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GELD & BÖRSE
Was nachhaltige von klassischen Investments unterscheidet
Nachhaltig investieren, was ist das überhaupt? Die GEWINN-Messe 2009 gab den Medien thematisiert, was wiederum einen Einblick in das „grüne Geldanlageuniversum“. Hier die Zusammenfassung viele potenzielle Anleger anspricht. zum Nachlesen. Erste Rating-Versuche Welche Vorteile bringt nachhaltiges Investieren noch? „Unternehmen, in die investiert wird, erfüllen die strengen Auswahlkriterien und sind natürlich bestrebt, diese auch weiterhin erfüllen zu können“, erklärt Pinner. Wettbewerbsfördernd wirkt sich diese Art des Investments auf jeden Fall aus, denn mehr und mehr sind Unternehmen an einem guten Nachhaltigkeits-Rating interessiert. In Sachen Rating gibt es keine durchgängigen Standards. „Die Agentur sollte finanziell unabhängig sein, ihre Mitarbeiter soziales, technologisches und breites Allgemeinwissen haben“, fordert Bergauer. Die Schweizer Agentur SAM (Sustainable Asset Management) hat weltweit die größte Nachhaltigkeitsdatenbank. Oekom Research punktet als einflussreichste Rating-Agentur für nachhaltige Investments.
Vorerst schließt Günter Bergauer, Vorstand bei Schelhammer & Schattera, ganze Branchen bzw. bestimmte Unternehmen aus dem nachhaltigen Anlageuniversum aus. Anschließend sollte eine finanziell unabhängige Agentur Ratings vergeben. „Wichtig ist letztendlich, das die Investments vor allem den persönlichen Wertvorstellungen entsprechen.“
VON STEFAN TESCH
A
tomkraft, Rüstung und Tabak – das passt so gar nicht in das nachhaltige Portfolio. Wer „ethisch korrekt“ investieren will, muss einen großen Bogen darum machen, genauso wie um Staatsanleihen aus den USA und Russland. Erneuerbare Energie, Recycling und Energieffizienz sind hingegen obligat im grünen Investmentbereich. „Mit Nachhaltigkeit kann man Risken minimieren und ausschalten“, so Mag. Wolfgang Pinner, Leiter für nachhaltiges Investment bei der Erste SparInvest. Ein Beispiel ist der Umweltschutz: Agiert ein Unternehmen nachhaltig, wird es keine Probleme diesbezüglich bekommen, was sich natürlich positiv auf das Investment auswirkt. „Nachhaltige Produkte erfreuen sich wieder größerer Beliebtheit und stehen nicht-nachhaltigen Investments nicht nach“, analysiert Pinner die derzeitige Situation und sieht den „grünen Bereich“ als wichtigen Einflussfaktor auf Aktienkurse. Doppelte Rendite Dass Rendite nichts Unanständiges ist, bestätigt auch Günter Bergauer, Vorstands28
mitglied im kirchennahen Bankhaus Schelhammer & Schattera. „Ethik und Nachhaltigkeit dürfen Gewinne nicht ausschließen“, erklärt Bergauer und spricht sogar von einer „doppelten Rendite“, wenn sowohl Rendite als auch ein Beitrag für die Umwelt aus dem Investment herausspringen. Und was genau heißt jetzt Nachhaltigkeit? Langfristig stabile Entwicklung in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Natur, lautet der Merksatz. Macht ein Unternehmen Gewinn und geht mit den besagten drei Säulen verantwortungsvoll um, kann es sich langfristig positiv entwickeln. Ausgeschlossen sind Unternehmen aus der Atomenergie-, Rüstungs-, Alkohol- und Tabakbranche. Ebenso Staaten, in denen die Todesstrafe noch praktiziert wird und die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben, fallen durch den Rost. So ist etwa das Gesundheitsunternehmen Johnson & Johnson aufgrund vergangener Korruptionsfälle ebenso ausgeschlossen. Bergauer betont die Wichtigkeit des Einklangs der persönlichen Wertvorstellungen mit den Zielen des Investmentprodukts. Themenfonds sind nun die treibende Kraft im Bereich der nachhaltigen Produkte. So wird etwa der Klimawandel konsequent in TOP
Strenge Aufnahme, besserer Wettbewerb Zwar ist die Definition von nachhaltigen Investments dehnbar, doch gibt es einen allgemeingültigen Weg, wie Unternehmen und Staaten in dieses Gebiet vordringen können. Zuerst müssen sie den bereits genannten strengen Aufnahmekriterien entsprechen. Danach filtert das „Best In Class“-Modell die tatsächlich Besten aus einer Branche heraus. Schlussendlich begleitet das „Engagement“ durch die Investorenseite das Unternehmen, um die Qualitätsstandards erhalten und gegebenenfalls eingreifen zu können. „Durch strenge Aufnahmekriterien entsteht der positive Auswahleffekt“, erklärt Pinner, „denn nur beständig gute Unternehmen kommen schließlich in Nachhaltigkeitsfonds.“ Bemerkung nebenbei: „Kleine und mittlere Unternehmen performen auf lange Sicht besser.“ Emerging Markets: Noch nicht voll dabei „Sie werden zwar nicht komplett ausgeschlossen, aber es ist schwer, passende Unternehmen dort zu finden“, gibt Pinner zu. „Es gibt zwar immer einen Unterschied zwischen dem Staat selbst und der Unternehmensseite, aber noch geht es in diesen Ländern schleppend dahin. Je weiter man in den Osten geht, desto schwieriger wird es.“ Für Unternehmen in solchen Märkten müssen bei Bedarf die Aufnahmekriterien etwas gelockert werden – dafür seien die Fortschritte umso progressiver. November 2009
Fotos: Studio Ehringer GmbH, mipan – Fotolia.com; Bildmontage: GEWINN
Gutes tun und Rendite machen