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Wir sind flexibler geworden

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WEIDEZAUN

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säuft, weil die Pansentemperatur danach absinkt. Verändern sich die Trinkzyklen merklich, setzt die App wieder einen Alarm ab. Für den Landwirt ein Hinweis, dass eventuell mit den Tränke becken etwas nicht in Ordnung oder das Tier nicht gesund ist. Sind die Kühe auf der Weide, meldet das System auch häufig „Trinkwasseraufnahme zu niedrig“ oder „Trinkzyklen zu kurz“, weil die Tiere oftmals zu weit von der Wasserstelle entfernt sind. Das sieht Matthias Auernig erst dann, wenn die Kühe zurück von der Weide wieder vom System ausgelesen werden.

Die gewonnene Flexibilität mit dem M²erlin hilft uns beim Verkauf unserer Milch“, bringt es Koppensteiner beim Besuch des rinderprofi auf den Punkt. Dort brauche die Familie Zeitkapazitäten. 350.000 Liter werden jedes Jahr in Glasflaschen und Kunststoff eimern ab Hof an den Großhandel und über die Gastronomie vermarktet. Also sei es auf der Hand gelegen, nach der Aufstockung der Herde vor fünf Jahren in einen Melkroboter zu investieren. „Bei der Direktvermarktung ist in der Früh immer jemand zum Ausliefern unterwegs. Da wir nicht an feste Melkzeiten gebunden sind, ist das jetzt kein Problem mehr“, so der Milchbauer aus Schweiggers. Die Wahl fiel damals auf Lemmer Fullwood, mit dieser Firma bestand schon Kontakt. Die Erwartungen der Milchbauern wurden erfüllt: „Wir haben uns bereits 2014 für die Technik von Lemmer Fullwood entschieden und sind davon bis heute überzeugt.“ Maßgeblich für die Entscheidung sei auch die Kochendwasserreinigung gewesen. „Damit können wir Chemikalien einsparen, was für uns als Biobetrieb wichtig ist“, meint Christian Koppensteiner. Nicht zuletzt habe man auch die Milchleistung steigern können. „Mit dem Melkroboter konnten wir uns um 500 Liter steigern.“ Zwischenzeitlich lag die Milchleistung bei über 8.000 Liter, sie sei zuletzt aber wieder etwas zurückgegangen, erzählt Koppensteiner. Denn mit der bisherigen Anzahl an laktierenden Kühen sei der erste Roboter an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Deshalb sei auch die Zellzahl zuletzt leicht angestiegen. Um die gestiegene Herdengröße zu Melken und die Kapazitäten auszunutzen, steht nun ein zweiter Roboter im Stall – und siehe da: Die letzte Probe hat bereits wieder einen Wert von nur 84.000 ergeben. Nach der Umstellungsphase rechnet der Waldviertler sogar damit, dass die Milchleistung nochmals um 500 Liter pro Kuh und Jahr steigen wird. „Die Tiere haben sich an den neuen Roboter sehr schnell gewöhnt und diesen sehr gut angenommen.“ Beeindruckt ist Christian Koppensteiner davon, wie gut die beiden Modelle aufeinander abgestimmt sind: „Der M²erlin ist als Nachfolgemodell des Merlin 4 sicher noch moderner. Er arbeitet wesentlich schneller und leiser.“ Die Daten der Kühe habe der Neue auf Knopfdruck übernommen. „Die Kühe sind hineingegangen, der Roboter hat die Koordinaten erkannt und sofort richtig angesetzt.“ Außerdem könne er nun alle Informationen in einer App abrufen, so Koppensteiner. Die Herde wird in einem Herdenmanagementprogramm geführt. Hierzu zählen unter anderem die automatisierte Brunsterkennung sowie eine Inline-Milchanalyse, Wir sind flexibler geworden 2014 ist der Waldviertler Christian Koppensteiner mit einem Lemmer Fullwood Merlin 4 ins automatische Melken eingestiegen. Jüngst folgte mit einem M²erlin eine Erweiterung, die noch mehr Kapazität für den eigentlichen Schwerpunkt des Milchhofs freimachen soll. STEFAN NIMMERVOLL hat den Betrieb besucht. An Hardware benötigt der Landwirt eine Base Station mit integrierter SIM-Karte, die ständig mit dem Internet verbunden ist. Abhängig von der Stallgröße entscheidet ein Firmentechniker vor Ort, wie viele Repeater zusätzlich notwendig sind, um das Funknetzwerk zu erweitern und eine vollständige Abdeckung zu erreichen. Die Daten können anschließend zu jeder Zeit und an jedem Ort in der Handy-App oder im Browser abgerufen werden. Laut Firmenangaben belaufen sich die Kosten für den Bolus in Österreich auf etwa 3 Euro monatlich pro Kuh, die Ausgaben für die weitere Hardware sind hier noch nicht mit eingerechnet. Matthias Auernig ist seit Kurzem Betriebsführer, hat davor bei Kärntnerrind ge arbeitet und gemeinsam mit seinem Vater, der Direktor in einer Landwirtschaftlichen Fachschule ist, die 40 Fleck vieh-Kühe betreut. „Wenn du nicht laufend nach den Tieren schauen kannst, sind diese tierindividuellen Sensoren und das damit verbundene Herden management-System ein gutes Werkzeug und generell für die Tiergesundheit extrem förderlich“, betont Matthias Auernig abschließend. W DI Martin Hirt ist Betriebsberater in der Landwirtschaftskammer OÖ.

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mit der während des Melkens Milchinhaltsstoffe gemessen werden und als Indikatoren genutzt werden können. Diese Daten geben wertvolle Informationen für das Gesundheits- und Fütterungsmanagement. Der automatische Fütterungsroboter kann mit diesen Daten exakt auf die Bedürfnisse der Kühe eingehen.

In kürzester Zeit ist die Melkfrequenz der gesamten Herde gestiegen. Sie liegt nun bereits bei 3,2 Melkungen pro 24 Stunden. Christian Koppensteiner möchte den Komfort des automatischen

Melkens jedenfalls nicht mehr missen: „Wir sind viel flexibler geworden. Mit dem zweiten Roboter haben wir jetzt auch die Kapazität, unseren Bestand auf eine Anzahl an Milchkühen auszuweiten, auf die der Stall ausgelegt ist.“ Die Nachfrage in der Direktvermarktung sei jedenfalls vorhanden, stellt er erfreut fest. W

STEFAN NIMMERVOLL

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