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Zu zweit zuhause
Lester René Gonzalez Álvarez und
Lester René Gonzalez Álvarez und Eleonora Fabrizi sprechen über die kommende Premiere von ‚Casita –ein Tanztheaterstück‘ am 13. April 2023 im theater hof 19.
Wie kamt ihr auf die Idee zu eurem Projekt?
L: Wir improvisieren jährlich gemeinsam bei der Langen Nacht der Musik. In diesem Jahr stellte die Ex-Chefin der Maske am Oldenburgischen Staatstheater, Anita Bruns, aber den Kontakt zu Dieter Hinrichs und Frauke Allwardt vom theater hof 19 her, wir wollten unbedingt zusammenarbeiten.
E: Thematisch liegt der Grund-
hof 19
damit das Publikum gut verstehen kann, was passiert. Wie verlief die bisherige Probenarbeit?
L: Wir haben beide schon einige Arbeiten hier im Haus und für andere Theater choreographiert, aber dieses ist unser erstes Stück zusammen, daher mussten wir auch viel lernen, als Kolleg:innen zu kommunizieren.
E: Ich wollte mehr Theatertanz und Lester war anfangs mehr in der zeitgenössischen neoklassischen Bewegungssprache. Jetzt gibt es etwas Raum für alles: Duette, Improvisationen, Körper-
Der digitale Blick
#digitalexhibition im Technical Ballroom
Was passiert, sobald Außenstehende Einblick in vertrauliche Momente bekommen?
Intimacy on Screen?
#digitalexhibition lation, die 4-Kanal Soundanlage und den reflektierenden und den reflektierenden Boden, der noch eine neue, gespiegelte Perspektive auf das Sujet gibt, soll das Videomaterial den Zuschauer:innen „zu“ nah gebracht werden.
Unter dem Arbeitstitel ‚Intimacy on Screen‘ erforschen die beiden Oldenburger Vico Rosenberg und Jonas Zolper mit der Kamera die Charakteristika von Intimität und stellen ihre Ergebnisse am 01. April 2023 als Installation aus Musik und Video im Technical Showroom der Exhalle am Pferdemarkt vor. „Das Thema Intimität ist etwas, das viel im Film thematisiert wird, auch in sozialen Medien, aber nichtsdestotrotz ist doch die Ausstellung von Intimität etwas Paradoxes, weil es nicht möglich ist, per Definition ist Intimität etwas, das nicht öffentlich stattfindet“ skizziert Rosenberg.
Die Motive der Installation fokussieren Menschen in alltäglichen Momenten von Intimität, dabei geht es zum Teil um das Alleinsein, aber auch um Zwischenmenschlichkeit. Die Ausstellung im Technical Showroom wird der Gipfel einer Forschungsreise mit der Kamera. Was genau am Ende zu sehen und zu hören ist, wird während der Produktionszeit aus Gesprächen und Ideen mit den Darstellenden entwickelt und mit der Kamera eingefangen.
Das Leben – ein Spiel?
#gamification
Was ist real und was ist nur ein Spiel? Wie gut kann man menschliches Leben simulieren?
‚Die Sims‘ erschien in seiner ersten Version im Jahre 2000 und ist bies und suchen Freund:innen. Die digitalen Figuren sind dabei auf künstliche Weise intelligent und können handeln auch ohne dass die Spieler:innen Ihnen Anweisungen geben.
Eine gängige Spielpraxis ist das „Sim-Self“ bei der Spieler:innen sich und ihre Umwelt nachbauen und ihr eigenes Leben in der Simulation spielerisch reflektieren. In der vierstündige Performanceinstallation „Let’s Play: Simulation“ am 15. April 2023 beschäftigt sich Jupiter Dunkelgut mit stein tatsächlich in unserem eigenen Zusammenleben als Paar. Wir sind beide sehr klein, einmal mussten wir zuhause an das obere Regalbrett rankommen, da hat Lester mich mit einer choreographischen Übung aus dem Ballett hochgehoben und elegant runtergelassen – solche Situationen haben uns inspiriert.
Wieviel von euch privat steckt im Stück?
L: Es ist sehr von unserem Leben inspiriert, aber wir interpretieren ein anderes junges Paar, das gerade zusammenzieht. Es sind nicht direkt wir, aber es ist auch nicht jemand anders.
E: Wir haben auch versucht unseren Alltag einzubringen. Einmal sagte ich: „Wir können doch eine Szene machen, wie du deine Kabel herumliegen lässt.“ [beide lachen]. Und dann haben wir prompt gemerkt, dass es bei Diskussionen immer verschiedene, berechtigte Blickwinkel gibt. Wir wissen natürlich, was wahr vom Stück ist und was dramatisiert.
Woher stammt der Titel ‚Casita‘? Und welche Bedeutung hat Sprache im Stück?
E: Wir reden miteinander auf Spanisch und ‚Casita‘ war unser Wort für meine kleine Wohnung in Oldenburg. Das Stück hat auch gesprochene Anteile und eine Kollegin aus dem Schauspiel ermutigte uns, ganz authentisch auf Spanisch und Italienisch zu sprechen und viel über Tonfall und Körpersprache zu arbeiten. Die wichtigen Stichwörter kommen aber natürlich auf Deutsch, sprache wie im Tanztheater…
L: …aber auch Szenen, wo wir nur spielen. Es ist sehr vielfältig.
Mit welcher Musik arbeitet ihr?
L: Ein Großteil der Musik hat Johann Pätzold, mit dem ich schon drei Stücke erarbeitet habe, eigens für uns komponiert. Zusätzlich hat Eleonora Musik herausgesucht, die genau zu bestimmten Situationen passte.
E: Fast einen Monat haben wir gemeinsam mit ihm in Oldenburg gearbeitet. Er kennt uns schon sehr lange, und seine Perspektive hat uns viel geholfen. Auch Frauke und Dieter vom Theater hof 19 haben uns beim Reflektieren sehr geholfen – als Paar und als Kolleg:innen.
Wie wird die Geschichte des jungen Paar in eurem Stück verlaufen?
L: Es gibt eine Handlung, bestehend aus vielen Facetten, dabei variieren die Stimmungen, es ist uns auch wichtig, dass sich das Publikum darin wiedererkennen kann.
E: Die Wünsche des einen treffen die Grenzen von der anderen. Es ist aber keine Geschichte, die ein konkretes Ende hat, es geht vor allem darum, dass man zusammenwohnen und zusammenleben lernen muss.
Die Fragen stellte Jupiter Dunkelgut.
“Im Kern unserer Arbeit steht das Paradox von Intimität, das Material in einen öffentlichen Raum zu stellen, das dem eigentlichen Kern des Gefühls von Intimität zu widersprechen scheint.” - so Jonas Zolper. Die Mittel des Technical Ballroom spielen dabei eine wichtige Rolle: Durch die gewaltigen Ausmaße der Videoinstal - bis heute eines der beliebtesten Simulationsspiele auf dem Markt.
Auch wenn es erst zur vergnügsamen Auseinandersetzung mit Architektur geplant war, wurde schnell die Simulation sozialen Menschlichen Lebens zum Kerninhalt.
Die Spiele der Reihe waren für viele digital Natives ein erster Einstieg in die digitale Welt, seit der Veröffentlichung ist die Beleibtheit des Formates nicht abgebrochen und die derzeitige Iteration ‚Die Sims 4‘ ist im Genre der Simulationsspiele an zentraler Stelle. Das Grundprinzip ist simpel: Spieler:innen erstellen menschliche Figure, bauen ihnen Häuser, suchen Jobs, geben ihnen Hob- diesem Schwellenraum von Simulation und Realität. Zentral ist dabei das Computerspiel auf der überdimensionierten LEDWand, die den Oldenburger:innen einige vertraute Elemente zeigt, aber auch die spielende Person davor. Parallelen und Unterschiede zwischen beiden Welten werden aufgedeckt und vielleicht wird das Geschehen am Ende irgendwo zwischen digitaler und „realer“ Welt verhandelt. JD
Technical Showroom
Exhalle am Pferdemarkt – kostenlos 01.04., 10 - 14 Uhr Intimacy on Screen (Arbeitstitel) 15.04., 10 - 14 Uhr Let's Play: Simulation
Zwischen Hippikommune und Geldanlage
‚Richtfest‘-Regisseurin Swaantje Lena Kleff über die besonderen Herausforderungen einer Komödie
‚Richtfest‘ – Worum geht’s?
S. L. K.: Es geht um eine Gruppe von elf Menschen, die sich zusammengefunden hat, um gemeinsam ein Haus zu bauen. Da kommt es zu Konflikten, wie man sich denken kann, denn ihre Motivationen und Hoffnungen sind sehr unterschiedlich: Manche sehen es als Geldanlage, andere sind vor allem an der Gemeinschaft interessiert, wieder andere hoffen, ihre Beziehung dadurch frisch zu halten. Was sie eint: Alle möchten es schön haben, aber Schönheit ist Ansichtssache!
Was nimmt das Publikum aus der Komödie mit?
S. L. K.: Das Stück soll Spaß machen! Und es ist ein Plädoyer dafür, dass Kommunikation unabdingbar ist. Gleichsam ist es ein Plädoyer dafür, dass man Gemeinschaft unterschiedlich gestalten kann. Empathie, Toleranz gegenüber der Verschiedenheit von Menschen und gleichzeitig man selber zu bleiben – auch dar um geht es.
Was ist die Schwierigkeit an Komödie? Und wie entsteht Witz überhaupt?
S. L. K.: Ähnlich wie viele Menschen glauben, dass man mit einer guten Handykamera automatisch gute Fotos macht, ist es ein Irrglaube zu denken, Komödie sei einfach, weil jeder irgendwie auf eine Art und Weise lustig ist. Eine Komödie gelungen auf die Bühne zu bringen, ist eine besondere Herausforderung. Ein weiterer Irrtum ist es, man müsse lustig sein, damit es für das Publikum lustig ist. Meistens wird der Witz nicht mitgespielt. Die Transferleistung übernimmt das Publikum dann schon selber. Witz entsteht durch Pointen, Timing und Tempo. Komödie ist für mich eine unglaubliche musikalische Arbeit. In kaum einem anderen Genre sind Pausen so wichtig. Eine gut platzierte peinliche Stille ist zum Beispiel etwas ganz Wunderbares. Es ist eine Komposition aus Rhythmus, Tempo, Zäsuren und, und, und
Kann man Humor erlernen?
S. L. K.: Ich würde nicht sagen, man hat Humor oder man hat ihn nicht. Das wäre unglaublich frustrierend! Humor entwickelt sich und verändert sich auch. Er bildet sich aus vielen verschiedenen Bereichen: Sozialisierung, Erziehung, Filme, Literatur und vieles mehr. Ganz häufig auch aus dem Beobachten anderer Leute. Guten Humor findet man in den einfachsten Situationen.
Warum brauchen wir Komödien?
S. L. K.: Gute Frage! Ich denke, der Mensch an sich möchte gerne lachen. Humor und Lachen sind auch eine Form von Release. Vor allem gemeinsames Lachen ist sehr befreiend. Wir Menschen wollen Dinge fühlen. Wenn man lacht, ist man im Moment, man lebt im Hier und Jetzt.
Das Gespräch führten Hannah Thiel und Marie Becker.