So mächtig die Hindernisse auch sein mögen, so intensiv strahlt die Liebe eine solche Kraft aus, dass sie Kampflust entfachen kann. Das lehren uns nicht nur unzählige Bücher, Filme, Lieder, sondern das Leben. Fragen Sie nach bei Sportlern, was diese investiert haben, um an ihre Ziele zu kommen und wie oft das Leben als Leuchtturm gedient hat. „Du und ich – und auch sonst keiner – kann so hart zuschlagen wie das Leben! Aber der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann... Es zählt bloß, wie viele Schläge man einstecken kann und ob man trotzdem weitermacht.“ Der sonst so einfachgestrickte Rocky Balboa hat sowas von recht. Kampf ist das Thema unseres Centre Courts dieser Ausgabe. Wir haben wieder eine Reihe von Geschichten gesammelt und dokumentiert und festgestellt, dass selbst der Kampf immer wieder ein anderes Gesicht zeigen kann. Und manchmal lächelt er uns an wie Claudio Pizarro, den unser Kollege Stefan Rommel in Bremen getroffen hat. Bleiben Sie kampfstark. EIN AUSZUG AUS DEM EDITORIAL ZUR A C H T E N A U S G A B E V O N S O C R AT E S .
DAS LEBEN IST EIN KAMPF
An seinem zweiten Geburtstag trägt der junge Philipp Lahm eine Manschette am linken Unterarm. Wenigstens ist der dicke, weiße Gips kurz zuvor runtergekommen, dieses Monstrum vom Handgelenk bis über den Ellbogen zum Oberarm. Er war gestürzt, hatte sich das Ellbogen-Gelenk verletzt, ein Teilabriss der Sehne und des Seitenbandes, musste operiert werden. Als er aus der Narkose aufwacht, fängt er an zu weinen. Beim Kicken schlüpft der kleine Philipp in jenem Sommer, einem viel schöneren Sommer als üblich, trotz der Hitze in ein Langarmtrikot, darunter die lästige, weil viel zu heiße Manschette. Dann nimmt er sich den Ball, dringt von der linken Seite in den Strafraum und schlenzt die Kugel ins rechte, obere Toreck. Bamm! 1:0 gegen Costa Rica. Dieser Treffer war die eigentliche Eröffnungsfeier der WM 2006 in Deutschland. EIN AUSZUG AUS DER GESCHICHTE V O N PAT R I C K S T R A S S E R Ü B E R D E N „FIELD-ART KÜNSTLER“ DES FC B AY E R N , P H I L I P P L A H M .
SCHLUSS MIT GRAFFITI
ROLLENSPIELER Glauben Sie, die Chance genutzt zu haben? Absolut. Für einen Rookie habe ich insgesamt viel Spielzeit bekommen. Tatsächlich häufig auch in den entscheidenden Phasen einiger Spiele. Und ich konnte meinem Team helfen, Spiele zu gewinnen. War es das, was man Ihnen in Chicago auch versprochen hatte? Natürlich gehört auch ein bisschen Glück dazu. Aber ich glaube, dass ich belohnt worden bin, dafür, dass ich immer weitergearbeitet habe – im Sommer, in der Zeit, in der ich nicht gespielt habe. Ich habe der Mannschaft und dem Trainer gezeigt, dass sie auf mich bauen können. EIN AUSZUG AUS DEM INTERVIEW V O N D AV I D N I E N H A U S M I T D E M „ROLLENSPIELER“ DER CHICAGO BULLS, PA U L Z I P S E R , Ü B E R S E I N E E R S T E NBA-SAISON.
BLOSS KEIN STRESS
Können Sie Spieler Mitte zwanzig verstehen, denen eine große Karriere vorausgesagt wird, die dann aber trotzdem von Europa nach China wechseln? Ich kann das verstehen. Wenn einem zehn Millionen Euro auf dem Konto wichtiger sind als der Gewinn der Champions League, dann muss er das machen. Für mich wäre das nichts, aber ich verteufle diese Denkweise auch nicht. Mein größtes Ziel war immer, die Champions League zu gewinnen. Deswegen bin ich zweimal zu den Bayern gewechselt. Und ich war mir 2012 nach ein paar Tagen im Training absolut sicher, dass wir den Pott auch holen. Das konnte man vom ersten Tag an spüren, nachdem die Mannschaft ein paar Wochen gegen Chelsea im eigenen Stadion verloren hatte. S T E FA N R O M M E L S P R I C H T M I T D E M L E T Z T E N S C H L AW I N E R D E R BUNDESLIGA, CLAUDIO PIZARRO. EIN G E S P R ÄC H Ü B E R DAS L E I C H T E L E B E N , ZUKÜNFTIGE PROJEKTE UND EINEN LETZTEN GROSSEN TRAUM.
EINES ABENDS IM MAI
DONNERSTAG, 5. JULI 1984 18:31 Uhr. Endlich betritt Maradona in hellblauer langer Sporthose und weißem T-Shirt den Rasen, umzingelt von TV-Kameras und Fotografen, zwei werden im Tumult von Polizeihunden gebissen. Der König verteilt Handküsschen an die Menge. Bengalische Feuer qualmen, auf 20 Metern Stoff steht geschrieben: „Maradona ist der hellste Stern am neapolitanischen Himmel.“ Er jongliert unter „Aahs“ und „Oohs“ mit dem Ball, spontan starten Ovationen und La Ola. Dann jagt er den Ball gen Himmel, aus dem Er soeben hinabstieg. Auf den Rängen explodiert ohrenbetäubendes Gejohle. Das ungeliebte andere Italien kann sich warm anziehen. Von wegen Dreck, Kriminalität, Drogen, Scheiß-Süditaliener. Jetzt werden wir euch in den Hintern treten. Der beste Fußballer der Welt gehört Neapel, einer Stadt außer Rand und Band. Maradona verschwindet in den Katakomben, es folgt die Apotheose. In den Straßen bricht die Hölle los stundenlang ist der Verkehr paralysiert. Hupende Autos, knatternde Vespas, Veitstänze, Schlachtgesänge. „Mamma, Mamma, Mamma, weißt du, warum mein Herz so pocht? Ich habe Maradona gesehen, und, Mamma, ich habe mich verliebt!“
EIN AUSZUG AUS DER GESCHICHTE VON OLIVER BIRKNER ÜBER „DEN HELLSTEN STERN AM NEAPOLITANISCHEN HIMMEL“, DIEGO MARADONA.
LEWIS H A M I LT O N S ZWEI GESICHTER Erst einmal will Lewis Hamilton in dieser Saison den vierten WM-Titel. In einer anderen Situation als in den letzten Jahren. Nicht mit einem überlegenen Auto, in einem teaminternen Duell gegen einen Gegner, den er eigentlich nicht als wirklich ebenbürtig ansieht. Sondern mit etwa gleichwertigem Material gegen einen Sebastian Vettel, dessen Fahrkünsten er höchsten Respekt zollt. Weswegen er sich auf dieses Duell ja so freut. Weil er ihn dazu treibt, „noch besser zu werden, noch weiter an mir zu arbeiten“. E I N AU SZ U G AU S D E R G E S C H I C H T E VO N K A R I N S T U R M Ü B E R L E W I S H A M I LT O N , D E R D E N M E N S C H E N Z E I G E N W I L L , DASS E R M E H R A L S E I N S U P E R S T A R I S T.
EURO 2024: SAUBER? So heiß läuft das Thema bereits im Hintergrund. Und so einfach ist das laut UEFA mit den Turnier-Vergaben: der Bessere gewinnt. Bleibt zu klären: der Bessere in was? Ermittlungen der Strafjustiz in Europa und den USA zeigen ja: Es gewinnt derjenige, der die Funktionäre am besten umgarnt. Mit diesem Kernproblem haben sich auch die EM-Bewerber Deutschland und Türkei herumzuschlagen. Denn es gibt keinen vernünftigen Grund zu glauben, dass sich die Verhältnisse über Nacht geändert hätten – sogar ein Teil der abstimmenden Funktionäre stammt aus der Zeit, die von FBI und Staatsanwälten durchleuchtet wird. Und wer meint, das bezöge sich nur auf den Weltverband FIFA, der irrt. DER JOURNALIST THOMAS KISTNER S C H R E I BT Ü B E R DAS R E N N E N U M D I E AU S R I C H T U N G D E R E U R O 2 024 VO N Z W E I U M ST R I T T E N E N KO N T R A H E N T E N , DEUTSCHLAND UND DIE TÜRKEI.
G E S TAT T E N , CORINNE! Je größer die Herausforderung ist, desto größer wird meine Bereitschaft sein, sie anzunehmen. Je größer die Schwierigkeiten sind, desto angriffslustiger und kampfbereiter bin ich, um die Erwartungen zu erfüllen und die Kritiker verstummen zu lassen. Ich bin eine Frau, aber mir wird keiner verbieten oder die Lust nehmen, mein Hobby auszuleben. All das, was ich bei Clermont durchmachen musste, habe ich mehr oder weniger erwartet. Ich war darauf eingestellt. Mein Ziel ist es, dass die ganzen Vorurteile peu à peu verschwinden und dass ich mich durchsetze, um denjenigen, die nicht an mich geglaubt haben, zu zeigen, dass ich es doch kann. CO R I N N E D I AC R E I ST D I E E R ST E T R A I N E R I N E I N E S E U R O PÄ I S C H E N P R O F I F U S S B A L LT E A M S . S I E S C H R E I B T DIE SCHWEIRIGKEITEN, DIE AUF IHREM W E G E N T S TA N D E N S I N D .
„ICH TICKE SO“
EIN AUSZUG AUS DEM INTERVIEW VO N T H I LO K O M M A - P Ö L L AT H M I T D E M P A R A LY M P I C - S I E G E R MICHAEL TEUBER ÜBER EIN LEBEN, D A S D E N K A M P F H E R A U S F O R D E R T.
Als einer der erfolgreichsten deutschen Parasportler haben Sie in den letzten Jahren immer wieder in sportpolitischen Fragen den Finger in die Wunde gelegt. Sie beklagen, dass Behindertensportler in Deutschland wie Athleten zweiter Klasse behandelt werden. Konnten Sie was verändern? Es wird in Deutschland sehr viel von Inklusion und Gleichstellung gesprochen, in Wirklichkeit hat sich aber im Spitzensport in den letzten zwanzig Jahren kaum etwas getan. Erst Ende letzten Jahres kam mit der Reform der Spitzensportförderung Bewegung in die Sache. Ziel ist jetzt, dass auch wir Parasportler auf absehbare Zeit in die nationalen Fachverbände aufgenommen werden. (…) Das Budget der Sporthilfe für rund viertausend olympische und paralympische Spitzenathleten ist mit zwölfeinhalb Millionen Euro hoffnungslos unterfinanziert. Gegenüber dem Fußball, der trotz aller Korruptionsskandale von FIFA bis Sommermärchen kritiklos von Politik, Gesellschaft und Unternehmen hofiert wird, sind wir Leistungssportler zweiter Klasse, die von ihrem Sport nicht leben können. Das muss sich dringend ändern.
AUF EWIG GUY
Werden die Trainer heutzutage zu schnell entlassen? Ehrlich gesagt, finde ich das nicht. Das war bereits vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren der Fall. Das ist kein neues Phänomen. Damals war die Trainerauswahl nicht so groß wie etwa heute, so dass diejenigen, die entlassen wurden, spätestens nach drei Monaten wieder einen Job hatten. (…) Als ich in den siebziger Jahren angefangen hatte, war es eine Art Bruderschaft unter Trainern. Was sich am drastischsten verändert hat, ist der große Einfluss der Berater. Sobald ein Coach seinen Platz räumen muss, werden sie sofort ins Spiel gebracht. Es läuft wie bei der Mafia, denn der gewählte Trainer muss dann auch oft Spieler verpflichten, die zur selben Firma seines Beraters gehören. Schauen Sie sich heute den FC Nantes an. Vor einem halben Jahr kam Sérgio Conceição, und er hat bereits mehrere Spieler aus der Firma seines Beraters geholt. So läuft es mittlerweile. Bei Manchester United ist es nicht anders. Früher machten es die Präsidenten und die Trainer einfach untereinander. EIN AUSZUG AUS DEM INTERVIEW VO N A L E X I S M E N U G E M I T D E R AJ AUXERRE-LEGENDE GUY ROUX Ü B E R D I E E W I G K E I T.