KÖDER
Fisch&Wasser 2/2013
Da ist der Wurm drin
Foto: Stefan Tesch
Knackig, schleimig und lebendig. So müssen frische Würmer aussehen. Stefan Tesch hat mit Wurm-Gurus über die nach wie vor beliebtesten Angelköder gesprochen und zeigt näher, was in unseren Wurmschachteln und Madendosen steckt.
I
n der Luft liegt beißender Ammoniakgeruch. Doch er zuckt nicht einmal mit der Wimper, während er Kisten voller Maden stapelt. Gerhard Otto ist seit zehn Jahren Großhändler für Würmer und Maden. „Ich rieche das gar nicht mehr”, antwortet er lässig. Bei Null Grad Celsius halten die Maden im Kühlcontainer bis zu einem Monat lang. Kühlung ist das Zauberwort in dem krabbeligen Geschäft. „Einmal ist die Kühlung ausgefallen und eineinhalb Stunden später hatte es 70 Grad im Container”, erzählt Otto vom Massensterben in seiner Vorratskammer. Der Grund: Wird es wärmer, bewegen sich die Maden stark und erzeugen Reibungswärme. Dann „vercastern“ sie. Neben Maden tummeln sich Tauwürmer (Canadian Nightcrawler), Dendrobenas (Laubwürmer), Mehlwürmer, Bienenmaden (Wachsmottenlarven) und Pinkies (kleine Maden) in der düster-muffigen anmutenden Lagerhalle im niederösterreichischen Traiskirchen. Dort herrscht während
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Der Spezialist
Gerhard Otto aus Traiskirchen kennt die Voraussetzungen und Geheimnisse der Wurm-, und Madenzucht
der siebenmonatigen Saison reges Kommen und Gehen, denn etwa 6.000 Liter Maden, 8.000 Becher Tauwürmer und 4.000 Becher Denbrobenas verlassen pro Monat den Großhändler. Am großen Tisch in der Mitte der Halle hat sein Mitarbeiter alle Hände voll zu tun, die Krabbler umzupacken, zu sortieren und für den Paketversand fertigzumachen. „In Spitzenzeiten kommt zweimal wöchentlich eine Lieferung Maden aus Italien und alle zwei Wochen treffen frische Tauwürmer aus Kanada ein”, berichtet Otto, der sich sichtlich darauf freut, bis die Angler wieder ans Wasser gehen. Auch er selbst ist Vollblutfischer im MaverTeam. Die Maden treffen in 25-Kilo-Säcken unter Vakuum ein und müssen während des Zwischenstopps beim Großhändler in Wannen mit Sägemehl
vermischt werden. Dann müssen sie sofort in die Kühlkammer. Vor der Weiterreise muss Otto die Maden von den Sägespänen wieder befreien und – je nach Händlerwunsch – in Säcke oder Dosen verpacken. Der Angelfachhändler sollte sie dann aber bei mehrtätiger Lagerung in Maismehl oder, noch besser in Sägespänen aufbewahren. Bei längerer Lagerung entwickeln die Maden nämlich eine starke Ammoniakausdünstung. Feine Sägespäne bindet die Flüssigkeit und somit auch den Geruch. „Vor dem Fischen sollte man sie trotzdem noch waschen oder mit einwandfreien Duftsprays benetzen”, rät Otto. „Die Fische mögen den Ammoniak-Gestank nämlich nicht so gern.” Otto ist einer von drei Wurmgroßhändlern in Österreich und beliefert zwischen 150 und 200 Geschäfte in ganz Österreich. Während der Angelsaison fährt er selbst einmal pro Woche durch halb Österreich, um seine Kunden mit frischer Ware zu beliefern. „In Wien und Oberösterreich sind Maden die beliebtesten Lebendköder, in Kärnten und der Steiermark stehen die Würmer an erster Stelle. In den Seengebieten sind die Bienenmaden sehr beliebt. Für Forellen sind sie nämlich ein Leckerbissen”, erklärt Otto.
Frischeprüfung.
Woran erkennt man, ob man als Angler gute Qualität eingekauft hat? Bei Würmern sieht man es gleich: „Fest und schleimig müssen sie sein. Und bewegen müssen sie sich”, verrät Otto. „Al dente“ würde man bei Spaghetti sagen.” Bei Maden muss man genauer hinsehen: „Hat die Made einen großen schwarzen Punkt im Körper, dann ist sie frisch”. Denn das ist der Magen. Maden fressen nämlich im ausgewachsenen Stadium nicht mehr und leben von ihren Reserven. Sind die Maden nass, zeugt es von schlechter Lagerung beim Angelfachhändler. Sie baden dann tagelang in ihrem eigenen Urin. „Caster müssen eine rehbraune Farbe haben, keinesfalls dunkler”, warnt Otto. Denn dann sinkt dieser Köder nicht mehr. >>