2010 Finanzkrisen

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GELD & BÖRSE

Nachhaltige Investments oder warum nicht nur die Rendite zählen sollte

Illustration: Erik Bauer

Anlegen mit „weißer Weste“, sprich: nachhaltige Investments, sind auf dem Vormarsch. Sie bieten neben Rendite auch einen Touch an ressourcenbewusster Ideologie, gekoppelt mit früher Risikoerkennung – eine gute Voraussetzung, Finanzkrisen besser zu überstehen.

VON STEFAN TESCH

„L

iquidität und Psychologie sind ausschlaggebend für Börsentendenzen. Dies sollte aber um den Faktor Nachhaltigkeit erweitert werden“, meinte Wolfgang Pinner, Leiter für nachhaltige Investments bei der Erste SparInvest, auf der GEWINNMesse 2010 und misst damit dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellwert für die Zukunft bei. Gerade für krisengeprägte Anleger wird die Nachhaltigkeit des Investments mehr und mehr in den Mittelpunkt der finanziellen Weltanschauung treten, da durch diese Form der Anlage Risken eher gering sind und Probleme schon im Vorfeld vermieden werden können. Definition variiert stark Unklar ist derzeit noch eine einheitliche Definition von nachhaltigem Investment. „Als Oberbegriff kann man es als Anlageform sehen, bei der neben ökonomischen auch soziale und ökologische Aspekte miteinbezogen werden“, versucht es Gerhard Tometschek, Geschäftsführer des Bankhauses Schelhammer & Schattera, vorsichtig zu definieren. Oft fällt in diesem Zusammenhang der Begriff „Ethik“. Dies ist aber mit Vorsicht zu genießen, denn jeder Anleger definiert Ethik anhand sehr persönlicher Werte. 12

Foto: Studio Ehringer GmbH

Weiße Weste gegen künftige Finanzkrisen

Gerhard Tometschek, Chef des Bankhauses Schelhammer & Schattera, und Wolfgang Pinner, Erste SparInvest, unisono: Nachhaltige Investments sollten nicht nur ideell, sondern auch ökonomisch sein

„Anlageformen können ideell oder ökonomisch gut sein – im Nachhaltigkeitsbereich sollte beides vertreten sein“, erläutert Pinner. „Dreidimensionales Denken bestimmt nachhaltiges Investment: Natur, Gesellschaft und Wirtschaft.“ „Nachhaltiges Wachstum steht im Verhältnis zum Wachstum der Unternehmensumgebung“, skizziert Pinner und verweist auf das Eisbergprinzip beim Nachhaltigkeits-Rating von Unternehmen: An der Spitze des Eisbergs – dem kleinsten Teil – stehen

Nachhaltigkeit Nach wie vor eine Investmentnische n Österreich ist nachhaltiges Investment mit rund 1,5 Prozent Marktanteil zwar schon populärer als in Deutschland (0,8 Prozent), aber nach wie vor ein Minderheitenprogramm. Laut einer Eurosif-(European Sustainable Investment Forum)-Studie aus dem Jahr 2010 hat sich das Volumen des nachhaltigen Anlagemarktes in Europa dennoch um 87 Prozent im Vergleich zu vor zwei Jahren gesteigert. Damit beträgt das Volumen derzeit rund fünf Billionen Euro (2,7 Billionen im Jahr 2008). Das Thema Nachhaltigkeit sei vor allem noch zu wenig in den Köpfen der Berater, so die Fondsbranche.

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TOP

die Finanzinfos. Den größten Teil machen aber außerfinanzielle Themen wie etwa Umweltaspekte oder Stakeholder-Beziehungen aus. Krisensicherer als klassisches Investment Nachhaltige Fonds „wissen“ einfach mehr über Unternehmen, da sie von Nachhaltigkeits-Rating-Agenturen, wie zum Beispiel „oekom research“, ständig beobachtet werden. Solch ein Engagement bringt auch für das Unternehmen Vorteile, da es laufend über seinen Status quo aus Anlegersicht informiert wird und sich dadurch optimal entwickeln kann. In der Praxis hat sich gezeigt, dass nachhaltige Investments eher langfristig sind, „denn während der Krise blieben die meisten Anleger in den Fonds“, erinnert sich Gerhard Tometschek. Dies zeugt von Stabilität nachhaltiger Produkte, wodurch Anleger nicht gleich panisch flüchten. Pinner empfiehlt als ideales nachhaltiges Portfolio eine Zusammensetzung von 20 Prozent Aktien und den Rest als Bonds. Zudem sollte man nicht zu konzentriert in ein bestimmtes Thema investieren, außer man plant eine lange Investitionsdauer. Eine eher kleinere Gewichtung in Themenfonds eignet sich als Beimischung. Die Palette der Investmentbereiche ist groß und reicht von erneuerbarer Energie, Energieeffizienz über Wasseraufbereitung bis hin zu Recycling. Tabuthemen sind meist Rüstung, Atomenergie und Unternehmen, die mit den Ressourcen Mensch und Natur nicht rücksichtsvoll umgehen. November 2010


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