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Die Anziehungskraft des Waldes

Jetzt einmal ehrlich: wann hatten Sie das letzte mal ein Buch in der hand? wenn Sie sich noch erinnern können, dürfen Sie sich auf die Schulter klopfen. und jetzt kommt die Nagelprobe. haben Sie es auch zu ende gelesen?

Von Alois Burgstaller

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Den Stress, ein Buch um viel Geld gekauft, es aber dann mangels Begeisterung nicht ausgelesen zu haben, werden Sie bei diesem Buch sicher nicht verspüren. Es ist so aufgebaut, dass man gar nicht auf die Idee kommt, es in einem Zug durchlesen zu wollen. Es ist einer Film-Doku sehr ähnlich. Man darf das Waldbuch liegen lassen, Staub ansetzen lassen, und dann irgendwo wieder weiterlesen.

Handy und Computer haben unsere Aufnahmefähigkeit gründlich verändert. Lange Phasen der Konzentration sind fast nicht mehr zu schaffen. Darauf nimmt dieses Buch Rücksicht und bereitet seine Informationen kompakt auf. Nur eine Grafik samt ein paar Informationen zu lesen, geht sich immer aus. Wissenswertes in bekömmlichen Happen bildhaft, aber nicht zu bunt präsentiert und somit auf das Wesentliche reduziert – so werden gute Fachbücher gemacht. Es war höchst an der Zeit, Information in dieser Art und Weise unter die Leute zu bringen. Wer dieses Buch gelesen hat, den wird so schnell keine Frage eines „Waldlaien“ überraschen. Waldbesitzer und Waldbewirtschafter werden in diesem Buch keine Handlungsanleitung zur Waldnutzung finden. Aber sie werden verstehen, warum der Wald auf uns nach Reste von Wildnis schmachtende Europäer eine so magische Anziehungskraft ausübt. Zumindest 60.000 Baumarten sind bis dato entdeckt. Das klingt nach Superlativ. Der Stammesälteste unter den Schattenspendern auf unserem Globus hat es bisher auf vermutlich 4.995 Jahre gebracht. Er lebt und transpiriert in Kalifornien, lesen wir.

Zwar steht Österreich nicht vor der Situation, dass der Wald verschwindet, ganz im Gegenteil, aber auch hier setzen ihm die Begleiterscheinungen der Klimaerwärmung zu. Global geht es ihm hingegen sehr ans Geäst. Wo Gefahr ist, wächst aber das Rettende auch, heißt ein Sprichwort. Ist vielleicht die Verbindung aus Land- und Forstwirtschaft, genannt Agroforstwirtschaft, die rettende Zukunft? Sie vereint viele Vorteile in sich, auch wenn sie betriebswirtschaftlich noch nicht wettbewerbsfähig ist. Viel Gutes geschieht bereits, auch manch Eigenartiges. Wessen Neugier unersättlich ist, der findet im Quellenverzeichnis zusätzliche Nahrung.

esther gonstalla, „Das waldbuch“, oekom verlag, münchen 2021 iSBN 97839 62382117, 128 Seiten, 24 euR

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