SKO Times Zeitung für Musikliebhaber
6. Ausgabe • März 2017
Wenn jeder Abschied so schön wäre Seit kurzem ist es nun klar, ich werde nach wunderbaren Jahren Stuttgart verlassen und wieder nach Salzburg ziehen. Die Arbeit hier, die Menschen, die Stadt waren großartig, so großartig, dass man eigentlich meinen müsste, der Abschied fiele mir schwer. Tut er aber nicht, und zwar deshalb, weil wir sehr viel erreicht haben. Die letzten Jahre brachten einfach einen künstlerischen Aufschwung, den man an vielen Stellen beobachten konnte: An der Spielweise der Musiker auf der Bühne, an der Reaktion des Publikums und nicht zuletzt an den teilweise hymnischen Rezessionen in der Presse. So mancher Gastsolist meinte, dass das Orchester nicht wiederzuerkennen sei. Und jetzt habe ich eine sehr gute Nachricht für Sie: Es wird so weitergehen! Nur für mich bedeutet es schon irgendwie ein kleines Dilemma. Jedes Projekt, das ich derzeit plane, würde ich auch gerne sehen, was aber nicht möglich sein wird. Einen Trost finde ich aber in den Konzerten der verbleibenden Saison, die so manchen - und eigentlich gar nicht so wenigen - Höhepunkten entgegenstrebt. Gleich im März gibt es ein neuerliches Zusammentreffen mit einem der interessantesten deutschen Pianisten seiner Generation: Florian Uhlig. Kein Marketinghype stört die Aura dieses Meisterinterpreten, der ruhig seinen künstlerischen Weg voranschreitet und bereits eine Aufnahme des gesamten Klavierwerkes Ravels auf CD vorgelegt hat und die von Schumann demnächst komplettieren wird. Bei uns ist er mit dem 2. Beethovenkonzert und dem skurrilen Stück Etüdenfest von Brett Dean zu Gast. Matthias Foremny schließt damit die Reihe von Konzerten mit Werken des australischen Ausnahmekünstlers Dean für diese Saison ab. Gleich im März entführen wir Sie aus der winterlichen Kälte nach Spanien, nach Andalusien um genau zu sein. In einer SKO-Sternstunde leitet der aus Madrid stammende Komponist Mauricio Sotelo ein Konzertprojekt, in dem er wie so oft in seinem Schaffen den Cante Jondo Südspaniens mit seinen eigenen Klangwelten verbindet. Mit an Bord die feurige Fuensanta „La Moneta“, die gemeinsam mit Benjamin Schmid in Sotelos Stück Red Inner Light Sculpture für Solovioline, Fla-
mencotänzer und Streichorchester etwas nicht ganz Alltägliches auf die Bühne bringt (Siehe S. 4). Kommen Sie auch zu Backstage@SKO mit einem „Flamenco-Aperitivo“ am 21. März. Mein Lieblingsmanzanilla steht bereit! Ende April spielen wir neue Musik, und zwar neue Musik aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Neapolitaner Francesco Feo war wie alle seine dortigen Komponistenkollegen ein Vorreiter einer neuen musikalischen Sprache. Dieser neapolitanische Stil beeinflusste jüngere Komponistengenerationen bis zu Mozart und darüber hinaus. Das Stuttgarter Kammerorchester und Fabio Biondi graben Feos erfolgreichstes Oratorium San Francesco di Sales aus und bringen es vermutlich erstmals seit über 250 Jahren auf die Bühne. Lesen Sie auf Seite 2 und 3 ausführlich über dieses spannende Projekt. Man kann nie genug Sotelo hören, möchte ich fast sagen! Und hoffentlich geben Sie mir dann recht. Jedenfalls kehrt Mauricio Sotelo im Mai zu einem weiteren Projekt zurück und leitet die Uraufführung seines neuen Werks für Gitarrenquartett und Streichorchester, eine bezaubernde Kombination, für die bislang kein einziges Werk komponiert wurde. Wie denn auch, gab es doch zuvor kein Gitarrenquartett eines Formats des Aleph Gitarrenquartetts, das sich sehr gerne auf dieses Experiment einließ. Das Stück ist ein Kompositionsauftrag des SKO. Besuchen Sie das Konzert, das im Rahmen des Gitarrenfestivals der Musikhochschule stattfindet, und lassen Sie sich überraschen und verzaubern. Dieses Mal allerdings ohne Flamencotänzerin, nur dass sich niemand falsche Erwartungen macht. Ende Mai geht dann ein persönlicher Traum in Erfüllung: Robert Levin kommt zum Kammerorchester und spielt und leitet gleich zwei Klavierkonzerte von Mozart. Levin ist ein international gefeierter Solist, der nicht nur als einer der prominentesten Vertreter der Alten Musik bekannt ist, son-
dern gleichermaßen mit Dutilleux und anderen Werken des 20. und 21. Jahrhunderts brilliert. Wenn man ihn sprechen hört, mit seiner unglaublichen Mischung aus tiefem Wissen und großer Begeisterung, wird einem immer wieder bewusst, dass es nichts Größeres und Schöneres gibt als Musik. Ein weiterer guter Stuttgarter Bekannter, der von der Renaissance bis zur Gegenwart in jeder Musik zu Hause ist, leitet ein Experiment beim „Sommer in Stuttgart“: Rupert Huber. Zusammen mit den Neuen Vocalsolisten und der spanischen Komponistin und Gesangskünstlerin Maria de Alvear führt er uns auf Wege, die wir noch nie beschritten haben. Die grafischen Partituren des dritten Teils seiner Konzertinstallation ELAíA - Ritual an den Olivenbaum liegen jedenfalls in unserer Notenbibliothek schon vor. Es sind grazile Zeichnungen, die die Phantasie der Musiker sicherlich herausfordern werden. „Ich hatte eine Farm in Afrika...“, wie liebe ich diesen Film! Meryl Streep in Höchstform, Robert Redford und Klaus Maria Brandauer noch ziemlich jung. Allerdings ist die Romanvorlage von Tania Blixen für sich ein ebenbürtiges Meisterwerk. In unserem Konzert am 20. Juli im Mozart-Saal liest die fantastische Julia Stemberger aus der Romanvorlage und wir spielen Musik aus Sidney Pollacks Film Jenseits von Afrika: das weltbekannte Main Theme von John Barry und viel viel Mozart! Was für ein Abschied, das letzte Konzert in meiner SKO-Ära. Ich sollte nur nicht in ein Flugzeug steigen… Wolfgang Laubichler Geschäftsführender Intendant