2016 Sharing Economy

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Challenges

Fluch und Segen der Sharing Economy

Foto: Hotel.Schani.Wien/shutterstock

In der Ökonomie des Teilens setzen Anbieter auf Benutzen statt Besitzen. Was derzeit boomt, bringt aber Gefahren für alteingesessene Anbieter.

Sharing-Plattformen führen Anbieter und Nachfrager schnell zueinander. Waren und Dienstleistungen können dort unkompliziert ausgetauscht werden, ohne sie kaufen zu müssen

er mit dem Car2go durch die Stadt flitzt oder sich stundenweise in einen Coworking-Space zum Arbeiten zurückzieht, ist schon lange kein Exot mehr. Die Ökonomie des Teilens, auch Sharing Economy genannt, ist mittlerweile aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Geht es doch darum, möglichst kurzfristig etwas zu konsumieren, ohne es besitzen zu müssen – sei es nun Mobilität oder ein Arbeitsplatz. Angebote dieser neuen Form des Wirtschaftens sind derzeit erfolgreich, weil es zu einem Wertewandel kommt, besonders unter der jungen Generation. „Sie definieren ihren Status nicht vorwiegend durch materiellen Besitz, wie etwa bei einem Auto“, erklärt Kurt Matzler, Professor für Strategische Unternehmensführung an der Universität Innsbruck. „Heute geht es darum, auf Produkte und Dienstleistungen bei Bedarf zurückgreifen zu können.“ So spricht man auch von einer On-demand-Economy. Zugang ist also wichtiger als Besitz. Er wird sogar 68

häufig als störend empfunden, denn er ist nicht notwendig, um etwas konsumieren zu können. Kein Wunder, denn Autos sind in Städten nur rund fünf Prozent der Zeit in Bewegung, den Rest stehen sie. „Die Sharing Economy ist vorwiegend ein urbanes Phänomen“, so Matzler. Besitz zu reduzieren hat zwangsläufig aber

auch mit geringerem Platzangebot in Ballungsräumen zu tun. Ausnahme in ländlichen Gegenden stellt hingegen das Sharing-Urgestein Maschinenring dar, wo Bauern Gerätschaften und Personal untereinander vermieten. Die Idee des Teilens und Vermietens ist zwar fast so alt wie die Menschheit, doch das Internet hat das alles erheblich erleichtert, Anbieter und Nachfrager unkompliziert zueinander zu führen. „Heute dient Tauschen und Teilen für viele zur Befriedigung sozialer Bedürfnisse“, ergänzt Matzler, denn der Nebeneffekt bei SharingGeschäften: Man lernt Menschen Face-to-Face kennen.

Große Chancen im B2B-Bereich Das größte Potenzial für neue Anbieter sieht Matzler im B2B-Bereich, wo es darum geht, temporär ungenutzte Kapazitäten zu monetarisieren. Beispielsweise stillstehende Maschinen kurzfristig zu vermieten, mit den betriebswirtschaftlichen Vorteilen: höherer Umsatz durch Mieteinnahmen sowie niedrigerer

Foto: Uber Wien

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VON STEFAN TESCH

Der Fahrtendienst Uber ist der Taxibranche ein Dorn im Auge. Ein Indiz dafür, dass die Sharing Economy traditionelle Geschäftsmodelle zur digitalen Transformation drängt

GEWINN

April 2016


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