BWL 01 - LV

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Eine erste Übersicht über die Wirtschaft

Im vorliegenden Kapitel erhalten Sie einen Überblick über einige wirtschaftliche Grundbegriffe. Mit diesem Wissen bzw. diesen Fähigkeiten wird Ihnen der ­Einstieg in Ihren Berufs- und Lehralltag erleichtert. Sie erfahren, wie Betriebe oder Unternehmungen gegliedert werden können, und sind anschliessend in der Lage, Unternehmungen im Allgemeinen und Ihren eigenen Lehrbetrieb im Speziellen besser in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen.

Theorie 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Übungen

Vielfältige wirtschaftliche Aktivitäten .................................................................... Unternehmungen orientieren sich an Bedürfnissen ................................................ Was machen Unternehmungen? – Wirtschaftliche Güter ....................................... Wirtschaftssektoren und Branchen ........................................................................ Unterschiedliche Unternehmungsgrössen .............................................................. Die Rechtsform von Unternehmungen ................................................................. Wem gehören die Unternehmungen? ................................................................... Wie dürfen Unternehmungen heissen? ................................................................. Ausgewählte Branchen aus dem Dienstleitungssektor ........................................... Das haben Sie gelernt ........................................................................................... Diese Begriffe können Sie erklären ........................................................................

2 2 6 8 10 12 16 18 20 28 29

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Bedürfnisse .......................................................................................................... Bedürfniskategorien ............................................................................................. Wirtschaftliche Güter ........................................................................................... Verschiedene Güterarten ...................................................................................... Wirtschaftssektoren .............................................................................................. Unternehmungsgrösse ......................................................................................... Eigentumsverhältnisse / Rechtsform / Firma ............................................................. Einzelunternehmung, GmbH oder AG? ................................................................. Dienstleistungsbranchen Banken / Versicherungen.................................................. Dienstleistungsbranchen Handel / Treuhand............................................................ Verschiedene Dienstleistungsbranchen ..................................................................

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Aufgaben 1 2 3 4 5

Brennpunkt Betriebswirtschaft

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Wirtschaftssektoren und Unternehmungsgrössen .................................................. Aktiengesellschaft oder GmbH? ............................................................................ Wem soll der Flughafen Zürich gehören? .............................................................. Warum Handelsbetriebe keine Schmarotzer sind ................................................... Eine Unternehmung braucht viele andere Unternehmungen ..................................

Eine erste Übersicht über die Wirtschaft (Ausgabe für Lehrperson)

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Brennpunkt Betriebswirtschaft

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Wirtschaftskreislauf (Ausgabe für Lehrperson)

1 Vielfältige wirtschaftliche Aktivitäten Aus der Vogelperspektive betrachtet, bietet der Wirtschaftsraum Schweiz ein faszinierendes Bild: Etwa 5,1 Mio. Beschäftigte arbeiten in mehr als 600 000 Unternehmungen1). Viele dieser Wirtschaftsteilnehmer arbeiten täglich Hand in Hand. Rohstoffe und Fertigprodukte werden durch Transportunternehmungen auf der Schiene oder Strasse, in der Luft oder eventuell auf dem Schiffsweg vom Lieferanten zum Kunden geliefert. Innerhalb einer einzelnen Unternehmung arbeiten viele Angestellte in unterschiedlichen Abteilungen zusammen und ergänzen sich in ihren Arbeitsbereichen je nach Position, Ausbildung und Fertigkeiten. Die Güter- und Personenströme machen nicht an der Grenze Halt: Rohstoffe werden aus dem Ausland eingeführt, Fertigprodukte und Dienstleistungen in alle Welt verkauft, Touristen besuchen die Schweiz als Ferienland, und Schweizerinnen und Schweizer verbringen ihre Ferien häufig im Ausland. Näher hingezoomt wird ersichtlich, dass zwischen den Wirtschaftsteilnehmern ein Wettbewerb stattfindet und dass keinesfalls vollkommene Harmonie besteht. Auf dem Mobilfunkmarkt bieten beispielsweise Swisscom, Sunrise und Salt fast identische Produkte an. Die Unter­nehmungen versuchen sich deshalb durch ihre Werbung voneinander abzu­heben, um für sich selbst so viele Kunden wie möglich zu gewinnen. Unternehmungen, die nicht erfolgreich arbeiten, scheiden aus dem Wirtschaftsprozess aus. Die Angestellten ver­lieren ihre ­Arbeitsplätze, Eigentümer und weitere Kapitalgeber ihr investiertes Kapital. Auf der Suche nach einer neuen Stelle konkurrenzieren sich auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ­gegenseitig: Für eine neu ausgeschriebene Stelle in einer Unternehmung bewerben sich vielleicht 50 bis 100 Personen gleichzeitig. Die Wirtschaftsteilnehmer entscheiden sich in den meisten Fällen aufgrund des Preises für das eine oder andere Produkt. Eine Unternehmung bezieht ihre Rohstoffe konsequent beim günstigsten Lieferanten. Ein anderes Mal ist vielleicht die Qualität ­eines Produktes oder einer Dienstleistung ausschlaggebend. Ein Arbeitgeber entscheidet sich aufgrund von Ausbildung, Erfahrung und Fachwissen, Leistungsbereitschaft, Team- und Kommunikationsfähigkeit für eine bestimmte Angestellte. Die vielen In der Schweiz waren 2020 rund 3,5 Mio wirtschaftlichen Aktivitäten erfordern somit Menschen Pendlerinnen bzw. Pendler. Hiervon von allen Beteiligten eine Vielzahl von Entarbeiteten 71 % ausserhalb ihrer Wohngemeinde. scheidungen. 1)

«Unternehmungen» werden auch als «Betriebe», «Geschäfte» oder «Firmen» bezeichnet, wobei «Firma» den rechtlichen Begriff für den Namen einer Unternehmung darstellt.

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2 Unternehmungen orientieren sich an Bedürfnissen Unsere Bedürfnisse gelten als Ausgangspunkt des wirtschaftlichen Handelns. Unter einem Bedürfnis verstehen wir das Empfinden eines Mangels und den damit verbundenen Wunsch, diesen Mangel zu beheben. Wir haben Durst oder Hunger (d. h. einen Mangel an Flüssigkeit und Nahrung) und möchten deshalb etwas trinken oder essen (d. h. den Mangel beseitigen). Wenn jemand einen Mangel empfindet und über genügend Geldmittel verfügt, erwirbt er oder sie sich ein bestimmtes Produkt oder stellt das gewünschte Gut selber her. ■ Gliederung der Bedürfnisse Unterscheidung der Bedürfnisse nach …

… der Dringlichkeit

… dem Bedürfnisträger

… dem Gegenstand

Existenzbedürfnisse

Individualbedürfnisse

materielle Bedürfnisse

Wahlbedürfnisse

Kollektivbedürfnisse

immaterielle Bedürfnisse

Grundbedürfnisse Luxusbedürfnisse

Mit den Existenzbedürfnissen werden die absolut lebensnotwendigen Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung und Unterkunft befriedigt. Sie sind in den ärmsten Ländern dieser Welt auch heute noch von zentraler Bedeutung. In den reichen, hoch entwickelten Volkswirtschaften sind die lebensnotwendigen Bedürfnisse weitgehend befriedigt. Hier haben die Menschen die Wahl, welche weiteren Bedürfnisse befriedigt werden sollen; entsprechend spricht man von Wahlbedürfnissen. Die Grund­ bedürfnisse umfassen dabei diejenigen Bedürfnisse, die sich aus dem allgemeinen sozialen und gesellschaftlichen Lebensstandard ergeben. Dies können beispielsweise Wohnungseinrichtungen, Haushaltgegenstände, kulturelle Freizeitbedürfnisse wie Kino, Konzerte oder ­Theateraufführungen sein.

Übung 1


Hinweis für Lehrpersonen ▼ PPT-Folie / Tafelbild: Folie 2 Unbegrenzte BedürUnbegrenzte fnisse Bedürfnisse

Unterscheidung nach …

Dringlichkeit Existenzbedürfnisse

Bedürfnisträger Individualbedürfnisse

Gegenstand Materielle Bedürfnisse

Wahlbedürfnisse - Grundbedürfnisse - Luxusbedürfnisse

Kollektivbedürfnisse

Immaterielle Bedürfnisse

Brennpunkt Betriebswirtschaft

1

Eine erste Übersicht über die Wirtschaft (Ausgabe für Lehrperson)

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Brennpunkt Betriebswirtschaft

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Wirtschaftskreislauf (Ausgabe für Lehrperson)

Luxusbedürfnisse (z. B. ein Luxus- oder ein Zweitauto, teuren Schmuck oder eine Zweitwohnung) können sich nur Leute in gehobenen Einkommensklassen leisten. Die einzelnen Bedürfniskategorien sind nicht fix definiert. Die Zuordnung zu Grund- oder Luxusbedürfnissen ist fliessend und von den Wertvorstellungen der Gesellschaft einer bestimmten Epoche abhängig. Was für Ihre Grosseltern noch ein Luxusbedürfnis war, z. B. ein Geschirrspüler, gehört heute zur Standardausstattung einer gut ausgestatteten Mietwohnung und widerspiegelt damit ein Grundbedürfnis vieler Wohnungsmieter. Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit ist jene zwischen Individual- und Kollektiv­ bedürfnis. Der Entscheid für den Kauf eines iPods geht von einer individuellen Person aus – wir sprechen deshalb von einem Individualbedürfnis. Im Gegensatz dazu können Kollektiv­ bedürfnisse nur von mehreren Menschen zusammen (im Kollektiv) befriedigt werden. Grossprojekte wie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Neue Eisenbahn-Alpen-Transversale (NEAT), ein zweiter Autobahntunnel durch den Gotthard, aber auch die gesamte Landesverteidigung können praktisch nur durch den Staat realisiert werden. Schliesslich können wir die Bedürfnisse danach unterscheiden, ob sie auf Gegenstände abzielen, die man anfassen kann ( materielle Bedürfnisse), oder solche, die im religiösen, emotionalen oder geistigen Bereich befriedigt werden ( immaterielle Bedürfnisse). Beispiele für immaterielle Bedürfnisse sind das Verlangen nach Macht, Ansehen, Geborgenheit oder Gerechtigkeit. ■ Bedürfnisse ohne Ende Auch in wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern, in denen man vermuten würde, es seien sämtliche Bedürfnisse aller Menschen erfüllt, tauchen immer wieder neue Bedürfnisse auf: Obwohl die Menschen in den hoch entwickelten Industriestaaten nicht (mehr) an Hunger leiden, gibt es immer wieder neue Nahrungsmittel, die einfacher oder schneller zubereitet werden können. Auch das Grundbedürfnis nach Kleidung ist in diesen Gesellschaften für die meisten Menschen vollständig abgedeckt. Trotzdem bieten Kleidergeschäfte Saison für Saison mit viel Erfolg neue Kleidungsstücke an, die von der Kundschaft auch gekauft werden, während noch gute, funktionsfähige Kleider über Kleidersammlungen karitativer Organisationen entsorgt Der Rolls-Royce Boat Tail ist eine Luxusyacht für werden (ein weiterer Hinweis dafür, dass die Strasse, was er sowohl mit seinem Namen als der Übergang von Existenz- zu Grund- und auch seinem exorbitanten Preis von 23 Millionen Euro kundtut. Damit ist er momentan das teuerste Luxusbedürfnissen stark zeit- und gesell«Serienfahrzeug» der Welt. schaftsabhängig ist).

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■ Die Bedürfnisse nach Maslow Unabhängig von der eben vorgestellten Gliederung der Bedürfnisse nach ihrer Dringlichkeit hat der Soziologe Abraham Maslow eine «Bedürfnispyramide» mit fünf unterschiedlichen Bedürfnis­kategorien entwickelt. Gemäss seiner Theorie müssen die Bedürfnisse der jeweils unteren Stufe vollständig befriedigt sein, bevor die nächsthöheren Bedürfnisse für das menschliche Handeln überhaupt bestimmend werden.

5. Bedürfnis nach Selbst­ verwirklichung 4. Bedürfnis nach Wertschätzung

3. Soziale Bedürfnisse

2. Sicherheitsbedürfnisse

1. Grundbedürfnisse (physiologische Bedürfnisse)

Die fünf Bedürfniskategorien nach Maslow sind: ■ Grundbedürfnisse (= physiologische Bedürfnisse, z. B. Nahrung, Wärme, Schlaf, Selbst­erhaltung, Sexualität oder Bewegung) haben eine körperliche Grundlage. ■ Unter den Sicherheitsbedürfnissen ist z. B. die Absicherung eines erreichten ­Ein­kommens oder des Arbeitsplatzes zu verstehen, aber auch das Absichern vor den Folgen von Unfall oder Krankheit durch eine entsprechende Versicherung. ■ Soziale Bedürfnisse umfassen Zugehörigkeitsbedürfnisse zu einer Gemeinschaft, zu ­einem Freundeskreis oder den Wunsch nach Geborgenheit in der Familie. ■ Das Bedürfnis nach Wertschätzung äussert sich im Wunsch nach Anerkennung durch ein soziales Bezugsgefüge (Achtung, Lob, Ruhm oder soziales Ansehen durch die Stellung in der Gesellschaft). ■ Selbstverwirklichungsbedürfnisse beinhalten das Streben nach Freiheit und ­Unabhängigkeit, das Bedürfnis, sich weiterzuentwickeln.

Übung 2


Brennpunkt Betriebswirtschaft

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Wirtschaftskreislauf (Ausgabe für Lehrperson)

Das haben Sie gelernt Bedürfnisse als Ausgangspunkt des wirtschaftlichen Handelns definieren Bedürfnisse in verschiedene Kategorien gliedern Die Bedürfnispyramide gemäss der Theorie von Maslow erklären Den Unterschied zwischen Bedürfnis und Nachfrage erklären Freie und wirtschaftliche Güter unterscheiden

Hauptkategorien von wirtschaftlichen Gütern definieren und konkrete Beispiele von Gütern dieser Einteilung zuordnen Die drei Wirtschaftssektoren definieren und konkrete Unternehmungen diesen ­Sektoren zuordnen Unternehmungen nach der Anzahl der Beschäftigten unterschiedlichen Grössen­ kategorien zuordnen Den Begriff «KMU» definieren und die Bedeutung der KMU begründen Die unterschiedlichen Rechtsformen von Unternehmungen gliedern Das Vorkommen von verschiedenen Rechtsformen von Unternehmungen erklären Mögliche Eigentumsverhältnisse von Unternehmungen unterscheiden Die Notwendigkeit von staatlichen Unternehmungen begründen Grundsätze der Firmenbildung und diese auf konkrete Beispiele anwenden Das Handelsregister in allgemeiner Art charakterisieren Die Funktion von Warenhandelsbetrieben erklären Den Begriff «Bruttogewinn» im Warenhandel definieren und den Unterschied zum «Reingewinn» begründen Den Weg von Handelsgütern in der Handelskette erläutern Das Geschäftsfeld der Banken beschreiben Bankgeschäfte nach Zinsdifferenz- und Kommissionsgeschäft unterscheiden Das Funktionsprinzip von Versicherungen beschreiben Versicherungen nach dem Gegenstand der Versicherungen gliedern Die Aufgabenbereiche von Treuhandunternehmungen beschreiben

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Offene Fragen


Diese Begriffe können Sie erklären Bedürfnis

Private Unternehmungen

Existenz- / Wahlbedürfnisse

Staatliche Unternehmungen

Grund- / Luxusbedürfnisse

Service public

Individual- / Kollektivbedürfnisse

Gemischtwirtschaftliche Unternehmungen

Materielle / immaterielle Bedürfnisse

Firmenrecht

Bedürfnispyramide nach Maslow

Firma

Güter

Firmenwahrheit

Freie Güter / wirtschaftliche Güter

Firmenausschliesslichkeit

Sachgüter / immaterielle Güter / Dienstleistungen / Rechte

Handelsregister

Konsumgüter / Investitionsgüter

Handelsbetriebe

Gebrauchsgüter / Verbrauchsgüter

Beschaffungsfunktion

Branchen

Lagerfunktion

Erster / primärer Wirtschaftssektor

Sortiments- / Beratungsfunktion

Zweiter / sekundärer Wirtschaftssektor

Bruttogewinn / Reingewinn

Dritter / tertiärer Wirtschaftssektor

Grosshandel / Einzelhandel

Unternehmungsgrösse

Handelskette

Mikrounternehmen / Kleine Unternehmen / Mittlere Unternehmen / Grosse Unternehmen / KMU Rechtsformen

Banken Zinsdifferenzgeschäft Kommissionsgeschäft

Einzelunternehmung

Versicherungen

Gesellschaftsunternehmungen

Solidaritätsprinzip

Handelsgesellschaften

Prämie / Police

Genossenschaft

Personen- / Sach- / Vermögensversicherung

Personengesellschaften

Treuhandunternehmungen

Kollektivgesellschaft

Revisionen

Kapitalgesellschaften Aktiengesellschaft Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Brennpunkt Betriebswirtschaft

1

Eine erste Übersicht über die Wirtschaft (Ausgabe für Lehrperson)

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Eigentumsverhältnisse / Rechtsform / Firma

Übung 8

F

Genossenschaften und Handelsgesellschaften b) Erschwingliche Preise und eine regional gleichmässige Versorgung mit Gütern sind Beispiele für das öffentliche Interesse an staatlichen Unternehmungen.

c) Die Firmenausschliesslichkeit für Einzelunternehmungen ist in der ganzen Schweiz garantiert.

R F

Für Einzelunternehmungen nur am gleichen Ort d) Bei gemischtwirtschaftlichen Unternehmungen haben der Staat und die ­privaten Miteigentümer Einfluss auf die Geschäftsführung.

e) Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist nicht gewinnorientiert, sondern dient in erster Linie der Selbsthilfe.

R F

Dies gilt für die Genossenschaft. f) Die Firma einer GmbH muss zwingend den Zusatz «GmbH» enthalten.

g) Gemischtwirtschaftliche Unternehmungen heissen so, weil sie ihre Produkte oder Dienstleistungen sowohl dem Staat als auch Privatpersonen verkaufen.

Weil sie vom Staat und von Privaten finanziert werden.

Brennpunkt Betriebswirtschaft

1

R F

AG

a) Bei den Gesellschaftsunternehmungen wird zwischen Genossenschaften ­einerseits und Kapitalgesellschaften andererseits unterschieden.

Welche Rechtsform würden Sie bei den folgenden Aussagen empfehlen?

GmbH

Welche Aussagen sind richtig (R); welche falsch (F)? Setzen Sie das zutreffende Symbol in das Kästchen und korrigieren Sie die Fehler auf den leeren Linien.

Einzelunternehmung, GmbH oder AG? Einzelunternehmung

Übung 7

E

G

A

X

X

a)

Ich will das unternehmerische Risiko nicht alleine tragen.

b)

Ich will über die Gewinnverteilung alleine entscheiden.

c)

Ich will ausschliesslich mit dem in der Unternehmung investierten ­Kapital haften.

X

X

d)

Ich möchte in der Firma nicht mit meinem Namen in Erscheinung ­treten.

X

X

e)

Nach meinem Tode soll die Unternehmung (oder mein Anteil daran) problemlos unter den Erben aufgeteilt werden können.

f)

Ich will das Haftungsrisiko möglichst gering halten, mein starkes ­persönliches ­Engagement aber dennoch deutlich machen.

g)

Meine Tochter soll dereinst mein Geschäft übernehmen; die Recht­sform soll eine schrittweise Übernahme der Verantwortung begünstigen.

h)

Die Unternehmung soll in Zukunft unter einer neuen Firma auftreten, die nicht mehr an den alten Namen erinnert.

X

X

i)

Es ist mir nicht gelungen, mit eigenen Sicherheiten die notwendigen Bankkredite für Erweiterungsinvestitionen zu erhalten.

X

X

j)

Ich habe kapitalkräftige Partner gefunden, die sich jedoch nicht selbst in der U ­ nternehmung engagieren möchten.

k)

Jeglicher Papierkram ist mir ein Gräuel. Ich möchte den administrativen Aufwand deshalb minimieren.

l)

Ich möchte nicht nur vom Kapital eines Partners, sondern auch von seinem ­unternehmerischen Know-how profitieren.

Eine erste Übersicht über die Wirtschaft (Ausgabe für Lehrperson)

X

X X X

X X X

Seite 33


Brennpunkt Betriebswirtschaft

Aufgabe 2

1

Wirtschaftskreislauf (Ausgabe für Lehrperson)

Seite 38

Aktiengesellschaft oder GmbH?

Hans Forstmoser hat vor zehn Jahren eine Gartenbauunternehmung gegründet. Die Unternehmung hat sich in dieser Zeit erfolgreich entwickelt und beschäftigt derzeit rund 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Firma Forstmoser ist in der mittelgrossen, prosperierenden Stadt gut etabliert und bekannt für die Gesamtgestaltung von Gartenanlagen. In letzter Zeit sind die folgenden Tendenzen erkennbar: ■ Kleine, arbeitsintensive Gartenarbeiten werden an kleinere Konkurrenzunterneh­ mungen vergeben, weil diese günstigere Offerten unterbreiten. Die Gartenbauunternehmung Forstmoser erhält eher die grösseren Aufträge, bei denen sich der Einsatz von Maschinen lohnt. Diese Maschinen müssen teilweise von Bauunternehmungen ­gemietet werden. ■ Am Rande der Stadt entstehen neue Einfamilienhausquartiere für eine eher wohl­ habende Bevölkerungsgruppe. Dabei überlegen sich immer mehr Hauseigentümer den Bau eines eigenen Swimmingpools, eines separaten Gartenhauses oder eines Tennisplatzes. Hans Forstmoser möchte sich in Zukunft auf diese Arbeiten, die spezielle Kenntnisse und ziemlich viel Kapital erfordern, konzentrieren. Er kann die notwendigen Investitionen aber nicht aus der eigenen Tasche finanzieren. Neben der Aufnahme eines Bankkredites überlegt er sich deshalb die Zusammenarbeit mit kapitalkräftigen Partnern, die sich an der Unter­ nehmung beteiligen möchten. In diesem Zusammenhang prüft er eine Umwandlung seiner Einzel­unternehmung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder eine Ak­ tiengesellschaft (AG). Beraten Sie Hans Forstmoser bei seinem Entscheid. Berücksichtigen Sie dabei die folgenden Informationen über die Besonderheit der einzelnen Rechtsformen.

Kriterium

Einzel­ unternehmung

GmbH

AG

Geschäftsführung (Arbeitsteilung)

Eigentümer alleine

Alle Gesellschafter, sofern nichts ­anderes abgemacht

Verwaltungsrat (evtl. Direktion) gemäss Mehrheitsbeschluss der Aktionäre

Möglichkeit der Eigenkapital durch Kapitalbeschaffung eine Person ­( = ­Eigentümer) a­lleine. Kredite bei Banken oder weiteren ­Kreisen

Eigenkapital durch die Gesellschafter gemeinsam. Kredite bei Banken oder weiteren ­Kreisen

Eigenkapital durch die Aktionäre gemeinsam. Kredite bei Banken oder weiteren ­Kreisen

Haftung bei ­ onkurs der K U ­ nternehmung

Haftet alleine und mit dem gesamten Vermögen

Haftung ausschliess- Haftung ausschliesslich mit dem Gesell- lich mit dem Gesellschaftsvermögen schaftsvermögen

Steuerliche B ­ elastung

Nur der Eigentümer wird besteuert

Wirtschaftliche Doppelbesteuerung: Unternehmung und Eigentümer werden besteuert

Wirtschaftliche Doppelbesteuerung: Unternehmung und Eigentümer werden besteuert

Mögliche Anonymität der Mit­ eigen­tümer (Firma = Name der Unter­­ nehmung)

Firma enthält zwingend den Namen des Unternehmers

Firma frei wählbar; Zusatz «GmbH» ist zwingend

Firma frei wählbar; Zusatz «AG» ist zwingend


Kriterium

GmbH

Aktiengesellschaft

Geschäftsführung

Grundsätzlich Aufteilung der Geschäftsführung auf alle Gesellschafter; Forstmoser kann die Unternehmung nicht mehr alleine führen (ausser er führt das Unternehmen als Ein-Personen-GmbH).

H. Forstmoser könnte seine Unternehmung nach wie vor (als Verwaltungsrat) alleine führen. Die zusätzlichen ­Kapitalgeber hätten aber sehr wahrscheinlich Einsitz und Mitsprache im Verwaltungsrat.

Möglichkeit der ­Kapitalbeschaffung

Grössere Eigenkapitalbasis als Einzelunternehmung, weil zusätzliche Gesellschafter im Geschäft sind. Zusätzliche Kreditaufnahme je nach Vertrauen der Banken (dürfte auch abhängig sein von den neuen Partnern).

Hier könnten sich «fremde» Personen mit Aktien an der Unternehmung beteiligen, die nach aussen nicht in Erscheinung treten. Kreditaufnahme grundsätzlich gleich wie bei der GmbH.

Haftung bei Konkurs der Unternehmung

Im Gegensatz zur Einzelunternehmung könnte H. Forst­ moser seine Haftung begrenzen, es haftet ausschliesslich das Gesellschaftsvermögen.

Analog wie GmbH

Steuerliche Belastung

Kein Unterschied zwischen GmbH und AG: In beiden Fällen müssten Gewinne durch die Unternehmung versteuert ­werden.

Falls die Unternehmung Gewinnanteile an die Gesell­ schafter / Aktionäre auszahlt, sind diese dafür ebenfalls steuerpflichtig.

Mögliche Anonymität der Miteigentümer

Wünsche der Kapitalgeber können in jedem Fall erfüllt werden.

Wünsche der Kapitalgeber können in jedem Fall erfüllt werden.

Beurteilung insgesamt

Je nach dem Willen der Kapitalgeber zur Mitsprache Ideal für Zusammenarbeit mit einem Partner, der Knowhow mitbringt. H. Forstmoser müsste die Geschäfts­führung könnte die Situation für H. Forstmoser erschwert werden. Dafür ist sein Risiko auch begrenzt. aufteilen.

Brennpunkt Betriebswirtschaft

1

Eine erste Übersicht über die Wirtschaft (Ausgabe für Lehrperson)

Seite 39


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