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Hier gehen die Uhren anders

Zur Wiederaufnahme des phantastischen Balletts ‚Alice im Wunderland‘ manchmal riesengroß und dann wieder winzig klein: Da kenn sich einer aus?! Das weiße Kaninchen wird sich jedenfalls nicht darum kümmern, es hat es eilig und da ist es wohl legitim, wenn diese Alice denn Handschuh der Königin aus seinem Häuschen holen soll.

Lewis Carroll veröffentlichte seine Erzählungen über die kleine Alice, die sich an einem Nachmittag so schrecklich langweilt, dass sie in eine Phantasiewelt entflieht, weil die große Schwester immer nur in ihrem Buch „ohne Bilder und Unterhaltungen“ liest,1865 in ‚Alice im Wunder- land‘ – gefolgt von ‚Alice hinter den Spiegeln‘ 1871. Die Erzählungen gehören bis heute zu den meistzitierten der Weltliteratur. Carroll schrieb Nonsens, der sonst häufig in Versform – z. B. auch aus Kinderreimen bekannt –ist, in Prosaform. Nonsens greift oft archetypische Verhaltensmuster auf und gibt den Lesern oder Hörerinnen damit die Möglichkeit sich mit Gefühlen auseinanderzusetzen. Das Themenspektrum ist nahezu unerschöpflich: Ängste, Wut, Neid, Schüchternheit, Albernheit, Unsicherheit, Überdrehtheit… alles kann Nonsens kommentieren.

So merkt die kleine Alice in Carrolls Erzählungen schnell, dass sie ihr auswendig gelerntes Schulwissen nicht mehr abrufen kann und ihr auch die anerzogenen Höflichkeitsfloskeln im Umgang mit den Tieren und Fabelwesen um Wunderland nicht weiterhelfen. Sie erfährt, dass sie ganz auf sich allein gestellt ist und bei jeder neuen Begegnung versucht sie schnell herauszufinden, wie sie sich verhalten muss, um ihren Weg durch die phantastischen Welten zu finden, in denen sie auf sprechende Tiere, einen scheinbar völlig verrückt gewordenen Hutmacher und ein Kartenspiel trifft, das vor seiner au- toritären Herz-Königin zittert. Auch in dieser Spielzeit gibt es zur Wiederaufnahme des abwechslungsreichen Handlungsballetts eine ganze Reihe von Rollendebüts, so dass sich auch ein wiederholter Besuch des Balletts sicher lohnt.

Antoine Jully lässt die Reise von Alice in einem choreografierten Reigen von aufregenden, skurrilen, lustigen, spannenden und manchmal ein klein wenig unheimlichen Episoden zu einem poetischen Abenteuer für kleine und große Zuschauer:innen werden.

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