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Wir sind aufeinander angewiesen

Hélène Baumann erteilt in der Schweizer Skischule Meiringen-Hasliberg vor allem Privatunterricht, Ueli Zimmermann leitet das Kinderland. Im Interview sprechen die langjährigen Lehrpersonen unter anderem über die Rollenverteilung, die nicht dem gängigen Klischee entspricht.

Wie seid ihr einst zu diesem Job gekommen?

Ueli Zimmermann (UZ): Eigentlich per Zufall. Ich bin gelernter Schreiner und habe im Winter 2007/08 in Laax meine erste Saison absolviert, nachdem ich mich auf ein Inserat beworben hatte. Das war vor dem Militär, ich wollte einen Winter bleiben – und es wurden drei. Nun bin ich seit zwölf Jahren hier, und im Sommer arbeite ich als Leiter Betrieb bei der Brienz-Rothorn-Bahn.

Hélène Baumann (HB): Wir sind schon in meiner Kindheit leidenschaftlich Ski gefahren. Ich habe in der Jugend durch meine Mutter das Leiten im Sport allgemein gelernt, und weil wir oft auf dem Hasliberg in den Ferien waren, haben sich die weiteren Schritte ergeben. Als der Skischulleiter jemanden suchte, der Französisch spricht, kam meine Mutter zum Zug. Sie nahm meine ältere Schwester und mich als Hilfsleiterinnen mit und gemeinsam haben wir eine 70-köpfige Gruppe von Franzosen unterrichtet. Später habe ich meinen Mann kennengelernt, und da wir viele

Jahre in der Landwirtschaft tätig waren, war das Skischulwesen eine sehr gute Ergänzung.

Heute gibst du, Hélène, hauptsächlich Privatunterricht…

HB: …das ist korrekt, ja, ich habe in erster Linie Privatgäste. Kinder, aber noch mehr Erwachsene. Viele Gäste und ihre Familien sind zu Freunden geworden. So begleite ich einige in der dritten Generation. Ich darf auch einige Menschen mit Handicap, beispielsweise dem Down-Syndrom, begleiten, die eine Eins-zu-Eins-Betreuung brauchen.

Gäste aus den Niederlanden, England und Frankreich versuche ich in deren Sprachen zu unterrichten. Da gibt es auch immer wieder Gelächter, wenn ich falsch interpretiere. Diese unterschiedlichen Aufgaben sind sehr spannend.

UZ: Ich leite das Kinderland, gewährleiste da den Betrieb, aber mein Haupteinkommen sind die Kinderklassen. Das ist mein Business. Ich liebe Kinder und je mehr Mist ich machen kann, desto glücklicher bin ich. Bei mir muss immer etwas laufen!

Gibt es nicht verwunderte Blicke, wenn so ein Bär von einem Mann im Kinderland arbeitet?

UZ: Mittlerweile lebe ich ein wenig von meinem Ruf. Ich bin lange dabei, man kennt mich, viele Kinder wollen zu mir kommen. Aber klar, wenn man gross ist, eine tiefe und laute Stimme hat und einen Bart trägt, braucht es psychologisches Geschick und Tricks, denn eine 18-jährige Frau ist für die Kinder viel eher eine Bezugsperson. Mit den kleinsten Gästen spreche ich ganz leise, gehe auf die Knie oder lege mich manchmal auf den Boden, spiele den Clown, stolpere und fabriziere einen Purzelbaum, damit das Eis bricht. Weinende Kinder kenne ich eigentlich nicht, bei mir ist immer

Party. Kinder wollen unterhalten werden und wenn der Spass da ist, funktioniert der Unterricht.

Verstehst du das Klischee, das besagt, dass für diesen Job Frauen zuständig sind?

UZ: Ich weiss, dass es dieses Klischee gibt, aber ich verstehe es nicht. Es gibt in den Skischulen viele grosse, auch rauhe Männer, die hervorragend mit Kindern umgehen. Viele sind grosse Teddybären, die den Draht zu den Kindern haben. Aber klar, ab und zu wird vielleicht gedacht: Was macht dieser Typ da? Hoffentlich «frisst» er mein Kind nicht…

HB: Dass man im Kopf hat, dass eine Frau anders ans Werk geht, mit diesem mütterlichen Gedanken und einer feinen, sanften Art, ist nachvollziehbar. Lange gab es ja diesen Gedanken: Der Mann geht zur Arbeit, die Frau schaut zu den Kindern, was sich zum Glück ein wenig verändert hat. Aber wir haben in unserer Skischule viele junge Männer, die dieser Aufgabe hervorragend nachkommen.

Wie ist es umgekehrt? Gibt es staunende Gesichter, wenn eine Frau zu einer Gruppe von Könnern kommt?

Oder gar den Gedanken: Was will die denn uns beibringen?

HB: Früher ist es schon vorgekommen, dass ein Mann zurück aufs Skischulbüro ging und einen Lehrer wünschte, denn eine Frau könne ihm nichts beibringen. Meistens war keine andere Lehrperson da, also musste man als Frau einfach besser sein.

Gibt es diese Meinung nach wie vor?

HB: Ja, wenn auch sehr, sehr selten. Ich hatte mal eine Gruppe, in der gesagt wurde: Diese Frau kann uns nichts beibringen. Ich ging mit ihnen in die Höhe, um einen Hang zu entjungfern und sagte, sie sollen vorausfahren, ich werde nachkommen. Auf die Frage, wie weit sie fahren sollen, antwortete ich: Fahrt, bis ihr stürzt. Keiner brachte mehr als drei Bögen hin.

Wie sieht es mit der Akzeptanz bei jugendlichen Gästen aus?

UZ: Die kennen unsere Frauen und wissen, dass da etwas läuft.

HB: Letztes Jahr unterrichtete eine Kollegin von uns, eine unserer SpitzenSkilehrerinnen, auf der Black-Stufe.

Einer der Burschen sagte zu einem anderen: Wir haben eine Frau, das kann ja wohl nicht wahr sein! Der andere sagte: Oh, sie kommt wieder, sie ist super! Und am Mittag war alles in Ordnung. Es gibt noch solche Momente, aber nicht mehr allzu oft.

UZ: Generell ist es so: Lehrerin oder Lehrer spielt heute keine Rolle mehr. Beide Geschlechter werden akzeptiert.

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Hélène, musst du dich als Frau beweisen?

HB: Ja, immer wieder und vor allem in den oberen Bereichen. Bei Gästen, die skifahrerisch noch nicht so weit sind, ist das weniger ein Problem, da ist Einfühlsamkeit gefragt, weil sie etwas Spezielles suchen, beispielsweise die Panik verlieren wollen. Wenn man ins Gelände geht, muss man sich eher beweisen.

Gegenüber den Leuten?

HB: Ja, und auch mir selber gegenüber. Ich frage mich ab und zu: Kann ich das noch? Soll ich? Aber wenn ich fahre, geht es gut.

UZ: Jeder Gast ist eine Challenge, eine Prüfung – und ich will immer das Maximum herausholen.

Ihr seid in unterschiedlichen Feldern tätig. Bringt ihr auch unterschiedliche Qualitäten mit?

Zweimal in der Woche haben wir selber Kurse, in denen wir uns weiterentwickeln und den Austausch mit unseren Experten pflegen. Da ist egal, wer Kinder oder Erwachsene unterrichtet.

UZ: Der Austausch ist uns generell sehr wichtig, auch mal bei einem Kaffee oder Mittagessen. Der Wissensfluss muss gewährleistet sein, denn Wissen ist eines der wenigen Dinge, die sich durch teilen mehren. Wir wollen in der ganzen Schule über Qualität verfügen, deshalb ist dieser Austausch so wichtig. Und es ist auch so, dass fast alle Lehrpersonen mal im Kinderland arbeiten.

HB: Ich bin kürzlich für eine kranke Kollegin eingesprungen und kann sagen: Es war fantastisch!

Heisst es nie: Oh, das ist nur ein Kinderlehrer?

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HB: Ich habe das Gefühl, dass alle unsere Mitarbeitenden in erster Linie Freude am Schneesport haben. Das ist die Grundvoraussetzung. Zudem schätzen wir es, Menschen um uns herum zu haben, egal, ob Kinder oder Erwachsene. Unsere Herausforderung ist es herauszufinden, wie man die jeweilige Person nehmen und was aus ihr herausholen kann. Wie man sich dann weiterentwickelt, ist individuell –jemand ist in den Stangen oder im Rennsport daheim, eine andere Person im Kinderland, und so weiter. So hat jeder ein Feld, aber die Basis ist wichtig. UZ: Die Freude am Leben, Freude, an der frischen Luft zu sein, Freude an Menschen ist uns allen gemeinsam. Ein Skilehrer ist kein trauriger Mensch, wir sind eher extrovertiert, erzählen gerne. Danach folgen die von Hélène erwähnten Spezifikationen, wobei dies eine Entwicklung ist. Ich weiss nicht, ob ich in 20 Jahren noch der Kinderspezialist bin. Hélène hat früher sicher auch mehr Kinder unterrichtet und ist später zur Erwachsenenspezialistin geworden, das kann bei mir auch passieren.

Tauscht ihr eure Qualitäten und Erfahrungen untereinander in der Skischule aus?

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HB: Gerade in dieser Saison ist dies sehr stark der Fall. Wir haben viele jüngere Kolleginnen und Kollegen, die noch nicht sehr erfahren sind und uns fragen.

UZ: Wenn jemand dieses Gefühl hat, kann er gerne mal eine Woche hier arbeiten…

HB: Früher war das eher der Fall. In meinen Anfängen hatten die arrivierten Lehrer immer Vorrang beim Privatunterricht. Das hat sich in meinem Augen extrem zum Guten geändert. Wir tragen alle die gleichen Kleider, sind gleich angeschrieben – da gibt es keine Unterschiede. Wir sind ein Team, unterstützen uns gegenseitig und versuchen, jedem Gast das Beste zu geben.

Die Arbeit mit Kindern ist ja auch nicht wirklich einfacher als mit Erwachsenen…

UZ: Bei uns in der Schule ist bekannt, dass der schwierigste Job jener bei den kleinen Kindern ist. Wer einen schnellen Schwung fährt oder in einem Rennen brilliert, kann nicht zwingend auch unterrichten. Technik ist ein Ding, aber die Pädagogik und Methodik sind in meinen Augen entscheidender.

Im Kinderunterricht werden die Anforderungen immer grösser…

HB: Bei Gruppen mit Mädchen und Jungs schliesst sich ein Lehrer immer auch mit einer Lehrerin zusammen, damit bei einem Gang auf die Toilette dasselbe Geschlecht mitgeht. Vor 20 Jahren hat man einem Kind das Gesäss geputzt und sonst geholfen – das ist heute undenkbar, da sind unsere jungen Lehrpersonen extrem gefordert.

UZ: Man muss sich bewusst sein, dass 60 Prozent der Kinder, die am Montag in

Bewirb dich jetzt auf: career.helvetic.com die Skischule kommen, nicht freiwillig da sind. Die Eltern wollen es so. Da ist es die Herausforderung, dass die Kids am Mittag sagen: Ich komme morgen wieder, es war cool!

HB: Unser Glück ist, dass wir auch Muki/ Vaki im Angebot haben. Dass die Jüngsten am Anfang von einer erwachsenen Person begleitet werden. Das hat die Tränenflut um 80 Prozent minimiert. Aber es gibt schon die Wochen, in denen die Skischule in den Augen der Eltern ein Kinderhort ist, die Forderung, dass ihre Kinder das Skifahren lernen, bleibt jedoch bestehen. Weinenden Kindern etwas beizubringen, ist aber sehr schwierig. Das sind Herausforderungen, die wir als Lehrpersonen gemeinsam besprechen.

Das heisst: In eurem Job braucht es beide.

HB: Definitiv, wir sind aufeinander angewiesen.

UZ: Es sind Zahnräder, die ineinander greifen müssen, sonst geht es nicht. Es braucht alle, damit unser Uhrwerk, unsere Skischule, am Laufen bleibt.

HB: Die grosse Challenge ist die richtige Einteilung der Lehrpersonen. Ich staune

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