SKO Times Zeitung für Musikliebhaber
7. Ausgabe • September 2017
Liebe Freundinnen und Freunde des Stuttgarter Kammerorchesters,
mit großer Freude beginne ich im September meine Tätigkeit als Geschäftsführender Intendant des Stuttgarter Kammerorchesters. Dem SKO bin ich bereits seit über zehn Jahren freundschaftlich verbunden und empfinde es als großes Privileg, für eines der weltweit führenden Kammerorchester arbeiten zu dürfen. Wir haben viel vor. Manche Veränderungen werden gleich sicht- und hörbar sein, andere entwickeln sich über die nächsten Jahre. Alles mit dem Ziel, berührende, mitreißende und unverwechselbare Konzerte auf höchstem Niveau für Sie auf die Bühnen in Stuttgart, Baden-Württemberg und in dieser Saison auch bis nach Indien und China zu bringen. Die künstlerische Zusammenarbeit mit den großen Künstlerinnen und Künstlern unserer Zeit, eine gewisse „Trüffelschwein-Fähigkeit“ zum Aufspüren von Talenten sowie eine Portion Wagemut, Neues und Überraschendes zu zeigen, sollen uns die kommenden Jahre begleiten. Es ist ein besonderes Merkmal des SKO, dass es in seinen Programmen die ganze Bandbreite des Repertoires, sei es mit dem Barockbogen oder zeitgenössischen Spieltechniken, stilsicher verbinden kann. Vielfalt ohne Beliebigkeit, sondern mit der Möglichkeit, spannende Zusammenhänge über die Jahrhunderte zu zeigen. Dabei wird uns der Austausch mit Ihnen, verehrtes Publikum, besonders am Herzen liegen. Aus diesem Grunde planen wir für alle Abokonzerte eine Konzerteinführung, bei der ich, meist im Gespräch mit unseren künstlerischen Gästen, einen kleinen Einblick in das geben möchte, was anschließend auf der Bühne erlebbar wird. Wenn Sie also ein wenig früher kommen, werden wir uns nicht verfehlen. Zögern Sie nicht, sprechen Sie uns an, treten Sie mit uns persönlich in Kontakt, wir freuen uns auf Sie! Herzliche Grüße und bis bald, Ihr
Markus Korselt Geschäftsführender Intendant
Wenn die Chemie stimmt
Chefdirigent Matthias Foremny im Gespräch über die neue Spielzeit Der neue Spielplan ist wieder voller neuer Entdeckungen, Wiederentdeckungen und großen Klassikern. Worauf freuen Sie sich in dieser Spielzeit ganz besonders? Als spezielles Projekt ist es für mich eigentlich immer das Dreikönigskonzert, das hier auch von der Bevölkerung sehr gut angenommen ist und beweist, dass unser Arbeiten in die Region hinein Wirkung zeigt. Beim Spielplan lege ich Wert darauf, dass der Großteil der Konzerte wirklich von einem reinen Streichorchester gespielt wird. Aber bei diesen Dreikönigskonzerten ist es vergrößert, wir spielen dann Wiener Klassik mit einem Tupfer aus dem 20. Jahrhundert. Dieses Mal ist es spätes 19. Jahrhundert mit Wagners Siegfried-Idyll, das ist ein bisschen meiner Leidenschaft für die Oper geschuldet. Worauf kommt es Ihnen beim Dirigieren Ihrer Konzerte vor allem an? Ich nähere mich den Stücken historisch oder stilistisch informiert und jedes Mal wieder neu, ich richte mich dabei überhaupt nicht nach dem, was „man“ tut oder andere tun. Mir ist es wichtig, dass es ein sehr emotionales, persönliches und mitreißendes Musizieren ist, dass wir einen homogenen Orchesterklang erzeugen, auf Intonation und ein gutes Zusammenspiel achten, bei dem wir zeigen können, auf welch hohem Niveau wir spielen. Auch beim SKO gedenkt man in dieser Spielzeit Leonard Bernstein, der am 25.8.2018 hundert Jahre alt geworden wäre. Was ist an seinem Lebenswerk das Beeindruckendste? In jedem Fall das Universalgenie: ein ausgezeichneter Pianist, ein überragender Dirigent – seine Mahler-Entdeckung, seine stilistische Bandbreite von Haydn über Brahms und die deutsche Romantik bis Strawinsky usw. –, sein Stilpluralismus als Komponist, der so übertrieben ist, dass er bei ihm schon wieder sehr kunstvoll ist. Wir beleuchten mit seiner
Serenade den ernsten Aspekt seines Schaffens, ein sehr feines, hochvirtuoses Stück, eine große Herausforderung sowohl für das Orchester als auch die Sologeigerin, Alexandra Conunova. Was war bei dieser Konzertplanung jeweils zuerst da: Solist oder Stück? Es spielt alles eine Rolle: persönliche Beziehungen, der Mut, Neues auszuprobieren, und Leuten eine Möglichkeit zu bieten, die hier in Stuttgart eine wichtige Bedeutung haben. Bei meinen Programmen liegt ein absoluter Schwerpunkt auf dem reichhaltigen Werk für Streichorchester. Da wir ausgewiesene Barockspezialisten mit Fabio Biondi und Richard Egarr haben, liegt mein Aktionsradius mehr auf der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts und der Wiener Klassik. Eins der Paradestücke ist z.B. Bartóks Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta, es sieht zwei Streichorchester vor. Dazu passt wiederum Frank Martins doppelchöriges Konzert Polyptyque. Oft sind es bei mir Mischungen aus Klassikern wie Griegs Holberg-Suite und Werken des 20./21. Jahrhunderts, also Honegger und auch Hosokawa als klingender Zeitgenosse mit einer Art New Age-Hintergrund. Zu vielen Solisten gibt es langjährige Verbindungen, wie bei der Violinistin Mirjam Tschopp aus meiner Schweriner Zeit oder zum Komponisten Pēteris Vasks. Kolja Blacher ist dem SKO sowieso eng verbunden und hatte selbst vorgeschlagen, einmal mit seinem Trio zu kommen, daher Beethovens Tripelkonzert. Der international anerkannte Solist Wolfgang Bauer ist hier in Stuttgart Professor für Trompete und steht schon lange auf der Wunschliste. Die Newcomerin Alexandra Conunova sprang einmal von heute auf morgen bei Arvo Pärts Fratres ein, was ganz fantastisch war. Drei Gastspiele mit uns waren dann die Bestätigung, regelmäßig mit ihr zu arbeiten. Sie wird den Solopart in Bernsteins Serenade spielen. Da stimmt einfach die persönliche Chemie. Es ist schön, wenn einem ein normaler Typ gegenübersteht, das finde ich immer sehr wichtig. Interview: Anne Sophie Meine