18 REPORTAGE säuft, weil die Pansentemperatur danach absinkt. Verändern sich die Trinkzyklen merklich, setzt die App wieder einen Alarm ab. Für den Landwirt ein Hinweis, dass eventuell mit den Tränkebecken etwas nicht in Ordnung oder das Tier nicht gesund ist. Sind die Kühe auf der Weide, meldet das System auch häufig „Trinkwasseraufnahme zu niedrig“ oder „Trinkzyklen zu kurz“, weil die Tiere oftmals zu weit von der Wasserstelle entfernt sind. Das sieht Matthias Auernig erst dann, wenn die Kühe zurück von der Weide wieder vom System ausgelesen werden.
Wir sind flexibler geworden 2014 ist der Waldviertler Christian Koppensteiner mit einem Lemmer Fullwood Merlin 4 ins automatische Melken eingestiegen. Jüngst folgte mit einem M²erlin eine Erweiterung, die noch mehr Kapazität für den eigentlichen Schwerpunkt des Milchhofs freimachen soll. STEFAN NIMMERVOLL hat den Betrieb besucht.
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ie gewonnene Flexibilität mit dem M²erlin hilft uns beim Verkauf unserer Milch“, bringt es Koppensteiner beim Besuch des rinderprofi auf den Punkt. Dort brauche die Familie Zeitkapazitäten. 350.000 Liter werden jedes Jahr in Glasflaschen und Kunststoff eimern ab Hof an den Großhandel und über die Gastronomie vermarktet. Also sei es auf der Hand gelegen, nach der Aufstockung der Herde vor fünf Jahren in einen Melkroboter zu investieren. „Bei der Direktvermarktung ist in der Früh immer jemand zum Ausliefern unterwegs. Da wir nicht an feste Melkzeiten gebunden sind, ist das jetzt kein Problem mehr“, so der Milchbauer aus Schweiggers.
Matthias Auernig ist seit Kurzem Betriebsführer, hat davor bei Kärntnerrind gearbeitet und gemeinsam mit seinem Vater, der Direktor in einer Landwirtschaftlichen Fachschule ist, die 40 Fleckvieh-Kühe betreut. „Wenn du nicht laufend nach den Tieren schauen kannst, sind diese tierindividuellen Sensoren und das damit verbundene Herden management-System ein gutes Werkzeug und generell für die Tiergesundheit extrem Die Wahl fiel damals auf förderlich“, betont Matthias Auernig abschließend. W Lemmer Fullwood, mit dieser Firma bestand schon Kontakt. Die Erwartungen der MilchDI Martin Hirt ist Betriebsberater in der bauern wurden erfüllt: „Wir Landwirtschaftskammer OÖ. haben uns bereits 2014 für die www.lkdigital.at Technik von Lemmer Fullwood
entschieden und sind davon bis heute überzeugt.“ Maßgeblich für die Entscheidung sei auch die Kochendwasserreinigung gewesen. „Damit können wir Chemikalien einsparen, was für uns als Biobetrieb wichtig ist“, meint Christian Koppensteiner. Nicht zuletzt habe man auch die Milchleistung steigern können. „Mit dem Melkroboter konnten wir uns um 500 Liter steigern.“
Umstellungsphase rechnet der Waldviertler sogar damit, dass die Milchleistung nochmals um 500 Liter pro Kuh und Jahr steigen wird. „Die Tiere haben sich an den neuen Roboter sehr schnell gewöhnt und diesen sehr gut angenommen.“
Beeindruckt ist Christian Koppensteiner davon, wie gut die beiden Modelle aufeinander abgestimmt sind: „Der M²erlin Zwischenzeitlich lag die Milchleis- ist als Nachfolgemodell des Merlin 4 sicher noch moderner. tung bei über 8.000 Liter, sie sei Er arbeitet wesentlich schneller zuletzt aber wieder etwas zuund leiser.“ Die Daten der Kühe rückgegangen, erzählt Koppensteiner. Denn mit der bisherigen habe der Neue auf Knopfdruck übernommen. „Die Kühe sind Anzahl an laktierenden Kühen hineingegangen, der Roboter sei der erste Roboter an seine hat die Koordinaten erkannt Kapazitätsgrenzen gestoßen. und sofort richtig angesetzt.“ Deshalb sei auch die Zellzahl Außerdem könne er nun alle zuletzt leicht angestiegen. Um Informationen in einer App die gestiegene Herdengröße abrufen, so Koppensteiner. Die zu Melken und die KapazitäHerde wird in einem Herdenten auszunutzen, steht nun ein managementprogramm geführt. zweiter Roboter im Stall – und Hierzu zählen unter anderem die siehe da: Die letzte Probe hat automatisierte Brunsterkennung bereits wieder einen Wert von sowie eine Inline-Milchanalyse, nur 84.000 ergeben. Nach der
Fotos: © Nimmervoll
An Hardware benötigt der Landwirt eine Base Station mit integrierter SIM-Karte, die ständig mit dem Internet verbunden ist. Abhängig von der Stallgröße entscheidet ein Firmentechniker vor Ort, wie viele Repeater zusätzlich notwendig sind, um das Funknetzwerk zu erweitern und eine vollständige Abdeckung zu erreichen. Die Daten können anschließend zu jeder Zeit und an jedem Ort in der Handy-App oder im Browser abgerufen werden. Laut Firmenangaben belaufen sich die Kosten für den Bolus in Österreich auf etwa 3 Euro monatlich pro Kuh, die Ausgaben für die weitere Hardware sind hier noch nicht mit eingerechnet.