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Ein High five beflügelt
Der Snowpark ist (leider) immer noch eine mehrheitlich männliche Domäne. Wir geben ein paar Tipps, wie das anders werden kann.
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Die genauen Gründe sind schwierig auszumachen. In unseren Köpfen sind Jungs stark und stellen sich der Angst, Mädchen sind hübsch und benehmen sich. Das ist uns bewusst oder unbewusst so anerzogen worden. Dass es biologische und physische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, ist unbestritten. Das heisst jedoch noch lange nicht, dass Mädchen und Frauen keinen Platz im Snowpark haben. Die Schneesportlehrperson muss sich bewusst sein, dass Mädchen und Jungs unterschiedlich ticken, eine andere Lernumgebung benötigen und einen anderen Umgang mit Überwindung haben. Nachfolgend ein paar Tipps, wie Mädchen im Freestyle gefördert und ihnen Spass im Snowpark vermittelt werden kann.
1. Die richtige Lernumgebung schaffen
Eine gute Gruppendynamik ist wichtiger Bestandteil der Lernumgebung. Wenn sich die Mädchen untereinander gut verstehen und der Lehrperson vertrauen, entsteht ein Wir-Gefühl. Im Team sind wir bekanntlich erfolgreicher als allein. Reine Mädchen-Gruppen zu bilden, hilft dabei ungemein. Die Lehrperson kann mit einem guten Einstieg in die Lektion und der wiederholten Vermittlung des Teamgedankens die Gruppendynamik fördern. Zur Lernumgebung gehört auch die Infrastruktur. Hier ist es wichtig, sicher zu stellen, dass Hindernisse, Sprünge oder Boxen zur Verfügung stehen, die dem Niveau entsprechen.
2. Realistische Ziele setzen Gerade Freestyler:innen neigen dazu, den Cracks zuzuschauen und die spektakulären Tricks als Ziel zu sehen.
Für die meisten sind solche Ziele jedoch unerreichbar. Ziele sollen so definiert werden, dass sie aufbauen und in kurzer Frist erreichbar sind. Spass an der Sache und kleine regelmässige Erfolgserlebnisse sind zentral.
3. Schritt für Schritt Richtung Erfolg Im Snowpark spielt die Überwindung eine grosse Rolle. Wichtig ist es, dass keine Angst im Spiel ist. Hält man sich an die realistischen Ziele und baut man den Unterricht in kleine Teilschritte strukturiert auf, fällt es den Schülerinnen leichter, sich zu überwinden. Ein Kicker kann einschüchternd wirken. Deswegen sollen die Schülerinnen nicht einfach probieren, über ihn zu springen. Zuerst kann in der Fläche geübt werden. Beherrscht die Schülerin den Absprung auf der Fläche, kann sie es auch über einen kleinen Kicker. Klappt es über den kleinen, funktioniert es auch über einen mittleren usw., bis das Selbstvertrauen da ist, über den grossen Kicker zu springen. Wichtig ist es, hierbei genügend Zeit zu investieren, damit die Teilschritte erreicht und gefestigt werden. So stellen sich auch immer wieder Erfolgserlebnisse ein und die Einschüchterung weicht der (Selbst-)Sicherheit.
4. Festigen durch Wiederholung
Es braucht Zeit und unzählige Wiederholungen, bis ein Trick wirklich sitzt.
Diese Zeit muss auch im Schneesportunterricht vorhanden sein. Als Lehrperson ist es wichtig, dass sich die Schülerinnen die Zeit nehmen können, etwas so lange zu wiederholen, bis sie es beherrschen. Es ist nicht aussergewöhnlich, zehn, zwanzig oder dreissig Mal dieselbe Bewegung zu üben. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich Fortschritte zu machen, sondern darum, jeden kleinen Fortschritt zu feiern und mit Spass an der Sache dran zu bleiben. Also lieber viel mehr Zeit bei den einfachen Tricks investieren und Spass daran haben, als mit Angst schwierige Tricks zu probieren. Ein bestärkendes Umfeld und eine positive Fehlerkultur sind für die Schülerinnen entscheidend. Auch die Lehrperson soll zeigen wo die eigenen Schwächen liegen und wie sie damit umgeht.
5. Bestärken und motivieren
Gerade für Mädchen ist es äusserst wichtig, eine Person an der Seite zu haben, der oder die ihnen die Bestätigung gibt, dass sie auf dem richtigen Weg sind und sie darin bestärken weiterzumachen. Dies kommt zum einen von der Lehrperson, es kann aber auch von der gesamten Gruppe kommen. Es geht nicht um den Applaus für spektakuläre Tricks. Jeder kleine Fortschritt oder auch nur der Wille, etwas Neues zu probieren, muss gefeiert werden. Ein Zuruf, ein Jubel, ein High five oder ein einfaches «Gut gemacht» von der Lehrperson oder der Gruppe beflügelt ungemein. Die Schülerinnen sollen stolz auf sich und ihre Leistung sein und das auch zeigen dürfen.
6. Die Rolle als Vorbild wahrnehmen Mädchen brauchen weibliche Vorbilder. Schneesportlehrerinnen müssen sich bewusst sein, dass sie, egal ob im Kids Village oder in der Erwachsenenbildung, diese Heldinnenrolle übernehmen. Jede Lehrperson gibt bewusst oder unbewusst ein Bild von sich ab, das sich bei den Schülerinnen einprägt. Diese Erinnerung bleibt lange in den Köpfen und kann auch Jahre später noch motivierend wirken. Wird diese Vorbildfunktion gelebt, hat das einen nachhaltigen, positiven Einfluss und kann weit mehr bewirken, als dass die Schülerinnen nur Fortschritte im Schneesport erzielen. •