Schriftsatz

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VEREINT INEINEM

SCHRIFT

SATZ

SONJA GLEIXNER

#3 Typografische Kurzanleitung




»Typografische Kurzanleitung«

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Kapitel 3: »Schriftsatz«

Kriterien für die schriftwahl & die verwendung von satzzeichen & Die Arten der Auszeichnung & Parameter für gute Lesbarkeit & die verschiedenen satzarten & Seite 8

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»Schriftsatz«

Kriterien für die schriftwahl »UND WIE WIR LESEN« Im Bereich der Lesetypografie geht es darum, dass zusätzliche Informationen die Begehrlichkeit steigern, den Leser zu überzeugen. Lesetypografie erreicht nur dann ihr Ziel, wenn große Textmengen mit unterschiedlichsten Themen und Bildqualitäten in einem, im Aufbau logischem, Sprannungsbogen gebracht werden (Dramaturgie

Kriterien für die Schriftwahl

und Esthetik). Der einzige Schutz vor schlechten Ergebnissen ist das Wissen über die Voraussetzungen von Lesequalität. Visuelle Kommunikation erfolgt auf zwei Wegen gleichzeitig. Für jedes Kommunikationsmedium muss eine spezielle, den Eigenschaften des jeweiligen Mediums gut angepasste, Typografie entwickelt werden.


Ein Versuch, den Begriff „Lesbarkeit“ zu definieren. Ich lese, um den Sinn eines Textes zu verstehen. Wenn irgendein Umstand einen noch so geringen Bruchteil an meiner Aufmerksamkeit - natürlich unbewusst - vom Inhalt ablenkt, ist das Lesen beeinträchtigt. Dann sprechen wir von schlechter Lesbarkeit. Schuld sein kann die Schrift, einzelne ihrer Buchstaben, viel zu lange Zeilen, zu geringer Durchschuss, schlechter Satz, ein schlechter Druck, schlechte Beleuchtung, durchscheinendes Papier, zu weiße oder zu glänzende Papieroberfläche, schlechte Luft, schlechte Laune, schlechte Verdauung, Kopfweh, der Liebeskummer, Ärger mit Kollegen oder dem Chef, dem Finanzamt, ein langweiliger Text, zu viel Schrift auf der Seite, allgemein oder spezielle Lese-Unlust, zum Beispiel bei Antragsformularen, usw. Mit anderen Worten: Die Lesbarkeit eines Textes wird längst nicht nur von typografischen Bedingungen beeinflusst. Die Bedingungen der physikalischen Situation und der psychischen Befindlichkeit spielen eine nicht minder wichtige Rolle. Wir Typografen können nicht alle diese potenziellen Störungen unterbinden, aber was in unserer Macht liegt, sollten wir tun. Wie wir lesen: Zur Verdeutlichung des Begriffes „Lesbarkeit“. Beim Lesen gleiten unsere Augen nicht gleichmäßig über die vielen Zeilen, sondern sie springen von einem Punkt zum nächsten. Während der Bewegung sieht man nichts, beim Stillstand sieht man wieder etwas, und zwar - so steht es in den Fachbüchern - ungefähr neun Buchstaben im Umkreis der Fixation. Um das sowohl zeilengerecht nach links und rechts als auch unabhängig von der Zeile nach oben und unten. Es ist also Aufgabe der Schrift und der Typografie, das Auge beim Lesen in der Zeile zu halten. Das Auge sieht nur im Mittelpunkt des Gesichtsfeldes scharf, zur Peripherie hin immer unschärfer. Es liegt

an den Buchstabenformen, ob sie in der un-scharfen Gegend noch identifizierbar sind. Wenn eine Stelle nicht lesbar war, das heißt ihre Bedeutung nicht gut verstanden werden konnte, muss nachgefasst werden, der Blick geht nochmals zurück. Das kann bei fremden Begriffen, aber auch bei unklaren Wortbilder oder Buchstabenformen nötig sein. Schließlich muss der Weg zurück vom Zeilenende bis zum Anfang der nächsten Zeile genommen werden. Das kann misslingen, wenn der Weg zu lang und die Gasse, der Durchschuss, zu eng ist. Es ist Sache der Typografen, das zu verhindern (kürzere Zeilen, größerer Durch- schuss). Somit können wir für die jeweilige Aufgabe die richtige Schrift wählen: eindeutige Buchstabenformen, geeignete aber auch unmissverständliche Wortbilder bilden, welche geignet sind, das Auge durch die Zeile führen. Wir können die Schrift richtig einsetzen: Schriftgröße, Zeilenlänge und Durchschuss aufeinander abstimmen und ebenso den Buchstabenabstand und den Wortabstand abstimmen. Doch das ist schon etwas für erfahrene Setzer. Ebenso können wir die Übersitzlichkeit organisieren: Die Auszeichnungen richtig wählen, die Satz- details beachten, die unbedruckten Flächen in die Gestaltung einbeziehen.

Man liest Texte nicht Buchstabe für Buchstabe, sondern in ruckartigen Augensprüngen. Vom Zeilenende muss das Auge wieder den Weg zum Beginn der nächsten Zeile finden.

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Doppelpunkt :

Apostroph ’

Verwendung: nach einem Satz, der einen selbstständigen Satz ankündigt

Verwendung: Häkchen, das den Ausfall eines Lautes oder einer Silbe kennzeichnet

Fragezeichen ?

Ausrufezeichen !

Verwendung: Das Fragezeichen kennzeichnet einen Satz als Frage

Verwendung: einem Satz besonderen Nachdruck verleihen, Aufforderungen, Wünsche und Ausruf

Gedankenstich –

Bindestrich -

( Alt+ - )

( Alt+ Shift+ # )

( Alt+ Shift+ w | Alt+ shift+ 2 )

Verwendung: Gedankenpause, Streckestich, Aufzählungstrich, Auslassungstrich, Minuszeichen

Verwendung: Wörter in Silben trennen oder Verwendung als Ergänzungsbindestrich

Parenthesen ( { [ ] } )

„ Anführungszeichen ” »Guillements «

(...) runde: Zusätze, Nachträge, Einschübe im Text

( Alt+ Shift+ w | Alt+ shift+ 2 )

( Alt+ Shift+ Q | Alt+ 2 )

[...] eckig: Laufschriften u.ä. ( Alt+ 5,6 )

Verwendung: direkte Rede, einzelne Begriffe oder ironische Bedeutungen

Komma , Semikolon ; Punkt .

auslassungspunkte …

Komma: Haupt- und Gliedsatz trennen Semikolon: Aufzähungen, Übersichtlichkeit im Satz Punkt: Schlusszeichen eines Satzes

Verwendung: Auslassung zwischen zwei Textteilen

{...} geschweift: Mathematik, o.ä. ( Alt+ 8,9 )

Schrägstrich /

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Verwendung: Verbindungen von Namen, Trennungen, Abkürzungen, Bruchstrich

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und vor oder nach einem Textteil

( Alt+ . )


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»Schriftsatz«

Die Inter punktion Punkt, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das Mondgesicht. Von wegen. Einfach einen Text setzen, ein Bild hinzufügen und ein wenig mit den Werten rumspielen reicht nicht. Deshalb erst mal von Vorne. Der Fachbegriff von Satzzeichen ist Interpunktion. Die ist der allgemeine Sammelbegriff für den Punkt, Beistrich (Komma), Strichpunkt,

Doppelpunkt, Bindestrich, Gedankenstrich, Fragezeichen, Ausrufezeichen, runde Klammer, Anführungszeichen,... Im Folgenden werden die Arten der Interpunktion mit Ihrer Verwendung und der Tastaturkombination beschrieben. Somit sollte eigentlich gar nichts mehr schief gehen können.

Verwendung von Satzzeichen


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»Schriftsatz«

Die Arten der aus zeichnung Wir unterscheiden zwei verschiedene Arten der Auszeichnung. Zum ersten die integrierte Auszeichnung, welche erst beim Lesen auffällt, sich jedoch aber dennoch absetzt. Sie kann zum Beispiel kursiv sein und ist nich unangenehm auffallend. Zum zweiten gibt es die a k t i v e A u s z e i c h n u n g . Diese wirkt sehr dominant und setzt sich im

AUSZEICHNUNGSARTEN

Vorfeld bereits extrem ab. Sie springt direkt ins Auge. Die Einzüge sind ebenfalls eine Art der Auszeichnung. Sie sind frei gestaltbar, muss jedoch so groß sein, dass man sie als Stilmittel wahr nimmt. Die Regel besagt: mindestens ein Geviert. Je länger die Zeile ist, desto größer der Einzug.


Fette und halbfette Schriften dienen vor allem dazu, einzelne wichtige Wörter innerhalb eines Textes hervorzuheben. Hervorhebungen in der Auszeichnungsart sollen schon vor dem Lesen auffallen und können bei der Orientierung im Text und damit die Lesegeschwindigkeit erheblich erhöhen. Weitgehend dieselbe Funktion hat auch der S p e r r s a t z , der im klassischem Buchlayout Verwendung finden kann, während die fetten Auszeichnungen dort unüblicher sind. Kursive Schrift unterscheidet sich in der Regel wenig von der Grundschrift. Hervorhebungen, die während des Lesens auffallen sollen, sind häufig in kursiver Schrift gesetzt. Beispielsweise dient kursiv zur Kennzeichnung von Zeitschriftentiteln. Auch bei dieser Auszeichchnungsart wird aufmerksam gelesen. Hierbei ist unbedingt zu beachten, dass man den Kursiv-Schnitt der Schrift benutzt und nicht den Schriftsatz elektronisch schief oder kursiv setzt. Unterstreichen ist nur dann akzeptabel, wenn andere Auszeichnungsmöglichkeiten nicht gegeben sind, wie es zum Beispiel bei der Handschrift der Fall ist, da Buchstaben mit Unterlänge oft überstrichen werdne. K a p i t ä l c h e n oder Majuskeln eignen sich zur Hervorhebung von wichtigen Wörtern und kürzeren Textpassagen. Sehr lange Abschnitte in Versalien oder Kapitälchen innerhalb eines Textes sind schlecht zu lesen und können den Leser verwirren.

VERSALIEN Kursiv Durchgestrichen Gesperrt Fett Unterstrichen Tiefgestellt Hochgestellt Kapitälchen

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Parameter für gute Lesbarkeit Jede Leseart stellt andere Anforderungen an die typografische Gestaltung. Es gibt aber Voraussetzungen, die in jedem Fall gelten. Sie müssen beachtet werden, bevor man sich den Einzelthemen und Problemen zuwenden kann. Alles, was der Typograf bei der Anlage des Satzdokuments oder in der Satzanweisung festlegt, hat mit Lesbarkeit zu tun, unabhängig davon, ob es sich um eine Zeitung, einen Beipackzettel, einen Fahrplan oder ein Buch handelt: die typografische Grundkonzeption, die Wahl der Schrift, Schriftgröße, Satzbreite, Laufweite, Zeilenabstand, Auszeichnungen und Gliederung und die Angabe für die Satzdetails. Die einzelnen Buchstabenformen müssen durch unverwechselbare Einzelformen voneinander unterschieden sein. Nicht die einfachste, sondern die eindeutigsten Buchstaben sind gut lesbar. Die Buchstaben müssen in der Lage sein, leicht erfassbare

5 Parameter für gute Lesbarkeitn


»Man sollte nicht sein ganzes Leben nur mitBuchstaben verbringen, es gibt ja auch noch die Typografie «

Wortbilder zu erzeugen. Sie dürfen nicht ein selbstbezogenes Eigenleben führen, sondern müssen Bezug zur Nachbarform aufnehmen. Ein guter Typograf wird aber auch eine von den Einzelformen problematische Schriften gut lesbar einsetzen können, ein schlechter kann auch einer bewährt lesbaren Schrift einen schlecht lesbaren Satz herstellen. Die entscheidenden Faktoren sind dabei die Verhältnisse von Schriftgrad, Laufweite, Zeilenlänge und Zeilenabstand. D i e L a u f w e i t e bezeichnet den Abstand zwischen den Zeichen einer Schrift. Bei Abkürzungen muss der Weißraum verringert werden, in etwa um 1/8. Die Kapitälchen müssen, da ihre Zeichen um etwas breiter als Versalien sind, stärker spartioniert werden. Sind die Buchstaben zu weit außeinander, dann müssen wir den Weißraum verringern (Kerning oder auch Unterschneiden). Spationieren beschreibt die individuelle Erweiterung der Laufweite eines Textes. Das dicktengleiche Spationieren wird als Sperren bezeichnet. Kerning bedeutet, dass für Zeichenpaare automatische Werte für das enger oder weiterstellen in die Schrift eingebaut sind. Das Kerning kann der Typograf korrigieren, es wurde bei vielen Schriften vom Hersteller vernachlässigt.

Die Zeilenabstände müssen indviduell abgestimmt werden. Die Qualität eines Satzes basiert auf verschiedene Verhältnissen, wie z.B. der Schriftform, der Laufweite, des Schriftgrades, der Zeilenlänge und des Zeilenabstandes. Durch schlechte Typografie wird die beste Leseschrift unleserlich. Deshalb gilt es: je länger die Zeile, desto größer der Zeilenabstand, dies gilt auch bei Schriften mit vertikaler Betonung. Eine kleine Punktzahl und die schmalen Schnitte müssen deshalb auch in kürzere Zeilen gesetzt werden. Hierbei muss der Wortabstand immer kleiner als der Zeilenabstand sein. Zeilenabstände werden von Grundline zu Grundlinie gemessen. Schriften mit einer ausgeprägten Zeilenführungen brauchen einen geringeren Zeilenabstand als senkrecht betonte Schriften. Haben Schriften eine hohe Mittellänge, dann sollte man den Zeilenabstand vergrößern. D i e P u n k t g r ö s s e ist nicht gleich Punktgröße. Denn zwei Schriften haben oft die gleiche Punktgröße, sind jedoch in ihrer optischen Größe völlig verschieden. Hier gilt: je höher die Mittellänge, desto größer wirkt die Schrift bei gleicher Punktgröße. Die Größe der Schrift entspricht immer der Kegelhöhe. Bei einer Schrift mit großer Mittellänge wird die Höhe des Kegels optimal ausgenutz.

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Parameter f端r gute Lesbarkeitn


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»Der Flattersatz« Der Flatteratz ist ein ungleichmäßiger Schriftsatz. Zeichenfall, bei dem alle Zeilenanfänge, in der Regel linksbündig, in senkrechter Ausrichtung untereinander stehen, während die Zeilenenden frei auslaufen. Man unterscheidet grunsätzlich unter linksund rechtsbündigen Flattersatz. In diesem Fall wird er rechtsbündig dagestellt. Auch kann Flattersat in mittiger / zentrierter Form dargestellt werden. Dies ist allerdings nicht die Richtlinie für die Lesetypografie. Rechtsbündiger und Zentrierter Flattersatz ist eine Zierform für Maginalien oder Bildunterschriften. Eine erweiterte Form des Flattersatzes ist der “Rausatz“. Der Rausatz ist ein Flattersatz mit einer exakt definierten Flatterzone, welche im Satzspiegel bzw. im Umbruchsystem des Gestaltungsrasters festgelegt wird. Hier gilt: Je kürzer eine Flatterzone ist, desto mehr und kürzere Silbentrennungen sind die Folge.

»Der Blocksatz« Der Blocksatz bezeichnet die Ausrichtung eines Textes, bei dem der Zeilenanfang und Zeilenende in senkrechter Ausrichtung überein stimmen. Der Blocksatz ist traditionell in der Buch- und Zeitungstypografie zu finden. Ein qualitativ hochwertiger Blocksatz muss eigentlich grundsätzlich immer noch händisch nachbearbeitet werden. Denn ein automatisch generierter Blocksatz verursacht viel zu weite und zu unregelmäßige Wortabstände. Es entstehen weiße Lücken im Text.

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Tipps für einen guten Blocksatz: ein händisches Umbrechen im Flattersatz und ein minimales Verringern oder Vergrößern der Zeichenabstände.


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EVERY END ING


IS A BEGIN NING





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