FISCHFRESSER
FISCH&WASSER 1/2009
FOTO: Agentur Waldhäusl/Michael Weber
sich um einen Zugvogel handelt, bedarf es einer Koordination auf EU-Ebene. Die Ausnahmeregelung der europäischen Vogelschutzrichtlinie, nach der Methoden zur „Abwendung erheblicher Schäden” angewandt werden können, schuf bisher kaum klare Verhältnisse - sondern vielmehr bürokratischen Aufwand und Streit zwischen Vogelschützern und Anglern. Nun hat das heiße Thema Kormoran den Weg ins EU-Parlament geschafft. Aufgrund eines Antrags des deutschen Abgeordneten Heinz Kindermann (SPD) stimmten 96 Prozent für einen „Europäischen Kormoran-Managementplan”. Steht das „Schwarzfischer”-Problem damit kurz vor einer Lösung?
In ganz Europa fischen mittlerweile etwa zwei Millionen Kormorane.
Schwarzfischer Der Kormoran beschäftigt das EU-Parlament. Ein europaweiter Managementplan soll den Problemvogel unter Kontrolle bringen. Von STEFAN TESCH Aber zuerst müssen die Tiere gezählt werden.
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it einem Nahrungsbedarf von mindestens einem halben Kilo Fisch pro Tag setzt der Kormoran in Schwärmen dem Fischbestand Europas zu – in zunehmendem Maß auch in Österreich. Massive Verluste erlitten bisher das Rheindelta in Vorarlberg, die Gail in Kärnten und die Enns in der Steiermark. Die Vögel zeichnen sich durch hohe Fortpflanzungsrate, Intelligenz und äußerst effiziente Jagdtechnik im Wasser aus. Mehr und mehr entwi-
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ckelt sich in Österreich auch eine Population von sesshaften Kormoranen, die den klassischen Vogelzug gar nicht mehr mitmachen. Kormorane managen. Europas Gesamtpopulation hat sich in den letzten 25 Jahren verzwanzigfacht und liegt laut Schätzungen aktuell bei knapp zwei Millionen Tieren. Zwar ist die Kormoran-Bestandsregulierung Aufgabe der einzelnen Mitgliedsstaaten, doch da es
Langsame EU-Mühlen. Nicht wirklich, muss Franz Kohl, Mitglied der Taskforce „Kormoran” bei der European Anglers Alliance (EAA) und Vorstandsmitglied des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF), eingestehen: „Sichtbare Veränderungen für den Hobbyangler wird es vorerst nicht geben.” Europas Mühlen mahlen nämlich langsam. Die nächsten Schritte: Das EU-Parlament fordert erst einmal die Europäische Kommission zur Ausschreibung und Finanzierung eines Forschungsprojektes über die Kormorangesamtpopulation (Brutpopulation, Fertilität, Mortalität) auf. In diese Studie sollen dann noch Daten aus einem längerfristigen Monitoring der Bestände durch die Mitgliedsstaaten fließen. Kormoran-Experte Kohl ist zwar überzeugt, dass der gelungene Schritt ins EU-Parlament „bereits ein erster Erfolg für die Interessen der Angler und Fischzüchter” gewesen sei. Die baldige Umsetzung eines Kormoranplans sieht er jedoch skeptisch, denn einerseits fehlt das Budget dafür, andererseits ist mit dem Widerstand einer schlagkräftigen Vogelschutzlobby zu rechnen. Gerade deshalb fordert er noch mehr Initiativen von Fischereiorganisationen, um auf europäischer Ebene „Druck machen zu können”. Doch selbst wenn es zum KormoranPlan kommen sollte, wird Österreich davon am wenigsten betroffen sein, denn einen europaweiten Eingriff in die Population wird es wohl nicht geben. Kohl: „Die Bestandsregulierung von Kormoranen hat in Ländern mit hoher Brutpopulation, wie etwa Dänemark, oberste Priorität. Österreich hat nur ungefähr 300 Brutpaare. Hier hat das systematische Unfruchtbar machen der Eier nur wenig Auswirkung auf ganz Europa.”