FREUDE Magazin Ausgabe 15 "Samen"

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DAS M AGAZ I N FÜ R FR E U N D E VON SO N N E NTO R Nummer 15 // April 2020

Samen:

GRATIS

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Hauptsache: Was Kinder für MORGEN brauchen Wortwechsel: Jane Goodall sät Ideen, die aufgehen Laufrichtung: Wer sind die Hüter der Samen?



INHALT

FREUDE 15 SON N E N G R U SS

04 HAU P TSAC H E

Was bleibt? Unsere Saaten sind unsere Taten. Sie entscheiden darüber, wie wir die Welt zurücklassen. Jedes gute Wort sowie wertschätzende Gesten sind Samen, die eines Tages Früchte tragen. Doch jeder Samen braucht die entsprechende Pflege. Man muss ihn nicht nur säen, sondern auch gießen, damit er gedeiht. Fest steht, für jeden Schritt gibt es die richtige Zeit. Ein Anbau im Winter ist nicht zielführend. Es lohnt sich zu warten, bis die Tage wieder länger werden, bis die Sonnenkraft das konservierende Eis in flüssiges, lebensspendendes Wasser verwandelt. Ich schätze mich glücklich, ein Bauernbub zu sein, denn so habe ich das Bewusstsein, wie jede Jahreszeit auf die Saat wirkt, schon von klein auf mit auf meinen Weg bekommen. Wer zu alldem noch die notwendige Geduld aufbringt, kommt auch irgendwann in den Genuss der Ernte. Ich habe früh von meinen Eltern gelernt: Uns gehört in Wahrheit gar nichts, wir dürfen nur davon leben. Eigentlich ist alles nur geborgt, und es liegt in unserer Verantwortung, die Welt so zu übergeben, dass die nächsten Generationen auch gut davon leben können. Das Einzige, das von uns bleibt, sind ein paar Gene in Form unserer Kinder. So findet sich der Sinn des Lebens im ständig erneuernden Leben. Jedes Frühjahr kommt das Erwachen. Es folgt das Säen, und jede Inspiration, jede Begeisterung, die daraus sprießt, trägt zur Mehrung der Glut bei. So manchen Funken gelingt es gar, unsere Herzen vollends zu entflammen. So auch der tapferen Schwedin Greta. Mit Fridays for Future haben die jungen Menschen mich und viele andere tief berührt. Ich schätze ihr Tun sehr. Denn ihr Einsatz wird die notwendigen Früchte bringen, da bin ich mir sicher. Danke! Für mich ist die nächste Generation mit ihrem Einsatz die Antwort auf unsere Saat. Ich bin sehr stolz auf unsere Kinder. JOHANNES GUTMANN Sonnentor Gründer

Wie Samen brauchen unsere Kinder bestimmte Bedingungen, um zu gedeihen. Wurzeln und Flügeln, meint Autorin Susanne Mierau.

14 WORT WEC HSE L FREUDE im Gespräch mit der Schimpansenforscherin und Umweltaktivistin Jane Goodall.

18 L AU F R I C HTU NG Wer sammelt Samen, wofür und zu welchem Zweck? Eine Spurensuche durch die Archive dieser Welt.

27 SONNENSEITEN Aus dem Teekästchen geplaudert, Produktneuheiten und Aktuelles von SONNENTOR.

34 I M P R E S S U M Katharina Grossmann-Hensel nimmt in ihren Kinderbüchern gern die Perspektive der Jüngsten ein. Eine Welt, die es sich lohnt kennenzulernen. Die mehrfach ausgezeichnete Illustratorin und Autorin lebt und arbeitet in Berlin. www.katharinagrossmannhensel.com

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FREUDE 15 HAU P TSAC H E

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Unsere Kinder wurzeln, genau wie Pflanzen, in dem Nährboden, der sie umgibt.


Soziale Kontakte schaffen Netzwerke, die helfen kÜnnen, Herausforderungen zu bewältigen.


WENN WIR DEN GRUNDLEGENDEN ganz anders. Dieses „Andersmachen“ ist aber für viele FRAGEN DER GESUNDEN Menschen nicht so einfach, wie es sich theoretisch ENTWICKLUNG auf den Grund anhört: Die Erfahrungen unserer frühen Kindheit HEUTE gehen wollen, können wir uns sind fest in unseren Gehirnen verankert, und FÜR MORGEN Kinder und Erwachsene tatsächlich gerade in Stresssituationen neigen wir dazu, sie vorstellen wie Pflanzen, die sich reflexhaft abzuspulen. Auch wenn wir es WER EINEN SAMEN SÄT, aus einem Samenkorn entwickeln. eigentlich ganz anders machen wollen, obsiegt ÜBERNIMMT VERANTWORTUNG Nicht umsonst heißt es in einem manchmal die Erfahrung – oder macht es uns zumindest sehr schwer, anders zu handeln: oft in Elternkreisen verwendeten FÜR DIE Z UK UNF T. Wir schimpfen und schreien, obwohl wir es Zitat: Kinder brauchen Wurzeln. WER DAS GEMEINSAM MIT nicht wollten, wir verbieten und engen ein, Mit diesen ziehen sie sich aus der KINDERN TUT, WIRK T DOPPELT anstatt Freiheit zu geben. Wir kontrollieren und Erde, die sie umgibt, die Nährstoffe, SO NACHHALTIG! bewerten, anstatt Vertrauen zu haben. Den alten die sie gerade brauchen. Sie sind Erfahrungen und Gedanken müssen wir ganz verwurzelt und dennoch aktiv und bewusst neue Gedanken und Möglichkeiten selbstständig – auch wenn sie noch ganz entgegensetzen und diese Stück für am Anfang ihres Wachsens stehen. Wie Stück festigen, beschreibt auch der Pflanzen Sonnenlicht benötigen, brauchen DIFFERENT Neurobiologe. Bevor wir ein Kind Menschen Wärme, Schutz, Geborgenheit zum also im Wachsen begleiten, müssen Wachsen. Neben all dem Umhüllenden benötigen STELL DIR wir verstehen, dass Kinder von sie aber ebenso Freiheit: Den Wind, der um sie VOR, DIE Z UKUNFT WIRD sich aus wachsen können, dass sie weht und ihnen neue Düfte, neue Erfahrungen WUNDERBAR UND ebenso mit Kompetenzen ausgezuweht. Die Möglichkeit, in verschiedene RichtunDU BIST SCHULD! UNTERSTÜTZE gen zu wachsen und darin nicht eingeengt zu stattet sind wie mit einem eigenen KINDER DABEI, KRITISCH werden. Die tiefen Wurzeln sind nicht jene einer Temperament und wir selbst die zarten Blume, sondern eines Baumes im Wald, der Entwicklung des Kindes nur Z U DENKEN UND sich unter der Erde in ein Netzwerk an Wurzeln begleiten. Weder Gras noch Kinder AUCH MAL ANDERS einbindet. wachsen schneller oder besser, Z U SEIN. wenn wir daran ziehen. Im schlimmsten Fall entwurzeln wir sie durch unser grobes ALL DIESE ASPEKTE VON WURZELN UND FREIHEIT Handeln. Gerade Menschen, die selbst eine finden wir im Ansatz „Kreis der Sicherheit“ von Kent Hoffmann, wenig demokratische und von Liebe und Vertrauen Glen Cooper und Bert Powell, der aus der klassischen Bindungstheorie heraus entwickelt wurde: Kinder haben sowohl die geprägte Kindheit hatten, brauchen neben dem Wissen um die Bedürfnisse nach Sicherheit und Geborgenheit als auch das gesunde kindliche Entwicklung andere Vorbilder, andere Bedürfnis danach, die Welt zu erkunden. Zwischen diesen beiden Beispiele in der Umgebung und konkrete Handlungsanleitungen, beispielsweise durch vorbereitende Kurse wie das von Bedürfnissen bewegen sie sich tagtäglich hin und her, und wir als Eltern begleiten sie dabei, indem wir sie dann hegen und Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Karl-Heinz Brisch pflegen, wenn sie das Bedürfnis danach haben, und sie auf der entwickelte SAFE-Programm, in dem Eltern schon in der anderen Seite frei lassen, damit sie ihre eigenen Erfahrungen Schwangerschaft begleitet werden, um zu lernen, wie sie eine machen können. Der Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster und der gute Beziehung zum Kind aufbauen und dessen Entwicklung Hirnforscher und Professor für Neurobiologie Prof. Dr. Gerald fördern können. Hüther formulieren in ihrem gemeinsamen Buch „Wie Kinder HABEN WIR EINE GUTE HALTUNG gegenüber Kindern heute wachsen“ diesen Zusammenhang folgendermaßen: „Der verinnerlicht und bringen die Bereitschaft mit, uns daran immer Erforschungstrieb ist nur dann aktiv, wenn sich Kinder sicher und wieder zu erinnern und in schweren Zeiten diesem Leitstern geborgen fühlen. Das heißt – wenn sie in verlässlichen, authentischen, feinfühligen Beziehungen leben können. Gestresste, in zu folgen und uns nicht vom Weg abbringen zu lassen, können ihren Beziehungen ungewisse oder verunsicherte Babys gehen wir den Boden bereiten für die Entwicklung des Kindes: Das, was Kinder seit jeher brauchen, unterscheidet sich nicht eben nicht auf Entdeckungsreise – das vielleicht ist der interessanteste Befund der Bindungsforschung aus den letzten Jahrzehnten.“ so sehr von dem, was auch erwachsene Menschen benötigen. Unsere Bedürfnisse ähneln sich, auch wenn sie sich über WIE ALSO SCHAFFEN WIR ES, insbesondere Kindern, aber die Jahre und Erfahrungen mit der Gesellschaft noch verändern auch älteren Menschen Sicherheit und Geborgenheit auf der und ausbauen. Der amerikanische Entwicklungspsychologe einen Seite und Freiheit und Selbstständigkeit auf der anderen Abraham Maslow stellte in seinem Konzept der Bedürfnishierarchie fest, dass alle Menschen über bestimmte Seite zu ermöglichen? Am Anfang dieser Frage steht unsere menschliche Bedürfnisse verfügen in innere Einstellung und unser Bild vom Menschen, von Form einer Art Pyramide: GrundEntwicklung und Kindheit. Dieses ist, was uns maßgeblich und Existenzbedürfnisse als in unserem Denken und Handeln beeinflusst, und Basis unseres Seins, darüber das manchmal macht es uns dieses Denken besonders VORBILDLICH Bedürfnis nach Sicherheit, schwer: Unsere Denkmuster ergeben sich aus soziale Bedürfnisse, Individualeigenen Erfahrungen, die manchmal in früheren SEI DIE VERÄNDERUNG, bedürfnisse, kognitive BedürfGenerationen dem entgegenstanden, wie wir DIE DU IN DER WELT nisse, ästhetische Bedürfnisse, Kinder heute aufgrund unseres umfassenden SEHEN MÖCHTEST! WER MIT Selbstverwirklichung Wissens aus Neurowissenschaften, Pädagogik und DEM FAHRRAD Z UR und Transzendenz. Um die Psychologie entgegentreten wollen. „Die inneren ARBEIT FÄHRT ODER EINEN Bedürfnisse eines oberen Bilder, die das Leben zeichnet, leben länger als die Bereichs zu erfüllen, müssen jeweiligen Lebensformen, deren Lebensweg sie VEGETARISCHEN TAG zunächst grundlegend die bestimmt haben und in Zukunft weiter bestimmen EINLEGT, INSPIRIERT Z UR vorangegangenen Bedürfnisse werden.“ schreibt Prof. Gerald Hüther in einem NACHAHMUNG. erfüllt werden. Beziehen wir dies anderen Buch über die Macht der inneren Bilder. auf Kinder, sehen wir, dass natürlich Während in früheren Generationen viel mit Härte, ihre Grundbedürfnisse nach Nahrung, Disziplin und Macht erzogen wurde, machen wir es heute 07


ELTERNSCHULE

„Das höchste Glück im Leben besteht in der Überzeugung, geliebt zu werden.“ Victor Hugo bringt auf den Punkt, was für jeden Menschen selbstverständlich sein sollte. Nur sind Liebe und Beziehungsarbeit Dinge, die uns mitunter vor Herausforderungen im Leben stellen. In Bezug zum Elternsein kann man sich glücklicherweise Hilfe holen. www.safe-programm.de, safe-programm-austria.at, www.safe-kurs.ch

Schlaf, Atmung etc. erfüllt werden müssen, dann aber auch das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit in den Blick kommt: Das bedeutet, dass Kinder sich – ganz im Sinne der Bindungstheorie – darauf verlassen können müssen, dass wir als Erwachsene sie umsorgen, sie behüten und stark und gütig begleiten. Im konkreten Fall bedeutet dies, sie liebevoll tags und nachts zu umsorgen, nächtliches Schreienlassen allein in einem Zimmer auszuschließen, sie nach Bedarf zu pflegen und zu stillen/füttern, damit sie durch Hunger keine Ängste haben. Sie brauchen Menschen, die verlässlich für sie da sind. Bei den sozialen Bedürfnissen kommt das Leben in der Gruppe in den Blick, das Miteinandersein mit Gleichaltrigen, aber auch Menschen in anderen Altersgruppen. Gerade in Hinblick auf die Ausbildung von Resilienz, also der Fähigkeit, Krisen zu bewältigen, zeigt uns die Forschung, dass nicht nur das Verhalten der Eltern und ein demokratischer Erziehungsstil wichtig sind, sondern auch ein unterstützendes familiäres Netzwerk und gute Geschwisterbindungen hilfreich sind. Wir brauchen Lebens- und Gemeinschaftsstrukturen, die das ermöglichen. Alternative Wohnformen, Netzwerke im digitalen, aber vor allem auch analogen Leben.

Zur Autorin: Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin, Familienbegleiterin und Autorin. Im Oktober 2019 erschien ihr „Spiegel”Bestseller Mutter.Sein. im Beltz-Verlag. Auf geborgen-wachsen.de schreibt sie seit 2012 über bedürfnisorientierte Elternschaft, hält Vorträge und bildet Fachpersonal fort.

R AT H OLE N

BEI DEN INDIVIDUALBEDÜRFNISSEN kommen besonders Vertrauen, Wertschätzung, Selbstbestätigung, Erfolg, Freiheit und Unabhängigkeit in den Blick – also das, was uns bereits aus dem Kreis der Sicherheit bekannt ist. Kinder brauchen bei allem Schutz auch die Möglichkeit, Erfahrungen selbst zu machen, aus eigenem Handeln und eigenem Antrieb zu lernen und sich zu entwickeln. Natürlich machen sie dabei auch Fehler – und lernen daraus. Sie brauchen die Chance, ihre Entwicklungsbereiche nach genau den gerade anstehenden Entwicklungsschritten auszubauen: Haben sie gelernt zu rollen, zu robben, zu krabbeln, zu laufen, werden sie versuchen zu balancieren, zu klettern, zu hüpfen. All diese Tätigkeiten können wir als Abfolge ihres natürlichen Entwicklungstriebes sehen, den wir nicht behindern sollten durch übertriebene Ängste und Einschränkungen. Kinder wollen sich entwickeln, wollen Teil der Gesellschaft sein und sich immer weiter selbstständig in sie hineinbewegen und ihre eigenen Fertigkeiten ausbauen, sodass sie mehr und mehr integriert werden nach ihren eigenen Temperamenten und Fähigkeiten. Diese Selbstwirksamkeit ist es, die Kinder glücklich macht und eine gute Entwicklung ermöglicht. Diesen Gedanken müssen wir auf außerfamiliäre Betreuung und Schule übertragen: Kinder wollen lernen, aber sie bringen unterschiedliche Tempi und Interessenschwerpunkte mit, die berücksichtigt werden sollten. Für die Selbstverwirklichung ist es wichtig, dass das Kind sich nicht nur selbst erkennen kann in dem, was es ausmacht, was es persönlich mag und worin es ganz persönlich gut ist und sich weiterentwickeln möchte, sondern dass gerade wir Erwachsenen dies auch zulassen und nicht versuchen, Kinder nach unseren Vorstellungen zu formen und gleichzumachen. Kinder sind individuell, Menschen sind individuell, und diese Individualität gilt es anzuerkennen, damit ein Kind – und jeder Erwachsene – sich gut entwickeln kann. GERADE IN UNSERER HEUTIGEN ZEIT, in der starre Zeitfenster und Richtlinien den Alltag erschweren, und Eltern unsicher sind, welchen Empfehlungen sie im Ratgeberdschungel folgen sollen, ist das nicht immer einfach. Aber als Leitstern für unser tägliches Handeln sollten wir genau diese Bedürfnisse im Kopf und Herzen tragen. 08

POTENZIAL ENFALTEN

Wie kann sie aussehen, die Gesellschaft von morgen? Welche Potenziale werden sich in ihr entfalten? Wo kann sie sich aus den tradierten Mustern befreien und wie? Neurobiologe Prof. DDr. Gerald Hüther, Vorstand der Akademie für Potenzialentfaltung, schlägt vor, die vorherrschende Lern- und Beziehungskultur zu hinterfragen und zu transformieren. Folgende Projekte in Deutschland, der Schweiz und Österreich transformieren den Anspruch in die alltägliche Praxis: Schule im Aufbruch – unterstützt Schulen dabei, in Netzwerken die eigene Lernkultur zu hinterfragen und entsprechend der spezifischen Herausforderungen weiterzuentwickeln. www.schule-im-aufbruch.de Schulen der Zukunft – stellt Schulen vor, die ihre Lernund Beziehungskultur bereits optimiert haben. www.schulen-der-zukunft.org Lernwelt Österreich – die Schule der Zukunft fördert durch Projekte rund um diverse Themen wie Kunst, Recht und Philosophie individuelle Potenziale. www.lernwelt.at

NATÜRLICHER LEBENSR AUM – Was tun wenn einem die Decke auf den Kopf fällt? Raus aus dem Haus, rein in die Natur. Ein bisschen frische Luft und ein gratis Bewegungsund Abenteuerangebot kann mitunter Wunder bewirken. Übrigens auch ein Fundus für Bastelmaterialien, die dann zu Hause verarbeitet werden können.

FÜR RÜCKHALT SORGE N – der Besuch von Workshops und Vorträgen kann dazu beitragen, die eigene Situation zu durchleuchten, Muster aufzubrechen, und das allgemeine Wohlbefinden in der Familie befördern. Mehr unter: www.geborgen-wachsen.de/weiterbildung, www.virgil.at, www.1001kindernacht.ch Besonders wichtig ist Unterstützung für Eltern, die Krisensituationen etwa in Zusammenhang mit Geburt, Trennung, Schlafschwierigkeiten, Schreibabys etc. zu bewältigen haben. www.emotionelle-erste-hilfe.org

NACHLESEN

Wie riecht Harz? Was fühle ich, wenn ich barfuß übers Moos laufe? Lässt sich aus Rinde ein Boot bauen? Kinderarzt Herbert Renz-Polster und Hirnforscher Gerald Hüther raten dazu, es ausprobieren zu dürfen. Denn die Natur ist der ideale Entwicklungsraum und wir in der FREUDE-Redaktion denken, das macht Eltern und Kindern gleich viel Spaß. Renz-Polster, Herbert; Hüther, Gerald (2019): Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Lernen, Fühlen und Denken. Weinheim: Beltz.


FREUDE 15 HAU P TSAC H E

Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten braucht die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln.

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FREUDE 15 KOST P R O B E

Sprossen ziehen ist kinderleicht

Kochen mit Kindern? Nichts leichter als das, meint Olivia Trombitas-Meissel, Dreifach-Mama und Autorin des Food-Familien-Blogs More is Now. Ihr Tipp: Starte mit Sprossen und Keimlingen. Denn so klein sie auch sein mögen, in ihnen ist genau wie in Kindern schon alles für die große Pflanze angelegt. Nur in verdichteter Form und vor Energie strotzend.

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Text: Olivia Trombitas- Meissel

s gibt kein anschaulicheres Phänomen, um Kindern die Entstehung von „Essen“ besser näherzubringen, als zuhause Sprossen zum Sprießen zu bringen. Anbauen wäre hier zu hoch gegriffen. Für Keimlinge und (Grün-)Sprossen braucht es keinen Garten, nicht einmal Erde. Es reichen Wasser, ein angenehmes Raumklima (19–22 °C), ganz wenig Platz und für Sprossen etwas Licht. Ist das gegeben, kann Groß und Klein den winzigen Samenkörnern beim Wachsen regelrecht zusehen und erkennen – Nahrungsmittel wachsen nicht im Supermarktregal. Regionaler, weil eben selbst „angebaut“, geht nicht. Trockene Saaten daheim mit Wasser zu versorgen spart Energie und Transportwege, und die Ernte landet ohne Umwege auf dem eigenen Teller.

Vom Samen zum Keimling Klappen tut die magische Transformation vom Samenkorn zum essbaren Kraftpaket, dem Keimling, mit Hilfe eines Tricks. Die mit Proteinen, Ballast- und Mineralstoffen prall gefüllten Samen beschützen ihre kostbaren Inhaltsstoffe. Immerhin sollen sie zu kräftigen, großen Pflanzen heranreifen und nicht schon als Samen verspeist werden. Der kleine Samen ist so gewieft, Nährstoffe an sich zu binden, dass sie für Menschen nicht aufgeschlossen werden können. Weicht man die Samen allerdings in Wasser ein, spricht man von Aktivierung. Diese gaukelt den Samen vor, alles sei gut. Der Samen bricht auf und steigert mit dem durch Enzyme angeregten Wachstum seinen Nährstoffgehalt. Gleichzeitig werden unliebsame Stoffe, die etwa Insekten abwehren sollen, abgebaut, und der Keimling wird für Menschen bekömmlich. Und: Die im Samen mit Hilfe von Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten gespeicherte Energie wird während des Wachstums umgewandelt. Am Ende sind die Keimlinge beinahe fettfrei und wirken sich positiv auf unseren Blutzuckerspiegel aus. Gleichzeitig steigt der Gehalt vieler Vitamine.

Fotos: Michael Liebert

Die kleinen Superfoods enthalten Mineralstoffe wie Eisen, Magnesium, Zink und Kalzium sowie Ballaststoffe.

Keimsprossen – Anbau, Sorten und Verwendung Frohwüchsig kultivieren kann man Keimlinge aus Hülsenfrüchten – besonders köstlich sind Linsen, Erbsen und Bohnen, aber auch schnellwüchsige Alfalfa – genau wie aus (Pseudo-) Getreide, z. B. Quinoa, Buchweizen oder Gemüse- und Ölsaaten wie Brokkolisamen und Sonnenblumenkerne. Verwenden sollte man ausschließlich für den Verzehr geeignetes Saatgut in Bioqualität. Keimlinge verzehrt man komplett mit Samen und sprießendem Keim.

Vom Keimling zum Spross Wachsen die Keimlinge weiter zu Sprossen heran, bringt das Sonnenlicht mit Kohlendioxid den grünen Pflanzenstoff Chlorophyll in Stängeln und Blättchen zur Erscheinung. Im Vergleich zum Vorgängerstadium, dem Keimling, lieben Sprossen nach dem Durchbruch ihrer Samenschale einen hellen Platz auf der Fensterbank ohne zu starke Sonneneinstrahlung. Eine Handvoll Samen auf Küchenpapier, Erde oder das Gitter über einer Wasserschale gestreut – und nach ein bis zwei Wochen hat man einen Teppich voll grüner Sprossen, auch „Microgreens“ genannt. Ein treffender Begriff für dieses Blattgemüse in Miniformat. Man erntet die Pflanzenkinder extrem jung und verspeist nur Stängel und Blatt.Wie ihre „ausgewachsenen“ Vertreter enthalten auch Sprossen Tausende von gesundheitsfördernden Substanzen. Viele davon sind noch nicht ausreichend erforscht. Fest steht, dass Sprossen eine fantastische Nahrungsergänzung darstellen und noch dazu schmecken. 11


Sprossen oder Microgreens – Anbau, Sorten und Verwendung Die bekannteste Sprosse ist sicherlich die Kresse. Genauso einfach lassen sich kleine Samen wie Brokkoli, Senf, Rucola oder Radieschen drinnen jederzeit anbauen. Diese Samen müssen vor dem Anbau nicht einmal eingeweicht werden.

Man verteilt sie gleichmäßig eng, aber nicht übereinan-

der auf 2–3 cm hoher Erde in einem flachen Gefäß. Nun feuchtet man die Erde mit einer Sprühflasche ohne Staunässe gut an.

Alternativ legt man 2–3 Lagen Recycling-Küchenpapier übereinander, durchfeuchtet es mit Wasser und verteilt die Samen wie bei der Erde-Variante. In den ersten Tagen Samen nicht zu hell stellen oder mit einer Abdeckung vor zu viel Licht schützen.

2 – 3 x täglich mit der Sprühflasche wässern. Brechen die Keimlinge durch, Pflänzchen näher ans Licht bringen – am besten auf der Fensterbank.

Sobald die ersten Blättchen gewachsen sind, kann man die Sprossen mit einer Schere abschneiden und genießen. Größere Samenkörner wie Erbsen, Mungobohnen oder Sonnenblumenkerne sollte man vorab 24 Stunden in Wasser einlegen. Hier ist die Anzucht auf einem Gitter im Wasser, durch das die Wurzeln wachsen und sich die Pflanze selbst mit Wasser versorgen kann, besonders smart. Wie Keimlinge verleihen auch Sprossen Smoothies, Müslis, Suppen, Aufstrichen, Eintöpfen, Pasta- und Reisgerichten oder Salaten den ganz besonderen Pfiff am Familientisch.

Vorsicht, wenn’s wächst und sprießt – Hygiene

Um Schimmel- und Bakterienbildung zu vermeiden, bitte immer mit gewaschenen Händen arbeiten.

Aus einem alten Marmeladeglas, einem Stück Stoff und einem Gummiband entsteht ein Glas zur Keimlingsanzucht.

Keimlinge und Sprossen gedeihen wie Bakterien und Schimmel unter ähnlichen Bedingungen – bei Zimmertemperatur und feuchter Luft, daher ist Folgendes zu beachten:

Beim Handling immer mit gewaschenen Händen

arbeiten. Anzuchtgefäße mit heißem Wasser oder in der Spülmaschine reinigen.

Wegen der Gefahr von Schimmelbildung Staunässe vermeiden und gute Luftzufuhr sicherstellen.

Bei Unsicherheit Keimlinge und Sprossen durch Kochen, Braten oder Frittieren erhitzen, Bakterien sterben bei 70 °C ab. Nachtschattengewächse wie Tomaten, Melanzani und Kartoffeln sind nicht für Keimlinge und Sprossen geeignet! Zur Autorin: Olivia Trombitas-Meissel, Autorin des Food-Familien-Blogs More is Now (moreisnow.com) und Dreifach-Mama, zelebriert auf ihrem Blog das GENUSSvolle Leben als Familie. Regelmäßig teilt sie dort einfach unkomplizierte Rezepte, die der ganzen Familie schmecken. 12

Anbau im eigenen Zuhause, regionaler geht´ s nicht.

BUCHTIPPS: „Was wächst denn da? Ein Jahr in Opas Garten“ von Gerda Muller „Sprossen, Keimlinge, Mikrogrün“ von Lina Wallentinson „Grüner wird’s nicht: Das Buch für kleine Gärtner“ von Kirsten Bradley

Kinder lieben es, mit anzupacken, und wollen das Ergebnis täglich überprüfen.


FREUDE 15 KOST P R O B E

Bei der Anzucht kann man Pflanzgefäße verwenden, die sonst im Müll landen würden.

Echter Hingucker: Grüne Suppe aus selbstgezogenen Microgreens.

Sprossen: Der besondere Pfiff am Familientisch.

R EZEPT VON SON N ENTOR FÜR 5 PERSON EN:

MICROGREEN-SCHAUMSUPPE MIT KRESSEBUTTER Suppe:

Keimgläser kann man kreativ beschriften, denn die Augen essen mit.

1 Knoblauchzehe 1/2 Bund Frühlingszwiebel 2 EL Olivenöl 1 TL Honig 200 g Erbsen frisch oder tiefgekühlt 100 g Vogerlsalat 800 ml Gemüsebrühe 200 ml Mandelmilch 2 EL Apfelessig 4 gehäufte EL Microgreens, z. B Kresse, Radieschen, Brokkoli 1 TL Salz 5 TL Microgreens + 5 EL Bröseltopfen + Olivenöl zur Deko

Butter:

125 g zimmerwarme Butter 3 EL Kresse + 1 Bio-Zitrone + 1 Prise Salz

Zubereitung:

1/ Fein geschnittene Frühlingszwiebeln und Knoblauchzehen in Olivenöl anbraten und mit Honig karamellisieren. 2/ Erbsen zugeben und etwas mitschmoren. 3/ Gewaschenen Vogerlsalat in den Topf geben. Mit Brühe und Mandelmilch ablöschen und Apfelessig sowie 4 EL Migrogreens ergänzen. 4/ Suppe fein pürieren und aufschäumen. Mit Salz abschmecken. 5/ Für die Kressebutter weiche Butter mit Kresse und der fein abgeriebenen Zitronenschale vermischen, mit Hilfe eines Bogens Backpapier zu einer Rolle formen und im Kühlschrank schnittfest werden lassen. 6/ Suppe dekoriert mit jeweils 1 TL frischen Sprossen, 1 EL Bröseltopfen, einem Schuss Olivenöl pro Portion und der Kressebutter aufessen. Die Suppe kann man an heißen Tagen auch eiskalt genießen.

Für alle, die das Thema SPROSSEN UND KEIMLINGE weiter vertiefen möchten:

W W W. SON N ENTOR .COM/SPROSSEN Die Samen 2 Mal täglich spülen und gründlich abseihen.

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VI ER SAM EN DER

HOF F NU NG

Jane Goodall ist Schimpansen-Forscherin, UN-Friedensbotschafterin, Umweltaktivistin und mit dem Ehrentitel „Commander of the British Empire“ ausgezeichnet. Vor 60 Jahren säte die Aktivistin mit der Verhaltensforschung von Schimpansen in Tansania den ersten Samen für ein lebenslanges Engagement für den Tier- und Umweltschutz. FREUDE-Redakteurin Yvonne Schröder traf Jane Goodall auf der Reise von Magdeburg nach Berlin im Zug.


FREUDE 15 WOR T W E C H S E L

FREUDE: Doktor Goodall, seit 1986 reisen Sie um die Welt, um unter anderem bei Vorträgen und in Interviews mehr Bewusstsein für unsere ökologischen und sozialen Probleme zu wecken. Auch jetzt, bei diesem Gespräch, sitzen wir in einem fahrenden Zug, der Sie nach Berlin bringt. Woher nehmen Sie Ihre Energie?

Wachstum unbegrenzt so weitergeht. Das ist unmöglich und wir müssen etwas ändern.

JANE GOODALL: Nun, ich reise nicht jeden Tag im herkömmlichen Sinne, es ist eher eine ununterbrochene Reise. Ich bin 300 Tage im Jahr unterwegs. Die Energie nehme ich von den Menschen, die mir sagen, dass meine Vorträge etwas bewirken. Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass ich etwas verändern konnte mit dem, was ich erzähle. Die Menschen haben dann wieder Hoffnung. Und Hoffnung ist wichtig, denn nur mit Hoffnung kann man etwas zum Positiven verändern. Mir liegt einfach sehr viel an der Wildnis und an den Kindern dieser Erde, ich muss es einfach tun. Wissen Sie, man bekommt Flügel, wenn man etwas tun muss. Deshalb habe ich auch heute noch mit 85 Jahren die Energie, um so viel unterwegs zu sein.

Ja, das glaube ich und es geschieht auch gerade. Die junge Generation verändert gerade etwas. Sie beeinflusst zudem ihre Eltern und ihre Großeltern, die wiederum vielleicht Firmen leiten oder Politiker sind.

Ist es dieselbe Energie, die Sie auch damals nach Gombe in Tansania führte?

Ja, ich denke schon. Damals war es eher mein starker Wunsch, mit wilden Tieren leben zu wollen. Als ich nach Gombe ging, das ist dieses Jahr übrigens 60 Jahre her, war die Zerstörung der Umwelt und der damit verbundene Rückgang des Lebensraums für Tiere noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Die Energie nehme ich heute wohl eher daher, dass ich diesen Prozess aufhalten will. Wenn man es mit einem Samen, der gesetzt wird, vergleichen würde, welche Zutaten – oder welche Eigenschaften – benötigten Sie, damit in Gombe etwas keimen bzw. aufgehen konnte?

Sie haben also Hoffnung für unseren Planeten?

Ja, es gibt Hoffnung. Genau deshalb reise ich gerade noch mehr und nicht weniger. Ich möchte Menschen weiter inspirieren, da ich glaube, dass jeder Einzelne von uns etwas bewirken kann. Um eine Veränderung herbeizuführen, müssen wir lernen, nachhaltig zu leben. Wenn also Millionen und Millionen von Menschen beginnen, ethische Entscheidungen zu treffen, sich zum Beispiel beim Kauf eines Produkts überlegen, woher es kommt, wie es produziert wurde und was es enthält, dann haben wir eine Chance.

„WIR ERTRÄNKEN UNSERE EIGENEN LEBENSMITTEL IN GIFTEN, DEREN FATALE WIRKUNG HINLÄNGLICH BEWIESEN IST.“

Einen Samen setzen, das ist ein schöner Vergleich. Ich habe ein ganzes Buch zu diesem Thema geschrieben („Samen der Hoffnung“, Anm.), in dem es um Pflanzen und deren Rolle bei der Erhaltung des Lebens auf der Erde geht. Wenn man es als Metapher verstehen möchte, dann könnte man sagen, der Samen wurde mir bereits bei der Geburt mitgegeben. Ich wurde mit einer sehr großen Liebe für Tiere geboren, die sich dann sehr früh in dem Traum, nach Afrika zu gehen, manifestierte. Zudem hatte ich eine Mutter, die mich bei allem, wovon ich träumte, unterstützte. Die Eigenschaften, die ich für das Keimen in Gombe brauchte, waren in erster Linie Neugier, Entschlossenheit und Geduld. Foto: Karen Robinson, Camera Press, picturedesk.com

Glauben Sie, wir Menschen können unser Verhalten tatsächlich ändern?

Als Verhaltensforscherin, was würden Sie über das Verhalten der Menschen sagen? Warum gehen wir Menschen so rücksichtslos und ohne an die langfristigen Folgen zu denken mit unserem Planeten und den darauf wohnenden Lebewesen um?

Wir sind intellektuelle Kreaturen und gleichzeitig sind wir sehr dumm, denn wir zerstören unser einziges Zuhause. Der Grund dafür ist, dass unsere Lebensweisheit so eng mit dem Materialismus verbunden ist. Wir denken, Erfolg ist Geld und Geld ist Glück, und demnach kämpfen wir permanent dafür, mehr von beidem zu bekommen. Schon Mahatma Gandhi sagte, „die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier“. Es ist absurd zu denken, dass unser ökonomisches

Wir müssen mit und nicht gegen die Natur arbeiten – so lautet eine Ihrer wichtigsten Ratschläge, wenn es um das Thema Landwirtschaft geht. Sie fördern und fordern biologische Landwirtschaft. Vielleicht können Sie uns in Ihren Worten sagen, warum das für Sie so wichtig ist:

Wir müssen aufhören, Pestizide, also chemische Düngemittel, einzusetzen. Wir ertränken unsere eigenen Lebensmittel in Giften, deren fatale Wirkung hinlänglich bewiesen ist. Zusätzlich gelangt das Gift in unser Ökosystem und die Erde verliert ihre Fruchtbarkeit. Aber gerade Lobbyisten und Anwälte von Unternehmen, die aus Pestiziden Profit schlagen, wie zum Beispiel Monsanto, schaffen es immer wieder, diese Realität zu verschleiern. Welche Ziele sollten wir verfolgen, wenn es um den Anbau von Lebensmitteln geht?

Wir sollten keine Label für Permakultur oder biologische Landwirtschaft erfinden müssen, sondern ganz selbstverständlich auf nachhaltige Landwirtschaft setzen, die ja die ursprüngliche, echte Landwirtschaft ist. Wir müssen uns den Biobauern zuwenden. Diese gehen sorgsam mit dem Boden um und verzichten auf synthetisch hergestellte Agrargifte. Am Ende entstehen dabei gesunde Lebensmittel, die uns selbst auch keinen Schaden zufügen. Sie sind Vegetarierin, warum?

Als ich in den 1960er-Jahren aus Afrika zurückkam, besuchte ich in England eine industrielle Tierfarm. Zuvor gab es Massentierhaltung nicht in diesen Ausmaßen. Was ich dort sah, waren Angst, Schmerz und Tod. Eine Massenvernichtungsanlage für fühlende Wesen. Die Art und Weise, wie die Tiere dort behandelt wurden, hat mich so nachhaltig beeinflusst, dass ich danach kein Fleisch und keinen Fisch mehr essen konnte. Wenn ich zuhause bin in England, dann lebe ich vegan. Unterwegs ist das schwieriger, aber ich versuche es. In meiner Tasche habe ich zum Beispiel immer etwas Margarine dabei. 15


CLEVER GIRLS

Das Jane Goodall Institut in Österreich und eine ugandischen Schwestereinrichtung haben das Bildungsprogramm „Clever Girls“ für Mädchen und junge Frauen in Uganda gegründet. Die Idee ist es unter anderem, Aufklärung zu Familienplanung und Sexualität zu schaffen, was sich positiv auf die Chancen auf einen Schulabschluss bei jungen Frauen auswirkt. www.janegoodall.at/ Shoots: was-wir-tun/bildung/clever-girls Info zu Roots & Shoots: www.janegoodall.at/ mach-mit/kampagnen/roots-shoots

Was gehört für Sie noch zu einem achtsamen Leben?

Wie schaffen Sie es, nicht die Hoffnung zu verlieren?

Ich versuche, Plastik zu vermeiden, so gut es geht. In vielen Hotels in den USA zum Beispiel ist alles mit Plastik umwickelt oder ausgelegt. Wenn ich dort wohne, lasse ich das Hotelpersonal für die Zeit meines Aufenthalts nicht in mein Zimmer. Ich möchte nicht, dass die Handtücher jeden Tag gewechselt werden und das Plastik ausgetauscht wird. Außerdem reise ich mit dem Zug, nicht mit dem Auto, und wenn ich auf einem fliegenden Teppich statt in einem Flugzeug reisen könnte, um an die Orte zu gelangen, an denen ich spreche, dann würde ich das tun.

Ich habe vier Gründe für Hoffnung – oder, wenn Sie so wollen, vier Samen der Hoffnung. Der erste ist, wie bereits schon erwähnt, die Jugend. Wo immer ich hinkomme, treffe ich auf junge Menschen, die mir von Aktionen berichten, die unsere Welt besser machen. Die Bewegung Roots & Shoots hat Wurzeln geschlagen und trägt Früchte, aber es gibt auch ein generelles, weltweites Aufbegehren der jungen Menschen. Der zweite Grund für meine Hoffnung ist unsere Intelligenz, also unser Gehirn. Ich vertraue auf die Intelligenz der Menschen. Unser Gehirn beginnt auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren. Wir erfinden Technologien für ein nachhaltigeres Leben und wir beginnen ethische Fragen über die Herstellung von Produkten zu stellen. Der dritte ist die Resilienz der Natur, also die Widerstandskraft. Die Natur kann sich erholen. Das beste Beispiel ist der Gombe-Nationalpark, der auf eine kleine Fläche geschrumpft war. Auf den einst kahlen Hügeln sind mittlerweile junge Wälder entstanden, und die Schimpansen haben heute wieder mehr Raum. Und der vierte und letzte ist der Fakt, dass wir Menschen nicht aufgeben. Der unzähmbare Wille und die Energie von uns Menschen. Überall auf der Welt finden sich Menschen zusammen, um sich für eine bessere Welt einzusetzen. Ich glaube fest daran, dass, wenn jeder jeden Tag ein Stück Plastik aufhebt, die Welt wieder sauber wird.

EMPOWE RME NT

1991 haben Sie die Organisation Roots & Shoots (Wurzeln & Sprösslinge) gegründet. Ein Programm, das Kinder und Jugendliche zusammenbringt, um sich mit Umwelt-, Naturschutz- und humanitären Themen zu befassen. Ist das eine neue Saat, die Sie gesetzt haben, um die Welt zu retten?

In der Jugend liegt die Hoffnung, daher sind Projekte mit jungen Menschen so wichtig. Die Idee hinter Roots & Shoots ist recht einfach, sie soll ja auch weltweit funktionieren. Die Kinder haben gleich zu Beginn drei Wahlmöglichkeiten: Sie können sich dafür entscheiden, Tieren zu helfen, der Umwelt zu helfen oder Menschen zu helfen. Das Verblüffende ist, dass die Kinder bereits im jungen Alter in ihrer Entscheidung meist schon sehr klar sind. Es beglückt mich zu sehen, wie vielfältig und kreativ die Kinder und Jugendlichen ihrer Intention folgen. Manche retten verlassene Tiere, andere Gruppen wiederum säubern vermüllte Bachläufe, einige pflanzen Bäume, helfen Obdachlosen oder machen Aufklärungskampagnen zum Recyceln. Ganz im Sinne unseres Mottos „Jeder Einzelne von uns kann jeden Tag etwas bewirken“. Begonnen haben die ersten Projekte in Afrika, heute ist unsere Organisation in über hundert Ländern aktiv. Sie sind auch Umweltaktivistin, ebenso wie Greta Thunberg. Es scheint, als ob die junge Frau aus Schweden ebenso unbeirrbar wie Sie ihren Weg geht. Was halten Sie von Greta?

Ich konnte Greta kurz in Davos beim Weltwirtschaftsforum in diesem Jahr treffen, leider hatte sie eine Grippe und wir konnten nicht wirklich sprechen. Das fand ich sehr schade, denn ich finde, sie macht einen tollen Job, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit für das Thema Klimaschutz zu schaffen. Wir erreichen nun einen kritischen Punkt und haben nur ein kleines Fenster, um aktiv zu werden und den Schaden, den wir bereits angerichtet haben, wieder zu reparieren. Um den Klimawandel zu verlangsamen, müssen wir aber alle anpacken, nicht nur die Jugend. Und zwar jetzt. Was raten Sie engagierten Frauen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen wollen?

Eine Botschaft, die mir meine Mutter mit auf den Weg gegeben hat und die ich auch immer wieder jungen Menschen, egal ob Männern oder Frauen, mitgebe, lautet: Wenn du etwas wirklich tun willst, dann musst du hart dafür arbeiten, musst jede Gelegenheit ergreifen und du darfst niemals aufgeben. Allerdings stehen gerade junge Frauen und Mädchen in vielen Ländern noch vor größeren Herausforderungen als die jungen Männer. Deshalb engagiere ich mich auch auf diesem Gebiet. 16

— Yvonne Schröder

JANE GOODALL

Mittlerweile setzen sich 30 Jane Goodall Institute rund um den Globus für umfassenden Natur- und Artenschutz, für Bildung in nachhaltiger Entwicklung sowie für globale Entwicklungszusammenarbeit ein. F I L MT I P P S Sehenswerte Dokumentation über die Lebensreise der Jane Godall: „Jane‘s Journey“ von Lorenz Knauer.  Die Zeit in Gombe bis 1986 beleuchtet die Doku „Jane“ von Brett Morgan. Beide sind aktuell u. a. auf Amazon Prime und iTunes zu sehen. BU C HT I P P Ein Rundgang durch die geheime Welt der Pflanzen und deren wichtige Rolle für die Erhaltung des Lebens auf der Erde. „ S E E DS O F H O P E : Wisdom and Wonder from the World of Plants“ von Jane Goodall, Gail Hudson Grad Central Publishing Verlag, 2014, 432 Seiten ISBN-13: 978-1455554492


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Samen

sammeln Illustration: OLAF HAJ E K


FREUDE 15 L A U F R I C H T U N G

Über Jahrtausende war es Tradition, dass Landwirte ihr Saatgut selbst vermehren: Sie behielten am Ende der Anbausaison einen Teil ihrer Ernte zurück, um diesen in der nächsten Saison wieder auszusäen. Seit allerdings eine ganze Industrie von der Saatgutproduktion lebt, schränken nationale und internationale Sortenschutzgesetze das Recht der Bauern auf Nachbau deutlich ein. Im letzten Jahrhundert ist die weltweite Vielfalt der Kulturpflanzen um 75 Prozent zurückgegangen. Die dringlichste Frage ist daher, wer engagiert sich dafür, Samen zu bewahren?

L

das totale Abhängigkeit. Hier spielen NGOs eine wichtige EBEN BEDEUTET VIELFALT und dieser Varianten Rolle, weil der Staat versagt.“ reichtum ist notwendig, damit unsere Landwirt Gesammelt wird aber in allen Teilen der Welt. So etwa schaft sich an veränderte Umweltbedingungen auch in Wakehurst, Großbritannien. Dort kümmert sich anpassen kann und auch für entlegene Gegenden und extreme Bedingungen geeignete Kulturdie Millennium Seed Bank (MSB) um den Erhalt von Pflanzen pflanzen zur Verfügung stehen – überall dort, wo und hat die weltweit größte Sammlung an Wildpflanzen Menschen leben und sich ernähren wollen. Seit 1900 ist die aufgebaut. Die Wissenschaftler des MSB arbeiten mit PartVielfalt unserer Kulturpflanzen durch die Industrialisierung der nern aus über 95 Ländern zusammen und konzentrieren Landwirtschaft weltweit um 75 Prozent zurückgegangen, in sich vor allem auf Samen aus alpinen Bereichen sowie aus Trocken-, Insel- und Küstengebieten, da diese am meisten den westlichen Industrieländern sogar um 90 Prozent. Immer weniger Arten und Sorten, die dem intensiven und industriellen vom Klimawandel betroffen sind. Gemüsebau angepasst sind, kommen zum Einsatz. In Indien widmet sich die 1991 gegründete Organisation Navdanya („Neun Samen“) dem Erhalt der KulturpflanzenDennoch stammen Schätzungen zufolge 70 bis 75 Prozent der Welternährung noch immer aus kleinbäuerlichen vielfalt. Die Gründerin Vandana Shiva ist als WissenStrukturen. Die Auswirkungen des Rückganges schaftlerin, Umweltaktivistin und Trägerin des Altervon Saatgut in Entwicklungsländern mit kleinbäuernativen Nobelpreises bekannt. „WENN Navdanya stützt sich, wie die Arche Noah, auf ein licher Subsistenzlandwirtschaft sind entsprechend WENIGE Netzwerk. In diesem Fall sind es lokale Gemeinbesonders dramatisch. Für Kleinbauern und -bäuerinnen sind lokal angepasste Sorten und den und Organisationen, die regionale Sorten KONZERNE DAS eine große Vielfalt wichtig, damit die Pflanzen sammeln, welche dann auf der Versuchsfarm SAATGUT optimal zu den jeweiligen Böden und dem im nordindischen Dehradun am Fuß des jeweiligen Klima passen. Daher sind Bauern Himalayas angebaut werden. Traditionelle KONTROLLIEREN, weltweit auf den freien Tausch von Saatgut Sorten sollen so vor dem Aussterben angewiesen. bewahrt werden, biologische AnbauBEDEUTET DAS methoden gefördert, die Bauern vor AbTOTALE ABHÄNGIGKEIT. SORTENREICHTUM BEWAHREN. hängigkeit von patentiertem Saatgut Der Erhalt und Schutz der Artenvielfalt geschützt sowie lokale Märkte gestärkt HIER SPIELEN NGOS von Nutzpflanzen ist das Ziel der Samenwerden. Zu diesem Zweck errichtete EINE WICHTIGE ROLLE, und Genbanken, von denen es heute Navdanya bisher 40 Saatgutbibliotheken weltweit etwa 1.750 mit rund 7,4 Millionen in dreizehn indischen Staaten. Parallel WEIL DER STAAT Saatgutproben gibt. bietet Navdanya weiterbildende MaßnahVERSAGT.“ In Österreich setzt sich seit 30 Jahren men für Bauern an, die auf biologische E. Plitzka, Arche Noah der Verein Arche Noah für den Erhalt und die Landwirtschaft umsteigen wollen. Mehr als Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt ein. 70.000 Bauern haben sich bereits als Mitglieder Navdanya angeschlossen. Der Verein bewahrt und pflegt Tausende traditionelle und seltene Gemüse-, Obst- und Getreidesorten. GRUNDLAGENFORSCHUNG UND RESSOURCEN„Wir konservieren die Samen nicht nur, wie das in den großen Genbanken üblich ist, sondern bringen sie alle sieben EFFIZIENZ. Europas größte Samen- und Genbank ist das bis zehn Jahre in den Anbau, um die Anpassungsfähigkeit Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenauszuloten“, erklärt Elisabeth Plitzka von der Arche Noah. forschung (IPK) am Biotech-Campus im deutschen GatersEin österreichweites Netzwerk mit rund 150 Standorten sorgt leben. In seiner 75-jährigen Geschichte hat sich das Institut für eine breite Vielfalt an lokalen Sorten. „Das sind Privatzu einem weltweit führenden Pflanzenforschungszentrum personen, die uns Samen zur Verfügung stellen, die sie im entwickelt, in dem etwa 250 Wissenschaftler tätig sind. eigenen Garten anbauen“, so die Vielfaltsexpertin. Diese Fülle Die vier wissenschaftlichen Abteilungen der gemeinnützigen von Kulturpflanzen sei für die Ernährung überlebenswichtig. Forschungseinrichtung arbeiten unter anderem an der Ent„Wenn wenige Konzerne das Saatgut kontrollieren, bedeutet wicklung und Anpassungsfähigkeit wichtiger Kulturpflanzen 19


FREI - HOF

SAM E N STR E U E N

und entwickeln Lösungsansätze für die Erhaltung und Erschließung ihrer Vielfalt. Ziel ist die Steigerung von Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit pflanzenbasierter Produktionsprozesse. Die Ex-situ-Genbank (siehe Kasten) für landwirtschaftliche und gartenbauliche Kulturpflanzen zählt zu den weltweit größten Einrichtungen ihrer Art. Ihre Aufgaben sind der Erhalt der Sammlung und die Bereitstellung von Sammlungsmustern, etwa für Forschung und Züchtung. In Norwegen befindet sich der weltgrößte Saatgutspeicher, das Svalbard Global Seed Vault (Saatgut-Tresor), der einzige ohne Forschungsauftrag. Er fungiert als eine Art „Back-up“ für lokale Lagerstätten. Rund eine Million Samenarten aus beinahe allen Staaten der Erde werden hier seit 2008 in einem bunkerähnlichen unterirdischen System bei konstanten minus 18 Grad gelagert. Das Ziel der Initiative ist eine möglichst vollständige Aufbewahrung der 21 wichtigsten Nutzpflanzenarten wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln, Äpfel, Maniok, Wasserbrotwurzel oder Kokosnuss und deren Sortenvielfalt. Die genetische Vielfalt, die in der Saatgutbank verwahrt wird, bildet wertvolles Material für die Pflanzenzucht und viele Bereiche der biologischen Grundlagenforschung. Gemäß dem norwegischen Gesetz dürfen hier weder Hybrid- noch genmanipulierte Samen aufbewahrt werden. Samenduplikate werden mit Pflanzenzüchtern, Forschern und anderen Interessierten geteilt. Für die Planung und Finanzierung des Svalbard Global Seed Vault ging die norwegische Regierung eine Partnerschaft mit dem Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust, GCDT) und dem Nordic Genetic Resource Centre ein. Um den Betrieb der Saatgutbank kümmert sich der GCDT. KRITIK AN GENBANKEN. Genbanken wie das IPK in Gatersleben werden jedoch auch kritisch betrachtet: „Die dort gelagerten Saatgutproben sind nicht für den bäuerlichen Anbau vorgesehen“, schreibt Anja Banzhaf in ihrem Buch „Saatgut – Wer die Saat hat, hat das Sagen“. Vielmehr würden sie aufbewahrt, um sie für die industrielle Züchtung und Verwertung verfügbar zu machen. „Die meisten Genbanken sind aus Forschungseinrichtungen hervorgegangen und waren von vornherein eher wissenschaftlich denn bäuerlich ausgerichtet.“ Etliche Genbanken wie jene im deutschen Gatersleben gingen aus Finanzierungsgründen Kooperationen mit der Saatgutindustrie ein. Dazu kommt, dass laut Banzhaf Saatgutproben, die über Jahrzehnte in einer Genbank lagern, nicht weiter gepflegt werden und daher für den Anbau oft ungeeignet sind. „Für Bäuerinnen und Gärtner im globalen Süden verschärft sich die Situation noch weiter“, schreibt Banzhaf. „Stellen wir uns vor, eine Bäuerin aus einer ländlichen Region in Mali macht sich auf die Suche nach einer Hirsesorte, die in den letzten Jahrzehnten durch eine Hybridhirse der Saatgutindustrie verdrängt wurde. Die Bäuerin wird bei ihrer Suche vermutlich kein digitales Online-Genbankinformationssystem bedienen.“ — Susanne Wolf

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Frei-Hof Bäuerin und Permakultur-Expertin Sigrid Drage weiß um die Wertigkeit der unabhängigen Samenvermehrung bestens Bescheid. Saatgut vom SONNENTOR Bio-Bauernhof wird, solange der Vorrat reicht, selbstverständlich auch weitergegeben. Infos unter www.sonnentor.com/saemereien oder eine Nachricht an bauernhof@frei-hof.at senden. Ihr Wissen um naturnahes Gärtnern teilt Sigrid Drage übrigens in dem Buch „Permakultur – Dein Garten. Deine Revolution“. Löwenzahn Verlag, 2019, 304 Seiten, ISBN-13: 978-3-7066-2650-7

WIDERSTAND VON UNTEN

Seit den 1990er-Jahren haben sich Organisationen von Bauern, Indigenen oder Landarbeitern international vernetzt und versuchen, direkt Einfluss auf die internationale Agrar- und Ernährungspolitik zu nehmen, etwa bei der UN-Agrar- und -Ernährungsorganisation FAO. Als internationale soziale Bewegung vereint La Via Campesina weltweit Millionen von Bäuerinnen und Bauern, Landlose, Indigene, Migranten und Landarbeiter. Aufbauend auf starker Solidarität zwischen all diesen Gruppen, stellt sich La Via Campesina gegen unternehmensgesteuerte, agroindustrielle Formen der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. www.viacampesina.at

WAS WIR TUN KÖNNEN

Ob Garten, Balkon oder Fensterbank: Wir können auch im Kleinen einen Beitrag zum Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt leisten. Indem wir zum Beispiel zu Samenbewahrern werden und alte Sorten sammeln, tauschen oder auch an ein lokales Archiv zur Speicherung weitergeben. Genauso wie mit dem Setzen eines Apfelbaums im Garten oder einer seltenen Paradeiserart in einem Balkonbeet. Die Arche Noah etwa gibt Tipps für die „Do-It-Yourself-Pflanzenzüchtung“ www.arche-noah.at/sortenerhaltung/sortenentwickeln/sortenentwicklung-im-hausgarten

WO WIRD GEBUNKERT?

Bei der Erhaltungsarbeit von Kulturpflanzen wird zwischen „in situ“ und „ex situ“ unterschieden. „In situ“ beschreibt die Erhaltung einer Sorte durch Anbau und Weiterentwicklung in ihrem naturräumlichen und kulturellen Umfeld – also z. B. durch eine Bäuerin auf dem Feld. „Ex situ“ bedeutet die Erhaltung einer Sorte außerhalb agrarökologischer Systeme und abseits des ursprünglichen Nutzungszusammenhangs. Beispiele hierfür sind Genbanken oder botanische Gärten.


Ernährung

Bewegung

Erholung

Bewusstsein

Gesund genießen.

Den Körper spüren.

Durchatmen, loslassen.

Dir selbst vertrauen.

ZEIT FÜR EIN GUTES LEBEN ZEIT FÜR EIN NEUES MAGAZIN

JÄHRLICH

Im Zeitschriftenhandel und im Abo:

carpediem.life/abo

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Spanien

TANZ DES AROMAS Bereits vor 9.000 Jahren mischten die Azteken Paprika als Würzmittel in ihr heiliges Getränk Xokolatl. Christoph Kolumbus brachte die Frucht nach Europa, von wo aus sie nach und nach Küchen überall auf der Welt eroberte. Im 16. Jahrhundert wurzelten Samen der Pflanze dann auch in einem Klostergarten im Südwesten Spaniens. Die Mönche erkannten, dass sich das Mikroklima Extremaduras vortrefflich für den Anbau von Piemento eignet. Bis heute ist die Region für Paprika bekannt, der über Eichenholz getrocknet und vermahlen wird. Auf der Finca la Mesa von Patricia und José entsteht für SONNENTOR das weltweit einzige Demeter-zertifizierte Paprikapulver.


Foto: Istockphoto

FREUDE 15 U R S P R U N G SZ E U G N I S

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FREUDE 15 E N E R G I E F E L D

GUT DING

Wer einen Samen sät, muss warten. Doch in unserer digitalen Welt, in der alles auf Knopfdruck passiert, bleibt nicht viel Zeit dafür – und so manchen beschleicht das Gefühl, mit 200 Kilometern in der Stunde durchs Leben zu rasen. Trotzdem wächst das Gras nicht schneller, wenn man daran zieht. Illustration: Klas Fahlén

Text: Stefanie Platzgummer

BRAUCHT

DIE SAMEN FÜR Melanzani, Paprika, Chili und Physalis lässt Annemarie schon im späten Jänner oder frühen Februar keimen. Sie weiß, dass diese Pflanzen eine besonders lange Wachstumsperiode haben. Erst im Spätsommer, wenn die Tage langsam wieder kürzer werden, ist es Zeit für die Ernte. „Beim Keimen der Pflanzen brauche ich besonders viel Geduld“, sagt die leidenschaftliche Hobbygärtnerin aus Leitzersdorf im Weinviertel. „Manchmal kann ich es kaum erwarten. Es ist mir schon öfter passiert, dass ich viel zu früh einen zweiten Samen in die Erde gegeben habe, weil ich meinte, da kommt nichts mehr. Und dann sind beide Pflänzchen gewachsen.“ Wie lange Annemarie auf das erste zarte Grün warten muss, hängt von vielen Faktoren ab. Melanzanisamen brauchen länger als Tomaten, frisches Saatgut keimt eher als älteres. In manchen Jahren werden die Bemühungen mit einer üppigen Ernte belohnt. Manchmal aber auch nicht. Aufgeben ist aber keine Option für Annemarie. „Ich möchte mein eigenes Gemüse essen. Und: Ich sehe den Pflanzen gerne beim Wachsen zu. Das ist sehr entspannend.“

DER WEG IST DAS ZIEL. „Geduld ist eine Form der Orientierung am Prozess. Ich habe ein Ziel, aber ich weiß nicht, ob ich es erreichen werde“, sagt Ursula Baatz. Die promovierte Philosophin beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Religionsphilosophie. Geduld ist in allen Religionen ein wichtiges Thema und wird in der Bibel gleichermaßen hochgehalten wie im Koran oder in den Lehren des Buddha. „Sie ist eine Haltung, die ich habe oder eben nicht.“ Das bedeutet aber keineswegs, dass sich der Ungeduldige seinem Schicksal tatenlos fügen muss. „Geduld ist ein Verhalten, das ich so lange üben kann, bis ich nicht mehr darüber nachdenken muss, ob ich mich so verhalte oder nicht, sondern es im richtigen Moment einfach tue. Dann erst wird es zur Haltung.“ SCHRITT FÜR SCHRITT. Das Maß an Selbstkultivierung und die innere Motivation, nach Ausdauer zu streben, sind das eine. Das andere sind die äußeren Umstände. Auch sie können

unser Maß an Geduld beeinflussen. Für Maria Horvath-Kastenhofer zum Beispiel ist Beharrlichkeit eine Notwendigkeit. Die Klinische Gesundheitspsychologin lebt mit „Frühkindlicher Zerebralparese, ICP“. Durch eine Hirnschädigung wurde bei ihr eine körperliche Behinderung verursacht, die sich zum Beispiel in willkürlichen Muskelkontraktionen zeigt. Dank zahlreicher Therapien kann Horvath-Kastenhofer sprechen und mit Hilfe gehen. „Letztens habe ich 60 Meter geschafft“, erzählt sie stolz. Selbstverständlich ist das nicht. „Die Therapien brauchen sehr viel Ausdauer. Ich habe gelernt, die kleinen Fortschritte zu schätzen und zufrieden zu sein.“ Natürlich kennt die 45-Jährige auch ungeduldige Momente: Etwa, wenn sie es einmal nicht schafft, ihren Pullover selber anzuziehen. „Aber man tut sich nichts Gutes, wenn man sich oder andere ständig unter Druck setzt.“ Der unablässige Weg zum Ziel ist mitunter dornig. „Meine Großmutter pflegte zu sagen: Geduld bringt Rosen und zerrissene Hosen“, sagt die Religionspsychologin Ursula Baatz schmunzelnd. „Es geht darum, sich auf das, was jetzt ist, einzulassen und durchzuhalten.“ Auch, wenn es einmal nicht auf Knopfdruck geht. Das zornige Vor-sich-Hingrummeln beim Warten auf die U-Bahn bringt schließlich ebenso wenig, wie sich am Beginn einer Wanderung bereits auf den Gipfel des Berges zu wünschen. Natürlich kann man auch einfach mit der Seilbahn rauffahren und sich damit die Mühen des Aufstiegs ersparen. „Aber dann sieht man viele Dinge nicht“, sagt Baatz QUALITÄT. DAS SIND DIE ROSEN. Wer geduldig auf die Ernte wartet, erhält süßere Früchte. Im wörtlichen Sinn ebenso wie im übertragenen. „Lebendiges Wachstum kann man nicht beschleunigen, ohne dass es einen massiven Qualitätsverlust gibt“, sagt Baatz. Auf einer gesellschaftlichen Ebene betrachtet, ist genau das die Krux bei der Sache: Wir sind es gewohnt, dass vieles auf Knopfdruck passiert. Der technische Fortschritt vereinfacht und beschleunigt unser Leben zusehends. Um ein Abendessen zuzubereiten, ist es längst nicht mehr notwendig, mühevoll Holz und Reisig zu sammeln, um anschließend

WEILE

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WEGWEISER

DAS Z I E L VO R AU GE N

geduldig ein Feuer zu entzünden. Ein Knopfdruck genügt. „Wenn ich auf einen Lichtschalter drücke, dann ist Licht. Ist kein Licht, dann ist irgendetwas hin“, sagt Baatz. „Beim Wachstum von Pflanzen oder auch von Menschen ist das nicht so. Wir wachsen diskontinuierlich. Das heißt: Manchmal geht’s g’schwinder, manchmal tut sich gar nichts.“ NATÜRLICHER WEITBLICK. Beschleunigung und Zeitdruck stehen dazu im Widerspruch, denn lebendige Prozesse benötigen Zeit und dauern manchmal sogar über Generationen an. Um sie zulassen zu können, braucht es Weitblick. Es gilt, sich an langfristigen Entwicklungen zu orientieren und nicht am kurzfristigen Gewinn. Anders gesagt geht es darum, nachhaltig zu handeln. „Wem es ein Anliegen ist, die Qualität seines Lebens tiefer zu erforschen, sollte die langfristigen Konsequenzen seiner Handlungen immer wieder hinterfragen“, sagt Ursula Baatz. Das hilft, die Richtung zu erkennen, in die es gehen soll, und die notwendigen Bedingungen zu schaffen, um auch generationenübergreifende Entwicklungen zu ermöglichen. Doch wie schaffen wir es, diese Fähigkeit wieder stärker in unserem Alltag zu verankern? Eine Antwort auf diese Frage liegt vor unserer Haustür. Der amerikanische Autor Richard Louv meint, wir brauchen wieder mehr „Vitamin N“: Kontakt zur Natur. Längst ist die wohltuende Wirkung der Natur auf Körper und Psyche wissenschaftlich belegt. Das Beobachten natürlicher Prozesse über einen längeren Zeitraum kann uns aber auch wieder zu mehr Gelassenheit und Weitblick verhelfen. Durch den Wald spazieren, Zimmerpflanzen ins Haus holen oder einfach nur beobachten, wie sich der Baum vor dem Bürofenster im Lauf der Jahreszeiten verändert – die Möglichkeiten sind vielfältig. VOM RICHTIGEN ZEITPUNKT. Vielleicht kann uns eine tiefere Verbindung zur Natur auch dabei helfen, mit der wohl größten Herausforderung unserer Zeit umzugehen: dem Klimawandel. „Wohin wollen wir uns als Gesellschaft künftig entwickeln?“ – vor diese existenzielle Frage stellen uns die Folgen der menschengemachten Erderwärmung. Doch hilft uns Geduld angesichts der Dringlichkeit, mit der wir nun handeln müssen, jetzt überhaupt noch weiter? „Wenn das Haus brennt, muss ich handeln“, sagt Baatz. „Geduld bedeutet nicht nur zu sitzen und abzuwarten. Es geht auch darum, den rechten Zeitpunkt zu erkennen.“ Wenn der Winter kommt, räumt Annemarie nicht wie viele andere ihre Beete ab. Sie lässt die trockenen Pflanzen noch bis zum Frühjahr stehen. „Dann lassen sich die Wurzeln ganz leicht aus der Erde ziehen. Ich meine, das ist der richtige Zeitpunkt, denn im Herbst ist das noch nicht so“, sagt sie. Überhaupt hat im Garten alles seine Zeit. Beikräuter, wie die Vogelmiere, lässt Annemarie zwischen ihrem Gemüse wachsen. Sie schützen den Boden und halten ihn feucht. Aber sobald zum Beispiel das Schöllkraut anderen Pflanzen Platz und Nährstoffe nimmt, muss es raus. Der richtige Zeitpunkt für das Auspflanzen empfindlicher Jungpflanzen ist dann, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist. Der richtige Zeitpunkt zum Einkochen ist nach der Ernte. Und der richtige Zeitpunkt fürs Gießen ist dann, wenn die Erde zu trocken wird. Und im Winter? „Dann wird halt drinnen vorbereitet“, sagt Annemarie. Sie verbringt die Zeit mit dem Lesen von Fachbüchern, überlegt, welche Pflanzen sie im nächsten Jahr wo anbauen möchte. Erst wenn die Tage wieder länger werden, ist es Zeit, die ersten Samen in die Erde zu legen und zu warten, bis sie keimen. 26

Geduld braucht Orientierung. Erst wenn ich weiß, welchen Weg ich einschlagen will, kann ich auf mein Ziel zugehen. Doch was bewegt Menschen, nach dieser oder jener Weltanschauung zu leben, was daran ist politisch, persönlich oder spirituell? B UCHTI PP: Spiritualität, Religion, Weltanschauung. Landkarten für systemisches Arbeiten, Ursula Baatz, Vandenhoeck & Ruprecht 2017

ZEIT NEHMEN SPRUCHZEIT Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit. Aus der Bibel, Buch Kohelet Und fürwahr, wer geduldig ist und vergibt – das ist gewiss Zeichen eines starken Geistes. Aus dem Koran, Sure 42 Geduld ist die höchste Übung. Dhammapada Vers 184 Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen. Hermann Hesse

KULTUR ZEIT Der amerikanische Psychologe Robert Levine untersuchte in den 1990er-Jahren die Zeitkonzepte unterschiedlicher Kulturen und fand heraus, dass das Zeitgefühl eines Kulturkreises tiefe Konsequenzen für das psychische, physische und emotionale Wohlbefinden hat. Wo ein langsameres Lebenstempo herrscht, ist auch die Fähigkeit zur Geduld stärker ausgeprägt.

LESEZEIT Geduld bringt Erfolg. Der Wirtschaftsforscher Matthias Sutter zeigt anhand erstaunlicher Forschungsergebnisse, wie Beharrlichkeit und Ausdauer unser Leben bereichern. Die Entdeckung der Geduld: Ausdauer schlägt Talent von Matthias Sutter, 164 Seiten, EcowinVerlag 2018 (2. Auflage) Martin Liebmann, der Obmann des Vereins zur Verzögerung der Zeit, weiß: „Faul zu sein ist harte Arbeit“. In seinem Buch zeigt er jene gesellschaftlichen Zusammenhänge auf, die es uns so schwer machen, innezuhalten, und macht sich Gedanken über mögliche Auswege. Faul zu sein ist harte Arbeit: Eine Ode an den Müßiggang von Martin Liebmann, 223 Seiten, Komplett Media 2019


FREUDE 15 AUG E N BLIC K

„Der wichtigste Samen ist die am Leben.“

Freude

Samen spielen auf dem HOF DER FAMILIE AUFREITER eine grundlegende Rolle, daher wird das Saatgut auf dem Biokräuterhof auch selbst vermehrt. „Nur so passiert eine gewisse Klimaanpassung und die Pflanzen entwickeln eine Resistenz gegen Trockenheit“, erklärt Biobäuerin Michaela Aufreiter. Schön, dass Sohn Jakob die engagierte Arbeit weitertragen möchte. Im oberösterreichischen Alberndorf gedeihen unter anderem Spitzwegerich und Ringelblumen für SONNENTOR.

Foto: Gerhard Wasserbauer

‚ AUF GEHT S IN

DIE

WELT VON

SONNENTOR!


SONNENTOR verzichtet künftig auf die Holzfolie bei den Teepackerln. Ganz ohne Verpackung geht es aber nicht. Entsprechend wichtig sind uns daher innovative Ideen, die das Thema Verpackung ökologisch angehen.

DER PLASTIKATLAS 2019 ZEIGT DIE UNGESCHÖNTE WAHRHEIT AUF:

Allein im Jahr 2018 wurden in der EU für Essen und Getränke mehr als 1,13 Billionen Verpackungen verwendet, noch immer auf dem Vormarsch ist erdölbasiertes Plastik. Das Kooperationsprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin und der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 möchte vor allem eins: Unternehmen mit in die Verantwortung nehmen. Eine Herausforderung, die SONNENTOR und Gründer Johannes Gutmann ganz bewusst übernehmen möchten, jeden Tag aufs Neue.

EINFÄLLE ZU ABFÄLLEN

Eine der wesentlichsten Herausforderungen für SONNENTOR ist das Thema nachhaltige Verpackung, und das nicht erst seit gestern. Jahrelang auf der Suche nach einer Alternative, nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen, kam es schließlich vor zehn Jahren auf der Bio-Fachmesse zu einer schicksalhaften Begegnung. Ein Hersteller einer komplett neuartigen Folie basierend auf Holz sprach Johannes Gutmann an. Der erkannte die Chance, (erdölbasiertes) Plastik zu ersetzen, und SONNENTOR wagte das Unterfangen. Schnell wurde der Kräuterspezialist zum Pionier auf dem Gebiet. Inzwischen sind 70 Prozent der SONNENTOR Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen. Und auch die Vorbildwirkung hat gegriffen, viele andere Hersteller haben mittlerweile nachgerüstet. Eine positive Entwicklung, denn je größer die Nachfrage nach Alternativen, umso mehr Innovation entsteht.

WIR LASSEN DIE

HULLEN Loser Kräutertee

Aufgussbeutel Schachtel: Karton (FSC ® -zertifiziert) Teebeutelhülle: Holzfolie Teebeutel: ungebleichtes Filterpapier aus Holzzellstoff und Fasern der Textilbanane Fadenanhänger: Bio-Baumwolle

Teeschachtel Lose Schachtel: Karton (FSC ® -zertifiziert) Innenfolie: Holzfolie

Gewürzschachtel Schachtel: Karton (FSC ® -zertifiziert) Innenfolie: Holzfolie

ALLE NEUEN SCHACHTELN SIND FSC ® -ZERTIFIZIERT BESSERER AROMASCHUTZ, KEINE CELLOPHANIERUNG DER TEESCHACHTEL MEHR NOTWENDIG

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Beutel: Karton (FSC ® -zertifiziert) Innenfolie: Holzfolie Verschlussstreifen: Metalldraht (wiederverwendbar!)

DIE DRUCKFARBE WURDE DURCH EINE KOMPOSTIERBARE FARBE ERSETZT

AUS ERNEUERBAREN ROHSTOFFEN


ACHTSAMKEIT BEIM AUSPACKEN

Wer mit offenen Augen einkauft, wird sicher darauf achten, welche Materialien verwendet werden, um die einzelnen Produkte einzupacken. Nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Mais als Alternative zu erdölbasierten Stoffen spielen eine große Rolle. Doch gibt es deutliche Qualitätsunterschiede. Es lohnt sich etwa zusätzlich zu prüfen, ob Papierverpackungen aus verantwortungsvoller Holzwirtschaft stammen. Darüber gibt etwa eine entsprechende FSC ®Zertifizierung Auskunft. Bei Mais ist wichtig, dass er gentechnikfrei ist. Das Thema Transparenz ist entsprechend wichtig, und gerade in der Biobrache erkennen viele inzwischen die Verantwortung, ihr Tun offenzulegen und die verwendeten Materialien genau auszuweisen.

FALLEN Kaffee

EINE SINNVOLLE SCHMUTZKÜBELKAMPAGNE Auch die innovativste Hülle muss letztendlich den vorgesehenen Weg weitergehen, also recycelt oder kompostiert werden bzw. im richtigen Mülleimer landen. Der Verbraucher braucht ein klares Bild und Information. SONNENTOR hat aus diesem Grund eine Kampagne gestartet und informiert aktiv über alle verwendeten Materialien und deren richtige Entsorgung.

WWW.SONNENTOR.COM/ VERPACKUNG

Folie: Alufreie Polypropylenund Polyethylenfolie

Gewürzdose

Pyramidenbeutel

Dose: Weißblech

Schachtel: Karton (FSC ® -zertifiziert) Innenfolie: Polypropylen Teebeutel: gentechnikfreie Maisstärke Fadenanhänger: Bio-Baumwolle

Gläser Glas: Glas Deckel: Dichtung ohne Weichmacher

Gewürz Probier mal Schachtel: Karton (FSC ® -zertifiziert) Gewürzsäckchen: Holzfolie

KUNSTSTOFFFENSTER ENTFERNT, BESSERER PRODUKTSCHUTZ

UNGEBLEICHTES PAPIER AUS FASERN DER TEXTILBANANE & HOLZ

GEWÜRZ SÄCKCHEN AUS HOLZFOLIE

WIR HABEN

PHILIPP KORNTNER,

WERTEHÜTER & VERPACKUNGSEXPERTE BEI SONNENTOR, GEBETEN, DREI WICHTIGE FRAGEN ZU BEANTWORTEN. WOZU VERPACKEN? Es ist uns ein Anliegen, alles so zu verpacken, dass die kostbaren Bioprodukte bestens geschützt werden und der Geschmack gewahrt wird. Zugleich sollen die Materialien für unsere Umwelt so verträglich wie möglich sein. WO SPART SONNENTOR AN DER VERPACKUNG? Die aktuellste und wohl auffälligste Veränderung ist, dass unsere Teepackungen ihre Hüllen fallen lassen. Dank verbesserter Aromaschutzbeutel wird die Holzfolie außen (um die gesamte Packung herum) nicht mehr gebraucht. Dadurch entfallen jedes Jahr 20.000 kg an Verpackungsmaterial. Sämtliche Kartons für die Verpackung sind aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft und bekommen nun auch ein entsprechendes FSC ®Zertifikat. Ebenfalls gibt es bei den Streudosen aus Weißblech eine Veränderung. Die Sichtfenster aus PET entfallen bei der neuen Variante. Das spart Müll, verbessert den Produktschutz und verlängert die Lebenszeit jeder Dose. Unser Ziel ist es, dass jede Dose so oft wie möglich nachgefüllt wird. EIN TIPP VOM EXPERTEN? Ein großes Thema ist, dass die Holzfolie und auch andere kompostierbare Folien nicht im Biomüll entsorgt werden dürfen. Das führt oft zu Verwirrung. Der Grund ist die unterschiedliche und oft zu lange Verrottungszeit der verschiedenen Materialien und die schwere Unterscheidbarkeit zu erdölbasierten nicht-kompostierbaren Kunststoffen. Uns ist es ein Anliegen, hier Klarheit zu schaffen. Wer einen Heimkompost oder eine Wurmkiste zu Hause hat, darf die Folie dort entsorgen – ansonsten muss sie derzeit in den Restmüll. Wir bei SONNENTOR sind der Meinung, dass es dennoch wichtig ist, der Umwelt zuliebe auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen – und vor allem auch auf eins: sinnvolle Reduktion! 29


SONNENTOR FRANCHISE

FABIAN GRADWOHL:

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AUS DEM TEEKÄSTCHEN GEPLAUDERT

Generation Nachwuchs bei SONNENTOR. In der SCS überzeugen ein neues Ladenkonzept und ein Franchise-Partner in zweiter Generation – Fabian Gradwohl (23).

E

rfahrung gibt man weiter – das Credo der Gradwohls wird im 4. SONNENTOR Geschäft der Familie in der SCS Vösendorf lebendig. Hier ist bereits der Nachwuchs am Werk. Den Standort leitet Fabian, Sohn des ersten FranchisePartners Günter Gradwohl, mit Stolz: „Ich hab es bei meinen Eltern gesehen. Beide sind selbstständig, und sie arbeiten mit so viel Freude, und das jeden Tag.“

Was der junge und engagierte FranchisePartner bei seinen Eltern bewundert hat, spürt auch jeder, der das Geschäft in der SCS betritt. Er erzählt, dass seine Kundschaft den Shop oft als Ruheoase beschreibt. Während es draußen wuselt und tönt, entsteht hier eine Art SONNENTOR Gefühl. Fabian Gradwohl führt diesen heimeligen Eindruck auf seine motivierten Mitarbeiter und die vielen Naturmaterialien im Shop zurück. Sicher liegt es aber auch an der Art und Weise, wie hier die Kunden behandelt werden, nämlich „wie Freunde.“

Fabian Gradwohl sagt: „Bei uns in der Familie ist es wichtig, in jeder Beziehung menschlich zu denken und menschlich zu handeln, und das deckt sich mit der SONNENTOR Philosophie des schönen Miteinanders.“ Diesen Anspruch gibt er im Laden weiter und weiß, „so bekommen wir auch viel von unseren Kunden zurück“. Ein Anliegen ist es dem motivierten Franchise-Partner auch, allen Interessierten die Produktwelt von SONNENTOR näherzubringen: „Wer mehr erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, vorbeizukommen.“

ALLE INFOS ZU DEN SONNENTOR GESCHÄFTEN UND DEM SONNENTOR FRANCHISEKONZEPT FINDEST DU AUF WWW.SONNENTOR.COM/ GESCHAEFTE

FABIAN, WOFÜR BIST DU DANKBAR IM LEBEN? „Ich habe immer gesehen, dass mein Vater wahnsinnig viel Spaß bei der Arbeit hat. Wenn man ihm beim Verkaufen zuschaut oder zuhört, ist diese Freude direkt ansteckend. Er war von klein auf mein großes Vorbild. Und genauso hat mich meine Mutter beeindruckt. Ich bin sehr froh, dass ich Eltern habe, die mir meinen Weg ermöglicht haben.“ WAS WAR DEIN BISHER SCHÖNSTES KUNDENERLEBNIS? „Durch meine Leitung des Geschäfts in der SCS habe ich lange nicht mehr in unserem Geschäft in der Millennium City gearbeitet. Als ich nach ein oder zwei Monaten wieder einmal dort tätig war, kam eine Stammkundin, lächelte mich an und meinte, dass es wirklich wahnsinnig schön sei, ihren Lieblingsverkäufer wieder einmal zu sehen.“ WOHER NIMMST DU DEINE INSPIRATION? „Ich liebe meine Arbeit. Und wenn man liebt, was man macht, dann macht man es auch gut und bekommt gutes Feedback. Eine Beschwerde hat man relativ schnell, wenn man einen Fehler macht. Aber um echtes Lob zu bekommen, muss man schon sehr viel richtig machen. Umso mehr Kraft und Energie gibt es einem.“ AUF WELCHES SONNENTOR-PRODUKT KANNST DU NICHT VERZICHTEN? „Mein Favorit ist der Ginkgo Konzentrationstee. Perfekt zum Arbeiten!“

MEXIKANISCHE VANILLE

Tonkabohne

FABIAN GRADWOHL TRITT IN DIE FUSSSTAPFEN SEINES VATERS EIN ORT ZUM WOHLFÜHLEN: DAS NEUE SONNENTOR GESCHÄFT IN DER SCS 30

Der intensiv aromatische Same wird wie Muskatnuss gerieben. Tonkabohne verfeinert Puddings, Eis, Milchreis, Kekse und Kuchen. LIEBLINGSNEUHEIT VON FABIAN


FRECH, WILD UND WUNDERBAR

Der Duft von Wiese & Wald in deiner Tasse

Wer mit offenen Augen durch die Natur spaziert, kann überall erkennen, welchen Reichtum sie uns schenkt. SONNENTOR bringt dieses Geschenk jetzt in deine Tasse.

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SIE KENNEN UNSERE WELT UND DIE NATUR, DIE UNS UMGIBT, SEIT VIELEN JAHREN, WAS MÖCHTEN SIE DER JUNGEN GENERATION MITGEBEN?

er Wildkräuter Tee von SONNENTOR ist in Kooperation mit dem Kräuterexperten Dr. Wolf-Dieter Storl entstanden: „Die Mischung hat den Haustee unserer Familie zum Vorbild, den meine Frau immer wieder neu zusammenstellt und den wir täglich trinken. Es sind vor allem Kräuter, die gut schmecken und eine eher milde Wirkung haben.“ Das Beste daran? Alles Wildwuchs! Die enthaltenen Kräuter, wie zum Beispiel Schafgarbe, Lindenblüte, Haselnuss und Löwenzahn, sind Wildkräuter. Aufgießen und genießen! DR. WOLF-DIETER STORL IM PORTRÄT Der Kulturanthropologe und Ethnobotaniker wurde 1942 in Sachsen geboren. Als Elfjähriger wanderte er mit seinen Eltern nach Amerika (Ohio) aus, wo er die meiste Zeit in der Waldwildnis verbrachte. Später schrieb er sich als Botanik-Student an der Ohio State University ein, wechselte aber, vom Laborbetrieb angeödet, bald zur Völkerkunde. 1974 promovierte er als Fulbright Scholar zum Doktor der Ethnologie in Bern, Schweiz. Es folgten weitere internationale Lehrstellen, wo er sein grünes Wissen teilte. Zahlreiche Reisen, ethnografische und ethnobotanische Feldforschungen prägten sein Denken. Seine Einsichten in einer Spiritistensiedlung in Ohio, einer Camphill-Kommune südlich von Genf, bei alteingesessenen Bauern im Emmental, Medizinmännern der Cheyenne und Shiva Sadhus in Indien und Nepal fanden ihren Niederschlag in zahlreichen späteren Publikationen. Der Gelehrte, Referent und Autor lebt heute mit seiner Familie im Allgäu.

DR. WOLF-DIETER STORL IM GESPRÄCH WAS INSPIRIERT SIE DAZU, WILDKRÄUTER ZU SAMMELN?

Ich hatte eine gütige Oma, die Wildkräuter sammelte und daraus einen Haustee, als Getränk für die täglichen Mahlzeiten, braute. Je nach Jahreszeit und den gesundheitlichen Bedürfnissen variierte die Zusammensetzung, aber gut schmeckte er immer und man hatte das Gefühl, dass er die Lebenskräfte unterstützt. Wenn ich Wildkräuter sammle, dann verbinde ich mich mit dem überlieferten Wissen meiner Großmutter und zugleich mit den Urahnen. Wie Kulturforscher wissen, kannten schon die steinzeitlichen Menschen Wildpflanzen und Kräuteraufgüsse als Teil ihrer Diät. Das Sammeln von Kräutern hilft mir auch, mich mit der Natur, die uns umgibt und trägt, zu verbinden.

Heutzutage, wo wir die meiste Zeit innerhalb von vier Wänden vor Bildschirmen hocken und unsere Seele in elektronischen Netzwerken gefangen ist, tut es gut, sich mit der Natur zu verbinden. Denn wir sind Teil der Natur. Sie ist schließlich die Quelle unseres Lebens und unserer Lebensfreude. Einfach mal die Schuhe ausziehen, barfuß laufen, bewusst die Sonne und den Wind auf der Haut spüren, an einer Blüte riechen, Wildkräuter für den frischen Salat oder den Tee sammeln – so etwas verbindet uns mit unserem wahren, gesunden Selbst. (Übrigens, auch in der Stadt ist das möglich.)

DIESE KRAUTIGE TEEMISCHUNG MIT SCHAFGARBE UND LINDENBLÜTEN BRINGT DIE BESTEN WILDKRÄUTER IN DIE TASSE.

NEU

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Die NEU Aromaküche: Einfach himmlisch! Tauch ein in die fulminante Geschmackswelt der ätherischen Gewürzöle! Sie verzaubern den Gaumen und bringen das gewisse Etwas.

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für ein besonderes Geschmacks- und Geruchserlebnis

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Feiner, lang anhaltender Geschmack: perfekt, um die Originalzutat zu ergänzen und mehr zur Geltung zu bringen

Dufterlebnis:

Vermische das ätherische Öl deiner Wahl mit einer der unten aufgelisteten Zutaten und vermenge es danach mit der restlichen Masse. Ätherische Öle enthalten kein Fett und sind nicht wasserlöslich, weshalb sie vor der Verwendung mit einer dieser Zutaten vermischt werden müssen:

Der Duft der Öle verleiht nicht nur eine besondere Note, sondern regt auch die Verdauung an

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Die in den Verschluss integrierte Pipette sorgt für eine exakte Dosierung

Lange haltbar und sehr ausgiebig:

ein perfekter Ersatz, wenn du die Originalzutat nicht zu Hause hast

Vielfältig einsetzbar:

einfach dieselbe Speise in mehreren Geschmacksrichtungen portionsweise würzen —— WWW.SONNENTOR.COM/WUERZOELE 32

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MAYONNAISE


Eine NEU Tasse voll Liebe!

TIPP FÜR HEISSE SPEISEN Bei heißen Speisen erst kurz vor dem Servieren zugeben, da ätherische Öle flüchtige Stoffe sind.

TIPP FÜR SALATE Direkt in die Marinade zugeben, da darin meist schon Essig und Öl enthalten sind. Für den Extra-Geschmackskick die Marinade etwas länger ziehen lassen.

TIPP FÜRS BACKEN Beim Backen etwas höher dosieren, damit der Geschmack bis zum Ende des Backvorgangs erhalten bleibt.

AUFBEWAHRUNG Ätherische Öle verdunsten sehr schnell an der Luft. Halte die Fläschchen daher stets gut verschlossen.

aufgepasst —— Ob Seite an Seite als Geschenk für das Brautpaar oder einzeln verwendet als Gastgeschenk und Tischkärtchen. Gibt’s übrigens auch in der Variante Dame/Dame und Herr/Herr. Und die Verpackung? Passt zur feierlich gedeckten Tafel wie die Braut zum Bräutigam.

LIEBE IST eine Teemischung mit Lindenblüten, Zitronenverbene und Zitronengras. Schmeckt blumig-frisch und zaubert ein verliebtes Lächeln auf die Lippen einer jeden Dame.

FÜR HERZKÖNIGE: Die Mischung mit Zitronenmelisse, Tulsi und Granatapfel. Ein wahres Liebeselixier, das jedem Gentleman Ruhe und Kraft beschert.

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Künstliche Backaromen gehen dir auf den Keks? Die 100 % natürlichen Öle Zitrone, Orange und die Mischung für Kekse und Punsch sind die neuen Geheimzutaten in deiner Backstube.

SET FÜR DIE SOMMERKÜCHE

Mit diesem Set aus Zitrone, Basilikum und der Mischung für Salate und Dips führst du deine Küche in neue Gschmackssphären. Perfekt als Geschenk für dich selbst und andere Spitzenköche!

Zitronenöl Dressing ——

Z UTAT E N : 3 Tropfen Zitrone ätherisches Gewürzöl 1 EL weißer Balsamicoessig 3 EL Olivenöl 1 EL Sonnige Grüße® Honig etwas Ayurvedisches Zaubersalz® etwas Pfeffer weiß Z U BE RE I T U N G:

1 / Zitronenöl mit Honig gut vermischen. Olivenöl, weißen Balsamicoessig, Salz und Pfeffer hinzugeben und alles gut verrühren. Optional 1 TL Senf und ½ klein gehackte Knoblauchzehe unterrühren.

—— Mehr Rezepte unter

WWW.SONNENTOR.COM/REZEPTE

MIT PLATZ FÜR PERSÖNLICHE WORTE 33


Weg

WER SICH UM DIE SAMEN UND UM DIE SAAT KÜMMERT, DER WIRD IMMER EINE GUTE ERNTE HABEN.

Ein schafft Verbindung und birgt viele Möglichkeiten. Begeben wir uns auf den Pfad der Mehr ab Oktober 2020!

Johannes Gutmanns offene Worte

Lasst uns gute Samen säen!

M

eine Freude war die Feldarbeit leider nie, die Reinigung des Saatgetreides und die Vorbereitung für die Aussaat jedoch umso mehr. Eine Windmühle, per Hand betrieben, über 100 Jahre alt – sie war mein Augenstern! Dank dieser einfachen Reinigung konnten wir die schweren Körner mit den besten Eigenschaften für unser eigenes Saatgut gewinnen und vermehren. Das waren meine ersten prägenden Erfahrungen in Hinblick auf Samen und Saatgut.

SPIELREGELN DER NATUR

Die Saat zu seicht in die Erde legen ist ungünstig. Vögel oder auch andere Samendiebe sind oft schneller. Noch bevor das Korn Wurzel schlagen kann, stibitzen sie es. Die Saat zu tief in den Erdboden zu drücken ist ebenfalls schlecht. Oft ist der Keimling einfach zu schwach, um sich Richtung Sonne zu kämpfen. Zum Glück gibt es eine alte Faustregel:

„DEN SAMEN ZEHN MAL SO TIEF LEGEN, WIE DER KORNDURCHMESSER GROSS IST.“ Anders gestalten sich die Spielregeln beim Kräuteranbau. Hier stellt sich die grundlegende Frage: Handelt es sich um „Lichtkeimer“ oder nicht? Zu Beginn hatte ich keine Erfahrung, kein Wissen, viele Fragen und wiederum keine Antworten. Das war der steinige Anfang mit dem Kräuteranbau. Da bin ich den Bauern bis heute sehr dankbar. Diese Erfahrungswerte zu sammeln konnte ich ihnen überlassen – die ihr Wissen mal mehr und mal weniger gerne teilten. Aber sie haben sich dann doch dazu durchgerungen, weil sie erkannten: Wer Wissen gibt, bekommt auch wertvolle Erkenntnisse zurück! 34

UNSER SONNIGES DREAM-TEAM

RIEN NE VA PLUS?

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Bauern müssen heutzutage den Grundstein ihrer Existenz – die Qualität des Saatguts – in die Hände von Fremden legen. Das Ausbringen von eigenvermehrten Landsorten ist durch die europäische Saatgutverordnung nicht mehr erlaubt. Saatgut verkaufen darf nur ein EU-zertifiziertes Saatgutunternehmen. Es darf nur mehr zertifiziertes, offizielles Saatgut auf den Feldern ausgebracht werden. Tauschen für den Privatbedarf ist nach wie vor erlaubt! Die Saatgutfirmen haben dafür gesorgt, dass nur bestimmte Eigenschaften selektiert, gezüchtet und zum Handel offiziell angemeldet werden. Deshalb sind in jeder Region unbewirtschaftete Wiesen, Wälder und Felder so wichtig, um von der Fülle der Natur zu schöpfen.

JEDE MONO-KULTUR EINE UNTAT, JEDE WILDFLÄCHE EINE WOHLTAT. WAS AM ENDE BLEIBT

Da bin ich wahrlich froh, ein Mensch zu sein und kein Pflänzchen. Genmanipulation ist beim Menschen noch weltweit verboten. Das Einzige, das ich einmal auf dieser schönen Welt zurücklasse: ein paar Gene in Form von meinen fünf Kindern und ein paar Ideen. Neues konnte ich nicht erfinden, jedoch ist es mir gelungen, so Wunderbares wie die Kräuterschätze unserer Natur neu einzupacken. Die Ernte dieser Saat: Hunderte kleinbäuerliche Betriebe können dank des Anbaus und der Trocknung von Bio-Kräutern unabhängig und selbstbestimmt in die Zukunft blicken.

Sonnentor

„Ein Tisch steht besser auf vier Beinen“ ——

Aus diesem Grund setzt SONNENTOR auf Verstärkung in der Geschäftsführung. 2019 haben die langjährigen Mitarbeiter Manuela Raidl-Zeller, Gerhard Leutgeb und Klaus Doppler das Steuer gemeinsam mit SONNENTOR Gründer Johannes Gutmann übernommen. Ein sonniges DreamTeam! I M P R E SSUM FREUDE erscheint zwei Mal jährlich und wird herausgegeben von Sonnentor Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Sprögnitz 10, 3910 Zwettl, Österreich, Telefon +43 2875 -7256, office@sonnentor.at, www.sonnentor.com Für den Inhalt verantwortlich: Sonnentor Alle Rechte vorbehalten. Druckfehler vorbehalten. Das Abonnement kann jederzeit beim Herausgeber gekündigt werden. Kontakt: Maria Manger Abonnenten-Service: abo@sonnentor.at Gesamtkonzept und Umsetzung: PAPER AFFAIRS Publishers GmbH Chefredaktion: Katja Greco Stellv. Chefredaktion: Claudia Eipeldauer Creative Director: Peter Schmid Artdirection & Layout: Magdalena Hufnagl Lektorat: Ewald Schreiber Illustratoren vertreten durch: 2Agenten / 2agenten.com Cover, Hauptsache: Stocksy Druck: Janetschek, Heidenreichstein Klimaneutral gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, chlorfrei gebleicht


Unsere Land-Lofts: ... einfach Urlaub Egal ob jung oder alt, mit SONNENTOR kannst Du lernen, staunen, lachen, genießen und vieles mehr. Zwischen anregendem Impuls und gepflegter Ruhe wartet ein Abenteuer für alle Sinne. Inspiriere Dich online für künftige Ausflüge: www.sonnentor.com/erlebnis

Land-Loft

Dürfen wir vorstellen: Anna Apfelminze und Hans Schlafen im Hagebutte, die beiden gemütlichen SONNENTOR Kräutergar ten Land-Lofts. Mit jeweils 31 m2 bieten die beiden besonderen Gastgeber Platz für bis zu vier Erwachsene oder eine fünfköpfige Familie. Gebaut aus nachhaltigen und regionalen Materialien wie Vollholz und Schafwolle, schaffen sie eine Umgebung zum Wohlfühlen und Energietanken. Das Frühstück mit frischem Gebäck wartet morgens direkt vor der Tür und wenn's mal kühl wird, einfach den Holzofen einheizen und vor dem knisternden Feuer weiter genießen. So eine Auszeit lässt sich übrigens auch sehr gut verschenken. Dazu gibt es Gutscheine, die mit einer persönlichen Botschaft versehen werden können.

.com/ www.sonnentor t land-lof

SONNENTOR erwartet Dich!

Seminare und Veranstaltungen: Gut geht anders. Aber wie?

Seminare

2020

Wie wird man eigentlich Kids Yoga-Lehrerin oder Lehrer? Was genau bietet mir ein Bad im Wald? Und wer möchte Wildkräuter beim Namen nennen? Unser SONNENTOR Seminarprogramm bietet umfassende Ein- und Ausblicke rund um die Themen Ernährung, ökologisches und nachhaltiges Gärtnern, Handwerk und zukunftsorientiertes Wirtschaften. Inmitten der Waldviertler Natur, auf dem Bio-Bauernhof Frei-Hof oder im Bio-Gasthaus Leibspeis', möchten wir Wissen vermitteln, einen Blick über den Tellerrand werfen und gemeinsam aktiv werden. Denn das Allertollste am Samensäen ist die Samenvermehrung. Daher laden wir dich ein, einen Blick in unser Programm zu werfen. Freu dich auf Aus- und Mehrzeit für Geist und Seele im SONNENTOR Erlebnis.

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Wir sind

Online

für Euch da!

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Beurteile einen Tag nicht nach den Früchten, die du geerntet hast, sondern nach den Samen, die du gesät hast. Robert Louis Stevenson

IST DAS MÖGLICH? Aktivist und Künstler Ai Weiwei hat im Auftrag der Tate Gallery of Modern Art in London 100 Millionen Sonnenblumensamen aus Porzellan anfertigen lassen. Doppelt gebrannt und handbemalt. Die täuschend echt aussehenden Samen sollten die Zuseher dazu einladen, sich auf Spurensuche zu begeben und u. a. das Thema Massenproduktion zu hinterfragen sowie zu überlegen, was echt ist und was nicht.

SAMENSTREICH

Die Samen im Inneren der Hagebutte werden von winzig kleinen Härchen bedeckt, die auf unserer Haut einen äußerst unangenehmen Juckreiz auslösen – seit Jahrhunderten die Basis für so manchen Kinderjux.

WILLIAM SHAKESPEARE

G E DA N K E N

SÄE N

Aus einem kleinen Samen kann ein mächtiger Stamm wachsen. A I SC H Y LOS

DOCH ES STREUT SIE NICHT AUS. Khalil Gibran

30.000

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G

Wer ernten will, muss erst den Samen streuen.

SAAT,

AMEISEN-KURIER: Veilchen-Samen bleiben unverdaut und können so etliche Meter entfernt durch den Kot der Ameisen keimen. WURFGESCHOSS: Die Chinesische Zaubernuss schleudert ihre Samen knapp 20 Meter weit – ein komplexes Naturphänomen. BODENGRÄBER: Vereinzelte Pflanzenarten verwenden die Strategie „Geocarpy“ – bei dieser neigen sich die tragenden Stängel nach Reife zu Boden und wachsen weiter in die Erde – auch die Erdnuss nutzt diese zur Vermehrung.

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A N TO I N E D E S A I N T- E X U P É RY

VERMEHRT DIE

NATÜRLICHE VERMEHRUNGSKÜNSTLER

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Nur der Boden erkennt die Güte der Saat.

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RE KORD - SAM E N:

DE R GRÖSSTE B E KAN NTE SAME N DE R WE LT GE HÖRT ZU R SEYC H E LLE N-PALME. E R KAN N B IS ZU 20 KI LOGRAMM SCHWE R U N D 50 ZE NTIMETE R GROSS WE RDE N. MI KROSKOPISCH KLE I N SI N D DAGEGE N DI E SAME N DE R ORC H I DE E. WE I L SI E N ICHT Ü B E R E IGE N ES NÄH RGEWE B E VE RFÜGE N, SI N D DI E SAME N ZUM KE IME N AU F PI LZE ANGEWI ESE N.

Die Samen der Vergangenheit sind die Früchte der Zukunft. Buddha

Jahre überlebte ein Samen des Krauts Silene stenophylla im Permafrostboden Sibiriens, 2012 gedieh die Pflanze in einem russischem Labor. Den Forschern gelang damit eine botanische Sensation – nie zuvor sind Pflanzen aus derart altem Saatgut erwachsen.

Man säe nur, man erntet mit der Zeit. Johann Wolfgang von Goethe

WOW-EFFEKT: Per Samenspende hat ein österreichischer Wissenschaftler möglicherweise 600 Kinder gezeugt. Gemeinsam mit seiner Frau betrieb er in London eine Fruchtbarkeitsklinik – viele der verwendeten Samenspenden stammten von ihm selbst.

NAMENSVETTER Samen sprießen nicht nur aus dem Boden, sondern sind auch ein indigenes Volk im nördlichen Skandinavien und auf der russischen Kolahalbinsel. Traditionell zogen die Samen mit großen Rentierherden als Nomaden durch die eisige Landschaft, heute sind sie meist sesshaft.


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