Vlowers Magazin – Herbst 2015

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JOYFUL VEGAN LIVING / 3. AUSGABE / HERBST 2015 LANDBAU OHNE „NUTZTIERE“/ VEGANER GITARRENROCK / GREEN BEAUTY / PFLANZENMUCKIS


HAMMAM BASAR

PATUMBAHPARK

MÜHLEBACHSTRASSE 8008 ZÜRICH 157–159

WWW. HAMMAMBASAR.CH

F OTO G R A F I E : S U S A N A B RU E L L

SALON — MEDITERRANE MAGHREBINISCHE VEGANE VEGETARISCHE KÜCHE TÄGLICH VON 10 BIS 22.30 UHR

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VLOWERS MAGAZIN


M E H R ÜB E R UNS W W W.VLO W E RS.CH

INHALT Seite 04 Das Vlowers-Magazin auf freudiger Weiterreise

Seite 06 Pretty and Pure: Schön ohne Chemie

Seite 08 Gitarrenrock mit Herz

Seite 10 Muskulös mit Pflanzenkost

Seite 12 Nährstoffportrait Kalzium mit Rezept

WIRKENDE

Seite 14 News & Tipps

Seite 16 Sandra Weber

Veganer Landbau – geht das?

Chief Editor info@vlowers.ch

Seite 20 Portrait: Maurizio Feraco - veganer Tätowierer

Carolina Flores Creative Director www.studio-libelula.ch

Seite 22 Allerlei & Vorschau

Tanja Kummer Schriftstellerin www.tanjakummer.ch

Valentin Salzgeber Unterassistenzarzt, Mitarbeiter Vegane Gesellschaft Schweiz

Herausgeberin: Vlowers Sandra Weber, Zürich Auflage: 3000 Exemplare, deutsch Erscheinung: 4 x jährlich Texte und Interviews, wo nicht anders vermerkt: Sandra Weber Distribution: Auslage in Cafés, Geschäften, Bioläden, Coiffeursalons, Frühstückscafé Vlowers im Zürcher Gemeinschaftszentrum Wipkingen, Yogastudios Druck: Druckerei Albisrieden AG, Zürich Abo: Jahresabo erhältlich für CHF 25.© by Vlowers. Alle Rechte vorbehalten.

V LO W ER S AU F FA CE BO OK WW W.FA CE BO OK.CO M /

VL OW ER SJO YF ULV EG AN LIV ING

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SA M ST AG , 5. SE PT EM BE R

WEITERREISE

VE GA NM AN IA -F ES TI VA L IN WI NT ER TH UR M IT VL OW ER S- FR ÜH ST ÜC K! WW W.VE GA NM AN IA .CH

DIE GESCHICHTE VON VLOWERS BEGANN... ...MIT EINEM MONATLICHEN FRÜHSTÜCKSKURS. EIN HALBES JAHR SPÄTER WURDE AUS DEM KURS EIN WÖCHENTLICHES SONNTAGS-FRÜHSTÜCKS- CAFÉ. UND NOCHMALS EIN JAHR SPÄTER KAM DIESES MAGAZIN DAZU. DER NAME VLOWERS BLIEB. Was für eine glückliche Fügung: Gleich am allerersten Vlowers-Frühstückskurs nahm auch Carolina Flores, begabte Grafikerin und damals frischgebackene Veganerin, teil. Wer hätte damals gedacht, dass wir mal zusammen ein veganes Magazin realisieren und Carolina Creative Director von Vlowers wird? Vlowers ist jetzt also ein Frühstückscafé, ein Magazin – und, nicht zu vergessen – auch ein Blog! Und was die Zukunft bringt, werden wir sehen. Im Hintergrund laufen derweil bereits die nächsten Projekte... Aufgrund der dynamischen Geschichte von Vlowers haben wir eine frische Facebook-Seite erstellt mit dem neuen Slogan: Vlowers - Joyful Vegan Living. Am besten abonnierst du die Seite gleich, dann weisst du nicht nur, was jeweils am Sonntag auf dem Vlowers-Frühstücksbuffet steht, sondern bist auch sonst up to date, was in Sachen vegan so läuft. Das nächste Highlight wird zudem eine Blogserie aus Berlin sein, eine der veganen Hochburgen Europas. Mitte August geht’s los damit... Seit Mai gibt es das Vlowers-Magazin übrigens auch im Abo und wird darum bereits in der ganzen Deutschschweiz, vom Wallis bis nach St. Gallen, gelesen. Darüber freuen wir uns riesig.

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Im September erwartet euch nach der Vegana, die im Mai in Zürich stattfand, das zweite vegane Schweizer Grossspektakel des Jahres: in Winterthur geht nämlich bereits zum vierten Mal das Strassenfestival „Veganmania“ über die Bühne. Auch wir von Vlowers werden dort mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet präsent sein. Und nun zum Inhalt dieser Ausgabe: Sie lassen es ordentlich krachen, sind aber im Herzen sanft. Die Rede ist vom mexikanischen (und vegan lebenden) Gitarrenduo „Rodrigo y Gabriela”. Wir haben sie im Juli am Blue Balls Festival in Luzern getroffen und interviewt. Landbau ohne „Nutztiere“? Drei ExpertInnen erzählen, ob und wie das funktioniert und beurteilen das Potential der veganen Landwirtschaft. Zudem wollen wir euch zeigen, dass man auch mit pflanzlicher Kost nicht nur fit sein, sondern sogar richtig tolle Muckis haben kann. Und für die schönen Seiten des Lebens haben wir den ersten „Green Beauty Concept Store” der Schweiz besucht.

Gute Unterhaltung mit dem Vlowers-Magazin! Herzlich, Sandra Weber, Chief Editor


flyingpizza.ch VLOWERS MAGAZIN

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KOSMETIK UND PFLEGE

NATÜRLICH SCHÖN SEIN

PR E T T Y & PU R E W E IN B E R GST R A SS E 25 (L E O N H A R DT R E P P E) 8 0 0 1 Z Ü R ICH

W W W.P R E T T YA N

D P U R E. CH

Nur 5 Gehminuten vom Zürcher Hauptbahnhof entfernt befindet sich Pretty & Pure, ein Green Beauty Concept Store zum Einkaufen, Relaxen und ganzheitlichen Verwöhnen und Beraten lassen. Wir haben uns den Laden persönlich angeschaut.

Pretty & Pure führt ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment an Haut- und Haarpflege-, Parfüm- und Make-up-Produkten. Die Geschäftsführerinnen Sarah Semrau, erfahrene Make-up Artistin, und Nadine Schäppi, ausgebildete Naturkosmetikerin, spüren für ihre Kundschaft die effektivsten natürlichen Schönheitsprodukte auf, die der Markt hergibt. So findet man bei Pretty & Pure denn auch ein Angebot von über 20 Marken, die ansonsten in der Schweiz kaum oder gar nicht erhältlich sind. Neunzig Prozent des Sortimentes sind vegan, und alle Produkte sind komplett tierversuchsfrei. Zudem achten die beiden Frauen auf Bioqualität und möglichst hochkonzentrierte Wirkstoffe.

keit hat, den wunderschön eingerichteten Laden persönlich aufzusuchen, Produkte zu testen und zu riechen, und sich dabei von Nadine oder Sarah beraten zu lassen, dem oder der sei dies wärmstens ans Herz gelegt.

Hübsch im Spa

Und was heisst es eigentlich für die Geschäftsführerinnen selbst „Pretty & Pure“ zu sein? Dazu Sarahs und Nadines Statement: „Pretty & Pure bedeutet für uns Schönheit im ganzheitlichen Sinn. Damit meinen wir Beautyprodukte und -rituale, die nicht nur kurzfristigen, oberflächlichen Nutzen bringen, sondern nachhaltig pflegen, Spass machen und die Sinne anregen. Zu einem bewussten Lebensstil gehören für uns nebst Biokosmetik auch regelmässige Bewegung sowie eine gesunde Ernährung.“

Im Spa-Bereich von Pretty & Pure lässt es sich in angenehmer Atmosphäre so richtig entspannen. Hier wird man verwöhnt und verschönert mit Gesichtsbehandlungen, Natural Beauty Make-up’s, Maniküre, Pediküre oder Ayurvedischen Kopf- und Fussmassagen. Inspiriert vom natürlichen Hübschund Gepflegtsein, kann man sich auch gleich noch für Workshops wie „Detox & Veganize Your Beautycase” oder eine persönliche Schminkberatung anmelden.

Sowohl Sarah als auch Nadine ernähren sich seit ein paar Jahren vegan. Sie hoffen darum auch, dass das Angebot an veganen, fair produzierten, ökologischen und zugleich ästhetischen Konsumgütern weiter steigen wird. Und zu Ihren Zukunftsplänen bei Pretty & Pure gehört denn auch, möglichst viele Menschen für eine nachhaltige, natürliche Schönheitspflege zu begeistern, denn „niemand sollte seine Gesundheit oder das Wohl von Tieren für das Streben nach Schönheit opfern.“

Sinnlichkeit & Bewusstsein

Das finden wir auch! Wir decken uns noch mit veganer Wimperntusche, Nagellack und Lippenstift ein, verlassen beschwingt den Laden und fühlen uns ganz pretty and pure.

Viele Produkte von Pretty & Pure gibt es auch über den Onlineshop zu kaufen. Wer aber die Möglich-

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Der Behandlungsraum von Pretty & Pure - hier ist Entspannen angesagt.

Sarah Semrau und Nadine Sch채ppi in ihrem Laden in Z체rich | Bild: Frederike Asael

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MUSIK

RODRIGO & GABRIELA INTERVIEW: CAROLINA FLORES

Die Funken sprühen vor Leidenschaft, wenn das mexikanische Gitarrenduo Rodrigo y Gabriela auf der Bühne steht und sein Publikum in helle Begeisterung versetzt. Als grosser Fan von Rodrigo y Gabriela freute sich Vlowers-Creative Director Carolina Flores deshalb ganz besonders, die beiden nach ihrem Konzert am Blue Balls Festival in Luzern interviewen zu dürfen.

Rodrigo y Gabriela, wie geht es euch jetzt, kurz nach dem Konzert? G: Grossartig! Wir fühlen uns immer gut nach einem Konzert, der Druck ist vorbei und wir können uns entspannen. Während dem Konzert tauchen wir ein in unsere Musik und werden eins mit ihr. Vor einem Auftritt bin ich ziemlich nervös, ich ziehe mich zurück, höre Musik und reinige mich von den Eindrücken des Tages. Rodrigo hingegen ist auch vor den Konzerten relaxed! Ihr lebt seit einigen Jahren vegan. Aus welchen Gründen habt ihr euch zu diesem Schritt entschie- den? G: Wegen meiner Mutter bin ich bereits vegetarisch aufgewachsen. Es war für mich schon als kleines Mädchen logisch, keine Tiere zu essen. Vor ca. 9 Jahren erfuhr ich in meiner Wahlheimat Irland erstmals vom Veganismus und wurde recht schnell selbst zur Veganerin. Ich konsumiere wenn möglich lokale Bio-Lebensmittel, diese haben am wenigsten Auswirkungen auf die Umwelt. Und natürlich muss mein Essen nahrhaft und lecker sein! R: Ich war damals noch ein Fleischliebhaber und konnte Gabrielas Entscheid am Anfang nicht verstehen. Aber mit der Zeit und auch durch die Liebe und Verbindung zu unserer Katze „Mitsu“ hat es plötzlich Klick gemacht: Kurz vor einer Japan-Tournee bin ich

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ebenfalls zum Veganer geworden. Denn egal ob Katzen, Kühe oder Hühner – alle Tiere sind gleichermassen liebenswert. Wie organisiert ihr euch mit dem Essen, wenn ihr unterwegs seid? R: Heutzutage ist es nicht mehr schwierig, zu gutem veganem Essen zu kommen (zeigt auf die Hamburger von „Unmeat“, welche sich auf dem Backstage-Buffet befinden). Unsere Assistentin recherchiert jeweils vor unseren Konzertreisen etwas und wird normalerweise auch fündig. Und sollte es ausnahmsweise mal gar kein veganes Essen geben, haben wir zur Not immer ein paar Cracker im Gepäck. G: Ich könnte ein ganzes Buch darüber schreiben wie man Backstage schnell und einfach ein vegaganes Menü improvisiert! Thematisiert ihr das Thema Veganismus auch auf der Bühne? G: Nicht unbedingt. Heute hat Rodrigo allerdings mitten in der Show dem Publikum erzählt, dass er beim Erkunden der Stadt Luzern auf einem Markt einen fantastischen veganen Burger gegessen hat der Burger muss ihn wohl ziemlich geflasht haben! R: (lacht)


Akustische Brandstiftung on stage: Rodrigo y Gabriela | Bild: Jim Mimna

Ihr habt schon für Tierschutzorganisationen wie Peta Interviews gegeben. Engagiert ihr euch auch sonst für Veganismus bzw. Tierschutz? G: Zusammen mit meiner Schwester und weiteren Frauen habe ich in Mexiko die „Cooperativa Ecove- gana Zihuatanejo“ aufgebaut. Das ist eine vegane Gemeinschaft, die selber Gemüse anbaut, Workshops durchführt und selbstgekochtes Mittagessen in Lunchboxen verkauft. Die traditionelle präcolumbianische mexikanische Küche basiert fast gänzlich auf Pflanzen und ist daher eine Inspirationsquelle für uns. Unser Ziel ist es, durch Ernährung den öko- logischen Fussabdruck jedes einzelnen zu verringern und gleichzeitig den lokalen Anbau nachhaltig zu fördern. Auf dem kleinen Öko-Markt „Eco-Tianguis Sanca“ bieten wir zudem am Wochenende klassische mexikanische Gerichte in veganer Version an. Die Leute lieben unser Essen - sogar den FleischesserInnen schmeckt’s.

EINE PLAYLIST MIT UNSEREN LIEBLINGSSTÜCKEN VON RODRIGO Y GABRIELA FINDET IHR AUF WWW.VLOWE RS.CH. IE L A : R O D R IG O Y GA B R M W W W.R O D GA B.CO VEGANA CO OPER ATIVA ECO Z IH U AT A N E JO : A .CO M W W W.E CO V E GA N

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SPORT UND ERNÄHRUNG

MUSKELMANN MIT PFLANZENPOWER Um Muskeln aufzubauen, seien der Konsum von Fleisch und anderen tierlichen Proteinquellen unerlässlich - so hört man immer noch oft. Der Anblick von Hermann Dill (27) sollte diesen hartnäckigen Mythos jedoch zum Bröckeln bringen. Wir haben den sympathischen Koch und Fitnessinstruktor getroffen und gefragt: Wie wird man so gross und stark?

Hermann, wie bist du zum Veganismus gekommen? Begonnen hat alles in der Hardcore Punk-Szene. Ich war bereits Straight Edge*, und von dort ist es zum Veganismus nicht mehr weit: Mundpropaganda, Bilder, Videos, Foren, Bands, die über Veganismus singen... Früher oder später wird es immer schwieriger, die Fakten zu ignorieren. Mir wurde je länger je klarer, dass vegan zu leben das einzig Richtige ist für die Erde, für die Tiere und für unseren Körper. Zwar hat es bei mir bis zur endgültigen Umstellung noch etwas gedauert, denn wenn ich etwas mache, dann richtig. Zudem wollte ich auch im Sport weiterhin Fortschritte machen. Ich habe mich umfassend informiert – profitiert habe ich dabei auch von meiner Ausbildung als Koch - und konnte dann problemlos auf eine vegane Ernährung umstellen, ohne einen Leistungseinbruch in Kauf nehmen zu müssen. Das ist jetzt 6 Jahre her.

Wie ernährst du dich im Alltag und worauf achtest du als Sportler besonders? Fast Food oder Süsskram sind bei mir tabu. Ich versuche, mich so gesund wie möglich zu ernähren und achte dabei auch auf Makronährstoffe (Proteine, Kohlenhydrate und Fette). Mit sechs über den Tag verteilten Mahlzeiten versorge ich meinen Körper optimal mit den wichtigsten Nährstoffen, damit er maximale Leistung vollbringen kann. Wie motivierst du dich? Verfolgst du ein Ziel? Ich bin körperlich topfit, fühle mich super, mache Stück für Stück Fortschritte. Das ist Motivation genug, um weiter zu machen! Aber auch ein guter Trainingspartner spornt einen an! Mein Ziel? Vielleicht der „Fittest Vegan Chef on Earth“ zu werden, wenn es so was gibt? So oder so: Veganpower rocks!

Wie lange treibst du schon Kraftsport? Was bedeutet dieser Sport für dich?

Du hast mit zwei Freunden das vegane Restaurant „roots“ in Zürich eröffnet. Was ist euer Konzept?

Sport war schon immer ein grosses Thema für mich. Bereits mit 5 Jahren habe ich mit Ringen angefangen. Nach 15 Jahren war dies aus beruflichen Gründen nicht mehr möglich, und ich versuchte, mich mit Kraftsport zu trösten bzw. fit zu halten. Dies hat sich im Laufe der Jahre zu einer grossen Leidenschaft entwickelt und führte dazu, dass ich mich zusätzlich zum Fitnessinstruktor ausbilden liess, um mehr über Technik und Anatomie zu lernen. Mittlerweile betreibe ich seit 5 Jahren sehr aktiv Kraftsport und trainiere 4-5 mal pro Woche.

Wir sind auf Take Away spezialisiert und bieten gesunde und reichhaltige vegane Menus an, verpackt in kompostierbares Geschirr. Zusätzlich ist unser Lokal auch eine Juice- und Coffeebar. Unser Wissen in den Bereichen Fitness und vegane Ernährung geben wir auf Wunsch gerne an unsere Gäste weiter. Bei uns schmeckt es nicht nur, man lernt auch noch was!

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*Bewegung aus der Hardcore Punk-Szene, deren AnhängerInnen weder Alkohol noch sonstige Drogen konsumieren.


R ES TA U R A N T R O OT S LI N T H E SCH E R GA SS 8 00 1 Z Ü R ICH W W W.R OOT SA N DF

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RI EN DS .COM

HERMANN DILL IM NETZ:

WWW.FACEBOOK.COM/ HERRMANNDILL

Führen zusammen das vegane Restaurant „roots”: Frédéric Brunner, Hermann Dill und Mattias Winiger.

EXKLUSIV FÜR VLOWERS-LESERINNEN UND -LESER 60-minütiges Workout mit Hermann Dill am Samstag, 19. September um 11 Uhr im Wipkingerpark in Zürich. Anmeldung unter info@vlowers.ch. Preis: 15.- inkl. Smoothie.

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NÄHRSTOFFPORTRAIT

KALZIUM TEXT: VALENTIN SALZGEBER, UNTERASSISTENZARZT, MITARBEITER VEGANE GESELLSCHAFT SCHWEIZ

Kalzium sorgt für starke Knochen. Eine ausreichende Versorgung mit dem Mineralstoff ist daher von Kindesbeinen an von zentraler Bedeutung - und funktioniert auch mit einer gut geplanten veganen Ernährung.

ALLGEMEINES

BEDARF UND VORKOMMEN

Kalzium ist ein wichtiger Mineralstoff für den Knochenstoffwechsel und kommt aufgrund seiner guten Löslichkeit oft in Flüssigkeiten vor. Damit der menschliche Körper Kalzium optimal aufnehmen kann, ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D notwendig. Dieses erhalten wir im Sommer idealerweise über die Sonne, spätestens im Winter sind jedoch zusätzliche Vitaminpräparate sehr empfehlenswert. Vegane Vitamin D-Präparate sind beispielsweise in Online-Shops oder veganen Läden erhältlich und sind eine gute Investition für die sonnenärmere Jahreszeit.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Kalzium-Zufuhr von 1000mg, Kindern 1200mg. Momentan deckt die Schweizer Bevölkerung den grössten Anteil ihres Kalziumbedarfs mit Kuhmilch. Pflanzliche Nahrungsmittel tragen jedoch ebenfalls zur Deckung des Bedarfs bei. Um die empfohlene Zufuhr zu erreichen, sind bei einer veganen Ernährung mit Kalzium angereicherte Nahrungsmittel sinnvoll. Hafer- oder Sojamilch beispielsweise enthalten angereichert oft gleich viel Kalzium wie Kuhmilch, und manche Mineralwasser weisen einen Kalziumgehalt von bis zu 500mg pro Liter auf (siehe jeweils Etikette). Zudem liefern auch grüne Blattgemüse, Nüsse und Soja nennenswerte Mengen an Kalzium. Interessant: Entgegen der vom BAG empfohlenen Tagesdosis von 1000mg kommt eine grosse Studie aus England zum Schluss, dass erwachsene VeganerInnen erst ein erhöhtes Frakturrisiko haben, wenn sie weniger als 525mg Kalzium pro Tag zu sich nehmen.

FUNKTION Die Hauptaufgabe des Kalziums besteht darin, unseren Knochen Stabilität zu verleihen, damit diese sowohl bei alltäglichen Bewegungen und sportlichen Aktivitäten, insbesondere aber auch bei Stürzen oder Unfällen möglichst stark und widerstandsfähig sind. Umgekehrt kann daher eine zu geringe Kalziumzufuhr die Gefahr von Knochenbrüchen erhöhen. Im Lauf des Lebens nimmt die Knochensubstanz zunehmend ab. Dabei wird Kalzium aus unseren Knochen abgetragen. Um diesem Vorgang entgegen zu wirken, ist insbesondere in der Kindheit der Aufbau des Kalziumvorrates wichtig, um auch im Alter noch ausreichend mit dem Mineralstoff versorgt zu sein.

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FAZIT Eine optimale Kalziumversorgung ist auch mit einer veganen Ernährung möglich. Zu beachten sind dabei der Vitamin D-Spiegel, der für eine optimale Aufnahme im Körper sorgt, sowie die Kalziumaufnahme selbst. Beidem sollte nicht erst im Erwachsenenleben, sondern bereits in der Kindheit die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt werden.


BEISPIELE KALZIUMGEHALTE Die effizientesten Lieferanten für die tägliche Versorgung sind kalziumreiche Mineralwasser sowie mit Kalzium angereicherte Pflanzenmilch. So enthalten 3dl Pflanzenmilch bis 360mg Kalzium (mit Caotina Noir 410mg!), ein Liter kalziumreiches Mineralwasser bis 500mg. Sesamsamen: 98mg / 10g Caotina Noir: 50mg / 20g Mandeln: 45mg / 20g Angereicherte Pflanzenmilch: 120mg / 100g Kuhmilch: 120mg / 100g Tofu: 105mg / 100g Weiss/Rotkohl, roh: 55mg / 100g Sojamilch: 40mg / 100g Fenchel roh: 37mg / 100g Mineralwasser: 10-50mg / 100g

KABISSALAT MIT PFIRSICH-BASILIKUM- DRESSING Rohkost-Powerrezept von Hermann Dill (siehe Interview S. 10/11) mit vielen Vitaminen und Kalzium. Zutaten: Rot- und Weisskohl Rüebli Fenchel Pfirsich Limette Olivenöl, Salz, Pfeffer Basilikum Rucola Sesam hell und dunkel Kresse Zubereitung: Kohl, Rüebli und Fenchel in feine Streifen schneiden. Rucola dazugeben. Pfirsich entkernen und mit Limettensaft, Olivenöl, Salz und Pfeffer mixen. Basilikum hacken und zum Dressing hinzufügen. Alle Zutaten vermengen, mit Sesam und Kresse garnieren.

Illustration: Carolina Flores

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NEWS & TIPPS

ELLE’N’BELLE WAS GIBT’S WO? BERN

NEUER SHOP Nach der Zürcher Filiale hat „Eva’s Apples” nun auch für die BernerInnen einen Laden eröffnet, und zwar mitten in der Altstadt. Ein Highlight sind dabei die selbstgemachten Currymischungen einer Mitarbeiterin. Bis Ende August läuft zudem eine Crowdfunding-Kampagne zwecks Anschubfinanzierung der Berner Filiale. www.evas-apples.ch

ZÜRICH

BURGER LIEBE Im September eröffnet das „I love veggie Burger“Restaurant im Zürcher Kreis 5 seine Tore. Die rein vegane Kette aus Österreich wagt damit den Markteintritt in die Schweiz. Im Sortiment sind Burger, Hotdogs, Wraps und Salate sowie Kaffee, süsses Gebäck und Smoothies. www.facebook.com/ILoveVeggieBurger.ch

ZÜRICH

VERDURO Bei schönem Wetter bietet das Verduro-Team auf dem Kiesplatz des Kanzleiareals frische Salate, Baked Potatoes, Halloumi Sandwiches, Desserts, Smoothies und Säfte an - alles bio, fast alles vegan. Und im Winter werden Geschäfte, Cafés und Bars mit köstlicher Suppe beliefert, und zwar per Velo! www.facebook.com/verduro.food www.suppenundpedale.ch

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BREMGARTEN

LIMALIMÓN Vantastisch vegan und vegetarisch geniessen – das kann man im wunderschönen Restaurant Limalimón, das die Gaumen seiner Gäste auf eine internationale Kulinarik-Reise entführen möchte. Montag, Dienstag und Mittwoch mit Mittagsbuffet, am Samstag gib’s Brunch. DER neue Treffpunkt in Bremgarten! www.limalimon.ch

BERLIN

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BIERGARTEN THE SACRED & WILDER HASE VEGELATERIA Döner, Brezeln mit Dips, leckere Kuchen und vieles mehr: Im Mai dieses Jahres wurde in Berlin Friedrichshain der erste vegane Biergarten Deutschlands eröffnet. Der „Wilde Hase im Nirgendwo” lädt ein zum Schlemmen, Geniessen und Chillen - bei schönem Wetter von Freitag bis Sonntag, jeweils ab 15 Uhr bis Open End.

Die bereits bekannte „Vegelateria“ wird diesen Sommer umgebaut, und das dazugehörende Restaurant erhält einen eigenen Namen: The Sacred steht für gesundes, schmackhaftes Essen in ruhiger und angenehmer Atmosphäre. Ideal auch für Rohkostfans. Die Vegelateria führt weiterhin ihre feinen Glacés. Alles vegan und bio.

www.facebook.com/wilderhase

www.vegelateria.ch

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TIERE, UMWELT UND LEBENS(T)RÄUME

VEGANER LANDBAU Das Betreiben eines landwirtschaftlichen Betriebes ohne Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe oder Hühner – kann das funktionieren? Lässt sich der vielbesagte „natürliche Kreislauf“ auch ohne den Einbezug von Tieren schliessen? Und wie sieht die Situation bezogen auf die Schweiz aus? Wir haben bei den Profis nachgefragt.

Die Aussagen der untenstehenden ExpertInnen haben wir auf den folgenden Seiten aufbereitet: 1. Der Biohof Jann Krättli und Nadia Ruchti bewirtschaften seit 2011 den bioveganen Hof Tannacker bei Fribourg. Sie bauen Gemüse, Kräuter, Beeren und Obst an und verkaufen ihre Produkte auf dem Markt. Jann Krättli ist Vollzeit auf dem Hof beschäftigt, Nadia Ruchti Teilzeit. Die Beweggründe der beiden für eine vegaane Landwirtschaft sind vor allem tierethischer Natur. www.biohof-tannacker.ch PS. Jann und Nadia suchen noch Verstärkung für ihren 3ha-Betrieb – falls du LandwirtIn oder GärtnerIn bist und Lust hast zum Arbeiten und Wohnen im kleinen Kollektiv, melde dich doch bei ihnen. 2. Der Landwirt Aus persönlichen Gründen bleibt dieser Schweizer Landwirt hier anonym – nicht minder interessant sind deswegen jedoch seine Absichten: zusammen mit seiner Frau ist er dabei, seinen ursprünglich konventionellen Betrieb mit Tierhaltung schrittweise auf

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eine biovegane Landwirtschaft umzustellen. Dies vor allem aus tierethischen Gründen, jedoch auch der Umwelt zuliebe. Er sagt: „Man wird als Halter von sogenannten Nutztieren fast täglich mit dem Leid der Tiere konfrontiert. Nach reiflicher Überlegung wagen wir nun den Schritt zur bioveganen Landwirtschaft. Wir haben zwar keine Garantie, dass unser Vorhaben gelingt, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ 3. Der Philosoph und Aktivist Sebastian Leugger hat an der Uni Bern in Philosophie doktoriert, ist bei der Organisation „Tier im Fokus“ aktiv und arbeitet am Aufbau einer veganen Weltkarte (siehe www.veganaut.net). Er besitzt ein Wirtepatent und war mit dem Projekt Habakuk zweieinhalb Jahre in der veganen Gastronomie tätig. Als Tierrechts-Aktivist kam er zum Schluss, dass er sich nicht aufrichtig für den Veganismus einsetzen könne, ohne zu wissen, ob und wie Landwirtschaft ohne Tierhaltung funktioniert. Seit 2010 beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema, führte viele Gespräche mit Fachpersonen und hat sich mittlerweile ein grosses Know-How angeeignet. Er war auch schon Gastdozent an der HAFL (Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften) in Zollikofen.


„Um den Kreislauf wirklich zu schliessen, müsste man die menschlichen Dünger wieder auf die Felder zurückführen.“ – Zukünftiger bioveganer Landwirt

Düngen ohne Kuh Beim Wort Düngen denken die meisten Menschen wohl an Gülle, also Kuhdung. Doch Düngen geht genauso gut auch ohne tierliche Exkremente. Beim Düngen gehe es in erster Linie darum, dem Boden die Nährstoffe zurückzugeben, die man ihm zuvor in Form des Erntegutes entzogen habe - ob diese Nährstoffe in pflanzlicher oder tierlicher Form eingesetzt würden, sei zweitrangig, so Jann Krättli vom Biohof Tannacker. Zum veganen Düngen eignen sich unter anderem Pflanzenkompost, das Mulchen zum Beispiel mit Gras, der Einsatz stickstoffbindender Pflanzen wie Bohnen und Klee, oder auch Holzhäcksel. Kompost kann dabei beispielsweise vor der Kultur in den Boden eingearbeitet, eine Mulchschicht aus Gras oder anderem pflanzlichen Material auch während der Kultur als Bodendeckung ausgebracht werden. Darüber hinaus wäre theoretisch auch die Verwendung menschlicher Dünger möglich. Dazu bräuchten wir aber in den Wohnhäusern andere Einrichtungen, als man sie heute verwendet. Und auch Kunstdünger sind im Normalfall vegan, jedoch auf Dauer aus ökologischer Sicht wohl nicht ideal, denkt man z.B. an die Bodenlebewesen oder das Grundwasser. Ausserdem verbraucht ihre Herstellung viel Energie. Zur Frage der Effizienz des veganen Düngens sagt Jann Krättli weiter: „Einen Nachteil haben pflanzliche Dünger gegenüber tierlichen nicht, jedoch sind natürliche Dünger (pflanzliche oder tierliche) weniger stark wirksam als Kunstdünger.“ Auch unter den pflanzlichen Düngern gibt es Unterschiede. So geben frische Dünger wie junger Grasschnitt schneller Nährstoffe an den Boden ab als etwa verrotteter Kompost oder Mist, letztere tragen dafür mehr zu einem fruchtbaren Boden bei. Kreislauf nur mit Tieren? Dem immer wiederkehrenden Argument, Nährstoffkreisläufe liessen sich nur mit sogenannten Nutztieren schliessen, widersprechen die Profis klar: Nährstoffkreisläufe könnten auch ohne Nutztiere ge-

schlossen werden, schliesslich würden die Kreisläufe ja in der Natur, zum Beispiel im Wald oder in der Steppe, wo keine Landwirtschaft betrieben würde, ebenfalls funktionieren. Zwingend notwendig seien, zumindest für den Bio-Landbau, jedoch Nützlinge wie Würmer, Insekten oder Vögel, unabhängig davon, ob eine vegane oder nichtvegane Landwirtschaft betrieben würde. Der zukünftige vegane Landwirt ergänzt: „Bei der Tierhaltung werden Nährstoffe in Form von Milch, Eiern und Fleisch weggeführt. Um den Kreislauf wirklich zu schliessen, müsste man die menschlichen Dünger wieder auf die Felder zurückführen - und dazu braucht es keine Tierhaltung als Zwischenstation.“ Vegan & Bio Vegan und Bio wird oft in einem Atemzug genannt. Für viele VeganerInnen ist es selbstverständlich, beim Einkauf auch auf biologisch produzierte Produkte zu achten. Wie sieht das aber in Bezug auf eine vegane Landwirtschaft aus? Tatsache ist, dass ein pflanzlicher Landbau auch konventionell betrieben werden könnte, denn wie bereits erwähnt sind Kunstdünger meist vegan. Für vegan produzierende Bäuerinnen und Landwirte jedoch, die sich gemäss dem ursprünglichen Grundsatz der veganen Bewegung bemühen „möglichst wenig Leid und Schaden an Mensch, Tier und Umwelt anzurichten“, ergibt sich eine biovegane Landwirtschaft wohl als logische Konsequenz. Gesunder Boden Alles Gute kommt von unten. Nur ein gesunder Boden gibt dauerhaft Erträge. Statt auf Chemie und Monokulturen setzt man in der bioveganen Landwirtschaft auf ausgeklügelte Permakultur mit geeigneten Fruchtfolgen. Dies bedeutet Wellness für den Boden. Was es zu vermeiden gilt, sind Bodenverdichtungen. Die Konsistenz des Bodens sollte eher locker sein – schliesslich müssen auch Regenwürmer

„Die aktuelle Aufteilung der Landwirtschaftsfläche der Schweiz fusst nicht auf dem Anspruch einer möglichst flächeneffizienten Produktion von Nahrungsmitteln, sondern ist geprägt von einer Überbewertung der Tierhaltung und tierlicher Lebensmittel.“ – Jann Krättli, Biohof Tannacker

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Die Grafik zeigt: Der Anbau von tierlichen Lebensmitteln benötigt gegenüber pflanzlichen deutlich mehr Landfläche.

und Konsorte ihre Arbeit verrichten können! Der vegane Landwirt in spe spricht sich zudem für die Ernte von Hand aus gegenüber der maschinellen. Das höre sich vielleicht erst mal eher unrealistisch an, aber dass „alles immer möglichst schnell gehen” müsse, sei für ihn ein Denkfehler der heutigen Mentalität der Gewinnmaximierung. Situation Schweiz Die Schweiz ist ein relativ gebirgiges Land. KritikerInnen veganer Landwirtschaft betonen, dass aus diesem Grund die Nutzungsmöglichkeiten der Schweizer Agrarflächen nicht ausreichend wären für eine hauptsächlich pflanzliche Bewirtschaftung. Der Landwirt sieht das anders: „Fast alle Weideflächen eignen sich auch für reinen Pflanzenbau. Heidelbeeren beispielsweise gedeihen bis auf 2350 Meter über Meer mit guten Erträgen.“ Er gibt zu bedenken, dass wir heute in der Schweiz eine Eigenversorgung von nur rund 50% hätten, im Ausland also nochmals die Fläche einer zweiten Schweiz nutzen würden. Dies sei vor allem der Tierhaltung geschuldet, weil über den Umweg Tier ein Vielfaches an Kalorien verloren gehe. Eine biovegane Schweiz hätte seiner Einschätzung nach eine Eigenversorgung von 150%, sodass sogar noch ein Export an Nahrungsmitteln möglich wäre. Mühsam zu bewirtschaftende Steilhänge hingegen würde er tendenziell verwalden lassen, um sie gegen das Abrutschen und vor Lawinen

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zu schützen. Ähnlich sieht es Jann Krättli vom Biohof Tannacker: „Die aktuelle Aufteilung der Landwirtschaftsfläche der Schweiz fusst nicht auf dem Anspruch einer möglichst flächeneffizienten Produktion von Nahrungsmitteln, sondern ist geprägt von einer Überbewertung der Tierhaltung und tierlicher Lebensmittel.“ In der Schweiz werden auch im Mittelland, wo Ackerbau betrieben werden könnte, viele Tiere gehalten. Mit diesem Ackerbau könnte auf der gleichen Fläche ein Vielfaches an Nahrung für den Menschen produziert werden. Hinzu kommt, dass auf der Hälfte der aktuellen Ackerfläche Tiernahrung in Form von Futtergetreide und Mais angebaut wird. Jann Krättli sagt dazu: „In einer Schweiz der möglichst flächeneffizienten Lebensmittel-Produktion fiele der Anteil tierlicher Produkte auf alle Fälle deutlich kleiner aus.“ Weltweit stünden uns im Vergleich mit der Schweiz viermal mehr Ackerfläche pro Kopf zur Verfügung, so der Philosoph und Aktivist Sebastian Leugger. Es mache also nur beschränkt Sinn, die Schweiz ausschliesslich mit Schweizer Ackerboden ernähren zu wollen. Dies sei fast schon, als wollte man die Stadt Zürich nur mit den Erträgen der städtischen Schrebergärten versorgen. Entscheidend sei die Tatsache, dass „weltweit mehr als genug Ackerland vorhanden ist, um uns alle vegan zu ernähren.“


Umstellung: Risiko und Chance Vegane Landwirtschaftbetriebe sind momentan in der Schweiz (und im Ausland) noch eine Ausnahmeerscheinung. Eine Umstellung von Viehwirtschaft auf einen reinen Gemüse- oder Ackerbaubetrieb bedeutet natürlich – wie grundsätzlich jede Umstellung – Risiko und Aufwand für den jeweiligen Betrieb. So müssen möglicherweise neue AbnehmerInnen für Produkte gefunden, ein neuer Kundenstamm aufgebaut, der Betrieb personell und organisatorisch umstrukturiert, eventuell neue Gerätschaften angeschafft werden usw. Und wie sieht es aus bezüglich der Direktzahlungen, die der Bund an die Schweizer Landwirtschaftsbetriebe leistet? Dazu Jann Krättli vom Biohof Tannacker: „Die Höhe der Beträge für tierlose Betriebe sind ungefähr vergleichbar mit denen von TierhalterInnen. Insgesamt ist die Einkommenssituation auf Betrieben ohne Tiere oft gar besser als auf Betrieben mit Tierhaltung.“ Aus diesem Grund sieht Jann Krättli generell auch keine ökonomischen Hindernisse für eine Umstellung auf eine vegane Landwirtschaft - vielmehr würden „viele LandwirtInnen einfach noch an der Tierhaltung festhalten, obwohl es ja beispielsweise in der Milchwirtschaft nicht mehr viel zu verdienen gibt.” Potential Zum Schluss fragten wir die ExpertInnen, wie sie das Potential der veganen Landwirtschaft einschätzten. Sebastian Leugger beurteilt dieses wie folgt: „Als VeganerInnen beteiligen wir uns im Moment an einer Art Simulation. Diese Simulation zeigt, dass wir mit unserer Ernährung einen viel geringeren ökologischen Fussabdruck haben könnten als dies jetzt durchschnittlich der Fall ist. Tatsächlich wird der Fussabdruck aber erst kleiner, wenn vegan sowohl beim Konsum als auch in der Produktion zum Massenphänomen wird. Das Potential ist enorm: Die Mobilität und das Wohnen sind für je 20% unseres Treibhausgasaustosses verantwortlich, die Ernährung schlägt dagegen mit 30% zu Buche. Diese 30% können wir halbieren, wenn wir auf vegan umstellen.“

gegenüber Ansätzen, die die Welt über den Konsum verändern wollen, geht aber davon aus, dass wenn breite Gesellschaftsschichten ihre Ernährungsweise in Richtung pflanzliche Ernährung umstellen und die Rohstoffe dazu lokal beziehen würden, dies wohl am ehesten zu einem Rückgang der Tierhaltung beitrüge. Allerdings befürchtet er, dass sich eine solche Änderung kaum einstellen könne, wenn Kühe und Käse weiterhin derart omnipräsente Inbegriffe des Schweizerischen darstellten. Sonnenklar sieht das Potential hingegen der Landwirt: „Nichts wird die globale Ernährungssicherheit und eine intakte Ökologie mehr sichern als der biovegane Landbau. Dieser benötigt weniger Fläche als eine nutztierbasierte Landwirtschaft sowie keinen Kunstdünger. Es werden insgesamt deutlich weniger Ressourcen verbraucht. Auch ökonomisch sehe ich Vorteile, vor allem wenn man Langzeitauswirkungen berücksichtigt. Machen wir so weiter wie bisher, kommt dies unsere Nachfahren teuer zu stehen. Heute werden leider fast nur die kurzfristigen Kosten berücksichtigt und die langfristigen ausser Acht gelassen. Die Zukunft ist vegan und biologisch!“

Herzlichen Dank vom Vlowers-Team für diese interessanten Antworten und Einsichten!

Link zum Weiterlesen Biologisch-veganes Netzwerk für Landwirtschaft und Gartenbau: www.biovegan.org

Jann Krättli vom Biohof Tannacker ist zwar skeptisch

„Weltweit ist mehr als genug Ackerland vorhanden, um uns alle vegan zu ernähren.“ – Sebastian Leugger, Philosoph und Aktivist

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TÄTOWIERER

MAURIZIO FERACO

Text: Tanja Kummer, Schriftstellerin, www.tanjakummer.ch

Maurizio „Mauri” Feraco sitzt auf der Fensterbank vor dem Piercing- und Tattoo-Studio „rue de l’est” in Winterthur und spielt Gitarre. Er ist 77er, Sohn einer Griechin und eines Italieners und tätowiert vegan. Und darum bin ich hier: Die Eidechse hinter meinem Ohr war nie präzise, ich wünsche mir ein Cover-Up in Form einer Blüte. Wir gehen ins Studio, es ist hell, Glastische und Vitrinen glänzen. Mauri sagt Nein zum Cover-Up: „Das geht nicht, die Tätowierung ist zu nahe am Ohr. Leb damit.” Er ist so klar. Ein Überzeugender und Überzeugter. Er will Musik machen, Yoga üben und den Berliner Marathon rennen. Was er nicht will: „Das alles”, sagt er und lässt die Hand kreisen. Er meint nicht das Studio, sondern die Gesellschaft, die ständige Kommunikation, er hätte gern ein Häuschen in Griechenland. Aufgewachsen in Bülach hat Mauri immer plus minus im Raum Zürich gewohnt, eine Lehre als Lithograph gemacht, für die Werbung Bilder bearbeitet „und auch magersüchtigen Models den Flaum von den Armen retouchiert, damit ihre Haut gesund aussieht.” Dieser Brotjob finanzierte das Tätowierenlernen. Etwas auf die Haut malen! Das hat ihn als Kind angesprungen und nicht mehr losgelassen. Ein Freund hat ihm eine Maschine geschenkt und Mauri hat auf Bananen geübt. „Wenn du zu tief stichst, kannst du die Banane nicht mehr essen, wenn du nicht tief genug bist, hält die Farbe nicht.” Dann tätowierte er sich selber, später die Kollegen, gegen Bier und Essen. Seit 2013 ist Mauri selbständig.

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Seit er vor vier Jahren „Earthlings” gesehen hat, lebt er vegan. Und tätowiert mit veganen Farben: „Ich bringe die Farben von Electric Ink am besten unter die Haut.” Im deutschen „TätowierMagazin” vom April 2014 findet sich ein Sonderteil zum veganen Tätowieren. Die Farbe ist darin ein Thema: Als Antiabsetzmittel, das die Pigmente in der Lösung in Schwebe halten soll, wird teilweise Gelatine verwendet. Oder bei der schwarzen Farbe, die man aus dem Russ unvollständiger Verbrennung herstellt, können Knochen die Ausgangsbasis sein. Aber das Rundum ist auch wichtig: Desinfektionsmittel, Rasierschaum, die Créme zur Pflege des neuen Tattoos - wer vegan tätowiert, muss auf alles achten. Mauri tätowiert in fast allen Stilen, nur für den realistischen Stil hält er sich nicht gut genug. Wenn er selber andere Künstler ausprobiert, ist die vegane Farbe zweitrangig. „Ich sage keinem, dass ich seine Kunst unter diesen Umständen nicht auf der Haut will. Ich bin nicht so besessen.” Das Tattoo, das ihm am meisten bedeutet, bedeckt seine Brust: Es ist Selene, die Mondgöttin, sie hält sein Herz in der Hand. Der Mond, seine Kraft, die astrologische Bedeutung,

R U E D E L’ E ST OB ER TO R 40 84 00 WI NT ER TH UR TE L. 05 2 21 3 01 01 WW W. RU ED EL ES T. CH

das interessiert Mauri. Bald stehen Weiterbildungen in Naturheilpraktik und Massage an. „Nicht um Geld zu verdienen, sondern um Leuten zu helfen.” Und Mauri ist Hai-Pate, der Hai ist sein Lieblingstier. „Er hat die Dinosaurierzeit überlebt. Er ist perfekt. Wunderschön, elegant und doch furchteinflössend.” Es gebe die Weisheit, dass das Lieblingstier die Eigenschaften besitze, die der passende Partner haben sollte. Ich denke kurz an seiner Haifrau herum, nenne dann mein Lieblingstier, den Seehund. Dann stehen wir auf, Mauri nimmt die Gitarre mit nach draussen, ich gehe Richtung Marktgasse und hinter mir segeln Klänge zum Himmel.

Bilder linke Seite, von oben nach unten: Sanduhr, Feder, Tatookünstler Maurizio Feraco | Bild rechte Seite: Cover-Up Cupcake - aus alt wird neu.

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