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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge
Keine finanziellen Sorgen! Wer wünscht sich das nicht? Die meisten Menschen würden sich gerne etwas Zusätzliches leisten, wenn sie nur ein wenig mehr Geld zur Verfügung hätten. Was in jedem Betrieb üblich ist, nämlich das Erstellen eines Budgets, wird in vielen Privathaushalten vernachlässigt. Ein Haushalt kann aber durchaus mit einem Unternehmen verglichen werden, das ein «Management» und eine «Organisation» verlangt. Um erfolgreich mit Finanzen umgehen zu können, sollten diese geplant und kontrolliert werden. Dabei ist es nicht nötig, dass über jeden Fünfer abgerechnet wird. Die meisten Privatpersonen müssen aber ihr Geld bewusst einteilen, damit es für die Befriedigung möglichst vieler Bedürfnisse reicht. Dazu ist ein Budget eine wertvolle Hilfe.
Theorie 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Aufgaben
Mit einem Budget den Überblick behalten.......................................................... 2 Die finanzielle Situation mit Bilanz und Erfolgsrechnung darstellen...................... 3 Verschuldungsfallen – die Ursachen von Verschuldung........................................ 4 Die Finanzierung künftiger Projekte – mit regelmässigen Sparbeiträgen zum Ziel . 5 Kann man Sparen lernen?................................................................................... 6 Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge............................................................... 7 Liquidität: die Frage nach der Zahlungsbereitschaft............................................. 7 Sicherheit: Wahrung der finanziellen Unabhängigkeit.......................................... 8 Rentabilität: Gewinn im Verhältnis zum Eigenkapital........................................... 8 Unternehmerisch denken und handeln............................................................. 10 Canvas – Beispiel eines Geschäftsmodells; wie «funktionieren» Unternehmungen?............................................................. 11 Businessplan – Grundlage für erfolgreiche Unternehmungen............................. 13 Einen Businessplan beurteilen........................................................................... 15 Erfolgreiche Unternehmungen.......................................................................... 17 Das haben Sie gelernt........................................................................................ 18 Diese Begrifffe können Sie erklären.................................................................... 19
Brennpunkt Betriebswirtschaft
Da jedes Vorhaben Chancen und Risiken hat, ist es wichtig, dass man über die anzustrebenden Ziele sowie die Massnahmen zu deren Erreichung klare Vorstellungen hat. Mit einem Businessplan wird detailliert aufgezeigt, mit welchen Mitteln eine Geschäftsidee verwirklicht werden soll. Häufig sind dafür auch zusätzliche finanzielle Mittel notwendig. Mit einem überzeugenden Businessplan werden mögliche Kapitalgeber über die Vision und Strategie einer Unternehmung, die Marktsituation, die Organisation sowie den Finanzbedarf orientiert. Ein Businessplan ist somit bei der Gründung einer Unternehmung und bei weiteren Entwicklungsschritten notwendig und zeigt dabei konkrete Lösungen zu unternehmerischen Problemstellungen auf.
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge
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Familie Keller – Entscheidungen mit finanziellen Folgen...................................... 20 Kleinkredite oder regelmässige Sparbeiträge?..................................................... 24 Kann man Sparen lernen? Der Marshmallow-Test............................................... 26 Renato Keller macht sich selbstständig............................................................... 27 Auf der Suche nach einer neuen Geschäftsidee.................................................. 34 Und Ihr persönliches Geschäftsmodell?.............................................................. 37 Businessplan für Renato Keller........................................................................... 38
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge
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Brennpunkt Rechnungswesen – Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge 2
Mit einem Budget den Überblick behalten 1 1Mit einem Budget den Überblick behalten n
Schritt 1: Fakten sammeln
Es ist nicht immer einfach, die eigenen Ausgaben im Griff zu haben. Wir sind ständig von Werbung umgeben, die uns zum Konsum verführen will. Aktionen, Sonderangebote und Rabattsysteme suggerieren uns manchmal sogar, dass wir sparen könnten, indem wir konsumieren. Und schliesslich erleichtern uns Kredit- oder Zahlkarten Spontankäufe, weil wir zur Zahlung nicht konkret ins Portemonnaie greifen müssen. Um seine Ausgaben im Griff zu haben, braucht man Disziplin und muss Prioritäten setzen. Dazu ist es sinnvoll ein Budget zu erstellen.
Wer seinen Umgang mit Geld bewusst angehen will, muss sich zunächst mit den folgenden Leitfragen auseinandersetzen: Wie hoch sind die Einnahmen? Wie hoch die Ausgaben? Zu welchem Zeitpunkt fallen die verschiedenen Ausgaben an? In der Regel macht das Zusammenstellen der künftigen Ausgaben am meisten Mühe.
n Unentbehrliches: Gewisse Ausgaben sind unumgänglich: Nahrungsmittel für eine ausge-
n
wogene und abwechslungsreiche Ernährung; Kleider, die einem gefallen und in denen es einem wohl ist; Wohnen, um sich in den eigenen vier Wänden zu erholen; Körperpflege und Hygiene, Prämien für Krankenkassen und weitere Versicherungen, damit das Leben auch nach Schicksalsschlägen weitergehen kann; Steuern, damit staatliche Leistungen finanziert werden können; Freundschaft und soziale Kontakte, um sein Leben mit andern teilen zu können und sich vor Einsamkeit zu schützen.
n Notwendiges: Andere Ausgaben sind zwar nicht absolut zwingend, ergeben sich aber aus der üblichen Lebensführung: Mobilität, weil wir in vielen Lebensbereichen auf Verkehrsmittel angewiesen sind; Sport, um in Form und ausgeglichen zu bleiben; Kultur, um sich zu bilden und mit anderen Menschen spannende Momente zu erleben; Ferien, in denen wir ausspannen und zu neuen Horizonten aufbrechen können; Geschenke, weil wir anderen und uns selbst auch ab und zu eine kleine Freude bereiten wollen.
n Zusätzliches und Überflüssiges: Die Werbung zeigt uns immer wieder, was wir alles benötigen, um dabei zu sein. Wer hat nicht schon Dinge gekauft, die im Grunde unnötig waren? Viele sehen im Shoppen einen Stresskiller, nach dem Motto: «Ich hatte einen anstrengenden Tag, jetzt gönne ich mir wieder einmal etwas.» Häufig ist es «einfacher», den Wünschen und Bedürfnissen nachzugeben, als der Konsumlust zu widerstehen. Und bekanntlich fällt es uns nicht schwer, eine unüberlegte Ausgabe im Nachhinein zu rechtfertigen. Es ist keine Kunst, Geld auszugeben, wenn genügend vorhanden ist. Schwieriger ist es, mit einem begrenzten Budget vernünftig umzugehen. Aber auch das kann man lernen, wenn man dabei ein paar Grundregeln einhält.
Schritt 2: Budget erstellen
Aufgrund der gesammelten Fakten können wir einen Plan der zukünftigen Eingaben und Ausgaben, ein sogenanntes «Budget», erstellen. Dieses kann je nach Informationsbedarf in unterschiedliche Kategorien gegliedert werden. Im Internet finden sich verschiedene Budgetvorlagen mit Richtlinien für Lehrlinge, Studierende, Familien und Alleinerziehende (www.budgetberatung.ch). Es gibt auch kostenlose Apps, mit deren Hilfe man recht einfach ein persönliches Budget erstellen kann. Wer damit seine Ein- und Ausgaben wahrheitsgemäss erfasst, sieht auf seinem Smartphone sofort, ob die eigenen Budgetvorgaben eingehalten oder überschritten werden.
n Schritt 3: Budget einhalten Ein Budget erstellen ist das eine, danach zu leben, das andere. Wie streng sollen wir uns an die Budgetvorgaben halten? Ist es wirklich wichtig, ob für den Ausgang im Monat z.B. genau CHF 160.– ausgegeben werden, oder können es nicht auch einmal CHF 180.– sein? Vielleicht sind es ja im nächsten Monat dann nur CHF 140.–. Grundsätzlich sind die Vorgaben einzuhalten, weil wir uns sonst allzu leicht daran gewöhnen, das Budget zu überziehen. Und dann bewegen wir uns unweigerlich in Richtung einer drohenden Verschuldung. Eine mögliche Hilfestellung, um ein Budget einhalten, ist die Einrichtung verschiedener Konten mit dem Zweck, laufend Rückstellungen zu bilden. Damit hat man bei Fälligkeit einer Ausgabe die notwendige Summe verfügbar.
n Tipp 1: Die im Voraus bekannten fixen Kosten (z.B. Miete, Krankenkasse, Versicherungen, Fahrkosten, Auto, Zeitungen, Schulgeld, PC, Steuern und Sparbeträge) auf einen Monat umrechnen und mit einem Dauerauftrag vom Lohnkonto auf ein Sparkonto überweisen.
n Tipp 2: Die variablen Kosten (Haushaltausgaben, Kleider, Schuhe, Ausgang, Hobby) über ein Lohnkonto bzw. ein spezielles Haushaltkonto bezahlen.
finanzielle Situation Bilanz und Erfolgsrechnung darstellen 2 2DieDie finanzielle Situation mitmit Bilanz und Erfolgsrechnung darstellen Die Bilanz Eine Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden an einem bestimmten Tag
Die Erfolgsrechnung Eine Gegenüberstellung von Aufwänden und Erträgen während einer bestimmten Periode
AKTIVEN BILANZ Familie Keller PASSIVEN (Vermögen) 31.12.2022 (Beträge in CHF) (Schulden) Flüssige Mittel 8'000 Offene Beträge 15'000 Bargeld, Postkontoguthaben, Steuerrechnung 2018, Zahnarztrechnung, Bankkontoguthaben Kreditkartenrechnung Wertschriften 35'000 Darlehen 570'000 Aktien, Fondsanteile Hypotheken für Haus und Ferienwohnung Sparguthaben 450'000 Sparkontoguthaben, Altersguthaben Pensionskasse Mobiliar (Einrichtungen) 200'000 Möbel, Kleider, Bilder, Geschirr, Geräte Vermögensüberschuss (Küche, Fernseher, Computer), Sportgeräte, 873'000 (= «Eigenkapital») Werkstatt Till, Reitausrüstung Tabea Fahrzeuge 15'000 Toyota, Roller (Till), Velo (Tabea) Immobilien 750'000 Haus, Ferienwohnung
AUFWÄNDE ERFOLGSRECHNUNG Familie Keller ERTRÄGE (Wertverzehr) für das Jahr 2022 (Beträge in CHF) (Wertzuwachs) Wohnen 24'582 107'500 Miete inkl. Nebenkosten bzw. HypothekarLohn Vater, Lohn Mutter, zinsen, Strom, Wasser, Kinder-/Ausbildungszulagen Telefon/Internet, Radio/TV (Serafe) Versicherungen 13'340 Übrige Einnahmen 1'700 Krankenkasse/Unfall, Mobiliar/Haftpflicht, Wertschriftenerträge, Lebensversicherung, Gebäudeversicherung Mieteinnahmen Ferienwohnung Steuern 12'000 Staats-/Gemeinde-/Kirchen-/Bundessteuer Mobilität 3'360 Öffentlicher Verkehr, Roller / Velo Auto 11'052 Mfzg-Steuern, Mfzg-Versicherungen (Mfzg-Haftpflicht-/-Kasko-Versicherung), Abstellplatz/Garage, Vignette, Service, Reparaturen, Benzin, Abschreibung (Wertverlust/Amortisation) Verschiedenes 4'620 Zeitungen/Zeitschriften, Mitgliedschaften, Verbände, PC (Unterhalt/Amortisation), Schulgeld/Aus- und Weiterbildung, Sport (Ausrüstung, Lager) Haushalt 22'800 Nahrungsmittel, Getränke, Nebenkosten, Geschenke/Einladungen/Geburtstage Persönliche Auslagen 9'840 Kleider/Schuhe, Taschengeld (Freizeit, Ausgang), Handy, Auswärtige Verpflegung Ertragsüberschuss (= «Gewinn») 7'606 für Unvorhergesehenes, Anschaffungen, Ferien
Total
1'458'000
Total
1'458'000
Zur Farblegende: AKTIVEN = gelb
wie Gold, von dem man gerne mehr hätte.
PASSIVEN = blau
wie Wellen, weil es bei zu vielen Verbindlichkeiten stürmisch werden könnte.
AUFWÄNDE = rot wie Feuer, welches Werte verbrennt. ERTRÄGE = grün
wie Pflanzen, die hoffentlich immer weiter wachsen.
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Verschuldungsfallen – die Ursachen von Verschuldung
Gemäss der Schuldenberatung Schweiz (www.schulden.ch) lassen sich die folgenden Verschuldungsursachen unterscheiden: ■ Top-5-Verschuldungsursachen von Jugendlichen
■ Top-5-Verschuldungsursachen von Erwachsenen
1. Fehlende Finanzkompetenz Als Zielgruppe der Werbung oder als Empfänger von Taschengeld kommen Kinder schon früh mit Geld in Berührung. In der Schweiz hat jede / r fünfte Jugendliche Schulden. Oftmals beginnt im jungen Erwachsenenalter eine Verschuldungsgeschichte, die verhindert werden könnte.
1. Fehleinschätzungen Rund die Hälfte aller Verschuldungen könnten durch entsprechendes Wissen rund um die Finanzkompetenz verhindert werden. Mögliche Schuldenfallen sind: Konsumkredite, Darlehensverträge, Steuern, Krankenkasse, Versicherungen.
2. Konsum als Freizeitbeschäftigung Erwachsene sind Vorbilder für Kinder und Jugendliche. Gelebte Werte wie «kaufe heute, zahle morgen» prägen unsere Kinder in ihrem Verhalten. Typische Schuldenfallen sind z. B. die mobile Kommunikation und der Markenkult.
2. Einkommenseinbussen Vor allem Personen ohne oder mit schlechter Ausbildung sind betroffen von Wirtschaftsschwankungen im Arbeitsmarkt. Im Juni 2022 betrug die Arbeitslosenquote in der Schweiz 2.0%., bei Führungskräften1.6%, bei Hilfsarbeitskräften 6.6%.
3. Gruppendruck Oft wirkt sich Gruppendruck in Form von «demonstrativem Konsum» aus. Dabei zielt das öffentliche Konsumieren darauf ab, zu zeigen, was man sich alles leisten kann. Hierdurch soll sozialer Status dargestellt oder erhöht werden. Beispiel: «Seht mein neues Handy! Bin ich nicht toll?!»
3. Familie In der Schweiz lebt fast jede zweite Familie am Existenzminimum. Eine Zahnarztrechnung genügt oftmals, um die laufenden Ausgaben nicht mehr vollständig bezahlen zu können. Weitere Ursachen können Trennung, Scheidung und als Folge davon Alimente und doppelte Ausgaben für das Wohnen sein.
4. Kompensatorischer Konsum Als «kompensatorisch» wird ein Konsumverhalten bezeichnet, das eine innere Leere ausfüllt sowie einen ständigen Frust. Es wird somit nicht Geld ausgegeben für Güter oder Dienstleistungen, die man benötigt, sondern es wird rein aus Gründen der Frustbewältigung konsumiert.
4. Krankheit Die Arbeitgeber sind zwar bei Krankheit der Arbeitnehmenden verpflichtet, den Lohn vorerst weiter zu zahlen. Schon nach relativ kurzer Zeit entfallen jedoch die Lohnzahlungen bis zur Weiterführung des Arbeitsverhältnisses. Im ersten Dienstjahr beträgt die Lohnfortzahlungspflicht gemäss OR nur drei Wochen.
5. Sucht Die Kaufsucht ist eine psychische Störung, die sich als zwanghaftes episodisches Kaufen von Waren und Dienstleistungen äussert. Sie wird, ähnlich wie die Spielsucht oder die Arbeitssucht, nicht als eigenständige Krankheit gesehen, sondern zu den Zwangsstörungen gerechnet.
5. Selbstständigkeit Neben der Arbeitslosigkeit gehört die gescheiterte Selbstständigkeit zu den Top-5-Ursachen für eine Überschuldung. Oftmals stehen hohe laufende Kosten und Verpflichtungen der Hoffnung auf bessere Zeiten im Weg.
Quelle: Plusminus Budget- und Schuldenberatung, www.plusminus.ch
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Aufgabe 3
Aufgabe 3
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge (Ausgabe für Lehrperson)
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Brennpunkt Rechnungswesen – Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge 26
Kann man Sparen lernen? Der Marshmallow-Test Kann man Sparen lernen? Der Marshmallow-Test
Der Psychologe Walter Mischel hat 1970 ein spezielles Experiment mit 4- bis 6-jährigen Kindern durchgeführt: Die Kinder erhielten eine Süssigkeit vorgesetzt (im Experiment war dies ein so genanntes Marshmallow). Die Kinder konnten nun wählen: Entweder dieses Marshmallow sofort zu essen, oder 15 Minuten lang darauf zu verzichten, um dann ein zweites Marshmallow zu erhalten. Wie hätten Sie reagiert? a)
Betrachten Sie im folgenden Video, wie Kinder mit dieser Versuchung umgehen. Welche erfolgreichen Strategien werden angewandt?
(https://www.youtube.com/watch?v=Y7kjsb7iyms / Zugriff 14.03.16)
b)
Dieses Experiment wurde mit über 600 Kindern durchgeführt. Für die Auswertung dieses Marshmallow-Tests wurden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt: die «Low Delayers», welche schlechter auf die in Aussicht gestellte Belohnung (zweite Süssigkeit) verzichten konnten, und die «High Delayers», welche ihr Bedürfnis nach der Süssigkeit besser aufschieben konnten. In den folgenden Jahren (10, 20, 30 Jahre später) wurden bei diesen Gruppen verschiedene Aspekte erhoben. Kreuzen Sie in der folgenden Tabelle an, bei welcher Gruppe Sie bei der Messung der einzelnen Aspekte nach 20 Jahren ein besseres Ergebnis erwarten (X = besseres Ergebnis; 0 = kein Unterschied) Gruppe 1 «Low Delayers» (Ungeduldige)
Gruppe 2 «High Delayers» (Geduldige)
Sportliche Aktivität Erfolg in der Schule Umgang mit Rückschlägen Alkohol-/Drogen-/Spielsucht Emotionale Stabilität Ergebnis Intelligenztest
Für weitere Informationen zum Marshmallow-Test: § Zeit Online – ZEIT Wissen Nr. 2/2015 (https://www.zeit.de/zeit-wissen/2015/02/marshmallow-experiment-psychologie-walter-mischel/) § Der Marshmallow-Test & der Weg zum Glück mit Walter Mischel | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur, 22.03.2015: (https://www.youtube.com/watch?v=gdQ1S8Djgxk)
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge (Ausgabe für Lehrperson)
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Aufgabe 4
Aufgabe 4
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Brennpunkt Rechnungswesen – Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge 27
Renato Keller macht sich selbstständig Renato Keller macht sich selbstständig
Nachdem sich die Gerüchte über den schleichenden Geschäftsgang seiner Transportunternehmung und mögliche Kündigungen gehäuft haben, hat Renato Keller das Gespräch mit seinem Arbeitgeber gesucht. Der Inhaber hat ihm dabei mitgeteilt, dass er aus Altersgründen, aber auch aufgrund rückläufiger Transportaufträge einen Verkauf seiner Transportunternehmung in den nächsten 6 bis 18 Monaten in Betracht ziehe. Am Familientisch werden die unangenehmen Aussichten diskutiert: Renato Keller ist überzeugt, dass er für viele Kunden, zu denen er in den letzten Jahren ein persönliches Verhältnis aufgebaut hat, auch selbstständig mit Transportdienstleistungen bedienen kann. Die Aufträge könnte er per Telefon organisieren, bei den Rechnungen könnte ihn seine Frau unterstützen. Nach einem zweiten Gespräch mit seinem Arbeitgeber kündigt Renato Keller zur Überraschung seiner Chauffeur-Kollegen auf Ende Jahr seine Arbeitsstelle, kauft «seinen Lastwagen» von seinem Arbeitgeber und macht sich selbstständig.
Renato Kellers Fahrzeug: Ein 40-Tonner LKW, komplett zu CHF 80'000.‒. Die Sattelzugmaschine (EURO 5 Norm) mit 200'000 km kostet CHF 60'000.‒; der 3-Achs-Auflieger CHF 20'000.‒.
Dieser Entscheid hat zur Folge, dass verschiedene finanzielle Überlegungen angestellt werden müssen. Auf den nächsten Seiten begleiten und beraten Sie Renato Keller bei den folgenden Schritten: a)
Aufzeichnung der Vorfälle in der Unternehmung
b)
Erstellung eines Liquiditätsplanes bzw. einer Geldflussrechnung für die ersten drei Monate
c)
Beurteilung der finanziellen Lage aufgrund der Geldflussrechnung am Ende des 1. Quartals
d)
Erstellung einer Bilanz und einer Erfolgsrechnung
e)
Beurteilung der finanziellen Lage aufgrund der Bilanz und Erfolgsrechnung
f)
Ermittlung von Kalkulationsgrundlagen
g)
Kalkulation der Selbstkosten eines Transportauftrages
h)
Beurteilung der finanziellen Aussichten für das Geschäft von Renato Keller
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge (Ausgabe für Lehrperson)
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a)
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Brennpunkt Rechnungswesen – Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge 28
Renato Keller kauft seinem bisherigen Arbeitgeber «sein» Fahrzeug zu einem Preis von CHF 80'000 ab. Zu den Konsequenzen seines Entschlusses gehört auch die Tatsache, dass er nun gründlich über alle Einnahmen und Ausgaben Buch führen muss. Weil er für einen Buchhaltungskurs im Moment keine Zeit hat, entschliesst er sich, vorerst einfach Tag für Tag alles, was ihm in diesem Zusammenhang wichtig scheint, in einer Tabelle zu notieren. Unten finden Sie seine Einträge für die ersten drei Monate. Um den Überblick besser zu behalten, lässt er alle Einzahlungen und Auszahlungen über das Bankkonto laufen, welches er für sein Geschäft eingerichtet hat. Daneben führt er sein persönliches Postkonto, auf das er sich jeweils Ende Monat CHF 6'000.‒ als Lohn überweisen will. Lesen Sie diese Geschäftsfälle durch und kreuzen Sie jene Geschäftsfälle an, welche sich auf das Bankkonto auswirken.
Datum
Geschäftsfälle (Vorgänge in der Unternehmung)
03.01.
Einzahlung Ersparnisse auf Bankkonto Geschäft: CHF 50'000.–.
05.01.
Aufnahme Bankkredit (für LKW und laufende Ausgaben), Einzahlung des Betrages auf das Bankkonto Geschäft CHF 50'000.–.
12.01.
Banküberweisung für den übernommenen LKW, Sattelzugmaschine plus 3-Achs Auflieger, insgesamt CHF 80'000.–. Bezahlung der Quartalsrechnung für die Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung für den gesamten Lastenzug: CHF 1'800.–.
14.01.
Die Schwerverkehrssteuer (LSVA) beträgt für eine voraussichtliche Jahresleistung von 50 000 km CHF 44'000.–/Jahr. Überweisung des Teilbetrages für das 1. Quartal.
16.01.
Zahlung der Rechnung für die übrigen, notwendigen Versicherungen (Frachtführerhaftpflicht- und Transportversicherung), Prämie für die ersten 3 Monate CHF 500.–.
25.01.
Überweisung Lohn Januar CHF 6'000.– auf das private Postkonto.
30.01.
Versand Rechnungen für erbrachte Transportleistungen im Januar: CHF 13'500.–, Zahlungsfrist 30 Tage:
31.01.
Eingang Rechnung für Treibstoffbezüge im Januar: CHF 1'800.–, Zahlungsfrist 30 Tage.
15.02.
Kurzfristige Erhöhung des Kredites um CHF 10'000.–, Einzahlung des Betrages auf das Bankkonto. Dieser Überbrückungskredit muss innert drei Monaten zurückbezahlt werden.
18.02.
Bezahlung der kantonalen Motorfahrzeugsteuern (Jahresrechnung) für die Sattelzugmaschine inklusive Auflieger: CHF 2'000.–.
25.02.
Überweisung Lohn Februar CHF 6'000.– auf das private Postkonto.
25.02.
Eingang Rechnung für Treibstoffbezüge im Februar: CHF 1'940.–, Zahlungsfrist 30 Tage.
28.02.
Versand Rechnungen für erbrachte Transportleistungen im Februar: CHF 13'600.–, Zahlungsfrist 30 Tage.
27.02.
Bezahlung der Rechnung Treibstoffbezüge vom 31.01.: CHF 1'800.–.
05.03.
Unvorhergesehene Reparatur am Fahrzeug mit der Maestro-Karte bezahlt: CHF 1'000.–.
12.03.
Zahlungseingang der versandten Rechnungen vom 30.01.: CHF 13'500.–.
14.03.
Teilrückzahlung des Überbrückungskredits vom 15.02.; CHF 5'000.–.
15.03.
Voranzeige der Zinsbelastung von CHF'900.– für den Bankkredit vom 05.01.; Belastung per 31.03.:
25.03.
Überweisung Lohn März CHF 6'000.– auf das private Postkonto.
30.03.
Bezahlung der Rechnungen Treibstoffbezüge vom 25.02.: CHF 1'940.–.
31.03.
Versand Rechnungen für erbrachte Transportleistungen im März: CHF 14'100.–, Zahlungsfrist 30 Tage.
31.03.
Eingang Rechnung für Treibstoffbezüge im März: CHF 2'000.–, Zahlungsfrist 30 Tage
31.03.
Zinsbelastung gemäss Voranzeige vom 15.03.: CHF 900.–.
10.01.
Auswirkungen auf Bankkonto (X)
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge (Ausgabe für Lehrperson)
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Brennpunkt Rechnungswesen – Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge 29
Die Aufnahme des zusätzlichen Bankkredites am 15.02. war Renato Keller etwas peinlich. Damit er seine finanzielle Situation besser überwachen kann, führt er das folgende Schema. Damit kann er überprüfen, ob auf seinem Bankkonto Ende Monat genügend Geld ist, um seine Rechnungen bezahlen zu können. Analysieren Sie den Aufbau des unten stehenden Liquiditätsplanes (auch Geldflussrechnung genannt) und tragen Sie für die Monate Februar und März die Ein- und Auszahlungen nach.
Liquiditätsplan / Geldflussrechnung für die Monate Januar – März Februar
Januar Datum Flüssige Mittel am Monatsanfang
Ist
Datum
März Ist
0
+ Einzahlungen von Kunden
30.01.
0
- Auszahlungen für Energie (Treibstoff)
31.01.
0
- Auszahlungen für Lohn
25.01.
-6'000
12.01.
-1'800
14.01.
-11'000
16.01.
-500
- Auszahlungen für Reparaturen - Auszahlungen für Fahrzeugversicherungen (Haftpflicht-/Vollkaskoversicherung) - Auszahlungen für Fahrzeugsteuern (Schwerverkehr-/Motorfahrzeugsteuern) - Auszahlungen für übrige Versicherungen (Frachtführerhaftpflicht- und Transportvers.) - Auszahlungen für Büromaterial - Auszahlungen für Werbung Geldfluss aus Geschäftstätigkeit (Cash Flow) - Auszahlungen für Kauf von Sachanlagen (Investitionen) + Einzahlungen für Verkauf von Sachanlagen (Desinvestition)
-19'300 10.01.
Geldfluss aus Investitionstätigkeit + Einzahlungen aus Finanzierung durch Fremdkapital + Einzahlungen aus Finanzierung durch Eigenkapital
-80'000
-80'000 05.01.
50'000
03.01.
50'000
- Auszahlung für Zinsbelastungen - Auszahlungen für Rückzahlung von Fremd-/Eigenkapital (Definanzierung) Geldfluss aus Finanzierungstätigkeit Flüssige Mittel am Monatsende c)
100'000 700
Wie beurteilen Sie die finanzielle Lage des Geschäfts von Renato Keller am Ende des ersten Quartals?
Datum
Ist
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Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge (Ausgabe für Lehrperson)
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Brennpunkt Rechnungswesen – Finanzwirtschaftliche Zusammenhänge 30
Am Ende des 1. Quartals als Einzelunternehmer analysiert Renato Keller seine finanzielle Situation mithilfe einer Bilanz per 31.03. und einer Erfolgsrechnung für die ersten drei Monate seiner Geschäftstätigkeit. Ergänzen Sie die folgende Darstellung und tragen Sie den Erfolg (Gewinn oder Verlust) für das 1. Quartal ein.
AKTIVEN (Vermögen)
BILANZ 31.03. Transportunternehmung Renato Keller
Flüssige Mittel
Offene Beträge
Guthaben Bankkonto
Offene Rechnungen
Forderungen
Schulden Bankkonto
Guthaben bei Kunden
Darlehen
Fahrzeuge
Bankkredit
Lastwagen
Eigenkapital
PASSIVEN (Schulden)
Eigenkapital (am 01.01.)
Total
AUFWÄNDE (Wertverzehr)
Total
Erfolgsrechnung 1. Quartal (01.01. – 31.03.) Transportunternehmung Renato Keller
Energieaufwand (Treibstoff)
Transportertrag
Januar
1'800
Januar
Februar
1'940
Februar
März
2'000
März
Personalaufwand Januar
6'000
Februar
6'000
März
6'000
Unterhalt, Reparaturen Ausserord. Reparatur LKW
1'000
Fahrzeugaufwand Schwerverkehrsabgabe (LSVA) Haftpflicht-/Vollkaskoversicherung
11'000 1'800
Übrige Versicherungen
500
Motorfahrzeug-Steuer
2'000
Zinsaufwand Zins für Bankkredit
Total
ERTRÄGE (Wertzuwachs)
900
Total
13'500