REPORTAGE
Fisch&Wasser 6/2013
Fischerboot mit Tradition Fotos: Stefan Tesch (3)
Nicht nur die Feuerwehr, sondern auch Fischer setzen auf Holzzillen. Sie sind langlebig, leicht zu fahren und robust. Stefan Tesch hat den Zillenbauern über die Schulter geschaut und eine perfekte „Fischer-Yacht“ ausfindig gemacht.
S
ie können bis zu vierzig Jahre alt werden und haben nur 15 Zentimeter Tiefgang. Wer es schnell mag, kann sie mit bis zu 30 PS motorisieren und damit 40 Stundenkilometer erreichen. „Die Zille war immer unser Spielgerät“, erklärt Anton Witti mit einem Augenzwinkern während er gekonnt die Motorzille aus dem winzigen Hafen in den Hauptstrom der Donau lenkt. Er ist einer von nur zwei Zillenbauern in Österreich. Seine Werkstatt im oberösterreichischen Freizell, knapp oberhalb der Schlögener Donauschlinge, baut seit 1739 Holzzillen. Die urige Werkstatt direkt am Wasser verlassen pro Jahr zwischen 120 und 150 Zillen. Ursprünglich waren Zillen Rettungsboote für die Flößer auf der Donau, doch seit der motorisierten Schifffahrt, sind sie beliebte Freizeitboote. „Die Zille ist ein ideales Fischerboot“, präsentiert Witti stolz sein Ausstellungsstück in der Halle neben der Werkstatt. „Sie liegt sehr stabil und hat wenig Tiefgang.“ Im Vergleich zu Kielbooten ha-
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ben Zillen nämlich einen flachen Boden und können so problemlos über Sandbänke ans Ufer gezogen werden. Zudem muss man sich bei 15 Zentimetern Tiefgang keine Gedanken über Unterwasserhindernisse machen. Der flache Boden bürgt für wenig Fahrwiderstand und eine stabile Lage im Wasser. Stehen im Boot ist kein Problem.
Lange Lebensdauer. Eine nagelneue
Fischerzille aus Wittis Werkstatt kostet je nach Größe und verwendeter Holzart zwischen 2.500 und 3.500 Euro.
Feuerwehrzille
Nicht nur aus Tradition hat die Zille als Feuerwehrboot Ihre Berechtigung. Sie haben wenig Tiefgang und sind vor allem stabil
Eine vier Meter lange Ruderzille gibt es schon ab 1.200 Euro. Lärchenholz ist gegenüber der billigeren Fichte wesentlich witterungsbeständiger. Eine Lärchenzille, die während des Winters unter einer Plane trocken gelagert wird, hält mindestens zwanzig Jahre. Ein Fichtenmodell hingegen nur zehn Jahre. Wer seine Zille nach jeder Ausfahrt aus dem