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Die Kuh als Klimaretter
from 03/2021 unserhof
by SPV-Verlag
unserhof: Nachdem beim Klimawandel lange Zeit hauptsächlich über die Reduktion von CO2 gesprochen wurde, rückt nun Methan mehr in den Fokus. Zurecht?
Gerhard Bauernfeind: Die Atmosphäre ist ein Gemisch aus verschiedenen Gasen, die unterschiedliche Klimawirkung haben. Methan kommt in geringer Konzentration vor, hat aber, was den Treibhauseffekt betrifft, eine 25-fach stärkere Wirkung als CO 2. Und es ist eine Tatsache, dass Methan zunimmt, wie die Daten vom Sonnblick in den letzten zehn Jahren zeigen.
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Welchen Anteil hat die Rinderhaltung an dem Problem?
Bauernfeind: Methan kann aus natürlichen oder fossilen Quellen stammen. Analytisch kann nachgewiesen werden, woher der zusätzliche Gehalt in der Atmosphäre kommt. Nur 13 Prozent des Methans kommen von Rindern, und die Rinderbestände in Österreich waren zuletzt leicht rückläufig. Dazu muss man auch festhalten, dass es Wiederkäuer in natürlichen, großen Herden schon sehr lange gibt, viel länger als den Klimawandel. Außerdem ist das von den Kühen emittierte Methan Teil des biogenen Kreislaufs und kann über den Abbau zu CO 2 wieder in Biomasse eingebaut werden. Zu sagen, die Kuh hätte Schuld, ist aus meiner persönlichen Sicht sehr weit hergeholt.
Die Kuh ist also gar kein Klimakiller?
Bauernfeind: Die Kuh kann im Gegenteil sogar zum Klimaretter werden. Eine Reduktion der Methanemissionen kann aufgrund des im Vergleich zum Kohlendioxid kürzeren Lebenszyklus in der Atmosphäre einen raschen Effekt bringen und den großen Emittenten aus fossilen Rohstoffen mehr Zeit verschaffen, Lösungen zu finden. unserhof 3/2021
Foto: © Franz Gleiß
Welche Möglichkeiten habe ich als Landwirt, den Klauenabdruck meiner Tiere zu verringern?
Bauernfeind: Garant reduziert seinen eigenen Fußabdruck und damit auch den „CO2 -Rucksack“ des Futters. Durch die Inbetriebnahme der von der RWA gebauten Solar-Biotop-PV-Anlage in Pöchlarn im September ist es erstmals gelungen, Sonnenstromproduktion mit ökologischen und biodiversen Aspekten zu verbinden. Diese Anlage ermöglicht es uns, 50 Prozent des in Pöchlarn gebrauchten Stroms aus Solarzellen zu decken. Zudem kann man über innovative Futterkonzepte den Methanausstoß von Rindern direkt reduzieren. Leinsaat dämpft diesen nicht nur im Labor, sondern auch unter realen Bedingungen im Stall. Parallel dazu machen wir auch Versuche mit dem Futterzusatzstoff Agolin, der natürliche ätherischen Öle enthält, und anderen Komponenten, die Einfluss auf die Emissionen von Nutztieren darauf haben.
Spielt auch das Management im Stall eine Rolle?
Bauernfeind: Ja. Man kann die Methanproduktion indirekt reduzieren, indem man die Nutzungsdauer der Tiere verlängert, die Futterverwertung und -effizienz verbessert oder Tierverluste durch bessere Tiergesundheit verringert. Bei der Fütterung ist eine möglichst gute Grundfutterqualität von ausschlaggebender Bedeutung, da weniger Zellwandbestandteile, also weniger Fasern, zu weniger Methanemissionen führen. In die gleiche Richtung gehen Maßnahmen zur Verkürzung der Verweildauer des Futters im Pansen und stärkereichere Rationen.
Dr. gerhard Bauernfeind ist geschäftsführer der garant tiernahrung
www.garant. co.at.