M A R I O G ÓME Z AN D R E AS RE TTIG D EN N I S S C H R Ö DE R RO B E RT PI RÈ S 1. FC HE I D E N HE IM G IR O D ’ I TAL IA E TG AR KE R ET UN D V IE L E A NDE R E
HOFFNUNG
LESEPROBE
#7 05/2017
PRINZIP HOFFNUNG Sie haben hoffentlich Intouchables („Ziemlich beste Freunde“) gesehen. Der Film erzählt die Geschichte von Philippe und Driss, zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten; der reiche Philippe, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist und sein Krankenpfleger Driss, der eigentlich nur eine Unterschrift für das Pariser Arbeitsamt abholen wollte. Der Film zeigt, wie unterschiedlich wir doch sein können – sogar wie vermeintlich trostlos unser Leben sein kann – und es doch noch Hoffnung auf ein Lächeln gibt. Sie werden bemerkt haben, dass Mario Gómez unser Cover ziert. Mit jemandem, der so viele Hochs, aber auch einige Tiefs in seiner Karriere erlebt hat, über die Erwartungen an das Leben zu sprechen, war einfach unabdingbar. Und mit jedem seiner Worte und den dazugehörigen Gesten war unserem Kollegen Felix Seidel, mit dem ich Gómez in Wolfsburg besucht habe, klar: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bleiben Sie hoffnungsvoll. EIN AUSZUG AUS DEM EDITORIAL ZUR S I E B T E N A U S G A B E V O N S O C R AT E S .
DER FUSSBALLFLUCH Für mich ähnelt die Liebe zu einer Fußballmannschaft, zumindest die zu Maccabi Petach Tikwa, der Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit – es ist etwas, was man nie wollte, und man ist weit davon entfernt, darauf stolz zu sein, aber wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, muss man dafür Verantwortung übernehmen. Schließlich hat mich niemand dazu gezwungen, Fan einer Mannschaft zu sein, die so wenig Fans und Talent besitzt und weder aus meiner Heimatstadt Ramat Gan kommt, noch sie vertritt.
EIN AUSZUG AUS DER GESCHICHTE VON DEM ISRAELISCHEN SCHRIFTSTELLER ETGAR KERET ÃœBER SEINE VERFLUCHTE M A N N S C H A F T S WA H L .
„ICH PROVOZIERE MESUT“
Ist es für Sie nachzuvollziehen, dass sich immer mehr Arsenal-Anhänger wünschen, dass Arsène Wenger den Verein verlässt? Das kann ich zumindest zum Teil verstehen, denn die Erfolge bleiben, bis auf zwei Siege im FA-Cup, aus. Sie warten aber sehnsüchtig auf Titel in der Premier League oder in der Champions League und dort war seit 2010 immer im Achtelfinale Schluss. Das ist sicherlich für die treuesten Fans sehr frustrierend. Wann wird er denn aufhören? Was sagt Ihr Gefühl? Ich glaube, dass er noch nicht fertig ist. Er will es mit dem FC Arsenal mindestens noch einmal versuchen. Es geht einzig und allein um seine Motivation, und die ist mit Sicherheit noch vorhanden. Dass er sich über ein mögliches Ende Gedanken macht, ist ja nachvollziehbar, aber er hat noch dieses Feuer in sich und das sollte entscheidend sein in seiner Reflektion. Auf jeden Fall gab es bei mir nie einen Augenblick, an dem ich nicht an ihn geglaubt habe. Er ist ein toller Mensch mit einem großen Herzen. Dass man ihn so lange gehalten hat, spricht eindeutig für seine Verdienste. EI N AUSZUG AUS DEM INTERVIEW VON ALE X I S ME NU GE MI T D ER ARSENAL- LEG ENDE ROB ER T PI RÈ S ÜBE R ARSENALS D EU TSCHE U N D A R S È N E WENGER.
EIN MANN MIT SICH IM REINEN
Ist Wolfsburg in den kommenden Jahren in der Lage, auch wieder oben mitzumischen? Langfristig ist das die Vision und auch das Ziel dieses Vereins. Wir müssen da auch gar nicht drum herum reden: Wenn man sich die Qualität unseres Kaders und die Investitionen des Vereins anschaut, dann kann der Anspruch hier nicht der Kampf um den Klassenerhalt sein. Aber es gibt immer mal wieder Situationen, die sich komplett anders darstellen, mit denen man sich dann auseinandersetzen muss. Nehmen wir Dortmund. Die waren vor zwei Jahren zur Winterpause Zweitletzter – mit einer Wahnsinnsqualität in der Mannschaft. Keiner hat verstanden, warum das so war. Man muss dann nach den Ursachen forschen, diese intern aufarbeiten. Genau das wurde und wird hier in Wolfsburg gemacht. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt einen Trainer haben, der perfekt zu dieser Mannschaft passt. F E L I X SE ID E L UND FAT IH DEM IREL I S P R E C H EN MI T DEM NATIONALM ANNSCHAFTSST Ü R M E R MARI O GÓMEZ Ü BER SEINE ERFAHR UNG E N , H O F FNUNGEN U ND ZIELE NACH SEIN E M R ÜC KT R I T T.
RETTIGS THESEN
ANDREAS RETTIG UNTERSCHREIBT BEIM FC BAYERN MÜNCHEN. Diese Hoffnung hege ich nicht. Weil jeder, der beim FC Bayern beschäftigt ist, ein Höchstmaß an Verlust seiner persönlichen Lebensqualität hat. Ich könnte zum Beispiel nicht einfach mit einer Bierflasche an der Straße stehen, ohne dass es danach zwei Tage lang im Blätterwald rauschen würde. Diesen Verlust an Lebensqualität will ich mir durch kein Geld der Welt, auch nicht durch einen Job beim FC Bayern, nehmen lassen. Ich will weiterhin in meiner Stammkneipe Karten spielen und auch mal vor der Tür ein Bier trinken können. AN DR E AS R E TTI G BEZIEHT BEI SOCRATES Z U 12 T HES EN DER HOFFNU NG STELLU NG . EI N AUSZUG.
TRAUMJOB: TRAINER Ich lese viele Trainerbiografien, im Auto läuft oft keine Musik, sondern mal ein Hörbuch. Genre? Klar, Fußball! Ich schaue mir Trainer-Pressekonferenzen an, die vor- und nach den Spielen abgehalten werden. Ich beobachte, wie sich die verschiedenen Trainer verhalten, aber auch, um zu verstehen, wie und warum sie gewisse Entscheidungen treffen und wie sie diese begründen. Ich beobachte, wie sie den Umgang mit ihren Spielern bewerkstelligen. Dabei fokussiere ich mich nicht nur auf die Bundesliga. Momentan haben es mir vor allem Marcelo Bielsa und Jorge Sampaoli angetan. Ihre Übungen, ihre Ansprache an die Mannschaft, diese gesunde Emotionalität – das ist schon überragend. I N S E I N E R K O L U M N E E R Z Ä H LT N U R İ Ş A H İ N ÜBER DEN TRAUMJOB ALS TRAINER UND V E R R Ä T , W E R I H N B E E I N D R U C K T.
POWER DER PROVINZ
Nur mit einer vernünftigen Hardware schafft man allerdings auch nicht vier Aufstiege in elf Jahren. Es ist die Herangehensweise, die Heidenheim von vielen anderen Standorten unterscheidet. „Wir limitieren uns nicht in unserem Denken. Das ist der Anfang von allem, unsere ideologische Basis. Und wir sind bereit, immer auch querzudenken“, sagt der Vorstandsvorsitzender, Holger Sanwald. Kurze Entscheidungswege machen den Klub so flexibel und handlungsschnell. Am Ende jeder Diskussion entscheiden zwei Personen über die sportlichen Geschicke: Sanwald und Trainer Frank Schmidt. Oft aus dem Bauch heraus, wie ein altes Ehepaar. S T E FA N R O M M E L S P R I C H T MIT HOLGER SANWA L D U N D F R A N K SCHMIDT ÜBER DIE ERFOLGSGESCHICHTE DES 1. FC HEIDENHEIM, DIE DEN MENSCHEN Z E I G T, D A S S E I N ANDERER WEG IMM E R M Ö G L I C H I S T.
TORE HINTER REAKTOREN Die Tage nach dem Unglück verbrachte Tomoyasu Naito bei seinen Eltern in der Präfektur Kanagawa westlich von Tokio. Rund um die Uhr liefen die Fernseh-Nachrichten. „All diese Bilder zu sehen, kochte in mir die Frage hoch, warum ich eigentlich geflohen war. Ich muss doch etwas für Fukushima tun, dachte ich“, sagt er. Viele Menschen rieten ihm davon ab, jemals wieder zurückzukehren, erzählt Naito. Der Keeper mochte sich zuhause zwar in Sicherheit gefühlt haben, doch sein Gewissen plagte ihn, nicht vor Ort zu helfen. Erst durch die Flucht realisierte er, wie sehr ihm Fukushima ans Herz gewachsen war.
EIN AUSZUG AUS DER REPORTAGE VON TAKASHI SUGIYAMA UND FRANCOIS DUCHATEAU ÃœBER DEN FUKUSHIMA UNITED FC, DER TROTZ EINER REAKTORKATASTROPHE SCHAFFT, WIEDER AUFZUSTEHEN.
„DAS IST JETZT MEIN TEAM“ Sie spielen mit großem Selbstvertrauen. Gab es irgendwann auch mal Selbstzweifel? Selbstzweifel kann sich in dieser Liga niemand erlauben. Ich mache mir über solche Dinge keine Gedanken. Ich spiele einfach mein Spiel, versuche, meinem Team zu helfen und das Vertrauen des Trainers zurückzuzahlen. Das war schon immer meine Art und damit habe ich bisher Erfolg gehabt. Trotz des hohen Drucks, dem Sie ausgesetzt sind? Druck? Nein, die gegnerische Mannschaft weiß ja auch, dass auf der anderen Seite ein guter Spieler steht. Point Guard ist die härteste Position in der Liga. Jeden Abend stehen sich auf der Position die besten Spieler der Welt gegenüber – Russell Westbrook, Kyrie Irving oder John Wall. Es ist immer eine Herausforderung, da muss man hart sein und darf keine Angst haben. EI N AUSZUG AUS DEM INTERVIEW VON DAV I D NI E NHAU S MI T D EM G EREIFTEN STAR DE S DEUTS C HEN BAS K E TBALLS, DENN IS SCHRÖDE R , Ü B E R R ES P E KT UND VERANTWORTU NG .
DIE BAR UND DIE KIRCHE Bedeutende italienische Schriftsteller hatten die historische Bedeutung des Giro sofort erkannt. Die meist urbanem Milieu entstammenden Autoren reflektierten über den Wandel der Gesellschaft. Die nach dem Zweiten Weltkrieg aufblühende Wirtschaft hatte das Land grundlegend verändert. Hatte das Fahrrad bis dahin noch von der Arbeiterschaft bis hin in die Mittelschicht den Menschen als hauptsächliches Transportmittel gedient, wurde es nun allmählich vom Auto abgelöst. Manchen galt der Giro als Sport einer „armen, verlorenen Vergangenheit“. Wer die Rundfahrt verfolgte, fahndete auf den Etappen nach seiner Kindheit, nach einer unwiederbringlichen Zeit. Darum stemmten sich viele auch gegen jede Veränderung. Der Wandel war tiefgreifend, doch hatte er den Radsport nicht umgebracht, sondern nur geschwächt. Von anderer Seite drohte jedoch eine neue Gefahr. Doping. İNAN ÖZDEMİR WIRFT EINEN BLICK A U F D E N G I R O D ’ I TA L I A V O N G E S T E R N , HEUTE UND MORGEN ZU EHREN SEINES HUNDERTEN JUBILÄUM.