9
Arbeitslosigkeit
Es gibt etwas, das alle Menschen rund um den Globus verbindet. Egal, zu welcher Religion sie sich bekennen oder welcher Nation sie angehören: Jeder Mensch möchte durch ein gesichertes Einkommen seine Existenz und das bisher Erreichte sichern. Dafür sind die allermeisten bereit, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Menschen ohne Arbeit sind nicht nur in ihrer Existenz gefährdet; sie sind oft auch unglücklich und werden krank.
Eine hohe Arbeitslosigkeit führt nicht nur häufig zum sozialen Abstieg der direkt Betroffenen, sondern manchmal auch zu tiefen gesellschaftlichen Konflikten oder zu grossen Wanderbewegungen Arbeit suchender Menschen in Richtung der Länder mit guten Verdienstmöglichkeiten. Wo liegen die Ursachen von Arbeitslosigkeit? Und welche Formen von Arbeitslosigkeit gibt es?
Theorie
Übungen
1 2 3 4 5
1 2 3 4
Die Arbeitslosigkeit im Laufe der letzten 100 Jahre ................................................ 2 Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit ........................................................ 4 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit ........................................................... 6 Arbeitslose und offene Stellen – Sockelarbeitslosigkeit .......................................... 8 Offizielle Arbeitsmarktdaten ................................................................................. 8 Das haben Sie gelernt ........................................................................................... 10 Diese Begriffe können Sie erklären ........................................................................ 11
Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit ........................................................ 12 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit ........................................................... 12 Sockelarbeitslosigkeit ........................................................................................... 13 Arbeitsmarktstatistiken ......................................................................................... 14
Aufgaben 1 2
Arbeitslosigkeit im Wandel ................................................................................... 15 Lage auf dem Arbeitsmarkt .................................................................................. 16
Ausgabe für Lehrpersonen Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft in 120 Lektionen 1. Auflage 2017 / © Verlag SKV AG, Zürich Diese Broschüre ist urheberrechtlich geschützt. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, die Broschüre oder Teile daraus in irgendeiner Form zu reproduzieren. Arbeitslosigkeit 1
Arbeitslosigkeit 2
1 Arbeitslosigkeit im Laufe der letzten 100 Jahre Arbeitslosigkeit taucht im Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung immer wieder auf. Ein Blick in die Geschichte vermittelt uns zudem einen Einblick in die vielfältigen Ursachen dieses Phänomens. Dazu schauen wir uns an, wie sich die Arbeitslosigkeit in der Schweiz in den letzten 100 Jahren entwickelt hat:
■■
■■ Arbeitslosigkeit in der Schweiz (1914–2009) 5%
Grosse Depression
Immobilienkrise
Arbeitslose / (Arbeitslose + Erwerbstätige)
4.5 % 4%
Starke Deflation
3.5 %
■■
3% 2.5 % 2% 1.5 % 1%
Erdölpreis-Schocks Platzen der Dotcom-Blase
0.5 % 0% 1914 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
■■
Quelle: «Die Volkswirtschaft» 1 / 2 – 2010 (Für die amtlichen Arbeitslosenquoten wird die Zahl der Erwerbsbevölkerung alle zehn Jahre erhoben; weil die Zahl der Erwerbstätigen jährlich gestiegen ist, sind die Zahlen in dieser Grafik im Vergleich leicht tiefer.)
Die Abbildung zeigt den Verlauf der Arbeitslosenquote (Prozentanteil der Arbeitslosen an der arbeitsfähigen und arbeitswilligen Bevölkerung) mit besonders markanten Spitzenwerten über die letzten 100 Jahre. ■■ 1920: Nach Beginn der Industrialisierung 1850 und mit dem Ausbau des Eisenbahn netzes herrschte in der Schweiz knapp 70 Jahre lang ein ununterbrochenes Wirtschaftswachstum. Die erste Krise begann mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Die Staaten finanzierten ihre Rüstungsausgaben mit einer Ausweitung der Geldmenge, was zu einer hohen Teuerung (Inflation) führte. Als die Schweizerische Nationalbank (SNB) gegen die andauernden Preiserhöhungen entschieden eingriff, sank die Jahresinflationsrate von rund + 25 % im Jahre 1918 bis 1922 auf das Niveau von – 20 %, was einer heute
■■
kaum vorstellbaren Deflation entspricht. In einer Deflation sinken die Preise für Güter und Dienstleistungen, und die Unternehmer sind in der Folge gezwungen, Arbeiter zu entlassen. Die Arbeitslosenquote stieg aus diesem Grund bis 1922 auf 3,4 %. 1935: Nach dem Ersten Weltkrieg folgten die goldenen 20er-Jahre: Durch Produktivitätsfortschritte und die Einführung der Massenproduktion nahmen die Umsätze in der Konsumgüter- und Investitionsgüterindustrie massiv zu. Die Banken boten sehr günstige Kredite an, was zu einer Überproduktion führte. Zudem waren Investitionen häufig mit kurzfristigen Krediten finanziert, und als im Jahr 1929 aufgrund von spekulativen Wertpapier- und Warengeschäften viele Banken Konkurs gingen, brach die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen ein. Weil bereits damals die Volkswirtschaften stark miteinander verzahnt waren, führte dies zu einer weltweiten Depression. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgten wiederum Jahre des starken Wachstums, in denen die Arbeitslosigkeit fast verschwand. In der Schweiz war die bestehende allgemeine Arbeitskräfteknappheit nur durch den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte zu überwinden. In der Folge stieg der Ausländeranteil 1970 auf 17,2 % an. 1978 / 1986: Nach den Boomjahren kam es zu wiederholten Beschäftigungsein brüchen, welche die Arbeitslosigkeit jedes Mal deutlich ansteigen liessen. Der erste Einbruch ereignete sich im Anschluss an die erste Erdölpreiskrise 1973 / 74 und der zweite in der Folge des zweiten Erdölpreisschocks 1982. Die erste Erdölpreiskrise wurde im Herbst 1973 durch den Jom-Kippur-Krieg ausgelöst, in welchem Ägypten und Syrien Israel angriffen. Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) drosselte bewusst die Fördermengen um ca. fünf Prozent, um die westlichen Länder bezüglich ihrer Unterstützung Israels unter Druck zu setzen. Die zweite Erdölkrise wurde durch die islamische Revolution im Iran und den Angriff des Iraks auf den Iran (Erster Golfkrieg) ausgelöst. 1995: Anfang der 1990er-Jahre resultierte ein Anstieg der Arbeitslosenquote aus der restriktiven Geldmengenpolitik der Nationalbank. Aufgrund eines spekulativen Immo bilienbooms und einer Inflation von über 6 % verringerte die SNB die Geldmenge bei den Geschäftsbanken, was zu einem Anstieg des Zinsniveaus führte. Durch die gestie genen Kapitalkosten gingen Unternehmungen Konkurs und entsprechend Arbeitsplätze verloren. 2005: Die nächsten Einbrüche rührten von Entwicklungen auf den Finanzmärkten her: Im Jahre 2000 kamen Unternehmen auf, die im Zusammenhang mit dem Internet Dienstleistungen anboten. Man nannte diese Unternehmungen aufgrund ihrer Internet- Domain-Endung «.com» (engl. für commercial) auch Dotcom-Unternehmungen. Übertriebene Gewinnerwartungen und die Spekulation auf steigende Aktienkurse führten zu einer Überbewertung dieser Unternehmungen, was man allgemein als Dotcom-Blase bezeichnete. Als die hochbewerteten Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnten, gingen viele dieser Unternehmungen Konkurs, da ihr Börsenwert «nur» durch die geistigen Leistungen der Mitarbeiter und nicht durch materielle Gegenwerte
gedeckt war. Viele Kleinanleger verpassten den richtigen Ausstiegszeitpunkt und verloren so ihr Vermögen, was schliesslich zu einem gesamtwirtschaftlichen Nachfrageeinbruch führte. ■■ 2008: Die Finanzkrise 2008 wurde durch die stark gefallenen Immobilienpreise in den USA ausgelöst, die sich nach einer langen, spekulativen Preissteigerungsphase (Immo bilienblase) entwickelt hatte. Immer mehr Kreditnehmer konnten ihre Kreditraten aufgrund der gestiegenen Zinsen und infolge sinkender Einkommen nicht mehr bezahlen. Weil dadurch auch die Nachfrage nach Konsumgütern zurückging, kam es zu Produk tionssenkungen und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. ■■ 2010: In der Euro-Krise konnten einige Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU), wie z. B. Griechenland, Irland, Portugal und Spanien, ihren Schuldenverpflichtungen nicht mehr nachkommen. In der Folge kam es in diesen Ländern zu einschneidenden Sparprogrammen und Entlassungen in der staatlichen Verwaltung. Die Euro-Krise und die damit verbundene Aufwertung des Schweizer Frankens beeinflussten auch die Beschäftigungslage in der Schweiz, wenngleich unsere Arbeitslosenwerte nicht die Rekordwerte von Spanien oder Griechenland von über 20 % erreichten. Dieser Rückblick über die letzten 100 Jahre macht vor allem deutlich, dass die Arbeitslosigkeit durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst und beeinflusst wird.
■■ Arbeitslosendaten einiger ausgewählter Länder
Aufgabe 1
Jahr: 2016 (Februar)
Schweiz
USA
Frankreich
Italien
Deutschland
England
Euro-Zone
Japan
Anzahl Arbeitslose (in 1000)
161 417
7 815 000
2 993 000
2 980 000
1 812 000
1 638 000
16 634 000
2 160 000
Arbeitslosenquote
3,7 %
4,9 %
10,2 %
11,7 %
4,3 %
5,0 %
10,3 %
3,3 %
Aktuelle Zahlen: Quelle: amstat.ch/data.oecd.org/de.statista.com
Hinweis für Lehrpersonen Die aktuellen Zahlen für die Schweiz finden sich unter www.amstat.ch («Die Lage auf dem Arbeitsmarkt») Der Link kann via e-desk direkt aktiviert werden: www.brennpunkt-wug.ch Kapitel 9 Dateien Lehrmittel Zusatzmaterial
Arbeitslosigkeit 3
Arbeitslosigkeit 4
2 Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit ■■ Konjunktur und Wachstum Die wirtschaftliche Gesamtlage eines Landes bezeichnen wir als Konjunktur. Sie wird b estimmt durch den Auslastungsgrad der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden. Die Konjunkturentwicklung, d. h. der Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten, durchläuft immer wieder Phasen des Aufschwungs, in denen die Produktionsfaktoren zunehmend ausgelastet werden, und Phasen des Abschwungs, in denen nicht alle Faktoren vollständig ausgelastet sind. In einem Konjunkturaufschwung investieren die Unternehmungen in ihre Produktionskapazitäten und schaffen Arbeitsplätze. Dagegen werden in einem Konjunkturabschwung Produktionskapazitäten abgebaut und gegebenenfalls Mitarbeiter entlassen. Betrachten wir die Wirtschaftsentwicklung langfristig, d. h. über die kurzfristigen, konjunkturellen Wellenbewegungen hinaus, stellen wir fest, dass die Wirtschaftsleistung eines Landes, gemessen am realen Bruttoinlandprodukt (BIP), stetig wächst. Wäre die Auslastung der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden also immer ideal, würde das BIP stetig ansteigen. Wir bezeichnen dies als Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum. Weil die Produktionsfaktoren Boden und Kapital kaum mehr ausgeweitet werden können, kann das BIP nur wachsen, indem die Produktionsfaktoren Arbeit und Wissen mehr dazu beitragen. Das bedeutet konkret, dass das Trend-Wachstum in der Schweiz durch mehr arbeitende Menschen, eine Erhöhung der Arbeitsstunden oder eine Verbesserung der Produktivität (Leistung pro Arbeitsstunde) erreicht werden kann. Dieses langfristige Trend-Wachstum wird in der Schweiz auf etwa 2 % pro Jahr geschätzt.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird wesentlich durch die Konjunkturentwicklung bestimmt. In einer Hochkonjunktur ist der Arbeitsmarkt ausgetrocknet, und es gibt praktisch keine Arbeitslosigkeit, weil die Unternehmungen zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Bei einem Konjunkturabschwung steigt die Arbeitslosigkeit dagegen an, weil Produktionskapazitäten heruntergefahren werden und die Unternehmungen weniger Arbeitskräfte einstellen oder gar zu Entlassungen gezwungen sind. Diese Form der Arbeitslosigkeit nennen wir deshalb konjunkturelle Arbeitslosigkeit. ■■ Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
BIP in Mia. CHF
520
300
Auftreten von konjunktureller Arbeitslosigkeit
Rezession, Depression
Konjunkturaufschwung, Erholung
Hochkonjunktur, Boom
Rezession, Depression
Konjunkturentwicklung (mit Aufschwung- und Abschwungphase)
Vollständiger Konjunkturzyklus
Arbeitslosenquote 10%
■■ Konjunkturelle Arbeitslosigkeit Wenn die Unternehmungen aufgrund der rückläufigen Gesamtnachfrage (z. B. der Haushalte oder des Staates) weniger verkaufen können und deshalb sinkende Umsätze verzeichnen, werden sie als Reaktion darauf weniger investieren und eventuell Produktionskapazitäten abbauen sowie Personal entlassen. Ein Konjunkturabschwung, d. h. ein Rückgang des BIP, führt somit tendenziell zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Wenn der Abschwung des BIP länger anhält, sprechen wir von einer Rezession, in welcher die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen dürfte. Auch Kursstürze an der Wertpapierbörse oder ein massiver Preisrückgang auf dem Immobilienmarkt können Signale für eine beginnende Rezession sein. Weil die Volkswirtschaften heute durch den internationalen Handel eng miteinander verbunden sind, führen auch Ereignisse im Ausland zu Veränderungen der Gesamtnachfrage im Inland. Deshalb kann ein Konjunkturabschwung in Deutschland oder den USA in der Schweiz zu einem Rückgang der Exporte führen und damit eine Rezession auslösen. Wenn der Abschwung besonders stark ausfällt und es zu einer hohen Arbeitslosigkeit kommt, bezeichnen wir dies als «Depression».
Konjunkturabschwung, Abschwung
2% Zeit
■■ Saisonale Arbeitslosigkeit Die saisonale Arbeitslosigkeit entsteht durch jahreszeitlich bedingte Produktions- und Nachfrageschwankungen, von denen nur bestimmte Branchen betroffen sind. So werden beispielsweise im Baugewerbe im Frühling in der Regel mehr Leute eingestellt. Aus diesem Grund kann ein Rückgang der Arbeitslosigkeit in einer bestimmten Branche auch nur saisonal bedingt sein. Übung 1
Hinweis für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie: Folie 3 (animiert) 3
Arbeitslosigkeit
Zu Seite 4
Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
BIP in Mia.CHF 520
Auftreten von konjunktureller Arbeitslosigkeit
Hochkonjunktur, Boom
Konjunkturabschwung, Abschwung
Rezession, Depression
Konjunkturentwicklung (mit Aufschwung- und Abschwungphase)
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Rezession, Depression
Konjunkturaufschwung, Erholung
Vollständiger Konjunkturzyklus
Arbeitslosenquote 10%
2% Zeit
Band 2
3
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
▼▼ PPT-Folie: Folie 4 (animiert) 3
Arbeitslosigkeit
Zu Seite 4
Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit Wachstum bei optimaler Auslastung der Produktionsfaktoren, Produktionspotenzial oder Trend-Wachstum
BIP in Mia.CHF 520
Auftreten von konjunktureller Arbeitslosigkeit
Hochkonjunktur, Boom
Konjunkturabschwung, Abschwung
Rezession, Depression
Konjunkturentwicklung (mit Aufschwung- und Abschwungphase)
300
Rezession, Depression
Konjunkturaufschwung, Erholung
Vollständiger Konjunkturzyklus
Saisonale Effekte in einzelnen Branchen
Konjunkturelle Arbeitslosenquote 10%
2% Zeit
Band 2
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
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3 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit gibt es allerdings nicht nur in Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs. Auch in Zeiten des Aufschwungs oder Booms gibt es Menschen, die keine Arbeit haben, obwohl sie arbeiten möchten. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen friktioneller und struktureller Arbeitslosigkeit. ■■ Friktionelle Arbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit) Unter der friktionellen Arbeitslosigkeit verstehen wir jene Form der Arbeitslosigkeit, die auf einen freiwilligen Arbeitswechsel zurückzuführen ist. In der Regel sollte in solchen Fällen die Arbeitslosigkeit nicht mehr als drei Monate dauern. Wenn jemand arbeitslos geworden ist, kann es irgendwo in der Wirtschaft durchaus eine offene Stelle geben, die dem Profil der arbeitslosen Person vollständig entspricht. Diese Stelle muss der oder die Arbeitslose aber zuerst finden. Wir sprechen deshalb von Sucharbeitslosigkeit. In der gleichen Situation befinden sich auch Frauen, die einen Wiedereinstieg in eine Berufstätigkeit suchen, nachdem ihre Kinder grösser geworden sind und weniger Betreuung erfordern. ■■ Strukturelle Arbeitslosigkeit Unsere Wirtschaftsstruktur verändert sich dauernd: Neue Technologien und Innovationen führen zu veränderten Produktionsprozessen und neuen Produkten; die Nachfrage der Haushalte ändert sich ebenso wie die Rahmenbedingungen für die UnterVon der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft nehmungen. All dies wirkt sich auf die verschiedenen WirtschaftsErwerbstätige, in 1000… … und in % zweige und Branchen aus. Es gibt 3500 100% 39,0 73,8 neue Berufe, andere sterben aus. 90% Tertiärsektor 3000 Diese Veränderung in der Zusam80% 2500 70% mensetzung der Branchen be60% zeichnen wir als Strukturwandel. 46,5 2000 50% Der Strukturwandel zeigt sich un1500 40% Sekundärsektor ter anderem in der Veränderung 30% 1000 der Anteile der Beschäftigten in 22,8 20% 500 den drei Wirtschaftssektoren. 10% Primärsektor 14,5 3,4 Der Strukturwandel kann aus 0% 0 1960 2010 1960 1970 1980 1990 2000 2010 Sicht der Konsumenten durchaus positiv sein, weil dadurch besteQuelle: BFS hende Güter und Dienstleistun-
gen effizienter und billiger hergestellt oder neue, verbesserte Güter und Dienstleistungen angeboten werden. Der damit verbundene Abbau von bestehenden Branchen führt aber zwangsläufig auch zu Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur. So verlieren die vom Strukturwandel betroffenen Personen ihren Arbeitsplatz, was für sie zweifellos schmerzlicher ist als die Vorteile eines erweiterten Güter- und Dienstleistungsangebotes. Arbeitslosigkeit, die in erster Linie auf einen solchen Strukturwandel zurückzuführen ist, bezeichnen wir als strukturelle Arbeitslosigkeit. In einer dynamischen Wirtschaft scheint diese Form der Arbeitslosigkeit bis zu einem bestimmten Grad unvermeidlich, weil die Veränderungen beim Arbeitsangebot und bei der Arbeitsnachfrage nur selten im Gleichschritt erfolgen. Die strukturelle Arbeitslosigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben: ■■ Die sektorale Arbeitslosigkeit betrifft einzelne Branchen, deren Güter billiger importiert werden können, überhaupt nicht mehr nachgefragt werden oder die von technologischer Entwicklung betroffen sind. Von diesen Veränderungen sind zumeist auch ganze Berufszweige betroffen (z. B. Schiffbau, Bergbau, Textilindustrie). ■■ Die regionale Arbeitslosigkeit entsteht in Gebieten mit einer dauerhaft schwachen Wirtschaftsstruktur, in Gebieten, die sich wirtschaftlich im Umbruch befinden, oder in Gebieten, die überwiegend von einem grossen Arbeitgeber abhängig sind, der in Konkurs geht. ■■ Auch der technologische Wandel kann zu einer Freisetzung von Arbeitskräften in bestimmten Branchen führen. Wenn die Produktivitätsfortschritte nicht mit einer entsprechenden Ausweitung des Umsatzes einhergehen, werden schliesslich weniger Arbeitskräfte benötigt, sodass es zu technologischer Arbeitslosigkeit kommt. ■■ Demografische Arbeitslosigkeit entsteht durch Zuwanderung (von Ausländern) oder durch Veränderungen im Erwerbsverhalten (z. B. vermehrte Erwerbsarbeit von Frauen). Diesem steigenden Arbeitskräfteangebot steht keine entsprechende Erhöhung des Arbeitsplatzangebots (Arbeitsnachfrage) gegenüber. Die folgenden Ursachen liegen in veränderten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt, wobei viele dieser Rahmenbedingungen in Gesamtarbeitsverträgen (GAV) festgelegt sind. ■■ Mindestlöhne: Mit einem Mindestlohn wird den Arbeitnehmern ein bestimmtes Einkommen garantiert. Wenn die erzielte Leistung eines Arbeitsplatzes allerdings unter dem Mindestlohn liegt, wird ein Arbeitgeber jedoch nicht bereit sein, Mitarbeiter einzustellen, weil er dann mit jeder Arbeitsstunde einen Verlust erleiden würde. ■■ Kündigungsschutz: Lange Kündigungsfristen erhöhen die Sicherheit des Arbeitsplatzes für die Mitarbeitenden. Wenn ein Unternehmer aber weiss, dass er bei einer Verschlechterung des Geschäftsganges die Mitarbeiter nicht entlassen kann, wird er auch bei gutem Geschäftsgang zurückhaltend mit Neuanstellungen sein. Übung 2
■■ Arbeitslosenunterstützung: Mit einer guten Arbeitslosenunterstützung ist ein Arbeitsloser zwar materiell abgesichert. Als Folge davon müssen sich die Arbeitslosen aber weniger intensiv um eine neue Stelle bemühen. ■■ Arbeitszeitverkürzung: Bei tieferen Wochenarbeitszeiten kann die gesamte Arbeit auf mehr Arbeitnehmer verteilt werden. Häufig werden Arbeitszeitverkürzungen bei gleichem Lohn gefordert. Dies wirkt ähnlich wie ein Mindestlohn. Bei der Ausgestaltung dieser gesamtarbeitsvertraglichen Rechtsvorschriften besteht die grosse Kunst darin, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Arbeitnehmer und der Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes zu finden. ■■ Ein Vergleich der Jugendarbeitslosigkeit verschiedener Länder zeigt, dass die Ausgestaltung des Bildungssystems einen grossen Einfluss auf die Zahl der Arbeitslosen hat. So haben Deutschland, Österreich und die Schweiz, die alle die sogenannte duale Berufsbildung kennen, deutlich weniger Arbeitslose unter 25 Jahre als andere Länder. Die duale Berufsbildung zeichnet sich dadurch aus, dass Berufsschulen und Lehrbetriebe in der Ausbildung junger Menschen eng miteinander zusammenarbeiten. Es scheint, dass diese stark auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtete Ausbildung junge Menschen besser auf den Arbeitsmarkt vorbereitet als Ausbildungssysteme, die in erster Linie auf eine umfassende schulische Ausbildung setzen. ■■ Weiterbildung: Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das Weiterbildungs- und Umschulungsangebot ein entscheidender Faktor für den Erwerb von neuen Qualifika tionen. Personen mit einem guten Ausbildungsniveau finden leichter wieder eine Stelle. Und wenn eine Person gewohnt ist zu lernen, dann wird es ihr auch leichter fallen, die notwendigen Qualifikationen für die Anforderungen einer neuen Stelle zu erwerben.
Hinweis für Lehrpersonen Zur Veranschaulichung der Jugendarbeitslosigkeit kann der «10 vor 10-Beitrag» «Von der Schule in die Arbeitslosigkeit» vom 16. 07. 2012 (4:19 Min.) gezeigt werden: In vielen europäischen Ländern findet jeder zweite Schulabgänger keinen Job. Nicht so in Deutschland und der Schweiz. Die hier existierende Berufslehre – die duale Berufsbildung – erweist sich in diesen harten Zeiten als Segen. In der Schweiz sind gerade 2,6 % der jungen Schweizer arbeitslos. In Spanien und Griechenland liegt dieser Wert bei 52 %.
Der Link kann via e-desk direkt aktiviert werden: www.brennpunkt-wug.ch Kapitel 9 Dateien Lehrmittel Zusatzmaterial
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Arbeitslosigkeit 8
4 Arbeitslose und offene Stellen – Sockelarbeitslosigkeit Wie die Ausführungen im vorhergehenden Kapitel zeigen, kann es aufgrund der friktionellen und strukturellen Arbeitslosigkeit selbst dann Arbeitslose geben, wenn sich die Konjunktur in einem Land vollständig erholt hat. Der Grund dafür liegt darin, dass in einer dynamischen Wirtschaft mit einem raschen Strukturwandel die entsprechenden Anpassungsprozesse Zeit benötigen. In den aufstrebenden Branchen werden die neuen Arbeitsplätze erst allmählich geschaffen, und die Stellensuchenden müssen sich unter Umständen in Umschulungsund Weiterbildungskursen die notwendigen Qualifikationen aneignen. Zudem werden die neuen Arbeitsplätze häufig in anderen Regionen angeboten, was eine gewisse Mobilität der Stellensuchenden erfordert. Das Verhältnis von Arbeitslosen und offenen Stellen lässt sich grafisch mit der BeveridgeKurve darstellen: Im Punkt 1 ist die Anzahl der ofOffene Stellen fenen Stellen (A) gleich gross wie die Anzahl der Arbeitslosen (B), während im Punkt 2 mehr Menschen einen Arbeitsplatz suchen (D), als es offene Stellen (C) gibt. Selbst wenn alle offe3 nen Stellen besetzt werden könnten, E würde also immer noch eine Gruppe von Menschen arbeitslos sein. Punkt 2 1 A 2 beschreibt damit eine Situation konC junktureller Arbeitslosigkeit. In Punkt 3 gibt es hingegen mehr offene Stel45° len (E) als arbeitslose Personen (F). Die Wirtschaft boomt, und in diesem Fall F B D Arbeitslose hat somit die Arbeitslosigkeit friktionelle oder strukturelle Ursachen. Seit der ersten Erdölkrise von 1973 hat die Arbeitslosigkeit – im Unterschied zu den früheren Epochen – trendmässig zugenommen. Am Ende jeder konjunkturellen Erholung kam die Arbeitslosigkeit auf einem höheren Niveau zum Stehen als vor dem vorherigen Beschäftigungseinbruch. Weil die Arbeitslosigkeit und die offenen Stellen von 1974 bis 2011 immer mehr zugenommen haben, bezeichnen wir die friktionelle und die strukturelle Arbeitslosigkeit auch als Sockelarbeitslosigkeit. Sie ist allerdings nicht ein fester, unverrückbarer Sockel, weil sowohl die friktionelle als auch die strukturelle Arbeitslosigkeit beeinflusst werden können. Der Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit kann viele Gründe haben. In der Schweiz werden der immer schnellere technologische Wandel und der sukzessive Ausbau der ArbeitslosenÜbung 3 versicherung als Hauptursachen vermutet.
5 Offizielle Arbeitsmarktdaten Um statistische Zahlen zum Arbeitsmarkt zu erfassen, gilt es zuerst einmal festzulegen, welcher Teil der Bevölkerung grundsätzlich arbeitsfähig und arbeitswillig ist. Ab welchem Alter treten junge Menschen in den Arbeitsmarkt ein? Wann geht man in Pension? In internationalen Statistiken besteht das Arbeitspotenzial eines Landes aus der gesamten Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren. Nicht alle dieser Personen wollen oder können aber tatsächlich arbeiten. In vielen Familien übernimmt ein Partner (zumindest für einige Jahre) die Betreuung der Kinder und ist damit nicht erwerbstätig, andere studieren oder widmen sich einer unbezahlten Tätigkeit. Solche und andere Gründe führen zur Unterscheidung in die Erwerbs- und Nichterwerbsbevölkerung. Wenn wir nun die Erwerbsbevölkerung noch in Beschäftigte und Arbeitslose unterteilen, erhalten wir die Grundlagen für Arbeitsmarktdaten wie die Arbeitslosen- oder die Erwerbsquote. ■■ Kenngrössen der Arbeitsmarktstatistik Bevölkerung Kinder
Rentner
15 – 64- Jährige Arbeitsfähig und arbeitswillig? «Ja»
«Nein»
Erwerbsbevölkerung Erwerbsbevölkerung (100%)
Beschäftigte
Arbeitslose
Nichterwerbsbevölkerung
Arbeitslosenquote
=
Arbeitslose × 100 Erwerbsbevölkerung
Erwerbsquote
=
Erwerbsbevölkerung × 100 15- bis 64-Jährige
Erwerbstätigenquote =
Beschäftigte 15- bis 64-Jährige
× 100
Aufgabe 2 Übung 4
Hinweise für Lehrpersonen ▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 5 (animiert) 3
Arbeitslosigkeit
Zu Seite 8
Beveridge-Kurve Offene Stellen
1990er-Jahre
Zunahme der Sockelarbeitslosigkeit 1980er-Jahre 45° 5°
Band 2
Arbeitslose
5
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
▼▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 6 (animiert) Arbeitslosigkeit 3
Zu Seite 8
Kenngrössen der Arbeitsmarktstatistik Bevölkerung Kinder
100%
B
15 – 64 - Jährige
B
Rentner
100%
Arbeitsfähig und arbeitswillig? «Nein»
«Ja» E
Erwerbsbevölkerung
W
x%
Band 2
Nichterwerbsbevölkerung
x%
100%
Beschäftigte
E
Arbeitslose x%
Arbeitslosenquote
=
A Erwerbsquote
=
Erwerbstätigenquote
=
Rüfenacht/Saxer/Tobler: Brennpunkt Wirtschaft und Gesellschaft © Verlag SKV
Arbeitslose Erwerbsbevölkerung
Erwerbsbevölkerung 15- bis 64-Jährige
Beschäftigte 15- bis 64-Jährige
× 100
× 100
× 100
A E E B W B 6
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Das haben Sie gelernt Verschiedene Faktoren für die Entstehung von Arbeitslosigkeit in den letzten 100 Jahren nennen Die Phasen eines Konjunkturzyklus erläutern Den Zusammenhang zwischen Konjunktur und Arbeitslosigkeit beschreiben Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit beschreiben Strukturwandel beschreiben und beurteilen Ursachen der strukturellen Arbeitslosigkeit erläutern Sockelarbeitslosigkeit beschreiben Beveridge-Kurve beschreiben und grafisch darstellen Kerngrössen der Arbeitsmarktstatistik erläutern
Offene Fragen
Diese Begriffe können Sie erklären Arbeitslosigkeit
Strukturwandel
Deflation
Strukturelle Arbeitslosigkeit
Depression
Sektorale Arbeitslosigkeit
Erdölpreiskrise
Regionale Arbeitslosigkeit
Immobilienboom
Technologische Arbeitslosigkeit
Dotcom-Blase
Demografische Arbeitslosigkeit
Finanzkrise 2008
Duale Berufsbildung
Euro-Krise
Sockelarbeitslosigkeit
Konjunktur
Beveridge-Kurve
Konjunkturzyklus
Erwerbsbevölkerung
Konjunkturaufschwung
Nichterwerbsbevölkerung
Konjunkturabschwung
Arbeitslosenquote
Produktionspotenzial / Trend-Wachstum
Erwerbsquote
Rezession
Erwerbstätigenquote
Hochkonjunktur Konjunkturelle Arbeitslosigkeit Saisonale Arbeitslosigkeit Friktionelle Arbeitslosigkeit / Sucharbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit 11
Arbeitslosigkeit 12
Übung 1 Konjunkturelle und saisonale Arbeitslosigkeit
Übung 2 Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit
Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Unter dem Begriff «Konjunktur» verstehen wir die langfristige Auslastung der Produktionsfaktoren Arbeit, Wissen, Kapital und Boden.
F
… aktuelle, kurzfristige Auslastung … (langfristige Auslastung = Produktionspotenzial bzw. Trend-Wachstum)
b) Wenn die Produktionsfaktoren immer ideal ausgelastet wären, würde die Wirtschaft stetig wachsen.
R
A +weil+
B +/+
C +/–
D –/+
E –/–
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft zu
Beide Aussagen richtig, Verknüpfung trifft nicht zu
Erste Aussage richtig, zweite Aussage falsch
Erste Aussage falsch, zweite Aussage richtig
Beide Aussagen falsch
Begründen Sie falsche Verknüpfungen oder die falsche Teilaussage in wenigen Worten.
(Grund: Produktivitätssteigerung) c ) Wenn ein Konjunkturabschwung besonders stark ausfällt und hohe Arbeits losigkeit herrscht, sprechen wir von einer Rezession.
Die folgenden Auswahlaufgaben enthalten immer zwei Aussagen, die miteinander verknüpft sind. Entscheiden Sie sich jeweils für eine der folgenden Antwortmöglichkeiten:
F
a) Die friktionelle Arbeitslosigkeit sollte in der Regel nicht mehr als drei Monate dauern, weil sie auf einen freiwilligen Arbeitswechsel zurückzuführen ist.
A
b) Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit umfasst auch die friktionelle Arbeitslosigkeit, weil die friktionelle Arbeitslosigkeit vor allem bei einem Strukturwandel entsteht.
E
c) Ein Strukturwandel ist aus Sicht der Arbeitnehmer positiv zu bewerten, weil dadurch Güter und Dienstleistungen günstiger hergestellt oder neue Produkte angeboten werden.
D
… Depression. d) Wenn in der Baubranche jahreszeitlich bedingt weniger Aufträge eingehen und deshalb Produktionskapazitäten abgebaut und Leute entlassen werden, sprechen wir von konjunktureller Arbeitslosigkeit.
F
… umfasst auch die saisonale Arbeitslosigkeit, … … aufgrund eines freiwilligen Stellenwechsels entsteht.
… saisonaler Arbeitslosigkeit. e ) Im Frühling führt der Rückgang der saisonalen Arbeitslosigkeit im Baugewerbe in der Regel zu einer tieferen Arbeitslosenquote.
R
… aus Sicht der Konsumenten positiv zu bewerten, … f) Die Kurve der Arbeitslosigkeit verläuft parallel zur Kurve der Konjunkturentwick lung, einfach spiegelverkehrt (wenn der Konjunkturabschwung den Tiefpunkt erreicht, ist die Arbeitslosigkeit am grössten und umgekehrt).
Kurve der Arbeitslosigkeit ist leicht nach rechts verschoben (Kündigungsfristen 3 Monate und mehr)
F
d) In einer dynamischen Wirtschaft ist strukturelle Arbeitslosigkeit unvermeidlich, weil in einem Wirtschaftsabschwung mit einem Anstieg der konjunkturellen Arbeitslosigkeit zu rechnen ist.
kein Zusammenhang der beiden Teilsätze; beide Aussagen stimmen.
B
Übung 3 Sockelarbeitslosigkeit c) Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien.
■■ 1 ) Beveridge-Kurve 2 ) Offene Stellen
3
F
c 2 ) Der immer schneller werdende technologische Wandel ist eine Haupt ursache für den Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit.
R
c3 ) Der Ausbau der Arbeitslosenversicherung vermindert den Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit.
F
Sowohl die friktionelle als auch die strukturelle Arbeitslosigkeit können beeinflusst werden.
1 2
1990er-Jahre
1980er-Jahre
45°
c 1 ) Die Arbeitslosigkeit in Punkt 1 ist ein fester, unverrückbarer Sockel.
Mit besseren Leistungen der Arbeitslosenversicherung nimmt die friktionelle Arbeitslosigkeit tendenziell zu.
3 ) Arbeitslose
a ) Ergänzen Sie die Abbildung mit der zutreffenden Überschrift 1) und den korrekten Achsenbeschriftungen 2) und 3). b ) Ordnen Sie die folgenden Aussagen den Punkten 1 , 2 oder 3 zu: Punkt b 1 ) Es herrscht Hochkonjunktur, die Wirtschaft boomt.
3
b2 ) Die Arbeitslosigkeit hat auch konjunkturelle Ursachen.
2
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Übung 4 Arbeitsmarktstatistiken Welche Aussagen sind richtig (R), welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien. a ) Die Arbeitslosenquote in Prozenten bezieht sich auf das Arbeitspotenzial der gesamten Bevölkerung mit Ausnahme der Kinder und Rentner.
F
b) Durch bessere Tagestrukturen in den Schulen (z. B. Mittagstische) wird die Erwerbsquote erhöht.
R
c ) Mit der Erwerbslosenstatistik des Bundesamtes für Statistik lassen sich auch Aussagen über die regionale Verteilung der Arbeitslosigkeit machen.
F
d) Mit der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) werden auch nicht registrierte Erwerbslose erfasst.
R
e ) Mit der Arbeitslosenstatistik des seco werden auch das familiäre Umfeld und Merkmale der Erwerbsbiografie erfasst.
F
… auf die Erwerbsbevölkerung (= arbeitsfähige und arbeitswillige Personen) …
Mit der «Arbeitslosenstatistik des seco» (Staatssekretariat für Wirtschaft) …
Erwerbslosenstatistik des Bundesamtes für Statistik f) Mit staatlichen Beschäftigungsprogrammen wird die latente Arbeitslosigkeit vermindert.
F
… offizielle Arbeitslosenquote vermindert. g) Eine Zunahme der ausgesteuerten Personen vermindert die Arbeitslosenquote des seco (Staatssekretariat für Wirtschaft).
Nur, wenn sich die Ausgesteuerten nicht mehr beim Arbeitsamt melden.
F
Aufgabe 1 Arbeitslosigkeit im Wandel Eine Ausstellung im Landesmuseum hatte Mitte der 1990er-Jahre die Arbeitslosigkeit von 1930 mit der damals aktuellen Arbeitslosigkeit verglichen. a ) In einem Beitrag des Schweizer Fernsehens (www.srf.ch) vom 27. 03. 1996 wird diese Ausstellung kurz vorgestellt. Schauen Sie sich den Beitrag an und notieren Sie die Unterschiede zwischen der Arbeitslosigkeit von 1930 und jener in den 90er-Jahren.
Die Arbeitslosenquote, d. h. der Prozentanteil der Arbeitslosen an der arbeitsfähigen und arbeitswilligen Bevölkerung, ist in der Schweiz vergleichsweise tief. Im Verlauf der letzten 100 Jahre erreichte die Arbeitslosigkeit aber einige markante Spitzenwerte. ■■ Arbeitslosigkeit in der Schweiz (1914–2009) 5%
Der Link kann via e-desk direkt aktiviert werden: www.brennpunkt-wug.ch Kapitel 9 Dateien Lehrmittel Zusatzmaterial
–– Arbeitslosigkeit hiess früher Armut, heute haben wir eine Arbeitslosenversicherung. –– Heute trifft es alle: Angestellte, Arbeiter, Akademiker, Lehrlinge, Kaderleute. –– Zum Beispiel Albert S.: Keine Begründung bei Absagen. Auf Bewerbungen keine Einladungen für Vorstellungsgespräche, weiss nicht, warum man ihn nicht mehr will. Mit über 50 Jahren ist man nicht mehr gleich leistungsfähig wie mit 25 Jahren, auf Ältere kann die Unternehmung nicht mehr den gleichen Druck ausüben wie auf Junge. –– Neue Selbstständigkeit wird durch Arbeitsamt unterstützt, jeder kämpft heute für sich, zum Beispiel M.
Arbeitslose / (Arbeitslose + Erwerbstätige)
Mögliche Schülerantworten:
4.5 % 4% 3.5 % 3% 2.5 % 2% 1.5 % 1% 0.5 % 0% 1914 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
b) Welches waren die Hintergründe für die beiden ersten Spitzenwerte in dieser Abbildung?
Erster (1914 –1918) und Zweiter Weltkrieg (1939 –1945). Einbruch der Nachfrage, Zusammenbruch der Wirtschaft und Konkurse führten zu (Massen-)Entlassungen. c) Wie kann die Wirtschaftssituation in der Zeit von 1960 bis 1975 charakterisiert werden? Wie reagierten wohl Unternehmungen auf diese Situation?
Keine Arbeitslosigkeit sehr gute Wirtschaftsentwicklung, hohe Umsätze; Arbeitskräftemangel, Unternehmungen stellen Arbeitskräfte aus dem Ausland ein. Arbeitslosigkeit 15
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Aufgabe 2 Lage auf dem Arbeitsmarkt Das Staatssekretariat für Wirtschaft seco publiziert jeden Monat eine Medienmitteilung zur Lage auf dem Arbeitsmarkt (www.seco.admin.ch).
Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt:
Struktur einer möglichen Lösung –– Arbeitslosigkeit ( Kennzahlenübersicht) Arbeitslose / Arbeitslosenquote … % Veränderung gegenüber Vormonat: … Prozentpunkte gegenüber Vorjahr:
… Prozentpunkte
–– Am stärksten betroffene Berufsgruppen ( Tabelle 4) Gastgewerbe und Hauswirtschaft (… %)
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt Beschaffen Sie sich die neuste Publikation und notieren Sie sich stichwortartig in der rechten Spalte die aktuelle Situation auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt. Mit Ihren Notizen sollten Sie die folgenden Fragen beantworten können: ■■ Stand der Arbeitslosigkeit (absolut und in Prozenten) ■■ Veränderung zum Vormonat und zum Vorjahr ■■ Welche drei Berufsgruppen weisen zahlenmässig den höchsten Anteil an Arbeitslosen Dezember 2012 auf? ■■ Welcher Wirtschaftszweig weist die höchste Arbeitslosenquote (ALQ) auf? ■■ Beschreiben Sie die Arbeitslosigkeit bei den folgenden Merkmalen: Regionen (Deutschschweiz, Westschweiz, Tessin), Geschlecht (Männer, Frauen), Nationalität (Schweizer, Ausländer) und Alter (15 – 24-Jährige, 25 – 49-Jährige, 50-Jährige und älter)
Handel und Verkauf (… %) Kaufmännische und administrative Berufe (… %) –– Wirtschaftszweig mit der höchsten ALQ ( Tabelle 3) Gastgewerbe (… %) –– ALQ nach Regionen ( Grafik 5 und Grafik 6) z. B. Westschweiz und Tessin mit … % sind im Vergleich zur Deutschschweiz (… %) stärker betroffen –– ALQ nach Geschlecht ( Tabelle 1b) z. B. Keine grossen Unterschiede zwischen Männern und Frauen –– ALQ nach Nationalitäten ( Tabelle 1b) Schweizer … %, Ausländer … % –– ALQ nach Altersgruppen ( Tabelle 1b) 15–24-Jährige: …, 25–49: … %, über 50: … %
8. Januar 2013