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Ein Ort, wo man freundlich sein kann

In der Schauspielkomödie ‚Richtfest‘ geht es um elf Menschen, die eine Baugemeinschaft gründen wollen. Auch in Oldenburg sind diese Projekte gefragt.

„Ich dachte, so schwer kann es nicht sein, so ein Haus, in dem sich alle wohl fühlen. Ein Ort, wo man freundlich sein kann“, sagt Charlotte. Es hat gerade ziemlich gekracht in der Goethe28, der Gruppe aus Professoren, Sozialarbeiterinnen, Finanzbeamten, Ärzten und Musikerinnen, die sich zu einer Baugemeinschaft zusammengeschlossen hat. Sie möchten miteinander ein Haus bauen, das dem Gemeinschaftscharakter gerecht wird, aber gleichzeitig alle individuellen Bedürfnisse berücksichtigt – genug Raum für Konflikte. Zumindest in Lutz Hübners und Sarah Nemitz‘ Stück ‚Richtfest‘, das Ende April Premiere hat.

Aber wie laufen vergleichbare Projekte in der Realität ab? Das haben wir Steffen Schwalfenberg und Ulrich Fortmann von der Stadt Oldenburg gefragt. Sie betreuen das baugemeinschaftliche Projekt ModellFlieger, das auf einem Grundstück auf dem Fliegerhorst geplant ist. Zielgruppe sind junge Familien, die mit dem Stadtteilspielplatz, einer Kita und einer geplanten Schule direkt um die Ecke eine umfangreiche Infrastruktur zur Verfügung haben werden. Damit möchte die Stadt der Abwanderung ins Umland entgegenwirken, wo sich immer mehr Familien günstigeres Wohnen erhoffen. „Das Grundstück mag weiter draußen auf dem Land zwar etwas günstiger sein,“ sagt Steffen Schwalfenberg, „die Baupreise sind aber ähnlich und das berufliche Pendeln in die Stadt kommt als Kosten- und Stressfaktor hinzu.“ Städte wie Hamburg oder München haben gar eine Quote für Flächen eingeführt, die für Baugemeinschaften genutzt werden müssen. Quartiere sollen dadurch lebendiger werden, die Bewohner:innen sollen sich mit ihren Stadtvierteln identifizieren, anstatt abzuwandern, insgesamt verspricht man sich eine größere demografische Stabilität. In Oldenburg gibt es noch keine Quote, hier sind es bis jetzt ungefähr zehn Projekte dieser Art. Ulrich Fortmann glaubt aber, die Stadt habe da noch mehr Potential, zumal diese Art des Wohnens nicht nur für junge Familien, sondern auch als Mehrgenerationenmodell oder Wohnen im Alter gedacht werden kann.

Entscheidet man sich für das Bauen in einer Baugemeinschaft, hat man durch geringere Grunderwerbsnebenkosten bedeutende finanzielle Vorteile. Das ist allerdings nur ein Grund, warum

Menschen so leben wollen. Der maßgebliche Begriff, um den es geht, ist Gemeinschaft – gemeinschaftliches Kochen und Arbeiten, Gärtnern oder arbeiten in der Werkstatt. Solidarität. Oder führt das schon zu weit? In ‚Richtfest‘ hat ein Paar durch eine veränderte Situation zu wenig Geld, um mit einzusteigen. In dem Fall hat die Gemeinschaft selbstverständlich einzuspringen, sagen die einen. So dürfe man gar nicht erst anfangen, die anderen. Die Goethe28 hat gerade erst zueinander gefunden, sie befindet sich noch im Entscheidungsstadium darüber, wie die Grundrisse der jeweiligen Wohnungen oder die Fliesen im gemeinsamen Flur aussehen sollen. „Wenn es um die Gestaltung des eigenen Wohnraums geht, wird es oft sehr emotional“, weiß Ulrich Fortmann, „das ist sehr persönlich.“ Damit sich eine Gruppe nicht aufgrund solcher Dinge zerstreitet und ein Projekt gute Aussichten auf Erfolg hat, gibt es mittlerweile spezialisierte Moderationsbüros. Sie bestehen aus Architekt:innen, Immobilienkaufleuten, Stadtplaner:innen, Jurist:innen und Pädagog:innen, die die gesamte Organisation von der Gruppenfindung bis zur Bauabnahme übernehmen.

Die ModellFlieger befinden sich momentan noch auf der Stufe der Informations- und Kennenlernabende. In dieser frühen Phase ist es noch ungewiss, ob so ein Vorhaben wirklich gelingt, ob sich Menschen finden, die bis zum Schluss dabei bleiben. Oft scheitert die Bereitschaft daran, dass es das Haus, in das man ziehen würde, noch nicht gibt, dass man es sich nicht vorstellen kann. Deswegen hat die Stadt Oldenburg für die ModellFlieger einen Architektenwettbewerb vorgeschaltet. Der Siegerentwurf soll Lust machen und verringert von Vornherein das Konfliktpotential. Die Grundrisse der Wohnungen und die Wohnungsgrößen können von jeder Familie trotzdem noch individuell gestaltet werden. Steffen Schwalfenberg und Ulrich Fortmann sind guter Dinge, dass die ModellFlieger bis 2026 eingezogen sein werden. Wie es in der Goethe28 ausgehen wird, können Sie ab dem 22. April im Kleinen Haus herausfinden.

Bei Interesse an den ModellFliegern schreiben Sie an baugemeinschaften@stadtoldenburg.de. Weitere Informationen dazu finden Sie auch auf www.oldenburg.de/fliegerhorst.

Kartenspenden für Menschen mit wenig Geld

Sich miteinander treffen, austauschen, Neues lernen, inspiriert und unterhalten werden, sprich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – genau das bedeutet Kultur für die meisten Menschen. Oft ist es aber die finanzielle Situation, die all dies für einige Menschen nicht mehr erlaubt. Unter dem Motto „Kultur für alle!“ engagiert sich die KulturTafel Oldenburg aus diesem Grund seit fast drei Jahren als gemeinnützige Initiative in der Stadt für die kulturelle Teilhabe von Oldenburger:innen, die sich den Besuch von Kultur- und Sportveranstaltungen selbst nicht leisten können.

Die Karten für die Vermittlung erhält die Initiative regelmäßig von Veranstaltenden für Plätze, die absehbar frei bleiben würden oder gezielt für die kulturelle Teilhabe zur Verfügung gestellt werden. Wie der Komponist Giuseppe Verdi einst sagte: „Die Plätze sind da, um besetzt zu werden, nicht um leer zu bleiben!“ So halten es aktuell auch 62 ansässige Kultur- und Sporteinrichtungen, mit denen die KulturTafel Oldenburg bereits KulturPartnerschaften schließen konnte. Auch private Spenden von Karten, die einmal nicht genutzt werden können, nimmt die Kultur- an Kultur und Sport ermöglichen zu können. weiteren Beitrag zum finanziellen Erhalt der Initiative in und für Oldenburg leisten der Förderkreis und jährliche Spenden aus Aktionen, von Unternehmen und Privatpersonen. Die KulturTafel Oldenburg freut sich jederzeit über finanzielle Unterstützung, die dem Engagement für die kultu-relle Teilhabe in Oldenburg eine Zukunft geben.

Tafel jederzeit gern in die Vermittlung auf. Die telefonische Vermittlung führen sechs Ehrenamtliche und die Geschäftsführung der KulturTafel mit halber Stelle aus. Über 700 berechtigte „KulturGäste“ zählt die Initiative 2023 bereits in ihrer Datenbank.

Das Anmeldeformular kann auf der Rückseite des Flyers oder digital über die Website ausgefüllt werden. Der Flyer liegt in den städtischen Einrichtungen und rund zehn externen Anmeldestellen, darunter die Oldenburger Tafel, das Jobcenter und die Caritas, aus. Berechtigt als KulturGast ist, wer in Oldenburg oder einer umliegenden Gemeinde wohnhaft ist und an oder unterhalb der EU-Armutsschwelle verdient, staatliche Unterstützung oder Rente erhält oder den Oldenburg Pass besitzt.

Kulturtipp Mit Oldenburg Was Geht

Walle! walle

Manche Strecke, Dass, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle

Zu dem Bade sich ergieße.

Versetzt Euch dieser Auszug aus Goethes ‚Der Zauberlehrling‘ auch in die Schulzeit zurück, in der man das Gedicht vor der gesamten Klasse mit schwitzigen Handflächen auswendig aufsagen musste? Keine Sorge, ein solches Déjà-vu wird nicht vorkommen, wenn Ihr die Veranstaltung ‚Lecker Lyrik‘ des COREs besucht: Während Ihr Kleinigkeiten von Herrlichessen und eine Auswahl an Getränken zu Euch nehmt, trägt Caya aus ihrem kleinen schwarzen Notizbuch ihre Gedanken, Texte und Gedichte vor. Der Wahlhamburger Comedian Anton Knaus erzählt voller Energie Stories, die Euch garantiert zum Lachen bringen. Und der irische Singer & Songwriter Thomas Chambers, der bereits seit sieben Jahren in Oldenburg lebt, spielt Indie, Folk und Rockmusik. Persönlich, echt und intim.

Bereits die letzten Male hat sich gezeigt: ‚Lecker Lyrik‘ wird alles andere als trocken. Es ist ein Potpourri aus tiefsinnigen, ernsten, leichten und lustigen Inhalten, die Ihr auf keinen Fall verpassen solltet!

Zuletzt fand die Veranstaltung am 18.03. um 19.30 Uhr im CORE Oldenburg (Heiligengeistwall 6-8) statt. Während wir diese Kolumne schreiben, ist die nächste ‚Lecker Lyrik‘-Veranstaltung schon in Planung, hat aber leider noch keinen festen Termin für den April. Dennoch wollen wir sie Euch wärmstens empfehlen. Genaue Informationen erhaltet Ihr direkt im CORE (hier sind ebenfalls die Tickets erhältlich, alternativ bei ticket2go.de), der Tourist*inneninformation der Stadt Oldenburg oder auf den jeweiligen Websites. Wir wünschen Euch viel Spaß! Pauline Jacobi

Darunter rund 200 Kinder und Jugendliche innerhalb der angemeldeten Fami-lien. Anliegen der Initiative ist es nach dem Lübecker Vorbild, den Gästen regelmäßig alle 6-8 Wochen die Teilhabe

Seit 2022 erweitert die Initiative Ihr Angebot über die Grenzen der Stadt hinaus in den ländlichen Raum und lädt auch Menschen aus den umliegenden Gemeinden Wardenburg, Berne, Wiefelstede, Bad Zwischenahn, Rastede und Edewecht sind ebenfalls herzlich dazu ein, sich anzumelden. Kulturangebote außerhalb Oldenburgs sind bereits unter den Partnerschaften vertreten, erweitern das Angebot und verkürzen die Wege.

Gefördert wird die Initiative regelmäßig durch die Claus HüppeStiftung und die EWE. Einen

Wer KulturGast werden, privat Karten spenden, sich dem Förderkreis anschließen, eine Kultur- oder SozialPartnerschaft schließen oder die KulturTafel Oldenburg mit Geld- oder Zeitspenden unterstützen möchte, erhält weitere Informationen auf der Website www.kulturtafel-oldenburg.de.

Kontakt zu Mareike Urfels, Ansprechpartnerin der KulturTafel Oldenburg, können Sie unter 0441. 350 27 606 aufnehmen oder per E-Mail unter info@kulturtafel-oldenburg.de.

Das Büro der KulturTafel Oldenburg in der Osterstr. 10 hat jeden Freitag von 10- 13Uhr geöffnet.

Ein Gastbeitrag von Mareike Urfels

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