Langfristiges Ziel einer Verhaltensänderung ist die zunehmende Integration neuer Verhaltensmuster als Gewohnheit in den (sportlichen) Alltag. Um eine

Regelmäßigkeit der sportlichen Handlung zu unterstützen und möglichen Barrieren der Sportteilnahme präventiv entgegenzuwirken, können insbesondere in der Anfangsphase Handlungspläne aufgestellt werden. Formulieren Sie für sich selbst sogenannte „Wenn-dann-Pläne“, in denen Sie Art, Abfolge und Zeit des Sporttreibens festlegen und Ihrem Handeln eine Struktur und Verbindlichkeit geben: „Wenn es morgen früh nicht regnet, dann werde ich anstatt mit dem Auto mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren.“

Bestärkendes soziales Umfeld aufbauen: Dem sozialen Umfeld kommt während des gesamten Prozesses der Aufnahme und Aufrechterhaltung von neuen Verhaltensweisen ein entscheidender Einfluss zu. Für eine langfristige Sportpartizipation sollte das soziale Umfeld eine bestärkende und auch praktisch unterstützende Funktion einnehmen. Lassen Sie Ihr soziales Umfeld an Ihren Vorhaben teilhaben, bauen Sie persönliche Bindungen zu Menschen mit ähnlichen Zielen auf, aber vermeiden Sie, den neuen Lebensstil als Ersatz für Freundschaften zu sehen, sondern vereinen Sie bestehende Ressourcen mit den neuen Herausforderungen Ihres Sporttreibens als einen „Mehrwert“.

Wie kann ich Sport als Lebenskunst begreifen?

Körperliche Aktivität bzw. Sport (-treiben) soll uns irgendwie zugute kommen. Der aktive Sport soll eine (gesundheitsförderliche) Bereicherung für unser Leben sein. Diese pädagogische Absicht wiederum setzt voraus, dass der Sport für uns selbst Sinn macht – warum würden wir ihn sonst auch freiwillig betreiben? Sporttreiben kann dabei als ein Element unserer (alltäglichen) Lebensführung aufgefasst werden. Doch taugt der Sport gar als Lebenskunst? Dazu muss man sich zunächst vor Augen führen, dass Sport bzw. körperliche Aktivität nur eine Möglichkeit ist, sein Leben sinnvoll und erfüllt und eben aktiv selbst zu gestalten – denn: Man kann prinzipiell auch ohne Sport auskommen oder sich anderen Elementen der Lebenskunst zuwenden (z.B. der Musik, der Gartenarbeit etc.). Doch wer sich für Sport entscheidet, der weiß in aller Regel, was er ihm bedeutet und warum es ihm Freude bereitet, sich beim Tanz oder beim Spiel, auf dem Wasser oder im Fitness-Studio oder sonst wo zu bewegen. In dieser Hinsicht können womöglich ein paar Empfehlungen helfen, das Sporttreiben als eine persönliche Lebenskunst zu betrachten und dieses Aktivsein in sein Leben (noch besser und immer wieder neu) zu integrieren. Die folgenden fünf „Merkposten“ seien dazu genannt und kurz jeweils erläutert:

Erfüllte Gegenwart: Wir treiben Sport, weil es uns Freude macht. Im Sport können und müssen wir ganz bei der Sache sein. Wir gehen in diesem Tun auf und können schöne, manchmal auch anstrengende Momente (hinterher) genießen. Im Sport erleben wir aktive und selbstbestimmte erfüllte Gegenwart.

Pflege der Gewohnheit: Sport(-treiben) sollte keine „Einmal-und-nie-wieder-Veranstaltung“ sein. Erst mit einer gewissen Regelmäßigkeit der Ausübung stellt sich sportliches Können bzw. stellen sich Verbesserungen (auch der Gesundheit) ein. Beiläufig entstehen so auch Bindungen zu anderen Menschen: Sportliche Gewohnheiten können stets „in Bewegung“ gepflegt werden.

Differenz erfahren: Die eben genannte Regelmäßigkeit kann gelegentlich zur Routine verkümmern. Dann gilt es, dieser Einseitigkeit mit Offenheit für anderes zu begegnen, die Vielfalt der Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung immer wieder neu auszuschöpfen und dabei eigene Vorstellungen „differenziert“ zu verwirklichen.

Erkennen von Ambivalenzen: Im Sport sind wir aktiv und in Bewegung. Über diese körperlichen Aktivitäten können wir auch reflektieren und die Sinnfrage stellen. Letztlich gilt es, dass der Sport uns selbst zugutekommt. Das tut er jedoch nicht

per se: Sport ist doppelwertig. Er kann uns auch schaden. Deswegen müssen wir stets die gesundheitlichen Folgen dabei bedenken.

Verantwortung übernehmen: Wir sind für unser Sporttreiben selbst verantwortlich, manchmal übernehmen wir dabei auch Verantwortung für andere Menschen. Deswegen kommt es darauf an, stets sorgsam zu sein und die Bedingungen für körperliche Aktivitäten hinsichtlich unserer Intentionen, aber auch in Bezug auf mögliche (unerwünschte) Konsequenzen zu bedenken und dabei eventuelle Konflikte vorgreifend auszuschalten und mögliche Kritik anzunehmen.

Zum Schluss: Wir wollten Ihnen mit unserem Beitrag Bewegung, Spiel und Sport als eine präventive Ressource zur Gesundheitsförderung ein wenig näherbringen und haben dafür ein paar Bausteine erläutert. Inwiefern sich unser Konzept tatsächlich eignet, das bleibt eine offene Frage. Das muss im Grunde jede/jeder für sich allein herausfinden – denn: Zum Sporttreiben kann man niemanden zwingen, sondern immer nur einladen. Sporttreiben kann man in seine Lebensführung integrieren. Es kann zu einem Element der Lebenskunst werden. Und dann gilt: Wer sich für Sport entscheidet, für den kann „Länger besser leben.“ mit Sicherheit ein lohnendes Ziel sein. ■

Literatur Balz E., Kuhlmann D (2015). Sportpädagogik. Ein Lehrbuch in 14 Lektionen (5. Auflage). Aachen: Meyer & Meyer. Fuchs R., Göhner W, Seelig H (Hrsg.) (2007). Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils: Theorie, Empirie und Praxis. Göttingen: Hogrefe-Verlag. Heckhausen J., Heckhausen H (Hrsg.) (2018). Motivation und Handeln. Berlin: Springer-Verlag. Kurz D. (2017). Pädagogische Fragen zum Sport. Ausgewählte Beiträge. Hildesheim: Arete. Schmid W. (2013). Dem Leben Sinn geben. Von der Lebenskunst im Umgang mit Anderen und der Welt. Berlin: Suhrkamp.

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