8
Konjunkturzyklus
Die aktuelle wirtschaftliche Gesamtlage eines Landes bezeichnen wir als Konjunktur. Sie wird bestimmt durch den Auslastungsgrad der zur Verfügung stehenden Ressourcen, der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden. Die Konjunkturentwicklung, d. h. der Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten, durchläuft immer wieder Phasen des Aufschwungs, mit hoher Auslastung der Produktionsfaktoren, und Phasen des Abschwungs, in denen nicht alle Produktionsfaktoren vollständig ausgelastet sind.
Wachstumspolitische Massnahmen zielen auf die Ausweitung der vorhandenen Produktionsfaktoren und zeichnen einen entsprechenden Wachstumspfad vor. In der Praxis gelingt es jedoch nicht immer, diese Ressourcen auch tatsächlich auszu lasten, und es kann zu unerwünschten Effekten wie Arbeitslosigkeit oder Teuerung kommen. Anhand von Konjunkturprognosen versucht die Politik, solche Störungen frühzeitig zu erkennen, um vorausschauend geeignete Massnahmen ergreifen zu können.
Theorie
Übungen
1 2 3 4
1 Konjunkturzyklus ................................................................................................ 13 2 Konjunkturindikatoren ........................................................................................ 14 3 Konjunkturprognose und Konjunkturpolitik ......................................................... 14 4 Zielkonflikte in der Volkswirtschaft ...................................................................... 15
Der Konjunkturzyklus ............................................................................................ 2 Die Konjunkturindikatoren .................................................................................... 4 Konjunkturprognosen und Konjunkturpolitik ......................................................... 6 Zielkonflikte in der Konjunkturpolitik ..................................................................... 8 Das haben Sie gelernt ........................................................................................... 12 Diese Begriffe können Sie erklären ........................................................................ 12
Aufgaben 1 2 3 4
Konjunkturprognose aus der Praxis ..................................................................... 16 Konjunkturindikatoren – der Zeit voraus .............................................................. 18 Zielkonflikte in der Konjunkturpolitik ................................................................... 19 Merkmale der einzelnen Konjunkturzyklen .......................................................... 20
Ausgabe für Lehrpersonen Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft in 120 Lektionen 1. Auflage 2017 / © Verlag SKV AG, Zürich Diese Broschüre ist urheberrechtlich geschützt. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, die Broschüre oder Teile daraus in irgendeiner Form zu reproduzieren. Konjunkturzyklus 1
Konjunkturzyklus 2
1 Der Konjunkturzyklus Die Wirtschaftsentwicklung ist gekennzeichnet durch Phasen des Auf- und Abschwungs. Der Konjunkturzyklus beschreibt sich wiederholende Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung. Ein vollständiger Zyklus kann in vier typische Phasen unterteilt werden: Konjunkturaufschwung, Hochkonjunktur oder Boom, Konjunkturabschwung und schliesslich eine Rezession. Ist diese besonders stark, sprechen wir von einer Depression. BIP in Mia. CHF
Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
Hochkonjunktur, Boom
Konjunkturelle Entwicklung (mit Aufschwungs- und Abschwungsphase)
Konjunkturabschwung Rezession, Depression
Konjunkturabschwung
Konjunkturaufschwung
Rezession, Depression Zeit Vollständiger Konjunkturzyklus
Die einzelnen Phasen dauern in Wirklichkeit unterschiedlich lang; sie verlaufen nicht gleichmässig, wie dies aufgrund der schematischen Darstellung einer vollständigen Wellenbewegung den Anschein erweckt. In einer Hochkonjunktur (Boom) sind die vorhandenen Produktionsfaktoren vollständig ausgelastet, und die gesamtwirtschaftliche Leistung erreicht Rekordwerte. In gewissen Branchen kann es trotz des Ausbaus der Kapazitäten und Überzeitarbeiten zu Produktionsengpässen kommen. Dies kann bei anhaltend hoher Nachfrage zu Preiserhöhungen führen. Boomphasen weisen deshalb oft inflationäre Tendenzen auf. Der Arbeitsmarkt ist ausgetrocknet, und es herrscht beinahe Vollbeschäftigung, weil die Unternehmungen alle verfügbaren Arbeitsplätze besetzen. Die Unternehmungen benötigen viel Kapital, um Investitionen zu tätigen. Als Folge davon steigen die Preise für ausgeliehenes Geld: die Zinsen. Die guten Unternehmungsergebnisse führen zu hohen Steuererträgen des Staates. Gleichzeitig können in dieser Phase die staatlichen Ausgaben zurückgefahren werden, weil z. B. weniger Mittel für den sozialen Ausgleich aufgewendet werden müssen. Allfällige Haushaltsüberschüsse können zum Abbau von Staatsschulden verwendet werden.
In der Talsohle, einer Rezession, sind dagegen die gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten stark eingeschränkt. Weil Unternehmungen zunehmend sinkende Umsätze verzeichnen, werden Kapazitäten abgebaut und Personal wird entlassen; entsprechend steigt die Arbeitslosigkeit an. Offiziell sprechen wir von einer Rezession, wenn das reale BIP (nach Berücksichtigung allfälliger Veränderungen des Preisniveaus) in zwei aufeinander folgenden Quartalen stagniert oder abnimmt. Wenn das reale BIP mehr als 10 % abnimmt oder wenn die Phase des Negativwachstums mehr als 3 Jahre beträgt, spricht man von einer Depression. Beispiele für Depres sionen sind die Grosse Depression in den USA (1929 – 33), der Zusammenbruch der Sowjetunion (1989 – 98) und die Währungs- und Regierungskrise in Argentinien (1998 – 2002). Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befinden sich in dieser Situation gegenüber den Unternehmungen in einer schwächeren Position und müssen in solchen Phasen Lohneinbussen oder gar Kündigungen in Kauf nehmen. Dies führt insgesamt zu stagnierenden oder gar sinkenden Einkommen, was die Gesamtnachfrage vermindert. Aufgrund der schwachen Nachfrage versuchen Unternehmungen, ihre Produkte zu tieferen Preisen abzusetzen, was in deflationäre Tendenzen 1 münden kann. Die staatlichen Einnahmen gehen zurück, weil sowohl Unternehmungen als auch P rivate aufgrund der geringeren Gewinne und sinkender Einkommen weniger Steuern bezahlen. Gleichzeitig nehmen die Staatsausgaben im Bereich der sozialen Wohlfahrt zu (z. B. infolge vermehrter Arbeitslosigkeit), was die Gefahr von Haushaltsdefiziten erhöht. Konjunkturschwankungen entstehen nicht einfach aus dem Nichts, sondern werden durch Veränderungen im sozialen, ökonomischen und / oder ökologischen Teilsystem ausgelöst. Allerdings treten solche Veränderungen meistens überraschend auf, oder sie können aussergewöhnlich heftig sein, sodass sie kurzfristig nicht durch entsprechende Gegenmassnahmen aufgefangen werden können. Aus der Vielzahl möglicher Auslöser für Konjunkturschwankungen werden hier einige typische aufgeführt: ■■ Ökonomische Ursachen –– Die Zentralbank weitet die Geldmenge aus oder schränkt sie ein. In der Folge verändern sich Preise, Löhne und Zinsen, mit entsprechenden Konsequenzen auf dem Kapital-, Arbeits- und Gütermarkt. –– Irgendein Element der Nachfrage nach Gütern (staatlicher oder privater Konsum, Exportnachfrage) nimmt zu oder ab. Das kann z. B. aufgrund von Wechselkursschwankungen, einer konjunkturellen Veränderung im Ausland oder haushaltspolitischen Massnahmen des Staates geschehen. –– Das Gesamtangebot wird grösser oder kleiner, z. B. weil das Arbeitskräfteangebot durch Zu- oder Abwanderung schwankt oder weil aus politischen Gründen massive Aufgabe 1 Kapitalzuflüsse oder -abflüsse erfolgen. Übung 1 1
Unter Deflation verstehen wir einen Rückgang des durchschnittlichen Preisniveaus.
■■ Soziale Ursachen –– Aussen- oder innenpolitische Veränderungen bewirken Optimismus oder Pessimismus in der Gesellschaft. –– Religiöse oder kulturelle Veränderungen beeinflussen die Grundhaltungen der Menschen, z. B. in Bezug auf Sparen und Konsum.
Hinweis für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folien 3 / 4 (animiert) 2
Konjunkturzyklus
Zu Seite 2
Ursachen für Konjunkturschwankungen
■■ Ökologische Ursachen –– Naturkatastrophen, Rekordernten oder der Fund neuer Rohstoffvorkommen können vorübergehend zu einem massiv veränderten Güterangebot mit entsprechenden Konsequenzen für das Preisniveau sorgen.
Soziale Ursachen Kulturelle …
Religiöse … Politische … … Veränderungen
Ökonomische Ursachen
Angebots-
Nachfrage-
änderungen
änderungen Änderung der Geldmenge
Rekordernten
Natur- und Umweltkatastrophen
Rohstofffunde
Ökologische Ursachen Band 3
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
3
Konjunkturzyklus 3
Konjunkturzyklus 4
2 Die Konjunkturindikatoren Die konjunkturelle Entwicklung lässt sich in erster Linie am Bruttoinlandprodukt ablesen. Allerdings lassen sich die einzelnen Konjunkturphasen anhand der BIP-Entwicklung nur schwer voneinander abgrenzen. Deshalb betrachten wir auch andere Messgrössen, die Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung zulassen. Diese sogenannten Konjunkturindikatoren lassen sich in drei Gruppen unterteilen:
Veränderung des Indikators
Höhepunkt des Indikators
Konjunkturtiefpunkt
Höhepunkt des Indikators
Konjunkturtiefpunkt
Gleichlaufende Indikatoren Z. B. – Privater Konsum – Investitionen – Umsätze von Unternehmungen – Exporte
Konjunkturentwicklung Konjunkturhöhepunkt
Tiefpunkt des Indikators
Zeit
■■ Vorauseilende Indikatoren nehmen den konjunkturellen Verlauf vorweg. Sie sind deshalb besonders geeignet, um Konjunkturprognosen zu erstellen. Typische Beispiele dafür sind Umfrageergebnisse zur Konsumenten- und Unternehmerstimmung, der Auftragseingang von Industrie- und Bauunternehmungen oder die Entwicklung des Geld umlaufs. Wenn es gelingt, nicht nur die Richtung der kommenden konjunkturellen Entwicklung frühzeitig zu erkennen, sondern auch die ungefähre Stärke und zeitliche Verzögerung, bilden vorauseilende Indikatoren ein wichtiges Instrument zur Planung v on konjunkturpolitischen Massnahmen. Veränderung des Indikators
Tiefpunkt des Indikators
Konjunkturentwicklung Konjunkturhöhepunkt
■■ Gleichlaufende Indikatoren weisen etwa den gleichen zeitlichen Verlauf wie der Konjunkturzyklus auf. Typische Beispiele dafür sind der private Konsum sowie die Investitionen von Unternehmungen, die beide in Boomphasen deutlich ansteigen, während sie in einer Rezession stagnieren oder gar sinken. Auch für die Umsätze von Unternehmungen sowie für die Exporte eines Landes gilt: Die Daten bewegen sich etwa im Gleichschritt mit der konjunkturellen Entwicklung. Veränderung des Indikators
Nachhinkende Indikatoren Z. B. – Lohn-, Zins- und Preisentwicklung – Arbeitslosigkeit
Vorauseilende Indikatoren Z. B. – Konsumentenstimmung – Auftragseingänge – Geldumlauf
Höhepunkt des Indikators
Zeit
■■ Nachhinkende Indikatoren zeichnen den Konjunkturverlauf mit einer gewissen Verzögerung nach. Typische Beispiele dafür sind die Lohn-, Zins- und Preisentwicklung sowie die Arbeitslosenzahlen. Dies erklärt sich durch das Verhalten von Unternehmungen und privaten Haushalten im Konjunkturverlauf. Nach einer Rezession dauert es eine bestimmte Zeit, bis das Vertrauen in einen konjunkturellen Aufschwung zunimmt. Eine leicht steigende Nachfrage wird mit dem Abbau von Lagerbeständen befriedigt, ohne dass deswegen die Preise ansteigen. Investitionen werden vorerst aus eigenen Mitteln finanziert und wirken sich erst nach einiger Zeit auf die Kreditnachfrage in Form von steigenden Zinsen aus. Erst wenn zusätzliche Produktionskapazitäten vorhanden sind, werden neue Arbeitskräfte benötigt, und die verbesserte Beschäftigungssituation wirkt sich auch positiv auf die Löhne aus.
Konjunkturtiefpunkt
Konjunkturentwicklung Konjunkturhöhepunkt
Tiefpunkt des Indikators
Zeit
Aufgabe 2 Übung 2
Hinweis für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 8 2
Konjunkturzyklus
Zu Seite 4
▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folien 11 / 12 (animiert) 2
Konjunkturzyklus
Indikatoren einer Grippe
Indikatoren und Prognosen
Vorauseilende Indikatoren
Schluck- / Halsweh leichtes Kopfweh
Gleichlaufende Indikatoren
Erhöhte Körpertemperatur (Fieber) Schwäche Husten / Heiserkeit Kopfschmerzen
Nachhinkende Indikatoren
Beispiel Wetter Vorauseilende Indikatoren
Gleichlaufende Indikatoren
Anhaltende Erschöpfung, Müdigkeit
2
8
Konjunkturzyklus
und Wind-ProfilBeobachtungen an umliegenden Wetterstationen
Temperatur Luftdruck, -feuchtigkeit Wind Aktuelle Wetterlage
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folien 9 / 10 (animiert)
Wetter-
«Wetterprognose»
Nachhinkende Indikatoren
Band 3
Zu Seite 4
Band 3
Überschwemmungen Sturmschäden Hitzetote
Beispiel Konjunktur
Konsumentenstimmung Auftragseingänge Geldumlauf «Konjunkturprognose»
Inflation Arbeitslosenrate Wachstum BIP Aktuelle Wirtschaftslage
Arbeitslosigkeit Lohn-, Zins- oder entwicklung
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
Preis-
11
Zu Seite 4
Gleichlaufende und vorauseilende Indikatoren Wie ist das Wetter heute, aktuell? Wir messen …
Temperatur Luftdruck Luftfeuchtigkeit Wind
Wie ist die aktuelle Wirtschaftslage?
Ziel: Bestimmung der gegenwärtigen Situation
Arbeitslosenrate Inflation Privater Konsum Investitionen
= Gleichlaufende Indikatoren Wie wird das Wetter morgen? Wir machen Prognosen
Wetterbeobachtungen auf der ganzen Welt Ableitungen des Wetters für eine bestimmte Region, z. B. Regenwahrscheinlichkeit
Wie wird die künftige Wirtschaftslage? Ziel: Vorhersage der künftigen Situation
Erfassung … der Konsumentenstimmung der Auftragseingänge des Geldumlaufs
= Vorauseilende Indikatoren Band 3
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9
Konjunkturzyklus 5
Konjunkturzyklus 6
3 Konjunkturprognosen und Konjunkturpolitik Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) hat einige vorauseilende Indikatoren zu einem Konjunkturbarometer zusammengefasst, dessen Stand quartalsweise publiziert wird. Im neuen Konjunkturbarometer (Version 2014) werden über 200 Variablen miteinbezogen, unter anderem: Bestellungseingänge, Auftragsbestände und Rohstoffeinkäufe in der Industrie, Selbsteinschätzung der privaten Haushalte über ihre finanzielle Lage, Lagerbestände im Grosshandel und Auftragsbestände in der Baubranche. ■■ KOF-Konjunkturbarometer 120
6
110
4
100
2
90
0
80
–2
70
–4
60
2006
2008
2010
2012
2014
2016
–6
Konjunkturbarometer Indexzahl, Durchschnitt 2006 – 2015 = 100 Veränderung der Schweizer Konjunktur in % gegenüber dem Vormonat Quelle: KOF Bulletin – Nr. 102, Dezember 2016
Die Darstellung zeigt, dass die wirtschaftliche Entwicklung auf zwei Jahre hinaus prognostiziert wird. Die Prognosen werden regelmässig angepasst. Eine zuverlässige Konjunkturprognose bildet die Voraussetzung für eine Konjunktur politik, die drohenden Schwierigkeiten bereits frühzeitig entgegenwirkt. Dafür stehen in erster Linie geld- und fiskalpolitische Instrumente zur Verfügung; diese werden im Kapitel 3, «Fiskal- und Geldpolitik», näher erläutert. Unter Konjunkturpolitik verstehen wir die Gesamtheit aller Massnahmen, die darauf hinzielen, Schwankungen in der wirtschaftlichen Entwicklung auszugleichen.
Wie lassen sich konjunkturelle Krisen bewältigen? Der britische Ökonom Keynes entwickelte dazu eine Theorie, die heute als Keynesianismus bezeichnet wird. Keynes ging davon aus, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ausschlaggebend für das BIPWachstum sei. Bei sich abzeichnenden Krisen müsse deshalb die Nachfrage erhöht werden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Dies könne zum Beispiel durch Steuersenkungen erreicht werden, damit den privaten Haushalten mehr Mittel für den Konsum zur Verfügung stünden. Weil dies aber erst mit einiger Verzögerung wirke (es würde eher gespart als konsumiert), müsse der Staat in die Bresche springen und den Staatskonsum entsprechend erhöhen, z. B., Der britische Ökonom John M. Keynes entwickelte in den 30er-Jahren des indem er öffentliche Gebäude saniere, Ausrüstungsletzten Jahrhunderts die Theorie des oder Rüstungsgüter kaufe oder Strassen baue. Beide Keynesianismus. Massnahmen, Steuersenkungen und hohe Staatsausgaben, belasten die öffentlichen Haushalte und führen zu entsprechenden Defiziten. Um sich die dafür nötigen Mittel zu beschaffen, müsste – gemäss Keynes – der staatliche Konsum in Boomphasen entsprechend zurückgefahren werden. Mit den dabei erwirtschafteten staatlichen Überschüssen könnte in Krisenzeiten die Nachfrage stimuliert und eine Rezession vermieden werden. Diese zeitliche Abfolge – Defizite während einer Rezession und Überschüsse während des Booms – läuft dem Konjunkturzyklus im Idealfall konsequent entgegen. Deshalb wird in diesem Zusammenhang auch von antizyklischer Konjunkturpolitik gesprochen. Auch wenn der Keynesianismus durchaus umstritten ist und es viele Kritiker gibt, ist die Überzeugung, dass der Staat eine drohende Rezession mit aktiver Konjunkturpolitik verhindern oder bekämpfen müsse, heute weit verbreitet. Deshalb werden in Phasen des Abschwungs, zumal wenn die Arbeitslosenzahlen zu steigen beginnen, häufig und schnell sogenannte Konjunkturprogramme gefordert und teilweise auch beschlossen. Dabei handelt es sich in der Regel um Vorschläge, in welchen Bereichen der Staat seine Ausgaben erhöhen müsse, um den Verlust weiterer Arbeitsplätze zu vermeiden. Leider lässt sich der Erfolg solcher Programme auch im Nachhinein nicht genau ermitteln. Denn selbst wenn eine prognos tizierte Rezession nicht eintritt, so lässt sich nie genau sagen, ob sie aufgrund der ergriffenen Massnahmen ausgeblieben ist oder auch dann nicht eingetreten wäre, wenn der Staat nichts unternommen hätte. Daher darf auch die oben formulierte Aussage, dass die KOF-Prognose nicht immer eingetroffen sei, nicht als Kritik an der Arbeit der Forscher verstanden werden. Möglicherweise haben erst die Entscheide der politischen Entscheidungsträger auf der Basis dieser Prognose dazu geführt, dass die Konjunktur einen anderen Verlauf nahm, als prog- Aufgabe 3 nostiziert wurde. Übung 3
Hinweis für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie/Tafelbild: Folie 14 (animiert) Konjunkturzyklus
2
Zu Seite 6
Antizyklische Konjunkturpolitik BIP in Mia.CHF
Steuern senken Staatsausgaben erhöhen
Steuern erhöhen Staatsausgaben kürzen Zeit
Band 3
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
15
Konjunkturzyklus 7
Konjunkturzyklus 8
4 Zielkonflikte in der Konjunkturpolitik
■■ Drei Beispiele von Zielkonflikten der Konjunkturpolitik RECHTSORDNUNG
Staat und Nationalbank sind durch entsprechende Artikel in der Bundesverfassung zu Eingriffen in das Wirtschaftsgeschehen ermächtigt. Dabei streben sie mit ihren Massnahmen nach sozialer, ökonomischer und ökologischer Stabilität, ohne jedoch im Stillstand zu verharren. Diese allgemeine Zielsetzung lässt sich konkret in folgende Ziele fassen: ■■ Die sieben wirtschafts-, sozial- und umweltpolitischen Ziele
SOZIALES SYSTEM Staat Sozialpolitik
–– Preisstabilität –– Vollbeschäftigung –– Angemessenes Wirtschaftswachstum –– Aussenwirtschaftliches Gleichgewicht –– Ausgeglichener Staatshaushalt –– Sozialer Ausgleich –– Umweltqualität Zwischen einigen dieser Ziele bestehen Zielkonflikte, was bedeutet, dass mit Massnahmen zur Erreichung eines Ziels (z. B. Vollbeschäftigung) die Erreichung eines andern Ziels (z. B. Preisstabilität) behindert wird. Zielkonflikte zwingen jede Volkswirtschaft, sich zwischen verschiedenen Handlungsoptionen zu entscheiden. Wirtschaftlich erfolgreiche Länder zeigen, dass es durchaus möglich ist, für alle Ziele gleichzeitig positive Werte zu erzielen. So weist die Schweiz seit Jahren eine tiefe Teuerung, geringe Arbeitslosigkeit, angemessenes Wachstum und eine stabile Ertragsbilanz sowie gesunde Staatsfinanzen aus. Dennoch unterliegen vor allem demokratische Gesellschaften, in denen sich Parlament und Regierung nach einer vier- bis fünfjährigen Periode einer Volkswahl stellen müssen, dem politischen Druck, kurzfristig konjunkturelle Verbesserungen zu erzielen, weil diese im Hinblick auf die Wahlen von grosser Bedeutung sind. Politikerinnen und Politiker neigen daher dazu, langfristige Ziele zugunsten kurzfristiger konjunktureller Erfolge etwas zurückzustellen. Wir zeigen einige typi sche volkswirtschaftliche Zielkonflikte, die sich aus einer aktiven Konjunkturpolitik ergeben.
Soziale Gruppen Familie
Parlament
Vereine
Regierung Gerichte
Parteien ...
Staat als Bundes- Akteur
Sozialer Ausgleich
verwaltung
Kantonale Verwaltungen Gemeindeverwaltungen
ÖKONOMISCHES SYSTEM
Ausgeglichener Staatshaushalt
Beispiel 1
Vollbeschäftigung
Beispiel 2
Wirtschaftspolitik
Wirtschaftswachstum
Beispiel 3
SNB als Akteur
Aussenwirtschaftliches Gleichgewicht
Preisstabilität
ÖKOLOGISCHES SYSTEM Umweltpolitik
Umweltqualität
Hinweis für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 15 (animiert) Konjunkturzyklus
2
Zu den Seiten 8 und 10
Vollbeschäftigung – ausgeglichener Staatshaushalt folgende
Rezession, Depression
Aufschwung
Konjunkturphase
Massnahmen des Staates:
Arbeitslosigkeit gefährdet …
notwendige Folgemassnahmen:
Staatsausgaben
z. B.: Sanierung von öffentlichen Gebäuden
Ausgeglichener Staatshaushalt
16
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 16 (animiert) Konjunkturzyklus
2
werden durch die Politik häufig nicht realisiert, weil unpopulär
Staatsdefizite bleiben bestehen
Zielkonflikt
Band 3
Steuern
Staatsdefizite werden in Kauf genommen
Vollbeschäftigung
Gesundung des Budgets
Steuern
wirtschaftspolitisches Ziel der …
Staatsausgaben
Zu den Seiten 8 und 10
Vollbeschäftigung – Preisstabilität Rezession, Depression
Massnahmen der SNB:
Arbeitslosigkeit
SNB
Geldmenge
Wachstumsimpulse
Beschäftigung
gefährdet …
wirtschaftspolitisches Ziel der …
Vollbeschäftigung
= Erwünschte Wirkung
Zielkonflikt
Band 3
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
Falls Geldstrom stärker wächst als Gütermenge
Inflation Gefahr für das wirtschaftspolitische Ziel der …
Preisstabilität
17
Konjunkturzyklus 9
Konjunkturzyklus 10
■■ Beispiel 1: Vollbeschäftigung – ausgeglichener Staatshaushalt
■■ Beispiel 2: Vollbeschäftigung – Preisstabilität
Politikerinnen und Politiker fürchten sich ganz besonders vor den beschäftigungspolitischen Folgen einer Rezession. Arbeitslosigkeit ist nicht nur für die direkt Betroffenen mit grossen Nachteilen verbunden; sie führt auch dazu, dass sich breite Teile der Bevölkerung Sorgen über ihre Zukunft machen. Um zu verhindern, dass diese Menschen bei den nächsten Wahlen eine andere Partei oder Person wählen, sind Regierungen deshalb bereit, das langfristige Ziel eines ausgeglichenen Staatshaushaltes ausser Acht zu lassen, wenn sie dafür kurzfristig wirksame Massnahmen gegen Arbeitslosigkeit ergreifen können. Solche Massnahmen sind z. B. Steuersenkungen, damit die privaten Haushalte mehr Geld für Konsumausgaben zur Verfügung haben, oder die Sanierung öffentlicher Gebäude durch staatliche Gelder, um den Unternehmungen Aufträge und mehr Arbeit zu ermöglichen. Beide Eingriffe bewirken eine Belebung der Wirtschaft und reduzieren Die deutsche Regierung zahlte im Jahr 2009 zur damit die Arbeitslosigkeit. Es wird damit beVerhinderung einer drohenden Rezession für jeden wusst in Kauf genommen, dass der StaatsEintausch eines alten durch ein neues Auto eine Abwrackprämie von € 2500.–. Diese und andere haushalt durch die staatlichen Mehraus Massnahmen wurden mit zusätzlichen Staatsschulgaben und Mindereinnahmen aus dem den von 37 Mrd. Euro finanziert. Gleichgewicht gerät.
Seit der Jahrtausendwende befanden sich die meisten europäischen Volkswirtschaften wie auch die japanische und die amerikanische Wirtschaft in einer historisch langen Phase gros ser Preisstabilität. Inflation war in diesen Ländern schon beinahe in Vergessenheit geraten; es drohte eher Deflation. Gleichzeitig waren viele dieser Länder in den letzten Jahren von geringem oder negativem Wachstum sowie hoher Arbeitslosigkeit geprägt. Man führte dies unter anderem darauf zurück, dass die Kreditzinsen und teilweise auch der Wert der nationalen Währung zu hoch seien und deshalb kaum Kredite für Investitionen nachgefragt würden und die im Land hergestellten Güter für den Export zu teuer seien. Die naheliegendste Lösung bestand darin, die von den Regierungen unabhängigen Zentralbanken dazu zu drängen, die Geldmenge im Interesse von Wachstum und Beschäftigung zu erhöhen. Die daraus zu erwartende Inflation würde man wohl oder übel in Kauf nehmen. Insbesondere Japan und die USA verfolgten nach 2008 diese Strategie – mit offenem Ausgang. Ein Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Preisstabilität wurde schon seit 50 Jahren vermutet. Wissenschaftliche Untersuchungen in verschiedenen Volkswirtschaften zeigen jedoch, dass nur kurzfristig ein Abbau der Arbeitslosigkeit mit Inflation erkauft werden kann. Langfristig fällt die Beschäftigung wieder auf das Ursprungsniveau zurück – allerdings bei gleichzeitig höherer Inflation. Aber auch bei diesem Zielkonflikt gilt: Wenn die Arbeitslosigkeit bei den nächsten Wahlen zurückgegangen ist, reicht dies für die Wiederwahl. Was später kommt, muss erst die nachfolgende Regierung kümmern.
Wir haben im vorhergehenden Kapitel gesehen, dass Politikerinnen und Politiker sich dabei auf die Theorie von Keynes stützen können, sofern sie bereit sind, im anschliessenden Aufschwung Überschüsse im Staatshaushalt zu erzielen. Und hier beginnt nun der eigentlich Zielkonflikt: Tun sie das tatsächlich, wird das nur um den Preis höherer Steuern und / oder reduzierter Staatsausgaben möglich sein. Beides ist bei Wählerinnen und Wählern unpopulär, weshalb die Versuchung gross ist, diese Massnahmen im Hinblick auf die nächsten Wahlen hinauszuschieben. Weil Politikerinnen und Politiker in der Regel immer wieder gewählt werden wollen, ist die Gefahr gross, dass bis zur nächsten konjunkturellen Krise keine Überschüsse erzielt werden. Dennoch wird dann zugunsten eines Konjunkturprogramms erneut ein Defizit in Kauf genommen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass die Staatsverschuldung kontinuierlich ansteigt und der wirtschaftspolitische Handlungsspielraum für jede spätere Regierung kleiner wird.
■■ Beispiel 3: Sozialer Ausgleich – angemessenes Wachstum Wirtschaftliche Entwicklung ist immer mit Veränderung verbunden. Die konjunkturelle Entwicklung bewegt sich nur dann am oberen Rand des Wachstumspfades, wenn die vorhandenen Ressourcen langfristig möglichst effizient eingesetzt werden. Um dies zu gewährleisten, müssen sich wirtschaftliche Strukturen immer im Wettbewerb bewähren und sich durch Innovation und Erneuerung den neuen Erfordernissen des Marktes anpassen. Gelingt dies nicht, sind bestimmte Unternehmungen, Branchen, Regionen oder Bevölkerungsgruppen irgendwann möglicherweise nicht mehr in der Lage, die von ihnen verbrauchten Ressourcen effizient einzusetzen. Dieser Erkenntnis widerspricht nun aber die Vorstellung, dass bestimmte wichtige Unternehmungen, Branchen, Regionen oder Bevölkerungsgruppen aus sozialen Gründen vor massiven Veränderungen geschützt werden sollten. Wenn ein regional oder national wichtiges Unternehmen Konkurs geht (beispielsweise eine grosse Unternehmung im Wallis, eine Bank in Zürich oder eine Chemieunternehmung in Basel), fürchtet man kurzfristig einen massiven Einbruch der Nachfrage, eine Zunahme der Arbeitslosigkeit oder gar soziale Spannungen. Die Versuchung ist dann gross, mit staatlichen Mitteln zu intervenieren, obwohl damit mög- Aufgabe 4 licherweise langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft geschwächt wird. Übung 4
Hinweis für Lehrpersonen Angesichts der – gemäss BiVo-Budget – vier Lektionen, die für das Leistungsziel Konjunkturzyklus im ordentlichen Unterricht vorgegeben sind, bleibt wahrscheinlich kaum Raum bzw. Zeit, das Thema zu vertiefen. Die Thematik «Konjunktur» würde allerdings viele verschiedene Möglichkeiten bieten, Bezüge zum aktuellen Wirtschaftsgeschehen herzustellen: ■■ Konjunkturberichte (zur Lage in der Schweiz) aus Tageszeitungen: z.B. www.20min.ch für eher kurze, «schülergerechte» Kurzberichte; www.tagesanzeiger.ch, www.nzz.ch, oder auch www.handelszeitung.ch für eher ausführlichere Darstellungen. ■■ Konjunkturberichte der verschiedenen Konjunkturforschungsinstitute: Offizielle Prognose des SECO: www.seco.admin.ch, Prognose der Konjunkturforschungsstelle des KOF: www.kof.ethz.ch, Prognose des Instituts BAK Basel Economics AG, www.bakbasel.ch ■■ Video-Beiträge des Schweizer Fernsehens: verschiedene Sendegefässe zu wirtschaftlichen Themen, www.srf.ch. ■■ Auch das Portal iconomix der SNB bietet Vertiefungsmaterial; insbesondere die quartalsweise aufbereiteten «Konjunkturtendenzen», in denen der aktuelle Seco-Konjunktur bericht kommentiert, mit einem Foliensatz ergänzt und mit Arbeitsaufträgen versehen wird, www.iconomix.ch. ■■ Schliesslich bieten auch Konjunkturberichte verschiedener Banken ausgezeichnetes Anschauungsmaterial, z.B. die Konjunkturprognose der UBS mit einem ausführlichen Chartset zur Schweizer Konjunktur, www.ubs.ch.
Konjunkturzyklus 11
Konjunkturzyklus 12
Das haben Sie gelernt Einen vollständigen Konjunkturzyklus beschreiben Die Merkmale der unterschiedlichen Phasen des Konjunkturzyklus nennen Einige mögliche Ursachen für konjunkturelle Veränderungen nennen Unterschiedliche Konjunkturindikatoren erläutern Volkswirtschaftliche Zielkonflikte aufzeigen
Diese Begriffe können Sie erklären Konjunktur Konjunkturzyklus Konjunkturaufschwung Hochkonjunktur (Boom) Konjunkturabschwung Rezession (Depression) Konjunkturindikatoren Vorauseilende Indikatoren Gleichlaufende Indikatoren Nachhinkende Indikatoren Konjunkturprognose Konjunkturpolitik Keynesianismus Antizyklische Konjunkturpolitik Volkswirtschaftliche Zielkonflikte
Offene Fragen
Ordnen Sie die folgenden Aussagen zum Konjunkturzyklus den richtigen Ziffern in der schematischen Darstellung zu.
8
1 7
4
– 10 %
5
3 2 6 9
Ordnen Sie die folgenden Begriffe den richtigen Ziffern in der schematischen Darstellung des Konjunkturzyklus zu.
Ziffer des zutreffenden Begriffs
Übung 1 Konjunkturzyklus
m) In diesen Phasen sind die Produktionsfaktoren vollkommen ausgelastet, möglicherweise sogar überlastet.
4
n) Unternehmen verzeichnen während zwei Jahren stark sinkende Umsätze und entlassen deshalb viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
2
o) Es werden viele Überstunden geleistet, und die Maschinen laufen rund um die Uhr.
4
p) Zeigt die Gesamtheit aller innerhalb eines Jahres in einem Land hergestellten Güter und Dienstleistungen.
1
q) Zeigt die mögliche, langfristige Entwicklung der Wirtschaftsleistung aufgrund der Produktionsfaktoren, die zur Verfügung stehen.
7
r) Die Wirtschaftsleistung steigt markant an; Unternehmungen investieren kräftig und stellen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein.
3
a ) Trendwachstum
7
g ) Konjunkturerholung
3
s) Die Wirtschaftsleistung stagniert. Überstunden werden abgebaut und Produkte an Lager gelegt.
5
b) Zeit
9
h) Hochkonjunktur
4
t) Die Wirtschaftsleistung sinkt infolge einer Bankenkrise um 15 %.
6
c ) Depression
6
i ) Konjunkturelle Entwicklung
8
d ) Konjunkturaufschwung
3
j) Konjunkturabschwung
5
e ) Rezession
2
k ) Boom
4
f ) BIP
1
l ) Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren
7
Konjunkturzyklus 13
Konjunkturzyklus 14
gleichlaufend
nachhinkend
Ordnen Sie die folgenden Konjunkturindikatoren der richtigen Kategorie zu.
Übung 3 Konjunkturprognose und Konjunkturpolitik vorauseilend
Übung 2 Konjunkturindikatoren
A
B
C
a ) Investitionen b) KOF-Konjunkturbarometer
X X
c ) Privater Konsum d ) Auftragseingänge
X X
Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a) Keynes ging davon aus, dass das gesamtwirtschaftliche Angebot ausschlaggebend für das BIP-Wachstum ist.
F
…, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage … b) Eine zuverlässige Konjunkturprognose bildet die Voraussetzung für eine KonKon junkturpolitik, die drohenden Schwierigkeiten bereits frühzeitig entgegenwirkt.
R
c) Keynes empfiehlt zur Bekämpfung einer Rezession die Erhöhung von StaatsStaats ausgaben und Steuern.
F
Steuern sollen gesenkt, nicht erhöht werden.
e ) Arbeitslosenrate
X
f) Preisentwicklung
X
d) In Boomphasen sollen nach der Theorie von Keynes durch Steuererhöhungen und Senkung der Staatsausgaben Schulden zurückbezahlt werden.
R
X
e) Im Konjunkturbarometer der KOF / ETH sind einige gleichlaufende Indikatoren zu einem Sammelindikator zusammengefasst.
F
g) Exporte
X
h ) Lohnentwicklung i ) Konsumentenstimmung
X
j) Geldumlauf
X
k) Umsätze von Unternehmungen l ) Zinsentwicklung
… vorauseilende Indikatoren … f ) Es lässt sich nie mit Sicherheit sagen, ob eine Konjunkturprognose richtig oder falsch gewesen sei, weil konjunkturpolitische Massnahmen ja gerade die prognostizierte Entwicklung abschwächen sollten. X X
R
Übung 4 Zielkonflikte in der Volkswirtschaft Die folgenden Auswahlaufgaben enthalten immer zwei Aussagen, die miteinander verknüpft sind. Entscheiden Sie sich jeweils für eine der folgenden Antwortmöglichkeiten: A +weil+
B +/+
C +/–
D –/+
E –/–
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft zu
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft nicht zu
Erste Aussage richtig, zweite Aussage falsch
Erste Aussage falsch, zweite Aussage richtig
Beide Aussagen falsch
Begründen Sie falsche Verknüpfungen oder die falsche Teilaussage in wenigen Worten. a ) Die kurzfristige Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geht häufig zulasten gesunder Staatsfinanzen, weil Zentralbanken dazu gedrängt werden, im Interesse von Wachstum und Vollbeschäftigung die Geldmenge zu erhöhen.
B
b) Ausschliesslich mit der Erhöhung der Geldmenge kann langfristig die Arbeitslosigkeit nicht wirklich reduziert werden, weil reine Geldmengenerhöhungen langfristig keine positive Wirkung auf den Gütermarkt haben, sondern nur zu höheren Preisen führen.
A
c ) Gravierende Veränderungen der Wirtschaftsstruktur können in bestimmten Regionen oder Branchen zu hoher Arbeitslosigkeit führen, weil Ressourcen langfristig nur dann effizient eingesetzt werden, wenn sich die Unternehmungen, die sie verbrauchen, im freien Wettbewerb bewähren müssen.
B
d) Vor allem totalitär regierte Staaten unterliegen der Versuchung, kurzfristig konjunkturelle Verbesserungen zulasten der langfristigen Entwicklung zu erzielen, weil sich Regierungen demokratischer Staaten alle vier bis fünf Jahre einer Wahl stellen müssen.
D
… demokratisch regierte Staaten … Konjunkturzyklus 15
Konjunkturzyklus 16
Aufgabe 1 Konjunkturprognose aus der Praxis Lesen Sie den vorliegenden Zeitungsartikel und beantworten Sie anschliessend die Fragen dazu.
Deutschland darf auf einen Aufschwung hoffen Laut den führenden Forschungsinstituten gewinnt die deutsche Wirtschaft an Schwung. Das eröffnet finanzpolitische Spielräume. Die Parteien sollten sich davon in den anstehenden Koalitionsverhandlungen3 nicht zu Leichtfertigkeit verführen lassen. Matthias Benz, Berlin Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, die die Bundesregierung in Konjunkturfragen beraten, sehen die deutsche Wirtschaft am Beginn eines Aufschwungs. In ihrer Herbstprognose sagen sie für das kommende Jahr ein reales Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,8 % voraus, nachdem das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr bei lediglich 0,4 % zu liegen kommen dürfte. Demnach neigt sich eine Phase dem Ende zu, in der sich die deutsche Wirtschaft mehr oder weniger seitwärts bewegt hatte. Seit Mitte 2011 war die Wirtschaftsleistung nur noch geringfügig gewachsen. Trendwende bei Investitionen Die Forschungsinstitute betonen zwar die Risiken für diesen Ausblick; so schliessen sie etwa eine neuerliche Eskalation der Euro-Schuldenkrise nicht aus. Aber insgesamt sehen sie eine positive Grundtendenz. In einem Umfeld, in dem die Weltwirtschaft wieder stärker werde
und die Euro-Zone langsam zu Wachstum zurückfinde, sollten auch die strukturellen Stärken Deutschlands wieder stärker zum Tragen kommen, hiess es bei der Vorstellung des Herbstgutachtens in Berlin. Der Privatkonsum soll sich auch im kommenden Jahr als Stütze der Konjunktur erweisen, nachdem er schon seit Längerem von der guten Beschäftigungsund Lohnentwicklung angetrieben worden ist. Eine klare Trendwende erwarten die Institute bei den Investitionen. Die Unternehmen dürften demnach ihre jüngste Zurückhaltung ablegen, die historisch niedrigen Zinsen nutzen und wieder kräftiger in Ausrüstungen und MaReale BIP-Entwicklung Bereinigt, verkettete Volumenangaben 660
5 1,8
2,5 3,3
0
0,7
0,4
635 610
4,0
–2,5 –5 –5,1 2009 2010
585 Prognose
2011
2012
Laufende Wachstumsrate in % Jahresdurchschnitt in % Mrd. € (rechte Skala)
2013
2014
560
schinen investieren. Eine grössere Dynamik wird schliesslich bei den Exporten prognostiziert. Hier sollte sich die Erholung besonders in den Absatzmärkten der Euro-Zone positiv auswirken. Allerdings dürften die Exporte weniger stark steigen als die Importe, wodurch der Aussenbeitrag das BIP-Wachstum eher dämpfen wird. Schädlicher Mindestlohn Die Prognosen der Forschungsinstitute sind auch deshalb von Gewicht, weil die Regierung auf ihrer Grundlage die Finanzplanung erstellt. Für die kommenden Jahre sagen die Institute wachsende Überschüsse im Staatshaushalt voraus. Die nächste Bundesregierung solle sich davon aber nicht zu wirtschafts- und finanzpolitischer Leichtfertigkeit verführen lassen, mahnten die Forscher. Bei der Fortführung des bisherigen Kurses verfüge die Politik über genügend Mittel, um gleichzeitig mit der Schuldenreduktion zu beginnen, die kalte Progression abzubauen und stärker in Infrastruktur und Bildung zu investieren. Steuererhöhungen brauche es nicht, diese wären schädlich für die Wirtschaftsentwicklung. Auch dem in den Koalitionsgesprächen erörterten gesetzlichen Mindestlohn von € 8.50 erteilten die Institute eine Absage. Dieser würde die Wirtschaft belasten und zu erheblichen Stellenverlusten vor allem in Ostdeutschland führen, hiess es. Quelle: «Neue Zürcher Zeitung», 18.10.2013
3
erhandlung der Parteien (in D) über die Bildung einer ReV gierung, in welcher mehrere Parteien vertreten sind. Ein Koalitionsvertrag bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit der Parteien in der Regierung.
a ) Was bedeutet die Aussage, dass die deutsche Wirtschaft an Schwung gewinne?
e2 ) Investitionen?
Deutschland befindet sich am Beginn eines Aufschwungs.
Der positive Ausblick und die tiefen Zinsen dürften zu kräftigen
Das BIP soll 2014 real um 1,8 % wachsen, nachdem es 2013 nur
Investitionen in Maschinen und Ausrüstung führen.
um 0,4 % wachsen dürfte. e 3 ) Aussenbeitrag (Exporte minus Importe) b) Was meint der Autor mit der Aussage, die Wirtschaft habe sich seit 2011 nur noch seitwärts bewegt?
Wie in der Grafik sichtbar, stagnierte das reale BIP seit 2011 (schwarze Linie, rechte Skala: 2011 und 2012 beinahe horizontal). Die Wachstumsraten waren tief oder teilweise negativ (im 4. Quartal 2012), vgl. blaue Balken, linke Skala. c ) Aus welchem Grund könnte sich die Wirtschaft auch anders entwickeln als prognosti prognostiziert?
Die Forschungsinstitute betonen die Risiken ihres Ausblicks: Eine Verschärfung der Euro-Schuldenkrise wird nicht ausgeschlossen. d) Welche äusseren Einflüsse unterstützen die positive Prognose der Forschungsinstitute?
Die Weltwirtschaft soll wieder stärker werden; die Euro-Zone findet allmählich zu Wachstum zurück. e ) Wie entwickeln sich die einzelnen Komponenten der Gesamtnachfrage? e1 ) Privatkonsum
Zunahme der Exporte durch Erholung in der Euro-Zone; noch stärkere Zunahme der Importe. Folge: Aussenbeitrag wirkt eher dämpfend auf den Aufschwung. e 4 ) Staat (Konsum und Investitionen)
Es werden wachsende Überschüsse im Staatshaushalt vorausgesagt. Schulden können abgebaut werden; gleichzeitig kann stärker in Infrastruktur und Bildung investiert werden. f ) Empfehlen die Forschungsinstitute eher eine restriktive oder eine expansive Fiskalpolitik?
Aussage ist nicht ganz klar: Überschüsse sollen zur Tilgung von Schulden verwendet werden ( eher restriktiv), Steuererhöhungen sollen vermieden werden. g) Warum raten die Forschungsinstitute von einem Mindestlohn ab?
Konjunkturelle Entwicklung würde belastet, weil Lohnkosten steigen.
Privatkonsum als Stütze der Konjunktur, auf Basis der guten
Höhere Lohnkosten könnten – vor allem in Ostdeutschland –
Beschäftigungs- und Lohnentwicklung.
zu Stellenverlusten führen.
Konjunkturzyklus 17
Konjunkturzyklus 18
Aufgabe 2 Konjunkturindikatoren – der Zeit voraus Lesen Sie die Ausschnitte aus einem Artikel der Zeitschrift «Bilanz» und beantworten Sie anschliessend die Fragen dazu.
Indikatoren: Der Zeit voraus Investoren gieren nach Konjunkturdaten. Neue Indikatoren wie Google-Suchabfragen oder Luftfrachtraten können Anlegern für die Börse richtungsweisende Anhaltspunkte geben. Hans Peter Arnold Zu ungenau, zu optimistisch, zu langsam: Das ist der wenig löbliche Kommentar von Klaus Zimmermann, Professor für Wirtschaft an der Universität Bonn, zu Konjunkturprognosen. Wie hoch die Prognoserisiken sind, offenbaren die teilweise erheblichen Revisionen. Zum Beispiel beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco): Im März 2012 sagte das Seco der Schweiz für das laufende Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent voraus. Nur drei Monate später korrigierte die Expertengruppe des Bundes das Wachstum um 0,6 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent nach oben. […] Um zuverlässigere Prognosen zu generieren, werden heute neue Datenquellen und Erhebungsmethoden evaluiert. Bereits gibt es mehrere Studien, die auf Basis von Suchabfragen auf Google eine Prognosekraft ableiten. So haben die Forscher Concha Artola und Enrique Galán in der Studie «Tracking the Future on the Web» den Zusammenhang zwischen Google-Abfragen nach Automarken und den tatsächlichen Autoverkäufen nachgewiesen. Auch im Tourismussektor sind solche Korre
lationen offensichtlich. Der Reiz solcher Analysen besteht sowohl in der hohen Aktualität der Daten wie auch in der Beinahe-Repräsentativität – aufgrund der breiten Internetnutzung. […] Längst nicht nur das Verhalten von Internetnutzern bietet sich für Real-Time-Analysen und als Baustein für Frühindikatoren an. Getestet werden derzeit unter anderem EchtzeitAnalysen von Handels- und Verkehrsströmen. Dies geschieht zum Beispiel mithilfe von Satel liten, welche die Zahl der auf den Weltmeeren verkehrenden Frachtschiffe sowie ihre Geschwindigkeit aufzeichnen. Die Gegenwart hier und jetzt beobachten: «Now-Casting» heisst dieser Trend, dem sich allerdings die etablierten Prognoseinstitute nur zögerlich zuwenden. Für David Marmet, Leiter Volkswirtschaft Schweiz bei der ZKB, steht aber fest, dass Real-Time-Analysen ein grosses Potenzial haben. Umfragebasierte Erhebungen könnten so ins Hintertreffen geraten: «Von der Durchführung von Umfragen bis zur Publi kation der daraus gewonnenen Resultate verstreicht bekanntlich viel Zeit.» In der Kritik stehen insbesondere Fragen, die in die Zukunft gerichtet sind, allerdings erheblich vom aktuellen Zeitgeist beeinflusst werden. So befragt die Credit Suisse beispielsweise im sogenannten ZEW-Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Analysten in der Schweiz nach der Konjunkturten denz der kommenden Monate. Oder das Seco
erhofft sich von Konsumenten Aufschluss über künftige grössere Anschaffungen. «Wir müssen neue kurzfristige Indikatoren gewinnen», fordert Klaus Zimmermann angesichts der voranschreitenden Internetökonomie. Die aktuelle Standortbestimmung sei ja schon höchst anspruchsvoll. «Internetdaten, die praktisch kontinuierlich erhoben werden können, helfen uns, die gegenwärtige Lage zu bestimmen.» Als Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat Zimmermann den Toll-Index lanciert, der Maut-Daten aus dem Gütertransport auf den Autobahnen verwendet. Neben realwirtschaftlichen Fakten sollten Daten zu Finanzströmen ein stärkeres Gewicht haben, meint Susanne Haury von Siebenthal von Publica, der Pensionskasse des Bundes. Haury von Siebenthal steht mit dieser Aussage nicht allein. Auch andere Experten wie Finanzmarktprofessor Erwin Heri sehen gerade die Börsenindizes als wertvolle Signalgeber Schliesslich seien in den Aktienkursen alle zurzeit verfügbaren Informationen unmittelbar enthalten. Viele Prognostiker vernachlässigen diesen Sektor jedoch sträflich. […] Neben Daten aus einzelnen Ländern und Zonen sind globale Konjunkturdaten besonders wertvoll. Dazu gehören etwa die Fracht- und Passagierdaten der IATA, des internationalen Branchenverbandes der Luftfahrtindustrie. Die Daten zur Luftfracht weisen derzeit kaum auf eine Expansion der Wirtschaftsaktivität hin,
was Investoren eher zu Vorsicht mahnt und dazu, mit Zukäufen zu warten. Aufschlussreich ist schliesslich das Geschäft der Halbleiterindustrie. Nicht nur in DesktopPCs, Notebooks und Smartphones stecken Halbleiter. Immer mehr Konsum- und Industriegüter sind von Prozessoren durchsetzt. Der Geschäftsgang dieser Branche ist ein verlässlicher Signalgeber für die Weltwirtschaft. Aktuell sind etwa die Daten der in Nordamerika ansässigen Investitionsgüter-Unternehmen (www.semi.org). Im Juni schwächten sich die Aufträge sowohl gegenüber Mai wie auch gegenüber dem Vorjahresmonat erheblich ab. Die schlechten Halbjahreszahlen der meisten IT-Konzerne waren vor diesem Hintergrund eine logische Folge. Selbst unter Einbezug der neuen Generation von Indikatoren ist es höchst anspruchsvoll, den Konjunkturverlauf zuverlässig abzuschätzen. Die Zyklen werden kürzer, die Ausschläge grösser. Vor allem: Der Einfluss der Politik und der Zentralbanken ist exponentiell gestiegen. Nebst Zinssenkungen hätten die wichtigsten Zentralbanken mit unkonventionellen Massnahmen auf die jüngste Wirtschafts- und Finanzkrise reagiert, erklärt David Marmet von der ZKB. Die Modelle, deren sich die Ökonomen in der Vergangenheit bedient hätten, büssten einen Teil ihrer Prognosekraft ein. Marmet: «Ökonomie und Politik hängen heute wesentlich stärker zusammen.» Quelle: «Bilanz», 14.09.2012
a ) Warum werden die bisher üblichen Konjunkturprognosen kritisiert?
Sie sind zu ungenau, zu optimistisch, zu langsam. Die Zahlen müssen häufig nach einer bestimmten Zeit nach unten korrigiert werden. b) Was unterscheidet die bisherigen Prognoseindikatoren grundsätzlich von den neuen Indikatoren?
Bisherige Indikatoren basierten in erster Linie auf Umfragen. Neue Indikatoren stützen sich auf Real-Time-Analysen, also auf Daten, die sofort verfügbar sind. c ) Warum sollen neben realwirtschaftlichen Fakten vermehrt auch Daten zu Finanz Finanz strömen (z. B. Aktienindizes) in Prognosen einfliessen?
Aufgabe 3 Zielkonflikte in der Konjunkturpolitik Lesen Sie den Abschnitt zu den Zielkonflikten in der Konjunktur- und Wirtschaftspolitik (Theo rie, S. 8) aufmerksam durch und beantworten Sie die folgenden Fragen. a) Zwischen welchen Zielgrössen werden beispielhaft drei Zielkonflikte beschrieben?
Vollbeschäftigung und ausgeglichener Staatshaushalt Vollbeschäftigung und Preisstabilität Sozialer Ausgleich und Wirtschaftswachstum b) Fassen Sie die Inhalte der beschriebenen Zielkonflikte in eigenen Worten zusammen; Sie können dabei mit Stichworten und Folgepfeilen arbeiten.
1. Vollbeschäftigung – ausgeglichener Staatshaushalt Ausgangslage = Rezession (Folge Arbeitslosigkeit)
In Börsenindizes sind alle aktuell verfügbaren Informationen
Ziel Vollbeschäftigung à Staat erhöht Ausgaben und senkt Steuern
unmittelbar enthalten.
à Staatsdefizite / werden im folgenden Konjunkturaufschwung nicht ausgeglichen; Ziel ausgeglichener Staatshaushalt verfehlt
d) Nennen Sie drei neue Indikatoren, die im Text erwähnt werden.
Bestimmte Suchabfragen bei Google Daten zur Luftfracht Daten zum Geschäftsgang der Halbleiterindustrie e ) Interpretieren Sie die Aussage, dass der Einfluss der Politik und der Zentralbanken gestiegen und Prognosen deshalb schwieriger seien.
2. Vollbeschäftigung – Preisstabilität Ausgangslage = Rezession (Folge Arbeitslosigkeit) Ziel Vollbeschäftigung à SNB weitet Geldmenge aus: à Inflation (falls Geldstrom > Gütermenge), Ziel Preisstabilität verfehlt 3. Sozialer Ausgleich – Wirtschaftswachstum Ziel sozialer Ausgleich gefährdet: Furcht vor Nachfrageeinbruch,
Wenn der Staat und die Zentralbank auf Prognosen direkt mit
Arbeitslosigkeit und sozialen Spannungen.
politischen Mitteln reagieren, beeinflussen sie die konjunkturelle
Staat unterstützt Branchen / Firmen à führt zu ineffizientem
Entwicklung und verhindern so das Eintreten der Prognose.
Einsatz von Ressourcen: à Ziel Wirtschaftswachstum gefährdet Konjunkturzyklus 19
Konjunkturzyklus 20
Aufgabe 4 Merkmale der einzelnen Konjunkturzyklen Lesen Sie in der Theorie den Abschnitt über den Konjunkturzyklus (S. 2 – 3). Charakterisieren Sie die vier typischen Konjunkturphasen, indem Sie die jeweilige Ausprägung der Indikatoren aus der ersten Spalte in Stichworten umschreiben. Konjunkturphasen
Konjunkturaufschwung
Hochkonjunktur, Boom
Konjunkturabschwung
Rezession, Depression
Auslastung des Produktionspotenzials
zunehmende Auslastung der Kapazitäten
Vollständige Auslastung (Angebot < Nachfrage), evtl. Kapazitätsausbau
Zunehmend werden Kapazitäten frei
(Sehr) geringe Auslastung, freie Kapazitäten
Beschäftigung, Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit
Rückgang der Arbeitslosigkeit, zunehmende Einstellung von Arbeitskräften
Voll- / Überbeschäftigung, geringe Arbeitslosigkeit, viele offene Stellen
Erste Entlassungen, Arbeitslosenrate steigt an
Hohe Arbeitslosigkeit, kaum offene Stellen
Konsumgüternachfrage (Konsumentenstimmung)
Zunehmender Konsum, Konsumentenstimmung steigend
Hoher Konsum, optimistische Stimmung
Konsumrückgang, Konsumenten sind verunsichert
Geringer Konsum, gedrückte Konsumentenstimmung
Güterpreise, Teuerung
Anziehende Preise, evtl. leichte Teuerung
(Stark) steigende Preise, deutliche Teuerung (weil Nachfrage > Angebot)
Preise auf hohem Niveau, jedoch rückläufig
Niedriges Preisniveau, keine Teuerung
Investitionsgüternachfrage
Zunehmende Investitionen, Erweiterungsinvestitionen
Rationalisierungsinvestitionen, weil Arbeitskräfte knapp (und teuer)
Sinkende Produktion (Rückgang der Nachfrage), Preissenkungen
Sehr gering (weil brachliegende Produktionsanlagen)
Zinsentwicklung, Spartätigkeit, Kapitalmarkt
Zinssatzsteigerungen, zunehmende Nachfrage nach Kapital
Weiter steigende Zinssätze, Kapital wird knapp
Zinssätze gehen zurück, zunehmende Spartätigkeit
Niedrige Zinsen, wenig Ersparnisse, keine Nachfrage nach Kapital
Allgemeine Stimmung
Optimismus, Kauf- und Investitionsfreude
Überschwänglich, allerdings beginnende Skepsis
Pessimismus, Mutlosigkeit, keine Initiativen der Unternehmer
Gedrückte Stimmung, Unsicherheit
9
Arbeitslosigkeit
Es gibt etwas, das alle Menschen rund um den Globus verbindet. Egal, zu welcher Religion sie sich bekennen oder welcher Nation sie angehören: Jeder Mensch möchte durch ein gesichertes Einkommen seine Existenz und das bisher Erreichte sichern. Dafür sind die allermeisten bereit, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Menschen ohne Arbeit sind nicht nur in ihrer Existenz gefährdet; sie sind oft auch unglücklich und werden krank.
Eine hohe Arbeitslosigkeit führt nicht nur häufig zum sozialen Abstieg der direkt Betroffenen, sondern manchmal auch zu tiefen gesellschaftlichen Konflikten oder zu grossen Wanderbewegungen Arbeit suchender Menschen in Richtung der Länder mit guten Verdienstmöglichkeiten. Wo liegen die Ursachen von Arbeitslosigkeit? Und welche Formen von Arbeitslosigkeit gibt es?
Theorie
Übungen
1 2 3 4 5
1 2 3 4
Die Arbeitslosigkeit im Laufe der letzten 100 Jahre ................................................ 2 Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit ........................................................ 4 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit ........................................................... 6 Arbeitslose und offene Stellen – Sockelarbeitslosigkeit .......................................... 8 Offizielle Arbeitsmarktdaten ................................................................................. 8 Das haben Sie gelernt ........................................................................................... 10 Diese Begriffe können Sie erklären ........................................................................ 11
Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit ........................................................ 12 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit ........................................................... 12 Sockelarbeitslosigkeit ........................................................................................... 13 Arbeitsmarktstatistiken ......................................................................................... 14
Aufgaben 1 2
Arbeitslosigkeit im Wandel ................................................................................... 15 Lage auf dem Arbeitsmarkt .................................................................................. 16
Ausgabe für Lehrpersonen Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft in 120 Lektionen 1. Auflage 2017 / © Verlag SKV AG, Zürich Diese Broschüre ist urheberrechtlich geschützt. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, die Broschüre oder Teile daraus in irgendeiner Form zu reproduzieren. Arbeitslosigkeit 1
Arbeitslosigkeit 2
1 Arbeitslosigkeit im Laufe der letzten 100 Jahre Arbeitslosigkeit taucht im Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung immer wieder auf. Ein Blick in die Geschichte vermittelt uns zudem einen Einblick in die vielfältigen Ursachen dieses Phänomens. Dazu schauen wir uns an, wie sich die Arbeitslosigkeit in der Schweiz in den letzten 100 Jahren entwickelt hat:
■■
■■ Arbeitslosigkeit in der Schweiz (1914–2009) 5%
Grosse Depression
Immobilienkrise
Arbeitslose / (Arbeitslose + Erwerbstätige)
4.5 % 4%
Starke Deflation
3.5 %
■■
3% 2.5 % 2% 1.5 % 1%
Erdölpreis-Schocks Platzen der Dotcom-Blase
0.5 % 0% 1914 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
■■
Quelle: «Die Volkswirtschaft» 1 / 2 – 2010 (Für die amtlichen Arbeitslosenquoten wird die Zahl der Erwerbsbevölkerung alle zehn Jahre erhoben; weil die Zahl der Erwerbstätigen jährlich gestiegen ist, sind die Zahlen in dieser Grafik im Vergleich leicht tiefer.)
Die Abbildung zeigt den Verlauf der Arbeitslosenquote (Prozentanteil der Arbeitslosen an der arbeitsfähigen und arbeitswilligen Bevölkerung) mit besonders markanten Spitzenwerten über die letzten 100 Jahre. ■■ 1920: Nach Beginn der Industrialisierung 1850 und mit dem Ausbau des Eisenbahn netzes herrschte in der Schweiz knapp 70 Jahre lang ein ununterbrochenes Wirtschaftswachstum. Die erste Krise begann mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Die Staaten finanzierten ihre Rüstungsausgaben mit einer Ausweitung der Geldmenge, was zu einer hohen Teuerung (Inflation) führte. Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) gegen die andauernden Preiserhöhungen entschieden eingriff, sank die Jahresinflationsrate von rund + 25 % im Jahre 1918 bis 1922 auf das Niveau von – 20 %, was einer heute
■■
kaum vorstellbaren Deflation entspricht. In einer Deflation sinken die Preise für Güter und Dienstleistungen, und die Unternehmer sind in der Folge gezwungen, Arbeiter zu entlassen. Die Arbeitslosenquote stieg aus diesem Grund bis 1922 auf 3,4 %. 1935: Nach dem Ersten Weltkrieg folgten die goldenen 20er-Jahre: Durch Produktivitätsfortschritte und die Einführung der Massenproduktion nahmen die Umsätze in der Konsumgüter- und Investitionsgüterindustrie massiv zu. Die Banken boten sehr günstige Kredite an, was zu einer Überproduktion führte. Zudem waren Investitionen häufig mit kurzfristigen Krediten finanziert, und als im Jahr 1929 aufgrund von spekulativen Wertpapier- und Warengeschäften viele Banken Konkurs gingen, brach die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ein. Weil bereits damals die Volkswirtschaften stark miteinander verzahnt waren, führte dies zu einer weltweiten Depression. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten wiederum Jahre des starken Wachstums, in denen die Arbeitslosigkeit fast verschwand. In der Schweiz war die bestehende allgemeine Arbeitskräfteknappheit nur durch den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte zu überwinden. In der Folge stieg der Ausländeranteil 1970 auf 17,2 % an. 1978 / 1986: Nach den Boomjahren kam es zu wiederholten Beschäftigungsein brüchen, welche die Arbeitslosigkeit jedes Mal deutlich ansteigen liessen. Der erste Einbruch ereignete sich im Anschluss an die erste Erdölpreiskrise 1973 / 74 und der zweite in der Folge des zweiten Erdölpreisschocks 1982. Die erste Erdölpreiskrise wurde im Herbst 1973 durch den Jom-Kippur-Krieg ausgelöst, in welchem Ägypten und Syrien Israel angriffen. Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) drosselte bewusst die Fördermengen um ca. fünf Prozent, um die westlichen Länder bezüglich ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen. Die zweite Erdölkrise wurde durch die islamische Revolution im Iran und den Angriff des Iraks auf den Iran (Erster Golfkrieg) ausgelöst. 1995: Anfang der 1990er-Jahre resultierte ein Anstieg der Arbeitslosenquote aus der restriktiven Geldmengenpolitik der Nationalbank. Aufgrund eines spekulativen Immo bilienbooms und einer Inflation von über 6 % verringerte die SNB die Geldmenge bei den Geschäftsbanken, was zu einem Anstieg des Zinsniveaus führte. Durch die gestie genen Kapitalkosten gingen Unternehmungen Konkurs und entsprechend Arbeitsplätze verloren. 2005: Die nächsten Einbrüche rührten von Entwicklungen auf den Finanzmärkten her: Im Jahre 2000 kamen Unternehmen auf, die im Zusammenhang mit dem Internet Dienstleistungen anboten. Man nannte diese Unternehmungen aufgrund ihrer Internet- Domain-Endung «.com» (engl. für commercial) auch Dotcom-Unternehmungen. Übertriebene Gewinnerwartungen und die Spekulation auf steigende Aktienkurse führten zu einer Überbewertung dieser Unternehmungen, was man allgemein als Dotcom-Blase bezeichnete. Als die hochbewerteten Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnten, gingen viele dieser Unternehmungen Konkurs, da ihr Börsenwert «nur» durch die geistigen Leistungen der Mitarbeiter und nicht durch materielle Gegenwerte
gedeckt war. Viele Kleinanleger verpassten den richtigen Ausstiegszeitpunkt und verloren so ihr Vermögen, was schliesslich zu einem gesamtwirtschaftlichen Nachfrageeinbruch führte. ■■ 2008: Die Finanzkrise 2008 wurde durch die stark gefallenen Immobilienpreise in den USA ausgelöst, die sich nach einer langen, spekulativen Preissteigerungsphase (Immo bilienblase) entwickelt hatte. Immer mehr Kreditnehmer konnten ihre Kreditraten aufgrund der gestiegenen Zinsen und infolge sinkender Einkommen nicht mehr bezahlen. Weil dadurch auch die Nachfrage nach Konsumgütern zurückging, kam es zu Produk tionssenkungen und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. ■■ 2010: In der Euro-Krise konnten einige Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU), wie z. B. Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, ihren Schuldenverpflichtungen nicht mehr nachkommen. In der Folge kam es in diesen Ländern zu einschneidenden Sparprogrammen und Entlassungen in der staatlichen Verwaltung. Die Euro-Krise und die damit verbundene Aufwertung des Schweizer Frankens beeinflussten auch die Beschäftigungslage in der Schweiz, wenngleich unsere Arbeitslosenwerte nicht die Rekordwerte von Spanien oder Griechenland von über 20 % erreichten. Dieser Rückblick über die letzten 100 Jahre macht vor allem deutlich, dass die Arbeitslosigkeit durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst und beeinflusst wird.
■■ Arbeitslosendaten einiger ausgewählter Länder
Aufgabe 1
Jahr: 2016 (Februar)
Schweiz
USA
Frankreich
Italien
Deutschland
England
Euro-Zone
Japan
Anzahl Arbeitslose (in 1000)
161 417
7 815 000
2 993 000
2 980 000
1 812 000
1 638 000
16 634 000
2 160 000
Arbeitslosenquote
3,7 %
4,9 %
10,2 %
11,7 %
4,3 %
5,0 %
10,3 %
3,3 %
Aktuelle Zahlen: Quelle: amstat.ch/data.oecd.org/de.statista.com
Hinweis für Lehrpersonen Die aktuellen Zahlen für die Schweiz finden sich unter www.amstat.ch («Die Lage auf dem Arbeitsmarkt») Der Link kann via e-desk direkt aktiviert werden: www.brennpunkt-wug.ch Kapitel 9 Dateien Lehrmittel Zusatzmaterial
Arbeitslosigkeit 3
Arbeitslosigkeit 4
2 Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit ■■ Konjunktur und Wachstum Die wirtschaftliche Gesamtlage eines Landes bezeichnen wir als Konjunktur. Sie wird b estimmt durch den Auslastungsgrad der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden. Die Konjunkturentwicklung, d. h. der Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten, durchläuft immer wieder Phasen des Aufschwungs, in denen die Produktionsfaktoren zunehmend ausgelastet werden, und Phasen des Abschwungs, in denen nicht alle Faktoren vollständig ausgelastet sind. In einem Konjunkturaufschwung investieren die Unternehmungen in ihre Produktionskapazitäten und schaffen Arbeitsplätze. Dagegen werden in einem Konjunkturabschwung Produktionskapazitäten abgebaut und gegebenenfalls Mitarbeiter entlassen. Betrachten wir die Wirtschaftsentwicklung langfristig, d. h. über die kurzfristigen, konjunkturellen Wellenbewegungen hinaus, stellen wir fest, dass die Wirtschaftsleistung eines Landes, gemessen am realen Bruttoinlandprodukt (BIP), stetig wächst. Wäre die Auslastung der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden also immer ideal, würde das BIP stetig ansteigen. Wir bezeichnen dies als Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum. Weil die Produktionsfaktoren Boden und Kapital kaum mehr ausgeweitet werden können, kann das BIP nur wachsen, indem die Produktionsfaktoren Arbeit und Wissen mehr dazu beitragen. Das bedeutet konkret, dass das Trend-Wachstum in der Schweiz durch mehr arbeitende Menschen, eine Erhöhung der Arbeitsstunden oder eine Verbesserung der Produktivität (Leistung pro Arbeitsstunde) erreicht werden kann. Dieses langfristige Trend-Wachstum wird in der Schweiz auf etwa 2 % pro Jahr geschätzt.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird wesentlich durch die Konjunkturentwicklung bestimmt. In einer Hochkonjunktur ist der Arbeitsmarkt ausgetrocknet, und es gibt praktisch keine Arbeitslosigkeit, weil die Unternehmungen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Bei einem Konjunkturabschwung steigt die Arbeitslosigkeit dagegen an, weil Produktionskapazitäten heruntergefahren werden und die Unternehmungen weniger Arbeitskräfte einstellen oder gar zu Entlassungen gezwungen sind. Diese Form der Arbeitslosigkeit nennen wir deshalb konjunkturelle Arbeitslosigkeit. ■■ Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
BIP in Mia. CHF
520
300
Auftreten von konjunktureller Arbeitslosigkeit
Rezession, Depression
Konjunkturaufschwung, Erholung
Hochkonjunktur, Boom
Rezession, Depression
Konjunkturentwicklung (mit Aufschwung- und Abschwungphase)
Vollständiger Konjunkturzyklus
Arbeitslosenquote 10%
■■ Konjunkturelle Arbeitslosigkeit Wenn die Unternehmungen aufgrund der rückläufigen Gesamtnachfrage (z. B. der Haushalte oder des Staates) weniger verkaufen können und deshalb sinkende Umsätze verzeichnen, werden sie als Reaktion darauf weniger investieren und eventuell Produktionskapazitäten abbauen sowie Personal entlassen. Ein Konjunkturabschwung, d. h. ein Rückgang des BIP, führt somit tendenziell zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Wenn der Abschwung des BIP länger anhält, sprechen wir von einer Rezession, in welcher die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen dürfte. Auch Kursstürze an der Wertpapierbörse oder ein massiver Preisrückgang auf dem Immobilienmarkt können Signale für eine beginnende Rezession sein. Weil die Volkswirtschaften heute durch den internationalen Handel eng miteinander verbunden sind, führen auch Ereignisse im Ausland zu Veränderungen der Gesamtnachfrage im Inland. Deshalb kann ein Konjunkturabschwung in Deutschland oder den USA in der Schweiz zu einem Rückgang der Exporte führen und damit eine Rezession auslösen. Wenn der Abschwung besonders stark ausfällt und es zu einer hohen Arbeitslosigkeit kommt, bezeichnen wir dies als «Depression».
Konjunkturabschwung, Abschwung
2% Zeit
■■ Saisonale Arbeitslosigkeit Die saisonale Arbeitslosigkeit entsteht durch jahreszeitlich bedingte Produktions- und Nachfrageschwankungen, von denen nur bestimmte Branchen betroffen sind. So werden beispielsweise im Baugewerbe im Frühling in der Regel mehr Leute eingestellt. Aus diesem Grund kann ein Rückgang der Arbeitslosigkeit in einer bestimmten Branche auch nur saisonal bedingt sein. Übung 1
Hinweis für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie: Folie 3 (animiert) 3
Arbeitslosigkeit
Zu Seite 4
Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
BIP in Mia.CHF 520
Auftreten von konjunktureller Arbeitslosigkeit
Hochkonjunktur, Boom
Konjunkturabschwung, Abschwung
Rezession, Depression
Konjunkturentwicklung (mit Aufschwung- und Abschwungphase)
300
Rezession, Depression
Konjunkturaufschwung, Erholung
Vollständiger Konjunkturzyklus
Arbeitslosenquote 10%
2% Zeit
Band 2
3
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
▼▼ PPT-Folie: Folie 4 (animiert) 3
Arbeitslosigkeit
Zu Seite 4
Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
BIP in Mia.CHF 520
Auftreten von konjunktureller Arbeitslosigkeit
Hochkonjunktur, Boom
Konjunkturabschwung, Abschwung
Rezession, Depression
Konjunkturentwicklung (mit Aufschwung- und Abschwungphase)
300
Rezession, Depression
Konjunkturaufschwung, Erholung
Vollständiger Konjunkturzyklus
Saisonale Effekte in einzelnen Branchen
Konjunkturelle Arbeitslosenquote 10%
2% Zeit
Band 2
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
4
Arbeitslosigkeit 5
Arbeitslosigkeit 6
3 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit gibt es allerdings nicht nur in Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs. Auch in Zeiten des Aufschwungs oder Booms gibt es Menschen, die keine Arbeit haben, obwohl sie arbeiten möchten. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen friktioneller und struktureller Arbeitslosigkeit. ■■ Friktionelle Arbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit) Unter der friktionellen Arbeitslosigkeit verstehen wir jene Form der Arbeitslosigkeit, die auf einen freiwilligen Arbeitswechsel zurückzuführen ist. In der Regel sollte in solchen Fällen die Arbeitslosigkeit nicht mehr als drei Monate dauern. Wenn jemand arbeitslos geworden ist, kann es irgendwo in der Wirtschaft durchaus eine offene Stelle geben, die dem Profil der arbeitslosen Person vollständig entspricht. Diese Stelle muss der oder die Arbeitslose aber zuerst finden. Wir sprechen deshalb von Sucharbeitslosigkeit. In der gleichen Situation befinden sich auch Frauen, die einen Wiedereinstieg in eine Berufstätigkeit suchen, nachdem ihre Kinder grösser geworden sind und weniger Betreuung erfordern. ■■ Strukturelle Arbeitslosigkeit Unsere Wirtschaftsstruktur verändert sich dauernd: Neue Technologien und Innovationen führen zu veränderten Produktionsprozessen und neuen Produkten; die Nachfrage der Haushalte ändert sich ebenso wie die Rahmenbedingungen für die UnterVon der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft nehmungen. All dies wirkt sich auf die verschiedenen WirtschaftsErwerbstätige, in 1000… … und in % zweige und Branchen aus. Es gibt 3500 100% 39,0 73,8 neue Berufe, andere sterben aus. 90% Tertiärsektor 3000 Diese Veränderung in der Zusam80% 2500 70% mensetzung der Branchen be60% zeichnen wir als Strukturwandel. 46,5 2000 50% Der Strukturwandel zeigt sich un1500 40% Sekundärsektor ter anderem in der Veränderung 30% 1000 der Anteile der Beschäftigten in 22,8 20% 500 den drei Wirtschaftssektoren. 10% Primärsektor 14,5 3,4 Der Strukturwandel kann aus 0% 0 1960 2010 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Sicht der Konsumenten durchaus positiv sein, weil dadurch besteQuelle: BFS hende Güter und Dienstleistun-
gen effizienter und billiger hergestellt oder neue, verbesserte Güter und Dienstleistungen angeboten werden. Der damit verbundene Abbau von bestehenden Branchen führt aber zwangsläufig auch zu Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur. So verlieren die vom Strukturwandel betroffenen Personen ihren Arbeitsplatz, was für sie zweifellos schmerzlicher ist als die Vorteile eines erweiterten Güter- und Dienstleistungsangebotes. Arbeitslosigkeit, die in erster Linie auf einen solchen Strukturwandel zurückzuführen ist, bezeichnen wir als strukturelle Arbeitslosigkeit. In einer dynamischen Wirtschaft scheint diese Form der Arbeitslosigkeit bis zu einem bestimmten Grad unvermeidlich, weil die Veränderungen beim Arbeitsangebot und bei der Arbeitsnachfrage nur selten im Gleichschritt erfolgen. Die strukturelle Arbeitslosigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben: ■■ Die sektorale Arbeitslosigkeit betrifft einzelne Branchen, deren Güter billiger importiert werden können, überhaupt nicht mehr nachgefragt werden oder die von technologischer Entwicklung betroffen sind. Von diesen Veränderungen sind zumeist auch ganze Berufszweige betroffen (z. B. Schiffbau, Bergbau, Textilindustrie). ■■ Die regionale Arbeitslosigkeit entsteht in Gebieten mit einer dauerhaft schwachen Wirtschaftsstruktur, in Gebieten, die sich wirtschaftlich im Umbruch befinden, oder in Gebieten, die überwiegend von einem grossen Arbeitgeber abhängig sind, der in Konkurs geht. ■■ Auch der technologische Wandel kann zu einer Freisetzung von Arbeitskräften in bestimmten Branchen führen. Wenn die Produktivitätsfortschritte nicht mit einer entsprechenden Ausweitung des Umsatzes einhergehen, werden schliesslich weniger Arbeitskräfte benötigt, sodass es zu technologischer Arbeitslosigkeit kommt. ■■ Demografische Arbeitslosigkeit entsteht durch Zuwanderung (von Ausländern) oder durch Veränderungen im Erwerbsverhalten (z. B. vermehrte Erwerbsarbeit von Frauen). Diesem steigenden Arbeitskräfteangebot steht keine entsprechende Erhöhung des Arbeitsplatzangebots (Arbeitsnachfrage) gegenüber. Die folgenden Ursachen liegen in veränderten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt, wobei viele dieser Rahmenbedingungen in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) festgelegt sind. ■■ Mindestlöhne: Mit einem Mindestlohn wird den Arbeitnehmern ein bestimmtes Einkommen garantiert. Wenn die erzielte Leistung eines Arbeitsplatzes allerdings unter dem Mindestlohn liegt, wird ein Arbeitgeber jedoch nicht bereit sein, Mitarbeiter einzustellen, weil er dann mit jeder Arbeitsstunde einen Verlust erleiden würde. ■■ Kündigungsschutz: Lange Kündigungsfristen erhöhen die Sicherheit des Arbeitsplatzes für die Mitarbeitenden. Wenn ein Unternehmer aber weiss, dass er bei einer Verschlechterung des Geschäftsganges die Mitarbeiter nicht entlassen kann, wird er auch bei gutem Geschäftsgang zurückhaltend mit Neuanstellungen sein. Übung 2
■■ Arbeitslosenunterstützung: Mit einer guten Arbeitslosenunterstützung ist ein Arbeitsloser zwar materiell abgesichert. Als Folge davon müssen sich die Arbeitslosen aber weniger intensiv um eine neue Stelle bemühen. ■■ Arbeitszeitverkürzung: Bei tieferen Wochenarbeitszeiten kann die gesamte Arbeit auf mehr Arbeitnehmer verteilt werden. Häufig werden Arbeitszeitverkürzungen bei gleichem Lohn gefordert. Dies wirkt ähnlich wie ein Mindestlohn. Bei der Ausgestaltung dieser gesamtarbeitsvertraglichen Rechtsvorschriften besteht die grosse Kunst darin, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Arbeitnehmer und der Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes zu finden. ■■ Ein Vergleich der Jugendarbeitslosigkeit verschiedener Länder zeigt, dass die Ausgestaltung des Bildungssystems einen grossen Einfluss auf die Zahl der Arbeitslosen hat. So haben Deutschland, Österreich und die Schweiz, die alle die sogenannte duale Berufsbildung kennen, deutlich weniger Arbeitslose unter 25 Jahre als andere Länder. Die duale Berufsbildung zeichnet sich dadurch aus, dass Berufsschulen und Lehrbetriebe in der Ausbildung junger Menschen eng miteinander zusammenarbeiten. Es scheint, dass diese stark auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtete Ausbildung junge Menschen besser auf den Arbeitsmarkt vorbereitet als Ausbildungssysteme, die in erster Linie auf eine umfassende schulische Ausbildung setzen. ■■ Weiterbildung: Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das Weiterbildungs- und Umschulungsangebot ein entscheidender Faktor für den Erwerb von neuen Qualifika tionen. Personen mit einem guten Ausbildungsniveau finden leichter wieder eine Stelle. Und wenn eine Person gewohnt ist zu lernen, dann wird es ihr auch leichter fallen, die notwendigen Qualifikationen für die Anforderungen einer neuen Stelle zu erwerben.
Hinweis für Lehrpersonen Zur Veranschaulichung der Jugendarbeitslosigkeit kann der «10 vor 10-Beitrag» «Von der Schule in die Arbeitslosigkeit» vom 16. 07. 2012 (4:19 Min.) gezeigt werden: In vielen europäischen Ländern findet jeder zweite Schulabgänger keinen Job. Nicht so in Deutschland und der Schweiz. Die hier existierende Berufslehre – die duale Berufsbildung – erweist sich in diesen harten Zeiten als Segen. In der Schweiz sind gerade 2,6 % der jungen Schweizer arbeitslos. In Spanien und Griechenland liegt dieser Wert bei 52 %.
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4 Arbeitslose und offene Stellen – Sockelarbeitslosigkeit Wie die Ausführungen im vorhergehenden Kapitel zeigen, kann es aufgrund der friktionellen und strukturellen Arbeitslosigkeit selbst dann Arbeitslose geben, wenn sich die Konjunktur in einem Land vollständig erholt hat. Der Grund dafür liegt darin, dass in einer dynamischen Wirtschaft mit einem raschen Strukturwandel die entsprechenden Anpassungsprozesse Zeit benötigen. In den aufstrebenden Branchen werden die neuen Arbeitsplätze erst allmählich geschaffen, und die Stellensuchenden müssen sich unter Umständen in Umschulungsund Weiterbildungskursen die notwendigen Qualifikationen aneignen. Zudem werden die neuen Arbeitsplätze häufig in anderen Regionen angeboten, was eine gewisse Mobilität der Stellensuchenden erfordert. Das Verhältnis von Arbeitslosen und offenen Stellen lässt sich grafisch mit der BeveridgeKurve darstellen: Im Punkt 1 ist die Anzahl der ofOffene Stellen fenen Stellen (A) gleich gross wie die Anzahl der Arbeitslosen (B), während im Punkt 2 mehr Menschen einen Arbeitsplatz suchen (D), als es offene Stellen (C) gibt. Selbst wenn alle offe3 nen Stellen besetzt werden könnten, E würde also immer noch eine Gruppe von Menschen arbeitslos sein. Punkt 2 1 A 2 beschreibt damit eine Situation konC junktureller Arbeitslosigkeit. In Punkt 3 gibt es hingegen mehr offene Stel45° len (E) als arbeitslose Personen (F). Die Wirtschaft boomt, und in diesem Fall F B D Arbeitslose hat somit die Arbeitslosigkeit friktionelle oder strukturelle Ursachen. Seit der ersten Erdölkrise von 1973 hat die Arbeitslosigkeit – im Unterschied zu den früheren Epochen – trendmässig zugenommen. Am Ende jeder konjunkturellen Erholung kam die Arbeitslosigkeit auf einem höheren Niveau zum Stehen als vor dem vorherigen Beschäftigungseinbruch. Weil die Arbeitslosigkeit und die offenen Stellen von 1974 bis 2011 immer mehr zugenommen haben, bezeichnen wir die friktionelle und die strukturelle Arbeitslosigkeit auch als Sockelarbeitslosigkeit. Sie ist allerdings nicht ein fester, unverrückbarer Sockel, weil sowohl die friktionelle als auch die strukturelle Arbeitslosigkeit beeinflusst werden können. Der Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit kann viele Gründe haben. In der Schweiz werden der immer schnellere technologische Wandel und der sukzessive Ausbau der ArbeitslosenÜbung 3 versicherung als Hauptursachen vermutet.
5 Offizielle Arbeitsmarktdaten Um statistische Zahlen zum Arbeitsmarkt zu erfassen, gilt es zuerst einmal festzulegen, welcher Teil der Bevölkerung grundsätzlich arbeitsfähig und arbeitswillig ist. Ab welchem Alter treten junge Menschen in den Arbeitsmarkt ein? Wann geht man in Pension? In internationalen Statistiken besteht das Arbeitspotenzial eines Landes aus der gesamten Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren. Nicht alle dieser Personen wollen oder können aber tatsächlich arbeiten. In vielen Familien übernimmt ein Partner (zumindest für einige Jahre) die Betreuung der Kinder und ist damit nicht erwerbstätig, andere studieren oder widmen sich einer unbezahlten Tätigkeit. Solche und andere Gründe führen zur Unterscheidung in die Erwerbs- und Nichterwerbsbevölkerung. Wenn wir nun die Erwerbsbevölkerung noch in Beschäftigte und Arbeitslose unterteilen, erhalten wir die Grundlagen für Arbeitsmarktdaten wie die Arbeitslosen- oder die Erwerbsquote. ■■ Kenngrössen der Arbeitsmarktstatistik Bevölkerung Kinder
Rentner
15 – 64- Jährige Arbeitsfähig und arbeitswillig? «Ja»
«Nein»
Erwerbsbevölkerung Erwerbsbevölkerung (100%)
Beschäftigte
Arbeitslose
Nichterwerbsbevölkerung
Arbeitslosenquote
=
Arbeitslose × 100 Erwerbsbevölkerung
Erwerbsquote
=
Erwerbsbevölkerung × 100 15- bis 64-Jährige
Erwerbstätigenquote =
Beschäftigte 15- bis 64-Jährige
× 100
Aufgabe 2 Übung 4
Hinweise für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 5 (animiert) 3
Arbeitslosigkeit
Zu Seite 8
Beveridge-Kurve Offene Stellen
1990er-Jahre
Zunahme der Sockelarbeitslosigkeit 1980er-Jahre 45° 5°
Band 2
Arbeitslose
5
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 6 (animiert) Arbeitslosigkeit 3
Zu Seite 8
Kenngrössen der Arbeitsmarktstatistik Bevölkerung Kinder
100%
B
15 – 64 - Jährige
B
Rentner
100%
Arbeitsfähig und arbeitswillig? «Nein»
«Ja» E
Erwerbsbevölkerung
W
x%
Band 2
Nichterwerbsbevölkerung
x%
100%
Beschäftigte
E
Arbeitslose x%
Arbeitslosenquote
=
A Erwerbsquote
=
Erwerbstätigenquote
=
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
Arbeitslose Erwerbsbevölkerung
Erwerbsbevölkerung 15- bis 64-Jährige
Beschäftigte 15- bis 64-Jährige
× 100
× 100
× 100
A E E B W B 6
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Das haben Sie gelernt Verschiedene Faktoren für die Entstehung von Arbeitslosigkeit in den letzten 100 Jahren nennen Die Phasen eines Konjunkturzyklus erläutern Den Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit beschreiben Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit beschreiben Strukturwandel beschreiben und beurteilen Ursachen der strukturellen Arbeitslosigkeit erläutern Sockelarbeitslosigkeit beschreiben Beveridge-Kurve beschreiben und grafisch darstellen Kerngrössen der Arbeitsmarktstatistik erläutern
Offene Fragen
Diese Begriffe können Sie erklären Arbeitslosigkeit
Strukturwandel
Deflation
Strukturelle Arbeitslosigkeit
Depression
Sektorale Arbeitslosigkeit
Erdölpreiskrise
Regionale Arbeitslosigkeit
Immobilienboom
Technologische Arbeitslosigkeit
Dotcom-Blase
Demografische Arbeitslosigkeit
Finanzkrise 2008
Duale Berufsbildung
Euro-Krise
Sockelarbeitslosigkeit
Konjunktur
Beveridge-Kurve
Konjunkturzyklus
Erwerbsbevölkerung
Konjunkturaufschwung
Nichterwerbsbevölkerung
Konjunkturabschwung
Arbeitslosenquote
Produktionspotenzial / Trend-Wachstum
Erwerbsquote
Rezession
Erwerbstätigenquote
Hochkonjunktur Konjunkturelle Arbeitslosigkeit Saisonale Arbeitslosigkeit Friktionelle Arbeitslosigkeit / Sucharbeitslosigkeit
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Übung 1 Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit
Übung 2 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit
Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Unter dem Begriff «Konjunktur» verstehen wir die langfristige Auslastung der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden.
F
… aktuelle, kurzfristige Auslastung … (langfristige Auslastung = Produktionspotenzial bzw. Trend-Wachstum)
b) Wenn die Produktionsfaktoren immer ideal ausgelastet wären, würde die Wirtschaft stetig wachsen.
R
A +weil+
B +/+
C +/–
D –/+
E –/–
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft zu
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft nicht zu
Erste Aussage richtig, zweite Aussage falsch
Erste Aussage falsch, zweite Aussage richtig
Beide Aussagen falsch
Begründen Sie falsche Verknüpfungen oder die falsche Teilaussage in wenigen Worten.
(Grund: Produktivitätssteigerung) c ) Wenn ein Konjunkturabschwung besonders stark ausfällt und hohe Arbeits losigkeit herrscht, sprechen wir von einer Rezession.
Die folgenden Auswahlaufgaben enthalten immer zwei Aussagen, die miteinander verknüpft sind. Entscheiden Sie sich jeweils für eine der folgenden Antwortmöglichkeiten:
F
a) Die friktionelle Arbeitslosigkeit sollte in der Regel nicht mehr als drei Monate dauern, weil sie auf einen freiwilligen Arbeitswechsel zurückzuführen ist.
A
b) Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit umfasst auch die friktionelle Arbeitslosigkeit, weil die friktionelle Arbeitslosigkeit vor allem bei einem Strukturwandel entsteht.
E
c) Ein Strukturwandel ist aus Sicht der Arbeitnehmer positiv zu bewerten, weil dadurch Güter und Dienstleistungen günstiger hergestellt oder neue Produkte angeboten werden.
D
… Depression. d) Wenn in der Baubranche jahreszeitlich bedingt weniger Aufträge eingehen und deshalb Produktionskapazitäten abgebaut und Leute entlassen werden, sprechen wir von konjunktureller Arbeitslosigkeit.
F
… umfasst auch die saisonale Arbeitslosigkeit, … … aufgrund eines freiwilligen Stellenwechsels entsteht.
… saisonaler Arbeitslosigkeit. e ) Im Frühling führt der Rückgang der saisonalen Arbeitslosigkeit im Baugewerbe in der Regel zu einer tieferen Arbeitslosenquote.
R
… aus Sicht der Konsumenten positiv zu bewerten, … f) Die Kurve der Arbeitslosigkeit verläuft parallel zur Kurve der Konjunkturentwick lung, einfach spiegelverkehrt (wenn der Konjunkturabschwung den Tiefpunkt erreicht, ist die Arbeitslosigkeit am grössten und umgekehrt).
Kurve der Arbeitslosigkeit ist leicht nach rechts verschoben (Kündigungsfristen 3 Monate und mehr)
F
d) In einer dynamischen Wirtschaft ist strukturelle Arbeitslosigkeit unvermeidlich, weil in einem Wirtschaftsabschwung mit einem Anstieg der konjunkturellen Arbeitslosigkeit zu rechnen ist.
kein Zusammenhang der beiden Teilsätze; beide Aussagen stimmen.
B
Übung 3 Sockelarbeitslosigkeit c) Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien.
■■ 1 ) Beveridge-Kurve 2 ) Offene Stellen
3
F
c 2 ) Der immer schneller werdende technologische Wandel ist eine Haupt ursache für den Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit.
R
c3 ) Der Ausbau der Arbeitslosenversicherung vermindert den Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit.
F
Sowohl die friktionelle als auch die strukturelle Arbeitslosigkeit können beeinflusst werden.
1 2
1990er-Jahre
1980er-Jahre
45°
c 1 ) Die Arbeitslosigkeit in Punkt 1 ist ein fester, unverrückbarer Sockel.
Mit besseren Leistungen der Arbeitslosenversicherung nimmt die friktionelle Arbeitslosigkeit tendenziell zu.
3 ) Arbeitslose
a ) Ergänzen Sie die Abbildung mit der zutreffenden Überschrift 1) und den korrekten Achsenbeschriftungen 2) und 3). b ) Ordnen Sie die folgenden Aussagen den Punkten 1 , 2 oder 3 zu: Punkt b 1 ) Es herrscht Hochkonjunktur, die Wirtschaft boomt.
3
b2 ) Die Arbeitslosigkeit hat auch konjunkturelle Ursachen.
2
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Arbeitslosigkeit 14
Übung 4 Arbeitsmarktstatistiken Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Die Arbeitslosenquote in Prozenten bezieht sich auf das Arbeitspotenzial der gesamten Bevölkerung mit Ausnahme der Kinder und Rentner.
F
b) Durch bessere Tagestrukturen in den Schulen (z. B. Mittagstische) wird die Erwerbsquote erhöht.
R
c ) Mit der Erwerbslosenstatistik des Bundesamtes für Statistik lassen sich auch Aussagen über die regionale Verteilung der Arbeitslosigkeit machen.
F
d) Mit der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) werden auch nicht registrierte Erwerbslose erfasst.
R
e ) Mit der Arbeitslosenstatistik des seco werden auch das familiäre Umfeld und Merkmale der Erwerbsbiografie erfasst.
F
… auf die Erwerbsbevölkerung (= arbeitsfähige und arbeitswillige Personen) …
Mit der «Arbeitslosenstatistik des seco» (Staatssekretariat für Wirtschaft) …
Erwerbslosenstatistik des Bundesamtes für Statistik f) Mit staatlichen Beschäftigungsprogrammen wird die latente Arbeitslosigkeit vermindert.
F
… offizielle Arbeitslosenquote vermindert. g) Eine Zunahme der ausgesteuerten Personen vermindert die Arbeitslosenquote des seco (Staatssekretariat für Wirtschaft).
Nur, wenn sich die Ausgesteuerten nicht mehr beim Arbeitsamt melden.
F
Aufgabe 1 Arbeitslosigkeit im Wandel Eine Ausstellung im Landesmuseum hatte Mitte der 1990er-Jahre die Arbeitslosigkeit von 1930 mit der damals aktuellen Arbeitslosigkeit verglichen. a ) In einem Beitrag des Schweizer Fernsehens (www.srf.ch) vom 27. 03. 1996 wird diese Ausstellung kurz vorgestellt. Schauen Sie sich den Beitrag an und notieren Sie die Unterschiede zwischen der Arbeitslosigkeit von 1930 und jener in den 90er-Jahren.
Die Arbeitslosenquote, d. h. der Prozentanteil der Arbeitslosen an der arbeitsfähigen und arbeitswilligen Bevölkerung, ist in der Schweiz vergleichsweise tief. Im Verlauf der letzten 100 Jahre erreichte die Arbeitslosigkeit aber einige markante Spitzenwerte. ■■ Arbeitslosigkeit in der Schweiz (1914–2009) 5%
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–– Arbeitslosigkeit hiess früher Armut, heute haben wir eine Arbeitslosenversicherung. –– Heute trifft es alle: Angestellte, Arbeiter, Akademiker, Lehrlinge, Kaderleute. –– Zum Beispiel Albert S.: Keine Begründung bei Absagen. Auf Bewerbungen keine Einladungen für Vorstellungsgespräche, weiss nicht, warum man ihn nicht mehr will. Mit über 50 Jahren ist man nicht mehr gleich leistungsfähig wie mit 25 Jahren, auf Ältere kann die Unternehmung nicht mehr den gleichen Druck ausüben wie auf Junge. –– Neue Selbstständigkeit wird durch Arbeitsamt unterstützt, jeder kämpft heute für sich, zum Beispiel M.
Arbeitslose / (Arbeitslose + Erwerbstätige)
Mögliche Schülerantworten:
4.5 % 4% 3.5 % 3% 2.5 % 2% 1.5 % 1% 0.5 % 0% 1914 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
b) Welches waren die Hintergründe für die beiden ersten Spitzenwerte in dieser Abbildung?
Erster (1914 –1918) und Zweiter Weltkrieg (1939 –1945). Einbruch der Nachfrage, Zusammenbruch der Wirtschaft und Konkurse führten zu (Massen-)Entlassungen. c) Wie kann die Wirtschaftssituation in der Zeit von 1960 bis 1975 charakterisiert werden? Wie reagierten wohl Unternehmungen auf diese Situation?
Keine Arbeitslosigkeit sehr gute Wirtschaftsentwicklung, hohe Umsätze; Arbeitskräftemangel, Unternehmungen stellen Arbeitskräfte aus dem Ausland ein. Arbeitslosigkeit 15
Arbeitslosigkeit 16
Aufgabe 2 Lage auf dem Arbeitsmarkt Das Staatssekretariat für Wirtschaft seco publiziert jeden Monat eine Medienmitteilung zur Lage auf dem Arbeitsmarkt (www.seco.admin.ch).
Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt:
Struktur einer möglichen Lösung –– Arbeitslosigkeit ( Kennzahlenübersicht) Arbeitslose / Arbeitslosenquote … % Veränderung gegenüber Vormonat: … Prozentpunkte gegenüber Vorjahr:
… Prozentpunkte
–– Am stärksten betroffene Berufsgruppen ( Tabelle 4) Gastgewerbe und Hauswirtschaft (… %)
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt Beschaffen Sie sich die neuste Publikation und notieren Sie sich stichwortartig in der rechten Spalte die aktuelle Situation auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt. Mit Ihren Notizen sollten Sie die folgenden Fragen beantworten können: ■■ Stand der Arbeitslosigkeit (absolut und in Prozenten) ■■ Veränderung zum Vormonat und zum Vorjahr ■■ Welche drei Berufsgruppen weisen zahlenmässig den höchsten Anteil an Arbeitslosen Dezember 2012 auf? ■■ Welcher Wirtschaftszweig weist die höchste Arbeitslosenquote (ALQ) auf? ■■ Beschreiben Sie die Arbeitslosigkeit bei den folgenden Merkmalen: Regionen (Deutschschweiz, Westschweiz, Tessin), Geschlecht (Männer, Frauen), Nationalität (Schweizer, Ausländer) und Alter (15 – 24-Jährige, 25 – 49-Jährige, 50-Jährige und älter)
Handel und Verkauf (… %) Kaufmännische und administrative Berufe (… %) –– Wirtschaftszweig mit der höchsten ALQ ( Tabelle 3) Gastgewerbe (… %) –– ALQ nach Regionen ( Grafik 5 und Grafik 6) z. B. Westschweiz und Tessin mit … % sind im Vergleich zur Deutschschweiz (… %) stärker betroffen –– ALQ nach Geschlecht ( Tabelle 1b) z. B. Keine grossen Unterschiede zwischen Männern und Frauen –– ALQ nach Nationalitäten ( Tabelle 1b) Schweizer … %, Ausländer … % –– ALQ nach Altersgruppen ( Tabelle 1b) 15–24-Jährige: …, 25–49: … %, über 50: … %
8. Januar 2013